Wochenschau Altentreptow 1919, erlesen und recherchiert aus dem Treptower Tageblatt Januar-März
Kalenderwoche 01
Januar 1919
Diebstahl. Am Sonnabendabend wurde das an dem Haus des Friseurs Rodenhagen hängende Messing-Aushangbecken gestohlen. Es ist diese Tat wohl nach dem jetzt berühmten Spartakisten-Muster ausgeführt. Allerdings ist solches Treiben wohl wenig verwunderlich, wenn man die jetzt hier auf den Bürgersteigen und Straßenecken stehenden Burschen sieht,
Schweinehöchstpreise. Da die eigentlichen Schweinehöchstpreise vielfach unbekannt sind, möchten wir hiermit die Preise für Schweine bekannt gegeben: Schweinehöchstpreis für Lebendgewicht bis 140 Pfund beträgt 60 Mark, von 141-170 Pfund gleich 70 Mark und über 170 Pfund ist 75 Mark für je 100 Pfund.
Wilde Gerüchte. Seitdem bekannt geworden ist, dass der Staat sein Verhältnis zur Kirche zu lösen gedenkt, werden über die bevorstehende Trennung die wildesten Gerüchte verbreitet. Man kann hören, dass am 1. April 1919 sämtliche Kirchen geschlossen werden sollen, u.a.m. Im Interesse der allgemeinen Ruhe und Ordnung kann nicht genug davor gewarnt werden, derartige auf reiner Erfindung beruhende Äußerungen nachzusprechen.
Diebstahl. Recht früh beginnen in diesem Jahr die Kartoffeldiebe ihr Handwerk. So wurden in der Nacht zum Sonntag dem Ackerbürger R. aus einer Kartoffelmiete etwa zwei Zentner Kartoffeln gestohlen.
Bekanntmachung. Die vom Heeresdienst entlassenen Schneider und sonstiger, Nähfäden verarbeitenden Kleinverarbeiter, die ihrem Beruf wieder nachgehen und ihren Wohnsitz im Kreis Demmin haben, werden ersucht, zwecks Zuteilung von Baumwollnähfäden sich hier alsbald schriftlich zu melden. Bekleidungsamt des Kreises Demmin
Besitzwechsel. Das Bahnhofshotel hierselbst, Besitzerin Frau Ulbrich, geht durch Kauf in den Besitz des Herrn Gesch aus Berlin über. Die Übergabe findet am 15. Januar statt. Als Kaufpreis werden 85000 Mark genannt. - Friseur Rosenhagen verkaufte sein Wohnhaus mit Friseurgeschäft an den Friseur Titböhl aus Siedenbollentin. Die Übergabe findet am 1. April statt.
Theater. Vor einem fast übervollen Haus. Wie wir es bei uns nur selten zu sehen bekommen, ging gestern Abend der Schönherr´sche „Weibsteufel“ in Szene. Einen großen Teil der Zuschauer dürfte wohl die Neugier, eine gewisse Sensationslust, zu erfahren was das so verfemte Stück zu sagen habe, herbeigeführt haben. Das Verbotene lockte und - dürfte viele Besucher arg enttäuscht haben. (Autorin: Hannelore Deya)
Wochenschau Altentreptow 1919 Kalenderwoche 02
Bekanntmachung der Kreiskohlenstelle. Die Zufuhren an Kohlen sind z. Zt. zufolge der Streikbewegungen in den Kohlenrevieren sowie der herrschenden Transportschwierigkeiten äußerst gering. Es ist mit einer Besserung der Zufuhren vorläufig noch nicht zu rechnen. Es ergeht daher an die Haushaltungen die dringende Mahnung, mit dem Hausbrandmaterial äußerst sparsam umzugehen. Auf keinen Fall ist vor Ende Januar mit der Markenausgabe zu rechnen.
Deutschnationale Partei. Staatsminister Dr. Helferich wird am Sonnabendabend im Bahnhofshotel in einer öffentlichen Wahlversammlung über „Die neue Zeit und wir“ sprechen. Es ist wohl zu erwarten, dass diese Versammlung einen außergewöhnlichen großen Besuch aufweisen wird.
Besitzwechsel. Rentier Sutor verkaufte sein Hausgrundstück in der Unterbaustraße an den Schlächtermeister Junk. Als Kaufpreis wurden uns 24000 Mark genannt.
Die Wahlversammlung der Deutschnationalen Volkspartei am Sonnabendabend im Bahnhofshotel hatte einen ungeheuren Besuch aufzuweisen. Schon lange vor Beginn waren die Sitzplätze vergriffen und Kopf an Kopf reihte sich zu beiden Seiten und im Mittelgang, ein Zeichen, dass man der heutigen Zeit auch hier ein allerregstes Interesse entgegenbringt. Staatssekretär a. D. Wahnschaffe-Rottmannshagen eröffnete die Versammlung, seine Worte gingen aber bald unter beim Rufen und Lärmen der zahlreichen Sozialdemokraten, denen seine Auslassungen nicht gefielen.
Begrüßungsfeier für heimkehrende Krieger. Die Mitteilung der Sonntagsnummer muss nach der heute veröffentlichten amtlichen Bekanntmachung des Magistrats dahin richtiggestellt werden, dass mit Rücksicht auf den Platzmangel und den voraussichtlich sehr starken Besuch zur Teilnahme an dieser Feier nur die im Feld gewesenen Krieger und ihre Familienangehörigen gegen Einlasskarten zugelassen werden können, die im Stadtschreibzimmer ausgestellt werden.
