Wochenschau Altentreptow 1917 - erlesen und recherchiert aus dem Treptower Tageblatt April-Juni
April
Kalenderwoche 16
Am Gründonnerstag findet in St. Georg Nachmittag 6 Uhr eine Passionsandacht mit anschließender Beichte und Abendmahlfeier statt. Am Karfreitag entfällt der Gottesdienst, weil in Wildberg und Wolkow vertreten muss. Am ersten Osterfeiertag findet wieder Predigtgottesdienst in Treptow statt, darauf Beichte und Abendmahl.
Man muss sich auch in der Kleidung einschränken. Bezugsscheine für Kleidung und Schuhwerk werden nur ausgegeben, wenn ein gewisser Grundbestand nicht mehr vorhanden ist. Für Herren gehören zum Kleidungsgrundbestand ein Werktags- und ein Sonntagsanzug, ein Überzieher oder Umhang, 2 Arbeitskittel, 2 Westen, 2 Arbeitshosen, 3 Arbeitsschürzen, 3 Ober-, drei Unter- und 2 Nachthemden sowie 3 Unterhosen und 4 Paar Strümpfe.
Der Grundbestand für Frauen umfasst: 1 Sonntagskleid, 1 Kleiderrock, 2 Blusen oder Jacken, 3 Schürzen, 6 Taschentücher, 4 Taghemden, 3 Nachthemden oder Nachtjacken, 4 Beinkleider oder Hemdhosen, 3 Unterröcke und 4 Paar Strümpfe.
Wir haben noch einige Parzellen Acker auf dem Fährberg zur Bestellung ohne Entschädigung abzugeben, Personen, die denselben für sich bestellen wollen, müssen sich bis spätestens zum 7. April des Jahres auf der Stadthauptkasse melden. Bevorzugt werden Kriegerfrauen und Stadtarme.
Der patriotische Arbeiterverein hielt am Sonnabendabend im Vereinslokal Bökow seine Generalversammlung ab. Der Vorsitzende eröffnete die Versammlung und erteilte dem Kassierer das Wort zur Erstattung des Jahresberichtes. Da der Stand der Kasse fortgesetzt gut ist, beschloss die Versammlung 500 Mark Kriegsanleihe zu zeichnen. Die Jahresrechnung wurde von den Kameraden Bünger und Engelhard revidiert, als richtig befunden und der Kassierer wurde entlastet.
Die heute festgesetzte Versteigerung im Bahnhofshotel ist auf den 14. Juni verschoben worden.
Gerücht. Es tauchen immer wieder in unserer Stadt Gerüchte von einer Beschlagnahmung der Weinvorräte in Haushalten auf. Eine solche Maßnahme ist zurzeit weder vom Kriegsernährungsamt noch von militärischer Seite in Aussicht genommen. (Autorin: Hannelore Deya)
Kalenderwoche 17
Umständehalber will ich mein Haus und Garten, Kaiserstr. 28, sofort verkaufen. Es können Kaufliebhaber mit mir in Unterhandlung treten. Beitz, Friedrichshof.
Zum Besten erblindeter Krieger soll in nächster Zeit ein bunter, vorwiegend heiterer musikalischer Abend stattfinden unter Leitung von Frl. Margarete Ehlert. Zur Aufführung gelangen Lieder mit Klavierbegleitung, eine der neuen kleinen Hauskomödien von Fischer, Lieder zur Laute und zum Schluss eine komische Oper in 1 Akt von Offenbach, dem Komponisten von „Hoffmanns Erzählungen“.
Goldene Hochzeit. Das seltene Fest der goldenen Hochzeit konnten am letzten Freitag das August Wendt´sche Ehepaar im Kreis ihrer Kinder und Kindeskinder feiern. Herr Superintendent Trommershausen überreichte in einer feierlichen Ansprache ein Gnadengeschenk des Kaisers von 50 Mark. Ebenfalls überraschte Frau von Heyden-Linden-Tützpatz das Ehepaar durch ein ansehnliches Geldgeschenk für 55jährige treue Dienstzeit. Der Jubilar ist auch im Besitz des Verdienst-Kreuzes, dass er vor einigen Jahren für 50jährige treue Dienstzeit erhielt.
Die Aufnahme der schulpflichtigen Kinder erfolgt für beide hiesigen Schulen am Sonnabend von 10-12 Uhr vormittags im Lehrerzimmer der allgemeinen Stadtschule. Die Aufnahmen auswärtiger Schüler, welche die Oberschule besuchen wollen, erfolgen am Montag. Die Zurückstellung eines körperlich oder geistig unreifen Kindes kann nur durch begründeten Antrag der Eltern mit ärztlichem Attest geschehen.
