Altentreptow 1919 Juli-September

Wochenschau Altentreptow 1919 - erlesen und recherchiert aus dem Treptower Tageblatt Juli-September


 Kalenderwoche 27

 

Juli 1919

 

Allgemeiner Trauertag am Sonntag. Dem allgemeinen Verlangen evangelischer Kreise entsprechend hat, wie wir hören, der evangelische Oberkirchenrat durch einen besonderen Erlass den Geistlichen und Gemeindekirchenräten der altpreußischen Provinzen nahegelegt, den Sonntag, den 6. Juli, für die evangelischen Gemeinden zu einem Trauertag zu gestalten, an ihm der ganzen Lebenshaltung ein ernstes Gepräge zu geben, lärmende Vergnügungen tunlichst hinzuhalten. Am Schluss der Hauptgottesdienste soll an allen Orten Trauergeläut der Kirchenglocken stattfinden.

 

Cölln

Drei Lebensmittelhamsterer hatten kürzlich in unserem Dorf wenig Glück gehabt. Als sie das Dorf in Richtung Treptow verlassen wollten, fanden sie das letzte Haus verschlossen. Trotzdem hießen sie 3 Speckseiten aus demselben mitgehen. Der Nachbarsfrau fiel es auf, dass sie so schnell ihren Hamstersack gefüllt hatten. Als sie nun verfolgt wurden, warfen sie den Sack ins Korn. Nach einiger Zeit kam jedoch einer zurück, um sich nach der wertvollen Beute umzusehen. Ihm wurde jedoch ein sehr liebevoller Empfang bereitet und man lieferte ihn ins Gefängnis ein.

 

Die Theatervorstellung „Jugend“ kann infolge Erkrankung eines Hauptdarstellers heute Abend nicht stattfinden. Wie die heutige Anzeige besagt, findet die Vorstellung nunmehr am Mittwoch statt.

Besitzwechsel. Der Gütermakler Albert Niemann, hier, kaufte das Hausgrundstück Brandenburgerstraße 16. Der Kaufpreis beträgt 13000 Mark. Die Übergabe findet am 1. Oktober statt.

 

Vorsicht! Nun beginnen die Früchte unserer Beerensträucher zu reifen. Sie veranlassen die Kinder von ihnen in erheblichem Maße zu naschen. Alles nicht reife Obst ist aber Gift für den menschlichen Organismus, denn die in ihnen enthaltenen Säuren vermögen nicht nur die schwersten Verdauungsstörungen zu ergeben, sondern, besonders wenn nach dem Genuss sogleich Wasser nachgetrunken wird, sogar den sofortigen Tod herbeiführen kann. Man warne also die Kinder.

 

Die Linde blüht. Die Linden öffnen in diesen Tagen ihre Blüten. Die frühblühende Sommerlinde hat ihre Blüten bereits geschlossen, während die später blühende Steinlinde in den nächsten Tagen erblühen wird.

Lichtspielhaus. Da der Besuch zu der Sonntagsvorstellung mit dem Programm „Opfer der Schmach“ ein ganz außergewöhnlicher zu werden scheint, möchten wir darauf hinweisen, dass dasselbe Programm auch am Sonnabendabend und Montag abends zur Vorführung gelangt. (Autorin: Hannelore Deya)

 

Wochenschau Altentreptow 1919 Kalenderwoche 28

 

Bäder-D-Zug. Seit dem 1. Juli verkehrt auch auf unserer Strecke Berlin-Neubrandenburg-Stralsund der mittags D-Zug, allerdings nur bis 31. August. Der D-Zug fährt an Berlin 8.15 vormittags, ab Neubrandenburg 10.52, ab Treptow 11.10, ab Demmin 11.32, an Stralsund 12.55 und endet in Lauterbach auf Rügen.

Wohnungsnot. Über Maßnahmen zur Beseitigung der Wohnungsnot wird in der heute Abend stattfindenden öffentlichen Stadtverordnetenversammlung beraten werden. Da auch hier eine große Anzahl von Familien nach dem Herbstumzugstermin ohne Wohnung sein wird, dürfte für Viele die heutige Sitzung von Interesse sein. Der Zutritt zu dieser öffentlichen Versammlung steht jedermann frei.

 

Stadtverordnetenversammlung. Anwesend 23 Stadtverordnete, der Bürgermeister und 3 Ratsherren. Dem Fonds zur Unterstützung deutscher Rückwanderer werden 100 Mark bewilligt. Die Ausbesserung des Konrektorhauses wird bei einem Kostenanschlag von 300 Mark genehmigt. Der Strompreis wird, da die Überlandzentrale weiter erhöhte, von 65 auf 75 Pfennig für Licht, von 45 auf 53 Pfennig für Kraft erhöht; außerdem soll die Zählermiete je nach Größe 45, 120, 150 Pfennig im Moment betragen. Von den Sparkassenüberschüssen, die sich auf 29218,35 Mark belaufen, stehen der Stadt 14609,17 Mark zur Verfügung. Diese sollen Verwendung finden für die Freiwillige Feuerwehr mit 200 Mark, für vaterländische Zwecke mit 1000 Mark, für Wallgrabenreinigung mit 1000 Mark, für die Schulen mit 1500 Mark.

 

Aus den erwirtschafteten Sparkassenüberschüssen werden weiterhin verteilt: Für die Neueinrichtung eines geeigneten Bürgermeisterzimmers 1500 Mark, für ein städtisches Flussbad, das im nächsten Frühjahr oberhalb der Tollensemühle gebaut werden soll, 1000 Mark (3000 Mark sind zu dem Zweck schon vorhanden), für Ausbesserung im Armenhaus mit 500 Mark zur Versorgung des Krakenhauses mit Wäsche, Betten usw. und für Straßenbau 3509 Mark. (Autorin: Hannelore Deya)

 

Wochenschau Altentreptow 1919 Kalenderwoche 29


Es wird ein Mieteinigungsamt in Treptow eingerichtet, das für volle Ausnutzung aller Wohnungen in der Stadt sorgen soll, solange die Wohnungsnot nicht behoben ist. Das Amt hat weitgehende Befugnisse, und seine Entscheidungen können nirgends angefochten werden. Es ist ein Diktator in Wohnungssachen, der von Mietern und Vermietern recht ernst zu nehmen ist; es kann für Vermieter und Hauskäufer bis zur Unerträglichkeit lästig werden, wenn es nicht vom Geist vollständiger Rücksichtsnahme geleitet wird. Angenehm wird es für Inhaber übergroßer Wohnungen und Bewohner ganzer Häuser in keinem Falle sein. Der juristische Leiter des Amts ist der Bürgermeister, zu den Beisitzern gehören zwei Hausbesitzer und zwei Mieter mit je einem Stellvertreter. Gewählt wurden Malermeister Donner, Maurermeister Westphal, Rentier Winter, Lehrer W. Peters, als Vertreter: Witt, Pohl, Karl Köppen, Düsing.

