Altentreptow 1917
Wochenschau Altentreptow Kalenderwoche 27
Juli
Goldene Hochzeit. Heute begeht der Rentier, früher Mühlenbesitzer Her Wilhelm Scheper mit seiner Ehefrau das seltene Fest der goldenen Hochzeit. Die Altersbeschwerden abgerechnet, Jubilar und Jubilarin sind im achtzigsten Lebensjahr, befinden sic beide noch recht rüstig; und wünschen wir den biederen Alten, dass es noch lange, lange so bleibe. Wie wir hören, kann an diesem Tag Herr Scheper auch das goldene Bürgerjubiläum unserer Stadt feiern.
Bekanntmachung. Stadt- und Landgemeinden, welche für ihre Ortsangehörigen Beeren- und Pilzzettel für die hiesige Oberförsterei haben wollen, müssen Listen der Sammler aufstellen und einreichen. Die Listen müssen die einzelnen Haushaltungen und die dazu gehörenden Personen enthalten. Die Sammelgebühr je Haushaltung beträgt 5 Pfg. Nach der erfolgten Feststellung des Geldbetrages müssen die Gemeinden die Geldbeträge einziehen und an die Forstkasse Demmin einzahlen. Die Gemeinden haben dann mit Listennummern und Gemeindesiegel versehene Ausweiskarten auszustellen, welche Sammler stets bei sich zu führen haben. Das Sammeln darf nur an den Wochentagen ausgeübt werden. Königliche Oberförsterei Golchen. Vorstehende Bekanntmachung wird mit dem Bemerken zur Kenntnis gebracht, dass Anträge zur Eintragung in die Liste im Schreibzimmer hier vormittags mündlich zu stellen sind. Der Magistrat.
Zum 25jährigen Parlaments-Jubiläum unseres Reichstags abgeordneten, des Grafen Schwerin- Löwitz, hatte der Konservative Verein des Kreises Demmin dem Jubilar das folgende Glückwunsch-Telegramm gesandt: Voll tiefster Dankbarkeit gedenkt der Konservative Verein des Demminer Kreises mit seinen Wählern der 25jährigen erfolgreichen Tätigkeit seines allverehrten Reichstagsabgeordneten mit dem Wunsch, dass Gott der Allmächtige Euer Exzellenz Kraft und Gesundheit zu weiterer segensreichen Arbeit im Dienste des Vaterlandes schenken mögen. Der Vorsitzende Heyden-Linden-Tützpatz.
Wochenschau Altentreptow Kalenderwoche 28
Wichtig für Rentenempfänger! Die monatlichen Rentenquittungen nebst Zulagequittungen der Alters- und Invalidenversicherung -einschließlich der weißen Unfallrentenquittungen- brauchen von jetzt ab nur für die Monate März, Juni, September und Dezember amtlich beglaubigt werden.
Im Handelsregister A ist bei der Firma Hermann Bünsow zu Treptow a. Toll. eingetragen worden: Die Firma lautet jetzt Hermann Bünsow, Inhaber ist der Kaufmann Adolf Rickenberg zu Neubrandenburg. Die Prokura des Kaufmanns Adolf Rickenberg ist durch Übergang des Geschäfts erloschen und es ist von dem Erwerber dem Kaufmann Bünsow zu Treptow a. Toll. Prokura erteilt worden.
Militärkleidung im Privatbesitz. Von amtlicher Seite wird mitgeteilt: In letzter Zeit ist wiederholt festgestellt worden, dass Heeresangehörige militärische Ausrüstungs- und Bekleidungsstücke, die Eigentum der Heeresverwaltung sind, nach Hause gesandt oder auf Urlaub zu Hause gelassen haben. Die Angehörigen in der Heimat, namentlich die der verwundeten oder gefallenen Soldaten, sind anscheinend vielfach der Ansicht, solche Gegenstände seien Privateigentum und könnten daher unbedenklich zurückbehalten werden. Diese Ansicht durchaus irrig. Der Bevölkerung kann nur dringend empfohlen werden, etwaige in ihrem Besitz befindliche militärische Ausrüstungs- und Bekleidungsstücke bald abzuliefern. Der Magistrat.
Der Pommersche Künstlerbund hat in Stettin in Verbindung mit Werkstätten für Wohnungskunst Wiegels und Riegel kürzlich eine ständige Ausstellung von Gemälden, Plastiken und Zeichnungen eröffnet. Allen pommerschen Kunstfreunden, die nach Stettin kommen, kann der Besuch der Ausstellung, die werktäglich von 9 bis 12 und 3 bis 6 Uhr geöffnet ist (bei freiem Eintritt) empfohlen werden.