Die Wiese der Schützengilde soll neu verpachtet werden, hierzu steht der Termin am Montag abends 7 Uhr im Schützenhaus an, wozu interessierte Pächter herzlich eingeladen sind.
Briefmarken als Zahlungsmittel bei der Post.
Infolge des Mangels an Kleingeld hat die Reichspostverwaltung die Schalterbeamten angewiesen, ungebrauchte, noch in sauberem Zustand befindliche Briefmarken in beschränkten Mengen in Zahlung zu nehmen.
Wochenrückblick Altentreptow Kalenderwoche 18
Ein städtischer Pächter hatte sich zur Aushilfe und für Tagelohn von der Herberge einen fremden Arbeiter geholt, den er sogleich mitnahm. Nachdem der Fremde sich gütlich getan hatte, begab er sich zur Ruhe. Er stand auch des Morgens früh auf, aber nicht um an die Arbeit zu gehen; er hatte sich einen Sack verschafft, in den er die Betten packte und verschwand damit. Bisher ist es nicht gelungen, die Spur des arbeitsunwilligen Flüchtlings aufzufinden.
Die Sommerzeit begann, wie schon mitgeteilt wurde, heute am Montag, den 16. April, früh 2 Uhr. Von dieser Stunde an wird im ganzen Deutschen Reich die Zeitrechnung um eine Stunde vorgerückt. Die Sommerzeit dauert bis zum 17. September. Mit dem Beginn der Sommerzeit treten Früher- bzw. Späterlegungen von Eisenbahnzügen von Berlin nach Nord- und Mitteldeutschland und umgekehrt in Kraft.
Auf den Dörfern herrscht vielfach Überschuss an Kleingeld, was wiederum in der Stadt fehlt. Deshalb sind die Landbriefträger angewiesen, Kleingeld von der Dorfbevölkerung in Zahlung gegen Quittung zu nehmen oder es sofort in Scheine umzutauschen.
Am Sonnabendnachmittag, Treffpunkt 14 Uhr, veranstaltet der Jünglingsverein der Stadt eine Fußwanderung. Am Abend können die jugendlichen Teilnehmer an einen Vortrag des Pastors Reichard aus Saarbrücken teilnehmen.
Aufgrund des Abdeckereigesetzes und meines Abdecker-Privilegs sind mir sämtliche abgestandenen, d. h. zur Arbeit durch Unfälle, insbesondere Beinbrüche und durch sonstige Krankheiten untauglich gewordenen Pferde abzuliefern, ohne Unterschied ob das Fleisch an sich noch zur menschlichen Nahrung geeignet ist. Ich zahle jedem eine Belohnung bis zu 100 Mark, der mir Personen namhaft macht, die derartige Pferde an Rossschlächter verkaufen oder anderweitig der Ablieferung mich entzogen haben. Otto Markus, kgl. Private Abdeckerei. (Autorin: Hannelore Deya)
Kalenderwoche 19
In Treptow hat sich unter dem Namen „Neuer Bürgerverein“ ein zweiter Bürgerverein der Stadt gegründet. Der Verein will Einfluss auf die kommunalen Angelegenheiten nehmen und auf das Stadtgeschehen mit Vorschlägen, Eingaben, Versammlungen, Zeitungsartikeln etc. einwirken. Für seine Mitglieder errichtet der Verein eine Rechtssprechstunde und eine Bibliothek.
Die Stadt will zur Lieferung im Sommer des Jahres 1500 Zentner Briketts erster Güte kaufen und bittet die Kohlenhändler mitzuteilen, welche Mengen sie zum Weiterverkauf und zu welchen Preisen sie übernehmen können.
Die öffentlichen unentgeltlichen Impfungen finden in diesem Jahr im Rathaussaal für sämtliche Erstimpfungen aus Treptow a. T. und Thalberg mit Glückauf in den nächsten Tagen statt. Die Impfungen für alle im Jahr 1916 geborenen Kinder ist gesetzliche Pflicht; Eltern, Pflegeeltern und Vormünder, die ihre Kinder der Impfung entziehen, können mit einer Geldbuße bis zu 50 Mark bestraft werden.
Eine Schwindlerin wurde gestern hier ertappt, welche eine unvorschriftsmäßige Liste bei sich führte, auf der sie von mehreren Einwohnern Gaben für einen Verein für verwundete Krieger sammelte und zu gleicher Zeit mit Honigpulver handelte. Die Schwindlerin war eine ältere Frau aus Greifswald, wurde aber noch mal auf freien Fuß gesetzt, da sie einen festen Wohnsitz nachweisen konnte.