 

Kampf gegen den Wohnungsmangel. Um die Wohnungsnot baldmöglichst durch Neubauten zu beheben, wird demnächst eine Kommission gewählt (Foelschow, Harder, Pohl, Giermann, Bremer), die Pläne zu entwerfen, staatliche Beihilfen zu sichern und Vorschläge zu machen hat, und es ist Aussicht vorhanden, dass dann mit aller Kraft ans Werk gegangen wird.

 

Besitzwechsel. Mühlenbesitzer Freibe, der vor einigen Wochen die Düßler´sche Mühle am Gantzkower Wege übernahm, kaufte vom Viehhändler Hermann Riemer das Fabrikgrundstück Demminerstraße 38. Die Übergabe hat bereits stattgefunden. Wie man uns mitteilte, soll ein Teil des Fabrikgebäudes zu Wohnungen ausgebaut werden. Der Rentner Reinholz verkaufte sein Wohnhaus, Kirchengasse 5, mit 7 Morgen Wiese für den Preis von 14000 Mark an den Kaufmann Boldt aus Grischow. Die Übergabe hat am 1. Juli stattgefunden.

 

Die Liedertafel wird den am vorletzten Sonntag geplanten Ausflug nach dem Stadtholz jetzt morgen Mittwochnachmittag unternehmen. Abmarsch um 3 Uhr vom Brandenburger Tor aus. Nicht nur die Sangesbrüder, auch die passiven Mitglieder sind zu diesem Ausflug eingeladen.

„Jugend“, das große Drama von Max Halbe, wird morgen mittwochabends unter Leitung des Herrn Merory im Bahnhofshotel in Szene gehen. Da der Reinertrag dem Unterstützungsfonds für Kriegsgefangenen-Heimkehr zugutekommt und wir außerdem eine gut einstudierte Aufführung erleben werden, möchten wir den Besuch dringend empfehlen. (Autorin: Hannelore Deya)

 

Wochenschau Altentreptow 1919 Kalenderwoche 30

 

Begründung einer Wassergenossenschaft zur Verbesserung der Tollensewiesen. Südlich unserer Stadt, im Tal der Tollense, liegt ein umfangreicher Wiesenkomplex, der wegen schlechter Entwässerungsverhältnisse stark versumpft und fast völlig ertraglos ist. Zur Verbesserung und Nutzbarmachung dieses Gebietes waren schon in den Jahren 1913 und 1914 Vorbereitungen getroffen worden, die jedoch bei Ausbruch des Krieges unterbrochen werden mussten. Zur Verhandlung über die nunmehr erforderlichen Maßnahmen hatte Landrat von und zu Gilsa einen Termin im Stadtverordneten Sitzungssaal anberaumt.

Die Versammlung war außerordentlich gut besucht: gegen 80 Personen waren erschienen. Nach kurzen einleitenden Worten des Landrats ergriff Baurat Linsert vom Meliorationsbaurat in Stralsund das Wort.

 

Waldspaziergang. Der für gestern Nachmittag vorgesehene Waldspaziergang der Liedertafel kam des regnerischen Wetters wegen nicht zustande. Trotzdem ließen es sich einige wanderfrohe Sangesbrüder nicht nehmen, den Bummel dennoch zu wagen, die denn auch durch das schnell sich aufklärende Wetter sowie das immer dankbare, reizvolle Waldgebilde reichlich belohnt wurden.

 

In Groß Tetzleben wurde gestern Schützenfest gefeiert, das trotz des kühlen, regendrohenden Wetters einen anregenden Verlauf nahm. Schützenkönig wurde mit 34 Ringen Hofbesitzer Johann Wüstenberg-Lebbin, Königin beim Taubenstechen Frau Hofbesitzer Grete Diedrich. Abends beschloss ein Tanzkränzchen im Saal des Gastwirts Krach das schöne ländliche Fest, das auch den erschienenen Gästen noch lange in schöner Erinnerung bleiben wird.

 

Der Belagerungszustand ist am Freitagvormittag aufgehoben worden. Es kann bestimmt damit gerechnet werden, dass die Landarbeiterschaft in unserem Kreis wie bisher, ruhig bleibt, in Erkenntnis der unbedingten Notwendigkeit, die Ernte unter Dach und Fach zu bringen. Nach Beendigung des Generalstreiks in Stralsund wurde unsere Stadt heute Mittag mit der nötigen elektrischen Energie beliefert. Es ist damit einem ungewöhnlich tiefgreifenden Übel, das sich besonders im Gewerbe und durch Nichterscheinen des Tageblattes auch bei der gesamten Einwohnerschaft misslich bemerkbar machte, Abbruch getan. (Autorin: Hannelore Deya)

 

Wochenschau Altentreptow 1919 Kalenderwoche 31

 

Besitzwechsel. Viehhändler Hermann Riemer erwarb das den Erben der Schramm´schen Eheleute gehörende am Demminer Tor belegene Wohnhaus zum Preis von 3700 Mark.

Die Anmeldungen der am 1.10.19 Wohnungslosen kann bis 26.7. im Stadtschreibzimmer erfolgen. Der Magistrat.

 

Zur Fett- und Butterversorgung. Wie von zuständiger Stelle mitgeteilt wird, erhalten die neuen Fettzulagen im ganzen Kreis nur die Butterversorgungsberechtigten.

Das Speisefett wird am Montag auf Fettkarten ausgegeben bei Kaufmann Lange, Keding, Kittelmann, Wiese, Sählhof, Schütt, Kaiser´s Kaffeegeschäft, Pagels, Specht, Flemming, Bertram, Konsum-Verein, Blöcker, Schumacher, Mundin.

