Wochenrückblick Altentreptow Juli bis September
Kalenderwoche 28
Von der Stadtverordneten Versammlung, erschienen waren 18 Stadtverordnete. Am Magistratstisch saßen Beigeordneter Justizrat Joseph und die Ratsmänner Lange und Stöß. Der Vorsitzende Sanitätsrat Dr. Thümmel eröffnete die Versammlung und widmete zunächst dem verstorbenen Mitglied Herrn Hermann Schramm ehrende Worte als Nachruf.
Der Magistratsantrag, betreffend die Bewilligung der Reparaturkosten im hiesigen Rektorhaus wird, mit der Bitte um weitere Berichtigung durch die Baukommission zurückgegeben.
So werden auch anerkannt die Baurechnungen für das Diakonatsgebäude und der Beitrag zur Kabellegung zur elektrischen Beleuchtung der Kirche nach dem Antrag des Magistrats.
Die Anstellung eines Garten- und Friedhofswächters wird, als Dringlichkeitsantrag genehmigt.
Personen, die in den zu der Oberförsterei Golchen gehörigen Waldungen Beeren und Pilze sammeln wollen, müssen sich in unserer Stadtschreiberei zur Eintragung in eine Liste melden. Die Sammelgebühr beträgt für jede Haushaltung 5 Pfennig. Die Ausweiskarten werden von uns später fertig gestellt werden.
Bei der Notprüfung für die lateinlose Realschule in Neubrandenburg erwarben sie das Zeugnis zur Berechtigung für den einjährig-freiwilligen Militärdienst die Schüler Karl-Friedrich Heiden aus Grischow und Fritz Jakobi aus Treptow.
40 Jahre Gemeindevorsteher. Am 1. Juli konnte Gemeindevorsteher Görß in Letzin ein seltenes Jubiläum begehen, er war an diesem Tag 40 Jahre lang Gemeindevorsteher von Letzin. Aus diesem Anlass begab sich unser Landrat von und zu Gilsa mit den Mitgliedern des Kreisausschusses in die Wohnung, des verdienten und hoch geachteten Jubilars und ehrte sein Wirken durch eine feierliche Ansprache, übermittelte die Glückwünsche des Kaisers und überreichte dem Gemeindevorsteher Görß das Verdienstkreuz für Kriegshilfe.
Wochenrückblick Altentreptow Kalenderwoche 29
Feueralarm erscholl diese Nacht kurz nach 1 Uhr in unserer Stadt. Das Feuer war entstanden in dem Hot´schen Holzschuppen in der Ostmauerstraße, der total niederbrannte. Außer zwei Einspänner-Brotwagen verbrannten noch, von einem Nachbarn in dem betreffenden Schuppen untergebrachtes Schwein und Kaninchen. Durch die starke Hitze entzündete sich auch das auf dem gegenüberliegenden Bandlow´schen Stallboden liegende Stroh, welches auch bald in hellen Flammen stand. Durch tatkräftiges Eingreifen der Einwohner gelang es, des Feuers auf dem genannten Stallboden durch Löschen mit Wassereimern Herr zu werden, wodurch ein noch größerer Brand verhindert wurde.
Unserer Freiwilligen Feuerwehr vereint mit Jungmannen der Jugendwehr gelang es, das an den Schuppen anstoßende einstöckige Wohnhaus zu retten.
Zugunglück. Zwei mit Kies beladene Wagen wurden von der Kleinbahn, die von Grapzow kam, in der Nähe der alten Ziegelei abgehakt. Infolge Versagens der Bremsen fuhren die beiden beladenen Wagen mit großer Schnelligkeit den Berg hinab und auf den langsam weiterfahrenden Kleinbahnzug auf, so dass der letzte Wagen des Zuges durch den Anprall aus dem Gleis gehoben wurde. Hierdurch erlitten eine Frau und ein Mädchen leichte Verletzungen, sonst ist kein weiterer Schaden entstanden.
Von der Bäckerinnung. In einer gestern abgehaltenen Versammlung beschlossen die Bäcker von Treptow ihre Geschäfte an Sonn- und Festtagen nachmittags von 2 Uhr ab zu schließen.
Bekanntmachung. Das Feuer an dem Bretterschuppen der Witwe Hoth in der Nacht vom 5. zum 6. Juli, ist dadurch entstanden, dass glimmende Asche neben dem Schuppen ausgeschüttet worden ist. Wir nehmen Veranlassung wiederholt darauf hinzuweisen, dass das Ausschütten von Asche an den nicht dazu frei gegebenen Orten verboten und strafbar ist, und dass auch an solchen Stellen nur vollkommen erkaltete Asche ausgeschüttet werden darf. Die Polizeiverwaltung.
Wochenrückblick Altentreptow Kalenderwoche 30
Ein Unglücksfall ereignete sich heute früh vor dem Demminer Tor. Die Pferde eines aus Lockenzin kommenden Fuhrwerks scheuten in der Nähe der Bahnbrücke vor einem vorüberfahrenden Zug und gingen durch. Nachdem unterwegs ein mitfahrendes Fräulein vom Wagen herabgeschleudert worden war, dass aller Wahrscheinlichkeit mit dem bloßen Schreck davongekommen ist, stürzte auch der Kutscher Arbeiter Maaß, aber so unglücklich vom Wagen, dass er sich einen rechten Oberschenkelbruch und Quetschungen am rechten Arm zuzog. Von dem weiterrasenden Fuhrwerk stürzte ein Pferd vor dem Fleischbeschauer Böttcher´schen Hause und zertrümmerte beim Aufstehen ein Fenster. Der Verunglückte wurde von Mitgliedern der Sanitätskolonne in das Krankenhaus geschafft.