Kinder aufs Land. Bei dem Ortsausschuss Stettin zur Entsendung Stettiner Kinder haben sich bis jetzt 2500 Kinder gemeldet, die im Sommer auf dem Lande untergebracht sein möchten. Von diesen werden etwa 200 Kinder in unseren Kreis Demmin und die übrigen in den Kreis Kammin versorgt.
Es ist Pflicht eines jeden Landwirtes und Kleinstädters sich für den Winter 1917/18 mit Torf zum Heizen einzudecken. Kohlen müssen ersetzt werden durch Holz und Torf. Gerade Torf hat eine sehr hohe Heizkraft. Besitzer von größeren Mooren und Holzbeständen müssen zur Abgabe an anderen, die keine Bestände haben, bereit sein. (Autorin: Hannelore Deya)
Kalenderwoche 20
Die Sommerzeit und die Schule. Ein Erlass des Unterrichtsministers ordnet an, dass die Zeit für den Beginn des Schulunterrichts nach den örtlichen Verhältnissen geregelt werden soll. Es bleibt also den Schulvorständen überlassen, ob der Unterricht während der Sommerzeit um 7 oder um 8 Uhr beginnt.
Aus Anlass von häufig vorkommenden Unfällen auf Bahnüberwegen, die bis jetzt fast ausschließlich durch Unachtsamkeit der Geschirrführer herbeigeführt worden sind, werden die Wagenführer zu noch größerer Vorsicht verpflichtet. Die Geschirrführer haben die Verpflichtung, bei Annäherung an die Bahn entsprechende Umschau zu halten und dabei auf herankommende Züge und auf hörbare Signale - Läuten und Pfeifen - zu achten und die Fuhrwerke an den dafür vorgeschriebenen Stellen anzuhalten.
Trotz des strengen Winters haben sich die Hamster in unserer Stadt so vermehrt, dass die Feld- und Gartenbesitzer zur Vernichtung aufgefordert sind. Mittel dazu sind Ausgraben, Ausgießen der Löcher mit Wasser (noch besser mit Mistjauche) und Gift legen. Zum Letzten ist aber die polizeiliche Erlaubnis erforderlich. Auch dann darf das Gift nicht frei auf die Erde ausgelegt werden, sondern es muss in den Bau gebracht werden.
In der Volksschule kommen in letzter Zeit neue Systeme von Schulbänken zur Verwendung, die vielleicht Vorzüge besitzen; die Sitze sind jedoch so schmal, dass die Kinder genau hintereinander sitzen müssen. Die hinten Sitzenden müssen deshalb, wenn sie an die Tafel sehen wollen, fortwährend mit krummen Rücken (nach rechts oder links gebogen) sitzen, um an den Köpfen der anderen vorbei zusehen. Auch dürften dieselben in der Größe besser angepasst sein, die größeren Kinder bringen die Beine die Beine nicht unter das Bücherbrett, strecken dieselben nach vorne, wo ihnen der Vordermann bei raschem Aufstehen seinen Klapptisch auf die Schienbeine schlägt.
Das gestrige Streichkonzert im Bahnhofshotel, ausgeführt von Mitgliedern des Trompetenkorps der Demminer Ulanen unter Leitung des Obermusikmeisters Stimming, hatte einen guten Besuch aufzuweisen. Besonders reichen Beifall erntete der Cellist Lübbe mit dem Cello-Solo „Frühlingserwachen“. Zu rügen wäre aber das laute Geschwätz einiger Konzertbesucher, das den Genuss der Musikliebhaber störte.
Seit 30. April werden auf folgenden Straßen Neuschüttungs- und Dampfwalzarbeiten durchgeführt: Treptow-Siedenbollentin (bis zur Feldmark Grapzow) und Demmin-Burow-Treptow (bis zu den Feldmarken Glatzow bzw. Friedenthal). Die Arbeiten dauern etwa 2 Wochen. Die Straßen sind an diesen Stellen mit Vorsicht zu befahren. Eine Beleuchtung der Strecken während der Bauzeit und während der Dunkelheit ist nicht möglich.
Das Vereinslazarett in Treptow wird aufgelöst und deshalb bittet der Vaterländische Frauenverein alle, die noch Sachen haben, dieselben im Laufe der Woche vormittags von 10 bis 12 Uhr abzuholen. Am Nachmittag ist wegen Verhinderung keine Ausgabe möglich.
Ein Zeppelin-Kreuzer überflog heute Nachmittag im stolzen, majestätischen Flug und in geringer Höhe von Südwesten kommend unsere Stadt. Das ungewöhnliche Ereignis lockte zahlreiche Schaulustige auf die Straßen. (Autorin: Hannelore Deya)
Kalenderwoche 21
Der Bienenzuchtverein Treptow hält am kommenden Sonntag, nachmittags 2 Uhr bei Jonscher eine Frühjahrsversammlung ab. Auf der Tagesordnung stehen unter anderem: Rechnungslegung, Jahresbericht, Auswinterung und die Zahlung der Beiträge zur Haftpflichtversicherung. Der Vorstand bittet um eine rege Teilnahme.
