Altentreptow 1919 April-Juni

Wochenschau Altentreptow 1919, erlesen und recherchiert aus dem Treptower Tageblatt April-Juni


April

 

 Kalenderwoche 15

 

Besitzwechsel. Witwe Höppner in Siedenbollentin verkaufte ihr Wohnhaus mit Stallung und Scheune sowie 12 Morgen Acker einschließlich Wiesen und Koppel an den Landbriefträger Ewald Meinke daselbst. Die Übergabe erfolgt am 1. Oktober des Jahres.

 Verkürzung der Fleischmenge. Die Wochenkopfmenge an Fleisch beträgt gemäß Anordnung der Reichsfleischmenge bis auf weiteres wieder 100 Gramm.

   

Kriegsgefangenenschutz Kreisgruppe Demmin. Die Kreisgruppe empfiehlt warm allen ihren Mitgliedern und Gönnern das Halten der inhaltsreichen Zeitung des Volksbundes: „Mitteilungen zum Schutz der deutschen Kriegs- und Zivilgefangenen“, sie erscheint wöchentlich einmal. Bezug durch die Postanstalten. Bezugspreis 2 Mark ausschließlich Bestellgeld.

 Ernennung. Der kommissarische Polizei-Wachtmeister F. Rossow in Plathe, früher hier in Treptow ist zum Polizei-Wachtmeister ernannt und bestätigt worden.

 

Stadtverordnetensitzung. Für Besen, Scheuertücher u. dergl. zur Rathausreinigung wird die Entschädigung von 30 auf 80 Mark erhöht. Die Versammlung lehnt es einstimmig ab, für Wahrnehmung der Sitzungen der Hauptversammlung und der Kommissionen Entschädigungen zu beanspruchen, wenn diese zu Zeiten stattfinden, in denen ein Verlust an Arbeitsverdienst nicht eintritt. Zur Besserung der Kleingeldverhältnisse wird der Magistrat ermächtigt für weitere 300 Mark Stadtgeld auszugeben. In einer eingehenderen Verhandlung werden die Möglichkeiten besprochen die Torfförderung zu bessern und für Bürger, welche die hohen Holzpreise nicht erschwingen können, das Holz zu mäßigen Preisen aus der Stadtforst abzugeben. Zunächst soll in dem nächsten Holztermin ein Teil des Holzes unter Ausschluss auswärtiger Käufer und solcher Bürger, die schon 4 Raummeter Holz haben, ausgeboten werden.

 

Bestandene Prüfung. In der am Freitag in Neubrandenburg stattgefundenen Schlussprüfung für die Realschule erwarb sich das Zeugnis zur Berechtigung für den Einjährig-Freiwilligen Militärdienst u. a. W. Jahnke von hier. J. war auf Grund der schriftlichen Prüfungsarbeiten von der mündlichen Prüfung ganz befreit.

 Eine Konferenz der Kantoren und Organisten des Kreises Demmin fand am letzten Sonnabend auf Einladung des Kantors Kasten, Jarmen, im Saal des Hotels König von Preußen in Demmin statt. Die Leitung lag in den Händen des Kantors Arndt, Treptow. Eine stattliche Anzahl Teilnehmer hatte sich aus allen Teilen des Kreises eingefunden. Kantor Kaste, der Vorsitzende des Kantoren- und Organistenvereins der Provinz Pommern sprach über die Forderungen der Kirchenmusiker. (Autorin: Hannelore Deya)

 

Wochenschau Altentreptow 1919 Kalenderwoche 16

 

Handwerkerversammlung. In der im Hotel Büsch gestern Abend stattgehabten recht zahlreich besuchten Handwerker-Versammlung wurde gegen die Absicht der jetzigen Regierung, die Kommunalisierung auch auf die Handwerksbetriebe auszudehnen, Stellung genommen. Es wurde schärfster Einspruch gegen die Kommunalisierung erhoben und in einer Entschließung zum Ausdruck gebracht, die von den anwesenden Handwerkern anerkannt und unterschrieben wurde und der Handwerkskammer eingereicht werden soll. Handwerker, die nicht anwesend waren, werden gebeten, die Entschließung am Sonntag bei Herrn Tischlermeister Burmeister mit ihrer Unterschrift zu versehen. Im Anschluss an diese Versammlung wurde eine Vereinigung hiesiger Handwerker zum Anschluss an den „Bund der Handwerker gebildet“. Selbstständige Handwerker aus Treptow und Umgebung, die dieser Vereinigung beizutreten wünschen, können sich bei Herrn Tischlermeister Burmeister ebenfalls zur Ausnahme melden. Der Vereinigung traten bereits in der Versammlung 38 Mitglieder bei.

 

Einsegnung. Nachdem am vergangenen Sonntag schon die Knaben eingesegnet wurden, hat gestern in der St. Petri-Kirche die Einsegnung der Mädchen stattgefunden. Damit ist in diesem Jahr hier zum ersten Mal der schöne Brauch geändert, die erhebende Feier am Palmsonntag stattfinden zu lassen.

 

Besitzwechsel. Durch Vermittlung des Herrn P. Schwerke in Neubrandenburg verkaufte Bäckermeister Emil C. in Welzin seine Büdnerei an den Landwirt Strübing aus Neubrandenburg zum Preis von 35000 Mark.

