Altentreptow 1918 Januar-März

Wochenschau Altentreptow 1918, erlesen und recherchiert aus dem Treptower Tageblatt Januar-März



Kalenderwoche 01

 

Wir mahnen die Bürger, bestreut die Bürgersteige! Es sei darauf hingewiesen, dass nach einer Polizeiverordnung jeder Hausbesitzer oder aber dessen Stellvertreter verpflichtet ist, bei eintretender Glätte, sobald es tagt, und wenn es das Bedürfnis erfordert, die Straße und den Bürgersteig längs der Breite des Grundstücks mit Sand oder Sägespänen zu bestreuen. Die Rinnsteine auf den Straßen sind stets offen und rein zu halten. Bei Eintritt von Tauwetter muss das Eis aufgehauen und samt dem Schnee ausgeworfen und entfernt werden.

 

Professor Otto Wangemann vollendet heute am 9. Januar sein 70. Lebensjahr. 1848 als Sohn eines Organisten zu Loitz (Kreis Grimmen) geboren war er Schüler von Flügel in Stettin und Kiel in Berlin und wurde 1871 Organist und Gymnasialgesangslehrer in Treptow an der Tollense, 1878 in Demmin, 1886 Organist der Luisenkirche und Gesangslehrer am Kaiserin-Augusta-Gymnasium in Charlottenburg, jetzt an der 1. Realschule in Berlin. ER war schriftstellerisch und kompositorisch tätig.

 

Die Pünktlichkeit der Züge soll unter dem Brief- und Paketverkehr nicht leiden. Die Eisenbahnbehörden haben angeordnet, dass Rücksichten auf den Post- und Paketverkehr keinen Anlass zu Zugverspätungen geben dürften, dass daher der Aufenthalt der zur Personenbeförderung dienenden Züge weder durch die Postabfertigung noch durch die Gepäckverladung überschritten werden darf.

 

Hopfen als Tabakersatz. Der Bundesrat hat in der letzten Sitzung Hopfen als Tabakersatzstoff für die Herstellung von Tabakwaren nach näherer Bestimmung bis auf weiteres zugelassen. Auf Grund dieser Ermächtigung wurde zur Sicherstellung des Hopfenbedarfs der Brauereien die Verwendung von Hopfen zunächst nur zur Herstellung nicht zigarettensteuerpflichtigen Rauchtabaks und Zigaretten gestattet. Weiter ist aus gesundheitlichen Gründen bestimmt worden, dass das Mischungsverhältnis des Tabaks zum Hopfen bei den einzelnen Tabakerzeugnissen 20 Prozent nicht übersteigen darf.

 

Privatferngespräche vom Feld nach der Heimat werden versuchsweise zugelassen. Die Gespräche sind gebührenpflichtig. Ihre Höchstdauer ist 9 Minuten. Die Gebühr beträgt für jedes Gespräch 1,50 Mark. Sie ist von dem Inhaber der angerufenen Stelle zu zahlen. Die Gespräche werden in der Reihenfolge nach den dringenden, jedoch vor den gewöhnlichen Privatgesprächen vermittelt. Die Anmeldungen erfolgen in den öffentlichen Sprechstellen.

 

Die Marktordnung für Treptow wurde neu geregelt, wonach auch auf den Kram- und Viehmärkten ein Standgeld, und eine kleine Abgabe auf den Wochenmärkten für größere Anbietungen erhoben werden.

 Das Eiserne Kreuz für besondere Tapferkeit erhielt der Vizefeldwebel Lehrer Arndt aus Baggerow. (Autorin: Hannelore Deya)

 

Wochenschau Altentreptow 1918 Kalenderwoche 02

 

 Theater. Noch einmal weisen wir daraufhin, das am Dienstag im Bahnhofshotel das Gastspiel von Brodel & Stegemann mit der Posse „Was junge Mädchen träumen“ gegeben wird.

 An umgehende Einreichung der städtischen Rechnungen wird hierdurch erinnert.

 Die Berliner Sommerferien, die für die Ostseebäder von erheblicher Bedeutung sind, erstrecken sich in diesem Jahr vom 6. Juli bis 14. August.

 

Der Jahreswechsel, der Abschied vom alten Jahr ist in unserer Stadt in aller Stille gefeiert worden. Mit Glockengeläut vom Turm ist das neue Jahr begrüßt worden und nur vereinzelt hört man in den Straßen den üblichen Neujahrswunsch rufen. Wir hoffen, dass all die vielen Friedens- und Segenswünsche, die dem neuen Jahr entgegen geklungen sind, in Erfüllung gehen.

 

Die am Neujahrstag ausgefallene Vorstellung, „Die berühmte Frau“, Lustspiel in drei Akten von Schöntgen und Kadeburg, findet nunmehr bestimmt kommenden Sonntag, abends 8 Uhr, im Bahnhofshotel, Treptow a. T. statt. Die Theaterdirektion Herwich.

Tierarzt Bargums gesetzlich geschütztes Viehreinigungspulver ist nach glänzenden Anerkennungen vieler tausender angesehener Landwirte und Tierärzte das wirksamste Ungeziefermittel bei Haustieren. Wir empfehlen unsere Niederlage in der Apotheke (P. Schröder) in Treptow an der Toll.

 

Das Rodeln in den Straßen und auf den Plätzen der Stadt ist verboten mit Ausnahme auf dem Scheunenberg. Aufsichtspflichtige, Eltern und Vormünder werden hiermit besonders darauf aufmerksam gemacht. Zuwiderhandlungen werden gemäß §17 und 18 der Straßenpolizeiverordnung vom 3.4.1907 mit einer Geldstrafe bis zu 9 Mark oder entsprechender Haft bestraft.

 

St. Georg. Am Sonntagvormittag hält Pastor Wetzel in der Kirche zu St. Georg seine Abschiedspredigt. Mitte Januar wird er nach Danzig-Langfuhr übersiedeln. Am Sonntag den 13. Januar wird er sich von der St. Petri-Gemeinde verabschieden.