Beim Treptow-Demminer landwirtschaftlichen Ein- und Verkaufsverein beginnt man jetzt mit dem Heupressen und es werden mehrere Frauen als Arbeitskräfte gesucht. Anlieferungen zum Heupressen sind nur nach telefonischer Anfrage möglich.
Die Gutsverwaltung Gültz verpachtet am kommenden Donnerstag, 10 Uhr vormittags im Krug zu Gültz mehrere Wiesenstücke auf der Feldmark von Gültz. Private Interessenten melden sich bitte zum anberaumten Termin.
Die Ernte des Spargels, des beliebten Frühjahrsgemüses, wird voraussichtlich erst Ende nächster Woche beginnen, während sonst der erste Spargel schon im letzten Drittel des Monats April gestochen werden konnte. Die Kälte hat auch das Wachstum dieser Pflanze erheblich zurückgehalten.
Es sei der Hinweis gegeben, dass frischer Spargel nicht ins Wasser gehört, wie es leider manche Leute immer noch zu tun pflegen, weil er dadurch an Kraft und Nährwert verliert. Allein das Wasser zieht den Spargel aus. Jede erfahrene Hausfrau weiß, dass man überhaupt alle zarten Gemüse nicht länger im Wasser liegen lassen soll, als zum Waschen nötig. Man bewahre den Spargel im Keller oder überhaupt an einem trockenen Ort und decke ihn zu.
Die drei gestrengen Herren. Gefürchtet sind seit alters her wegen Nachtfrostgefahr die drei Tage des 11., 12. und 13. Mai, deren Heilige: Mamertus, Pankreatius und Servatius nennt man deshalb im Volksmund Eisheilige, Eismänner oder die gestrengen Herren. Dann rette man, was durch Bestreuen und Abdecken an jungen Pflanzen im Gartenland zu retten ist. Will sich der Gärtner oder Landmann einige Gewissheit verschaffen, ob in der bevorstehenden Nacht Frost zu erwarten ist, so benutze er ein Thermometer, dessen Kugel mit dauernd feucht gehaltener Gaze umwickelt ist. Ein an die Gaze genähter kurzer Wollfaden saugt das Wasser aus einem darunter angebrachten Gefäß ab. Zeigt dieses Feuchtigkeitsthermometer am Tage weniger als 4 Grad, so steht nachts mit großer Wahrscheinlichkeit Frost bevor. Dann hilft nur Abdecken. (Autorin: Hannelore Deya)
Kalenderwoche 22
Zwei 14 Jahre alte Jungen von hier, Richard U. und Hermann M., waren geständig, gegen Weihnachten vorigen Jahres einem Händler von dessen Boden altes Eisen, das sie für 1 Mark wiederverkauften, gestohlen zu haben. Einer der beiden Jungen, nämlich U., hat demselben Händler noch um diese Zeit 1 Paket mit Wäsche gestohlen. Er wurde zu 2 Wochen und 1Tag Gefängnis, M. zu 3 Tagen Gefängnis von der Strafkammer zu Greifswald verurteilt.
Stadtverordnetenversammlung. Anwesend waren 15 Stadtverordnete. Am Magistratstisch Beigeordneter Justizrat Joseph und die Ratsmänner Schultz und Krause. Der Vorsitzende Sanitätsrat Dr. Thümmel eröffnete die Versammlung.
Zur Verpachtung des Stech´schen Gartens, der 66 Mark Pacht einbringt, erteilte die Versammlung den Zuschlag. Die Gebühren für Grabbereitungen auf dem hiesigen Friedhof werden auf Antrag der Friedhofsgärtnerei wegen Erhöhung des Tagelohns und Verteuerung des Materials zur Grabbereitung um 50 Prozent erhöht, jedoch auf Widerruf.
Die letzte Stadtverordnetenversammlung bewilligte aufgrund der Änderungen im Lehrkörper der Ober- und Unterschule, gemäß Antrag der Schuldeputation, eine Unterrichtshilfe für Herrn und Frau Superintendenten Trommershausen und Herrn Pastor Wetzel bis auf Weiteres.
Ebenfalls wurden bestätigt 150 Mark Betrag für einen Stützapparat, für ein hiesiges Krüppelkind, der Apparat soll 250 Mark kosten, die restlichen 100 Mark zahlt der Vaterländische Frauenverein, dass sich im Krüppelheim Bethesda-Stettin befindet.