 

Theater. „Die verlorene Tochter“, als ein Lustspiel, das hätte eigentlich ziehen müssen und dennoch, trotzdem, selbst am Sonntagabend - ein nur halb gefülltes Haus! Woran liegt dies nur. Einige meinen, die Konfirmation, die in unserer heutigen Zeit zu einer Familienfeier ersten Ranges geworden, hat Abbruch getan, andere wiederum machend das Wetter verantwortlich, mehr wie beides schadet, es hilft nur einem alles nicht, der für Treptow ungewohnt hohe Eintrittspreis. (Autorin: Hannelore Deya)

 

Wochenschau Altentreptow 1919 Kalenderwoche 17

 

Besitzwechsel. Viehhändler Riemer verkaufte seine Demminerstraße 38 gelegene Villa mit Garten (aber ohne Fabrikgebäude) für den Preis von 50000 Mark an den Gendarmeriewachtmeister Piest, der nach hier versetzt ist. Die Übergabe findet sofort statt. Derselbe Besitzer verkaufte das früher Gielow´sche Grundstück mit Garten in Clatzow an den Rentier Wilhelm Suhr von hier.

 

Durchgehende Pferde scheinen augenblicklich auf der Tagesordnung zu stehen. Der etwa 14 Jahre alte Sohn des Viehhändlers M. fuhr mit einem Einspännerfuhrwerk gegen einen Pfahl an der Ecke Barkower- und Kaiserstraße: der Wagen kippte um und der Junge flog in weitem Bogen auf das Pflaster, wo er bewusstlos liegen blieb. Es musste sogleich ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden. 

 Warnung vor Reisen zu Ostern. Der Eisenbahnverwaltung sind Sonderleistungen aus Anlass des Osterverkehrs nicht möglich; dieser muss vielmehr mit den gewöhnlichen Zügen, sogar noch mit einer erheblich geringeren Zahl von Zügen als jetzt bewältigt werden. Es muss daher vor der Ausführung nicht unbedingt notwendiger Reisen auf das Eindringlichste gewarnt werden.

 

In der Bahnhofstraße gingen zwei Pferde durch, wodurch die Deichsel ausgehakt wurde, rasten gegen einen Laternenpfahl, den sie umrissen und konnten dann aufgehalten werden. Da in letzter Zeit oft über durchgehende Pferde in den Straßen geklagt wird, sei davor gewarnt, Fuhrwerke unbeaufsichtigt stehen zu lassen, die Verantwortung für angerichtete Schäden trägt nur der Besitzer.

 

Goldene Hochzeit. Das Fest der Goldenen Hochzeit begeht heute das Ackerbürger Carl Schultz´sche Ehepaar, hierselbst, Oberbaustraße. Beide sind trotz ihres Alters noch recht rüstig.

 

Evangelischer Jugendverein. Dienstagabend tagte im Haus des Pastors Schmidt eine Versammlung von Männern, denen es am Herzen liegt, unsere männliche Jugend, die der Schule entwachsen ist, geistig, religiös-sittlich und kulturell zu heben und außerdem auch für ihre körperliche Betätigung zu sorgen. Es hat sich zunächst ein Helferkreis gebildet aus Männern der Schule und des Handwerks, die beabsichtigen, Jugendliche ihres Standes zur Bildung eines neuen Jugendvereins zu sammeln.(Autorin: Hannelore Deya)

 

Wochenschau Altentreptow 1919 Kalenderwoche 18

 

Ein großes Konzert veranstaltet am 1. Osterfeiertag Musikdirigent Hellfeldt im Saal des Bahnhofshotels. Unserer Musikkapelle besteht jetzt nur aus älteren Musikern, die etwas leisten können und wollen; das beweist schon die außerordentlich gute Musikfolge, welche u. a. zwei Sätze aus der unvollendeten Symphonie in H-Moll von Schubert bringt. Daneben wird selbstverständlich auch leichte Musik zu Gehör kommen, sodass jeder Geschmacksrichtung Rechnung getragen ist.

 

Das Osterwetter ließ vieles zu wünschen übrig. Es war zu kalt zum Wandern nach außerhalb, deshalb hatten auch nur wenige Naturfreunde unser Stadtholz aufgesucht, wo der Waldmeister schon kräftig aufschießt. Der zweite Feiertag brachte morgens etwas Regen, auch er blieb kühl trotz späteren Sonnenscheins.

 

Das Osterkonzert unserer Stadtkapelle erfreute sich eines sehr guten Besuches. Unsere Mitbürger scheinen größere Musikfreunde geworden zu sein, denn vor dem Krieg waren die immerhin guten Konzerte bei 50 Pfg. Eintritt schlecht besucht, heute kostet es 1,50 Mark und der Saal ist fast überfüllt. So ändern sich die Zeiten. Jedenfalls müssen wir feststellen, dass unsere etwa 16 Mann starke Kapelle unter der Leitung des Konzertmeisters Müller außergewöhnlich Gutes leistet.

 

Der Maikäfer scheint in diesem Jahr wieder in größeren Massen aufleben zu wollen; er wurde bei dem Graben in Gärten vielfach in geringer Tiefe im Boden aufgefunden. Jedenfalls ist der Maikäfer in dieser Zeit keine Seltenheit mehr, so dass wir bitten, davon Abstand zu nehmen, ihn als Rarität in unserer Geschäftsstelle zu zeigen.

 

Der neue Nationalfeiertag. Wie nach einer parlamentarischen Korrespondenz verlautet, beabsichtigt die Regierung, den 1. Mai zu einem Zwangsfeiertag auszugestalten. Die Arbeitseinstellung soll nicht wie bisher eine freiwillige, sondern eine gezwungene werden, auch die Post soll an diesem Tag feiern. Zeitungen werden nicht erscheinen, die Geschäfte haben wie an Sonntagen zu schließen.