 Von der Kriesemann`schen Jagd sind einige Hasen zum Verkauf für hiesige Einwohner überwiesen worden. Diese werden zum Preis von 6 Mark für das Stück abgegeben. Bewerber wollen sich schriftlich melden.

 

Zwecks Aufstellung eines Hühnerkatasters werden in den nächsten Tagen Fragebogen an die Hühnerhalter verteilt. Die Fragebögen sind ausführlich und bis zum Ende des Monats in dem Schreibzimmer auf dem Rathaus einzureichen. Wir weisen darauf hin, dass unrichtige Angaben strafbar sind.

 Das Eiserne Kreuz 2. Klasse erhielt im Westen der Füsilier Ewald Ganschow, Sohn des Arbeiters Fr. Ganschow. Das Eiserne Kreuz 1. Klasse erhielt auf dem italienischen Kriegsschauplatz der Oberförster Paul Langmeier aus Siedenbollentin, Sohn des Tischlermeisters Herrmann Langmeier von hier.

 Am Sonnabendnachmittag 4 Uhr, wird im Rathaus Schweinefleisch an die Inhaber der Fischkarten Nr. 541-557 verkauft. (Autorin: Hannelore Deya)

 

Wochenschau Altentreptow 1918 Kalenderwoche 03


Bekanntmachung. Um eine Überlastung der landwirtschaftlichen Maschinen und Reparaturwerkstätten mit Aufträgen zum Frühjahr zu vermeiden, erscheint es zweckmäßig, schon jetzt die zur Frühjahrsbestellung erforderlichen Maschinen und Geräte in Stand setzen zu lassen. Die Herren Landwirte ersuche ich, sich wegen der erforderlichen Reparaturen und sonstigen Arbeiten baldmöglichst an eine Maschinenfabrik bzw. einen Handwerker zu wenden. Landrat von und zu Gilsa, veröffentlicht in Treptow a. T. durch den Magistrat, Schubert.

 

Amtliche Bekanntmachung der Ortskohlenstelle. Zwecks Feststellung sämtlicher in Treptow ansässigen, eingetragen Kunden des Kohlenhändlers Gertner, werden dieselben aufgefordert, sich bei uns unter Vorlage der Kohlenkarten oder Bezugsscheine am kommenden Donnerstag, vormittags von 9-12 Uhr im Magistratssaal zu melden. Wir machen noch besonders darauf aufmerksam, dass wir gegen Personen, die uns wissentlich falsche Angaben machen, unnachsichtlich Strafantrag stellen werden und verheimlichte Vorräte sofort der Beschlagnahme unterliegen. Spätere Meldungen können nicht mehr berücksichtigt werden. Die Ortskohlenstelle.

 

Von der Reichsbekleidungsstelle sind die hiesigen Kaufleute Jackenkleider, Kleiderröcke und Damenblusen zur Deckung des dringlichsten Bedarfs der bedürftigen bürgerlichen Bevölkerung überwiesen worden. Es werden nur an Kreisangehörige abgegeben, die ohne die erforderliche Ware in Not geraten würden und nicht in der Lage sind, sich die Ware auf anderem Wege zu beschaffen. Die Bezugsscheinpflicht für die einzelnen Bewerber bleibt unberührt. Magistrat Schubert.

 

Schneeschippenpflicht der Hausbesitzer. In denjenigen Stadtgemeinden, in welchen die Reinigung öffentlicher Wege von Schnee und Eis auf Grund örtlichen Rechts der Gemeinde obliegt, werden die Polizeiverwaltungen hierdurch ermächtigt, falls und soweit die örtlichen Verhältnisse es nötig machen, die Grundstückseigentümer zur Reinigung der Bürgersteig und Fahrdämme von Schnee und Eis in der ganzen Länge des Grundstücks und der halben Straßenbreite heranziehen.

 

Bekanntmachung. Ein Messer ist als gefunden abgegeben worden und kann hier vom Eigentümer hier in Empfang genommen werden. Die Polizei-Verwaltung Schubert

 Für die minderbemittelte Bevölkerung der Stadt sind gute Ersatzsohlen für Erwachsene und Kinder überwiesen worden. Die Sohlen werden vom 19. des Monats ab vormittags für den vorgeschriebenen Verkaufspreis von 1,30 Mark bis 2,25 Mark abgegeben. Der Magistrat Schubert.

 

Die Generalversammlung der hiesigen Gesellschaft gegen Krankheit und Sterbefälle von Schweinen am Sonnabend war leider der Zeitverhältnisse halber nicht so besucht wie in früheren Jahren. Der Vorsitzende Herr Gastwirt Baekow, der die Versammlung eröffnete, gedachte zunächst des jüngst verstorbenen, langjährigen Kassierers Herrn Rentier Schröder.

Das vergangene Rechnungsjahr ergab, dass im 1. Vierteljahr 931, im 2. (812), im 3. (743) und im 4. Vierteljahr 477 Schweine mit 506925 Mark versichert waren. (Autorin: Hannelore Deya)

 

Wochenschau Altentreptow 1918 Kalenderwoche 04

 

Am Montagvormittag ab 8 Uhr werden auf dem Bauplatz hier die Pferde der Stadt und ihrer Ausbauten (Trostfelde, Friedrichshof und Reutershof) gemustert. Die pünktlich 7 ½ Uhr vorzuführenden Pferde werden deren Besitzers durch die städtischen Polizeibeamten bezeichnet werden. Pferdebesitzer, die ihre gestellungspflichtigen Pferde nicht rechtzeitig oder vollzählig vorführen, haben außer der gesetzlichen Strafe die zwangsweise Vorführung der Pferde zugewärtigen. Der Magistrat Schubert.

 

Beurlaubung von Schäfern aus dem Heeresdienst. Gesuche von Schäfereibesitzern um Beurlaubung ihrer im Heeresdienst stehenden Schäfer für die unter den abwaltenden Verhältnissen ganz besonders schwierige Lammzeit werden von der Landwirtschaftskammer gegebenenfalls befürwortet, wenn sie ihr mit der nötigen Begründung und unter Angabe des Bestandes an Mutterschafen eingereicht werden.