Eine Begrüßungsfeier mit Festkonzert für die im Feld gewesenen Krieger unserer Stadt fand gestern unter gewaltiger Beteiligung im Bahnhofshotel statt. Hunderte der Besucher mussten sich mit Stehplätzen begnügen. Den Abend eröffnete eine Ansprache des Bürgermeisters Schubert, welcher die heimkehrenden Krieger im Namen der Stadt mit herzlichen Worten begrüßte, der noch im Osten sich befindlichen sowie der Gefangenen Kameraden gedachte, und die gefallenen Mitbürger ehrte. Das schöne Konzert der Ulanenkapelle unter Leitung des Musikmeisters Stimming fand reichen Beifall, leider ging bei der Fülle im Saal und der damit verbundenen Unruhe den Musikfreunden vieles verloren. Leutnant Thümmel sprach der Stadt im Namen der Kameraden den Dank für die Begrüßungsfeier aus und schloss mit einem Hoch auf die Vaterstadt. Dem Drängen der Jugend nachgebend, folgte der Feier ein Tanzkränzchen, das viele Teilnehmer noch einige Stunden in Eintracht vereinte. (Autorin: Hannelore Deya)
Wochenschau Altentreptow 1919 Kalenderwoche 03
Besitzwechsel. Die Herren Keding und Riemer verkauften die Gastwirtschaft Kaisergarten in der Kaiserstraße an den Viehhändler Riemer in Clatzow. Als Kaufpreis werden uns 36 000 Mark genannt. Die Übergabe findet, falls die Konzession erteilt wird, am 1. April statt.
Deutsch-demokratischer Wahlverein. Die öffentliche Frauenversammlung Montagabend im „Deutschen Haus“ erfreute sich eines so zahlreichen Besuches, dass sich der Saal als zu klein erwies. Vorsitzender Rektor Bremer eröffnete die Versammlung und erteilte Frau Käte Schrey-Stettin das Wort zu ihrem Vortrag: „Die Frau im neuen Staat“. In fesselnder Weise gab Rednerin zunächst eine Übersicht über die geschichtliche Entwicklung des Frauenwahlrechts.
Die Deutsche demokratische Partei hält am Sonntagnachmittag 5 Uhr im Bahnhofshotel eine öffentliche Versammlung ab, in welche Professor Dr. Klingmüller über „Wen wählen wir zur Nationalversammlung“ spricht. Nach dem Vortrag findet freie Aussprache statt.
Der Zirkus Roberti will am Dienstagabend im Saal des Bahnhofhotels Vorstellungen geben. Der Zirkus ist augenblicklich in Demmin, wo er sehr gefällt, man schreibt dort günstig über die dortige Eröffnungsvorstellung.
Freigabe von Teer. Die bisher vorgeschriebenen Anträge auf Freigabe von Teer bei den Kriegsamtsstellen sind nicht mehr erforderlich, nachdem die Kriegsrohstoff-Abteilung sowie das Reichsmarineamt die Teererzeugung der Gasanstalten freigegeben haben. Die Verteilungsstellen sind deshalb aufgehoben, die Verbraucher können ihren Bedarf ohne weiteres bei den Gasanstalten decken.
Oberpräsident von Pommern Dr. Michaelis ist zurückgetreten. Der Arbeiter- und Soldatenrat von Stettin hatte für Sonnabend, den 25. Januar, anlässlich der Beerdigung des erschossenen Dr. Liebknecht der ganzen Tag Halbmastflaggung aller öffentlichen Gebäude mit roten Fahnen oder Wimpeln befohlen. Oberpräsident Dr. Michaelis ist anlässlich dieses Vorganges von seinem Amt zurückgetreten.
Besitzwechsel: Friseur Rosenhagen verkaufte sein Wohnhaus mit Friseurgeschäft am Markt an den Kaufmann F. Schlorff hierselbst für 20000 Mark. Die Übergabe findet am 1. April statt. - Schmiedemeister B. Putscher in Grischow verkaufte sein Schmiedegrundstück mit sämtlichem Inventar für 19000 Mark an den Schmiedemeister Jörns aus Schönfeld, Kreis Demmin. Die Übergabe erfolgt am 15. des Monats. (Autorin: Hannelore Deya)
Wochenschau Altentreptow 1919 Kalenderwoche 04
Bekanntmachung. Der Antrag auf Einlegen eines Frühzuges zur Beförderung der Schüler nach Neubrandenburg ist von der Eisenbahndirektion Stettin durch das nachstehende Schreiben vom 9. Januar 1919 abgelehnt worden. „Durch die dem Reich auferlegte Aufgabe einer bedeutenden Anzahl Lokomotiven an die Entente, sind die bestehenden Betriebsschwierigkeiten noch weiter vermehrt und verschärft worden. Es können daher weder neue Züge eingerichtet noch frühere Züge wieder eingelegt werden. Wir haben bereits auf 3 Nebenstrecken den gesamten Eisenbahn-Verkehr einstellen müssen. Bei dieser Sachlage bedauern wir, dem Antrag nicht entsprechen zu können“.
Der Deutschnationale Frauenbund. Die Versammlung war sehr gut besucht. Herr Pastor Kalsow sprach über die Wünsche, welche die Frauen an die Nationalversammlung stellen müssten. Dieselben müssten auf ein Alkoholverbot, auf Erhaltung des Religionsunterrichtes und Sicherstellen der Kirche hinzielen. In der darauf folgenden Diskussion stimmte Frau Düsing das ewige Klagelied der Sozialdemokratie über zu niedrige Löhne an. Ihre Behauptung, ein Arbeiter hätten vor dem Krieg nur 2 Mark und eine Frau 1 Mark täglich verdient, während die unbeaufsichtigten Kinder inzwischen für 10 Mark Schaden anrichteten, erzielte lebhaften Widerspruch.
Die sozialdemokratische Versammlung gestern Abend im „Kaisergarten“ war sehr stark besucht, viele Besucher mussten umkehren, weil kein Platz mehr zu haben war. Genosse Neumann sprach in etwa 2stündiger Rede über „Das neue Deutschland“. Eine freie Aussprache fand nicht statt, weil sich niemand zum Wort meldete.
Wahlergebnis im Kreis Demmin. Die gestrigen Wahlen zur Nationalversammlung gingen in unserer Stadt und Umgebung in voller Ruhe und Ordnung vor sich. Das Schlussergebnis der Wahl in unserem Kreis liegt uns noch nicht vollständig vor, es fehlen noch die Resultate aus mehreren Dörfern, so dass wohl namentlich die Liste Malkewitz noch etwas Zuwachs an Stimmen bekommt.
Bekanntmachung. Der Kreis Demmin hat an Brotgetreide 650000 Zentner an die Reichsgetreidestelle abzuliefern. Hiervon sind bisher rund 319000 Zentner abgeliefert, so dass noch 331000 Zentner Brotgetreide abzuliefern bleiben. Ich ersuche die Landwirte des Kreises, besonders diejenigen, die mit elektrischer Kraft dreschen, ihre gesamte Ernte so schnell als möglich auszudreschen und die ablieferungspflichtigen Mengen schleunigst zu überweisen. Landrat von und zu Gilsa. (Autorin: Hannelore Deya)
Wochenschau Altentreptow 1919 Kalenderwoche 05
Bekanntmachung. Dem Kreis Demmin sind abgetragene Militärstiefel zur Abgabe an Landwirte und landwirtschaftliche Arbeiter überwiesen worden; davon entfallen auf die Stadt Treptow a. Toll. 10 Paar. Zum Erwerb ist ein Schuhbedarfs- und Bedürftigkeitsschein erforderlich. Anträge sind bis zum 15. Februar im Stadtschreibzimmer, in dem auch die Verkaufsbedingungen ausliegen, zu stellen. Gleichzeitig wird bekannt gegeben, dass der Firma Karl Fritz Söhne in Demmin durch Vermittlung des Hauptvertretungsausschusses des Schuhhandels in Berlin noch 308 Paar sehr gute Kriegsstiefel aus Ersatzstoffen mit Vollholzsohlen überwiesen worden sind. Für die Abgabe ist ein Schuhbedarfs- oder Bedürftigkeitsschein nicht erforderlich. Der Magistrat.
Hilfe für unsere Kriegsgefangenen. Eine Ortsgruppe für Treptow a. Toll und Umgebung zum Schutz der deutschen Kriegs- und Zivilgefangenen ist hier am 19. Januar 1919 gegründet und dem Reichsbund angeschlossen worden. Es ist Ehrensache eines jeden, seinen Namen in die Mitgliederliste einzutragen. Alle müssen helfen, dass auf der bald beginnenden Friedenskonferenz die sofortige Heimkehrung aller unserer Kriegsgefangenen an erster Stelle gefordert wird.
Geflügeldiebstähle. Kürzlich wurden in Trostfelde 3 Zuchtenten und 11 Hühner gestohlen. Schnitter sollen die Diebe gewesen sein. In Siedenbollentin wurden dem Oberamtmann Hahn 6 Zuchtgänse und 5 Enten gestohlen.
Einen Operetten-Abend wird Opernsänger Paul Wagner aus Berlin, früher am Rostocker Stadttheater, unter Mitwirkung von Fräulein Dora Beiderwieden von Rostocker Stadttheater und der Pianstin Frau Gertrud Wagner-Zeller aus Berlin am Sonntag, heute am 2. Februar im Bahnhofshotel veranstalten. Es scheint uns etwas Gutes geboten zu werden.
Ein Geflügeldiebstahl ist in vorletzter Nacht beim Hofbesitzer Werner in Grischow ausgeführt worden. Es wurden etwa 20 Hühner, 2 Zuchtgänse, 4 Zuchtenten und ein Perlhuhn gestohlen, denen die Diebe die Köpfe abgeschnitten hatten. Die Spur der Diebe führt nach hier.
Grundstücksverkauf. Schneidermeister Daebel verkaufte sein Wohnhaus in der Bahnhofstraße an den Dentisten Neubauer. Als Kaufpreis werden uns 31000 Mark genannt.
Amtseinführung. Herr Pastor Schmidt, der aus seiner Stellung als Reserveleutnant am 15. Januar entlassen und 2. Februar in Stettin durch den Herrn Generalsuperintendenten zugleich anderen Kandidaten des Predigtamts ordiniert worden ist, soll am 9. Februar in sein Amt als Diakonus an St. Petri und Pastor zu St. Georg durch den Herrn Superintendenten unter Assistenz des Herrn Pastor Treptau aus Grapzow feierlich eingeführt werden. (Autorin: Hannelore Deya)
Wochenschau Altentreptow 1919 Kalenderwoche 06
Februar
Die selbstständigen Handwerker sind bei dem Mangel an Maschinen und Rohstoffen sowie den wachsenden Schwierigkeiten in der Wirtschaftslage, infolge deren auch Privataufträge zurückgehalten werden, genötigt, die öffentliche Erwerbslosenfürsorge in Anspruch zu nehmen. Von der Handwerkskammer ist deshalb angeregt worden, die Erwerbslosenfürsorge an die Kriegshilfskassen anzugliedern.
In allen Fällen, in denen der Verdacht vorliegt, dass Heeresgut trotz der erlassenen Gesetzesbestimmungen und der wiederholten öffentlichen Aufforderungen nicht abgeliefert ist, können Durchsuchungen angeordnet werden. Das bei diesen aufgefundene Heeresgut wird als verfallen erklärt und außerdem tritt eine schwere Bestrafung ein.
Bekanntmachung. Wegen Ablebens des Gendarmerie-Wachtmeisters Frehse in Treptow a. Toll. und Erkrankung des Gendarmerie-Wachtmeisters Tabbert in Treptow a. Toll, habe ich zur vertretungsweisen Wahrnehmung der Dienstgeschäfte in beiden Bezirken den Gendarmerie-Wachtmeister Rosin aus Jarmen nach Treptow ankommandiert. Der Landrat von und zu Gisa. Gegengezeichnet: Arbeiter- und Soldatenrat.
Goldene Hochzeit feierten der Fischer Wilhelm Ballert und seine Ehefrau. Der Jubilar ist im 74. Lebensjahr, Frau Ballert im 73. Lebensjahr. Beide sind noch verhältnismäßig rüstig. Superintendent Trommerhausen brachte dem Jubelpaar die Glückwünsche der Gemeinde und segnete es neu.
Ein größerer Diebstahl ist in der Nacht vom bei dem Arbeiter Hahn, Oberbaustraße wohnhaft, ausgeführt worden. Am Abend erschien bei Frau H. eine Schnitterin und bat für die Nacht um Unterkunft, die ihr auch gewährt wurde. In der darauffolgenden Nacht hat die Schnitterin, die sich wohl am Dienstagabend in dem Haus hat einschließen lassen, da nichts auf ein gewaltsames Eindringen hinweist, den Diebstahl wahrscheinlich mit Helfershelfern ausgeführt. Es wurden u.a. folgende Sachen entwendet: 11 Mettwürste, ungefähr 10 Pfund Pökelfleisch, 3 Töpfe Schweineschmalz, verschiedene Töpfe mit Eingemachtem, 3 Unterhosen, 2 Frauenhemden. (Autorin: Hannelore Deya)
Wochenschau Altentreptow 1919 Kalenderwoche 07
Der Winter ist nun mit aller Macht gekommen und hat uns nicht nur Schnee, sondern auch strenge Kälte gebracht. Es war aber auch die höchste Zeit, denn mancherorts zeigten sich an Baum und Strauch schon Knospenansätze. Diese hätten bei längerem Anhalten der lauen Witterung ausgeschlagen und wären dann bei Eintritt kälteren Wetters jämmerlich erfroren. Für unsere Jugend ist der Schneefall die Erfüllung
Mit unerhörter Frechheit üben die Geflügeldiebe jetzt ihr Handwerk aus. Nachdem erst vor acht Tagen Grischow von einer Diebesbande heimgesucht war, sind Spitzbuben in der Nacht vom Freitag zum Sonnabend dort gewesen und haben beim Bahnhofswirt Suckow 25 Hühner an Ort und Stelle abgeschlachtet und beim Hofbesitzer Maß drei Zuchtgänse. Die Beute ist, wie die Spur verriet, mit einem Handwagen nach hier geschafft worden.
Der gestrige Operetten-Abend des Opernsängers Karl Wagner gestern Abend im Bahnhofshotel war mäßig besucht. Aber auch die 100 Besucher konnten nicht zufrieden sein, denn die furchtbare Kälte im Saal ließ trotz der Bemühungen des Herrn Wagner keine Stimmung aufkommen. Manche Besucher verließen schon in der Pause den Saal, weil ein längeres Verweilen darin fast unmöglich war und viele werden sich einen gehörigen Schnupfen geholt haben.
Besitzwechsel. Frau Schlächtermeister Kietzmann verkaufte ihr in der Demminerstraße gelegenes Wohnhaus an den Dachdecker Forestier für den Preis von 11000 Mark. Die Übergabe erfolgt am 1. April.
Freiwillige Feuerwehr. In der gestrigen, gut besuchten Versammlung der freiwilligen Feuerwehr, die in Abwesenheit der beiden Brandmeister vom Kassierer Kameraden Michaelis eröffnet wurde, gedachte derselbe zunächst des verstorbenen früheren aktiven Kameraden zuletzt gewesenen Sperrmanns und Vereinsboten. H. Barschow. Die Versammlung ehrte sein Andenken durch Erheben von den Plätzen. Auch wird sie ihm das letzte Geleit in Uniform geben. Die Unfall-Versicherung für die Wehrleute in der Provinz Pommern hat sich bewehrt. Ihr gehören 134 freiwillige, 5 Pflicht- und 3 Berufswehren mit 5467 Mitgliedern an. Unfälle waren 12 bei Bränden vorgekommen. Die Kasse hatte hierfür und für Unfälle aus Vorjahren 14339,21 Mark zu zahlen. (Autorin: Hannelore Deya)
Wochenschau Altentreptow 1919 Kalenderwoche 08
Ermittelte Diebesbande. Gestern wurde unserer Polizei mitgeteilt, dass in der vergangenen Nacht aus einem verschlossenen Stall des mecklenburgischen Guts Brunn drei Schweine im Gewicht von ca. drei Zentnern gestohlen und an Ort und Stelle abgeschlachtet wurden. Durch die, in dem frischen Schnee aufgefundene und bis nach Grischow verfolgten Fußspuren, ließ sich feststellen, dass an dem Diebstahl drei Personen beteiligt waren. Unsere Polizei stellte Ermittlungen an, und konnte die Diebe, die in Berlin wohnen, hier in der Hospitalstraße festnehmen.
In Cölln wurden in der Nacht dem Hofbesitzer Lewerenz und dem Molkereiverwalter 30 Hühner und acht Enten gestohlen. Es ist anzunehmen, dass die Diebe nicht in unserer Stadt zu suchen sind, da die angestellten Ermittlungen unserer Polizeibeamten bisher erfolglos waren.
Bürger-Verein. Wie uns vom Bürgerverein mitgeteilt wird, findet die für morgen abends angekündigte Mitgliederversammlung nicht im Hotel Jonscher statt, sondern im Hotel „Deutsches Haus“ (Büsch).
Theater. „360 Frauen“ oder wer nicht in der Jugend küsst ...“ hieß der viel versprechende Titel eines Lustspiels, das am gestrigen Abend eine nicht allzu große, aber aufmerksame und dankbare Gemeinde im Saal des Bahnhofhotels versammelte. Gespielt wurde wieder einmal ganz vortrefflich, so dass mit dem Beifall nicht gespart wurde. Auch die Temperatur des Saales, vor der sich wohl viele Theaterfreunde gescheut, war dank rechtzeitigen Heizens erträglich.
Klub Union hielt gestern Abend in Behles Gasthaus eine nur mäßig besuchte Versammlung ab. Der Vorsitzende Dentist Gauert leitete dieselbe, gedachte zunächst des verstorbenen Mitgliedes Kaufmann Ulbricht, dessen Andenken die Versammlung durch Erheben von den Sitzen ehrte. Die Vorstandswahl wurde bis zur nächsten Sitzung ausgesetzt. Ein Bericht über die Kassenverhältnisse ergab, trotzdem sich in der Kriegszeit kein Beitrag erhoben ist, einen Kassenbestand von etwa 500 Mark, wovon 50 Mark als Beitrag für den verein Kriegspatenschaft gezeichnet ist.
Der jetzige Besitzer des Bahnhofshotels Gesch, der dasselbe am 15. Januar des Jahres erst übernommen hatte, ist vom Kauf zurückgetreten. Das Hotel geht jetzt für den uns genannten Kurs von 74000 Mark in den Besitz des Viehhändler Hermann Riemer Clatzow über. Derselbe gedenkt das große Haus zu teilen und den der Stadt zu gelegenen Teil als Wohnhaus umzubauen.
Grundstücksverkäufe. Frl. Köhler verkaufte das Grundstück Unterbaustraße 40, in welchem bis vor kurzem eine Bäckerei betrieben wurde, an den Bäcker Gustav Wodrich aus Siedenbollentin zum Preis von 15000 Mark.
Dachdecker Forestier verkaufte sein erst kürzlich erworbenes Grundstück Kaiserstraße 17 an den Seilermeister Hellmuth Michaelis für den Preis von 15500 Mark, die Übergabe findet am 1. April statt. (Autorin: Hannelore Deya)
Wochenschau Altentreptow 1919 Kalenderwoche 09
Besitzwechsel. Rentier Winter verkaufte sein Haus mit Garten an den Postsekretär C. Bosselmann zum Preis von 26700 Mark. Die Übergabe findet zum 1. April statt.
Varieté Hemberger wird uns am Sonntag wie vor dem Krieg stets ein buntes abwechslungsreiches Programm bringen, das jeden Freund der Varietékunst befriedigen wird. Die Vorstellungen in Demmin und Greifswald haben volle Häuser und begeisterte Aufnahmen gefunden. Besucher vom Land werden besonders auf die Nachmittagsvorstellung aufmerksam gemacht, die das vollständige Programm ohne Kürzung bei halben Preisen bringt.
Im Lichtspielhaus wird diese Woche Paul Becker in dem Lustspiel „Fliegentütenheinrich als Don Juan“ wieder wahre Lachstürme entfesseln. Auch das Lustspiel „Die Dreizehn“ nach Belzacks Roman „Feragus“ mit Mady Christians in der Hauptrolle zeigt Bilder von eigenartiger Schönheit, die den Besuch des Lichtspielhauses empfehlenswert machen.
Schon wieder ein Geflügeldiebstahl. Als in letzter Nacht der Gendarmeriewachtmeister Rosin gegen 3 Uhr von einer Nachtpatrouille zurückkehrte, traf er am Ausgang des Jungfernstieges kurz vor der Tollensemühle Männer, die schwere Säcke trugen, dieselben aber bei seiner Annäherung stehen ließen und entflohen. In den Säcken fand man 20 Hühner und 10 Enten mit abgeschnittenen Flügeln. Wie sich heute früh herausstellte, ist das Geflügel in letzter Nacht auf dem Gut Trostfelde gestohlen worden.
Ein Schweinediebstahl ist in vorletzter Nacht auf dem Gutshof in Kessin ausgeführt. Die Diebe schlachteten an Ort und Stelle ein etwa 2 Zentner schweres Schwein und transportierten es wahrscheinlich mittels Fahrrad ab, der Spur nach zu urteilen.
Ein Diebstahl wurde vorgestern gegen 10 Uhr abends beim Werkzeugschmiedemeister H. in der Unterbaustraße ausgeführt. Die Diebe hatten wohl von der Gasse aus einige Vorräte in der Speisekammer gesehen, durchschnitten das Gazefenster und langten sich einige Würste und andere Esswaren heraus. Da die Familie aber noch nicht zur Ruhe gegangen war, sind die Spitzbuben wahrscheinlich in ihrem schändlichen Treiben gestört worden, so dass der Inhalt des Fleischzobers unberührt blieb.
Nutzholz-Verkauf Stadtforst. Die in dem diesjährigen Wadel angefallenen 98 Stück Rotbuchen mit 118 Fm sollen im Wege des schriftlichen Angebots meistbietend verkauft werden. Gebote sind für 1 Fm, verschlossen und mit der Aufschrift „Rotbuchen“, bis zum 27. Februar an die städtische Forst-Deputation, von der auch die Verkaufsbedingungen zu beziehen sind, einzusenden. Die Forst-Deputation.
Ein Schleichhändler aus Berlin, mit Namen Wohlauser, wurde gestern Nachmittag auf dem hiesigen Bahnhof abgefasst, als er mit drei großen Koffern nach Berlin abdampfen wollte. Er wurde um einige 100 Pfund Rindfleisch, Butter und anderen Esswaren erleichtert, die der Beschlagnahme verfielen.
Besitzwechsel. Schneidermeister Frank kaufte das Wohnhaus des Schuhmachermeisters Freiheit für 9000 Mark. Bäcker Staats kaufte das dem Schlächtermeister Prast gehörige Wohnhaus Brandenburgstr. 51, in dem vor dem Krieg eine Bäckerei betrieben wurde, für 1400 Mark. Die Übergabe findet am 1. März statt.
Besitzwechsel. Bodenmeister Eggert verkaufte sein Wohnhaus Mittelstr. 6 an den Arbeiter Carl Schröder. Als Kaufpreis werden 6000 Mark genannt.
Die Heerespflichtigen des Jahrganges 1899 sind zu Unrecht entlassen und müssen sich wider bei den Truppenteilen ihrer Waffengattungen einstellen, falls nicht eine begründete Vorlage für diese Leute beigebracht wird.
Die Liedertafel hielt gestern Abend im Hotel Jonscher eine Generalversammlung ab. Es wurde einmütig beschlossen, den Verein, dessen Tätigkeit durch den Krieg fast 5 Jahre geruht hat, wieder neu erstehen zu lassen und die Gesangsübungen vom nächsten Montag an wiederaufzunehmen. Der Jahresbeitrag wurde von 4. Mark auf 6 Mark erhöht. Mit dem Einziehen der Beiträge, auch bei den passiven Mitgliedern, wird am 1. April begonnen werden. Da die Zahl der Sänger nur klein ist, so wäre es wünschenswert, dass noch mehr Bürger unserer Stadt, die Interesse für Gesang und Freude haben, dem Verein beitreten würden.
Handwerker-Versammlung. Der Einladung des Innungsobermeisters, Malermeister B. Krause folgend, waren fast sämtliche hiesige selbstständige Handwerker dienstagabends im Stadtverordneten-Sitzungssaal erschienen. Der Einberufer eröffnete die Versammlung und besprach die schlechte Lage mancher aus dem Feld heimgekehrten Handwerker. Er berichtete ferner, dass zur Wiederaufrichtung des Handwerks außer der Spende des Ein- und Verkaufs- Vereins auch der hiesige Vorschuss-Verein in hochherziger Weise Mark 1000 dem Magistrat zur Verfügung gestellt hatte, so dass jetzt insgesamt Mark 4000 zur Verfügung stehen.
Stadtverordnetensitzung. Anwesend 13 Stadtverordnete, am Magistratstisch Justizrat Joseph, Ratsmänner Schulz, Lange, Stoeß und Krause. Diese letzte Versammlung der nach früherem Modus gewählten Stadtverordneten leitete Stadtverordnetenvorsteher San.-Rat Dr. Thümmel. Nach Verlesung des Protokolls der vorigen Sitzung wurde über den Ankauf von Kopf- und Bordsteinen beraten. Dem Ankauf wurde zugestimmt. Es folgte dann eine geheime Sitzung. (Autorin: Hannelore Deya)
Wochenschau Altentreptow 1919 Kalenderwoche 10
März 1919
Besitzwechsel. Witwe Fürst verkaufte das Grundstück an den Tischler Jacobi für 29000 Mark. Das Haus der Witwe Weyer, Unterbaustraße, mit ca. 3 ½ Morgen und 2 Wiesen geht für den Preis von 19500 Mark an den Drechsler C. Lange über. Die Übergabe beider Grundstücke findet am 1. April statt. Witwe Warschow verkaufte ihr Wohnhaus in der Tollensestraße für 6000 Mark an den Arbeiter C. Lewin.
Silbernes Jubiläum. Heute Sonnabend ist Stadtsekretär Schultz 25 Jahre in seinem Amt. 25 lange, arbeitsreiche Jahre im Dienst der Stadt liegen hinter dem verdienstvollen Beamten; wünschen wir ihm auch für die folgenden Jahre Gesundheit und Anerkennung, die für sein schwieriges Amt so notwendig sind.
Allgemeiner Gebetstag für die Kriegsgefangenen. Damit die erschütternde Notlage der zum Teil schon seit Jahren von Haus und Herd ferngehaltenen Gefangenen auch den Gemeinden der Heimat ans Herz gelegt und sie zur Fürbitte und, soweit es dem Einzelnen möglich ist, auch zur praktischen Mitarbeit aufgerufen werden, hat der Deutsche Evangelische Kirchenausschuss die allgemeine Abhaltung eines Gedenk- und Gebettages zugunsten der Kriegs- und Zivilgefangenen für einen Sonntag angeregt. In verschiedenen Gemeinden haben bereits derartige Veranstaltungen stattgefunden, und es ist nicht zu bezweifeln, dass auf Grund der Anregung des Kirchenausschusses viele Gemeinden diesem Beispiel folgen werden.
Der heutige Frühjahrsmarkt ist nur mit wenigen Verkaufsständen beschickt worden. Infolge der schlechten Witterung ist der Marktbesuch nur schwach und dürften deshalb die Budenbesitzer keine besonders guten Geschäfte hier machen.
Theater. Vor einem gut besuchten Haus ging gestern Abend die mit gewisser Spannung erwartete Aufführung der „Versunkenen Glocke“ von Hauptmann in Szene. Um es gleich vorwegzusagen, die Aufführung war eine durchweg recht gute, darstellerisch oft mustergültig, sodass einige szenische Mängel, die schon durch die Unzulänglichkeit unserer Bühne erklärlich, gern in Kauf genommen wurden.
Stadtverordnetenwahl. Der gestrige Sonntag stand wieder unter dem Zeichen der Wahl. Von 2866 eingetragenen Wählern haben diesmal nur 1999 ihrer Wahlpflicht genügt. Es fielen im 1. Wahlbezirk (Baekow) auf die Liste Thümmel 494, Liste Mönk 125, Liste Pohl 378 Stimmen, im 2. Wahlbezirk (Bandlow) auf Liste Thümmel 345, Liste Mönk 170, Liste Pohl 547 Stimmen, zusammen Liste Thümmel 779, Liste Mönk 295, Liste Pohl 925 Stimmen. Zur deutschen Nationalversammlung sind 2380 Stimmen, zur Preußenversammlung sind 2380 Stimmen abgegeben worden, die Stimmenzahl hat sich also fortwährend verringert. (Autorin: Hannelore Deya)
Wochenschau Altentreptow 1919 Kalenderwoche 11
In der Nacht zum Sonntag wurde beim Rentier B. Werner in der Prinzenstraße ein Einbruch verübt. Diebe drangen durch ein Kellerfenster in die dort eingerichtete Räucherkammer ein und stahlen das Fleisch und die Wurst von einem größeren Schwein, außerdem zwei kleine Schinken, die für Verwandte geräuchert wurden. Die Diebe müssen mit den Örtlichkeiten vertraut gewesen sein.
Ermittelte Diebesbande. Ergänzend zu unserem gestrigen Bericht über Diebstähle können wir mitteilen, dass es unserer Polizei nach längeren Ermittlungen gelungen ist, die Diebe, die in letzter Zeit unsere Stadt und Umgebung mit seltener Frechheit unsicher gemacht haben, zu ermitteln. Es ist eine ganze Bande, die Arbeiter Sch., K., N., und B. von hier. Die Beute ist von den Spitzbuben verkauft worden, sie haben den Erlös unter sich geteilt. Es ist ein großes Glück, das den Dieben, die sich auf solche Art und Weise ernährt haben, ehrlicher Arbeit aber aus dem Wege gegangen sind, das Handwerk gelegt worden ist.
Künstlerische Theaterabende. Nachdem die beiden ersten künstlerischen Theaterabende des vorjährigen Direktors des Stralsunder neuen Stadttheaters und ehemaligen Kgl. Hofspielers Otto Hennig einstimmigen Beifall und Erfolg gezeitigt haben, werden die Gastspiele am Mittwoch mit einer Aufführung von Hauptmanns Märchendrama „Die versunkene Glocke“ fortgesetzt.
Besitzwechsel. Der Gasthof „Deutscher Kaiser“, Besitzer Gastwirt Wilhelm Baekow, ist für den Preis von 54000 Mark an den jetzigen Pächter des „Kaisergartens“, Gastwirt F. Schöning, verkauft worden, Übergabe am 1. April.
Die Amtseinführung des Pastors Schmidt wird am Sonntag den 9. März, vormittags 10 Uhr in der St. Petri Kirche, nachmittags 2 Uhr in der Kirche zu St. Georg durch den Superintendenten unter Beistand des Pastor Treptau stattfinden.
Keine Berliner Blätter mehr! Seit gestern erscheinen überhaupt keine Berliner Blätter mehr. Wie oft sind in den letzten Monaten die Berliner Zeitungen schon ganz ausgeblieben? Der Wert der Heimatzeitung steigt dadurch ganz erheblich. Darum tut jeder Leser gut, im neuen Vierteljahr anstelle der unregelmäßig erscheinenden Berliner Blätter nur das „Treptower Tageblatt“ zu bestellen. (Autorin: Hannelore Deya)
Wochenschau Altentreptow Kalenderwoche 12
Vorschussverein. Die erste ordentliche Generalversammlung des hiesigen Vorschussvereins für 1919 fand Mittwochabend im Büsch´schen Hotel statt. Leider war die Versammlung nur gering besucht, was bei der Wichtigkeit des Genossenschaftswesens sehr zu bedauern ist. Der Direktor Breitsprecher hielt den Bericht.
Bekanntmachung. Infolge der andauernden Streiks in den Kohlenrevieren hat die Pommersche Zuckersiederei in Stettin den Betrieb einstellen müssen. Hierdurch ist es nicht mehr möglich, den Verbrauchszucker in der bisherigen Weise weiter zu liefern. Es gelangt deshalb von jetzt ab Rohzucker zur Ausgabe. Nur für Kranke und Säuglinge wird noch der bisherige Verbrauchszucker oder hellfarbiger Kandiszucker verabfolgt. Der Kreisausschuss von und zu Gilsa.
Besitzwechsel. Frau Witwe Ida Hoth verkaufte das Hausgrundstück Demminerstraße 15 mit Bäckerei und Konditorei für den Preis von 50000 Mark an den Konditor Glöbe aus Stettin. Die Übergabe findet am 1. Juli des Jahres statt.
Speckdiebstahl in Letzin. Sonntagvormittag bemerkte Polizeisergeant Zils auf einem Milchwagen 2 große Koffer, die am Bahnhof abgeladen werden sollten. Beim Nachsehen wurden als Inhalt 4 Schinken, 4 Speckseiten und zwei Vorderschinken vorgefunden, die ein Herr Meisener aus Berlin-Weißensee, gekauft haben wollte. Wie sich später herausstellte, ist das Fleisch in der Nacht zum Sonntag beim Schuhmacher-Ehlert in Letzin gestohlen worden. Der Dieb ist ein Neffe des Bestohlenen, der den Onkel vor 14 Tagen besucht hatte und dabei die Gelegenheit zum Diebstahl ausbaldowert hatte. Der Täter war zuerst entflohen, konnte aber später festgenommen werden.
Die Sommerzeit kommt wieder! Die Wiedereinführung der Sommerzeit ist, entgegen anderen Nachrichten, in diesem Jahr in Deutschland in Aussicht genommen. Maßgebend waren hierzu vor allem die Gründe der Kohlenersparnis, die mit der Sommerzeit in den letzten Kriegsjahren erzielt worden ist, und die auch in diesem Sommer noch nicht vernachlässigt werden kann. Als Termin zur Einführung ist die Nacht vom 14. zum 15. April des Jahres in Vorschlag gebracht worden. Das Ende der Sommerzeit wird wieder am 15. zum 16. September geplant. (Autorin: Hannelore Deya)
Wochenschau Altentreptow Kalenderwoche 13
Elternabend. Zu einem Elternabend hatte am Mittwochabend die Oberschule die Eltern der Schüler und Schülerinnen geladen. Eltern und Freunde der Schule waren so zahlreich erschienen, dass der Schulsaal bis auf den letzten Platz gefüllt war. Nach einem einleitenden Klaviervortrag begrüßte Rektor Bremer die Anwesenden und schilderte in kurzen Worten den Zweck der Veranstaltung. Die Schülerinnen Anna Brose und Anni Gnadt gaben ein Lebensbild des Dichters Schiller.
Besitzwechsel. Frau Witwe Thomas verkaufte ihr Wohnhaus in der Oberbaustraße durch Vermittlung des Herrn Paul Schwetke, Neubrandenburg, an den Bäcker H. Howe aus Stavenhagen für den Preis von 14000 Mark. Die Übergabe findet am 1. April statt.
Besitzwechsel. Zimmermann Schiepe verkaufte sein Grundstück in der Feldstraße an den Viehändler Franz Tietz. Als Kaufpreis wurden uns 27000 Mark genannt. - Postsekretär Bosselmann verkaufte sei Wohnhaus in der Bahnhofstraße neben der Post an den Privatier Wilhelm Meyer. Als Kaufpreis werden 36000 Mark genannt.
Löwe-Abend. Einen musikalischen Hochgenuss, wie wir ihn in Treptow wohl nur selten genossen, bereitete uns am Sonntagabend der Löwe-Abend des Opernsängers M. Bradenahl. Schade nur, dass die Zahl der Zuhörer nicht doch noch eine größere war. Ein Löwe-Abend und langweilig? Ich glaube, die lautlos und andächtig lauschenden Zuhörer hätten gern noch ein Weilchen ausgehalten, wenn das Programm nicht schließlich erschöpft gewesen wäre.
Besitzwechsel. Gastwirt Kruse in Pripsleben verkaufte seine Gastwirtschaft mit etwa 11 Morgen Acker an einen Herrn Steffen aus der Uckermark. Als Kaufpreis werden uns 31 000 Mark genannt. Die Übergabe erfolgt am 1. April.
Märzenschnee tut den Saaten weh heißt ein alter Bauernreim. Die letzte Nacht hat uns nun ziemlich starken Frost und auch etwas Schnee gebracht, der den Saaten aber hoffentlich nicht allzu sehr schadet. Die liebe Frühjahrssonne hat schon ihre Kraft und wird die weiße Decke, mit der die grünenden Fluren bedeckt sind, bald zum Schwinden bringen. (Autorin: Hannelore Deya)
Wochenschau Altentreptow Kalenderwoche 14
Hohe Ferkelpreise. Es wird geklagt, dass die Ferkelpreise jetzt außerordentlich hochgetrieben werden. Wie festgestellt worden ist, werden für Ferkel bis zu Hundert und 120 Mark gefordert. Durch diese hohen Ferkelpreise entsteht das merkwürdige Verhältnis, dass für beschlagnahmte 1-Zentnerschweine 60 Mark bezahlt werden, während Ferkel das Doppelte kosten.
Stadtverordnetenversammlung. Anwesend sind sämtliche neu gewählten Stadtverordneten, dazu der ganze Magistrat. Der Bürgermeister begrüßt die Versammlung und verpflichtet die neue Körperschaft einzeln durch Handschlag. Zur künftigen Geschäftsführung werden unter Leitung des Kaufmanns Reepen als Alterspräsident gewählt: Sanitätsrat Dr. Thümmel als Vorsitzender, Mechaniker Pohl als Stellvertreter, Rektor Bremer als Schriftführer, Lagerhalter Kruse als Stellvertreter. Bildung der einzelnen Kommissionen: Stadtkassenkuratorium: Kaufmann Reepen, Kaufmann Boeckenmeyer, Lagerhalter Kruse, Bahnvorsteher Langemaack. Sparkassenkuratorium: Kaufmann F. Meyer, Lehrer Witt, Rentier Winter, als Stellvertreter Rentier C. Giehm, Ackerbürger R. Stech, Bahngehilfe Buß. Friedhofskommission: Stellmacher Mönk, Rentier Giermann, Arbeiter Tessin.
Ein Dringlichkeitsantrag auf Herstellung eines gedruckten städtischen Haushaltungsplanes, der auch eine Übersicht über den ganzen städtischen Grundbesitz und dessen Pachtzustände enthalten soll, wurde dem Magistrat zur Berücksichtigung überwiesen. Zum Schluss wurde ein Dringlichkeitsantrag dadurch erledigt, dass den Ratsdiener G. in geheimer Sitzung eine Teuerungszulage von monatlich 40 Mark bewilligt wird, die ihm vom 1.4. 1917 an nachzuzahlen ist.
Besitzwechsel. Kaufmann Paul Keding hier kaufte den Reinkeschen Gasthof in Siedenbollentin für 29000 Mark. Die Übergabe erfolgt am 1. April. - Frau Witwe Menk verkaufte ihr in der Kirchengasse belegenes Wohnhaus an den Arbeiter O: Bernse für den Preis von 4500 Mark. Die Übergabe erfolgt am 1. April.
Der Militärverein „Treue Kameradschaft“ vereinigte gestern Abend im Saal des „Deutschen Hauses“ die Kameraden mit ihren Familien zu einer Tanzfestlichkeit, der ersten nach den langen Kriegsjahren. Das sehr gut besuchte Vergnügen verlief wie früher in schönster Kameradschaftlichkeit und Eintracht. (Autorin: Hannelore Deya)