Ein Torfmoorbrand entstand gestern Nachmittag in den Wiesen im Fährort. Unsere freiwillige Feuerwehr, die erst gegen Abend alarmiert worden war, musste unverrichteter Sache wieder umkehren, da der Brand bereits gelöscht war. Die Entstehungsursache des Brandes ist unbekannt.
Eine Zuschrift an die Stadtverwaltung über Holz-, Kohlen- und Lebensmittelanschaffung wird seitens des Magistrats durch Beigeordneten Justizrat Joseph dahin beantwortet, dass der Magistrat beschlossen hat Kohlenkarten einzuführen. Ebenso beabsichtigt er bei günstiger Witterung 2 Millionen Soden Torf stechen zu lassen, wovon 200000 Soden die städtischen Gebäude und die Kriegerfrauen 1 Million und die andere Menge zum Verkauf an die Einwohner bestimmt sein soll.
Auf der letzten Stadtverordnetenversammlung wurden für das Wiener Hilfskomitee und für das Korps der Altersfreiwilligen je 20 Mark und für die Kinderkrippe 300 Mark aus den Sparkassenüberschüssen bewilligt.
Gastspiel des Dreimädlerhaus-Theaters. Am Montag gastiert hier im „Bahnhofs-Hotel“ abermals und voraussichtlich zum letzten Mal in diesem Jahr das in allen Kreisen bekannte und ungemein beliebte Dreimädlerhaus-Theater mit der gehaltvollsten Operette der Neuheit: „Die Puppe“, die soviel Humor in sich trägt, dass der Griesgrämigste von einer herzerfreuenden Lachlust erfasst wird.
Wochenrückblick Altentreptow Kalenderwoche 31
Bekanntmachung. Aufgrund des Gesetzes über den vaterländischen Hilfsdienst vom 5. Dezember 1916 ist die Vornahme einer gewerblichen Betriebszählung angeordnet. Die Zählung dient nur kriegswirtschaftlichen Zwecken und ist von größter Wichtigkeit und hat auf die Steuerverhältnisse nicht den geringsten Einfluss. Jeder Säumige oder Widerwillige wird unnachsichtlich mit Gefängnis bis zu einem Jahr und mit Geldstrafe belegt.
Die Stadt Stettin wünscht Magergänse auf Stoppelweide und Mast zugeben und auch sonst Lieferungsverträge über Gänse mit vorpommerschen Landwirten abzuschließen und wendet sich damit auch an die Einwohner von Treptow und Umgebung. Angebote direkt oder durch Vermittler werden gebeten an die Einkaufsstelle des städtischen Lebensmittelamts Stettin, Augusta Straße 44.
Die Lebensmittelknappheit wird zur Folge haben, dass in Zukunft für die Besohlung des Schuhwerks der Zivilbevölkerung nur Ersatzsohlen zur Verfügung stehen werden. Die Ersatzsohlen werden teilweise aus zusammengesetzten Lederstücken, zum größten Teil aber aus Holz bestehen. Diese Schuhsohlen erfüllen bei trockenem Wetter den gleichen Zweck wie gute Ledersohlen. Bei Regenwetter kann eine Ersatzsohle vollkommenen Schutz vor Nässe jedoch nicht bieten.
Zur Behebung des Kleingeldmangels werden die Fünfundzwanzigpfennigstücke, die von den Kassen bisher zurückgehalten wurden, wieder auf begrenzte Zeit in den Verkehr gebracht. Diese Geldstücke sind damit noch nicht aus dem Verkehr gezogen und gelten bis auf Widerruf nach wie vor als gesetzliches Zahlungsmittel.
Die Felddiebstähle beginnen! In den letzten Nächten sind gerade von mehreren kleineren Kaveln Kartoffelstauden herausgerissen, Kohlrabi und Zwiebeln entwendet worden. Bei den Kartoffeln ist es ein Frevel, die Knollen sind erst so groß wie Kirschen.
Am Sonntagmorgen fand man strichweise Bohnenblätter und Kartoffelkraut schwarz gefärbt vor, eine Folge des kalten Nordwindes auf den starken Nebeltau.
In den städtischen Schulen haben die Sommerferien begonnen, der Unterricht beginnt wieder am Montag den 6. August.
Frecher Diebstahl. Einer Dame, die hier übernachtete, wurden während der Eisenbahnfahrt im Abteil, als sie mit dem Ordnen des Kleides beschäftigt war, aus ihrer Handtasche 15 Mark, Schlüssel und Gepäckschein von einem Herrn, der ihr die Tasche in zuvorkommender Weise näher schob und gute Manieren vortäuschte, entwendet. Die Frau hat mit Täterbeschreibung Anzeige erstattet.
Die Hundstage. Mit dem Beginn dieser Woche treten wir in die Hundstage ein, die vom 23. Juli bis 23. August dauern. Der Name rührt vom Frühaufgang des Sirius oder Hundsstern her. Ob die Hundstage nun diesmal große Hitze bringen werden, ist nach dem eingetretenen Witterungsumschlag sehr zweifelhaft. Denn wir haben schon im Juni viele heiße Tage gehabt.
Raupenvertilgung durch Schulkinder. Die Raupenplage nimmt in diesem Jahr außerordentlich überhand. Es besteht die Gefahr, dass ein großer Teil der Kohlernte vernichtet wird. Es ist dringend erforderlich, dass die Gemüseerzeuger mit voller Kraft bemüht sind, die Raupen zu vernichten. Die Schulleiter sind höheren Ortes ermächtigt, zur Vertilgung der Raupen Kinder zur Verfügung zustellen.