Pachtabstand. In der Sitzung des Bürgerschaftlichen Kollegiums in Greifswald wurde dem Pachtabstand des Hofes 3 in Jeeser durch den bisherigen Pächter Berg für den Rest der Pachtzeit von 2 Jahren, an den Landwirt Studier in Treptow a. Toll. zugestimmt. Die Abstandssumme beträgt 90.000 Mark.
Wochenschau Altentreptow Kalenderwoche 29
Verhalten bei Fliegerangriffen! Bei Angriffen feindlicher Flieger ist zu beachten: 1. Ruhe ist erste Pflicht. Panik ist gefährlicher als Fliegerangriff! 2. Suche Schutz im nächsten Haus. Fort von der Straße! Fort von den Haustüren und Fenstern! Neugier ist Tod! 3. Fehlt Häuserschutz, dann Niederwerfen in Gräben oder Vertiefungen. 4. Nachts kümmere Dich um keinen Angriff.
Nach der Satzung wurde eine Genossenschaft unter der Firma: „Elektrizitäts- und Maschinen- Genossenschaft mit beschränkter Haftpflicht“, mit dem Sitz in Miltitzwalde errichtet und heute unter der Nr. 22 in unser Genossenschaftsregister eingetragen. Gegenstand des Unternehmens ist Benutzung und Verteilung von elektrischer Energie und die gemeinschaftliche Anlage, Unterhaltung und der Betrieb von landwirtschaftlichen Maschinen und Geräten. Die Haftsumme beträgt 1000 Mark für jeden Geschäftsanteil, die höchste Zahl der Geschäftsanteile 100. Verstandsmitglieder sind Hofbesitzer Robert Otto, Lehrer Wilhelm Giese, Hofbesitzerin Meta Weyer sämtlich Miltitzwalde. Treptow a. Toll königliches Amtsgericht.
Feld- und Gartendiebstähle. Kaum bieten Feld und Garten ihre ersten Erzeugnisse dar, so werden lebhafte Klagen laut über die sich mehrenden Diebstähle. Manche Gartenbesitzer haben sich bereits veranlasst gesehen, dadurch dem Treiben der Diebe Einhalt zutun, dass sie Fußangeln und Selbstschüsse legten.
Fleischlose Wochen. Die Einführung einiger fleischloser Wochen in diesem Herbst hat sich als unvermeidlich erwiesen. Diese werden am 1. August beginnen und zunächst bis 31. Oktober dauern; für jeden Monat ist eine Woche ohne Fleischabgabe vorgesehen. Von maßgebender amtlicher Stelle wird dazu u.a. erklärt, für die innerhalb der fleischlosen Wochen ausfallenden Fleischmengen ist ein vollwertiger Ersatz durch andere Lebensmittel zu gewähren.
Torfstreu. Wir bitten uns den Bedarf an Torfstreu für Herbst und Winter umgehend aufzugeben. Es empfiehlt sich den ganzen Bedarf sofort zu beziehen, da nur dadurch Gewähr für bestimmte Lieferung gegeben ist. Treptow-Demminer landwirtschaftlicher Ein- und Verkaufs-Verein.
Wochenschau Altentreptow Kalenderwoche 30
Bekanntmachung. Von der Stadt Treptow sind nach der Verfügung des Herrn Landrats vom 2.7.1918 auf Grund der Bundesratsverordnung vom 6.6.1918 aus der Ernte 1918: 133 000 kg Stroh, in vier Teilen von je 33250 kg bis 30.9. bzw. 31.12.1918, 31.3. und 30.6. 1918 bestimmt abzuliefern. Bei Weigerung oder Säumnis des zur Lieferung Verpflichteten kann die zuständige Behörde die Leistung zwangsweise auf Kosten des Verpflichteten herbeiführen. Die Preise werden später bekannt gegeben werden. Jeglicher Handel mit Stroh ist, solange das Lieferungssoll des Kreises nicht erfüllt ist, verboten. Die Ablieferung des Strohs hat entweder an den Ein- und Verkaufs-Verein oder die Firma G. Ulbrich zu erfolgen. Der Magistrat Schubert.