 

Zu der stattgefundenen Theateraufführung kann man nur sagen, dass sie mit wohltuender Sicherheit zu Gehör gebracht wurde. Hervorheben möchten wir diesmal nur das Direktorenehepaar, das in seinen Rollen als „Paula Hartwig“ bzw. „Graf Bela Palmary“ ganz Hervorragendes boten und daher auch besonderen Dank der Theaterfreunde verdient haben. Hoffentlich haben wir bald einmal Gelegenheit, etwas Gediegenes, Wertvolles zu sehen, jedenfalls aber war die erste Einführung des Ensembles in diesem Jahr die denkbar glücklichste!

 

Das Eiserne Kreuz 2. Klasse erhielt auf dem westlichen Kriegsschauplatz der Füsilier Friedrich Henning Sohn des verstorbenen Rendanten Henning von hier.

 Ferienverlängerung. Auf Anordnung des Oberpräsidenten sind die Schulferien bis zum 31. des Monats verlängert worden.

 

 Gebrauchte Schulbücher weitergeben! Im Einklang mit einer bereits ergebenen Anregung hat der Kultsminister verfügt, dass in allen Schulen die noch brauchbaren Schulbücher an die aufsteigenden Schüler der folgenden Klassen von ihren Kameraden gegeben werden sollen.

 

Wucher mit Karbid. Wie festgestellt worden ist, werden von Kleinhändlern, die mit der Verteilung von Karbid in Mengen unter 100 Kilogramm beauftragt sind, Verbrauchern Preise abgenommen, welche die erlaubten Sätze wesentlich übersteigen. Der heutige Grundpreis für Karbid liegt bei 86,50 Mark für 100 Kilogramm. Wucher wird bestraft!

 

Stadtverordneten-Versammlung am Donnerstagnachmittag gibt es u. a. folgende Tagesordnungs-Punkte. Einführung der neu gewählten Stadtverordneten. Wahl des Büros. Kassenrevisionsprotokoll vom 4. Januar 1918. Zuschlagsverteilung zu dem Pachtgebot des Fischers Blahm. Genehmigung von Vereinbarungen mit dem früheren Gasmeister Pohl. Genehmigung der geänderten Lustbarkeitssteuerordnung für die Stadt Treptow a. Toll. Bewilligung von 6000 Mark für Familienstützung. Der Stadtverordneten-Vorsteher, Dr. Thümmel.

 

Am kommenden Mittwochnachmittag 4 Uhr wird im Rathaus Rindfleisch an die Inhaber der Fischkarten-Nummern 558 bis 650 verkauft.

 Die in Treptow abfallenden Knochen werden von den Produktenhändlern Ahrensdorf und Müller gesammelt, die wöchentlich einmal durch den Händler Eick von den Haushaltungen abgeholt werden. Für ein Pfund werden 3 Pfennig bezahlt. Für Knochen, die den Händlern Ahrensdorf und Müller hingebracht werden, werden 2 Pfennig für ein Pfund mehr gezahlt. Der Magistrat Schubert. (Autorin: Hannelore Deya)

 

Wochenschau Altentreptow 1918 Kalenderwoche 05

 

Die Ortskohlenstelle ist nur an den Wochentagen vormittags 9-12 Uhr geöffnet.

Kirchlichen Nachrichten für 1917: getauft wurden in Treptow 52 Kinder, 30 Jungen und 22 Mädchen. Gestorben sind 44 männliche und 34 weibliche Personen. Getraut wurden 24 Paare. Kommunikanten waren 772 und Konfirmanden 52 Knaben und 46 Mädchen.

 Jünglingsverein. Am Sonntagabend soll im Rathaussaal wieder eine Versammlung der jungen Leute stattfinden, an der Pastor Wetzel zum letzten Mal teilnehmen wird. Es wird gebeten, alle Bibliotheksbücher abzugeben.

 

Eine arge Enttäuschung erlebte ein hiesiger Mann, der seine Sparkassenbücher seiner Frau in Verwahrung geben hatte. Als er in den letzten Tagen seine Bücher einsah und damit zu verschiedenen Sparkasseninstituten ging, um Zinsen zuschreiben zu lassen, musste er die Entdeckung machen, dass fast alle Einlagen ohne sein Wissen nacheinander bereits abgehoben waren. Die seit 1916 vorgenommenen Abhebungen sollen die ungefähre Höhe von 4000 Mark erreicht haben. Die Frau, welche die Entdeckungen fürchtete, ist verschwunden.

 

Der Gottesdienst in St. Georg am nächsten Sonntag beginnt nicht, wie am vorigen Sonntag in der St. Petri Kirche bekannt gemacht wurde, um 3 Uhr nachmittags, sondern um 2 Uhr, wie aus dem Kirchenzettel ersichtlich ist. Das Eiserne Kreuz 2. Kl. erhielt für besondere Tapferkeit vor dem Feinde der Trompeter-Unteroffizier Völchert aus Groß Tetzleben, Sohn des Eigentümers Wilhelm Völchert von dort.

 

Der Raureif. Durch Rauhreif sind eine größere Anzahl Fernsprechleitungen nach außerhalb gestört, sodass Verzögerungen im Fernsprechverkehr unvermeidlich sind. – Der Raureif hat uns in diesem Jahr besonders unangenehm heimgesucht und stellenweise die Obstbäume aufs schwerste beschädigt, indem die jungen Zweige vielfach auf viele Strecken hin niedergebrochen worden sind. Jetzt droht noch die Beschädigung des jungen Baumnachwuchses durch Frost. Die Obstzüchter sind in schwerer Sorge.

 

Auszeichnung. Treue Dienste finden oft noch den gebührenden Lohn! Am 3. Februar konnte Fräulein Klara Michaelis, Tochter des hier verstorbenen Seilermeisters Otto Michaelis auf eine gewiss seltene, vierzigjährige Tätigkeit im Geschäft des Hofschuhmacher Wilhelm Breitsprecher in Berlin, auch ein geborener Treptower, zurückblicken. In Anerkennung dieses, erhielt Fräulein M. von Ihrer Majestät der Kaiserin eine schöne goldene Brosche mit einer kleinen Krone und den Initialen der Kaiserin nebst dem bezüglichen Anschreiben. Vom jetzigen Chef, Herrn Jänicke, Schwiegersohn des Herrn Breitsprecher einen kostbaren Brillantring, und von dem Personal sowohl als auch von den Damen des Geschäftes herrliche Geschenke. Dieses Alles bei entsprechender häuslicher Feier überreicht.