Viehhaltung im Wirtschaftsjahr 1917/18. Ohne leistungsfähige Arbeitstiere, die in ihrer Anzahl zu Kriegszeiten schon an sich eine nicht unbeträchtliche Verminderung erfahren mussten, sind die landwirtschaftlichen Arbeiten, die den grundlegenden Moment der Volksernährung bilden, nicht zu bewältigen. Grundlegende Besprechungen an denen Vertreter der Landwirte teilnahmen, zeigen die beste Absicht, dass in dieser Beziehung die richtigen Schritte für die Freigabe von Futtermitteln erfolgen werden.
Leichenhalle. Gestern wurde die erste Leiche aus der neuen Leichenhalle beerdigt. Frau Donner aus der Mauerstraße, Mutter von 5 Kindern, der Mann steht im Feld. Da die räumlichen Verhältnisse im Haus eine Aufbahrung nicht zuließen, so konnte das in der Leichenhalle geschehen. Die Leichenhalle wird nun wohl aus diesem Grund öfters benutzt werden müssen und kann man dem Bürgerverein nur danken, dass er für den Bau der Halle so wirkungsvoll eingetreten ist. Der Bau, aus städtischen Mitteln (Sparkassenüberschüssen) hergestellt, ist, wo nicht noch private Spenden für die innere Ausschmückung sorgen werden, durch Beihilfe, die die Kirche schon bereitgestellt hat, geschehen.
Große Jugendwehrübung. Am letzten Sonnabend fand eine große Übung zwischen der Treptower und Greifswalder Jugendwehr bei dem Gut Neetzow statt. Von der Besitzerin Freifrau v. Kruse, geborene v. Deimling, eingeladen, verließen beide Wehren schon in den ersten Morgenstunden, wo noch mancher Städter den Schlaf des Gerechten schlief, mit den Frühzügen der Kleinbahnen ihre Garnisonen. Gegen 10 Uhr rückte die Treptower Kompanie in Stärke von 60 Mann unter Leitung des Herrn Warnke von der Fahrtendstelle Hedwigshof über Völschow und Cadow an. Das Gefecht entwickelte sich erfolgreich.
Bekanntmachung. Es soll in den nächsten Tagen die Abnahme des Elektrizitätswerkes seitens der Stadt von der Allgemeinen Elektrizitäts-Gesellschaft in Stettin stattfinden. Wir bitten deshalb die Einwohner, die Umstände bei ihrer Elektrizitätseinrichtung zu erheben haben, uns dies sofort schriftlich mitzuteilen, damit wir bei der Abnahme darauf Rücksicht nehmen können.
Wochenrückblick Altentreptow Kalenderwoche 32
Freiwillige Feuerwehr. Die gestrige Versammlung war von 12 Kameraden besucht. Der Brandmeister Krause, der die Versammlung eröffnete, gedachte vor Eintritt in die Tagesordnung zunächst des verstorbenen Bäckermeisters W. Gertner, er war Mitbegründer der Wehr und solange es seine Gesundheit erlaubte aktives und dann zahlendes Mitglied. Kamerad Michaelis machte die Mitteilung, dass er im Namen der Wehr ihrem ersten und ältesten Ehrenmitglied, dem Sanitätsrat Dr. Waldow, zu seinem 50jährigen Doktorjubiläum die Glückwünsche der Wehr überbracht hatte, wofür der Jubilar herzlich Dank bestellen ließ.
Im ersten Punkt der Tagesordnung auf der Feuerwehrversammlung wurde über den Brand der Stiftwiesen gesprochen. Obgleich der Brand sich an einem Sonntagnachmittag ereignete, war die Bereitstellung von Pferden höchst mangelhaft, so dass die Pferdebesitzer wohl in Polizeistrafen genommen werden. Beim Brand in der Mauerstraße wurde die tatkräftige Hilfe der Jugendwehr lobend anerkannt. Es wurde der Wunsch ausgesprochen, die preußischen Feuerpässe an die noch anwesenden Kameraden zu verteilen, da sie als Legitimation auf Reisen im Inland können verwertet werden. Die Ausstellung der Ausweise hat Kamerad Michaelis übernommen.
Vom Kriegsschauplatz. Das Eiserne Kreuz 1. Klasse erhielt Vizefeldwebel der Reserve Otto Saß, das Eiserne Kreuz 2. Klasse erhielt der Unteroffizier Paul Saß, beide Söhne des Stellmachermeisters Saß in Grapzow. Den Heldentod fürs Vaterland erlitt der Landsturmmann Rudolf Müller in Siedenbollentin.
Pferdegeschirre! Die Landwirtschaftskammer hat neue Sielengeschirre aus Leder. Die Geschirre haben Hinterzeug und Tragriemen, deren Stücke sich nach Abnahme zur Ausbesserung alter Geschirre eignen. Das vollständige Geschirr kostet 190 Mark, es wird zum Selbstkostenpreis an Landwirte die ihren Wirtschaftsbetrieb in Pommern haben, abgegeben. Die Versandkosten ab Stettin sind vom Empfänger zu tragen. Anträge auf Überlassung sind an die Landwirtschaftskammer Stettin zu stellen. Der Magistrat von Treptow.
Die Stadtverwaltung teilt mit, dass der langjährige Sparkassenrendant Frehse, aus Gesundheitsrücksichten, seine Pensionierung zum 1. Oktober des Jahres beantragt habe. Und wird ihm das vom Magistrat vorgeschlagene Ruhegehalt gewährt. Die Stelle soll nun ausgeschrieben werden. Das Gehalt für diesen Beamten wird in nächster Zeit festgesetzt.
Die Zuschlagerteilung durch die Stadtverwaltung für die Straßenkehrrichtabfuhr ging an die Frau Zirkow und es wurde die Anstellung von zwei Garten- und zugleich Friedhofswächtern bekannt gegeben.
Der Fuhrmann Heyden erhielt die Übernahme den Schramm’schen Pachtackers, für die gleiche Pacht wie bisher, bis zum Jahr 1933.