 

Der Tanzstundenball bildete gestern den Abschluss des Tanzunterrichts, den Tanzlehrer Pinkspank in den letzten Wochen im Hotel „Deutsches Haus“ abhielt. Die sehr große Zahl der Schüler und Schülerinnen legte untrügliches Zeugnis davon ab, was sie in dieser Zeit gelernt hatten. Neben den üblichen Rundtänzen hatte Herr Pinkpank namentlich auf graziöse Gesellschaftstänze Wert gelegt, die wohl gefallen konnten. Leider war die Fülle im Saal sehr beängstigend, es hätten nur die Angehörigen der Schüler Zutritt haben dürfen, für eine übergroße Teilnehmerzahl ist der Saal zu klein und die zahlenden Gäste können für ihr Geld doch schließlich auch ihre Anzahl Tänze verlangen.

 

Handwerkerversammlung. Gestern Abend fand in Büschs Hotel eine gut besuchte Versammlung der selbstständigen Handwerker statt. Der Vorsitzende vom Bund der Handwerker, G. Voigt-Friedenau, hielt einen sehr anregenden Vortrag über zeitgemäße Handwerkerfragen. Fast sämtliche Anwesenden traten dem Bund bei. Die Ortsgruppenleitung übernahm der Tischlermeister Burmeister, die Zahlstellenleitung Malermeister Donner. Als Neueinrichtung ist besonders die Begräbnis- und Unfallunterstützungskasse hervorzuheben, der auch Familienangehörige beitreten können.

 

Jugendverein. Es sei an dieser Stelle noch einmal darauf hingewiesen, dass am kommenden Sonntagabend 8 Uhr im Rathaus im Magistratssitzungszimmer die Gründungsversammlung des neuen Treptower Jugendvereins stattfindet. Wir wenden uns auch an die Handwerksmeister mit der herzlichen Bitte, ihre Lehrlinge darauf aufmerksam zu machen.

 

Zur Linderung der Not und des Elends unserer Kriegs- und Zivilgefangenen, denen der Feind noch immer trotz Waffenstillstands und Friedensverhandlungen die Rückkehr in die Heimat allen Gefühlen der Menschlichkeit entgegen verweigert, wird hier wie im ganzen Reich eine großzügige Sammlung veranstaltet. Am Sonnabend werden eine Haussammlung und eine Straßensammlung erfolgen. (Autorin: Hannelore Deya)

 

Wochenschau Altentreptow 1919 Kalenderwoche 19

 

Maifeier für Treptow und Umgebung! Der 1. Mai ist laut Beschluss der Nationalversammlung als ein gesetzlicher Feiertag erklärt worden. Wie an allen Orten Deutschlands soll auch hier in Treptow derselbe festlich begangen werden. Hierzu veranstalten das Gewerkschaftskartell und der sozialdemokratische Wahlverein ein Volksfest, bestehend aus Festmarsch, Konzert und Ball.

 

Die Liedertafel hielt Montagabend im Hotel Jonscher eine Generalversammlung ab, in welcher zunächst Kassenführer Kaufmann Wetzel den Kassenbericht erstattet, wonach ein Kassenbestand von etwa 100 Mark. Die Vorstandswahl ergab die Wiederwahl der Sangesbrüder Rektor Blank, 1. Vorsitzender, Bahnmeister a. D.: Schultz, stellv. Vorsitzender, Kaufmann Wetzel Schrift- und Kassenführer; neu gewählt wurde Lehrer Hanff zum Notenwart.


Besitzwechsel. Schlächtermeister Robert Prast kaufte das Hausgrundstück der Geschwister Haeske, Oberbaustraße, mit einem Morgen Land zum Preis von 16000 Mark.

Die Spargelernte wird in diesem Jahr infolge der kalten Witterung erst spät beginnen. Man rechnet nur mit einer mittleren Ernte. Die Folge hiervon wird ein sehr hoher Preis sein, trotzdem Höchstpreise bestehen. Im vorigen Jahr war die Spargelernte dermaßen groß, dass man ihn unter dem Höchstpreis verkaufte.

 

Evangelischer Jugendverein. Im Rathaussaal fand Sonntagabend die Gründung eines ev. Jugendvereins statt, der sich durch seinen Charakter als regelrechter Verein und durch das Mitbestimmen der Jugend in den inneren Vereinsangelegenheiten wesentlich von den bisherigen Bestrebungen auf diesem Gebiet unterscheidet. Leider war der Besuch nur mäßig. Das hielt aber nicht ab, den Abend sehr nett zu verleben.

 

Über die Maifeier teilte man uns von sozialdemokratischer Seite mit: Die Beteiligung an der Maifeier war trotz der Gegenpropaganda eine äußerst große, was auch der Wichtigkeit des Tages entsprach. Bedauerlich ist nur, dass mancher Treptower sowie auch unsere Stadtbehörde, die sich absolut der neuen Zeit noch nicht anpassen zu können glaubt, der Festlichkeit fern geblieben ist. In vielen anderen Städten dagegen ist die Feier von den Stadtbehörden gefördert worden.

Dem Dr. Barten wird gestattet sich den Teil der Schulstraße auf eigene Kosten pflastern zu lassen, der wegen seiner Autoeinfahrt gepflastert sein muss; Steine liefert die Stadt von ihrem Bestand zurückgesetzter Steine. (Autorin: Hannelore Deya)

 

Wochenschau Altentreptow 1919 Kalenderwoche 20

 Mai

Es lagen Anträge der Stadtverordnetenversammlung vor, nach denen der Magistrat ersucht werden sollte: 1. darauf zu halten, dass bei allen städtischen Arbeiten der Acht-Stundentag eingehalten wird und ein Lohn von mindestens 6 Mark gezahlt wird. 2. zu veranlassen, dass Acker in der Nähe der Stadt künftig in Kaveln verpachtet wird und 3., dass die unbesoldeten Magistratsmitglieder ihr Amt niederlegen. Die beiden ersten Anträge wurden dem Magistrat zur Berücksichtigung überwiesen, der letzte wurde zurückgezogen, da bisher noch keine Anweisung zur Neuwahl der Magistrate vorliegt und die Regierungsverordnung, nach welcher die Magistrate vorläufig unverändert bleiben sollen, nicht widerrufen ist.