In den Molkereien wird kein Fett ausgegeben. Kunden, die dort eingetragen sind, müssen sich wegen der Fettzuweisung bei einem der vorgenannten Kaufleute eintragen lassen. Die Butter wird weiterhin bei den Molkereien und vorgenannten Geschäften verabfolgt.

 

Verteuerung des Zeitungspapiers. Zu den Erzeugnissen, die von der allgemeinen Teuerung am stärksten erfasst wurden, gehört das Zeitungspapier. Ununterbrochen sind die Preise hierfür während des Krieges gestiegen und jetzt auf einem Stand angelangt, der um 400 Prozent höher ist, als er im Frieden war. Betrug der Preis doch vor Kriegsbeginn für 100 Kilogramm Zeitungspapier 20 Mark, während er jetzt auf rund 100 Mark angekommen ist. In der Konsequenz haben sich für die Zeitungsverlage die Druckpreise immer wieder erhöht, wodurch der Leser für die Zeitung draufzahlt. Wir hoffen den Verkaufspreis für unser Tageblatt noch bis zum Spätherbst ohne Preiserhöhung halten zu können.

 

Gartendiebstähle durch Kinder. Wie man überall hört, sind Gartendiebstähle durch die Kinder zurzeit an der Tagesordnung. Die süßen Früchte an Erdbeeren oder Kirschen verführen manche Kinder sehr. Doch bleibt Eigentum immer noch Eigentum und ohne Erlaubnis darf man nicht in Nachbars Garten einsteigen. Eine Belehrung der Kinder an den Schulen und im Hause dürfte zweckmäßig sein. Die Eltern haften für ihre Kinder.

 

Ein Fußball-Wettspiel zwischen dem hiesigen Fußballklub „Komet“ und dem Männer-Turn-Verein Neubrandenburg findet am Sonntag Nachmittag 1 ½ Uhr auf der Feldmark Thalberg statt, worauf wir an dieser Stelle etwaige Schaulustige hinweisen möchten.

 

Infolge Störung im Stromnetz unserer Stadt waren wir gestern nicht in der Lage, das Tageblatt herauszugeben. Wir holten das Versäumte heute nach, nachdem in bereitwilliger Weise eine Notleitung hergestellt war. Die Arbeiten am Stromnetz werden längere Zeit dauern müssen da wahrscheinlich Kurzschluss am unterirdischen Kabel in der Demminerstraße entstanden ist.

 

Das erste amerikanische Schweinefleisch gelangt jetzt in unsere Stadt zur Verteilung und zwar werden nach der Anzeige der Kreislebensmittelstelle 200 Gramm für jede Person herausgegeben, die von den Fleischern an die eingetragenen Kunden verkauft werden.  Konzert in der St. Petri-Kirche. Wir wollen nicht unterlassen auf das am Montag stattfindende evangelische Kirchenkonzert des erblindeten Konzertorganisten Herr M. Walkowiak und der gleichfalls blinden Sopranistin Frl. Ida Nahr ganz besonders hinweisen.

Der Fußballwettkampf zwischen der Spielabteilung des Männer-Turn-Vereins Neubrandenburg und dem hier erst vor kurzer Zeit gegründeten Fußballklub „Komet“ entwickelte sich zu einem äußerst spannenden Schauspiel, wie es bei uns in Treptow seit langer Zeit nicht geboten wurde. Auf beiden Seiten wurde mit erstaunlicher Geschicklichkeit und wechselnden Erfolgen gekämpft. Unsere Treptower Mannschaft hielt wacker stand, trotzdem ihr Zusammenspiel, noch sehr zu wünschen übrigließ, so neigte sich Anfangs das Glück den Neubrandenburgern zu und zur Halbzeit das Spiel schon 3:1 stand. Dann aber, bald nach dem Torwechsel holte Komet stetig auf, so es schließlich mit 4:3 das Spiel siegreich beenden konnte.

 

Die Hundstage, die am Mittwoch begonnen haben, ließen bisher von der Hitze, die sie sonst im Gefolge haben, wenig verspüren. Infolge eines Tiefdruckgebietes, das vom Westen nach Osten über das Ostseegebiet hinzieht, hält sich die Temperatur bis jetzt um zwei bis drei Grad unter dem Normalen. Für die nächsten Tage dürfte allerdings ein heitres Wetter zu erwarten sein.

 

Es ist die höchste Zeit, dass unsere Postbezieher die Zeitung für den Monat August noch heute neu bestellen, sofern die Bestellung nur für den Juli aufgegeben wurde. Es tritt sonst am 1. August eine unliebsame, in diesen Zeiten besonders unangenehme Unterbrechung in der Zustellung zu. Jeder Briefträger nimmt die Bestellung sowie das Bestellgeld entgegen und erteilt darüber vollgültige Quittung. Wir bitten unsere Zeitung in Bekanntenkreisen zum Bezug zu empfehlen.

 

Eine größere Menge von Pökelfleisch gelangt, wie das Reichsernährungsamt mitteilt, in der nächsten Zeit zur Verteilung an die Bevölkerung. Da das Pökelfleisch stark gesalzen ist, muss es vor der Zubereitung durch Entwässern entsalzt werden. Es ist daher zweckmäßig. Das Fleisch in kleinere Stücke (Gullaschwürfel) zu zerschneiden, da dann zur Entsalzung nur etwa 6 bis 8 Stunden Wässerung erforderlich sind. Das so behandelte Fleisch quillt gleichzeitig wieder auf und ist namentlich beim Kochen mit Gemüse, das nicht gesalzen gebraucht zu werden, von ausgezeichnetem Geschmack. (Autorin: Hannelore Deya)

 

 

August 1919

Wochenschau Altentreptow 1919 Kalenderwoche 32

 

 

Zur Heimkehr unserer Kriegsgefangenen. Naturgemäß werden nach oft jahrelanger, harter Trennung die Angehörigen von Kriegsgefangenen den Wunsch haben, diese bereits in den Durchgangslagern willkommen zu heißen. Im Interesse des Einzelnen sowohl wie der Allgemeinheit ist es dringend erforderlich, von einer derartigen Reise in die Durchgangslager abzusehen. Die Kriegsgefangenen werden sich nur wenige Tage in den Durchgangslagern aufhalten, so dass ein rechtzeitiges Eintreffen der Verwandten dort kaum möglich sein dürfte.