Wochenrückblick Altentreptow Kalenderwoche 33
Ein Gewitter mit einigen heftigen Donnerschlägen begleitet von starken Regengüssen, zog heute Morgen von Süden kommend über unsere Stadt. Ob irgendwo ein Schaden angerichtet ist, haben wir nicht erfahren können.
Raupenvertilgung durch Schulkinder. Die Raupenplage nimmt in diesem Jahr außerordentlich Oberhand. Es besteht die Gefahr, dass ein großer Teil der Kohlernte vernichtet wird. Es ist dringend erforderlich, dass die Gemüseerzeuger mit aller Kraft bemüht sind, die Raupen zu vernichten. Die Schulleiter sind von höheren Orts ermächtigt, zur Vertilgung von Raupen Kinder zur Verfügung zu stellen.
Bei den vielfachen Diebstählen Jugendlicher in Gärten der Stadt sei darauf hingewiesen, dass nach einer Verfügung des Stellvertretenden Kommandierenden Generals des 2. Armeekorps Garten- und Felddiebstähle aufgrund des Gesetzes über den Belagerungszustand bestraft werden, weil Gartendiebstähle in unserer Kriegszeit keine leichten Delikte mehr sind.
In einer Bekanntmachung wendet sich der Vorstand der Landkrankenkasse nochmals an die Mitglieder, mit der Aufforderung um eine Einschränkung der Überlandfahrten zu den Bezirksärzten zu erreichen. Die Beförderungsverhältnisse auf dem Lande werden immer schwieriger und sind mit großen Kostenaufwendungen verbunden, die die Krankenkasse nicht mehr tragen kann.
Kriegsminister von Stein hat verfügt, dass zur Vermeidung jeder unnötigen Schreiberei während des Krieges Urlaubs- und ähnliche Gesuche aus Gründen äußerlicher Art, zum Beispiel weil sie in lateinischer Schrift abgefasst sind, nicht zurückgewiesen werden dürfen.
Große Jugendwehrübung. Am letzten Sonntag fand eine große Übung zwischen Treptower und der Greifswalder Jugendwehr auf dem Gut Neetzow statt. Von der Besitzerin Freifrau von Kruse, geb. von Deimling, eingeladen, verließen schon beide Wehren in den Morgenstunden ihre Garnisonen. Die Treptower Wehr in Stärke von 60 Mann unter Leitung des Herrn Warnke rückte von der Fahrtenstelle Hedwigshof über Völschow und Cartlow an. Die Greifswalder Wehr fuhr mit dem Zug bis Jarmen und marschierte dann auf der Anklamer Chaussee bis Neetzow unter Begleitung einer Musikkapelle des Ersatzbatallions vom Infanterieregiment Nr. 49 aus Greifswald. Beide Jugendwehren führten dann spannende Wettkämpfe durch.
Wochenrückblick Altentreptow Kalenderwoche 34
Gute Zuckerrübenernte in Sicht. Die reichen Niederschläge der letzten Wochen im Verein mit der warmen Witterung haben auf die Entwicklung der Rüben einen außerordentlich günstigen Einfluss gehabt. Auch in solchen Gegenden, wo im Beginn des Sommers starke Trockenheit geherrscht hatte, hat die günstige Witterung einen Ausgleich herbeigeführt. Diese Aussicht berechtigt aber nicht zu der Annahme, dass infolge einer gesteigerten Zuckererzeugung in der Versorgung der Bevölkerung eine nennenswerte Besserung eintritt. Denn bekanntlich stellt die Kriegsnot an unsere Zuckervorräte besondere Ansprüche, die weiterhin eine Beschränkung des Verbrauchs für die Ernährung unvermeidlich machen,
Warnung! Es ist ein Gerücht im Umlauf, dass ich an Stadtverordnetensitzungen überhaupt nicht mehr teilnehmen dürfte. Dies ist unwahr. Wahr ist vielmehr, dass ich nur zu Beginn der letzten Stadtverordnetenversammlung vom Vorsteher aus dem Saal gewiesen, und nach Nichtbefolgung dieser Anmaßung schließlich auf Anordnung des Herrn Dr. Thümmel durch Herrn Polizeisergeanten Ziehls aus dem Saal gebracht wurde. Gegen diese Vergewaltigung habe ich Beschwerde erhoben. Wer andere falsche Gerüchte weiterverbreitet, wird gerichtlich belangt! R. Ziegler, Stadtverordneter von Treptow a. Tollense.
Am 16. August findet die nächste Stadtverordneten-Versammlung statt. Auf der Tagesordnung stehen: Wahl eines Mitglieds des Sparkassenkuratoriums, Wahl eines Mitglieds der Forstdeputation, Wahl einer Torfdeputation, Zuschlagserteilung zu dem Mindestangebot für Straßenkehrrichtabfuhr, Kenntnisnahme der Anstellung von Gartenwächtern, Einrichtung des Haushaltungsunterrichts, anschließend eine geheime Sitzung. Der Stadtverordneten Vorsteher Dr. Thümmel.
Wohlverdiente Ehrungen. Am Sonntag wurden im Auftrag der Handwerkskammer Stettin folgende Herren, für lange Jahre bei einer Firma treu geleisteter Dienste, künstlerisch ausgeführte Ehrenurkunden überreicht. Und zwar dem bei der Firma H. Kriesmann über 50 Jahre tätigen Zimmerpolier Ferdinand Henschel und dem, bei der Firma L. Fölschow über 40 Jahre tätigen Maurerpolier Carl Schütt und sowie dem Maurergesellen Wilhelm Arndt. Die Überreichung geschah durch den Vertreter der Handwerkskammer Herrn Malerobermeister Krause im Beisein der Meister genannter Gehilfen, dem Herrn Ratszimmermeister H. Kriesmann und für den an der Front befindlichen Herrn Maurermeister M. Fölschow, dessen Geschäftsführer Herrn Architekt Seifert.