 

Verkauf von Wohlfahrtsmarken. Bei den Postämtern sind die von dem Reichspostministerium zugunsten des Reichsausschusses der Kriegsbeschädigtenfürsorge herausgegebenen Wohlfahrtsmarken zu 10 und 15 Pfennig zu haben. Der Verkauf ist auf den Monat Mai beschränkt, ohne dass damit die Gültigkeit und Verwendbarkeit der Marken irgendwie beeinflusst wird.

 

Abgabe von Pachtland. Nach einer Mitteilung des Landwirtschaftsministeriums geben dort in zunehmender Zahl Anträge auf Überlassung von Land ein. Hauptsächlich wünschen die Antragsteller kleinere Landflächen zur Gewinnung von Lebensmitteln, insbesondere von Kartoffeln und Gemüse, zu erhalten. Für die meisten dieser Antragsteller kommt in erster Linie die Überlassung von Pachtland infrage. Die größeren Besitzer können nur dringend gebeten werden, diesen Wünschen nach Möglichkeit entgegenzukommen.

 

Stadtverordnetenversammlung war eine Dauersitzung, die von 8 ¼ Uhr bis nachts 12 ½ Uhr anhielt. In den Kreistag wurden Bürgermeister Schubert, Lagerhalter Kruse, Lehrer Witt gewählt. Erwerbslose sollen auf Stadtkosten bei der Allgemeinen Ortskrankenkasse versichert werden. Der vorgelegte Etat wird nach einigen Erinnerungen belangloser Natur einstimmig genehmigt. Die Kommunalsteuer wird, wie im vorigen Jahr 215 % die Grund-, Gebäude-, Gewerbesteuer 235 % betragen. Es wird gewünscht, dass baldmöglichst vom Magistrat eine genaue Zusammenstellung des ganzen Stadtbesitzes mit seinem Wert, seinen Unkosten und seinem Ertrag herausgegeben werde, damit man ein sicheres Bild von der Finanzlage unserer Stadt erhalte. Der Magistrat verspricht diese innerhalb einiger Monate. (Autorin: Hannelore Deya)

 

Wochenschau Altentreptow 1919 Kalenderwoche 21

 

 

Ein Kalb gestohlen und an Ort und Stelle geschlachtet wurde in der vorletzten Woche dem Bauerhofsbesitzer Bernh. Beiz in Grischow-Ausbau. Das Messer mit dem das Kalb geschlachtet worden ist, hat der Täter in der Eile liegen lassen. Hoffentlich wird Letzteres zur Ermittlung des Täters mit beitragen.

 Streik der Maurer. Heute Morgen sind die hiesigen Maurer wegen nicht bewilligter Lohnforderungen in den Ausstand getreten. Sie fordern bis 1. Juli einen Stundenlohn von 1,45 Mark später 1,45 Mark,

 

Voraussichtliches Sinken der Pferdepreise. Die Pferdepreise sind zurzeit trotz der Demobilmachung immer noch sehr hoch. Nach amtlicher Auskunft besteht jetzt Aussicht, an mehreren Stellen bald Pferde in größerer Zahl aus dem Ausland zu erhalten. Es dürfte endlich damit zu rechnen sein, dass aus den Pferdebeständen der Besatzungstruppen Pferde abgegeben werden.

 

Freiwillige Feuerwehr. Die am Sonntagnachmittag bei Schramm (Klosterberg) tagende Hauptversammlung der Freiwilligen Feuerwehr war recht zahlreich besucht und wurde vom Brandmeister Krause eröffnet, der zunächst der verstorbenen Ehrenmitglieder Sanitätsrat Dr. Waidow und Tischlermeister Kuhlschmidt gedachte, denen zu Ehren sich die Kameraden von ihren Plätzen erhoben. Anstelle des nach Stettin verzogenen stellvertretenden Zugführers Schmidt wurde der Kamerad Sorge gewählt. Es wurde beantragt, beim Magistrat einen Antrag dahin zu stellen, dass, wie in anderen Städten auch, den Mitgliedern der Wehr für die Zeit ihrer Tätigkeit auf der Brandstätte Entschädigungen gezahlt werden.

 

Die kirchlichen Gemeindekörperschaften haben in ihrer Sitzung beschlossen, die Gottesdienste wieder wie in früheren Zeiten anfangen zu lassen, den Vormittagsgottesdienst um 9 Uhr, den Nachmittagsgottesdienst um 2 Uhr. Vom nächsten Sonntag wird die neue Ordnung in die Erscheinung treten.

 

Patriotischer Arbeiterverein. Die Versammlung war leider nur schwach besucht. Herr Gauleiter Harder aus Rostock hielt einen längeren sehr interessanten Vortrag und betonte, dass die Vaterländischen Arbeitervereine in den Jahren vor dem Krieg einen gewaltigen Aufschwung genommen haben, zurzeit in Stillstand oder gar im Rückschritt sind. Einzelne haben sich bereits ganz aufgelöst. Einige der eingegangenen Vereine sind schon wieder mit ihrer Neubildung beschäftigt. Es wurde beschlossen, vom 1. Mai ab monatlich 50 Pfennig Beitrag pro Mitglied zu erheben und später ein geselliges Vergnügen zu veranstalten. (Autorin: Hannelore Deya)

 

Wochenschau Altentreptow 1919 Kalenderwoche 22

 

Der Belagerungszustand, den der Kommando General in Stettin über den ganzen Regierungsbezirk Stettin verhängt hatte, ist schon im Laufe des gestrigen Sonntags wieder zurückgenommen, so dass die angesagte Protestversammlung sowohl wie der Familien-Unterhaltungsabend des Jungmädchenbundes hätten stattfinden können. In Stettin dauert die Ruhe an, so dass dort mit der gänzlichen Beendigung des Aufruhrs zu rechnen ist.