 

Ein Schadenfeuer, das leicht hätte größere Ausbreitung hätte finden können, wütete gestern Nachmittag in einem Nebengebäude des Baumann´schen Grundstückes. Wie einwandfrei festgestellt, ist das Feuer durch Schadhaftigkeit des Schornsteins entstanden. In dem Erdgeschoss des Gebäudes befindet sich die Waschküche, in der zurzeit gewaschen wurde. Durch abspringende Funken wurde nun das im Obergeschoss lagernde Stroh in Brand gesetzt, das natürlich bald entdeckt und durch herbeieilende Feuerwehr bekämpft und erstickt wurde. Nicht unerwähnt mögen hierbei die Jugendwehr und einige Schüler bleiben, die schon vor Eintreffen der Wehr dem Feuer durch Löscheimer energisch zu Leibe gingen und später die Wehrmänner tatkräftig unterstützten. (Autorin: Hannelore Deya)

 

Wochenschau Altentreptow 1918 Kalenderwoche 06

 

Ältere Lehrer als Rektoren. Der Kultusminister hat angeordnet, dass ältere Lehrer ohne Vorprüfung zur Rektorprüfung zugelassen werden, damit künftig mehr Rektoren für kleinere Städte zur Verfügung stehen. In der Prüfung sollen die Fremdsprachen zurückgedrängt werde: die Pädagogik wird im Wesentlichen der Rektorprüfung zugewiesen.

 

 „Die tolle Komtess“, die neueste Operette mit der herrlichen Musik von dem berühmten Komponisten Walter Kollo, wird am Sonntagabend ½ 8 Uhr im Bahnhofshotel gegeben. Von allen Berliner Zeitungen, ja von der gesamten Presse ist diese entzückende Neuheit, welche wie ein Sonnenstrahl in unsere ernste Zeit leuchtet, gepriesen werden. Jetzt ist „Die tolle Komtess“ täglich in Berlin auf dem Spielplan, mit dem größten Erfolg, wie in jeder Zeitung zu lesen ist. Jede Gesangsnummer ist ein Schlager. Tränen werden gelacht. Nachmittags ist eine Kindervorstellung mit „Tischlein deck dich.“

 

Unfall. Heute Nachmittag scheute das Pferd eines Landfuhrwerks bei den Eisenbahnbrücken am Weg und raste mit dem Gespann in die Stadt hinein. An der Ecke Unterbau- und Demminerstraße kollidierte es mit einem entgegenkommenden Milchwagen, wodurch die Schere aushakte, mit welcher das Pferd allein weiter sauste. Der Führer des Wagens, Herr Juhnke aus Loikenzin, flog bei dem Aufprall auf das Straßenpflaster und zog sich allem Anschein nach einen komplizierten Oberschenkelbruch zu.

 

Auf Grund der §§ 5 und 6 des Gesetzes vom 11. März 1850 und des § 69 der Reichsgewerbeordnung vom 1. Juli 1883 wird mit Zustimmung des Stadtverordneten- Kollegiums für den Bezirk der Stadt Treptow a. Toll. eine neue Marktordnung verabschiedet Sie besagt in den wichtigsten Punkten: 1. Wochenmärkte finden auf dem Marktplatz statt, a) an jedem Mittwoch und Sonnabend, b), wenn diese Tage auf einen Feiertag fallen, an dem nächst vorhergehenden Werktag. Der Markthandel beginnt im Sommerhalbjahr (1. April-31. September) um 7 Uhr, im Winterhalbjahr (1. Oktober-31. März) um 8 Uhr morgens und endet 12 Uhr mittags. Die Verkäufer dürfen sich nicht früher als ½ Stunde vor Marktbeginn auf den Markt einfinden und müssen diesen spätestens 1 Uhr nachmittags geräumt haben. Geräte und Waren, die nachher sich vorfinden, werden auf Gefahr und Kosten des Eigentümers von der Polizei weggeschafft und als Fundsachen behandelt. (Autorin: Hannelore Deya)

 

Wochenschau Altentreptow 1918 Kalenderwoche 07

 

Kohlenenteignung. Mit dem Fortschreiten des Winters mehren sich die Fälle, in den vor allem die kommunalen Behörden genötigt sind, Brennstoffe bei Verbrauchern zu beschlagnahmen, die allzu hohe Bestände empfingen. Hierbei erhebt sich nicht selten Streit darüber, welchen Preis derjenige, zu dessen Gunsten die Beschlagnahme erfolgt, an den bisherigen Besitzer zu zahlen hat. Als vorläufiger Übernahmepreis ist der Tagespreis bestimmt, d. h., wenn Kohle im Keller beschlagnahmt wird, gilt der örtliche Tagespreis.

 

Einen Theaterabend beabsichtigt am Sonnabend das Lazarett-Personal der Westkaserne Demmin hier im Bahnhofshotel zu veranstalten: der Reinertrag ist für den Vaterländischen- Frauenverein bestimmt. In Demmin wurden die Darbietungen mit großem Beifall aufgenommen, der Saal war jedes Mal ausverkauft. Hoffen, wir, dass die Darsteller die nicht Mühe und Kosten scheuen, auch hier die Freude haben vor vollem Saal zu spielen. Der Vorverkauf findet bei Herrn Gall statt.

 

Der Jungfrauenverein, der seit Weihnachten wegen Kohlenmangel in der Schwesternwohnung nicht gehalten werden konnte, wird nunmehr, nachdem Kohlen geliefert sind, wiedereröffnet. Die nächste Versammlung findet den nächsten Montagabend 8 Uhr in der Schwesternwohnung statt. Die bisherigen Mitglieder und neue Mitglieder werden zur Teilnahme freundlichst eingeladen.