Über die geplante Einrichtung und Übernahme unseres elektrischen Werkes, das der Gasmeister Pohl für eigene Rechnung übernehmen will, gab Herr Pohl auf einer Einwohnerversammlung die nötigen Erläuterungen.
Wochenrückblick Altentreptow Kalenderwoche 35
Das Eiserne Kreuz erhielten der Landsturmmann Albert Neuendorf aus Grammenthin und der Unteroffizier Karl Stübe aus Hohenbrünzow.
Grundstücksverkauf. Das Grundstück des verstorbenen Rentners Kotelmann in der Bahnhofstraße ist an den Schlächtermeister Prast verkauft. Der Preis soll angeblich 28000 Mark betragen und die Übernahme erfolgt am 1. Oktober 1917.
Auszeichnung. Das Eiserne Kreuz 2. Klasse erhielt auf dem östlichen Kriegsschauplatz der Reservist Reinhold Berger, Sohn des Arbeiters August Berger aus Rosemarsow.
Auf der Stadtverordnetenversammlung am 16. August waren 19 Stadtverordnete anwesend. Am Magistratstisch saßen Beigeordneter Justizrat Joseph und die Ratsmänner Lange, Stöhs, Krause und Schulz. Der Vorsitzende Sanitätsrat Dr. Thümmel eröffnete die Tagesordnung. Bei der Wahl dreier Deputierter wurden Stadtverordneter Reepen als Mitglied des Kassenprüfungsausschusses, Stadtverordneter Giermann zum Mitglied der Forstdeputation und derselbe auch als Mitglied für den verstorbenen H. Schramm als Mitglied der Torfdeputation, alle auf 6 Jahre gewählt. Ein Antrag aus der Versammlung bat darum, das Holz aus unserer Stadtforst nur hiesigen Einwohnern zum Verkauf zu stellen und wurde zur Beratung dieses Antrags die Forstdeputation durch die Zuwahl der Stadtverordneten Chon, Reinike und Ulbrich erweitert.
Der Magistrat benötigt für seine Verwaltungsaufgaben mehr Geld. Trotz Kriegszustand hat die Büroarbeit nicht abgenommen. Ein Dringlichkeitsantrag seitens des Magistrats an die letzte Stadtverordnetenversammlung forderte 1600 Mark für Schreibhilfe, da die vielen Verfügungen, Gesetzesbestimmungen in der Kriegszeit, vermehrte Arbeitskraft erfordern. Der Antrag wurde bewilligt.
Die Rebhühnerjagd, die im Regierungsbezirk Stettin am Montag ihren Anfang genommen hat, verspricht wie man uns aus Jägerkreisen mitteilt, kein günstiges Ergebnis. Auf Feldern, wo man sonst zahlreiche Völker antraf, sieht man in diesem Jahr solche nur vereinzelt.
Die diesjährige Ernte ist auf der städtischen Feldmark und auch in der Umgebung ziemlich gut ausgefallen. Der Roggen hat gut gelohnt und die Körner sind von guter Beschaffenheit. Nach dem Regen haben sich die Rübenfelder gut erholt, auch den Wiesen hat der Regen gut getan, so dass sich auch der Stand des Futters befriedigender zeigt. Die Kartoffeln, die anfangs nicht ansetzen wollten, versprechen eine gute Ernte. Auch ein Gutes hatte der gestrige starke Regen, nämlich dass die Rinnsteine endlich einmal gründlich ausgespült worden sind.
Kohlen für Gold. Die Bergwerksdirektion in Hindenburg hat die Lieferung von Kohlen davon abhängig gemacht, dass diese in Gold und Silber gezahlt werden. Im Bereich der Direktion gehen jetzt im Durchschnitt täglich 100 Mark in Gold ein, an einzelnen Tagen sogar Beträge von 2500 bis 3000 Mark. Dies Beispiel erscheint uns recht nachahmenswert, um die noch immer reichlich zurückgehaltenen Goldmünzen endlich an Tageslicht zu fördern.
Feuer durch Blitzschlag. Bei dem gestrigen Gewitter schlug der Blitz in den Schafstall des Königlichen Domänenpächters Hardt in Lindenberg, wodurch das Gebäude vollständig durch Feuer vernichtet worden ist. Die in dem Schafstall befindlichen Schafe, sind sämtlich gerettet, wogegen einige Futter- und Strohvorräte verbrannt sind. Den Schaden hat die Domänenversicherungskasse gegen Brandschaden zu tragen.
Das Eiserne Kreuz 2. Klasse erhielt der Schütze Wilhelm Zirkow. Er ist der zweite mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnete Sohn des Arbeiters Zirkow in Thalberg und Herman Lehmann, Sohn des Arbeiters Lehmann in Hermannshöhe, auch er ist der zweite Sohn, der damit ausgezeichnet ist sowie Wilhelm Pietschmann, Sohn des Arbeiters Pietschmann in Philippshof.
Der Ersatzreservist Hermann Ehlert aus Neuenhagen ist fahnenflüchtig geworden. Nachdem mehrere Tage nach ihm gesucht, ist er gestern in Neuenhagen ergriffen und der Garnison Demmin zugeführt worden. Er war an der Westfront.
Den Heldentod fürs Vaterland erlitten der Füsilier Ludwig Freese aus Cöln, der Schütze Friedrich Loitz aus Letzin und der Scharfschütze Heinrich Carbe aus Treptow.
Die Turmschwalben rüsten sich schon jetzt zur Ausreise. Es geschieht dies früher, als in anderen Jahren, was mit der nasskühlen Witterung, hervorgerufen durch die in großer Anzahl aufgetretenen starken Gewitter zu erklären sein dürfte. Gegen Ende des Monats werden die Hausschwalben folgen.