 

Landwirtschaft. Verein kleiner Wirte. Die Sitzung am Sonnabend war recht zahlreich besucht. Herr Dr. Schmidt, welcher einen Vortrag über Anbau von Kartoffeln und Gespinnstpflanzen zugesagt hatte, war wegen der in Stettin herrschenden Unruhen und Verkehrsstörungen am Erscheinen verhindert. Die Tagesordnung beschränkte sich deshalb fast ganz auf Geschäftliches und freie Besprechung.

 

Eine grobe Unsitte macht sich hier in letzter Zeit durch den Bürgersteig benutzende Radfahrer bemerkbar, wodurch ahnungslose Fußgänger und besonders Kinder leicht in Gefahr kommen, überfahren zu werden. Der Bürgersteig ist für die Fußgänger da, aber nicht für die Radfahrer.

Zu einer Protestversammlung gegen den Gewaltfrieden morgen, Dienstag abends 8 Uhr, im „Gesellschaftshaus“ (Schöning) ladet der sozialdemokratische Wahlverein alle Einwohner Treptows und Umgebung ein.

 

 „Jung-Mädchenbund“. Durch die Verhängung des Belagerungszustandes wurden wir gezwungen, den Unterhaltungselternabend zu verschieben; derselbe findet nun am Sonntag, abends 8 Uhr im Bahnhofshotel statt. Leider erfuhren wir diese Verfügung so spät, dass es uns unmöglich war, eine dies betreffende Mitteilung in unsrer Tageszeitung zu bringen. Die bisher gelösten Eintrittskarten behalten ihre Gültigkeit.

 

Grundstücksverkäufe. Die zum Nachlass des Zimmermanns Carl Gröseling in Burow gehörigen Grundstücke, Eigentümerstelle Dorfstr. 1 in Burow mit Acker und Wiesen zur Größe von 18310 Quadratmeter und Acker in der Gemarkung Golchen zur Größe von 10060 Quadratmeter wurden mit dem vorhandenen landwirtschaftlichen, lebenden und toten Inventar für den Gesamtpreis von 15000 Mark verkauft.

 

Besitzwechsel. Durch Vermittlung des Herrn P. Schwerke in Neubrandenburg verkaufte Herr Joh. Bruhn seine Landwirtschaft und Gastwirtschaft „Johannesthal“ von 9600 Mark an Herrn Menk in Neubrandenburg.

 Unsere Obstbäume blühen. Ihr duftig weißes Blütenkleid verleiht der ganzen Natur ein so friedfertiges, wundervolles Aussehen, dass man beim Sichversenken in den Anblick dieser Schönheit für Minuten all die schweren Sorgen vergisst, die noch immer über unserm Land und Volk lasten. - Im Interesse einer recht reichen Obsternte sei der Unsitte, blühende Zweige abzubrechen auch in diesem Jahr recht energisch entgegengetreten.

 

Die hiesige Protestkundgebung gegen den Gewaltfrieden musste am Sonntag wegen der Verhängung des Belagerungszustandes ausfallen. Ein an das Generalkommando Stettin gerichteten Ersuchen um Genehmigung der Veranstaltung war abgelehnt worden. Die Kundgebung konnte auch trotz der inzwischen erfolgten Aufhebung des Belagerungszustandes nicht stattfinden, da die amtliche Mittelung darüber erst am Sonntagnachmittag in der sechsten Stunde hier einging. Die Kundgebung wird nun heute Abend im Einverständnis der politischen Parteien gemeinschaftlich veranstaltet.

 

Ludwig Sternberg wird uns morgen Mittwoch, im Saal des „Deutschen Hauses“ einen Reuter Abend bieten, der gewiss willkommen sein wird. Reuters echter Humor wirkt in dieser Zeit des Bedrücktseins so erquickend und herzbefreiend. Wir werden den „Reformverein von 1848“ hören, mit dem Sternberg vor 25 Jahren seinen Ruf als Reuter Interpret begründete.

 

Der Belagerungszustand ist nun für die Kreise Demmin, Anklam, Usedom-Wollin, Kammin. Greifenberg, Regenwalde und Pyritz aufgehoben, bleibt dagegen für die Stadtkreise Stettin, und Stargard (Pomm.) sowie die Landkreise Randow, Greifenhagen, Satzig, Naugard und Ueckermünde bestehen.

 

Öffentliche Protestversammlung. Zu einer gemeinsamen Protestkundgebung gegen die schmachvollen Friedensbedingungen unserer Feinde hatten die Vorsitzenden sämtlicher politischer Vereine für gestern Abend auf dem Marktplatz eingeladen, die trotz der erst am späten Nachmittag durch unser Tageblatt erfolgte Bekanntgabe sehr stark, wohl von 1500 Personen, besucht war. Als erster Redner betrat Bürgermeister Schubert die schmucklose Rednertribüne, beleuchtete mit überzeugenden Worten die furchtbaren Forderungen unserer Feinde. Redner verlas eine von sämtlichen Parteien angenommene Entschließung.