Die Verpachtung des so genannten Bürgermeistergartens an den Bürgermeister Schubert wird genehmigt, ebenso die Gehaltsregulierung zweier städtischer Beamten. Die Versammlung nahm Kenntnis davon, dass der Stadtsekretär Schultz seine Tätigkeit als Amtsanwalt niedergelegt hat.
Die Kirchen erhielten Geschenke. An Geschenken wurden überwiesen der Kirche zu Wildberg, Diözese Treptow a. Toll, von dem verstorbenen Rentier Wasmund letztwillig 600 Mark mit der Auflage der Grabpflege; der Kirche zu Daberkow, Diözese Treptow a. Toll, von Fräulein Lisa Knust eine weiße gestrickte Altardecke.
Marktbericht. Der Markt war mit allen Artikeln gut beschickt. Eier und Butter fanden wie gewöhnlich rapiden Absatz, Fische hinterließen Überstand. Der Ferkelhandel war sehr rege und wurden fast sämtliche Exemplare abgesetzt, trotzdem die Anfuhr sehr bedeutend war. Pölke hinterließen Überstand. Für Hechte wurde das Pfund 80 Pfennig, Barsche Pfund 60 Pfennig gezahlt.
Bei Waldpartien ist jetzt doppelte Vorsicht zu empfehlen, da die Kreuzottern in diesem Frühjahr sehr zahlreich vorkommen. Kreuzotternbisse können zum Tode führen. Nach einem Biss sollte die Stelle oberhalb abgebunden und sofort der Arzt aufgesucht werden. Barfuß gehende Kinder sollten nur die breiten Waldwege benutzen.
Feuer in Breest. Bei dem vorgestern Abend in unserer Gegend herrschenden, starken Gewitter, zündete der Blitz die Scheune und den Viehstall des Schmiedemeisters J. Ullrich in Breest, welche bis auf die Umfassungsmauern niederbrannten. Dem tüchtigen Eingreifen der Breester und Bartower Wehr ist es zu verdanken, dass das Wohnhaus und der Stall gerettet werden konnten.
Der hunderttausendste Sonntag. In diesem Jahr fällt der hunderttausendste Sonntag seit Beginn der christlichen Zeitrechnung. Das wird am Sonntag, den 8. Juli 1917 sein, dem 1. Tag der hunderttausendsten Woche nach Christi.
Einen frechen Diebstahl führte ein russisch- polnischer Schnitter im nahen gelegenen Gut Brunn aus, indem er mehreren seiner Arbeitsgenossen Geld und Kleidungsstücke entwendete. Als er sich entdeckt sah, floh er in den nahen Wald, wurde aber verfolgt und bald ergriffen.
Für die Beicht- und Abendmahlsverpflichtungen der römisch-katholischen Kriegsgefangenen sind allein die Sonn- und Feiertage zu nutzen. Durch eine zweckmäßige Verteilung des Besuchs der Pfarrkirchen von den zuständigen katholischen Pfarrämtern nach Vereinbarung mit den Arbeitgebern, wird sämtlichen Katholiken die Erfüllung ihrer religiösen Pflichten ermöglicht.
Die Pommersche Landgesellschaft beabsichtigt im Einverständnis mit den Landkreisen eine gemeinnützige Gütervermittlungsstelle einzurichten. Verkäufliche Grundstücke sollen dann auch im Kreis Demmin in einer Übersicht zusammengestellt werden und u. a. den Hinterbliebenen von gefallenen Kriegern angemessen weiterverkauft werden können. Durch diese Vermittlungstätigkeit will die Landgesellschaft auch den Auswüchsen des gewerbsmäßigen Güterhandels entgegenwirken.
Die „Swinemünder Zeitung“ erhielt von einer Leserin, der Gattin eines Oberförsters, folgende Zuschrift, die wir auch den Lesern des Treptower Tageblatts nicht vorenthalten wollen: Einen recht guten Kaffee-Ersatz liefert unsere Runkel. In Würfel geschnitten, getrocknet, gebrannt und gemahlen ist sie im Geschmack, Farbe und Aroma vielem Kaffee-Ersatz vorzuziehen. Es empfiehlt sich, den Kaffee kurz aufkochen zu lassen. Durch weitere Verbreitung dieses wirklich guten Rezepts könnte, besonders auf dem Lande, viel Roggen und Gerste, die für diesen Zweck gebrannt werden, gespart und der Volksernährung zugeführt werden.
Bei den hiesigen Kaufleuten gelangen Erbsenkonserven, die Büchse zu 1,60 Mark, Reiskonserven, die Büchse zu 1,45 Mark, Bohnenkonserven die Büchse zu 1,60 Mark. Zum Verkauf. Das Gewicht der Büchse beträgt 2 Pfund. Der Magistrat.