 

Schuhkursus. Nach Rücksprache mit der Frau Vorsitzenden gebe ich hiermit bekannt, dass der Hausschuhkursus und der Straßenschuhkursus als getrennt zu betrachten sind. Die Teilnahme kostet für Nichtmitglieder je 2 Mark, für Mitglieder 1 Mark. Zettel mit Angabe über die nötigen Zutaten für den Straßenschuhkursus treffen in den nächsten Tagen bei mir ein. Frau M. Thümmel.

 Suche zu Ostern für meine Buchdruckerei einen Lehrling mit guter Schulbildung. Fr. Greve. (Autorin: Hannelore Deya)

 

Wochenschau Altentreptow 1918 Kalenderwoche 08

 

Wie wird Ukraine ausgesprochen? Dieses in der Gegenwart oft genannte Wort wird nach Duden-Rechtschreibung, 9. Auflage 1915, viersilbig ausgesprochen, nämlich U-kra-i-ne und ukra-inisch. Es dürfte sich empfehlen, fortan nur diese richtige Aussprache zu gebrauchen.

 Kriegsgefangenenpost nach Russland. Künftig wird ein Teil der Postsendungen (Briefe, Pakete) an deutsche Kriegsgefangene in Russland unmittelbar durch die Front befördert werden. Wöchentlich soll zu diesem Zweck ein Bahnwagen durch die Front über Wilna-Dünaburg laufen. Erfreulicherweise wird dadurch die Beförderung der Kriegsgefangenenpost rascher und bestimmter an die Gefangenen gelangen.

 

Die Sommerzeit 1918. In diesem Jahr beginnt die Sommerzeit am 1. April und endet am 14. Oktober. Die Erfahrungen, die man während des Krieges mit der Sommerzeit gemacht hat, sind überwiegend gut. Ihre Vorteile - vor allem die bedeutende Lichtersparnis - sind so unzweifelhaft, dass man über einige kleine Unannehmlichkeiten, die sich hier und da ergeben haben, gern hinweggehen kann. Vielleicht wird aus der Kriegserrungenschaft eine dauernde Einrichtung.

 

Die Passionsgottesdienste in der St. Petri Kirche beginnen Donnerstag den 21. Februar abends 8 Uhr. Gesangbücher brauchen nicht mitgebracht zu werden, da Liederhefte auf den Plätzen liegen.

 

Wir leiden unter dem Fettmangel sehr, aber direkt „lebensgefährlich“, scheint es doch nicht zu sein. Ein Blick in die Vergangenheit zeigt uns folgendes Bild. Im Jahr 1913 verzehrte jeder Deutsche im Jahr 52 Kilo Fleisch und Fett: der Deutsche war damit der größte Fleischesser Europas geworden. Vor hundert Jahren - 1816- kamen auf den Kopf der deutschen Bevölkerung nur 13,6 Kilogramm ja selbst 1883 erst 29,3 Kilogramm. Wir müssen jetzt hinsichtlich der Fleisch- und Fettzureichung ungefähr so leben, wie die Kämpfer der Befreiungskriege lebten. Gewiss die Zeiten sind schwer und doppelt schwer, weil wir ausnahmslos bessere Zeiten gewohnt waren, aber zusammenbrechen brauchen wir ebenso wenig. 

 

Wohltätigkeitsaufführung. Wir möchten hierdurch noch besonders auf die Anzeige von Frl. M. Ehlert veranstalteten musikalischen Abend am Sonntag hinweisen. Das Programm bietet in drei musikalischen Einaktern etwa zwanzig Gesangsnummern aller Art von einfacher, volkstümlicher Weise bis zur Opernarie. Als Hauptsache gelangt zur Aufführung: „Die schöne Galathe.“ Der Kartenvorverkauf soll schon sehr rege sein. Der Ertrag der Veranstaltung ist für die Hinterbliebenen gefallener Krieger unserer Stadt bestimmt.

 

Auskunft über deutsche Kriegsgefangene wird von drei verschiedenen Stellen erteilt. Für Gefangene in den französischen Lagern gibt das Rote Kreuz eine Auskunftsstelle in Stuttgart, für Gefangene in England, Auskunftsstelle in Köln Stadthaus. Für Leute in russischer oder rumänischer Gefangenschaft erteilt Auskunft der Ausschuss für deutsche Kriegsgefangene in Hamburg, Ferdinandstraße 75. Auch die einzelnen Stellen der Heeresverwaltung sind angewiesen, diesen drei Stellen Auskünfte über Personalien und Herkunft von Heeresangehörigen zu erteilen.

 

Verpachtung. Zur Verpachtung des Pfarrackers in Grischow ist ein Termin auf den kommenden Freitagnachmittag 4 Uhr im hiesigen Schulhaus anberaumt, zu welchem Pachtlustige hiermit eingeladen werden. Die Pachtbedingungen werden vor Beginn des Aufgebots bekannt gemacht. Der Gemeindekirchenrat zu Grischow.

 

Die Grasnutzung an den Gräben und Böschungen der Kunststraßen des Kreises Demmin, sowie die Nutzung der Weidenbäume an der Kunststraße Burow-Jarmen sollen demnächst auf weitere 5 Jahre (1918 bis einschließlich 1922) öffentlich meistbietend verpachtet werden. Da die Verpachtung an einem Tage nicht möglich ist, werden die einzelnen Termine durch die Aufsichtsbeamten mittels Aushang in den umliegenden Ortschaften bekannt gemacht werden. Nähere Auskunft erteilen die zuständigen Aufseher in Demmin, Völschow, Burow und Treptow.

 

15 Pfund Bienenzucker für jedes überwinternde Volk soll im Jahr 1918 der Imker erhalten, der sich verpflichtet, einen Teil seiner Honigernte zu gemeinnützigen Zwecken abzugeben, namentlich für den Lazarett- und Krankenhausbedarf. Jeder Imker, der Bienenzucker unter dieser Bedingung zu kaufen wünscht, trage sich sofort in die Ortsliste ein. Die Eintragungen werden später zum Zwecke der Ausstellung der zollamtlichen Berechtigungsscheine nachgeprüft werden. Durch seine Namensunterschrift übernimmt der Imker die Verpflichtung, eine dem dritten Teil der erhaltenen Zuckermenge entsprechende Honigmenge zur Verfügung der staatlichen Honig-Vermittlungsstelle abzugeben. (Autorin: Hannelore Deya)

 

Wochenschau Altentreptow 1918 Kalenderwoche 09

 

Theater. Wie fessele ich meinen Mann? Ein fröhliches, eheliches Kampfspiel in fünf Akten nach Hans Sturm gelangt als nächste Neuheit der Berliner Theater-Gesellschaft Hertwich zur Aufführung im Bahnhofshotel. Dieses erfolgreiche Stück, welches überall durch seine wirkungsvollen Situationen und trefflichen Typen, ebenso wie durch den glänzenden feinen Dialog außerordentlich gefallen hat, dürfte auch seine Zugkraft in Treptow erweisen. Der Vorverkauf ist bei Herrn Gall bereits eröffnet.

 

Zahlreiche Anfragen und Pressenotizen enthalten die Mitteilung, dass die neuerdings festgesetzten Ferkelhöchstpreise von 1,10 Mark für das Pfund Lebendgewicht ab Stall bei allen Ferkelverkäufen Geltung haben, gleichgültig zu welchem Zweck die Tiere erworben werden. Demgegenüber sei darauf hingewiesen, dass dieser Höchstpreis nur für Schlachtferkel gilt, zum Zwecke der sofortigen Schlachtung, nicht aber für Tiere deren Kauf zu Zuchtzwecken oder zur Aufstellung von Mästen erfolgt.

 

Die nächste Stadtverordneten-Versammlung findet am kommenden Montagnachmittag 3 Uhr statt. Tagesordnung: 1) Kassenrevisionsbericht, 2) Verkauf von 3 städtischen Ackerparzellen, 3) Annahme eines Vergleichs in einer Prozesssache, 4) Wahl von sechs Kommissions-Mitgliedern für den Steuer-Ausschuss, 5) Antrag der städtischen Beamten auf Überlassung von Brennholz, 6) Änderung der Ordnung zur Erhebung von Marktstandgeld, 7) Festsetzung der Steuersätze für das Jahr 1918, 8) Bewilligung der Kosten für bauliche Veränderungen im Rektorhaus, 9) Geheime Sitzung.


Weidenkätzchen. Das linde Februarwetter hat die ersten jungen Weidenkätzchen ein bisschen vorzeitig herausgelockt und sie glänzen nun silberweiß als die ersten Boten des erwachenden Frühlings von der graubraunen Rinde uns entgegen. Ebenso hat der Haselnussstrauch bereits die ersten Kätzchen angesetzt und an allem übrigen Strauchwerk fangen die Knospen an, allmählich zu wachsen.

 

Unseren städtischen Beamten mit einem Einkommen von unter dreitausend Mark und Führung eines eigenen Haushaltes, werden, nach ihrem Antrag, Brennholz aus der hiesigen Stadtforst zum Taxwert überlassen.

 Die Versammlung des Jungfrauenvereins in der Schwesternwohnung muss heute ausfallen.

 

Der an der Neubrandenburger Chaussee neben dem Eiskeller gelegene zur Brauereibesitzer Klein´schen Konkursmasse gehörige Garten soll bei sofortiger Übergabe verkauft werden. Kaufangebote bitte ich mir zu machen. Nähere Auskunft über den Garten selbst erteilt Herr Buchhändler Gall. Justizrat Joseph.

 

Stadtverordneten-Versammlung vom 4. März. 15 Stadtverordnete waren anwesend. Am Magistratstisch Beigeordneter Justizrat Joseph und die Ratmänner Krause, Schulz und Stöß. Der Vorsitzende Sanitätsrat Dr. Thümmel eröffnete die Versammlung und gedachte zunächst des jetzt erfolgten Friedens mit Russland. Er dankte unseren Truppen und hoffte, dass uns der liebe Gott recht bald nun den ganzen Frieden bescheren möge. Punkt 2: Der Antrag zum Verkauf von 3 Ackerparzellen in der Kaiserstraße, wurde dem Magistrat Zwecks weiterer Verhandlungen zurückgegeben. Punkt 3: Zur näheren Orientierung verschiedener Etatsachen wurde eine Kommission gewählt, die mit dem Magistrat in Verbindung darüber zu treten hat. Es wurden gewählt die Mitglieder Thümmel, Gall und Ulbrich. - Die Kosten für die baulichen Veränderungen im Rektorhaus wurden nach den Vorschlägen der Baudeputation, bewilligt. (Autorin: Hannelore Deya)

 

Wochenschau Altentreptow 1918 Kalenderwoche 10

 

Bekanntmachung. Es liegt äußerst dringender Bedarf der Bevölkerung der größten deutschen Industriebezirke und mehrerer Großstädte an Kohlrüben für den Frischverzehr vor, außerdem müssen noch große Mengen an Rübensauerkraut hergestellt werden. Endlich sind für den Heeresbedarf, namentlich an der Front, für die Marmeladenstreckung und für die Kaffeeersatzfabriken, unbedingt noch Runkelrüben erforderlich. Unter Bezugnahme auf die Bekanntmachung ersuche ich daher alle Anbauer von Kohl- und Runkelrüben um schleunigste Ablieferung der noch verfügbaren Mengen an die bekannten Kommissionäre. Der Landrat von und zu Gilsa und der Magistrat Treptow a. Toll.

 

Die neue Einschätzung der Steuern für die Beamten, wird eine Kommission aus sechs Mitgliedern vornehmen. Sie besteht aus den Stadtverordneten Giermann, Krause, Michaelis, Schramm und Schneider und dem Ratmann Stöß. Sie wurden alle wiedergewählt. Die dem Magistrat vorgeschlagenen Änderungen betreffs Erhebung von Marktstandsgeld wurden auf der letzten Stadtverordnetenversammlung angenommen. Die Steuersätze für das Rechnungsjahr 1918 wurden wieder, wie im vorigen Jahr auf 125 % zur Einkommen- und 235% zur Realsteuer festgesetzt.