Wer Tabak angepflanzt hat, muss ihn bei den Ämtern bis 15. Juli anmelden. Nach dem 15. Juli bepflanzte Grundstücke müssen spätestens am dritten Tag nach dem Beginn der Bepflanzung angemeldet werden. Wer die Anmeldung unterlässt, macht sich strafbar. Auch die geringste Fläche ist anzumelden.
Jugendwehr. Die gestrigen Ausscheidungskämpfe der hiesigen Jugendwehr, die begünstigt vom schönsten Wetter auf dem Klosterberg und Umgebung vor sich gingen, haben für unsere Jungmannen sowohl wie für die Leiter und Helfer recht erfreuliche, zum Teil erstaunliche und ehrende Resultate gezeitigt. Die Kämpfe, die nachmittags ½ 3 Uhr ihren Anfang nahmen, begannen mit dem vorgeschriebenen militärischen Entfernungsschätzen und der Schnellseh- und Meldeübung. Da hierorts 52 Jungmannen zum Kampf antraten, kommen mithin 10 Belobigungen in Frage. Diese wurden erzielt u. a. von den Jungmannen: 1. Clasen (33 Pkt.), 2. Ziehm (32), 3. Pfoth (30).
Eine Kartoffeldiebin hat man am Sonnabend erwischt und zur Anzeige gebracht. Es handelt sich um eine Frau, die ihre Nachbarn bestohlen hat. Inzwischen gingen schon wieder mehrere Klagen über Felddiebstähle ein; hoffentlich kann dem Tun dieser Spitzbuben bald Einhalt getan werden.
Speisekammerdiebstähle. Vor einiger Zeit wurde in Wildberg kurz hintereinander an zwei Stellen eingebrochen und dabei namentlich Esswaren entwendet. Ein Einbrecher wurde damals in der Person eines erst kurz vorher entlassenen Zuchthäuslers festgestellt. In einer der letzten Nächte statteten die Diebe nun der Speisekammer der Gutsherrschaft in Kaluberhof ihren unerwünschten Besuch ab. Es fielen ihnen aber nur wenige Pfund Lebensmittel und einige Flaschen Saft in die Hände.
Bekanntmachung. Die Urliste der in der Stadt Treptow a. Toll. wohnhaften Personen, welche zu dem Amt eines Schöffen oder Geschworenen berufen werden können, liegt während der Zeit vom 18.7. bis 25.7.1918 im hiesigen Stadtschreibzimmer während der Dienststunden von 8-12 Uhr vormittags zu jedermanns Einsicht aus. Der Magistrat Schubert.
Eine gute Kartoffelernte in Sicht. In diesem Jahr sind die Frühkartoffeln ganz besonders gut und nicht zu klein. Wenn die Spätkartoffeln dasselbe Ergebnis bringen, so haben wir eine gute Kartoffelernte zu erwarten, da der bisherige Ertrag ein lohnender ist.
Der Roggenschnitt nimmt nun auf leichteren Böden auch in unserer Gegend seinen Anfang.
Bei dem Gewitter am gestrigen Vormittag, dass unserer Stadt einen fast wolkenbruchartigen Regen brachte, wurden in dem an Lebbin grenzenden mecklenburgischen Dorf Woggersin vier sehr gute Ackerpferde vor dem Pflug vom Blitz erschlagen. Der Gespannführer kam mit dem Schrecken davon, einige weitere Pferde erlitten ganz leichte Verletzungen.
Der Vaterländische Frauenverein bittet uns, zu erinnern, dass die Frist zur Anmeldung zur diesjährigen Dienstbotenehrung am 1. August abläuft; später eingehende Meldungen können in diesem Jahr nicht mehr berücksichtigt werden.
Petroleumknappheit im kommenden Winter. Da im kommenden Winter mit einer erheblichen Petroleumsknappheit zu rechnen ist, es sei darauf hingewiesen, dass die Hausbesitzer und Wohnungsinhaber sich mit anderen Beleuchtungsmitteln versehen. Insbesondere sind möblierte Zimmer nach Möglichkeit mit elektrischer Beleuchtung zu versehen.
Schwere Gewitter mit starkem Regen suchten gestern früh wieder unsere Gegend heim. Dabei zündete der Blitz einen großen massiven aber rohrgedeckten Stall des Hofbesitzers Erdmann Becker in Wildberg: Die Pferde konnten schnell gerettet werden; verbrannt sind ein Schaf, ein Lamm, Kaninchen, mehr als 30 Fuder Heu, ein Elektromotor und verschiedene landwirtschaftliche Geräte. Auch unsere Feuerwehr wurde alarmiert, rückte aber nicht ab, da ein Umsichgreifen des Feuers nicht zu befürchten war.