Im Wald nicht rauchen! Diese Mahnung möchten wir bei der jetzt beginnenden Wanderzeit ins Gedächtnis zurückrufen. Große Werte werden alljährlich dadurch vernichtet, dass in den Wäldern oder Mooren bei trockener Witterung offene oder mangelhaft verschlossene Pfeifen, Zigarren oder Zigaretten geraucht oder brennende Zündhölzer weggeworfen werden.
Das warme Wetter der letzten zwei Wochen hat wie mit einem Zauberschlag eine überraschende Obstbaumblüte und guten Fruchtansatz geschaffen. Während aber im vergangenen Jahr die Apfelbäume Früchte in verschwenderischer Weise tragen, bleiben sie in diesem Jahr hinter den Birnenbäumen zurück. Eine angenehme Überraschung dürfte das Steinobst bringen, in erster Reihe die Kirsche. Der Ansatz der Pflaumenbäume ist verschieden. Auch das mannigfache Beerenobst scheint gute Ernte zu bringen. (Autorin: Hannelore Deya)
Kalenderwoche 23
Die Arbeitgeber des Kreises werden hiermit aufgefordert, ihren jeweiligen Bedarf an Arbeitskräften nebst Lohnangabe sofort dem „Gemeinnützigen Arbeitsnachweis in Demmin“, Apollonienmarkt 5, Fernruf 210, mitzuteilen. Zugleich wird darauf hingewiesen, dass der gemeinnützige Arbeitsnachweis als Meldestelle für Hilfsdienstpflichtige bestimmt worden ist.
Am Sonntag findet ein Kirchenkonzert in Gültz statt für die U-Boot-Spende. Gesang bieten Freifrau von Maltzahn aus Woderg und Fräulein Luthe aus Demmin. Geige spielt Herr Küster und an der Orgel unterhalten Herr Pastor Dietrich und Herr Lehrer Querhammer die Gäste. Eintrittsgeld nach belieben.
Bei dem Ackerbürger Ernst Krause in der Brandenburger Straße und bei dem Arbeiter Friedrich Elert in der Oberbaustraße Nr. 41 ist Rotlaufseuche ausgebrochen und wird hiermit die Stallsperre angeordnet.
Es wird gewarnt in unseren Straßen, Alleen und Anlagen befindliche Bäume und Sträucher zu beschädigen oder durch Schütteln der Wurzeln in der Erde zu lockern. Zuwiderhandlungen werden bestraft. Der Magistrat.
Die Predigt am morgigen Vormittagsgottesdienst in unserer St. Petri-Kirche wird der Generalsuperintendent D. Keßler aus Berlin halten.
Am 1. Juni ist eine Bekanntmachung eingetreten, durch welche alle rohen und eingearbeiteten Felle von zahmen und wilden Kaninchen, sowie von Hasen und Hauskatzen jeder Herkunft und in jedem Zustand beschlagnahmt werden, soweit nicht ihre Zurichtung von Pelzwerk (Rauchware) erfolgt ist oder ihre Verarbeitungen in Zurichtereien, Färbereien oder Haarschneidereien bereits begonnen hat.
Die Leichenhalle auf dem hiesigen Friedhof soll am nächsten Sonntag den 11. Juni, nachmittags 4 Uhr, durch eine einfache Feier geweiht und ihrer Bestimmung übergeben werden. Es ist gerade 100 Jahre her, dass der städtische Friedhof in Benutzung ist. Am 10. Juni 1817 wurde er durch den damaligen Superintendenten Adam geweiht. Schon damals wurde die Erwartung Ausdruck gegeben, dass der Friedhof eine Leichenhalle bekommen möchte. Der hiesige Bürgerverein hat das Verdienst, das er seit vielen Jahren die Notwendigkeit der Erbauung einer Leichenhalle immer wieder betonte und die Ausführung den städtischen Körperschaften ans Herz legte.
Festgenommen wurden gestern die beiden Schnitter Stephan Andrilowski und Andreas Jackulski. Die beiden Burschen waren jetzt zum dritten Mal von ihrer Arbeitsstelle in Trostfelde ausgekniffen und hielten sich auf dem Gut Ganzkow bei Demmin auf, von wo sie gestern früh abgeholt wurden. Wahrscheinlich werden die Burschen nun wohl einem Gefangenenlager überwiesen. (Autorin: Hannelore Deya)
Kalenderwoche 24
Die neue Privat-Badeanstalt in Treptow ist eröffnet. Badekarten zum Preis von 3 Mark für die Familie und 2 Mark für 1 Person sind in der Buchhandlung von E. Gall zu haben. Ohne vorherige Lösung einer Badekarte wird das Betreten der Zellen untersagt. Auch das Baden neben der Anstalt wird von den Wiesenbesitzern nicht gestattet. Die Kontrolle wird strengstens durchgeführt werden, Zuwiderhandlungen werden zur Anzeige gebracht. Der Vorstand.Futterdiebstähle. Bittere Klage wird darüber laut, dass von Wiesen und Weiden gewachsenes Gras und Klee gestohlen wird. Und zwar wird dies darauf zurückgeführt, dass von vielen Leuten um die Familien zu versorgen die Kaninchen bis zu großer Zahl gehalten werden, obwohl die betreffenden Viehhalter keine Wiesen und Ländereien besitzen.