 

Die Kosten des Weltkrieges werden bis zum Ende des Jahres 1917 im Ganzen auf 37 Milliarden Mark veranschlagt. Auf unsere Feinde kommen 326,4 und auf uns 100,6 Milliarden. Deutschland soll 95 und unsere Verbündeten 65,6 Milliarden aufgewendet haben. Nach der bisherigen Entwicklung des Kriegsgeschehens werden die Gesamtkosten bis zum Ende des vierten Jahres, dem 1. August 1918, etwa 622 Milliarden Mark betragen.

 

Die Stadtforst Treptow a. Toll. verkauft Holz. Am kommenden Montagvormittag von 9 Uhr ab, sollen im Bahnhofshotel Ulbrich öffentlich meistbietend verkauft werden: 46 Buschhaufen, 150 rm Nadelholz (Stubben). Ein Wagenkissen ist als Fund abgegeben worden und kann bei der Polizeiverwaltung auf dem Rathaus vom Besitzer abgeholt werden.

Kaufe alle knochenbrüchigen und kaputten Schlachtpferde und zahle die höchsten Preise. Auf Wunsch wird sofort an Ort und Stelle geschlachtet. E. B. Müller. (Autorin: Hannelore Deya)

 

Wochenschau Altentreptow 1918 Kalenderwoche 11

 

Bekanntmachung. Plakate und Flugblätter politischen Inhalts dürfen nach den früheren Bekanntmachungen vom 31. Juli 1914 und 1. März 1915 ohne Genehmigung der Ortspolizeibehörden weder gedruckt noch verbreitet werden. Verbreitung ist es auch, wenn eine oder mehrere solcher Schriften auch nur leihweise, zum Durchlesen auf der Stelle, zur vertraulichen Einsichtnahme oder irgendwie sonst vorsätzlich zur Kenntnis eines anderen gebracht werden, um auf diese Weise für den Inhalt des Flugblattes Propaganda zu machen. Treptow a. Toll, der Magistrat.

 

Der Frauen-Verein veranstaltet am Sonnabendabend 7 Uhr im Ratshaus einen Strumpfherrichte-Kursus. An der Hand eines Grundmusters wird gezeigt werden, wie man Kindertrümpfe vergrößert und ausbessert. Damen- und Herrenstrümpfe mit Web- und Strickstoff ausbessert, Musterstrümpfe im Flor, Baumwolle und Wolle gleichfalls in Stoff herrichtet und vergrößerte Kinderstrümpfe liegen vor. Die Teilnehmerinnen mögen auszubessernde Strümpfe möglichst unzerschnitten und geglättet aber auch Schäfte mitbringen. Ausgebessert wird mit alten Strümpfen, Webstoff oder Strickstoff. Nähmaterial, ein Stück Kreide, Stecknadel und Musterpapier ist mitzubringen. Im Interesse jeder Teilnehmerin kann aber nur von der Erhöhung aus die Sache vorgeführt werden.

 

Bekanntmachung. Es ist in letzter Zeit wiederholt vorgekommen, dass hiesige Bäckereiinhaber Brot auf Brotmarken im Voraus verabfolgt haben. Die Polizei-Beamten sind angewiesen, hierauf besonders zu achten. Es wird jede Übertretung streng bestraft und die Schließung der betreffenden Betriebe veranlasst werden. Der Magistrat, Schubert.

 

Die Zahlung der Familienunterstützung erfolgt am Sonnabendvormittag in der Reihenfolge nach dem A B C. Es haben zu erscheinen mit dem Anfangsbuchstaben A – G um 9 Uhr, H – P um 10 ½ Uhr, Q – Z um 12 Uhr. Der Magistrat, Schubert.

 

Abraupen der Obstbäume. Amtlich wird darauf hingewiesen, dass nach den Bestimmungen des § 33 Absatz 2 der Regierungspolizeiverordnung vom 28. Juli 1883 das Abraupen der in Gärten, auf Feldern, Wegen und Straßen stehenden Obstbäume von den Eigentümern, Pächtern oder Nutznießern alljährlich im Frühjahr vorzunehmen ist. Das Abraupen der Bäume ist spätestens bis Ende des Monats März zu bewirken. Die Befolgung dieser Vorschrift wird kontrolliert und Zuwiderhandlungen werden zur Bestrafung gebracht. (Autorin: Hannelore Deya)

 

Wochenschau Altentreptow 1918 Kalenderwoche 12

 

An unsere Leser! Infolge der bedeutenden noch ständig zunehmenden Preissteigerung der Rohstoffe des Zeitungswesens, sehen wir uns gezwungen vom 1. April des Jahres ab den Bezugspreis zu erhöhen. Das Treptower Tageblatt kostet vom 1. April des Jahres ab für die Ortsbezieher frei Haus 2,00 Mark, für die Postbezieher 2,42 Mark im Monat. Verlag des Treptower Tageblattes.

 

Die Aufnahme der schulpflichtig werdenden Kinder erfolgt für beide Schulen in Treptow am Sonnabend von 9-11 Uhr im Lehrerzimmer der Allgemeinen Stadtschule (Oberbaustraße). Zur Aufnahme kommen alle Kinder, die bis zum 30. Juni des Jahres das 6. Lebensjahr vollenden. Bei der Anmeldung ist der Impfschein und für nicht in Treptow getaufte Kinder der Taufschein vorzulegen.

 

Bekanntmachung. Bei den hiesigen Kaufleuten wird Petroleum ausgegeben, jedoch nur für die städtischen Einwohner. Jede von uns ausgestellte Petroleumkarte oder das Buch berechtigt nur zum Bezug der Hälfte der darauf vermerkten Menge. Der Magistrat.