 

Kein Interesse für die Einwohnerwehr. Wie wir hören, haben sich auf den Aufruf des Magistrates, wonach sich hiesige Bürger zur Einwohnerwehr melden sollen, nur sehr wenige Personen gemeldet. Unter diesen Umständen ist es fraglich, ob hier eine Einwohnerwehr zustande kommt.

Keine Stammrolle mehr. Das Kriegsministerium bestimmt im Einvernehmen mit dem Ministerium des Innern, dass die Anmeldungen der in das wehrpflichtige Alter tretenden Personen zur Stammrolle in Fortfall kommen.

Viehzählung. Am 2. Juni des Jahres findet abermals eine Viehzählung statt. Gezählt werden: Pferde (keine Militärzählung), Rindvieh, Schafe, Schweine, Ziegen, Kaninchen und Federvieh. (Autorin: Hannelore Deya)

 

Wochenschau Altentreptow 1919 Kalenderwoche 23

 

Juni 1919

 

Jugendverein. Die Unterrichtskurse des Jugendvereins haben erfreulicherweise bereits eine ansehnliche Teilnehmerzahl gefunden. Unter geeigneten Lehrkräften versprechen sie eine gedeihliche Entwicklung. Sie finden statt in einem Raum der Stadtschule. Es können zurzeit noch Teilnehmer angenommen werden, was später besonders bei den Sprachkursen von Schwierigkeit ist. Eine stärkere Beteiligung auch Älterer wäre besonders bei den Turnspielen am Sonntagnachmittag erwünscht. Am Himmelsfahrtstag ist wieder eine Wanderung geplant. Besprechung darüber am Sonntagabend.

 

Ein Fußballklub soll hier von Sportfreunden ins Leben gerufen werden. Von den Liebhabern des Geist und Körper stählenden Rasensportes wird diese Nachricht freudig begrüßt werden.

 Die neuen Reisebrotmarken, die von der Reichsgetreidestelle ausgegeben wurden, sind in Kraft getreten. Sie sind auf gelbem Papier gedruckt und mit durchlaufenden Wasserzeichen, sowie mit roten und blauen Fasern versehen. Die bisherigen Reisebrotmarken gelten, wie bereits vor kurzem gemeldet bis zum 30. Juni des Jahres. Bis zu diesem Tage können alte Marken in neue umgetauscht werden.

 

Die erste Generalversammlung der Ortsgruppe des Verbandes deutscher Kriegsbeschädigter und Kriegsteilnehmer tagte gestern Nachmittag im Gasthaus Bandelow und war von 25 Mitgliedern besucht. Kamerad Rektor Bremer eröffnete die Versammlung, begrüßte die Erschienenen und gab kurze, klare Ausführungen über den Zusammenschluss der Kriegsbeschädigten und Kriegsteilnehmer. Angeschlossen sind der Ortsgruppe bereits 40 Mitglieder. Es folgte die Wahl des Vorstandes mit folgendem Resultat: 1. Vorsitzender Kamerad Reich-Werder, 2. Vorsitzender Kamerad Seifert. Der Beitrag wurde auf monatlich 70 Pfennig festgelegt.

 

Ein Schützenfest wird am 2. und 3. Pfingstfeiertag der neue Schützenverein in vor dem Krieg üblicher Weise feiern. Am 2. Feiertag ist großes Volksfest im Kaisergarten, am Dienstag findet ein Ummarsch statt, an dem sich Königsschießen auf dem Schießplatz im Kaisergarten anschließt, nachmittags wird das Volksfest fortgesetzt und abends Königsball im Gesellschaftshaus. Unsere Mitbürger werden gebeten, die Häuser zu beflaggen.

 Zur Nachahmung empfohlen. Der Bauern- und Arbeiterrat von Dorf und Hof Schönbeck hat für die minderbemittelte Bevölkerung in Friedland i. M. eine Eiersammlung veranstaltet, deren Ergebnis ca. 700 Stück betrug. (Autorin: Hannelore Deya)

 

Wochenschau Altentreptow 1919 Kalenderwoche 24

 

Das Pfingstwetter verspricht kein besonders gutes zu werden, wenn die Sonne nicht noch ein Einsehen hat. Das Pfingstfest stellt uns recht viele Vergnügen in Aussicht. Am 1. Feiertag ist im Bahnhofshotel Frühkonzert, nachmittags ebenfalls Konzert und abends Theater. Unser Lichtspielhaus zeigt an allen 3 Tagen den schönen Film „Das Himmelschiff“ und am 2. Feiertag beginnt das Schützenfest des neuen Schützenvereins. Wer also Lust hat, kann sich trotz der schweren Zeiten erheitern.

 

Sonnige Pfingsten. Die Wetterprophezeihungen hatten diesmal wieder Unrecht behalten. Statt zweifelhaft regendrohendes Wetters überraschte die vielen Ausflügler eine echte und rechte Hundstagshitze. Auch bei uns hatten sich manche Großstädter eingefunden; die Eisenbahner hatten einem Reiseverkehr standzuhalten. Erst am 2. Feiertag abends zog ein Gewitter an uns vorbei, das uns aber nur wenig Regen brachte. Auch heute ist das Wetter gut, so dass der Ausmarsch des neuen Schützenvereins planmäßig vor sich gehen konnte.

 

Jugendliche Spitzbuben, etwa 18 Jahre alte Burschen aus Schlesien, gaben hier eine kleine Gastrolle. In der Nacht vom 5. auf 6. Juni wurde von einem Hofe in der Bahnhofstraße ein Posten Wäsche von der Leine gestohlen, in der folgenden Nacht nahmen sie einen Ziehwagen in der Barckowerstraße und dem Fischer Blohm zwei Netzleinen, die sie zum Verkauf anboten. Gestern Morgen konnte die Polizei die Burschen am Bahnhof festnehmen, als sie nach Stralsund abdampfen wollten. Statt in Freiheit gingen sie in die Arrestzelle.