Das stellvertretende Generalkommando weist wiederholt darauf hin, dass Ausgrabungen von Leichen gefallener Soldaten zur Rückführung in die Heimat in der warmen Jahreszeit, also während der Monate Mai bis September, verboten sind. Anträge auf Rückführungen sind daher erst Anfang September an die entsprechende Stelle einzureichen.
Wie bekannt geworden, haben bei uns polnische Schnitter sich geweigert sonntags zu arbeiten, obgleich dringende landwirtschaftliche Arbeiten zu verrichten waren. Da durch den langen Winter die Bestellung zurückgeblieben war, ist es unbedingt erforderlich, dass jeder, wenn es nötig ist, auch am Sonntag arbeitet.
Aufkauf von Läuferschweinen. Wir haben einen größeren Posten zu Weidezwecken geeigneten Läuferschweinen im Gewicht von 60 bis 90 Pfund an die Heeresverwaltung zu liefern. Es kommen nur gesunde und kräftige Tiere infrage. Der Abnahmetag wird noch bekannt gegeben. Anmeldungen sind an den Treptow-Demminer landwirtschaftlichen Ein- und Verkaufsverein zu richten.
Tödlich verunglückt ist heute früh beim Spannen von Leitungsdrähten an den Hochspannungsmasten der elektrischen Überlandzentrale in der Nähe von Werder der Hilfsarbeiter Paul Heyden. Er kam beim Arbeiten dem mit Starkstrom geladenen Hochspannungsdraht zu nahe und stürzte tot ab. (Autorin: Hannelore Deya)
Kalenderwoche 25
Das Baden in der offenen Tollense ist während der Zeit von 7 bis 11 Uhr vormittags und von 1 bis 4 Uhr nachmittags in der Nähe der Badeanstalten für männliche Personen bei Strafe bis 9 Mark verboten. Von dem Baden außerhalb der Badeanstalten werden nicht des Schwimmens kundige Personen wegen damit verbundener Lebensgefahr nachdrücklich gewarnt.
Am Morgen des 14. Juni ist unser Kriegslandrat Kammerherr von Heyden-Leistenow sanft entschlafen. Er war am 29. November in Stettin geboren, besuchte das Gymnasium in Stralsund, studierte darauf Recht und Kameralia in Heidelberg und Berlin. Später übernahm er die Bewirtschaftung seiner 1501 ha umfassenden Besitzungen in Leistenow, Buschmühl und Flemmendorf und Neu-Gatschow. Er war in vielen Funktionen des Kreises Demmin tätig und vertrat in den Kriegsjahren 1914 bis Ende 1916 den ins Feld gezogenen Landrat von und zu Gilsa.
Zwei Veteranen in ihrem Amt, die in den letzten vier Jahrzehnten des vorigen Jahrhunderts und noch einige Jahre darüber hinaus eine ganze Wegstrecke gemeinschaftlich an der Bildung der Jugend in unserer Stadt gearbeitet haben, sind in der Nacht zum Freitag auch gemeinsam von uns geschieden: der Rektor Albert Hartung, welcher hier von 1864 bis 1916 als ganzer Schulmann rastlos und still gearbeitet hat, so gearbeitet, dass unter der großen Zahl seiner Schüler keiner gefunden werden dürfte, der seines alten Rektors nicht in größter Verehrung gedächte; der Lehrer Ferdinand Lüdemann, seit 1862 hier wirkend als erfolgreicher Lehrer und dabei als selbstloser Förderer aller öffentlichen Interessen. Auch diesem wird allseits aus Achtung und Liebe ein Denkmal in den Herzen derer bleiben, die ihn kannten.
Es soll gestattet werden, Schweine zum Weiden in die Stadtforst zu treiben. Die Einwohner der Stadt und Umgebung, die von dieser Befugnis Gebrauch machen wollen, wollen sich bei uns melden. Der Magistrat. (Autorin: Hannelore Deya)
Kalenderwoche 26
Ein Soldat, der Sonnabendabend in der Badeanstalt in stark erhitztem Zustand ins Wasser ging, erlitt einen Herzschlag und ging lautlos unter. Wiederbelebungsversuche, die sofort unternommen wurden, hatten keinen Erfolg. Ein schnell gerufener Arzt konnte nur noch den bereits eingetretenen Tod feststellen.