 

Bekanntmachung. Die bis jetzt vom Gendarmerie Wachtmeister Tabbert gepachteten Torfgräben in den Kämmereiwiesen sollen vom 1. Juli 1918 bis 31. August 1924 öffentlich am 28. März 1918 nachmittags 5 Uhr im Magistratszimmer meistbietend wiederverpachtet werden. Der Magistrat, Schubert.

 

Am Sonnabendnachmittag von 4 Uhr ab wird im Rathaus Rindfleisch an die Kartennummern 200 – 320 verkauft.

 Am Sonnabendnachmittag 5 Uhr soll der ehemalige Stech´sche Garten hinter der Mühle in Parzellen öffentlich meistbietend bis 31. Oktober 1920 verpachtet werden unter an Ort und Stelle bekannt gegebenen Bedingungen. Der Magistrat, Schubert.

 

Die Vorstellung der Berliner Theatergesellschaft Hertwich am Wochenende war sehr gut besucht, so dass die Einnahme der Direktion bedeutend sein dürfte. Im schreienden Gegensatz hierzu stand leider die Gegenleistung der Darstellung, ja sie war zum Teil derart Minderwertig, dass auch die wohlwollende Kritik sich ein näheres Eingehen auf Einzelheiten versagen muss. Es ist ja möglich, dass derartig nackte Kunstleistungen, derartig jämmerliches Stimmenmaterial an anderen Orten gefällt, wir hingegen möchten im Interesse unseres Publikums gegen solche Zumutungen gegen das Schärfste protestieren. Herr Direktor Hertwich wird es nur sich selbst zuzuschreiben haben, wenn das bessere, theaterkundige Publikum von Treptow derartige Vorstellungen in Zukunft meiden sollte. (Autorin: Hannelore Deya)

 

Wochenschau Altentreptow 1918 Kalenderwoche 13

Unser Bürgermeister wird sich weiterbilden. In Detmold finden im Sommer wieder Ferienkurse für Bürgermeister kleiner und mittlerer Städte statt, zu deren Besuch sich Bürgermeister Schubert bereit erklärt hat. Der Bürgermeister erhält von der Stadt einen Kostenbeitrag von 200 Mark für Reise, Unterkunft und Verpflegung.

 

 

Auf die Bürger kommen neue Geldausgaben zu. Die Kosten für angelegten Hausanschlüsse an die elektrische Zentrale, die nach den per 23. Februar des Jahres gemachten Anmeldungen erfolgen sollen, müssen vom Hauseigentümer in voller Höhe selbst getragen werden. Die Stadt kann hierfür keine finanziellen Mittel bereitstellen.

 

Die derzeitige günstige Witterung gestattet allgemein die Öffnung der Mieten und die Beendigung der Bestellung des Saatgutes. Um den Landwirten Gelegenheit zu geben, die für die Saatbestellung erforderliche Kartoffeln aus den vorhandenen Beständen schon jetzt zu entnehmen, sind die Kommissionäre angewiesen, in der kommenden Woche Kartoffeln nur insoweit als sie von den Landwirten freiwillig angeboten werden. In der Woche nach Ostern muss jedoch die Lieferung wieder in vollem Umfang einsetzen, da der Bedarf für zu beliefernde Kommunalverbände und Trockenfabriken nach wie vor äußerst dringend ist und der Kreis seiner Ablieferungspflicht bei weitem noch nicht erfüllt hat. Landrat von und zu Gilsa und der Magistrat zu Treptow a. T., Schubert. 

 

Auf der letzten Stadtverordnetenversammlung waren 13 Stadtverordnete abwesend. Am Magistratstisch Bürgermeister Schubert, Beigeordneter Justizrat Joseph und die Ratsmänner Lange und Stöß. Der Vorsitzende Sanitätsrat Dr. Thümmel eröffnete die Sitzung und ließ das Protokoll der vorigen Sitzung verlesen. Vor Eintritt in die Tagesordnung sprach Bürgermeister Schubert seinen Dank aus, für die ihm zu seiner Hochzeit gesandten Glückwünsche und für die schöne Blumenspende, die ihm seitens der Stadtverordneten gewidmet war.

 Die Versammlung nahm Kenntnis vom Kassenrevisionsprotokoll. Die Vorlage über den Verkauf des städtischen Ackers an die Anlieger in der Kaiserstraße wurde dem Magistrat zwecks einheitlicher Verhandlung mit den anderen Anliegern zurückgegeben. - Die Änderung in der Ordnung zur Erhebung der Karten- und Lustbarkeitssteuer, die vom Bezirksausschuss veranlasst wurde, ist in einigen Punkten vom Magistrat abgeändert, wozu die Versammlung ihre Zustimmung erteilte. - Die Versammlung genehmigte das Pachtgebot auf den der Stadt gehörigen Stech´schen Garten hinter der Mühle. - Der Bericht des Bürgermeisters über den Entwurf der Tollense-Melioration wird in nächster Sitzung wiederholt. Ein Dringlichkeitsantrag seitens des Magistrats, betreffs Verkaufes der Materialien der Gasanstalt für 3000 Mark an die Gemeinde Heiligensee, erhielt Zustimmung.

 In geheimer Sitzung wurde dem Hauptkassenrendanten das Mankogeld für das Etatjahr 1918 auf 150 Mark erhöht, dem Sparkassen-Gegenbuchführer 40 Mark wurde ein monatlicher Teuerungszulagen außer seinem Gehalt und einer Lehrerwitwe eine einmalige Kriegszulage bewilligt.

 Der Holzlieferung an städtische Beamte wurde nach Magistratsantrag zugestimmt.

 

Die Vorträge, die Privatdozent Dr. Henning, der am nächsten Sonnabend im Bahnhofshotel über „Den Weg zum Frieden“ spricht, anderwärts hielt, sind stets von außerordentlichem Erfolg begleitet gewesen. Er versteht es, die Zuhörer aller Schichten, Männer und Frauen, wahrhaft zu begeistern. Daher dürfte niemand der jetzt gebetenen Gelegenheit versäumen, seinen Vortrag sich anzuhören, umso weniger, als der Erlös der städtischen Kriegswohlfahrtspflege zugeführt wird. (Autorin: Hannelore Deya)

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