Wochenschau Altentreptow 1919, erlesen und recherchiert aus dem Treptower Tageblatt Oktober-Dezember
Kalenderwoche 41
Willkommen in der Heimat! Aus der Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt sind der Arbeiter Hauck, Tollensestraße, seit 2. September 1918 in englischer Gefangenschaft, Ackerbürger Putscher, Mühlenstraße, seit 29. September 1918 in englischer Gefangenschaft und Wilhelm Metz, Meltzin.
Einbruchversuch. In letzter Nacht um ½ 1 Uhr versuchten Diebe in den Laden des Kaufmanns Hermann Meyer, Unterbaustraße einzudringen. Die beiden Diebe leuchteten mit einer Blendlaterne die Schaufenster und die beiden Ladentüren ab, nachdem sie vorher schon vom Hof aus vergeblich in den Laden einzudringen versucht hatten. Sie schnitten dann aus der Tür zum Schuhwarengeschäft die Scheibe um den Drücker herum heraus, weil sie wohl glaubten, mit dem im Schloss steckenden Schlüssel die Tür öffnen zu können. Die Tür hat aber noch ein Sicherheitsschloss. Da im Laden jemand schlief, waren diese Vorgänge schon beobachtet.
Willkommen in der Heimat. Aus der Kriegsgefangenschaft sind zurückgekehrt Kaufmann Heiden aus Clatzow und Gastwirt Timmermann aus Golchen.
Arge Enttäuschung erlebten gestern und heute Morgen Reisende, die den Morgenzug nach Neubrandenburg benutzen wollten. Der früher um 7.50 abgehende Zug geht jetzt schon 7.14 Uhr, also 36 Minuten früher. Infolgedessen kamen viele Leute zu spät.
Geflügeldiebe waren in der Nacht zum Sonnabend wieder bei der Arbeit. Morgens fand der Bahnhofsvorsteher des Staatsbahnhofs nur die abgeschnittenen Köpfe von 5 Enten und einem Huhn vor. Die Schlösser waren nicht etwa zerbrochen, sondern mit Schlüsseln geöffnet. In Siedenbollentin wurde in derselben Nacht auf dem Pfarrhof ein größeres Schwein im Stall abgeschlachtet und gestohlen.
Willkommen in der Heimat! Aus der Kriegsgefangenschaft sind zurückgekehrt: der Arbeiter Paul Stratz, seit 4. November 198 in englischer Gefangenschaft, Arbeiter Erich Ring, seit 18. Juli 1918 in amerikanischer Gefangenschaft und Friedrich Lieckfeldt, Sohn des Arbeiters August Lieckfeldt in Gültz, seit 8. August 1918 in englischer Gefangenschaft. Lieckfeld hat fünf Söhne in den Krieg schicken müssen, die nun sämtlich wieder heimgekehrt sind.
Willkommen in der Heimat! Aus der Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt sind; Fritz Ganschow, Reinberg, Hermann Ehlert, Neuenhagen, Richard Baselk, Wolkow.
Unser Herbstmarkt. Der Besuch des Marktes durch Landbewohner ist sehr groß, namentlich die Kleinbahnzüge brachten Hunderte von Besuchern. Als Hauptsache sind allerhand Spielzeug und anderer Krimskrams ausgestellt, man sieht verhältnismäßig wenig nützliche Sachen auf dem Markt. Kuchen und Süßigkeiten ist wenig da, noch weniger Räucheraal und Bücklinge, die früher jeder Besucher haben musste. Aber 4 und 5 Mark für ein Pfund Bücklinge und gar 20 Mark für Räucheraal lässt manche auf den Genuss derselben verzichten. (Autorin: Hannelore Deya)
Wochenschau Altentreptow 1919 Kalenderwoche 42
Willkommen in der Heimat! Aus der Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt ist Wilhelm Helm, Sohn des Arbeiters August Helm, Fritz Reuterstraße 76. H. befand sich seit 28. September 1918 in Gefangenschaft.
Besitzwechsel. Wie wir erfahren, hat Stellmachermeister Mönk sein Haus Hospitalstraße 11 an den Kaufmann Rudolf Ehrensmann verkauft. Herr Ehrensmann wird hier voraussichtlich am 1. November ein Engrosgeschäft mit keramischen Artikeln, wie Porzellan, Steingut, Glas, Emaille, Aluminium etc. eröffnen.
Gründung einer Bankgenossenschaft. Die am Sonnabend im Saal der Oberschule abgehaltene Versammlung zwecks Gründung einer Baugenossenschaft, zu der Magistrat und Bürgerverein eingeladen hatten, war gut besucht; es wäre jedoch im Interesse der Sache eine noch größere Beteiligung wünschenswert gewesen. In fast allen Städten ist in den letzen 5 Kriegs- und Teuerungsjahren fast ein Stillstand in Schaffung von Wohnungen eingetreten. Es muss Abhilfe geschaffen werden.
Willkommen in der Heimat! Aus der Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt sind Richard Wilke, Sohn des Schneidermeisters Wilke, Hospitalstraße, seit 29. August 1918 in englischer Gefangenschaft, Rudolf Schmidt, Siedenbollentin, Wilhelm Wolff, Schossow.
Stadtverordnetensitzung. Die vom Vorsitzenden Sa. Rat. Dr. Thümmel geleitete Versammlung wurde mit Verlesung des Protokolls der letzten Sitzung eröffnet, woraus nachzutragen ist, dass die zu Ratsmännern gewählten Stadtverordneten Kaufmann Boeckmeyer, Installateur Pohl und Lagerhalter Kruse auf ihr Mandat als Stadtverordnete verzichten.