In der Ortschaft Siedenbrünzow zündete der Blitz auf dem Gehöft des Hofbesitzers Heinrich Franck. Es brannte hier eine Scheune mit Futtervorräten, von denen nichts gerettet werden konnte. Den Schaden hat die Pommersche Feuersozietät zu regulieren.
Der Zuchtviehmarkt in Neubrandenburg muss in diesem Jahr ausfallen, da der Pferdemarktplatz mit seinen Pferdeställen zu Kriegszwecken verwandt ist.
Die Mädchenferienkolonie aus Berlin, die hier 4 Wochen unter Aufsicht einer Leiterin und Schwester beim Gastwirt Schöning (Kaisergarten) einquartiert war, fährt am Sonntag wieder zurück. Dazu fand am Sonntagnachmittag eine kleine Abschiedsfeier im Kaisergarten statt, an der auch einige hiesige Gäste teilnahmen. Der Aufenthalt hat den Kindern sichtlich wohlgetan, war doch für sie in bester Weise gesorgt. Für jedes Kind war täglich ein Liter Vollmilch bestimmt. In dem großen Saal, der als Schlafstätte diente, herrschte die größte Ordnung und Sauberkeit. Alles wurde von der Kolonie geliefert, die Bettstelle mit Matratzen und weißen Bezügen, Handtücher, Behälter für Kleidung und Wäsche etc. Für die Damen war es keine leichte Aufgabe aber eine dankbare. Eine Ferienkolonie von 40 Knaben war früher hier schon untergebracht.
Wochenrückblick Altentreptow Kalenderwoche 36
Ein Treibriemen ist in letzter Nacht von dem Motor des Landwirts Wilken in Tetzleben gestohlen worden. Zur Ermittlung des Täters ist der Wachtmeister aus Elmenhorst mit einem Polizeihund hierher beordert worden. Der Polizeihund konnte dem Vernehmen nach noch keine Spur aufnehmen, da der Tatort inzwischen von mehreren Leuten betreten und der heftig einsetzenden Regen die Spuren beträchtlich vernichtete. Der inzwischen in Rosemarsow gefundene Treibriemen ist nicht in Tetzleben gestohlen worden.
Glockenablieferung. Die einzige Kirchenglocke in der Kirche zu St. Georg braucht aufgrund einer Verfügung des königlichen Konsistoriums zum Einschmelzen nicht abgeliefert zu werden und bleibt der Gemeinde vorläufig noch erhalten. Der Einspruch des Gemeindekirchenrats gegen die Glockenabgabe und das Bemühen um die Erhaltung der Glocke hat sich für alle gelohnt.
Der Genossenschaftstag des Allgemeinen Verbandes der auf Selbsthilfe beruhenden deutschen Erwerbs- und Wirtschaftsgenossenschafter in Berlin findet am 7., 8. und 9. des Monats in Eisenach statt. Vom hiesigen Vorschussverein nehmen aus dem Vorstand der Kassierer Köppen und vom Aufsichtsrat Ratsmann Krause daran teil.
Gegen das Abschlachten der Jungschweine sind vorbeugende Maßnahmen erlassen worden. Die pommersche Provinzialregierung hat angeordnet, dass innerhalb der Provinz Pommern der Verkauf von Schweinen im Lebendgewicht über 25 Kilogramm nur noch an den Pommerschen Viehhandelsverband erfolgen darf.
Wichtig für Schuster, Schneider, Kürschner und Sattler der Stadt. Bei der Handwerkskammer zu Stettin wird unter dem Namen „Lederzuschneidestelle für das Handwerk“ eine amtliche Lederzuschneidestelle, welche umfasst die Provinzen Pommern, Ost- und Westpreußen sowie die beiden Großherzogtümer Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz, eingerichtet.
Die Ergebnisse der Rebhuhnjagd sind bisher hier sehr gering ausgefallen. Die angetroffenen Völker sind vielfach einem Nachgelege und waren daher noch zu anzutreffen. Vielleicht ergeben die nächsten Tage ein besseres Jagdergebnis.
Wochenrückblick Altentreptow Kalenderwoche 37
Das Abwerfen der Kastanien ist verboten. Es sei darauf hingewiesen, dass das Abwerfen der Kastanien verboten ist, da sie beschlagnahmt sind. Die Eltern haften für den Schaden, der durch die Kinder an den Kastanien angerichtet wird.
Aufgrund des kaiserlichen Flaggbefehls aus Anlass der Einnahme von Riga trugen heute die öffentlichen wie die Privatgebäude Flaggenschmuck.
Wichtig für Landwirte. Nach der Reichsgetreideverordnung ist nicht nur das Getreide selbst, sondern auch das „Hinterkorn“ von diesen Früchten beschlagnahmt und ablieferungspflichtig. Die Verfütterung des Hinterkorns wird nicht gestattet.
Besitzern von Deutschen Schäferhunden oder Dobbermanpinschern, die ihren Hund (oder Hündin) als Kriegshund für den Meldedienst im Feld kostenlos zur Verfügung stellen wollen, wollen sich mit dem Leiter der Kriegshundeausbildungsstelle Stralsund, Feldunterarzt Dr. Friedo Schmidt, Reserve-Lazarett Stralsund, Jungfernstieg 3 a, in Verbindung setzten.
Glockenabschiedsfeiern werden in den meisten Kirchen des Kreises Demmin am kommenden Sonntag gehalten werden, denn das Glockenmetall soll helfen, das Vaterland zu schützen und den Sieg zu erringen. Für viele Gemeinden wird es eine wehmütige Feier sein, zumal dort, wo alle bis auf eine Läuteglocke abgegeben werden müssen, oder wo sogar die Einzige genommen wird. Zum letzten Mal hört man so manchen Glockenklang. Zum allerletzten Mal.
Glockenabschied in St. Petri. In der St. Petrikirche dürfen die drei großen Glocken, ihres ehrwürdigen Alters wegen, zurückbleiben. Die größte Glocke stammt aus dem Jahr 1431. In schönen langen Minuskeln trägt sie die Inschrift: o rex glorie christie veni cum pace. Amen.- (O Herrlicher König Christus komme mit Frieden. Amen). Die Apostelglocke von 1455 und die Sonntagsglocke aus dem Jahr 1431 tragen die gleiche Inschrift. Es müssen nur die beiden kleineren Glocken abgegeben werden, die Schulglocke und die Klingglocke.
Glockenabschied: Die Schulglocke in St. Petri wurde 1880 umgegossen aus einer alten von 1485, behielt aber die alte Inschrift bei: Bartolomeus help maria domina. Die Klingglocke stammt von 1554. Im Gottesdienst wird der scheidenden Glocken noch besonders gedacht werden. Die Glocke, die bisher am häufigsten gehört wurden, am Morgen und Abend, des Sonntags, bei Todesfällen, wird dann ihre Stimme nicht mehr hinaussenden können. Nach dem Gottesdienst wird ein Abschiedsgeläut stattfinden.
Wochenrückblick Altentreptow Kalenderwoche 38
Das Eiserne Kreuz 1. Klasse wurde dem Mundschenken von Alt-Vorpommern, Rittmeister der Reserve des Garde-Kürassier-Regiments, Albrecht von Heyden Linden-Tützpatz, zurzeit beim Oberkommando der 4. Armee, verliehen.
Es kommt sofort Südfruchtmarmelade auf Grund für alle gültigen Lebensmittelkartenabschnitte und zwar 200 Gramm auf den Kopf der Bevölkerung zum Verkauf.
Hausverkauf. Das Grundstück der verstorbenen Witwe Kagelmacher in der Demminerstr., jetzt deren Erben gehörig, ist in diesen Tagen an die Familie Gnade von hier für 14000 Mark verkauft worden.
Bestandene Prüfung. Bei der am 5. des Monats abgehaltenen Schlussprüfung in der Realschule zu Neubrandenburg erhielten die Schüler der 1. Klasse Willi Müller und Willi Günther von Treptow das Zeugnis zur Berechtigung für den dreijährig-freiwilligen Militärdienst.
Die Pflicht zum Turnen! Allen Heeresdienstpflichtigen muss immer wieder aus eindringlichste empfohlen werden, sich durch regelmäßige Beteiligung an systematisch geordneten Turnstunden vorzubereiten und dadurch Fähigkeiten und Eigenschaften anzueignen, die notwendig sind, um den Anforderungen an Kraft, Ausdauer und Gewandtheit gewachsen zu sein. Die Leibesübungen, wie sie gegenwärtig in Hinblick auf den Krieg in unseren Turnvereinen gepflegt werden, bilden eine vortreffliche Vorschule für den Heeresdienst und erleichtern anerkanntermaßen den militärischen Vorgesetzten wie den Einberufenen die Ausbildung und das gegenseitige Verständnis.
Sammelt Konservenbüchsen. Die Bürgerschaft sei wiederholt daran erinnert, dass die Sammlung von Konservenbüchsenblech für die Heeresverwaltung immer noch fortgesetzt wird.
Gegen die hohen Absätze. Mit Rücksicht auf die in letzter Zeit vorgekommenen schweren Unfälle, bei denen Schaffnerinnen überfahren, getötet oder schwer verletzt worden sind, haben die Preußischen Eisenbahnverwaltungen dem weiblichen Personal das Tragen von Schuhen mit hohen Absätzen verboten.
Die beiden Glocken, die heute Vormittag den Turm verließen, ertönten gestern nach dem Vormittagsgottesdienst zum letzten Mal auf ein Nimmerwiedersehen. Ein wehmütiges Gefühl beschlich uns bei dem Klang der uns so lieb gewordenen Mahner. Mögen sie mithelfen zum Sieg und zum Frieden.
Wochenrückblick Altentreptow Kalenderwoche 39
Ein Doppeldecker flog am Sonnabendvormittag gegen 9 Uhr über unsere Stadt. Wie die „Greifswalder Zeitung“ meldet, ist an dem Vormittag ein Flugzeug in Griebenow bei Greifswald gelandet. Es war in Berlin aufgestiegen.
Bildender Film. Nach einer Mitteilung gewährte der neu ernannte preußische Minister des Innern Dr. Drews Herrn Friedemann eine Unterredung, in welcher er seine Auffassung über Film und Kino im Allgemeinen und seine Haltung gegenüber allen besonderen Fragen mitteilte. Der Minister erkannte den Kinematographen an, als einer der großartigsten Errungenschaften dessen Bedeutung für die Belehrung, Bildung und Aufklärung nicht hoch genug eingeschätzt werden könnte. Technische und wissenschaftliche Filme in den Programmen unserer Kinotheater wären für das Publikum von größtem Nutzen; er würde es daher begrüßen, wenn die Lichtspieltheater diesen Filmen noch mehr als bisher ihr Augenmerk zuwendeten.
Die nächste Stadtverordnetenversammlung findet am 24. September, nachmittags 8 ¼ Uhr statt. Tagesordnung: 1) Kassenrevisionsprotokoll vom 4. September 1917, 2) Erteilung der Erlaubnis zur Anlage einer Wasserleitung in den Mönchengraben, 3) Genehmigung der Erhöhung des Strompreises, 4) Bewilligung von 100 Mark als Ehrengabe zu Hindenburg 70. Geburtstages zur Verfügung des Feldmarschalls zur Soldatenfürsorge. Danach findet eine geheime Sitzung statt, in der unter anderen Gehaltszulage für die städtischen Lehrer beraten werden.
Verlängerung der Sommerzeit in Sicht. Die diesjährige Sommerzeit soll bekanntlich am 17. des Monats 3 Uhr morgens ablaufen, während sie im vorigen Jahr erst am 30. September ihr Ende erreichte. Es wird nun in amtlichen Kreisen erwogen, ob nicht im Hinblick auf die Kohlenknappheit und die daraus entstehende Gasnot eine Verlängerung der diesjährigen Sommerzeit eingeführt werden soll, vielleicht noch über den 30. September hinaus, etwa bis Mitte Oktober. Die Erwägungen darüber werden noch fortgeführt. Die Sonne ist da die beste Regulation.
Wochenrückblick Altentreptow Kalenderwoche 40
Einen Lehrgang für Pilzkunde wird das Garten- und Obstbauamt der Landwirtschaftskammer in Stralsund nunmehr auch in Altentreptow am kommenden Donnerstag, nachmittags 4 ½ Uhr, im Bahnhofshotel veranstalten. Die Pommersche Gemüsebau Gesellschaft in Stettin hat in entgegenkommender Weise die Entsendung eines unserer besten Pilzkenner, des Rektors Paul-Stettin, dazu in Aussicht gestellt. Ein gleiches Unternehmen in Stralsund war von über 200 Personen aller Stände besucht. Ein Zeichen von dem großen Interesse, das in städtischen Kreisen der Kenntnis unserer essbaren Pilze entgegengebracht wird.
Wir berichten von Stadtverordnetenversammlung. 14 Stadtverordnete waren anwesend. Am Magistratstisch saßen Beigeordneter Justizrat Joseph und die Ratsmänner Lange und Krause. In Behinderung des Vorsitzenden eröffnete dessen Stellvertreter, R. Michaelis, die Versammlung. Nachdem das Protokoll der vorigen Sitzung verlesen war, wurde das Kassenrevisionsprotokoll vom 4. September des Jahres zur Kenntnis gebracht.
– Herrn G. Koch wurde die Erlaubnis zur Anlage einer Wasserleitung aus dem Mönchengraben bis zum früheren Bertausenschen Grundstück mit Widerruf erteilt.
- In der Folge der bedeutenden Preissteigerung der Kohlen hat die Überlandzentrale Stralsund, die der Stadt elektrisches Licht und Kraft liefert, den Preis für Licht um 10 für Kraft um 4 Pfennig erhöht.
Zur Warnung. Ein hiesiger junger Mann belustigte sich am Freitagnachmittag mit Drachensteigen. Als Schnur benutzte er mit dünnem Draht durchwirktes Band. Der Drachen verwickelte sich an der elektrischen Starkstromleitung und der junge Mensch erhielt einen so starken elektrischen Schlag, dass er lange Zeit besinnungslos lag. An der Hand, mit welcher er die Drachenschnur hielt, erlitt er erhebliche Brandwunden.
Neue Passbestimmungen werden eingeführt. Vom 1. Oktober ab werden in Deutschland Pässe, die älter als ein Jahr sind nicht mehr zugelassen. Dabei ist für die Berechnung des Alters der Tag der Ausstellung des Passes, nicht der Tag einer späteren Verlängerung oder Erneuerung maßgebend. Auch solche Passhefte sollen künftig nicht mehr anerkannt werden, in die nachträglich Blätter eingeheftet worden sind. Besteht der Pass nur aus einem einzelnen Blatt, so können die Blätter angeheftet sein. Diese müssen aber mit dem Stammblatt in gesicherter Weise verbunden und ihre Zahl muss auf dem Stammblatt bescheinigt sein. Die neuen Bestimmungen gelten in gleicherweise für in- und ausländische Pässe. Hiernach wird jetzt jeder, der in das Ausland reisen will, guttun, sich seinen Pass rechtzeitig daraufhin anzusehen, ob er den neuen Bestimmungen entspricht.
Die Schüler und Schülerinnen sämtlicher Schulen sollen von Haus zu Haus gehen und Kriegsanleihe sammeln. Die Schüler sollen Erinnerungen behalten fürs ganze Leben an ihre Mitarbeit in dieser ernsten, großen Zeit. Und die Mitbürger werden gewiss den jungen Leuten Mut machen, indem durch die Tat der Zeichnungen sie zeigen, dass sie geben, was sie irgend können, wenn das Vaterland es als Lebensnotwendigkeit braucht. Keiner sage, er habe zu wenig, auf ihn komme es nicht zu.
Aus winzigen Kirschkernen sind bisher Tausende von Zentner Margarine gewonnen worden. Kirschkerne enthalten Öl und aus etwa 1000 kg Kernen lassen sich maximal ca. 50 kg Öl gewinnen. Auf jede Kleinigkeit kommt es also an. Die Schüler werden auch Anteilscheine der hiesigen Sparkassen vertreiben. Tag und Verteilung der Schulen werden noch mitgeteilt.
Die Siegesfeiern der Schulen sind durch Verfügungen des Oberpräsidenten des königlichen Provinzialschulkollegiums von Pommern einheitlich festgesetzt worden. Der Ausfall des Unterrichts nach großen militärischen Ereignissen wird danach in jedem Einzelfall durch den Oberpräsidenten angeordnet. Das Beflaggen der Schulen wird auf Befehl des Kaisers mit der Bekanntmachung der Siegesnachrichten durch Wolffs Telegraphenbüro verbreitet.
Wohltätigkeitsabend. Am Sonntag soll unter Leitung von Frl. M. Ehlert ein musikalische Einakter-Abend stattfinden, dessen Ertrag für die U-Bootspende bestimmt ist. Zur Aufführung gelangt u.a. auch eine kleine komische Oper.