Eine eigenartige Kartoffelstaude fand ein Gartenbesitzer unter seinen Frühkartoffeln im Garten am Klosterberg. Die Staude hat nicht nur Knollen unter der Erdoberfläche, sondern solche auch oben im Kraut, viele Blätteransätze trugen kleine Kartoffeln, eine war fingerlang. Aus den Kartoffeln heraus waren wieder kleine Blätter.
Zuckerabgabe beim Verkauf vor Bienenstöcken. Da die Bienenzüchter in diesem Jahr mit Bienenzucker versorgt worden sind, ist es notwendig, dass, im Falle Bienenzüchter ihren Bienenstand verkaufen, auch der Unterhaltung der Bienen notwendige Zucker an den Käufer mit übergeben wird.
Unsere Kirchenglocken entbehren wir je länger desto schmerzlicher. Zumal auf dem Lande, wo das Glockenläuten so eng mit Freude und Leid der Gemeinde verwoben ist, aber auch in den Städten wird immer von neuem ein bittres Gefühl der Wehmut geweckt, wenn die einzige der Kirche belassene kleine Läuteglocke ihre dünne Stimme erhebt oder gar jeder Glockenton schweigt, wo man es sonst gewohnt war. Von Seiten unparteiischer Sachverständiger, jüngst auch vom kgl. Konsistorium unserer Provinz, ergeht an die Gemeinden die Ermahnung, einstweilen Selbstverleugnung zu üben und sich mit den ihnen belassenen Glocken vorläufig zu begnügen.
Kirchliches. Herr Pastor Kausch aus Drechow bei Franzburg ist mit Betreuung der 2. Pfarrstelle, vom königlichen Konsistorium beauftragt worden, da eine Entlassung aus dem Heeresdienst für den vom Magistrat gewählten Pastor Schmidt nicht hat erreicht werden können. P. Kausch wird am nächsten Sonntag im Nachmittagsgottesdienst zum 1. Mal hier predigen. Er wohnt vorläufig im Nachbarhaus des noch nicht eingerichteten Pastorhauses bei Herrn Hellfeld.
Ein Treibriemendiebstahl ist vor einigen Tagen nachts in der Torney-Mühle ausgeführt. Es wurde ein Stück von etwa 6 Meter aus dem breiten, wohl 12 Meter langen Riemen herausgeschnitten. Die Nachforschungen nach den Dieben waren bisher leider erfolglos.
Das An- und Abmelden freiwerdender Wohnungen. In den Kreisen der Einwohnerschaft herrscht noch vielfach Unklarheit über den behördlichen Wohnungsnachweis. Wir machen hiermit bekannt, dass nur die Vermieter bzw. deren Vertreter zum An- und Abmelden von Wohnungen verpflichtet sind, nicht aber die Mieter. Freiwerdende Wohnungen müssen binnen 3 Tagen nach der betr. Kündigung hier angemeldet werden.
Zurückhaltung von Saatfrühkartoffeln. Es sei darauf aufmerksam, dass es auch in diesem Jahr dringend notwendig ist, dass die für das nächste Frühjahr zur Aussaat benötigten Saatfrühkartoffeln zurückbehalten werden, da Frühsaatkartoffeln schwer zu beschaffen sind.
Wochenschau Altentreptow Kalenderwoche 31
Bekanntmachung! Zehn Mark Belohnung! Die Feld- und Gartendiebstähle haben großen Umfang angenommen. Jedermann wird gebeten, bei Ermittlungen der Diebe tatkräftig mitzuwirken. Wer einen Dieb so nachweist, dass seine Bestrafung erfolgen kann, erhält eine Belohnung von 10 Mark. Die Namen der wegen Felddiebstahls Verurteilten werden fortan öffentlich bekannt gemacht. Die Polizei- Verwaltung. Schubert.
Der Patriotische Arbeiter-Verein hielt am Sonnabendabend seine diesjährige Generalversammlung ab. Der Vorsitzende eröffnete um 9 Uhr die Versammlung. Der Kassierer erstattete den Jahresbericht. Für die von den Revisoren geprüfte Rechnung wurde dem Kassierer Entlastung erteilt. Wegen des günstigen Standes der Kasse beschloss die Versammlung, im Laufe dieses Jahres keine Beiträge einzuziehen. Nach einer freien Besprechung erfolgte nach 10 Uhr Schluss der Versammlung.