 

Zum Verkehr mit Getreide. In der Presse tauchen vielfach Anzeigen auf, in denen der Abschluss von Kauf-, Pacht- oder Mietverträgen über Getreide versucht wird. Nach den bestehenden gesetzlichen Bestimmungen sind derartige Verträge nichtig und die Beteiligung daran ist strafbar. Kaufverträge über Brotgetreide und Gerste oder andere auf Veräußerung oder Erwerb von Brotgetreide und Gerste gerichtete Verträge dürfen vor Trennung der Früchte vom Boden nur dann abgeschlossen werden, wenn der Kommunalverband vorher schriftlich seine Zustimmung erklärt hat.

 

Klub Union hielt gestern Abend in der goldenen Krone eine gut besuchte Monatsversammlung ab, in der zunächst einige neue Mitglieder aufgenommen wurden. Sodann wurde über ein am Sonntag, stattfindendes Sommervergnügen beraten. Es soll in altgewohnter Weise im Bahnhofshotel mit Konzert, Preisschießen für Herren und Damen am Nachmittag und abends Tanz gefeiert werden. Nur eingeladene Mitglieder mit ihren Angehörigen haben Zutritt.

 

Besitzwechsel. Der Gütermakler Albert Niemann hier verkaufte das Anwesen des Besitzers Emil Kosel in Weltzin an Johannes Helm aus Torgelow. Die Übergabe hat sofort stattgefunden.

 

Ein Bubenstreich war am Donnerstag früh von unbekannter Hand ausgeführt worden, indem jemand einen ausgekochten Rinderkopf auf die Türklinke der Rathaustür angebracht hatte. Wahrscheinlich ist dies ein Dummejungenstreich eines abgefassten Schleichhändlers.


Fußballspiel. Gestern hielt der Fußballklub Komet aus Treptow in Siedenbollentin gegen M. T. Verein S. Bollentin und konnte das Spiel 10:2 entscheiden. Erst in den letzten Minuten gelang es S. Bollentin durch Zusammenspiel im Sturm 2 Tore einzusenden. (Autorin: Hannelore Deya)

 

Wochenschau Altentreptow 1919 Kalenderwoche 33

 

Die Aufhebung der Lederzwangswirtschaft. Die Aufhebung der Zwangswirtschaft für Leder ist nunmehr durch Verordnung des Reichswirtschaftsministers Schmidt vom 15. August erfolgt. Alle Beschlagnahmungen in Treptow sind aufgehoben.

 

 Die neuen Höchstpreise für Butter und Milch in Pommern. Wie schon berichtet, steht eine Erhöhung der Milch- und Butterpreise in Aussicht. Der Oberpräsident von Pommern erlässt jetzt die Mantelbestimmungen. Danach werden die endgültigen Kleinverkaufspreise von den Kommunen festgesetzt. Jedoch erlässt der Oberpräsident Anweisungen über die Erzeugerhöchstpreise.

 

Beschlagnahmt wurden gestern Nachmittag auf dem Bahnhof von unserer Polizei 12 geschlachtete Hammel und ein halbes kleines Schwein. Die Ware sollte nach Berlin verschachert werden.


Die diesjährige zweite Krautung der Tollense oberhalb der Landstraßenbrücke bei Clempenow bis zu Kreisgrenze bei Lebbin ist in den Tagen vom 14. bis 24. August des Jahres auszuführen. Die Krautung geschieht von den Uferanliegern, soweit sich deren Grenzen erstrecken. Die Revision der Krautung wird am 25. August durch Bürgermeister Schubert vorgenommen werden.

 

Zum Belagerungszustand. Das Generalkommando schreibt: Gegen das Generalkommando sind in der Öffentlichkeit und insbesondere von der Tagespresse Angriffe erhoben worden, dass es bei der Verhängung des Belagerungszustands über den Regierungsbezirk Stralsund und die Kreise Anklam, Demmin und Ueckermünde sich nicht innerhalb der ihm gesetzlich eingeräumten Befugnisse gehalten, namentlich aber ohne Fühlungsnahme mit den Zivilbehörden gehandelt habe. Das Generalkommando gibt dann eine eingehende Schilderung des Verlaufs der Angelegenheit.

 

Herumreisende Kriegsgefangene. Wie bekannt geworden ist, mehren sich die Fälle, dass landwirtschaftliche und gewerbliche Arbeitgeber umherreisende russische Kriegsgefangene als billige Arbeitskräfte in ihre Dienste nehmen. Es wird daher zur allgemeinen Kenntnis gebracht, dass den Kriegsgefangenen das Umherreisen verboten ist und jeder, der solche Kriegsgefangenen bei sich aufnimmt oder beschäftigt, sich strafbar macht. (Autorin: Hannelore Deya)

 

Wochenschau Altentreptow 1919 Kalenderwoche 34

 

Schöner Herbst? Wenn das Sprichwort recht behält, dass Wespenjahre gute Jahre sind, dann haben wie einen überaus reichen Herbst zu erwarten. Aus vielen Gegenden wird ein massenhaftes Auftreten von Wespen gemeldet, so dass man fast von einer Wespenplage reden kann. Überall in Feld und Wald, auf Wiesen und Triften findet man im Boden Wespennester. Dass wir einen guten Herbst haben werden, darauf hin deutet auch, dass die Akazien noch einmal ausschlagen, dieser Fall ist äußerst selten beobachtet worden.

 

Gremmenthin. Auf der Domäne Altkanzlin brannten eine Scheune und der Pferdestall ab. Vieh und Material ist glücklicherweise nicht mitverbrannt. Die Entstehungsursache ist unbekannt.

 Erhöhung der Selbstversorgerration. Vom 16. des Monats ab, ist die Selbstversorgerration in Brotgetreide auf 12 Kilogramm und diejenige in Gerste auf 5 Kilogramm für Kopf und Monat heraufgesetzt worden. Die Ration für Versorgungsberechtigte bleibt vorläufig unverändert.

 

Gestern Abend traf, von Demmin kommend, ein Doppelsitzer, vom Demminer Gymnasiasten-Ruderklub an der großen Mühle ein, von wo das Boot nach der anderen Seite getragen und beim Speicher wieder ins Wasser gesetzt wurde. Die Insassen, welche im eigenen Zelt hier übernachteten, setzten heute früh ihre Fahrt nach Neubrandenburg fort um daselbst auf dem schönen „Brambörger See“ Spazierfahrten zu unternehmen.