 

Jugendverein. In der Generalversammlung am Sonntagabend, von Herrn Pastor Schmidt geleitet, wurden etwa zehn Mitglieder neu aufgenommen. Der Vorstand wurde durch drei weitere Mitglieder ergänzt und besteht nun aus 6 Mitgliedern aus dem Verein und 4 Mitgliedern aus dem Helferkreis. Beschlossen wurde, die Turnspiele an den Sonntagnachmittagen nur noch alle 4 Wochen abzuhalten, dagegen finden jeden 2. Sonntag Ruderübungen, jeden 3. Sonntag eine Wanderung statt. An den Sonntagabenden sollen größere Vorträge stattfinden.

 

Stadtverordnetensitzung. Anwesend 21 Stadtverordnete am Magistratstisch Bürgermeister Schubert und die Ratsmänner Stoeß, Lange, Schulz. Vorsteher Sanitätsrat Dr. Thümmel leitete die Versammlung, die mit Vorlesung des Protokolls der letzten Sitzung eröffnet wurde. Nach Kenntnisnahme der Kassenprüfungsberichte vom 5. Mai und 4. Juni, woraus festgestellt wird, dass die städtische Sparkasse im vergangenen Jahre Mark 29218 Überschüsse gebracht hat, werden für den Ausschuss zur Verteilung dieser Überschüsse die Herren Dr. Thümmel, Giermann, Pohl, Kruse und Rektor Bremer bestimmt. In den Ausschuss für Kleinbahnangelegenheiten wurden die Herren Krause II und Müller gewählt.

 

Für Anschaffung von Lehrmitteln für Wetterkunde wurden in der Stadtverordnetensitzung die Kosten im Betrag von ca. 130-175 Mark unter der Bedingung bewilligt, dass diese Lehrmittel auch in der Volks- und der Fortbildungsschule Verwendung finden sollen. Für das städtische elektrische Ortsnetz sollen die an 170000 Mark noch fehlenden 65 000 Mark durch Anleihe von der städtischen Sparkasse entliehen werden.

 

Als Beihilfe zu den Umzugskosten werden einer Beamtenfrau 300 Mark und ebenfalls die Kosten für Anschaffung von Desinfektionsmitteln für das Krankenhaus bewilligt; die Gebühr für den Krankenhaus- und Armenarzt wird rückwirkend vom 1. April des Jahres ab um 25 % erhöht. (Autorin: Hannelore Deya)

 

Wochenschau Altentreptow 1919 Kalenderwoche 25

 

Den Turnunterricht der Fortbildungsschule, der vor dem Krieg dem hiesigen Männerturnverein übertragen war, soll diesem für die geforderten 300 Mark jährlich übertragen werden.

 Vom Güterverkehr. Vom 13. Juni ab wird wieder Eilstückgut nach der Freiliste befördert, vom 14. ab ist der Frachtstückgutverkehr frei, ebenso vom 14. ab Eil- und Frachtgutwagenladungen für den Eisenbahndirektionsbezirk Stettin.

 

Kriegerdenkmal. Die Gemeinde Cölln beabsichtigt ihren gefallenen Kriegern ein Ehrenmal zu errichten. Für diesen Zweck wurden sogleich etwas über 1000 Mark gezeichnet. Auch die Gemeinde Brest mit einem Teil von Clempenow zusammen hat dieselbe Absicht. Dort sind für diesen Zweck 3000 Mark gezeichnet.

 

All vierzehn Tage schulfrei. Eine starke Bewegung zugunsten eines freien Schultages alle vierzehn Tage für Leibesübungen und Wanderung hat überall eingesetzt und ist im Fortschreiten begriffen. So kommen aus den verschiedenen Teilen Deutschlands Nachrichten, dass der freie Tag bereits bewilligt ist.

 

Beratungsstelle für Kriegsbeschädigte. Es besteht vielfach in den Kreisen der Kriegsbeschädigten Unklarheit darüber, was ihnen für Gebürnisse zustehen, oder was für Schritte bei Gesuchen usw. zu unternehmen sind. Die hiesige Ortsgruppe des Verbandes Deutscher Kriegsbeschädigter und Kriegsteilnehmer beabsichtigt, hier und in der Umgebung Beratungsstellen einzurichten, wo Kriegsbeschädigten und Hinterbliebenen unentgeltliche Auskunft erteilt werden soll.

 

Unsere Handwerkerfrauen, die während des Krieges so wacker auf dem Posten sein mussten, hat vielfach auch der jetzige Zustand keine merkliche Erleichterung gebracht, da sie ihren Männern, falls dieselben gesund zurückgekommen und erst recht, wenn sie zu Schaden gekommen sind, unentbehrlich im Geschäft geworden sind. Soll zugleich der Haushalt tadellos geleitet werden, so ist die viel beschäftigte Frau kaum in der Lage, soviel um ihre Kinder zu kümmern, wie sie es selbst gern möchte. Fräulein F. M. Gnadt hat daher beschlossen, in ihrem Gartenhäuschen einen Kindergarten zu eröffnen. Bei trübem Wetter bleiben sie im Zimmer und lernen Lieder, die dem kindlichen Verständnis angepasst sind.

 

Die ersten Klassen unserer Oberschule machen heute einen Schulausflug. Um 7 Uhr früh gings mit Trommel und Pfeifenklang hinaus ins Freie. Der Weg führt über Clempenow und Golchen nach Tückhude. Am Abend erfolgt die Rückfahrt von Alt Tellin mit der Kleinbahn.

 Club Union hatte gestern mit der Kleinbahn einen Ausflug nach Wildberg und dem Kasdorfer See unternommen, der anregend und heiter verlief. Nach der Ankunft in Wildberg war zunächst Kaffeetafel im Gasthaus Gentz, dann folgte der Spaziergang zum See. Abends nach dem Abendbrot trat der Tanz in seine Rechte. Erst um 3 Uhr nachts traf die lustige Gesellschaft im Sonderzug hier wieder ein. (Autorin: Hannelore Deya)

 

Wochenschau Altentreptow 1919 Kalenderwoche 26

 

Beschlagnahmtes Fleisch. Am Sonnabend beschlagnahmte unsere Polizei bei einem hiesigen Schlächter 2 Schicken, 2 Schulterstücke und 2 Speckseiten von einem Schwein im Gewicht von etwa 280 Pfund. Das Fleisch war eingepökelt und noch nicht geräuchert, außerdem wurde ein geschlachteter Fetthammel und ein ¾ Kalb gefunden. Heute früh nahm die Polizei auf dem hiesigen Bahnhof einem Schleichhändler einen geschlachteten Hammel ab, der in einem großen Koffer unter Eiern verpackt war.

 

Einbruchsdiebstähle. Dem Hofbesitzer Wilke in Gr. Tetzleben wurden vor einigen Tagen 3 Schinken und 1 Seitenstück aus der Räucherkammer entwendet. Als Diebe sind die eigenen Dienstleute ermittelt, die die Beute an andere Leute für billiges Geld verkauften.

 

Nachts statteten die Diebe der Räucherkammer des Schmiedemeisters Moretto in Wildberg einen Besuch ab und hießen mehrere Räucherwaren mit sich gehen. In derselben Nacht wurde der Schafstall auf dem Gut Wischerhausen heimgesucht. Die Diebe drangen durch das Fenster, schlachteten an Ort und Stelle zwei Schafe und kamen mit ihrem Raub unbemerkt davon. Von den Tätern fehlt bis jetzt jede Spur.

 

Mit schallender Marschmusik der Stadtkapelle wie in der Zeit vor dem Krieg, zogen gestern Abend die Schüler und Schülerinnen der Oberschule, von ihrem Ausflug zurückkehrend, wieder in die Stadt ein; frohen Gemüts und freudig über die schönen Stunden, die sie im Freien verleben konnten.

 

Einen guten Fang machte gestern die hiesige Polizei auf dem Bahnhof. Es wurden ein geschlachtetes Rind, 1 Hammel, 1 Schwein, ein halbes Kalb und Speck in einem Güterwagen beschlagnahmt; das Fleisch war aus Neuenhagen gekommen und sollte wohl nach Berlin verschoben werden. Heut Morgen wurde in der Stadt noch ein Kalb und Talg beschlagnahmt. Jetzt endlich hat unsere Stadt doch auch etwas von diesen Beschlagnahmungen; heute erhalten schon die Kunden von zwei Schlächtern je 100 Gramm Fleisch auf Zusatzmarken, morgen werden weitere zwei Schlächter beliefert.

 

Protest. Von einer nochmaligen öffentlichen Protestkundgebung der hiesigen Einwohnerschaft, wie sie in größeren Städten anlässlich der Zurückweisung unserer Gegenvorschläge durch unsere Feinde stattfinden, ist mit Rücksicht darauf, dass in der erst kürzlich veranstalteten Protestversammlung der Unwille gegen diesen Gewaltfrieden einmütig kundgegeben worden ist, in Einverständnis aller politischen Parteien abgesehen worden. Um trotzdem nochmals die allgemeine Empörung der Einwohnerschaft zum Ausdruck zu bringen, ist von der Stadt ein Protest an die National- und Preußische Landesversammlung gesandt worden.

 

Tollensekrautung. Die erste Krautung der Tollense von der Landstraßenbrücke bei Clempenow bis zur Kreisgrenze bei Lebbin ist in der Zeit vom 20. bis 30. Juni auszuführen. Die Revision findet am 1. Juli durch Bürgermeister Schubert statt.

Militärstreichkonzert. Heute Sonnabend, nicht Montag, wie früher gemeldet, findet im Bahnhofshotel ein Militärstreichkonzert der freiwilligen Abteilung Lübke unter Leitung des Musikmeisters Ottomar Suhle statt, worauf wir an dieser Stelle noch empfehlend hinweisen möchten.

 

Einbruchdiebstähle. Einem russischen Kriegsgefangenen bei dem Hofbesitzer in Wolkow wurden am hellen Tage aus dem verschlossenen Schnitterkaten ein Paar neue Stiefel und 30 Mark entwendet. Freitag besuchten die Diebe nachts die Eigentümerin und Kriegerwitwe Ida Hacker. Sie drangen durch das Kammerfenster ein und nahmen ihr 30 Eier, einen geräucherten Schinken, ein Paar neue Stiefel und zwei Paar Schuhe weg.

 

Elternabend. Zu einer respektablen, durchaus wohl gelungenen Veranstaltung, die der Schule und dem Lehrerkollegium ein ehrendes Zeugnis ausstellt, wuchs sich der Elternabend der hiesigen Oberschule aus, in deren geräumigen Aula sich außer den Kindern auch die Eltern sowie Interessenten der Schule in großer Zahl eingefunden hatten. Der Leiter der Schule, Herr Rektor Bremer, eröffnete den Abend mit einer kurzen Ansprache, in der er der zahlreichen Zuhörerschaft für ihr Interesse dankte und die zu erwartenden Vorträge als bestgewollte Leistungen dem Wohlwollen wie auch einer schonenden Kritik empfahl. Der Abend war als „Pommernabend“ gedacht. (Autorin: Hannelore Deya)

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