Die Versammlung gibt die Genehmigung zur Verpachtung der erworbenen Hörnigschen Abfindung in Kaveln, wofür etwa 95 Mark an Pacht geboten sind, bemängelte aber als zu hoch den Mietspreis von 250 Mark für die Wohnung im früher Hörningschen Haus. Der Magistrat hat den Techniker Beeth, jetzt in Demmin, zum 1. November als Stadtbautechniker angestellt und fordert die Anstellungskosten im Betrag von 300 Mark monatlich vom 1. November ab, bewilligt werden. (Autorin: Hannelore Deya)
Wochenschau Altentreptow 1919 Kalenderwoche 43
Die Mitteilung des Magistrats, dass die städtischen Bekanntmachungen von jetzt ab neben der Veröffentlichung im Tageblatt auch im Rathaus angeschlagen werden, bemängelt Stadtverordneter Düsing und verlangt den Anschlag an mindestens fünf Stellen in der Stadt.
Die Bewohner des Grünen Gang verlangen die Aufstellung einer Pumpe, für die das Geld schon bewilligt ist. Der Teuerung wegen ist die Aufstellung bisher unterblieben. Installateur Pohl fragt, wie sich die Versammlung zu der schon vor dem Krieg beschlossenen Wasserleitung stellt. Man ist aber der Meinung, dass dieselbe für unsere Stadt zwar dringend notwendig ist, der Teuerung wegen aber wohl für die nächsten Jahre unausführbar ist.
Willkommen in der Heimat! Aus der Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt sind Erich Diedrich, Sohn des Rentners Diedrich, Oberbaustraße, seit 8. August 1918 in englischer Gefangenschaft. Fritz Groth, Weitzin.
Bei dem Diebstahl in Rievershof waren laut Geständnis der Gebrüder Willi und Helmut H. die Vorgänge bei dem Einbruch folgende: Mit Revolvern bewaffnet verschossen die Diebe sich durch Einschlagen eines Kontorfensters Eingang und stahlen einen kleinen Geldschrank. Sie trugen denselben ins Freie und zertrümmerten ihn und nahmen daraus goldene Ringe, 400 Mark Goldgeld und Wertpapiere im Betrag von 50000 Mark. Die Beute schien ihnen aber nicht groß genug, weshalb sie sich noch einmal an den Tatort begaben.
Grundstücksverkauf. Vor dem hiesigen Amtsgericht fand heute Vormittag der Verkauf der dem früheren Gastwirt Philipp Schmidt gehörigen Grundstücke, Haus in der Demminerstraße mit Garten und Pavillon, Eiskeller auf dem Klosterberg, Acker und Wiesen, statt. Meistbietender blieb Gastwirt H. Behse mit 83100 Mark. Die Übergabe erfolgte sofort.
Vom Kreisausschuss wird mit Wirkung vom 27. Oktober über Mehl- und Brotpreise Folgendes angeordnet: Die Bäcker und Backwarenhändler, Gast- und Schankwirte und sonstige Verkäufer von Gebäck sind verpflichtet, die Reisebrotmarken gegen Abgabe von Backwaren anzunehmen und die Marken wöchentlich besonders geordnet und berechnet bis Montagabend 5 Uhr an die Hauptmehlverteilungsstelle zum Umtausch gegen Mehl pp- abzuliefern.
Willkommen in der Heimat! Aus der Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt ist Albert Hentschel, Rheinberg.
Diebstahl. In der Nacht zum Donnerstag ist dem Ackerbürger B., Oberbaustraße, ein Polkschwein im Gewicht von etwa 80 Pfund aus dem Stall gestohlen worden. Der oder die Täter müssen mit den Örtlichkeiten vertraut gewesen sein.
Zwangsversteigerung der Pferde. Eine nicht erfreuliche Tatsache ist zu verzeichnen. In den nächsten Tagen soll mit der zwangsweisen Enteignung der Pferde begonnen. Die Provinz Pommern soll allein schon 49 Hengste und 2883 Stück Stuten zur Ablieferung bringen.
Willkommen in der Heimat. Aus der Kriegsgefangenschaft sind zurückgekehrt: Handlungsgehilfe Gustav Heidler, hier, seit 10. November 1917 in englischer Gefangenschaft, Fritz Müller, Gnevkow, Ernst Schröder, Wildberg, Albert Wasmund, Werder, Rudolf Hillmann, Bartow. Wilhelm Kirchbach, Wodarg, Richard Böttcher, Pritzenow.
Freiwillige Feuerwehr. Die Versammlung wurde vom stellvertretenden Brandmeister Burmeister eröffnet. Der erste Punkt der Tagesordnung, Führerwahl, fand seine Erledigung darin, dass der Kamerad Keding einstimmig dazu gewählt wurde und auch die Wahl annahm. Aus dem Bericht vom Unterverbandstag in Demmin wurde beschlossen, wenn möglich alle Freiwilligen Feuerwehren des Kreises Demmin zu einem Unterverband zu vereinigen. Dieser Angelegenheit soll auf dem im nächsten Jahr hier in Treptow stattfindenden Unterverbandstag näher getreten werden.
Die Pumpe vor der Konditorei Glöge in der Demminerstraße ist nun seit etwa 3 Wochen unbrauchbar. Die Anwohner müssen ihr Wasser von der Reitbahn oder vom Markt holen. Sollte es nicht möglich sein, die Pumpe gebrauchsfähig zu machen? Wieviel unnütze Zeit vergeht den Hausfrauen dadurch, dass sie sich das Wasser von den weit entfernten Pumpen holen müssen.