 

Schadenfeuer. Heute in der Mittagsstunde ertönte hier Feueralarm. Auf dem naheliegenden Gut Schmiedenfelde brannte kurz nach 12 Uhr eine Strohmiete hell auf, von der das Feuer auf den dicht daneben stehenden, mit Heu gefüllten, Kuh- und Schafstall übergriff. Das Vieh war bis auf einige Kälber, die sich im Stall befanden und noch rechtzeitig gerettet wurden, glücklicherweise auf Weide. Der große massive Viehstall bot durch das Heu dem Feuer reichliche Nahrung. Sämtliche umliegende Dorffeuerwehren, ebenfalls auch unsere freiwillige Feuerwehr, erschienen gleich nach Ausbruch des Feuers an der Brandstätte.

 

Ein Motorrad wurde in letzter Nacht aus der Garage des Herrn Dr. Barten gestohlen. Der Dieb, ein jüngerer Mensch, wahrscheinlich in Drillichjacke mit Abzeichen der Kraftfahrtruppen, hielt sich hier schon einige Tage auf. Es hatte sich bei dem Dienstmädchen genau nach den persönlichen Verhältnissen Dr. Bartens erkundigt. Schon vor einer Woche hatte er in Abwesenheit Dr. Bartens das Motorrad in Betrieb gesetzt, sich also schon mit demselben vertraut gemacht. (Autorin: Hannelore Deya)

 

Wochenschau Altentreptow 1919 Kalenderwoche 35

 

Der Brand in Schmiedenfelde konnte Dank des Eingreifens der Feuerwehren und bei der günstigen Windrichtung auf den Kuhstall beschränkt werden, so dass der Pferdestall nur durch Wasser gelitten hat. Als Entstehungsursache wird Kurzschluss angenommen, man munkelt aber auf anderer Seite von Brandstiftung.

 

Der Motorraddieb ist schon gestern abends in Jarmen gefasst worden. Der Spitzbube hat mit dem Rad nicht umzugehen verstanden und musste es in einem Haferfeld bei Lockenzin liegen lassen, wo es gestern Nachmittag schon gefunden wurde. Er ist dann nach Tützpatz gewandert und mit der Kleinbahn nach Demmin gefahren, wo er die gestohlenen Mäntel und Schläuche auf dem Bahnhof zu Aufbewahrung übergab, später aber wieder abholte und nach Jarmen fuhr. Dort ereilte ihn sein Schicksal.

 

Bei den hohen Lebensmittelpreisen sind die Pilze für die Volksernährung von besonderer Wichtigkeit, da ihr großer Gehalt an Eiweiß und Nährsalzen sie den Gemüsen gleichstellt. Zur Erkennung der essbaren und schädlichen Pilze ist im Verlag von J. F. Fischer, ist so eben ein äußerlich praktisch angelegter Taschenatlas erschienen, den wir unsern Lesern aufs Beste empfehlen können. Der Preis beträgt nur 70 Pfennig.

 

 Bekanntmachung. An Zahlung der Beiträge zur Landwirtschaftskammer und land- und forstwirtschaftlichen Berufsgenossenschaft bis 30. des Monats wird zur Vermeidung zwangsweiser Einziehung hierdurch erinnert. Die Stadthauptkasse.

 

Ortsgruppe des Deutschen Beamtenbundes. Am Sonntag, den 31. August findet im Hotel Büsch eine Versammlung zur Gründung einer Ortsgruppe des Deutschen Beamtenbundes für Treptow a. Toll. und Umgebung statt. Der Deutsche Beamtenbund, der nach den aufgestellten Leitsätzen alle öffentlichen Beamten und Beamtinnen der Reichs- und Staatsbehörden, der Provinzial-, Kreis- und Gemeindeverwaltungen sowie die Geistlichen, Kirchenbeamten und Lehrer usw. hat es sich zur Aufgabe gemacht, die rechtlichen, wirtschaftlichen und beruflichen Angelegenheiten seiner Mitglieder unter Wahrung parteipolitischer Neutralität zu fördern.

 

Theater. Millionen von Besuchern hat der Film „Die Lieblingsfrau des Maharadscha“ ins Kino gelockt und nun bringt uns Direktor Hertwich den Liebling der Frauen: Den Maharadscha auf die Bühne. Der Vorverkauf für die Vorstellung ist wieder bei Herrn Buchhändler F. Gall. Es dürfte zu empfehlen sein, Billette rechtzeitig zu bestellen, da um eine Überfüllung zu vermeiden, nur eine bestimmte Anzahl Plätze verkauft werden.

 

Noch keine Aufhebung der Kartoffelbewirtschaftung. Die Reichskartoffelstelle beabsichtigt, falls die Kartoffelbewirtschaftung auch für das kommende Jahr noch aufrecht erhalten werden soll, eine Verordnung zu erlassen, nach der alle Kommunalverbände angehalten sind, bei der Kartoffelauslieferung alle Händler und Genossenschaften zu beteiligen, die das Kartoffelgeschäft im Kommunalverband schon vor dem Krieg betrieben haben, wenn deren Zuverlässigkeit zweifellos erscheint.

 

Neue Höchstpreise für Zwiebeln in Pommern. Für Frühzwiebeln treten auf Anordnung der Provinzialstelle die nachstehenden Höchstpreise je Pfund in Kraft: mit Wirkung vom 19. August des Jahres Erzeugerhöchstpreis 12 Pfennig, mit Wirkung vom 22. August des Jahres Grundmittelhöchstpreis 24 Pfennig, Kleinhandelspreis 35 Pfennig.

 

Bekanntmachung. Zur Linderung der drohenden Brennstoffnot soll im städtischen Bruch Torf weiter gestochen werden und bis höchstens 4000 Stück zum Preis von 6,50 Mark je 1000 abgegeben werden. Wer Torf haben will, hat sich spätestens bis Sonnabend Mittag in der Stadthauptkasse zu melden und dabei sofort den Kaufpreis zu hinterlegen. Bei Zuweisung einer geringeren als der bestellten Menge, wird der gezahlte Kaufpreis entsprechend zurückerstattet. Für die Ausführung aller Bestellungen und für Güte des Torfs kann keine Gewähr geleistet werden. Der Magistrat.