Einen recht teueren Scherz erlaubte sich aus Unwissenheit ein Schüler. Er ging in Begleitung eines Dobermanns nach Wildberg. In der Nähe des Bahnhofes vergnügte sich auf einem Wassertümpel eine Schar Enten, die dem Hofbesitzer Becker gehörte. In der Meinung, es seien wilde Enten schickte der Schüler seinen Hund mehrmals ins Wasser, der auch zehn der Tiere erwürgte und ans Ufer brachte. Freudestrahlend über den geglückten Fang kam der Junge nach Hause. Als man die vermeintlichen wilden Enten holen wollte, entdeckte man, welch ein Unheil angerichtet worden war. Das Jagdvergnügen wird wohl einen bitteren Nachgeschmack bekommen haben.
August
Stadtverordnetenversammlung. Erschienen waren 13 Stadtverordnete. Der Bürgermeister Schubert und die Ratmänner Lange, Schulz und Stoes waren am Magistratstisch. Sanitätsrat Dr. Thümmel eröffnete die Sitzung und ließ das Protokoll der vorigen Sitzung verlesen. Dann brachte er die Kassenrevisionsprotokolle vom 4. Juni und 4. Juli zur Kenntnis. - 50 Mark wurden bewilligt für die neue Aufnahme der Licht- und Kraftverbraucher. - Mit der einmaligen Abfindung, für Instandhaltung und Pflege von 5 Gräbern von 1250 Mark erklärt sich Versammlung einverstanden. - Für heimkehrende Kriegs- und Zivilgefangene werden 50 Mark bewilligt, ebenso für die Kriegskinderkrippe 300, diese aber aus Sparkassenüberschüssen. - Versammlung stimmt der Vertragsverlängerung über die Abfuhr von Kehricht und Unrat auf ein Jahr bei. - Für das Sammeln von Laubheu soll den Schulkindern eine Entschädigung gewährt werden, über die Höhe derselben hat der Magistrat zu entscheiden. - Der Magistrat bittet um Gewährung von 1200 Mark für Bürohilfsarbeit, die in Anbetracht der jetzt vielen und angestrengten Büroarbeiten auch bewilligt werden. - Die Neuanlage der Heizungen im hiesigen Gaswerk sollen ausgeführt werden und werden die entstehenden Kosten nach den Angaben des Magistrats und der Baudeputation bewilligt. - Der Vertrag mit dem Werkmeister Max Bartelt als Leiter für das hiesige Elektrizitätswerk, wird angenommen.- Seitens der Versammlung wird der Anschluss an den kommunalen Giroverband Pommern beigestimmt. Hierdurch wird der bargeldlose Verkehr durch unsere Sparkasse für seine Einleger gefördert; sowie überhaupt durch den Ausbau der Kasseneinrichtung die Sparkasse einem Geldinstitut, das mit seinem Bankgeschäft konkurrieren und seinen Einlegern jeden Vorteil beim Effektenhandel gewähren kann, nähergebracht. - Die Entlastung der Kämmereikassenrechnungen für 1914/15 wird anerkannt und den Revisoren für ihre Mühwaltung gedankt. - Der von der Kommission vorgeschlagenen Verteilung der Sparkassenüberschüsse wird zugestimmt. - Ebenso die Zustimmung zum Beitritt der Richard Ketelmann-Stiftung erteilt. - Die Kosten für die Bauarbeiten am Amtsgerichtsgefängnis werden bewilligt. - In geheimer Sitzung werden die vorgeschlagenen Gehälter für die Nachtwächter, sowie für den Fleischbeschauer nach den Vorschlägen des Magistrats genehmigt. - Der Sparkassen-Gegenbuchführer Schulz, der zur Vertretung des Rendanten in der Stadthauptkasse angestellt ist, bezieht sein Gehalt von jetzt ab auch aus der Stadthauptkasse.
20 Mark Belohnung. 3 Mal sind mir aus meinem Garten im Zwischengang Kartoffeln gestohlen worden. Wer mir den Täter so nachweist, dass ich ihn gerichtlich belangen kann, erhält obige Belohnung. Ernst Cohn.
Wochenschau Altentreptow Kalenderwoche 32
Acker- und Wiesenverkauf. Die meiner Frau gehörenden, im Grundbuch der Stadt Treptow, noch auf den Namen meines verehrten Schwiegervaters Krasemann eingetragenen Acker- und Wiesenstücke sollen bei günstigem Angebot zum Herbst des Jahres gegen Barzahlung zusammen verkauft werden. Ein Ackerstück, 0,55 Hektar (etwa 2 Morgen) an der Chaussee nach Werder dicht an der Stadt zwischen den Scheunen und dem Schneidergewerksacker, zurzeit in Kaveln verpachtet; eine Tollensewiese, 0,27 Hektar und eine Torfwiese im Unterbruch.
Die Regenmenge am Sonnabendnachmittag erreichte hier die in vielen Jahren nicht dagewesene Höhe von 30,6 mm, die gestrige schloss mit 26,3 mm ab.
Kolonial-Kriegerspende. Wie überall im Reich wird auch hier eine Sammlung für die Kolonialkrieger vorgenommen werden. Sie soll die außerordentliche Not der schwer geschädigten Kolonialdeutschen, die im Krieg alles verloren haben, lindern. Am 17. wird eine Haussammlung und am 18. des Monats eine Straßensammlung stattfinden.
Ungünstiges Wetter. Während gestern am Tage die Sonne vom wolkenlosen Himmel lachte und der Landmann schon mit Befriedigung wahrnahm, dass Sonne und Wind ihre Schuldigkeit taten und es ihm bald wieder möglich sein werde, brachte der Abend Gewitter mit starkem Regen, der die ganze Nacht anhielt, Hoffentlich bekommen wir bald günstige Witterung, damit die begonnene Ernte fortgesetzt werden kann.
Die großen Ferien haben ihr Ende erreicht. Heute hat der Unterricht an beiden Schulen seinen Anfang genommen.
Die Fleckfieber-Epidemie in der Umgebung ist erloschen, die zur Bekämpfung derselben erlassene Polizeiordnung, betreffend die obligatorische Leichenschau im hiesigen Polizeibezirk sowie den Amtsbezirken Clatzow, Siedenbollentin und Tetzleben ist aufgehoben.
Zuckerentziehung als Strafmittel. Aus den Kreisen der Hühnerhalter ist lebhafte Klage darüber geführt worden, dass ihnen zur Strafe die Zuckerkarte entzogen wird, wenn sie die Bestimmungen über die Eierablieferungen nicht erfüllen.
Wochenschau Altentreptow Kalenderwoche 33
Vorläufig keine Enteignung von Anzügen. Die Reichsbekleidungsstelle erklärt ausdrücklich hierzu, dass die Kommunalverbände nicht die Berechtigung haben Bestandslisten zum Zwecke der Enteignung von Anzügen einzufordern. Die Kommunen haben lediglich die Berechtigung, Bestandslisten von ihren abgabefähigen Einwohnern einzufordern und die Richtigkeit dieser Bestandslisten nachzuprüfen. Weitere Befugnisse und Eingriffe in den Kleiderbestand der Privatleute haben die Kommunalverbände nicht.
Einbruchsdiebstahl. In einer der verflossenen Nächte drangen auf dem Gutshof des königlichen Domänenpächters Oberamtmann M. Bruhn in Clempenow Spitzbuben in dem verschlossenen Wagenschuppen.
Personaländerung. Für den 1.Oktober von der hiesigen Oberschule nach Stralsund abgehenden Mittelschullehrer Rackow ist der Lehrer K. Michaelis aus Strelowhagen, Kreis Naugard, gewählt und von der königlichen Regierung bestätigt worden.
Die Garten- und Felddiebstähle nehmen noch immer kein Ende, trotzdem mit aller strenge gegen solche Spitzbuben vorgegangen wird. So ist erst in der letzten Nacht wieder aus einem Garten neben einem bewohnten Haus in der Prinzenstraße Kohlrabi gestohlen. Die Gartenbesitzer müssen schon zur Selbsthilfe greifen, um sich vor den frechen Räuberbanden zu schützen und Fangeisen und Selbstschüsse legen; die Polizei ist natürlich solchem nächtlichen Treiben gegenüber machtlos.
Honigernte. Am Schluss der Trachtzeit sehen die Imker in diesem Jahr auf eine vollständige Fehlernte zurück. So ist an Privatverkauf gar nicht zu denken; denn jeder Imker muss der Behörde unterschriftlich versichern, dass er weder für Geld noch unentgeltlich Honig abgegeben hat, falls er den nötigen Zucker für Durchhaltung seiner Bienen haben will.
Sonntagsarbeit in der Landwirtschaft. Zur Sicherung der Volksernährung sind, wie jetzt die Regierungsbehörden mitteilen, die gegenwärtigen Erntearbeiten und die bevorstehenden Bestellungsarbeiten als solche anzusehen, die auch an Sonn- und Feiertagen unverzüglich vorgenommen werden müssen.
Wochenschau Altentreptow Kalenderwoche 35
Im Erholungsheim der Handwerkskammer sollen auch in diesem Jahr einige Handwerker Kinder 2-3 Wochen kostenlose Aufnahme finden. Die Aufnahme soll Anfang September erfolgen. In erster Linie sollen in Betracht kommen Kinder von bedürftigen Kriegsteilnehmern.
Zur Nachkontrolle der gekauften Waren Gewerbetreibende, die zum Handel mit Lebensmitteln zugelassen sind, sind verpflichtet, den Käufern dieser Waren Wagen und Gewichte zum Zwecke der Nachkontrolle der gekauften Waren zur Verfügung zustellen. Ferner müssen die Gewerbetreibenden die polizeilich abgestempelten Preisverzeichnisse zum Aushang bringen. Preisverzeichnisse ohne polizeiliche Abstempelung haben keine Gültigkeit.
Bekanntmachung. Von der Provinzial- Kartoffelstelle in Stettin ist der Kreis mit der Lieferung einer größeren Kartoffelmenge an die Stadt Frankfurt a.M. beauftragt worden. Wegen der großen Kartoffelnot dieser Stadt ist sofortige, ausreichende Zufuhr notwendig. Daneben darf in der Belieferung der übrigen Bedarfsorte keine Stockung eintreten, welche die Versorgung ihrer Einwohner gefährden würde. Da ein großer Teil Frühkartoffeln jetzt soweit ausgereift sein dürfte, dass zur Aberntung geschritten werden kann, ersuche ich die Landwirte des Kreises, den Kommissionären sogleich die lieferbaren Kartoffeln in stärkerem Maße wie bisher zum Kauf anzustellen, um den Anforderungen der Bedarfsstädten weitmöglichst genügen zu können. Der Landrat von und zu Gilsa.
Keine Enteignung der Männerkleider. Der in verschiedenen Zeitungen auftretenden Auffassung entgegen, dass eine Enteignung von Männeroberkleidung geplant sei, kann Wolffs Telegraphen – Bureau auf Nachfrage an zuständiger Stelle auf das Bestimmteste erklären, dass eine Enteignung von Männerkleidung oder Wäsche nicht beabsichtigt ist. Das zu hören, ist sehr erfreulich. Es bleibt nun nur noch weiter aufzuklären, welchen Zweck die Bestanderhebung in den Haushaltungen denn eigentlich hat, mit der die Gemeindebehörden beauftragt worden sind. Jede Sache muss doch schließlich einen Zweck haben, wie eine behördliche Feststellung des Bestandes der privaten Kleiderschränke.
Bienenzuchtverein. Diejenigen Imker, auch Nichtmitglieder, welche glauben wegen der allgemeinen schlechten Honigernte dieses Jahres eine Herabsetzung der abzuliefernden Pflichtmenge beanspruchen zu können, wollen sich eine beim Kaufmann Kittelmann in Treptow bis zum 15.September 1918 ausliegende Liste eintragen. Die in dieser Liste gemachten Angaben sind durch eigenhändiges Namensunterschrift zu beglaubigen. Kopsch
Der Schwalben Abzug. Eine auffallende Erscheinung ist, dass die Schwalben in diesem Jahr früher wie sonst die Rückreise angetreten haben. Gewöhnlich treten sie Ende August und Anfang September ihren Flug zu den Winterstätten an. Im Rheinland konnte man schon Mitte Juli das Sammeln der Schwalben als ein Zeichen des baldigen Abzuges beobachten. Seit Mitte letzter Woche sind die Schwalben auch hier, bis auf wenige Nachzügler, verschwunden.
Das Schaf als Schweineersatz spielt in der letzten Zeit eine immer größere Rolle, da es nicht „erfasst“ war. Diesem für Leute mit großem Geldbeutel und guten Verbindungen sehr nahrhaften Zustand ist jetzt ein Ende gemacht worden. Es ist nämlich der Schafhandel nun von der preußischen Provinzial- Fleischstelle ganz bedeutend eingeschränkt worden. Der Verkauf und Ankauf von Schafen jeder Art als auch von Lämmern wird verboten.
Frauen im Hilfsdienst. Wir machen an dieser Stelle noch besonders auf die in heutiger Nummer im amtlichen Teil stehende Aufforderung zum Hilfsdienst in die Etappe Wilna (Litauen) aufmerksam.
Verspätete Hundstage. Der zur Neige gehende Sommer schien uns noch ein paar recht drückende Hundstage schenken zu wollen, die, da sie die Ernte begünstigen, von uns sehr gern ertragen werden. Auch gestern bewegte sich die Temperatur bis zu 30 Grad. Das Tagesmittel, also im Tag- und Nachtdurchschnitt, betrug am heißesten Augusttag, dem 22. August, 25,5 Grad; es ist das höchste Mittel, dass seit Registrierung der Witterung - 1848 - für diesen Tag verzeichnet worden ist. Ob die heißen Tage einige Zeit anhalten werden, ist unbestimmt; es hat indessen den Anschein, als ob veränderliches Wetter nicht lange auf sich warten lassen werde. Auch mit Gewittern muss man rechnen.
Ablieferung der gesamten Schafschur! Die Kleinzüchter haben den ganzen Schurertrag an die Sammelstelle abzuliefern und ist die Zurückhaltung selbst des kleinsten Teiles ein Vorstoß gegen das Gesetz. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Kriegsamtsstellen die Lieferungen jedes Kleinzüchters an Hand der bestehenden Schafbestandslisten später vornehmen lassen werden.
Bekanntmachung über Abgabe von Frauenblusen an die bedürftige bürgerliche Bevölkerung. Diese Frauenblusen gelangen an die Annahmestelle für getragene Kleidungsstücke hier, Frauenstraße 9, zum Verkauf und werden nur gegen Bezugs- und Bedürftigkeitsschein abgegeben und zwar nur an Kreisangehörige, die ohne die erforderliche Ware in Not geraten würden und nicht in der Lage sind, sich Ware auf einem anderen Weg zu beschaffen. Die Ortbehörden ersuche ich, in geeigneten Fällen nach sorgfältiger Prüfung eine entsprechende Bescheinigung auszustellen.
Kirchliches. Die Versammlung des Jünglings-Vereins findet im Rathaussaal statt. Auf die Versammlung des Jungsfrauen-Vereins in der Schwesternwohnung wird noch einmal besonders hingewiesen. Die Kirchenkollekte am kommenden Sonntag kommt höherer Anordnung zufolge der Soldatenfürsorge zugute.
Wochenschau Altentreptow Kalenderwoche 36
Vorboten des Herbstes. Wie der Frühling es getan, so scheint auch der Herbst in diesem Jahr seinen Einzug 14 Tage früher halten zu wollen. Es „herbstelt“ schon bedenklich in der Natur, die uns einen richtigen Sommer überhaupt noch nicht gebracht hat. Das Laub der Bäume beginnt sich gelblich zu färben, besonders das der Linde und Kastanie. Das Heidekraut (Erika) und die Astern treten an die Stelle der sterbenden Rose und entfalten ihre herrliche Blütenpracht.
Die Magistrate, die Herren Guts- und Gemeindevorsteher des Kreises ersuche ich auf das rege Sammeln der Brennnesseln mit Hilfe der Schulkinder im vaterländischen Interesse bedacht zu sein. Die gesammelten Brennnesseln werden zu Nesselfasern verarbeitet und sind zur Versorgung des Heeres und der Bevölkerung mit Unterkleidungs- und ähnlichen Ausrüstungs- Gegenständen von größter Wichtigkeit. Es werden folgende Preise gezahlt: Für völlig trockene entblätterte Stengel 14 Mark pro Zentner, für volltrockene entblätterte Blätter 10 M. pro Zentner, für völlig trockene entblätterte Saen 1000 Mark pro Zentner
Verbot der Herstellung von Pflaumenmus und Obstkraut. Der geringe Ausfall der diesjährigen Obsternte macht die Aufrechterhaltung des bereits im vorigen Herbst ausgesprochenen Verbotes einer gewerbsmäßigen Herstellung von Pflaumenmus erforderlich. Nur die nicht gewerbsmäßige Herstellung von Pflaumenmus und Obstkraut ist wie bisher zulässig