Willkommen in der Heimat! Aus der Gefangenschaft ist zurückgekehrt Georg Stoll, Sohn des verstorbenen Korbmachermeisters H. Stoll. Stoll war seit dem 7. Oktober 1918 in englischer Gefangenschaft.
Neue Preise für Gemüse und Zwiebeln wurden wie folgt festgesetzt für Weißkohl 4,00 Mark der Zentner, Rotkohl 7,25 Mark, Wirsingkohl 6,75 Mark, Grünkohl bis zum 30. November 1919 6,75 Mark, rote Möhren und Karotten aller Art einschließlich der kleinen runden Karotten 5,25 Mark. (Autorin: Hannelore Deya)
Wochenschau Altentreptow 1919 Kalenderwoche 44
In der vorletzten Nacht wurden dem Rentner Wilhelm Schmidt am Silbermoor bei Siedenbollentin aus einer verschlossenen Scheune 5 fette Gänse gestohlen.
Das seltene Fest der goldenen Hochzeit feierte am 22. Oktober das Schuhmachermeister Carl Meinke’sche Ehepaar in Wolkow. Der Jubilar steht im 77. und die Jubilarin im 73. Lebensjahr, beide erfreuen sich noch einer guten Gesundheit.
Zur Ausbesserung des Daches der Kirche zu St. Georg und der Pforte nach St. Georg zu werden 250 Mark Kosten bewilligt. Da für das Krankenhaus andere Bettstellen erworben sind, sollen 25 eiserne und 2 Holzbettstellen, die überflüssig geworden sind, öffentlich verkauft werden. Die Freiwillige Feuerwehr ersucht um Anschluss des Feuerwehr-Depots an das elektrische Ortsnetz, wozu nach Antrag des Magistrats circa 470 Mark Kosten bewilligt werden.
Vor der Ferienstrafkammer in Greifswald wurde u. a. gegen den Arbeiter Ewald H. verhandelt, der eine ganze Zimmereinrichtung in Treptow a. Tollense gestohlen hat. H. will die Sachen von einem feldgrauen Unbekannten gekauft haben. Er fand damit keinen Glauben, sondern wurde wegen schweren Diebstahls zu vier Monaten Gefängnis verurteilt.
Aufteilung der Domäne Lindeberg. Endlich soll der Wunsch der Anlieger der Domäne Lindenberg nach Land in Erfüllung. Wie fand mehrfach hatten die Besitzer kleinere Wirtschaften aus Lindenberg, Hohenbollentin, Neukenzlin, Hasseldorf und Krusemarkshagen im Dezember vorigen Jahres an die Regierung zu Stettin den Antrag gestellt, ihnen von der Domäne Lindenberg Land zu verkaufen. Die Regierung selbst hat diese Anträge bisher unbeantwortet gelassen. Doch erfährt des „Demminer T.“ von anderer Seite, dass inzwischen der Minister für Landwirtschaft seine Genehmigung dazugegeben hat, dass die Domäne Lindenberg der Pommerschen Landschaft zur Aufteilung in Rentengüter überwiesen wird.
Club Union hielt am Dienstag die statutenmäßige Generalversammlung ab. Es wurden 9 neue Mitglieder aufgenommen. Mit großer Stimmenmehrheit wurde als Vereinslokal die vom Herrn Behnke gekaufte Gastwirtschaft (früher Philipp Schmidt) bestimmt. Es erfolgte die Rechnungslegung und es wurde festgestellt, dass die Kasse gut geführt war. Dann wurde der neue Vorstand gewählt. Erster Vorsitzender ist E. Pollnow, zweiter Vorsitzender Herr Rakow.
Berufsjubiläum. Der Rechtsanwalt und Notar Justizrat Joseph feierte gestern sein 40jähriges Berufsjubiläum. Die Postsperre ist gänzlich aufgehoben. Vom 14. November ab werden wieder Wert- und Einschreibpakete zur Postbeförderung angenommen, damit sind alle durch die Sperre veranlassten Verkehrseinschränkungen im Postbetrieb beseitigt. (Autorin: Hannelore Deya)
Wochenschau Altentreptow 1919 Kalenderwoche 45
Erhöhte Zuckerration. Aufgrund der Anordnung vom 9. Mai 1916 über die Regelung des Zuckerverbrauchs im Kreis Demmin ist die allgemeine Zuckerverbrauchsmenge vom 1. Dezember des Jahres ab auf 700 Gramm auf den Kopf der Bevölkerung festgesetzt. Säuglingen bis zu einem Alter von 12 Monaten wird wie bisher die Zusatzmenge von 1000 Gramm für den Monat berechnet.
Bei dem meistbietenden Verkauf des den Erben des Fuhrmanns Karl Heiden gehörigen Grundstücks Demminer Straße 1 mit ca. 2 Morgen Acker in der Kappel, einer Wiese am Galgenberg und einer Scheune vor dem Mühlentor, blieb der Viehhändler Hermann Riemer mit 23400 Mark im Meistgebot. Der Zuschlag wird vom Obervormundschaftsgericht erteilt.
Der Sonntagsverkehr wird auf unserer Strecke bis auf weiteres ganz eingestellt. Nur für den Arbeiterverkehr ist die Strecke Berlin-Löwenberg freigegeben. Also werden Neustrelitz und Neubrandenburg auch nicht besser gestellt sein wie Treptow.
Auf Anregung des Ministeriums sollen die Schulgelder erhöht werden. Für unsere Oberschule wird das Schulgeld für die unteren Klassen auf 72 Mark, für die oberen Klassen auf 92 Mark jährlich erhöht. Auswärtige Schüler haben jährlich 20 Mark mehr zu bezahlen.
Besitzwechsel. Die Brauerei Bendt geht zum 1. Januar 1920 in den Besitz des Rentiers Giermann hierselbst. Herr Giermann will den Betrieb der Brauerei unter Leitung eines tüchtigen Fachmannes wieder aufnehmen; es stehen ihm kapitalkräftige Gesellschafter zur Seite, so dass zu hoffen steht, dass die Brauerei wie in früheren Jahren wieder zur vollen Blüte kommt, was natürlich durchaus im Interesse unserer Stadt.
Willkommen in der Heimat! Aus der Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt ist Max Ganter. Japzow. Besitzwechsel. Klempnermeister Max Blank verkaufte sein Wohn- und Geschäftshaus Demminerstr. 17 an einen Herrn Paul Bartel aus Bublitz in Hinterpommern. Die Übergabe findet am 15. Januar 1920 statt. (Autorin: Hannelore Deya)
Wochenschau Altentreptow 1919 Kalenderwoche 46
Willkommen in der Heimat! Aus der Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt sind Franz Cadow, Cölln, Rudolf Dieckau, Groß Tetzleben, Wilhelm Giermann, Wolkow, Otto Keßling, Gültz.
Bußtag und Totenfest. Der Bußtag wird in diesem Jahr wie ein Sonntag behandelt mit der Einschränkung, dass öffentliche theatralische Nachmittagsvorstellungen, bei denen Bühnengehörige tätig sind, nicht stattfinden dürfen. Um Totensonntag sind öffentliche Schaustellungen, theatralische und kinomatographische Vorführungen und sonstige öffentliche Lustbarkeiten untersagt. Schauspielvorstellungen ernsten Inhalts sowie aufgeführt werden, sind am Totensonntag gestattet. Nachmittagsschauspiel-Vorstellungen, bei denen Bühnenangehörige tätig sind, dürfen am Totensonntag nicht, stattfinden.
Berufsjubiläum. Der Rechtsanwalt und Notar Justizrat Joseph feierte gestern sein 40jähriges Berufsjubiläum.
Baugenossenschaft. Ein wenig erfreuliches Ende nahm die in der Gründung begriffene Baugenossenschaft. Eine Verfügung des Wohnungskommissars, die besagt, dass vorerst keine Anträge auf Gewährung von Zuschüssen einzureichen sind, nahm den Mitgliedern den Mut zu weiterem Unternehmen in dem Glauben, dass dann auch die eingezahlten Anteile z. T. verloren gehen würden. Die Wohnungsnot ist da. Die städtischen Körperschaften sind überzeugt, dass nur durch Neubauten wirksame Hilfe geschaffen werden kann. Somit bleibt der Stadt nichts weiter übrig, als selbst zu bauen; ein Werk, das nur gedeihen kann unter wirksamer Mitarbeit eines Interessentenausschusses (Mieter, Wohnungssuchende).
Beschlagnahmt wurden auf dem Kleinbahnhof vom hiesigen Amtsgericht 19 Pakete in Hohenbollentin von einem Händler H. in Hasseldorf, die übrigen Pakete von unbekannten Absendern in Tützpatz und Reinberg aufgegeben. In 16 Paketen befand sich Fleisch, in 3 Mehl. Dem Schlächtermeister G. in Wildberg wurden 9 Pakete mit Fleischwaren beschlagnahmt. In Buchar wurden zwei geschlachtete Schweine beschlagnahmt, da die Schlachtgenehmigung nicht eingeholt war. (Autorin: Hannelore Deya)
Wochenschau Altentreptow 1919 Kalenderwoche 47
Willkommen in der Heimat! Aus der Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt ist der Maurer Richard Taudt, Mauerstraße, seit 7. Oktober 1918 als Sanitätssoldat in französischer Gefangenschaft.
Besitzwechsel. Das dem Arbeiter Jahnke gehörige Wohnhaus Demminerstraße 52 ging durch Kauf in den Besitz des Glasermeisters Hermann Suckow. Hier, über. Der Kaufpreis beträgt 10000 Mark.
Kartoffellieferung. Auf Anordnung der Provinzialkartoffelstelle in Stettin sollen infolge der Kartoffelnot im Westen Kartoffeln auch bei leichtem Frost in den Versand werden. Der Landrat ersucht die Landwirte des Kreises sogleich die Kartoffelmieten zu öffnen und den Kommissionären Kartoffeln in reichlichen Mengen, zur Linderung der Kartoffelnot zur Verladung anzubieten. Die Kartoffeln sind frostsicher zu verladen, mit Kartoffelkraut bezw. Stroh zu bedecken und die Luken zu schließen.
Willkommen in der Heimat! Aus der Kriegsgefangenschaft ist zurückgekehrt Arbeiter Wilhelm Schadow Kirchengasse. S. war seit dem 28. September 1918 in englischer Gefangenschaft.
Bezahlt die Handwerkerrechnungen! Von einem Handwerksmeister gehen uns folgende Zeilen zu, die wir gerne zur Beherzigung empfehlen: Der alte Brauch, Handwerkerrechnungen achtlos beiseite zu legen, besteht noch immer. Man sollte sich doch daran gewöhnen, die Rechnungen nach Erhalt zu prüfen und zu begleichen. In der heutigen Zeit, wo der Handwerker wie jeder andere Geschäftsmann seine Waren nur gegen bar oder Vorausbezahlung erhält, kann er unmöglich selbst anders arbeiten. Der größte Teil der Handwerker, deren Geschäft während des Krieges geruht hat, ist ja auf seinen täglichen Verdienst angewiesen.
Besitzwechsel. Viehhändler Hermann Riemer verkaufte die Gastwirtschaft „Zur Krone“ in der Brandenburgerstraße an den Kaufmann Hermann Polley aus Alt-Peloschken, Kreis Bernet, Westpreußen. Kaufpreis 45000 Mark. Die Übergabe erfolgt 1. Dezember 1919.
Ein Einbruchdiebstahl ist in der Nacht zum Mittwoch gegen 12 Uhr beim Kaufmann Lühmann in der Brandenburgerstraße verübt. Der Dieb gelangte durch ein Fenster nach der kleinen Gasse zu ins Haus und dann in den Laden, er erbeutete für etwa 3000 Mark an Schäften, Sohlleder usw. Wahrscheinlich ist der Spitzbube gestört worden, da der Besitzer mit seiner Gattin gleich nach 12 Uhr heimkam, sonst wäre der Schaden wohl noch größer gewesen. (Autorin: Hannelore Deya)
Wochenschau Altentreptow 1919 Kalenderwoche 48
Gutsverkauf. Das Rittergut Barckow des Barons von Sobeck ging in den Besitz des Gutsbesitzers von Werder über. Über den Kaufpreis und den Termin der Übergabe ist noch nichts Näheres bekannt.
Eine seltene Jagdbeute, einen Fischotter von 131 cm Länge, hatte Fischermeister Blohm in einer in der Tollense aufgestellten Falle.
Verprügelte Gartendiebe und Einbrecher. Am Bußtag gegen 5 Uhr abends ging der Bahnmeister a. D. Sz. nach seinem in der Nähe des Holländerganges an der Dr. Wiegmannschen Scheune belegenen Garten, um der mehrfach dort vorkommenden Diebstähle wegen unverhofft zu redigieren. Als er den Garten betrat, gewahrte er, durch frische in dem Schnee befindliche Spuren aufmerksam gemacht, 2 große Burschen von etwa 16-18 Jahren stehen, die, nachdem sie sich entdeckt sahen, flüchteten, um über den zwei Meter hohen Zaun zu klettern. Hier wurden sie vom Besitzer gestellt und mit seinem eichenen Handstock wahl- und zahllos verprügelt.
Bei dem meist bietenden Verkauf des den Erben des Fuhrmanns Karl Heiden gehörigen Grundstücks, Demminerstraße 1 mit ca. 2 Morgen Acker in der Koppel, einer Wiese am Galgenberg und einer Scheune vor dem Mühlentor blieb Viehhändler Hermann Riemer mit 23400 Mark im Meistgebot. Der Zuschlag wird vom Obervormundschaftsgericht erteilt.
Es scheint noch viel Butter zu geben. Am Sonnabend wurde auf dem Bahnhof vor der Polizei eine Reihe Körbe nachgesehen, die Kohl und Äpfel enthalten sollten. Unter dem Gemüse und Obst wurden aber noch das Fleisch eines geschlachteten Schweins, 33 Pfund Butter und 24 Leberwürste aufgefunden, natürlich verfiel alles der Beschlagnahme.
Die verprügelten Einbrecher gefasst. Als der Bahnmeister a. D. Sch. morgens nach seinem Garten kam, sah er sofort, dass unter der Eingangstür durch Entfernung des Drahtgeflechts und zweier starker Bretter Diebe in den Garten gekrochen waren. Es waren gestohlen: 1 Tesching, 1 Grabegabel, 1 kleiner Spaten, 1 grüner Sommerrock, 1 dsgl. Hose und 1 schwarze Hose. Durch unermüdliches Nachforschen gelang es den Dieb zu ermitteln. Es war einer der beiden vormals verprügelten Einbrecher, der nach Leugnen und Lügen sich bekannte.
Wollkommen in der Heimat! Aus der Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt ist Franz Pietschmann, Sohn des Kutschers Pietschmann in der Fritz Reuterstraße, der im September 1918 an der Palästinafront in englische Gefangenschaft geraten war, seitdem in Ägypten im Lager.
Den Wucherern an den Kragen! Neuerdings ist, einer Berliner Meldung zufolge, die Bestimmung getroffen, dass alle Personen, gegen die ein Ermittlungsverfahren wegen Wuchers und Schleichhandels anhängig ist, unverzüglich von der Wucherabwehrstelle der Steuer-Veranlagungs-Kommission gemeldet werden, um so unabhängig von der zu erwartenden Geldstrafe in weitesten Umfang zur Besteuerung herangezogen zu werden.
Diebstahl. Dem Kaufmann Sch. in der Demminerstraße wurden am Montagvormittag in einem unbewachten Augenblick aus der Ladenkasse 506 Mark gestohlen. Der Verdacht lenkte sich auf den 12 jährigen Sohn eines Arbeiters aus Genschendorf-Ausbau, der in der fraglichen Zeit dort eingekauft hatte. Die Ermittlungen bestätigten dies. Der Bursche hatte seinen Eltern vorgeschwindelt, die Summe gefunden zu haben, worauf sie gleich in Demmin das Geld für Waren verausgabten. Sie wurden ihnen auf dem Bahnhof abgenommen.
Ablösung der Küsterdienste. Die Kirchschullehrer des Kreises Demmin hatten sich am Mittwoch in Demmin in Reichenbachs Konzerthaus versammelt zu einer Besprechung über die Ablösung der niederen Küsterdienste. Auch die Geistlichen des Kreises waren dazu eingeladen doch hatte keiner der Herren der Einladung Folge geleistet. Als gemeinsame Forderung aller Kirchschullehrer wurden zwei Punkte aufgestellt: 1. Die niederen Küsterdienste baldigst vom Amt des Lehrers abzulösen. 2. Für das verbleibende Organistenamt eine jährige Entschädigung von 800 Mark zu zahlen. Wie verlautet, hat sich das Konsistorium Pommern mit der Forderung der Kirchschullehrer einverstanden erklärt.
Stadtverordnetensitzung. Anwesend sind 23 Stadtverordnete, am Magistratstisch Bürgermeister Schubert, Ratsmänner Stoeß, Lange und Schulz. Der Vorsitzende San.-Rat Dr. Thümmel verliest vor Eintritt in die Tagesordnung einen Aufruf der Stadt Berlin, in welchem zu einer Sammlung von Geld und unverderblichen Lebensmitteln zur Linderung der großen Not Wiens aufgefordert wird. Er beantragt auch in unserer Stadt eine Sammlung zu beschließen. Bürgermeister Schubert tritt warm für die Sammlung ein und will dieselbe schleunigst vorbereiten. Es erhebt sich kein Widerspruch dagegen.
Der Magistratsantrag, dem Bund der deutschen Bodenreformer beizutreten, wird bis zur nächsten Sitzung vertagt. Man will sich erst über die Ziele des Bundes unterrichten. Die Überlandzentrale Stralsund hat den Strompreis wieder um 16 ½ Pfennig für die Kilowatt-Stunde erhöht. Es wird deshalb beantragt, die Kilowatt-Stunde für Licht von 75 Pfennig auf 1 Mark, für Kraft von 55 Pfennig auf 80 Pfennig mit rückwirkender Kraft vom 1. September des Jahres ab zu erhöhen und die Preise von 80 Pfennig und 1 Mark als Grundpreise festzusetzen und etwaige spätere Strompreiserhöhungen auf diese Preise aufzuschlagen. Nach mancherlei Einwendungen wird der Antrag angenommen. (Autorin: Hannelore Deya)
Wochenschau Altentreptow 1919 Kalenderwoche 49
Der seit langen Jahren hier ansässige Rechtsanwalt und Notar Justizrat Ludwig Joseph, der erst kürzlich sein 40jähriges Berufsjubiläum begehen konnte, ist am Montag früh nach langem Leiden durch den Tod abgerufen worden. Justizrat Joseph hatte es verstanden, sich als Rechtsanwalt und Notar die Wertschätzung unserer Stadt- und Landbewohner zu erwerben. Er gehörte seit vielen Jahren dem Stadtverordnetenkollegium an, wurde dann zum Ratsmann gewählt und kurz vor Krieg Beigeordneter, als welcher er in den ersten Kriegsjahren den Bürgermeister vertrat.
Willkommen in der Heimat: Aus der Kriegsgefangenschaft sind zurückgekehrt: Hermann Schultz, Rosemarsow, Albert Peters, Golchen, August Müller, Groß Below.
In Siedenbollentin suchten Diebe zum zweiten Mal das dortige Pastorhaus heim und stahlen ein fettes Schwein aus dem Stall. Erst vor einiger Zeit wurde dem Pastor ebenfalls ein Schwein gestohlen und an Ort und Stelle geschlachtet.
Heute beginnt in der Buchhandlung des Herrn Gall eine Ausstellung von Holzarbeiten, die von Mitgliedern des Jugendvereins angefertigt worden sind. Diese Arbeiten - es sind auch einige Klebarbeiten darunter - sollen etwa eine Woche lang ausgestellt und verlost werden. Wir müssen allerdings darum bitten, nicht eine scharfe Kritik an einzelnen Ausführungen zu üben, da es durchweg Erstlingsarbeiten sind und den Meisten die geübte Hand noch fehlt.
Diebstähle. In der Nacht zum Freitag drangen Diebe in den Saal der Klosterberg-Gastwirtschaft und stahlen dort zum Trocknen aufgehängte Wäsche. Leider waren die Diebe bisher nicht zu ermitteln. Am Freitagabend wurden dem Apothekerbesitzer Schr. und dessen Sohn vom Flur der Oberschule die Winterüberzieher gestohlen, während die Besitzer dem Volksbildungskurs beiwohnten. Von dem Dieb fehlt jede Spur.
Wohltätigkeitskonzert. Die hiesige Ortsgruppe des Zentralverbandes deutscher Kriegsbeschädigter und Kriegshinterbliebener veranstaltet Sonntagabend im Bahnhofshotel ein Wohltätigkeitskonzert, dessen Reinertrag für die Kinderbescherung der Ortsgruppe zu Weihnachten bestimmt ist. Das Konzert wird ausgeführt von unserm Stadtorchester, das sich in den Dienst der guten Sache stellt. Da auch das unausbleibliche Kränzchen zum Schluss nicht fehlt, wird der Besuch rege werden.
Die freiwillige Feuerwehr hatte am Sonnabend eine von über 30 Kameraden, also gut besuchte Versammlung. Dieselbe wurde vom Brandmeister-Stellvertreter Burmeister eröffnet und geleitet. Derselbe verpflichtete die aufgenommenen neuen Mitglieder Gastwirt H. Behse und Tischlermeister Oellert durch Handschlag auf das Grundgesetz, welche auch von ihnen darauf unterzeichnet wurde. Das 41. Stiftungsfest soll im Februar beim Kameraden Schöning stattfinden.
Stadtverordneter Giermann bittet den Magistrat zu veranlassen, dass statt der bisherigen Nachwächter, die durchweg alte Leute wären, Nachtpolizeibeamte eingestellt würden. Die Unsicherheit nehme immer stärker zu, die Besitzer müssten ihr Eigentum jetzt selbst bewachen, die Nachwächter wären machtlos. Der Magistrat will dieser Forderung näher treten und hat auch schon darüber Verhandlungen gehabt. (Autorin: Hannelore Deya)
Wochenschau Altentreptow 1919 Kalenderwoche 50
Schankerlaubnis. Der Kreisausschuss hat in seiner am Mittwoch stattgehabten Sitzung u. a. dem Vizewachtmeister Franz Kogler in Seltz, früher Gastwirt Gohra, die Erlaubnis zum Betrieb einer Gastwirtschaft und dem Gastwirt Ernst Schöning in Treptow a. Toll. Die Erlaubnis zu Aufführungen von theatralischen Vorstellungen, deklamatorischen Vorträgen und Singspielen pp. Erteilt.
Aufteilung der Domäne Lindenberg. Anfang Dezember waren Vertreter der Pommerschen Landgesellschaft zu Stettin in Lindenberg anwesend, um die Wünsche der Landwirte genau festzustellen, die Acker oder Wiese von der Domäne Lindenberg käuflich zu erwerben beabsichtigen. Im Einverständnis mit dem derzeitigen Pächter Amtsrat Hardt hat der Minister genehmigt, dass 800 Morgen zur Aufteilung abgetrennt werden. Davon sollen etwa 400 Morgen an Lindenberg, 300 Morgen an Neukentzlin einschl. einiger Ausbaue von Hohenbollentin und 100 Morgen an Krusemannshagen fallen. Zwar können die geäußerten Wünsche nicht voll befriedigt werden, doch wird die Landnot der kleinen Besitzer durchweg beseitigt.
Ein frecher Einbruch ist in letzter Nacht bei dem Malermeister Wolf in der Brandenburgerstraße ausgeführt. Nach Aufbrechen der Pforte nach der kleinen Tollense zu, sind sie auf den Hof gelangt, in ein Fenster gestiegen und haben die ganze Wohnung durchsucht, Kommoden und Schränke erbrochen; hauptsächlich hatte das lichtscheue Gesindel es wohl auf Geld abgesehen, das Schubfach, indem sich Geld befand, haben sie nicht aufbrechen können. Sie packten ein 10 Männerhemden, Tischdecken, Servietten, Bettwäsche in einen Sack und entkamen doch nicht unbemerkt.
Elternabend. Zu einer wohl gelungenen, wirklich ganz reizenden Vorführung gestaltete sich der gestrige Eltern- und Schülerabend der Mittelschule, der eine große Anzahl von Eltern, Kindern und Kinderfreunden im Bahnhofshotel versammelte, so dass selbst dieser geräumige Saal bis auf den letzten Platz gefüllt war. Ziemlich pünktlich um 7 ½ Uhr eröffnete Herr Rektor Bremer den Abend, worin er Ziel und Zweck darlegte und auf die Vorträge um Nachsicht bat, falls etwas nicht nach Wunsch ausfallen sollte. Letzteres erwies sich aber als unnötig.
Stadtverordnetensitzung. Nach Verlesung des letzten Protokolls ergriff Bürgermeister Schubert das Wort zur Einführung der neuen Männer im Magistrat und der drei für die aus den Stadtverordneten ausscheidenden Ratsmänner nach den Listen zu Stadtverordneten gewählten neuen Stadtverordneten Boeck, Borchert und Kapischke. Mit kurzen Worten wies Bürgermeister Schubert auf die schweren Aufgaben des Magistrats und der Stadtverordneten in dieser schweren Zeit hin und ermahnte sie, ihr neues Amt frei von jeder Parteipolitik auszuüben zum Wohle der Stadt. Er verpflichtete alle durch Handschlag an Eidesstatt. (Autorin: Hannelore Deya)
Wochenschau Altentreptow 1919 Kalenderwoche 51
Danach referierte in der Stadtverordnetensitzung Lehrer Witt über den Beitritt zum Bund deutscher Bodenreformer, der aber abgelehnt wurde. Zur Verpachtung der an den verstorbenen Fuhrmann Heiden verpachtet gewesenen Koppel beim Chausseehaus wurde dem Ackerbürger Kämpfert auf sein Pachtgebot in Höhe von 341 Mark der Zuschlag erteilt. Das Gewerkschaftskartell stellt den Antrag, einen Kriegsbeschädigten als Lebensmittelkontrolleur zur Bekämpfung des Schleichhandels anzustellen. Der Magistrat wünscht dagegen einen Magistratshilfsboten anzustellen, damit die Polizeibeamten entlastet würden und mehr als bisher den Schleichhändlern entgegentreten könnten.
Es folgten nun in der Stadtverordnetensitzung lange Auseinandersetzungen über die Abänderung des Verfahrens für die Verpachtung städtischer Koppeln. Der Magistratsantrag geht dahin, jedem Einwohner zu ermöglichen, wenigstens eine Koppel zu pachten und jedem Kavelpächter das Vorpachtrecht zu bewilligen. Es soll soviel wie möglich städtischer Acker zu Kaveln hergerichtet werden in der folgenden Zeit; erst wenn alle Reflektanten befriedigt sind, können 2 Kaveln einem Pächter verpachtet werden und zwar im Wege des Höchstgebots.
Wohltätigkeit-Konzert. Das gestern Abend im Bahnhofshotel von der hiesigen Ortsgruppe des Zentralverbandes deutscher Kriegsbeschädigter veranstaltete Konzert war überaus reich besucht. Ein Zeichen, dass man hierorts der aus dem Krieg geborenen Kriegsbeschädigtenbewegung allgemeines Interesse entgegenbringt, wodurch es der Ortsgruppe ermöglicht ist, den Kindern gefallener und beschädigter Kameraden zum Weihnachtsfest eine Freude zu bereiten.
Ein Einbruchsdiebstahl ist in letzter Nacht wieder beim Zigarrenfabrikanten W. Eckardt in der Bahnhofsstraße verübt, wo die Diebe für etwa 1000 Mark geschnittenen Tabak, mehrere Zentner Rohtabak und 3 neue Treibriemen entwendeten. Beim Nachbarn, dem Bäckermeister Donath, schlachteten die Spitzbuben an Ort und Stelle 4 Kaninchen. Herr Eckhardt hat zur Ermittlung der Diebe 500 Mark Belohnung ausgesetzt.
Der gestrige Seidel-Abend im Deutschen Haus war nur recht schwach besucht. War es nun diese Leere, war es die Gefriertemperatur des Saales, oder war es der zu Anfang etwas trockene noch recht laienhafte Vortrag, es wollte keine ernste Stimmung aufkommen, die aber beim echten, rechten Seidel-Abend sofort einsetzen muss. Der ganze Vortrag darf mehr als Anregung zum Seidel-Studium, und das können wir nur jedem Literaturfreund empfehlen, aufgefasst werden.
Pferdediebstahl. In Johannisthal bei Wolkow wurde dem Landwirt von Wetter in der letzten Nacht eine sechsjährige Fuchsstute aus dem Stall gestohlen. In Verdacht kommen Zigeuner, die in letzter Zeit dort gelagert haben. Der Bestohlene hat eine Belohnung von 300 Mark ausgesetzt.(Autorin: Hannelore Deya)
Wochenschau Altentreptow 1919 Kalenderwoche 52
Der Eisenbahnverkehr zu Weihnachten. Die Verkehrsverhältnisse zu Weihnachten sind in diesem Jahr recht ungünstig. Abgesehen von wenigen Schnellzügen ist man in der Hauptsache auf langsame, überfüllte und ungeheizte Personenzüge angewiesen. Sonderleistungen zur Bewältigung eines stärkeren Verkehrs können nicht in Aussicht genommen werden. Die Schwierigkeiten werden in diesem Jahr durch die Lage der verschärft.
Winters Anfang. Der Winter hat gestern begonnen. Einen großen Teil der winterlichen Jahreszeit hat uns der diesmal recht strenge Herbst mit seinen Schneefällen, seinem gelinden und starken Forst und seinem Glatteis schon vorweggenommen, so dass dem Winter eigentlich nicht mehr viel zu tun übrig bleibt. In Anbetracht der Kohlennot können daher auf weitere Kälteerscheinungen ganz gut verzichten.
Unsere Bahnhofstraße hat in den letzten Tagen ein anderes Gesicht bekommen. Die hohen, zum Teil allerdings unschönen und krüppelhaften Linden, sind der Axt zum Opfer gefallen und werden die Brennstoffnot bei einigen Familien ein wenig lindern. Das Fällen der Linden wird von vielen Mitbürgern mit Bedauern empfunden, und das mit vollem Recht. Andererseits behinderten die starken Bäume bei dem schmalen Bürgersteig die Passage sehr und mancher Fußgänger hat sie im Dunkel der Nacht verwünscht. Hoffentlich fallen nun bei der Neudämmung der Straße die zum allergrößten Teil unschönen Vorgärten.
Ein schwerer Unfall ereignete sich am Sonnabend beim Fällen einer großen Linde vor dem Postamt in der Bahnhofstraße. Ein junger Telegraphenarbeiter namens Daun war eben in der Linde mit dem Entfernen größerer Äste beschäftigt, rutschte plötzlich aus und fiel aus ziemlicher Höhe auf das Straßenpflaster herab, wo er bewusstlos, aus Mund und Nase blutend, liegen blieb. Mitglieder der freiwilligen Sanitätskolonne brachten den Verunglückten in die Wohnung seiner Eltern in Oberbaustrauße. Ein sofort herbeigerufener Arzt soll leichte Gehirnerschütterung festgesetzt haben.
Gefasste Einbrecher. Gestern Abend revidierten die Polizeimeisterwachtmeister Küster und Zils auf dem Bahnhofe das Gepäck des jungen Schlossers Ulrich, der den 5 Uhr Zug nach Berlin benutzen wollte. Der Bursche hatte einen Sack voll Tabak bei sich. Die beiden Polizeibeamten nahmen kurzer Hand den Menschen fest. Es stellte sich nun heraus, dass der Bursche zusammen mit dem Schuhmacherlehrling Strautz nicht nur den Einbruch beim Zigarrenfabrikanten Wilhelm Eckhardt ausgeführt hatte, sondern ebenso die Einbrüche und Wäschediebstähle auf dem Klosterberg.
Zu dem Unfall beim Fällen der Linde vor dem Postamt hören wir, dass der junge Verunglückte nach der Klinik in Greifswald gebracht worden ist; er hat wohl Verletzungen innerer Natur erlitten.
Eierhandel. Der Landrat macht bekannt, dass die Bekanntmachung vom 26. Juli 1919, derzufolge die Ausfuhr von Eiern aus dem Kreis Demmin verboten war, aufgehoben ist. (Autorin: Hannelore Deya)