 

Die Korndiebstähle auf der Feldmark nehmen kein Ende. Nachts geht das lichtscheue Gesindel mit Säcken aufs Feld und schneidet die Ähren von den Hocken. So wurden dem Ackerbürger Pollow auf seinem Acker an der Kleinbahn Ost kürzlich von mehreren Hocken Weizen die Ähren abgeschnitten, vorgestern Nacht dem Ackerbürger Krause 1 von nicht weniger als 8 Weizenhocken ebenfalls Ähren abgeschnitten. Letzter legte sich gestern abends mit Polizeibeamten auf die Lauer; man ertappte eine Frau und zwei junge Mädchen, die Erbsen vom Feld stahlen. (Autorin: Hannelore Deya)

 

Wochenschau Altentreptow 1919 Kalenderwoche 36

 

September 1919

 

 

Stadtverordnetenversammlung. Der Vorsitzende wies zunächst darauf hin, dass der Eintritt in den Verband vorpommerscher Waldbesitzer keinen Zweck habe, da diese Vereinigung nur zum Schutz der privaten Waldbesitzer gegründet sei. Zu 1) der Tagesordnung referierte Lagerhalter Kruse über eine Einladung zur Tagung des Reichsstädtebundes am 20. und 21. September in Berlin, zu welchem nach Vorschlag des Magistrats ein Vertreter gesandt werden sollte. Der Referent ersuchte wegen der Höhe der Kosten von der Entsendung von Vertretern Abstand nehmen zu wollen. Bürgermeister Schubert hob die Wichtigkeit der Tagung hervor und erklärte die Beschickung für notwendig, da sich die Vertreter der Stadt namentlich in der jetzigen Zeit, viele Anregungen holen könnten zum Wohle der Stadt, er würde mit den festgesetzten Reisegebühren zufrieden sein, man möge noch einen zweiten Vertreter aus der Versammlung wählen; die Versammlung lehnte aber die Beschickung ab.

 

Stadtverordnetenversammlung: Der von dem Fuhrmann Heiden gepachtete Acker an der Neubrandenburger Chaussee in Größe von einigen Morgen soll von der Stadt selbst bewirtschaftet werden; die noch mehrere Jahre laufende Pachtperiode wird auf Antrag der Witwe Heiden zum 1. Oktober aufgehoben. Der Forstwirtschaftsplan für 1919-20 wird genehmigt. Danach werden etwa 2300 rm Holz geschlagen, dessen Menge sich hoffentlich noch um mehrere rm erhöhen lässt, so dass auf jede städtische Haushaltung etwa 2 rm kommen werden. Bürgermeister Schubert erklärt, dass in den Staatsforsten ebenfalls Holz geschlagen wird, vielleicht werden dann jedem Haushalt 4 rm zukommen.

 

Stadtverordnetenversammlung: Lehrer Witt fragt, ob der Magistrat die Gewissheit habe, dass der jetzt noch im städtischen Moor gestochene Torf verbrauchsfertig trocken werden könne, da man doch den Torf vorher bezahlen müsse, aber keine Gewähr habe, ihn gut einfahren zu können. Während Bürgermeister Schubert meint, der Torf könne nach dem Gutachten Sachverständiger noch eingefahren werden, erklären andere Sachverständige, dass es zweifelhaft sei und nur im allergünstigsten Fall geschehen könne. Die Wege im Bruch müssen ausgebessert werden, was natürlich große Kosten verursacht.


 Am 14. und 16. August hat ein Verbandrevisor die Stadthauptkasse revidiert, worüber ein Gutachten verlesen wurde. Danach ist das ganze Buchführungssystem veraltet und zu wenig übersichtlich; es wurde die Wiedereinstellung eines Stadtkämmerers empfohlen, damit die nötige Kontrolle vorhanden sei. Ein Magistratsantrag fordert statt des bisherigen unbesoldeten Beigeordneten die Wiedereinstellung eines Stadtkämmerers. Eine Kommission bestehend aus den Herren Dr. Thümmel, Geirmann, Witt, Kruse und Winter soll mit Magistratsvertretern zusammen über Gehalt des ev. neu anzustellenden Stadtkämmerers beraten und in 3 Wochen Bericht erstatten. (Autorin: Hannelore Deya)

 

Wochenschau Altentreptow 1919 Kalenderwoche 37

 

Die allgemeine Stadtschule soll zum 1. April nächsten Jahres in eine 7-stufige Schule umgewandelt werden, wozu die Anstellung einer neuen Lehrkraft bewilligt wird. Lehrer Witt referierte über einen Antrag Rektor Bremers zur Einrichtung von Volksbildungskursen oder einer Volkshochschule, für die eine Zeit von 20 Wochen an 4 Abenden wöchentlich vorgesehen ist. In den Ausschuss für Volksbildung wurden gewählt Bürgermeister Schubert als Vorsitzender, Sanitätsrat Dr. Thümmel, Rektor Bremer, Rektor Blank, Rechtsanwalt Dr. Remy, Pastor Schmidt, Mittelschullehrer Schmidt, Frl. Neumann, Frau Düsing, Malermeister Donner, Lagerhalter Kruse und Monteur Konieczny.

 

Hotelverkauf. Hotelbesitzer Bernhard Büsch verkaufte sein Hotel „Deutsches Haus“ in der Oberbaustraße an den Viehhändler Hermann Riemer. Als Kaufpreis wurden uns 120000 Mark genannt. Die Übergabe erfolgt am 1. November des Jahres.

Fleischbeschlagnahme. Gestern wurde in Werder bei einem Hofbesitzer ein geschlachtetes Schwein im Gewicht von etwa 2 Zentnern und ¾ Rind durch die Gendarmerie beschlagnahmt. Das Fleisch gelangt hier wahrscheinlich auf Zusatzfleischkarten zum Verkauf.

 

Freiwillige Feuerwehr. Die gut besuchte Generalversammlung wurde vom stellvertretenden Brandmeister Burmeister eröffnet. Bei der Besprechung des letzten Feuers wurde die geringe Teilnahme seitens der Kameraden gerügt, ebenso - wie gewöhnlich - die Gestellung von Pferden. Auch wurde der Wunsch ausgesprochen, dass sich, da eine Anzahl Uniformen frei sind, jüngere Kräfte in den Dienst der Freiwilligen Feuerwehr stellen möchten.