Die Abfuhr des Straßenkehrichts und die Reinigung der Brücken und Durchlässe in der Stadt sowie die Abfuhr der Abwässer aus dem hiesigen Krankenhaus soll vom 1. Juli des Jahres bis zum 30. Juni 1918 im Wege des Mindestforderungsgebots vergeben werden. Hierzu steht am Montag den 25. Juni 19017 vormittags 11 Uhr im Rathaus ein Termin.
Eine vollständige Mondfinsternis tritt in der Nacht zum 5. Juli ein, auf die wir schon heute hinweisen, da sie bei uns wie überhaupt in Europa in ihrem ganzen Verlauf ausgezeichnet beobachtet werden kann, sofern nicht etwa Bewölkung das himmlische Schauspiel zerstört.
Beim Baden ertrunken. Der 16jährige Sohn des zurzeit im Feld stehenden Arbeiters Wilke aus Rosemarsow badete am Sonntag in der Tollense in der Nähe der Kessiner Mühle. Dabei ereilte dem Jungen plötzlich ein Herzschlag und er konnte nur noch als Leiche aus dem Wasser geholt werden.
Weitere Einschränkungen für Zeitungen. Der Aushang von Zeitungen und Zeitschriften oder Teilen davon an Schaufenstern, Anschlagsäulen, Anschlagtafeln, in Verkaufstellen, Gast- und Schankwirtschaften sowie an allen übrigen Stellen des öffentlichen Verkehrs ist jetzt vom Stellvertreter des Reichskanzlers verboten worden. Dasselbe gilt für Extrablätter. An Stellen, wo der Verkauf von Zeitungen und Zeitschriften stattfindet, darf je ein Stück jeder Zeitung oder Zeitschrift ausgehängt werden. Die Kriegswirtschaftsstelle für das Zeitungsgewerbe kann Ausnahmen zulassen. Zugleich wird das Papierkontingent für Zeitungen um weitere 10 Prozent eingeschränkt.
Wochenrückblick Altentreptow Kalenderwoche 27
Es soll in den nächsten Tagen die Abnahme des Elektrizitätswerks seitens der Stadt von der Allgemeinen Elektrizitätsgesellschaft in Stettin stattfinden. Wir bitten deshalb die Einwohner, die Anstände bei ihrer Elektrizitätseinrichtung zu erheben haben, uns dies sofort schriftlich mitzuteilen unter näherer Angabe der Mängel, damit wir bei der Abnahme darauf Rücksicht nehmen können.
Ein schwerer Unglücksfall ereignete sich am Sonnabend im Dorf Grischow. Der Landwirt August Stöhr war mit dem Decken des Daches beschäftigt. Plötzlich brach die Leiter und Stöhr stürzte von oben herab. Er trug so schwere Verletzungen davon, dass er am Sonntagmorgen nach der Greifswalder Klinik überführt werden musste.
Gestern Abend zeigte sich Gewitterneigung, welche aber infolge des einsetzenden Windes wieder verging. Der lang ersehnte Regen kam daher nicht, nur auf einen Augenblick gab eine Wolke ein Paar Tropfen ab. Die Heumahd hat in vollem Umfang eingesetzt. Infolge der anhaltenden heißen Witterung hat man hier und da schon mit dem Einfahren beginnen können. Auch die Frühkartoffeln blühen schon.
Fernsprechanschlüsse in der Stadt, welche noch im laufenden Rechnungsjahr in Anspruch genommen werden sollen, müssen spätestens bis zum 1. August bei unserer Fernsprech-Vermittlungsanstalt eingereicht sein. Bei späterer Beantragung müssen höhere Kosten in Rechnung gestellt werden. Wir bitten dies unsere Bürger zu berücksichtigen.
Die Stadtverordneten-Versammlung am Sonnabend hat folgende Tagesordnung: 1) Kassenrevision vom 4. Mai und 4. Juni 1917. 2) Bewilligung eines Beitrages a) für das Wiener Hilfskomitee, b) für das Korps der Altersfreiwillige, c) für die hiesige Kinderkrippe
3) Bewilligung der Reparaturkosten in dem hiesigen Reuterhaus. 4) Anerkennung der Jahresrechnung der Sparkasse für 1916 und Erteilung der Entlastung für den Rendanten. 5) Abnahme der Baurechnungen für das Diakonatsgebäude. In der geheimen Sitzung wird beraten über die Gewährung der vom Staat festgesetzten Kriegsbeihilfe für sämtliche städtische Beamte. (Autorin: Hannelore Deya)