 

Willkommen in der Heimat! Richard Gottschalk, Sohn der Frau Bäckermeister Gottschalk, hier, ist aus englischer Gefangenschaft heimgekehrt. Der Zurückgekehrte war am 14. September 1916 in Gefangenschaft geraten und befand sich zuletzt im Gefangenenlager Autrik bei Calais.

 

Besitzwechsel. Durch Vermittlung des Gütermaklers Paul Schwetke-Neubrandenburg verkaufte Gastwirt Brüning seine Gastwirtschaft „Kaisergarten“ an eine Frau Napiontek aus Danzig. Die Übergabe findet am 15. des Monats statt.

Beschlagnahmt wurde vorgestern von der Gendarmerie eine Kiste mit Rindfleisch auf dem Weg nach dem Bahnhof Gültz, von wo ein hiesiger Schlächtermeister das Fleisch durch die Bahn verschicken wollte; es gelangt hier auf Zusatzfleischmarken zum Verkauf. (Autorin: Hannelore Deya)

 

Wochenschau Altentreptow 1919 Kalenderwoche 38

 

Die Ortsgruppe Treptow und Umgebung des Verbandes deutscher Kriegsbeschädigter hielt gestern Lokal Bandelow eine gut besuchte Mitgliederversammlung ab. Der 2. Vorsitzende, Kamerad Seifert, eröffnete um 8 ½ Uhr die Sitzung. 26 Kameraden wurden in die Ortsgruppe aufgenommen. Die Zahl der Mitglieder beträgt 80. Es wird zum Beschluss erhoben, bei Magistrat und Stadtverordneten zu beantragen, dass den selbstständigen Haushaltungen Kriegsbeschädigter und Hinterbliebener je 4 Meter Holz zum Taxpreis überlassen werden.

 

Aus der Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt ist Franz Betke aus Klempenow. Auch äußerlich sollte ihnen beim Betreten der Stadt ein Willkommensgruß geboten werden. Unsere mecklenburgische Nachbarstadt Neubrandenburg hat am Bahnhof eine hübsche Ehrenpforte aufgestellt mit einem herzlichen Willkommensgruß. Soll diese kleine Ausgabe bei uns nicht auch möglich sein? Hoffentlich beschließt unsere Stadtvertretung baldigst unsere heimkehrenden Brüder mit dieser kleinen Ehrung zu erfreuen.

 

Die Badezeit ist nun bald vorüber, nur die letzten sehr warmen Tage haben bewirkt, dass namentlich die Jugend die Zeit nutzt und sich fröhlich im schönen Wasser tummelt. Leider ist die einzige größere Privatbadeanstalt mit ihrer Leistungsfähigkeit zu Ende, sie geht ihrem Verfall entgegen, da böse Bubenhände immer ruinieren, was mit teurem Geld ausgebessert ist. Im nächsten Jahr ist es wohl kaum möglich, dass diese Badeanstalt wieder in Betrieb gesetzt werden kann. Da ist es Zeit, daran zu denken, dass die Stadt eine Badeanstalt oberhalb der Mühle errichten will.

 

Hochsommerliche Hitze, die seit einigen Tagen das Thermometer bis auf 30 Grad im Schatten herauf trieb, hielt auch gestern noch an. In der Nacht ist durch Gewitterregen, von dem wir allerdings nichts abbekamen, eine starke Abkühlung eingetreten.

 In letzter Nacht wurde das Schaufenster der Fahrradhandlung Alwin Meyer in der Oberbaustraße mit einem faustgroßen Feldstein eingeworfen und von der Auslage zwei Revolver und Munition gestohlen. (Autorin: Hannelore Deya)

 

Wochenschau Altentreptow 1919 Kalenderwoche 39

 

Betrunkene Schnitter kann man in letzter Zeit manchmal beobachten. Der Nichteingeweihte wird sich wundern, wie die Schnitter zu größeren Alkoholmengen gelangen und welches Getränk sie in den Zustand versetzt. Es ist „Schnittersekt“. Dieser reizvolle Nektar besteht aus Brauselimonade und Brennspiritus. Ein jeder kann ihn natürlich nicht vertragen. Zu bewundern ist, dass Kaufleute in der Lage sind, den Brennspiritus in entsprechenden Mengen an Vorschnitter abzugeben.

 

Helft den vertriebenen Auslanddeutschen. Am Sonntag wird hier wie im ganzen Deutschen reich eine Haussammlung veranstaltet. Sie treffen jetzt, ihres Erwerbs und Vermögens beraubt, in Not und Sorge besserer Zukunft und unserer Hilfe vertrauend in ihrer alten Heimat ein. Deshalb spendet reichlich!

 

Doppelte Ration für die Heimkehrer. Nach einem Erlass des Preußischen Staatskommissars für Volksernährung vom 23. Juli 1919 ist den jetzt heimkehrenden Kriegsgefangenen auf die Dauer von 6 Wochen die doppelte Ration an Brot, Fleisch, Zucker und sonstigen Lebensmitteln zu gewähren. Demzufolge müssen die Magistrate und Guts- und Gemeindevorsteher den entlassenen Kriegsgefangenen die Lebensmittel pp. Karten auf 6 Wochen in doppelter Anzahl aushändigen.

 

Fußballwettspiele. Die am letzten Sonntag stattgefundenen Fußballwettspiele nahmen einen sportgerechten Verlauf. Am Vormittag spielte die II. Mannschaft des Neubrandenburger Männerturnvereins gegen die hiesige II. Mannschaft. Das Spiel wurde von den Neubrandenburgern, trotzdem sie nur 9 Mann stark antraten, mit 3:2 gewonnen. Die Treptower II. Elf, die ihr erstes Wettspiel ausfocht, spielte anfangs sehr eifrig (Halbzeit 2:0 Treptow) zeigte aber in der zweiten Spielhälfte, da sie gegen den Wind zu spielen hatten, eine allgemeine Übermüdung, die es den Neubrandenburgern leicht machte, den Sieg zu erringen.

 

Besitzwechsel. Viehhändler Hermann Riemer verkaufte seine Landwirtschaft in Clatzow mit ca. 45 Morgen Acker und Wiesen an den Landwirt Melms aus Letzin. Als Kaufpreis wurden uns 65000 Mark genannt. Die Übergabe und Auflassung hat bereits stattgefunden.

 

Von der Strafkammer in Greifswald wurde am Dienstag der 62 Jahre alte, vorbestrafte Arbeiter Paul O. aus Treptow a. Toll, der durch Anbohren von Eisenbahnwagen in Treptow a. Toll sich schätzungsweise 3 Zentner Getreide verschafft hat, zu 1 Jahr Gefängnis verurteilt.

 

In Kessin wurde in vorletzter Nacht beim Schmiedemeister Steinkraus ein Einbruchsdiebstahl verübt und etwa 150 Mark Bargeld, ein Anzug, Jackett, ein Paar Stiefel und 400 Zigaretten erbeutet. Der Verdacht lenkte sich auf 2 junge Leute, die auf dem Gut beschäftigt sind und deren Vernehmung denn auch die gestohlenen Sachen bis auf die Stiefel zutage beförderte.

 

Willkommen in der Heimat. Aus englischer Gefangenschaft zurückgekehrt sind: Fritz Roloff, Sohn des Arbeiters Roloff im Grünen Gang. Roloff geriet am 7. Juli 1918 bei Hamel in Gefangenschaft. Alfred Brose, Neffe und Pflegesohn der Frau Brose, hier, Unterbaustraße wohnhaft. Brose geriet im Sommer 1918 in Gefangenschaft.

 

Besitzwechsel. Viehändler Hermann Riemer kaufte das an der Oberbaustraße belegene Haus, in dem früher der Vaterländische Frauenverein eine Milchküche unterhielt, für 6000 Mark. Die Übergabe hat heute stattgefunden. Durch Vermittlung des Herrn Paul Schwetke-Neubrandenburg verkaufte Herr Wenzel seine Gastwirtschaft in Seltz b. Gültz an Herrn Kegler aus Treptow. Die Übergabe findet am 1. Oktober statt.

 

Einbruchsdiebstähle. Von einer frechen Diebesbande wird zur Zeit unsere Stadt heimgesucht. Nicht nur, dass in den Gärten und auf dem Feld Gemüse und Kartoffeln in allen Mengen und mit größter Frechheit, oft am hellen Tag, gestohlen wird, haben die Diebe in letzter Nacht ihre verruchte Tätigkeit in das Stadtinnere verlegt. Im Schuhwarengeschäft Bertram in der Oberbaustraße zertrümmerten die Diebe die Scheibe eines, neben dem Schaufenster befindlichen Fensters, öffneten dasselbe und hakten den Flügel aus, derselbe wurde heute Morgen in einiger Entfernung auf der Straße gefunden. Die Spitzbuben haben 8 Paar Schuhe entwendet.

 

Der bei dem Mühlenarbeiter K. ausgeführte Diebstahl entbehrt nicht einer gewissen Komik. Frau K. wird in der Nacht durch ein Geräusch wach und sieht, dass ein Kerl zwei auf dem Tisch liegende Brote ergreift und damit verschwindet. Zunächst glaubte sie noch an einen Traum. Als sie sich von dem Schreck erholt hat, richtig wach, ist der Spitzbube bereits entwischt. Der Dieb war eben zu schnell in der Tat. (Autorin: Hannelore Deya)

 

Wochenschau Altentreptow 1919 Kalenderwoche 40


Stadtverordnetensitzung. Nach Kenntnisnahme des Stadtkassenprüfungsberichts vom 4. September wurde die monatliche Vergütung der bis zum 15. Oktober angestellten Gartenwächter auf 50 Mark erhöht. Der Antrag auf Bewilligung von 100 Mark für den hiesigen Jungmädchenbund wurde gegen die Stimmen der Sozialdemokraten bewilligt. Ein Ausschuss für Jugendpflege soll wieder ins Leben treten. Der bisher von Fuhrmann Heiden gepachtete Acker an der Neubrandenburger Chaussee wird von der Stadt selbst bewirtschaftet.

 

Stadtverordnetensitzung. Eine von dem früheren Pächter eingerichtete Koppel soll verpachtet, die Einfriedigung von der Witwe Heiden zum Preis von 800 Mark gekauft werden, desgleichen soll für den schon auf den Acker gefahrenen Dung die Fuhre mit 5 Mark bezahlt werden. Auch die Anschaffungskosten für notwendige Ackergeräte wurden bewilligt. Für das Elektrizitätswerk wird die Einstellung eines Lehrlings gefordert und bewilligt, für dessen Löhnung der vom Metallarbeiterverband festgesetzte Lohntarif zugebilligt wird.

 Der Bericht des Kleinwohnungsbauausschusses legt die Gründung einer gemeinnützigen Baugenossenschaft nahe. Die für eine evtl. Wahl eines Stadtkämmerers bestimmte Kommission schlägt vor, statt des Kämmerers, der auf Lebenszeit angestellt werden müsste, einen Gegenbuchführer und einen Bautechniker anzustellen.

 

Besitzwechsel. Viehhändler Herm. Riemer hat das Prinzenstraße 8 belegene Wohnhaus des

Arbeiter Peters gekauft. Kaufpreis 6000 Mark. Übergabe sofort. Riemer verkaufte das Wohnhaus Oberbaustraße 1 an den Landwirt Max Krüger (Flüchtling aus Posen) für 7060 Mark Dachdecker Forestier verkaufte das Wohnhaus Demminstraße 43 an den Gütermakler Albert Riemann. Übergabe heute.


Willkommen in der Heimat! Aus der Kriegsgefangenschaft sind zurückgekehrt: Töpfer Jüngling, seit 12. September in amerikanischer; Tischler Knaack, seit 14. Oktober 1918 in belgischer Gefangenheit; Fleischer Maßmann, Sohn des Bauunternehmers Maßmann in der Bahnhofstraße, seit 10. Juni 1918 in englischer; Fritz Eich, Sohn des Händlers Eich, St. Georg, seit August 1918 in englischer; Arbeiter Sommerfeld, Kaiserstraße, seit 20. August 1918 ebenfalls in englischer Gefangenschaft, außerdem Ernst Schmidt aus Siedenbollentin, Heinrich Krüger aus Groß Below. (Autorin: Hannelore Deya)



Share by: