Eichsfeld 1915

Wochenschau Eichsfeld 1915 - erlesen und recherchiert aus dem Eichsfelder Tageblatt


01. Kalenderwoche

 

2. Januar
Bieckenrode. In Russland starb den Heldentod der Gefreite Georg Vogt von hier. Der Vater des gefallenen war Veteran von 1870 und wurde damals schwer verwundet.
3. Januar
Bernterode. Die am Neujahrsfest nachmittags stattgefundene Versammlung des katholischen Arbeitervereins war gut besucht. Auf der Tagesordnung stand die Aufklärung der Mitglieder über wirtschaftliche Fragen, die jetzt im Vordergrunde stehen einen diesbezüglichen Vortrag hielt Herr Arbeitersekretär Hoffmann der Leiter der Versammlung, Herr Hauptlehrer Reinhard sprach sodann des längerem über eine vernünftige Sparsamkeit und über den augenblickliche Stand des Krieges.
5. Januar
Auf dem Felde der Ehre fiel am in der November im Gefecht bei Stallupönen, Ostpreußen, der Lehrer Peter Geburzt aus Heiligenstadt, der noch im September in den Kämpfen bei Angerburg-Gerdauen seinen Klassenkameraden Dirk in die Erde gebettet hat. Lehrer gehen pro war der jüngste Sohn des Friseurs Leopold Geburzt? hier, er bestand im Herbst 1913 am hiesigen Lehrerseminar die Reifeprüfung. Leider war es ihm nicht beschieden in den Beruf zu wirken, dem er sich mit ganzer Seele hingegeben hat. Nach bestandenem Examen trat er in Kassel in das 83. Infanterieregiment ein, zum Unteroffizier befördert, kämpfte er zunächst im Belgien und dann in Ostpreußen, wo er den hellen Tod fand. Die anderen drei Brüder des Gefallenen stehen noch im Felde.
6. Januar
Wüstenrode. Am Neujahrstage wurde in hiesige Gemeinde einen Sammlung zum besten unser Verwundeten im Osten ihre und zur Ausrüstung eines Hilfslazarettzuges abgehalten. Die Sammlung ergab den Betrag von 67,75 Mark. Die Summe wurde dem Ausschuss zur Ausrüstung des Hilfslazarettzuges der ländlichen Kreise der Provinz Sachsen übersandt.
7. Januar
Kalteneber. Nach hier kam die Nachricht, dass Robert Hartleib am 21. Dezember 1914 im fernen Russland den Heldentod fürs Vaterland erlitten hat. Unsere Gemeinde betrauert somit den vierten Gefallenen. Von Hartleib stehen noch zwei Brüder im Felde.
 
Gieboldehausen. Aus unserem 2000 Einwohner zählenden Ort befinden sich 800 Vaterlandsverteidiger im Felde, wovon schon 21. Heldentod gestorben sind, als erster der Oberleutnant bei dem Garde Jägerbataillon Freiherr von Minnigerode.
8. Januar
Leuterote. Nachdem nunmehr der erste unserer Verwundeten Krieger, der Ersatzreservist Valentin Bleibaum der Truppe wieder zugeteilt worden ist, ist nunmehr der Kriegsfreiwillige Karl Herold, Sohn des Gemeindevorstehers Andreas Herold, leicht verwundet. Für besondere Tapferkeit vor dem Feinde ist ihm das Eiserne Kreuz verliehen worden. Es ist dies der zweite Krieger unsere Gemeinde, der mit dem eisernen Kreuz ausgezeichnet worden ist.
9. Januar
Berlingerode. Die durch Versetzung des Lehrers stolze nach Simerode freigewordene Lehrerstellen an der hiesigen Schule wurde der Lehrerin Fräulein Knoeb aus Dingelstädt durch die königliche Regierung zu Erfurt übertragen. (Autorin: Hannelore Deya)

02. Kalenderwoche

 

10. Januar
Stadtverordnetenversammlung. Für das Trottoirs an der Seite in der Antonsgasse will die Kreissparkasse die Hälfte der Kosten mit 160 Mark übernehmen. Die Gesamtkosten betragen 800 Mark. Auf der Rinkeschen Straßenseite soll Trottoir nur gelegt werden, wenn Rinke ein Drittel der Kosten übernimmt und die Kosten für das Dreieck vor seinem Grundstück allein trägt. Die Versammlung stimmte zu.
12. Januar
Gedenket unserer tapferen Krieger in den Schützengräben! Es wird nochmals auf die mit dem heutigen Tage beginnende reizvolle Woche hingewiesen, mit der dringenden Bitte, alle entbehrlichen warmen Wollsachen zusammenzusuchen, und dieselben Bündel gepackt für die zum Abholen berechtigten, mit einem Ausweis versehenen Personen bereitzuhalten nicht nur Schlafdecken, Steppdecken warme unter und Oberkleider, auch gefütterte Abend Mäntel Frauen unterdrückte, ferner filze, Teppiche, Läuferstoffe etc. sind willkommen. Wer keine entbehrlichen Wollsachen mehr hat, möge mit Geld des mildtätige, vaterländische Werk unterstützen, und wird jeder Betrag, auch der kleinste, gern in der Geschäftsstelle des Mobilmachungsausschusses vom Roten Kreuz, Reichshof, Erdgeschoss links, in den Geschäftsstunden mit Dank in den genommen.
13. Januar
Lengenfeld. Gestern wurde wieder durch Sterbegeläute der Tod zweier in Frankreich verbliebenen Krieger verkündet, Heinrich Ballrich und Albert Daniel. Ersterer fiel verwundet in die Hände der Franzosen und ist infolge der Wunden gestorben. Letzterer hatte sich in den ersten Schlachten durch seine Tapferkeit das Eiserne Kreuz erworben, bei Soissons wurde er auf einem Vorposten erschossen. Das sind nun schon zehn Opfer, welche Lengenfeld zu beklagen hat - wie viele werden noch folgen?
14. Januar
Faulungen. Der Lehrer Fick und Gemahlin feierten heute das seltene Fest der goldenen Hochzeit. Seine Kinder sowie eine stattliche Zahl von Enkeln hatten sich zu dem Feste eingefunden auch die ganze Gemeinde nahm an den Feiern innigen Anteil. Schon am Vorabend der wurde ihm vom hiesigen Gesangsverein, deren Leiter er früher war, ein Ständchen gebracht und beim feierlichen Gottesdienste war das ganze Dorf zu gegen, um ihrem früheren Lehrer ihre Achtung und Anhänglichkeit zu bis zeigen.
15. Januar
Bickenriede. Unweit Breitenbich hat sich ein schrecklicher Unglücksfall zugetragen. Betroffen wurden davon die beiden Söhne des Johannes Schröter, Berthold und Augustin, von hier, beides Telegrafenarbeiter. Durch eine umstürzende Telegrafenstange verunglückte Berthold Schröter tödlich, während Augustin Schröter einen Beinbruch erlitt. Letzterer wurde in das städtische Krankenhaus zu Duderstadt transportiert, wo Berthold Schröter inzwischen verstarb.
16. Januar
Wingerode. Auf dem Felde der Ehre fiel am 19. Januar bei einem Vorpostengefecht im Argonner-Wald der Landwehrmann im 32. Infanterieregiment Karl Jung von hier. Der Verstorbene stand im 32. Lebensjahr und hinterlässt eine trauernde Witwe. Ferner fand den Heldentod aus dieser Gemeinde der Reservist Karl Berger.
17. Januar
Brehme. Eine freudige Überraschung wurde dieser Tage der Familie Bley hier zuteil. Ein Sohn derselben, der bereits zwei Jahre bei der deutschen Gesandtschaftswache in Peking seiner Dienstpflicht oblag, musste, als die Japaner Tsingtau besetzten, zur Verteidigung sich nach Tsingtau begeben. Sein letztes Lebenszeichen gab er Ende Juli, also vor sechs Monaten, nach hier. Groß war die Freude der Familie, als von dem Totgeglaubten jetzt aus Japan die Kunde eintraf, dass er sich wohlbehalten in japanischer Gefangenschaft befindet.  (Autorin: Hannelore Deya)

03. Kalenderwoche

 

19. Januar
Geismar. Innige Teilnahme wird in weiten Kreisen des Eichsfeldes die Nachricht erwecken, dass im Franziskanerkloster zu Düsseldorf der hochwürdige Pater Martermus Jungmann infolge eines Schlaganfalls plötzlich aus dem Leben geschieden ist. Der Entschlafene, der seit Juli vorigen Jahres zuerst am Nierenleiden, und später an Gelenk Rheumatismus erkrankt war, steht auf dem Eichsfelde im Besten Andenken da er längere Jahre in den beiden Franziskanerklöstern auf dem Hülfensberg und dem Kerbschen Berge tätig war. Als Rektor des Studienhauses Blodrop war Pater Martermus in geschäftlichen Angelegenheiten nach Düsseldorf gekommen, wo der Tod seiner irdischen Laufbahn ein Ende setzte.
20. Januar
Beuren. In der Reichswollwoche wurden hier ein großer Tag für Wagen vom Wollsachen und 100 Mark bar gesammelt. Ferner für die hiesigen im Felde stehenden Krieger 132 Mark gesammelt, nochmals herzlichen Dank allen Spendern
21. Januar
Worbis. Die soziale Fürsorge für ihre Arbeiter betätigt die Zigarrenfirma Kleinfeld und Lampe dadurch, dass sie ihrem zum Kriegsdienst eingezogenen verheirateten Angestellten volles Gehalt weitergewährt. Außerdem hat die Firma die Angestellten Familienväter 1500 Mark die Kriegsversicherung eingekauft. 
22. Januar
Kirchworbis. Der Unteroffizier, Hornist, Paul Fiedler von hier, Infanterieregiment 17 Mörchingen, starb im Krankenhaus, zu Mülheim am Rhein an seinen in Frankreich erhaltenen schweren Verwundungen.
23. Januar
Lindewerra. Als Erster aus unserem Orte mit den Heldentod der Zoll Praktikant Walter Knop, Sohn des Herrn Lehrer Knop hier. Als Reserveoffizierfeldwebel war er gleich zu Beginn des Krieges mit voller Begeisterung zu den Fahnen geeilt, war aus manch heikler Schlacht durch göttliche Gnade gerettet und im Laufe des Feldzug zum Offiziersstellvertreter befördert worden. Am 19. November in den heißen Kämpfen um Lodz traf eine feindliche Kugel sein tapferes Herz. Das Eiserne Kreuz, das im Anfang Dezember verliehen werden sollte, konnte leider seine Heldenbrust nicht mehr schmücken. Wegen seiner Einfachheit und seiner Zuvorkommenheit gegen jedermann betrauern in viele in unserer Gemeinde als einen netten, lieben, jungen Mann und tapferen Krieger. Ehre seinen Andenken!
24. Januar
Leinefelde. Beim Ausladen von Baumstämmen wurde gestern Morgen der von Hausen gebürtige Arbeiter Franz Trommler in dem hiesigen Krummbeinschen Sägewerk von einem herabrollenden Baumstamm sofort getötet. Gremmler war unverheiratet.  (Autorin: Hannelore Deya)

 

04. Kalenderwoche

 

26. Januar
Worbis. Durch Ableben ihres Inhabers ist die nach Ablauf der Gnadenzeit am 1. März 1915 zu besitzende Pfarrstelle zu Worbis, die Diözese Heiligenstadt, freigeworden. Zur Stelle gehören zwei Kirchen. Die Wiederbesetzung erfolgt diesmal durch Gemeindewahl und das Pfarrwahlgesetzes vom 15. März 1888. Die Stelle gewährt neben freier Wohnung das Einkommen der Grundgehaltsklasse I. Bewerbungen sind bei dem königlichen Konsistorium der Provinz Sachsen in Magdeburg einzureichen.
27. Januar
Bilshausen. Die Eheleute Philipp und Charlotte Kohl feierten ihre diamantene Hochzeit. Nach einem Hochamt brachte Pfarrer Gatzenmeyer den beiden Eheleuten die heilige Kommunion ins Haus, da der eine Teil wegen Altersschwäche die Kirche nicht besuchen konnte. Gegen halb 12:00 Uhr fand die nochmalige feierliche Einsegnung der beiden Eheleute statt. Viele Aufmerksamkeiten und zahlreiche Glückwünsche wurden den alten Leuten gebracht.
28. Januar
Schachtebich. In dem Bericht des Mobilmachungsausschusses vom Roten Kreuz in Nummer 21 des Eichsfelder Tageblatts wird uns mitgeteilt, dass die darin aufgeführten 60 Paar Strümpfe und fünf Paar Handschuhe nicht von Frauen Schachtebichs, sondern von Arbeiterinnen der Zigarrenfabrik Fabrik Leopold Engelhardt GmbH in Schachtebich gespendet sind. Auf Wunsch stellen wir dies hiermit fest.
29. Januar
Kefferhausen. Ein Schadenfeuer brach gestern Morgen in einer Scheune der Kreuzgeberschen Gasse aus. Dem Element fiel auch die Nachbarscheune leider mit zum Opfer. Dem tatkräftigen Eingreifen der Feuerwehr und der Einwohnerschaft gelang es, das Feuer zu bekämpfen, auch einige Nachbarwehren waren erschienen.
30. Januar
Steinheuterode. Als Erster aus unserem Dorf ist der Wehrmann Friedrich Osburg von einem Landwehrregiment am 19. Januar im Argonnerwalde gefallen. Sein Feldwebel teilte der jungen Frau mit zwei kleinen Kindern den Tod ihres geliebten Mannes in herzlichen Worten mit. Und auch wir alle betrauern seinen Heimgang aufs schmerzlichste.
31. Januar
Wingerode. Wie verlautet, der Matrose Anton wird von hier bei dem Seegefecht in der Nähe des Falkland-Inseln auf S. M. S. „Gneisenau“ den Heldentod erlitten. Ein Bruder desselben, der Ersatzreservist Jg. Wehr, der auf dem westlichen Kriegsschauplatz kämpfte, wird seit September vermisst. Es war bisher nicht möglich, irgendwelche Nachricht den über den Verbleib desselben zu erhalten.  (Autorin: Hannelore Deya)


 

05. Kalenderwoche

 

2. Februar
Birkenfelde
Kaiser´s Geburtstag Wilhelm II. ist auch hier in würdiger Weise gefeiert worden. Abends vorher war feierliches Glockenläuten. Um 8 Uhr morgens zogen die Mitglieder der Kriegervereine Birkenfelde, Schönhagen und Thalwenden zur Kirche, um an dem feierlichen Gottesdienst teilzunehmen. Die Schulfeier war um 11 Uhr. Zu derselben waren Schul- und Gemeindevorstand erschienen mit einer großen Anzahl Erwachsener. Herr Lehrer Lossing hielt eine eindrucksvolle Rede auf unsere schwere Zeit. 
3. Februar
Worbis
Die Witwe Brigitta Lindenhauer in Wingerode, der Landwirt Andreas Beume in Breitenbach, der Landwirt Wilhelm Kaufung in Kirchworbis und der Schmied Raimund Rittmeyer in Breitenbach sind wegen Verfütterung von Brotgetreide und die Ehefrau und der Sohn des Gemeindebäckers Franz Fuhlrott in Leinefelde wegen Vornahme von Backarbeiten nach 7 Uhr abends der Staatsanwaltschaft in Nordhausen angezeigt worden. Die Übeltäter haben strenge Bestrafung zu erwarten. 
4. Februar
Wintzingerode
Vom Schöffengericht Worbis war der 40jährige Schlosser Wilhelm Koffre aus Winzingerode wegen Körperverletzung und Widerstandes zu 6 Wochen Gefängnis verurteilt worden, weil es eines Tages im Herbst vorigen Jahres einem Obstler, der einem jungen Mann das Abreißen von Äpfeln von den Bäumen der Chaussee Worbis-Wintzingerode verbot, mit einem Stock misshandelte und dem Wachmeister, der ihn festnehmen wollte, Widerstand leistete. Die gegen das Urteil eingelegte Berufung wurde mit Rücksicht darauf, dass der Angeklagte bereits wegen Körperverletzung vorbestraft ist, von der Strafkammer verworfen.
5. Februar
Mobilmachungsausschuss vom Roten Kreuz zur Reichswollwoche. Mithilfe sämtlicher Vereine, die dem hiesigen Mobilmachungsausschuss angehören, haben wir die Sammlung, Sortierung und Verarbeitung sofort in die Wege geleitet. Während der ganzen letzten Woche war der große Saal des Reichshofs durch die eingelieferten Bestände besetzt. In 15 Fuhren wurden die Sachen angefahren. Die Damen aller Kreise nahmen sofort die Arbeit auf und der erste Waggon konnte von hier abgesendet werden. 
6. Februar
Bürgermeisterwahl. Die Stadtverordnetenversammlung wurde ersucht, die Neuwahl des Bürgermeisters vorzunehmen, da die Wahlzeit am 1. April 1915 abläuft. Die Wahl des Bürgermeisters hat nach den Bestimmungen der Städteverordnung auf 12 Jahre zu erfolgen und findet durch Stimmzettel statt. Vorsteher Petri teilt mit, dass ihm eine Petition verschiedener Bürger hiesiger Stadt zugegangen sei, worin die Stadtverordneten ersucht werden, für die Wiederwahl des bisherigen Bürgermeisters, der ihr volles Vertrauen genieße, einzutreten. 
7. Februar
Die Stadtverordneten dürfen sich nicht durch die Petition beeinflussen lassen, sondern sollen sich bei der Wahl lediglich vom Wohl der Stadt bestimmen lassen. Bürgermeister Jux wird mit 9 von 11 abgegebenen Stimmen auf 12 Jahre zum Bürgermeister wieder gewählt. 2 Zettel waren unbeschrieben. Vorsteher Petri knüpft an das Wahlergebnis den Wunsch, dass es zum Wohl der Stadt gereichen möge.  (Autorin: Hannelore Deya)

06. Kalenderwoche

 

9. Februar
Rote Kreuz Sammlung. Die aus der Sammlung aussortierten Lumpen sind bereits hierorts verkauft. Überhaupt wird alles zur Herstellung von Decken, Muffen und Kleidungsstücken nötige Schneidermaterial aus der Stadt und dem Kreis selbst bezogen. Mit der Herstellung von Gegenständen aus der Reichswollwoche werden ausschließlich Leute aus der Stadt und dem Kreis betraut. Einzelne Gemeinden, z. B. Kreuzgeber, Wahlhausen, Lindewerra und andere. haben die Sortierung selbst übernommen und uns dankenswerter weise nur fertige Sachen übermittelt.
10. Februar
Gerbershausen
Der Tischlerlehrling Jakob Meier, der bei seinem Vater dem Tischlermeister Josef Meier seine dreijährige Lehrzeit absolvierte, bestand vor der Prüfungskommission der Tischlerinnung in Heiligenstadt seine Gesellenprüfung mit dem Prädikat gut. 
11. Februar
Gerblingerode
Der Gastwirt August Nolte hier verkaufte einen fünfjährigen Fuchs für 1900 Mark nach Westfalen. Dem Gastwirt Kwoczek wurden für einen dänischen Fuchs 1500 Mark geboten. Ein Zeichen, dass die Pferdezucht auch in diesen Zeiten lohnend ist, nicht zuletzt, weil ein großer Pferdemangel herrscht. 
12. Februar
Am 6. Februar starb nach längerer Krankheit im Alter von 77 Jahren der Senior der kath. Theologischen Fakultät, Karl Adam Heinrich Kellner. Er war der Sohn des berühmten Pädagogen, Lorenz Kellner (dessen Denkmal in der Lindenallee steht) und wurde zu Heiligenstadt am 26. August 1837 geboren. Bei Gelegenheit des 50jährigen Priesterjubiläums 1911 zeichnete ihn Pius X. durch Ernennung zum päpstlichen Hausprälaten aus.
13. Februar
Erfreuliches Ergebnis der Goldsammlung im Kreis Heiligenstadt. Bei der hiesigen Kreissparkasse sind rund 460,000 Mark an Goldmünzen eingezahlt bzw. umgewechselt, darunter in den letzten 14 Tagen 75,000 Mark, die der Reichsbank zugeführt worden sind. (Sehr viel Gold ist auch bei den Postanstalten eingezahlt.) 
14. Februar
Eine weitere Prüfung von 6 Helferinnen vom Roten Kreuz fand heute im Vereinslazarett Johanniterkrankenhaus durch den Chefarzt Dr. med. C. Koppen statt. Nach bestandener Prüfung wurde den nunmehrigen Helferinnen vom Roten Kreuz: Erna Bernhard, Anne Brunn, Hanna Dröse, Mieze Kleinfeldt, Grete Müller, Marcelle Plischke von Vorstandsmitgliedern des Vaterländischen Frauenvereins die Helferinnenbrosche überreicht.  (Autorin: Hannelore Deya)

07. Kalenderwoche

 

16. Februar
Kriegerbegräbnis. Mit militärischen Ehren wurde gestern Nachmittag 3 Uhr der im Johanniter-Krankenhaus verstorbene Gefreite vom sächsischen Infanterie-Regiment Nr. 1012 und Inhaber des eisernen Kreuzes, Paul Spank, auf dem hiesigen Friedhof bestattet. Dem geschmückten Sarg, zu dessen Ausschmückung die Bürgerschaft Heiligenstadt wieder bereitwillig ihr Scherflein spendete, folgte das Elternpaar aus der sächsischen Heimat. Die Grabrede hielt Herr Sup. Prof. Dr. Rauch. 
17. Februar
Duderstadt
Die Preise für feile Schweine sind in letzter Zeit so in die Höhe gegangen, dass heute der Zentner Lebendgewicht 69 bis 79 Mark bezahlt wird. Bedenkt man, dass Anfang Dezember der Zentner Lebendgewicht mit 45 Mark bezahlt wurde, so erfolgte innerhalb zweier Monate eine Preissteigerung von 25 Mark pro Zentner, was seit Menschengedenken noch nicht gewesen ist, wo hier im Kreis Dudenstadt alljährlich gerade im Monat Dezember und Januar das größte Angebot von Schweinen ist, hätte man viel eher mit einem Rückgang zu rechnen gehabt. 
18. Februar
Holungen
Mit Beginn des Krieges hat das Kalkwerk „Weidemanshall“ hierselbst seinen Arbeitern, die in den Krieg gezogen sind, eine Unterstützung in der Höhe, wie sie das Reich gibt. Da solche Wohltätigkeit noch nicht bekannt gegeben ist, verdiend sie zur Nachahmung den übrigen Werken vorgetragen zu werden. Die Angehörigen der Kriegsteilnehmer sind auf diese Weise aller Not enthoben.
19. Februar
Mobilmachungsausschuss. Aus dem Bericht über die Reichswollwoche ist hier noch nachzutragen die überaus hochherzige Spende zweier Wattefabriken, obwohl sie unserem Kreis nicht angehören. In selbstloser Weise wurden des patriotischen Zweckes wegen uns Posten von Zellstoffwatte zur Anfertigung von Muffen usw. unentgeltlich übersandt. Demnächst werden auch 2 Pfg.-Kreuzpfennig-Marken ausgegeben. Die Bürgerschaft Heiligenstadt wird gebeten, den Betrag, der für Festlichkeiten des Kaisergeburtstags dem hiesigen Roten Kreuz zuzuführen. 
20. Februar
Stadtsekretär a. D. Karl Dröder verstorben. Er war geboren am 9. März 1843 in Heiligenstadt, diente im Militär von April 1864 bis 1. Januar 1880, war Mitkämpfer in den Feldzügen von 1866 und 1870/71. Im Dienst der Stadtverwaltung Heiligenstadt hat er vom 1. April 1880 bis 1. Mai 1908 gestanden; bei seinem Dienstantritt wurde ihm in Anerkennung der der Stadt geleisteten Dienste vom König der Kronenorden 4. Klasse verliehen. Er war u. a. langjähriger Vorsitzender Altstädter Kirchengemeinde, bis zu seinem Tod Kassenführer des Heiligenstädter Spar- und Darlehnskassenvereins. 
20. Februar
Frau Superintendent Pauline Kulisch †. Am vorigen Montag wurde auf dem Nordfriedhof in Halle a. D. die Gattin des Herrn Superintendentin Kulisch, Pauline, geb. Jahr, beigesetzt. In Gedanken weilten sicherlich viele Gemeindemitglieder bei der Trauerfeier in Halle. Hat doch die Verstorbene 4 Jahrzehnte inmitten der Heiligenstädter evangelischen Gemeinde gelebt. Als eine rechte Pfarrfrau hat sie in Liebe und Freundlichkeit, für die Gemeinde gelebt und gewirkt an der Seite ihres Gatten. 
21. Februar
Worbis
Der Landwirtschaftliche Kreisverein hielt hier eine Versammlung ab, die sich eines ungewöhnlich starken Besuches erfreute. Rittergutspächter Wedemeyer-Tastungen behandelte das Thema „Die den Kulturpflanzen schädlichen Pflanzen und deren Vertilgung“. Redner gab eine Zusammenstellung der am häufigsten vorkommenden pflanzlichen Schädlinge (Pilze) und besprach die verschiedenen Maßnahmen der Unkrautvertilgung. Landwirtschaftslehrer Keller-Worbis sprach über „Pflanzen- und Tierproduktion im Krieg“.  (Autorin: Hannelore Deya)

08. Kalenderwoche

 

23. Februar
Der Lazarettzug der ländlichen Kreise der Provinz Sachsen und des Herzogtums Anhalt wird nächsten Sonntag Vormittag 11 Uhr seiner Bestimmung übergeben werden. Er wird in Delitzsch von 11-5 Uhr nachmittags zur Besichtigung ausgestellt werden. Er ist mit allen zeitgemäßen Einrichtungen ausgestattet. Liebesgaben aller Art können dem Zug angeliefert werden. Besonders erwünscht sind: Wurst, Schinken, Speck, Butter, Eier, Schmalz, Kartoffeln, Gemüse, Bier, Wein, Wollwaren usw. für den Osten. 
24. Februar
Worbis
Im Saal des „Preußischen Hofes“ hatten sich sämtliche in der Heimat befindlichen Lehrpersonen des Schulaufsichtsbezirks zu einer Konferenz zusammengefunden. Als Gäste nahmen Herr Landrat v. Bock und Herr Kreisschulinspektor Schmalstieg-Heiligenstadt teil. Mit Interesse vernahm die Versammlung, dass von 141 Lehrern des Kreises 53 bis jetzt zu den Fahnen einberufen sind. Auf dem Feld der Ehre sind geblieben die Herren Barthel-Gernrode und Rittmeier-Hüpstedt, denen gedacht wurde. 
25. Februar
Zur Garnisonsfrage. Am Sonnabend fand im „Eichsfelder Hof“ eine Besprechung über die Frage: „Heiligenstadt als Garnisonsstadt“ statt. Zu dieser Besprechung waren Vertreter des Bürger-, Handwerks- und Gastwirtvereins, sowie der beiden hiesigen kaufmännischen Vereine erschienen. Herr Rendant Wiesmann behandelte die Fragen: Können wir eine Garnison gebrauchen? Haben wir die erforderlichen Plätze usw. und welche Vorteile und Nachteile bietet uns die Garnison? Die rege Diskussion zeigte, dass allgemein der Wunsch besteht, dass Heiligenstadt eine Garnisonstadt wird. 
26. Februar
Flinsberg
Auch in unserer Gemeinde fand am Dienstag eine Versammlung statt, in welcher Herr Rendant Wiesmann einen Vortrag hielt über „Die Pläne der Engländer und wie wir uns demgegenüber zu verhalten haben“. Zum Schluss mahnte Herr Pfarrer Ständer die Anwesenden, das Gehörte in die Tat umzusetzen.
28. Februar
Werleshausen
Dieser Tage beging der Landwirt und Tischlermeister Herr Wilhelm Rühling und Frau Minna geb. Franz hier die Feier der silbernen Hochzeit. Das Jubelpaar erfreut sich hier allgemeiner Beliebtheit. Herr Rühling ist schon seit Jahren Brandmeister der hiesigen Gemeinde und wendet- als ehemaliger Gardist- viel Mühe auf zur Ausbildung unserer Jugendwehr.  (Autorin: Hannelore Deya)


 

09. Kalenderwoche

 

2. März
Opfer des Krieges. Gestern Sonntag Nachmittag durcheilte die Stadt die Trauerkunde, dass Herr Kreisarzt Dr. Felgentraeger in noch nicht ganz vollendeten 47. Lebensjahr aus dem Leben geschieden sei. Herr Dr. Felgentraeger, war seit dem Jahr 1908 hier als kgl. Kreisarzt und Stabsarzt d. R. tätig. Gleich zu Beginn des Krieges zog er als Stabsarzt d. R. mit hinaus nach Belgien und dann weiter nach Frankreich. Im September geriet er in Nordfrankreich mit einer Anzahl verwundeter Soldaten, mit anderen Ärzten und der Sanitätskolonne in französische Gefangenschaft, wurde aber bald nach Deutschland ausgeliefert. Er meldete sich bald wieder zum Dienst. Er kam im Dezember als Arzt an das Gefangenenlager nach Langensalza, wo besonders viele gefangene Russen untergebracht sind. Dort holte er sich den Keim zu einer schweren Erkrankung an Flecktypus, dem er im besten Alter erlag. Der Verstorbene war ein Sohn des verstorbenen Superintendanten Felgenhauer in Heiligenstadt. 
3. März
Die Reifeprüfung am hiesigen Oberlyzeum der Schulschwestern wurde vom 25. bis 27. Februar unter dem Vorsitz des Provinzialschulrats, Geheimer Regierungsrat Ullmann abgehalten. Von den 28 Prüflingen erhielten 26 das Zeugnis der Reife, darunter 10 unter gänzlicher Befreiung von der mündlichen Prüfung. 
4. März
In der 20. ordentlichen Vollversammlung der Landwirtschaftskammer für die Provinz Sachsen wurde auch über die Lage auf dem Arbeitsmarkt eingehend verhandelt. Der geschäftsführende Direktion Landesökonomierat Dr. Rabe wies nach, dass die Landwirtschaft noch etwa 6000 fremde Arbeiter brauche. Auf galizische Arbeiter, die in ihrer Heimat zum Wiederaufbau der zerstörten Ortschaften usw. gebraucht werden, sei nicht zu rechnen. Man werde vielleicht noch auf Gefangene zurückgreifen müssen. Viele Sorgen mache namentlich den kleinen Leuten die Frühjahrsbestellung. Es wäre deshalb sehr erwünscht, dass die eingezogenen Landsturmmänner vom Land die irgendwie abkommen können, zur Frühjahrsbestellung herangezogen würden. 
5. März
Günterode
Einen hochinteressanten Verlauf nahm gestern Abend die Gemeinde-Versammlung, welche zum Zweck der Aufklärung über Volksernährung einberufen worden war. Herr Dekant Beck begrüßte alsdann alle aus Günterode und Glasehausen Erschienenen. Dann kam der Hauptredner, Herr Arbeitersekretär Hoffmann zu Wort. In länger als einstündigem Vortrag bemühte er sich in teils ernster, teils humorvoller Weise, die Versammlung von der Notwendigkeit der größten Sparsamkeit zu überzeugen. Eine lebhafte Diskussion folgte auf den Vortrag. 
6. März
Die Gemeinde- und Gutsvorsteher ersuche ich, mir umgehend anzuzeigen, für wie viel Personen sie für die Zeit vom 15. März bis 31. März Mehlsorten nötig haben. Ich mache darauf aufmerksam, dass die Landwirte, welche Mehl und Getreide für den eigenen Bedarf zurück behalten haben, sowie alle Einwohner, welche eigenen Mehlvorrat haben, keine Mehlkarten erhalten, solange diese Vorräte (200 g Mehl täglich für den Kopf) reichen. Gleichzeitig ist anzugeben, welche Mehlmengen bei den Müllern, Bäckern und Händlern der Gemeinde vorhanden sein werden. Heiligenstadt, kgl. Landrat, Dr. v. Christen.
 
7. März
Zwangsversteigerung. Im Wege der Zwangsvollstreckung sollen die in der Gemarkung Grossbartloff belegenen, im Grundbuch auf den Namen des Webers Nikolaus Drössler und dessen Ehefrau Therese, geborene Meyer, eingetragenen Grundstücke: 1 a. ungetrennte Hofräume, bebauter Hofraum und Hausgarten mit Nutzungswert und 1b. Wiese von 5 ar, durch das unterzeichnete Gericht in der Gemeindewirtschaft von Grossbartloff versteigert werden. Heiligenstadt, kgl. Amtsgericht.  (Autorin: Hannelore Deya)

10. Kalenderwoche

 

9. März
Landwirtschaftskammer. Wer auf Gefangene zurückgreifen wolle, zwecks Frühjahrsbestellung, solle sich mit einem bezüglichen Antrag durch das Landratsamt an das Generalkommando wenden, unter Darlegung der jeweiligen Verhältnisse, damit die Landwirte nicht erst Verlust bei der Zuweisung von Gefangenen arbeiten müssen. Zu berücksichtigen ist dabei, dass auf etwa 10 Prozent Bewachungsmannschaft gerechnet werden und für die eine kleine Zulage bezahlt werden muss - etwa 50 Pfg. täglich.
10. März
Röhrig
Unser Dorf hat nun auch das erste junge Leben fürs Vaterland zum Opfer gebracht. Vom östlichen Kriegsschauplatz traf die Nachricht ein, dass der Musketier Joh. Gunkel von hier gefallen sei. Beim Straßenkampf in Wirballen ereilte ihn am 10. Februar die feindliche Kugel. Auf dem Friedhof gefallen, liegt er auch daselbst beerdigt. An den dem gottesdienstlichen Gedächtnis hier nahmen auch der Kriegerverein mit umflorter Fahne und die Jugendkompanie teil. 
11. März
Worbis
Der Kartoffelhöchstpreis für den Kreis Worbis ist vom 15. März ab auf 5,25 Mark für den Zentner im Kleinhandel festgelegt. Übernimmt der Erzeuger die Verlade- bzw. Transportkosten bis zum Käufer nicht, so beträgt der Höchstpreis 4,75 Mark für den Zentner. 
12. März
Die hiesige Bäckerinnung bittet um folgende Bekanntgabe. Wenn jemand keine Brotkarte oder auf den Dörfern Mehlkarte oder Marke erhält, weil er im Besitz von Mehl oder Frucht ist, so kann er Letztere bei seinem Bäcker umtauschen: er erhält für 1. Zentner Mehl 125 Pfd. Brot oder andere Backwaren. Der Empfänger hat das übliche Backgeld zu zahlen. Liefert er geriebene Kartoffeln, Reis oder Kartoffelmahl oder dgl., so hat er dementsprechend mehr zu verlangen. 
Hat jemand nun, was auch vorkommt nur Weizen- oder Weizenmehl und kein Roggenmehl, so muss er sich wenn er es nicht bei seinem Bäcker gegen Waren umtauscht, mit 30 Pfd. Roggenmehl vermischen und darf es nur in 100 Grammstücken backen lassen. 
Duderstadt
 
13. März
Für die Kriegsanleihe hat die hiesige Kreissparkasse für sich und ihre Sparer bis jetzt 1 ¾ Millionen Mark gezeichnet. Bis zum Ablauf der Zeichnungsfrist rechnet man noch mit einer Erhöhung dieses schönen Ergebnisses. – 500 Verwundete trafen im Laufe des gestrigen Tages hier ein und wurden in den zurzeit bestehenden Reservelazaretten untergebracht.
 
14. März
Breitenworbis
Bekanntmachung in der A.-G. Deutsche Kaliwerke. Die Verwaltung will allen ihren Arbeitern, die Ziegen und Kaninchen halten, für die besten Tiere eine gute Prämie aussetzen. Es soll im Spätfrühjahr oder anfangs Sommer eine Tierschau abgehalten und eine Besichtigung der Tiere vorgenommen werden. Die Verfügung hat unter der Belegschaft lebhafte Zustimmung erfahren. Wie man hört, treffen manche jetzt schon Vorkehrungen, um sich eine der Prämien zu holen. Es soll dies ein Ansporn sein, grade in den jetzigen Zeiten die im Haushalt unentbehrliche Ziege, die sogenannt Bergmannskuh, gut zu pflegen und hochzuhalten. (Autorin: Hannelore Deya)
 
11. Kalenderwoche

 

16. März
In der Heiligenstädter Garnisonsfrage zeigt sich doch noch ein Hoffnungsschimmer. Auf die Eingabe der hiesigen Vereine wegen Errichtung einer Garnison in Heiligenstadt ist folgende schriftliche Antwort vom Generalkommando aus Kassel eingegangen: „Auf das von Ihnen und den Vorsitzenden dortiger Vereine eingereichte Gesuch vom 7. März 1915 betreffend Berücksichtigung der Stadt Heiligenstadt bei weiter erforderlich werdenden Truppenunterbringungen, wird mitgeteilt, dass bei sich bietender Gelegenheit der Antrag berücksichtigt werden wird“ 
17. März
Kriegsbeschädigtenfürsorge. Der Mobilmachungsausschuss vom Roten Kreuz für den Kreis Heiligenstadt wird nach Beschluss als Kriegsfürsorgestelle tätig sein. Alle die Fürsorge betreffenden Maßnahmen sollen durch die Kreisfürsorgestelle unter Vermittlung der übergeordneten Behörden bekannt gegeben werden. Die Frage einer ausreichenden Fürsorge für die durch den Krieg an ihrer Gesundheit beschädigten Mitkämpfer beschäftigt weite Kreise, sie ist eine der dringendsten Aufgaben, bei der Durchführung es der allgemeinen Unterstützung bedarf.
18. März
Aus Anlass der bevorstehenden Festtage bringe ich das Verbot des Backens von Kuchen, der mehr als 10 Gewichtsteile an Mehl enthält, in Erinnerung. Das Verbot gilt in gleicher Weise für Bäckereien und Konditoreien, wie für Privathaushaltungen. Bäckereien, welche gegen das Verbot handeln, werden, abgesehen von Bestrafungen, für die Dauer des Krieges geschlossen. 
Heiligenstadt, kgl. Landrat v. Christen.
19. März
Die Frühjahrsgesellenprüfung für Maler, Anstreicher, Weißbinder findet nächsten Monat statt etc. Prüflinge haben ihr Gesuch mit den erforderlichen Papieren umgehend zu richten: An den Vorsitzenden des Gesellen-Prüfungs-Ausschusses Malermeister Theodor Koemstedt, Heiligenstadt. 
20. März
Königliches Gymnasium zu Heiligenstadt. Am Sonnabend schloss das Schuljahr 1914/15. Der über das letzte Schuljahr vom Direktor der Anstalt, Herrn Geh. Regierungsrat Dr. Brüll, erstattete Bericht, enthält eingehende und interessante Angaben über das Schulleben im Krieg und die Beteiligung des Gymnasiums an der Hilfstätigkeit während des Krieges: Die vaterländische Begeisterung beschränkte sich nicht nur auf die Abiturienten (von denen 26 freiwillig ins Heer entraten). Tagtäglich wurden die Ereignisse an der Front von Lehrern und Schülern mit Spannung verfolgt. Das hinderte aber nicht, die stille Arbeit der Schule an ihren eigenen Aufgaben zu erfüllen. 
21. März
Der Plan einer militärischen Vorbereitung der Jugend während des mobilen Zustandes wurde nun auch für die Schulen entwickelt. Eine erste Feldübung veranstaltete man in Heiligenstadt gleich in der ersten Schulwoche. Die besonderen Übungen des 48 Männer starken Zuges der Gymnasiasten stand unter Leitung des Turnlehrers, des Herrn Fütterer. Sie fanden zweimal in der Woche, mittwochs als Gelände- und am Freitag als Turnübung statt. Es folgte aber, wegen der besseren Organisation, die Eingliederung der Schuljugend in die städtische Jugendkompanie. Die gemeinsame Arbeit dieser Kompanie geschieht unter Oberleitung des Postdirektors Herrn Major a. D. v. Förster.  (Autorin: Hannelore Deya)

12. Kalenderwoche

 

23. März
Wüsterode. Der zweite Soldat, der als Held für das Vaterland gestorben, ist Fleischer Gustav Bode. Bei der Mutter, der tapferen Witwe Maria Bode, traf vom Chefarzt Feldlazarett Q. U. Chatel folgendes Schreiben ein: Ihr Sohn, Gustav Bode, Reserve-Infanterieregiment, ist am 12. März des Jahres vormittags 8 Uhr infolge Schrappschnellschusses in die rechte Lunge gestorben. Die Leiche wird auf einer Wiese unterhalb des Friedhofes Chatel beerdigt. Vorhandene Briefe usw. liegen bei, während Geld und Uhr später übersandt werden.
 
24. März
Gleich zu Beginn des Krieges, der mit dem Ferienanfang zusammenfiel, wurden im Lyzeum und Oberlyzeum dem Roten Kreuz 90 Betten als Lazarett zur Verfügung gestellt. Doch weder diese, noch die zur Unterkunft für die angemeldeten Flüchtlinge aus dem Elsaß hergerichteten Räume, wurden in Anspruch genommen. Längere Zeit benutzten Damen aus der Stadt, die im Verein mit den Schulschwestern Wäschestücke für Verwundete anfertigten, verschiedene Räumlichkeiten unserer Anstalt. Die Schwestern stellten zahlreiche Strümpfe und andere Kleidungsstücke im Auftrag mehrerer Vereine her und kochten Obst aller Art für das Rote Kreuz ein. Dreißig arbeitslose Mädchen wurden unter Beihilfe der Stadt zur Erlernung des Kochens und anderer häuslicher Verrichtungen, wie Nähen, Waschen und Bügeln in Gruppen versammelt und unterrichtet. Alle widmeten sich voll Begeisterung der Liebestätigkeit. 
25. März
Ins Feld ziehende Krieger aus Heiligenstadt schickten dem Stadtverordneten Wiesmann eine Karte mit zehn Unterschriften, worin sie ihm danken für seine Bemühungen, die Lebensmittelpreise in normalen Grenzen zu halten: „So wird es hoffentlich“, steht auf der Karte geschrieben, „unseren Frauen nicht noch schwerer fallen, über diese schwere Zeit hinwegzukommen.“ 
26. März
Siemerode. Dem Zweigverein des Vaterländischen Frauenvereins für Siemerode-Bischhagen in Siemerode ist durch ministerialen Erlass vom 22. Februar 1915 die Erlaubnis zum Gebrauche des roten Kreuzes erteilt worden. 
Kefferhausen. Der Arbeiter Christoph Günther von hier beging sein fünfundzwanzigjähriges Arbeitsjubiläum bei der Firma Christoph Walther in Dachrieden. Der Chef beglückwünschte den treuen Arbeiter persönlich, auch die Mitarbeiter ließen es sich nicht nehmen, dem Jubilar durch Überreichung eines Geschenkes zu erfreuen.
 
27. März
Bischhagen. Vor der Prüfungskommission der königlichen Eisenbahndirektion Kassel hat der technische Büroaspirant Heinrich Rhode aus Bischhagen die Prüfung zum königlichen technischen Büroassistenten bestanden.
 
28. März 
Lutter. Der Lehrer Gentz, der im Oktober bereits mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet wurde, ist zum Vizefeldwebel der Reserve befördert worden. Der Lehrer Jakob Kannengießer, gebürtig aus Luther, im Argonnerwalde zum Unteroffizier befördert. Dingelstädt. Rund 200.000 Mark zur zweiten Kriegsanleihe sind von den Dingelstädter Bürgern allein bei den hiesigen beiden Kassen gezeichnet und zwar bei der Spar- und Darlehenskasse 145.000 Mark und bei der städtischen Sparkasse ungefähr 50.000 Mark. Erheblich größere Summen werden aber insgesamt herauskommen, da auch bei Mühlhäuser und andere Kassen und Banken Zeichnungen vorgenommen worden sind.  (Autorin: Hannelore Deya)
 
13. Kalenderwoche

 

30. März
Die Kreissparkasse Heiligenstadt hatte im Jahr 1914 eine gesamte Einnahme 4.104.375,28 Mark und eine Gesamtausgabe von 4.041.364,90 Mark, so dass der Bestand am Rechnungsschluss 1914 betrug 63010.30 Mark. Unter den Einnahmen befinden sich Spareinlagen in Höhe von 1.936.425,06 Mark, Zinsen von ausgeliehenen Kapitalien 454.824,65 Mark, zurückgezahlte Aktivkapitalien 435.448,03 Mark, eingezahlte Beträge von den Zeichnern de Kriegsanleihe mit 596.885,75 Mark. 
31. März
Vom Untereichsfeld. Die zollamtliche Tabakverwiegung ist zu Ende. Das vorjährige Gut, ein im allgemeinen gutes Gewächs von schöner Farbe und reinem Brand, ist ganz überwiegend in den Handel gebracht. Aus den Kreisen des Tabakhandels und der Zigarrenfabrikation herrschte überaus rege Nachfrage, die Spannung zwischen niedrigsten und höchsten Preisen ist sehr bedeutend. Es wurden erzielt für Schneidetabak 26-32 Mark, für mittleren Zigarrentabak 34-38 Mark, für auserlesene große und spitzblättrige Zigarrentabake 40-46 Mark. Das bedeutet gegenüber den Vorjahren eine Preissteigerung von mehr als 35 bis 40 Prozent.


1. April
Stadtverordnetensitzung. Es hatten sich elf Mitglieder des Kollegiums eingefunden. Es fehlte Stadtverordneter Poppe. Der Magistrat war vertreten durch Bürgermeister Jux. Die Sitzung wurde vom Stadtverordnetenvorsteher Rechtsanwalt Petri öffnet und geleitet. Einziger Punkt der Tagesordnung war die Beratung und Feststellung des städtischen Haushaltsplanes für 1914/15. Darüber berichtete Stadtverordnetenvorsteher Petri. Der neue Voranschlag schließt in Einnahme Ausgabe mit 300.800 Mark ab, gegenüber 332.800 Mark im Vorjahr.
 
2. April
Lutter. Unerwartet schied am 31. März der Lehrer Peter Werner aus dem Leben. Die Überanstrengung im Schuldienst infolge des Krieges hatte ihn derart in Anspruch genommen, dass er schon längere Zeit sich nicht mehr recht kräftig fühlte. Höchstgespannter Pflichteifer, der ihn immer beseelte, ließ sie nicht dazu kommen, sich die nötige Schonung zu gönnen. So ist er im kräftigsten Mannesalter dahingegangen. Am 14. Februar 1880 in Wingerode geboren, besuchte er das Lehrerseminar in Heiligenstadt von 1897-1900, wirkte dann als Lehrer in Lutter, Weißenborn, Ferna und seit 1908 wieder in Lutter. Werner galt als einer der besten Lehrer und hat überall, wo er wirkte, durch seine Arbeit und sein ganzes Wesen Liebe gesät und Verehrung geerntet.
4. April
Duderstadt. Die Ehefrau des in Duderstadt wohnenden Gastwirts Thiele, deren Mann im Feld steht, soll noch Gäste über die Polizeistunde hinaus in ihrer Gaststube geduldet haben. Die Feststellungen haben zwar einen Verdacht jedoch keine Schuld der Frau T. ergeben. Der Bruder und ein Abmieter sowie ein Nachbar, Letzterer der einzige Gast, welcher vorher in der Wirtsstube weilte, befanden sich nach Eintritt der Polizeistunde in den Wohnräumen. Es folgte daher kostenlose Freisprechung.  (Autorin: Hannelore Deya)

14. Kalenderwoche

 

7. April
Schulgärten und Gemüsebau. Mit Beginn des Schulunterrichts möge hier darauf hingewiesen werden, dass der Unterrichtsminister wiederholt darauf aufmerksam macht, wie es durchaus notwendig ist, dass in diesem Jahr alles anbaufähige Land auch wirklich zur Gewinnung von Nahrungsmitteln ausgenutzt wird. Der Minister ersucht daher, dass in allen Fällen, wo zum Kriegsdienst eingezogene unverheiratete Lehrer ihren Schulgarten oder ihr Dienstland brachliegen lassen, mithilfe der Schulvorstände dafür gesorgt wird, dass die Schulgärten und das Dienstland mit Kartoffeln und Gemüse fachgemäß gestellt werden. Ein durch den Verkauf etwa gestellter Reingewinn ist den Lehrern, immer wenn sie Anspruch auf ihr Diensteinkommen haben, zuzuweisen. In wie inwieweit auch Spielplätze und Turnplätze in Orten, in welchen wegen Lehrermangels nicht beturnt werden, in derselben Weise verwendet werden können, ist im Einzelfall zu prüfen.
8. April
Die in Hamm-Münden geflüchteten sieben geflüchteten Russen heißen: Oberst Angeff, Oberstleutnant Jassiewitsch, Leutnant der Reserve Patsclowsky, Oberst Tanassow, Leutnant der Reserve Worona, Stabshauptmann Tschatschantze, Oberleutnant Vaupenikow; der englische Leutnant heißt Templer. Die Russen sind wahrscheinlich mit Lederjacke, langen Stiefeln und Gamaschen gekleidet, der Engländer mit einem Kakianzug. Vermutlich ist der Aufenthalt tagsüber im Walddickicht gruppenweise, wahrscheinlich gehören zu jeder Gruppe 2-3 Flüchtlinge.
9. April
Erhöhung der Familienunterstützung für die berufenen Mannschaften. Der Minister des Inneren gibt in einem Erlass am 14. April des Jahres bekannt, dass die in dem Gesetz über die Familienunterstützungen für die Ehefrauen während der Monate Mai bis Oktober zu zahlenden Unterstützungsbeiträge auf zwölf Mark monatlich erhöht worden sind. Die Anordnung entspricht einem in der Budgetkommission des Reichstags ausgesprochenen Wunsche und ist namentlich durch die Steigerung der Kosten der Lebenshaltung durchaus begründet. Sie stellen nur Mindestsätze da, die von den Gemeinden in unserer Provinz wohl überall freiwillig erhöht worden sind und jetzt voraussichtlich noch weiter erhöht werden.
10. April
383 Fahrpreis-Ermäßigungsausweise sind in der Zeit 1. April 1914 bis 31. März 1915 vom öffentlichen Arbeitsnachweis des Kreises Heiligenstadt ausgefertigt worden. Wenn man bedenkt, dass die Eichsfelder größtenteils im Rheinlande oder auch im äußersten Norden Deutschlands arbeiten, so lässt sich ermessen, welche Summe Geldes die auswärts Arbeitenden ersparen, wenn sie erst alle diese segensreiche Entschädigung des Kreises in Anspruch nehmen werden. Die Ermäßigung beträgt 15 % des Fahrpreises der vierten Klasse.
 
11. April
Verkehrsverein. Am Donnerstagabend fand eine Vorstandssitzung statt, in der besonders die schöne Entwicklung des Vereins und dessen erfolgreiche Tätigkeit im vorigen Jahre besprochen wurden. Eine ausgedehnte Propaganda für den Fremdenverkehr ist entfaltet worden. Innere Verkehrsangelegenheiten haben sich teilweise zur Zufriedenheit erledigen lassen und in einigen Fällen waren Verhandlungen eingeleitet. Da kam der Krieg als jähe Unterbrechung. Dringende Fragen werden natürlich auch während des Feldzuges gearbeitet. Der Wohnungsnachweis ist bestehen geblieben. Nach Friedensschluss werden an den Verkehrsverein neue wichtige Aufgaben herantreten. Das Interesse soll daher nicht erlahmen.  (Autorin: Hannelore Deya)

15. Kalenderwoche

 

13. April
Giesenhausen. Als Erster aus unserer Gemeinde starb den Heldentod fürs Vaterland 26 Jahre alte Landwirt Josef Förster. Er fiel am Ostersonnabend in den Kämpfen in den Karpaten. Er war am Oktober als Ersatz Reservisten eingezogen. Sein Andenken wird hier in Ehren gehalten.
14. April
Wüstheuterode. Herr Pfarrer Ostendorf, der seit dem 5. Oktober 1914 als Feldgeistlicher tätig ist und unter Zustimmung der bischöflichen Behörde zum 1. April dieses Jahres auf die Pfarrei Wüstheuterode-Röhrich verzichtet hat, sandte aus dem Felde der hiesigen Gemeinde einen herzlichen Abschiedsbrief, der von der Kanzel verlesen wurde. Über Ernennung eines Nachfolgers für die hiesige Pfarrei ist noch nichts bekannt. Ob der Kirchenbau in diesem Jahre noch zur Ausführung gelangt, ist zweifelhaft. Der ebenso notwendige Pfarrhaus-, Schul- und Wasserleitungsbau sowie die Separation der Feldflur werden hinausgeschoben werden müssen
15. April
Heythen. Schon wieder ging eine Trauerbotschaft ein: der Reservist Heinrich Kruse ist am 1. April in einen Gefecht im Priesterwalde den Heldentod gestorben. Der Gefallene war der einzige Sohn des Schumachers Heinrich Kruse; er war 26 Jahre alt, und ist nun der 13. aus unserer Gemeinde, welchen wir zu betrauern haben.
16. April
Duderstadt. Vom hiesigen Schöffengericht wurden dieser Tage mehrere Eichsfelder, welche bei der Angabe über ihrer Getreidemengen nicht die genaue Menge angegeben hatten, zu Strafen von 20 bis 200 Mark verurteilt. Kürzlich war schon ein hiesiges Ehepaar, welches Getreide verfüttert hatte, zur 75 Mark verurteilt. Gestern wurde wieder ein hiesiger Einwohner, welcher Getreide verschrotet, hatte zu 150 Mark verurteilt.
 
17. April
Die Lage im Baugewerbe. Von allen Gewerben leidet das Baugewerbe am meisten unter dem Kriege. Die private Bautätigkeit beruht allgemein fast vollständig; nur Aufträge in geringer Zahl und von kleinem Umfange sind stellenweise zur Ausführung vorhanden. Die Reichsregierung und die Regierungen der einzelnen Bundesstaaten haben glücklicherweise durchweg nicht unerhebliche Mittel bereitgestellt, um begonnene Reichs- und Staatsbauten fortzuführen und neue Aufträge zu vergeben. Hierdurch werden immerhin wertvolle Beschäftigungsgelegenheiten geschaffen, die die Lage des gesamten Baugewerbes einigermaßen erleichtern dürften.
 
18. April
Beförderung. Herr A. Hörning aus Heiligenstadt, der bei der freiwilligen Krankenpflege auf dem östlichen Kriegsschauplatz tätig ist, wurde zum Unteroffizier befördert und zum Stationsleiter eines Genesungsheim in Russland ernannt.  (Autorin: Hannelore Deya)

16. Kalenderwoche

 

19. April
Zwei Militär-Doppeldecker wurden gestern Nachmittag gegen 5:00 Uhr über den Düngegebirge gesichtet. Sie flogen in Richtung von Leinefelde nach der Kreuzeberschen Höhe. Vermutlich handelt es sich um dieselben Flugzeuge, die gestern Vormittag bei Birkungen landeten. Am hiesigen königlichen Gymnasium betrug die Schülerzahl zu Beginn des neuen Schuljahres Ostern 1915 254. Davon entfallen auf Prima 21, (Oberprima 7, Unterprima 14), Obersekunda 17, Untersekunda 42, Obertertia 42, Untertertiär 44, Quarta 36, Quinta 34, Sexta 18. Dem Bekenntnis nach sind von den 254 Schülern 231 katholisch, 18 evangelisch und fünf jüdisch.
20. April
Kirchliche Auskunftsstelle für Vermisste. Der Bischof von Paderborn, Dr. Karl Josef Schulte, hat eine Auskunftsstelle für ganz Deutschland ins Leben gerufen, die Anfragen über deutsche vermisste ohne Unterschied der Konfession sammelt und sie an die Zentralen im feindlichen Auslande, von wo sie dann in die einzelnen Lager und Lazarett gegangen, vermittelt. Die von dort aus einlaufenden Nachricht wird dem Fragesteller umgehend zugesandt. Nachforschungen Auskunftserteilung erfolgt kostenlos. Alle Anfragen sind zu richten an das Büschel schriftliche Generalkonsulat Abteilungsauskunftsstelle Paderborn in Westfalen.
21. April
Entlassungsprüfung am hiesigen Lehrerseminar. Infolge Verfügung des Provinzialschulkollegiums wurde mit den Zöglingen der ersten Klasse am hiesigen Lehrerseminar schon jetzt die Entlassungsprüfung abgehalten. Den Vorsitz führte Herr Regierungsrat Dr. Hallen. Die bischöfliche Behörde wurde durch Herrn Prälaten Geistlichen Rat aus Burg vertreten. Sämtliche 17 Zöglinge bestanden die Prüfung; nämlich: Hugo Brand aus Bickenriede, Werner Burkhardt aus Leinefelde, Wilhelm Emmel aus Bernburg, Christian Fütterer aus Heiligenstadt, Karl Funke in Rustenfelde, Johannes Gümpel aus Lutter, Heinrich Jünemann in Schönau, Robert Langenoth aus Erfurt, Karl Leister Faulungen, Bruno Müller aus Berlin, Georg Schönelück aus Beuren, Hugo Reinhard Bickenriede, Robert Schneider aus Wilbich, Willi Teichgräber aus Berlin und Alfred Oppermann aus Hagenau.
22. April. 
Kirchohmfeld. Die in der hiesigen Gemeinde und Gut Adelsborn in dieser Woche veranstalteten Sammlung für den Mobilmachungsausschuss des Roten Kreuzes Berufs Errichtung von Verbands- und Erfrischungsstellen auf den zerstörten Bahnhöfen des Ostens zur Verpflegung der Truppen ergab den Betrag 68,40 Mark.
 
23. April. 
Niederorschel. In ihrer letzten Sitzung am Mittwoch wählte die Gemeindevertretung August Hellrung mit acht von zehn abgegebenen Stimmen zum Schöppen. Der Gewählte ist seit vielen Jahren Vorsitzender unseres Kriegervereins.
 
24. April. Neuendorf. Kaum hat sich über unseren allverehrten alten Schulzen Fassbauer das Grab geschlossen, da ruft der Tod noch ein weiteres früheres Mitglied unserer Gemeinde ab, den Lehrer a. D. Thomas Hupach, der seinen Feierabend in Heiligenstadt beschloss. Fast 34 Jahre lang hat der Verstorbene in unserer Mitte erfolgreich als Lehrer und als alle Organist segensreich gewirkt, immer der Jugend und dem Alter ein Vorbild. Ehre seinem Angedenken. 
22. April
Kirchohmfeld. Die in der hiesigen Gemeinde und Gut Adelsborn in dieser Woche veranstalteten Sammlung für den Mobilmachungsausschuss des Roten Kreuzes Berufs Errichtung von Verbands- und Erfrischungsstellen auf den zerstörten Bahnhöfen des Ostens zur Verpflegung der Truppen ergab den Betrag 68,40 Mark.
Bernterode. Die A. G. Kaliwerke in Bernterode, Untereichsfeld, werden für das abgelaufene Geschäftsjahr keine Dividende zur Verteilung bringen gegen den 10 % Vorjahre.
25. April
Kreiskriegerverband Heiligenstadt. Am 22. April entschlief in Hannover nach schwerem Leiden unser lieber Ehrenvorsitzende, der königliche Rechnungsrat und Hauptmann a. D. Otto Merseburger, Ritter GT und Mitkämpfer von 1870/71. Durch seine reichen Kenntnisse, sein tatkräftiges Wirken, sein offenes kameradschaftliches auftreten war der Abgerufene ein hervorragender Förderer des Kriegervereinswesens im Kreise. Er hat sich um die Entwicklung, das Wachstum und die Selbstständigkeit des Kreisverbandes große unvergängliche Verdienste erworben. In Würdigung derselben wurde im Jahre 1893 zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Seine vornehme, edle patriotische Gesinnung wirkte vorbildlich im Kriegervereinswesen. Ein treues, ehrendes Andenken werden ihm mit dem unterzeichnenden Vorstande alle Vereine des Verbandes bewahren.  (Autorin: Hannelore Deya)

17. Kalenderwoche

 

27. April
Effelder. In einem Lazarett an der Westgrenze erlag seiner Verletzung der Gefreite der Landwehr Adolf Müller. Derselbe war Ritter des Eisernen Kreuzes. Ein Granatsplitter hatte ihm das Gehirn verletzt. Der Verstorbene hinterlässt eine Frau und zwei Kinder.
Vollenborn. Nachdem im November ein Sohn unserer Gemeinde, Christoph Kaufmann, auf dem westlichen Kriegsschauplatz den Heldentod erlitt, verlor am 17. April auf dem östlichen Kriegsschauplatz der junge Krieger Emil Heinemann im Kampfe für Kaiser und Reich sein Leben.
28. April
Verschönerungen. Nachdem auf Bahnhof Ost die gärtnerischen Anlagen fertiggestellt sind, welche einen guten Eindruck machen, hat Herr Gastwirt Jung vor seinem Restaurant „Bahnhof Ost“ ebenfalls eine gärtnerische Anlage durch eine Mühlhäuser Gartenfirma anlegen lassen, welche ebenfalls eine Zierde für die dortige Gegend ist. Auch unsere Stadtverwaltung fährt fort mit Verschönerung. Der neu gepflasterte und mit Eisengitter versehene Fußweg von der Leinegasse bis zum Schlossplatz, von beiden Seiten mit Birkenbäumchen eingefasst, ist durch Bepflanzungen jetzt weiter verschönert worden und zeigt jedem Fremden beim Eintritt in die Stadt, dass die Stadtverwaltung bemüht ist, Heiligenstadt immer mehr zu einem schmucken Städtchen zu machen
 
29. April
Arenshausen. Gestern Nachmittag fand im Jung’schen Lokal eine gut besuchte Versammlung des katholischen Männer- und Jünglingsvereins statt. Arbeitersekretär Hoffmann hielt in dieser einen Vortrag über die verschiedenen Hilfsaktionen im Kriege. Bekannt gegeben wurde, dass zwölf Mitglieder im Felde stehen.
30. April
Der Deutsche Städtetag beschäftigt sich weiter mit der Hilfe für Ostpreußen. Durch einen besonderen Ausschuss soll eine Verwendung der für Ostpreußen von den deutschen Gemeinden bewilligten und dem Städtetag überwiesenen Beträge vorbereitet werden, durch die jede Anrechnung dieser Beträge auf die dem Reich oder Preußen obliegenden Leistungen ausgeschlossen wird. Der Ausschuss wird auch über die Frage der Patenstädte, besonders in den Blick auf die bestehende Organisation, eingehend erörtern; es ist wahrscheinlich, dass die Städte bis nach Erledigung dieser Prüfung ihre Beschlüsse und die Bildung von örtlichen Vereinen zurückstellen werden.


2.5.

Ein Zeppelinluftschiff konnte hier gestern gegen ¼ 3 Uhr kurz nach Ausbruch des Gewitters beobachtet werden. Er erschien in ziemlicher Höhe aus süd-süd-östlicher Richtung und hatte, nach den Manövrierbewegungen zu schließen, schwer mit den Elementen zu kämpfen. Das Luftschiff fuhr dann auch bald nach kurzer Drehung mit südöstlichem Kurs zurück. Schade, dass gerade um diese Zeit das Gewitter heraufzog, sonst hätte sich auch einmal unsere Stadt des Besuches eines stolzen Zeppelins erfreuen und rühmen können. (Autorin: Hannelore Deya)

 

18. Kalenderwoche

 

4.5.

Gestern Nachmittag fand die Beerdigung des Kriegsfreiwilligen Walter Mühlhaus statt. Alle militärischen Vereine, sowie der katholische Kaufmännische Verein, mit ihren Vereinsfahnen, nahmen an der Beerdigung teil. Auf dem Friedhof hielt der Herr Präses Osburg eine Grabrede, worin er schilderte, mit welcher Begeisterung der gefallene Krieger trotz seiner jungen Jahre in den Krieg gezogen sei und wie ihn dann auf einem Patrouillengang, zu dem er sich freiwillig gemeldet hatte, die tödliche Kugel traf. Am Schluss wurden drei Salven abgefeuert.

 

5.5.

„Üb Aug` und Hand fürs Vaterland.“ Der sonst übliche Schützenauszug am ersten Sonntag im Mai wurde in diesem Jahr wegen des Krieges nicht ausgeführt. Kurz nach 8 Uhr begann jedoch im Schützenhaus das Schießen nach den Scheiben und dem Schützenvogel. Die Beteiligung war sehr gut. Allein auf Stand 1 wurden 80 Schuss abgegeben. Vom Vogel wurden der Ring, das Zepter, der Reichsapfel und die rechte Kralle abgeschossen.

 

6.5.

Simerode

Der Firma Gerhard Fritze u. Co. Heiligenstadt, welche schon seit längerer Zeit eine Filiale in hiesigem Ort unterhält, stiftete für die Mitglieder des hiesigen Kriegervereins sowie für die sämtlichen von hier zur Zeit im Feld weilenden Krieger je eine Feldpostsendung in Zigarren. Ein Beispiel zum Nachahmen.

 

7.5.

Birkenfelde

Üble Erfahrungen machte Herr Ökonomierat P. mit einem Pferdekauf. Er erstand für 800 Mark in Göttingen ein zehnjähriges Pferd, das zwar das Beste erhoffen ließ, und da es vor dem Krieg mehr als das Doppelte gekostet haben sollte, glaubte man einen guten Kauf gemacht zu haben. Bald zeigte sich das Gegenteil, um das Tier aus dem Stall zu bekommen waren drei starke Männer nötig. War es dann mit aller Kraft eingespannt, so biss und schlug es um sich und zog nur, wenn es gerade Laune hatte.

 

8.5.

Musketier Heinrich Stitz, Sohn des Schuhmachermeisters Lorenz Stitz in Schiebisch, wurde auf dem östlichen Kriegsschauplatz in einer Schlacht schwer verwundet. Bei der ärztlichen Untersuchung stellte sich heraus, dass dem Unglücklichen durch einen Granatschuss die Kniescheibe eines Beins zerschmettert war, so dass ihm das Bein amputiert werden musste. Jetzt erhielten die schwer geprüften Eltern vom Regimentskommandeur das Eiserne Kreuz, dass dem Sohn für seine tapferes Verhalten vor dem Feind verliehen war.

 

9.5.

Allerhand wilde Gerüchte über die Siegesbeute aus der großen Schlacht in Westgalizien durchschwirrten auch gestern wieder unsere Stadt, drangen hinaus auf die benachbarten Dörfer und riefen überall viel Aufregung hervor. Nicht zufrieden mit dem, was im deutschen und in österreichisch-ungarischen Tagesbericht mitgeteilt war, verbreiteten Unbefugte die gänzlich aus der Luft gegriffene Angabe, dass bereits 160000 Gefangene gemacht worden sind.  (Autorin: Hannelore Deya)

 

19. Kalenderwoche

 

11.5. Wilbich

Die Arbeiten an der neuen Wasserleitung haben vor 10 Tagen begonnen und nehmen bei der anhaltenden günstigen Witterung einen schnellen Fortgang. Herrn Unternehmer Zeitler aus Erfurt ist die Ausführung für ca. 17000 Mark der Arbeiten übertragen worden.   

 

12.5.

Werleshausen

Die Burgruine Ludwigstein ist letzthin von unbekannten Tätern in roher Weise beschädigt worden. Es ist tief bedauerlich, dass sinnlose Zerstörungslust vor einem Bauwerk, das als Denkmal aus vergangenen Zeiten der Gegend zur Zierde gereicht, nicht halt macht. Der Landrat erlässt eine öffentliche Warnung, indem er auf die strenge Bestrafung eines solchen Vandalismus verweist.

 

13.5.

Breitenholz

Am Sonntag starb in Neiße die Seniorin der Kongregation der Grauen Schwestern Mater M. Theresia Lorenz. Sie war Mitbegründerin der Zweigniederlassungen in Neustadt O. S., Langenbielau, Breslau, Jauer, Berlin und Breitenholz. In den Kriegen 1864, 1866 und 1870/71 war sie in der Kriegskrankenpflege tätig, wofür sie von allerhöchster Stelle ausgezeichnet wurde. Später war sie langjährige Novizenmeisterin und nachher Vikarin und General-Assistentin der Generaloberin. Zuletzt war sie Vorsteherin des Stammhauses der Kongregation in Neiße. 1903 beging sie ihr goldenes und 1913 ihr diamantenes Jubiläum als Graue Schwester in Neiße.

 

15.5.

Wegen unberechtigten Fischens zur Nachtzeit verurteilte das Schöffengericht Heiligenstadt den Fischzüchter Emil Lehmann aus Wiesental bei Berlin zu 5 Monaten Gefängnis, seine Brüder Hermann und Wilhelm zu 6 Monaten 3 Wochen und 8 Monaten Gefängnis. Gegen die Höhe der Strafe hat Emil Lehmann Berufung eingelegt. Alle drei haben in der Nacht im Juli vergangen Jahres zwischen Heiligenstadt und Westhausen in der Leine Forellen gefangen. Am Morgen wurden sie auf dem Weg zum Bahnhof von einem Polizeibeamten angehalten. In einem mitgeführten Rucksack und einer Kiste wurden Fischnetze und etwas über 30 Pfund Forellen vorgefunden.

 

16.5.

Den Heldentod fürs Vaterland starb auf dem westlichen Kriegsschauplatz in einem Angriffsgefecht auf der Cote de Senouse der Berg-Referendar, Unteroffizier Xaver Cordier, Sohn des Buchdruckereibesitzers Cordier, hier. Es fand in manchen Kämpfen und Schlachten Gelegenheit, sich auszuzeichnen und den Unteroffiziersgrad zu erwerben. Sein Tod fiel gerade auf den Tag seines dreißigsten Geburtstages.  (Autorin: Hannelore Deya)

 

 

20. Kalenderwoche

 

18.5.

Duderstadt

Wenig vaterländischen Sinn bezeugten zwei junge Männer namens Friedvogel und Liebschwager aus Lindau, die vor kurzem in mehreren Northeimer Gasthäusern das Bezahlen vergaßen und in Anwesenheit der Wirte, die in den Gastzimmern aufgestellten Sammelbüchsen des Roten Kreuzes mitgehen ließen und des Inhalts beraubten. Den Bemühungen der Polizei ist es jetzt gelungen, beide Gauner, einen in Göttingen und den anderen in Hannover zu ermitteln und festzunehmen.

 

19.5.

Bekanntmachung. Diejenigen Gemeinde- und Gutvorstände, welche die Ortslisten über Erhebung an Mehl und Getreide noch nicht eingereicht haben, ersuche ich um sofortige Erledigung. Ich werde unweigerlich Ordnungsstrafen festsetzen, falls die Listen nicht rechzeitig hier eintreffen. Der königliche Landrat. Dr. v. Christen.

 

20.5.

Kriegsministerium und stellvertretendes General-Kommando habe neue Vorschriften über die Beschaffung des Pferdebedarfs der Armee erlassen. Der Bedarf soll - unter möglichster Ausschaltung der Händler - in erster Linie weiter freihändig angekauft werden. Wenn auf diese Weise nicht genügend Pferde erworben werden können, tritt Aushebung ein. Den Pferdebesitzern wird Gelegenheit gegeben werden, entbehrliche Pferde auf besonders eingerichteten Pferdemärkten an die Pferdeankaufs-Kommissionen zu angemessenen, dem

wirklichen Jetztwert der Pferde entsprechenden Preisen, zu verkaufen. Der Landrat. Dr. v. Christen.

 

21.5.

Worbis

Ein Verwundeten-Transport, der von Ypern kam, ist hier gestern früh eingetroffen. Das Krankenhaus erhielt 30 Mann, die Haushaltungsschule 10 Verwundete überwiesen. Es sind meist Württemberger und Rheinländer, darunter mehrere Schwerverwundete. Viele waren als ungedienter Landsturm eingezogen worden. 

 

22.5.

Aus russischer Gefangenschaft ist dieser Tage das erste Lebenszeichen von dem als Offizierstellvertreter von hier eingezogenen Amts-Gerichtssekretär Willy Schulze eingetroffen. Der mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnete Krieger war in der Nacht zum 20. November mit noch verschiedenen Angehörigen des 82. Infanterie-Regiments verwundet in russische Gefangenschaft geraten. Nach langen Hangen und Bangen haben nun seine Angehörigen Nachricht erhalten und zwar aus der sibirischen Stadt Beresowka am Baikalsee.  (Autorin: Hannelore Deya)

 

 

21. Kalenderwoche

 

23.5.

Bodense (Kr. Dudenstadt)

Ein besonders krasser Fall von Vergehen gegen die Kriegsgesetze ist derjenige des Landwirts Karl J. und seines Sohnes. Nicht nur eine Verschätzung des Getreidevorrates, sondern absichtliches Verstecken von 17 Zentnern Hafer, den man mit Häcksel bedeckt bei der Haussuchung vorfand, ist hier nachgewiesen. Es wird von der Strafkammer Göttingen gegen den Vater eine Geldstrafe von 250 Mark und gegen den Sohn eine solche von 200 Mark festgesetzt.

 Eine weitere Verurteilung erfolgt gegen den Landwirt A. H. in Bodensee, der 15 Zentner auf einem Boden zu verstecken suchte. Er erhält 150 Mark Geldstrafe festgesetzt. - Für Zuvielverbrauch von Mehl (entgegen der Anordnung) wird mehreren Angeklagten Geldstrafe von 20 bis 50 Mark auferlegt. Auch das Verfüttern von Brotgetreide wird mit Strafe geführt.

 

26.5.

Aus dem Offiziersgefangenenlager in Magdeburg ist der belgische Oberleutnant Bastin entwichen. Alter: 25 Jahre, Größe: 1,78 m, blonder engl. Schnurrbart. Statur: mittel. Kleidung: Brauner Zivil-Mantel, gestreifte Hose. Bastin spricht deutsch. Die Ortspolizeibehörden, die Ortsbehörden und die Herren Gendarmen ersuche ich, auf Bastin zu fahnden und gegebenenfalls die Kommandantur des Lagers sofort zu benachrichtigen. Der kgl. Landrat. Dr. v. Christen.

 

27.5.

Beuren

Falsche Angaben über die Höhe seiner Getreidevorräte hat der 74jährige Landwirt Christoph Bachmann von hier gemacht. Es ist deswegen vor dem Schöffengericht Heiligenstadt zu 60 Mark Geldstrafe verurteilt und hat gegen seine Verurteilung Berufung eingelegt. Der Angeklagte behauptet, dass er berechtigt zu sein glaubte, Abzüge für seinen eigenen Bedarf zu machen und dass es nicht so genau genommen würde. Er hat auch einige Tage nach der von ihm abgegebenen Erklärung seine Angaben beim Landratsamt in Worbis berichtigt. 

 

28.5.

Der Monat Mai hat bisher vollauf seien Schuldigkeit getan. Einen so schönen Maimonat, wie den heurigen hatten wir seit vielen Jahren nicht mehr. Der Roggen steht meist in den Ähren, Weizen, Hafer, kurzum alle Früchte zeigen eine seltene Üppigkeit. Wenn nicht Rückschläge durch unangenehme Gewitter eintreten, wird es auch Obst in Hülle und Fülle geben. Wir dürfen also mit Vertrauen der Zukunft entgegen sehen und auf ein gesegnetes Erntejahr rechnen, immer vorausgesetzt, dass nicht noch Rückschläge kommen.

 

29.5.

Am kgl. Gymnasium ist der frühere Wissenschaftliche Hilfslehrer Herr Bruno Jünnemann ab 1. April des Jahres zum Oberlehrer ernannt. Die durch Herrn Prof. Greinemanns Tod (†10.9.1914) entstandene Lücke ist damit wieder ausgefüllt: aber von den 11 etatmäßigen Oberlehrern stehen 3 (Dr. Freckmann, Döring und Jünemann) im Feld, wie auch Herr Zeichenlehrer Klingebiel.

 

30.5.

Den Heldentod fürs Vaterland erlitt auf dem östlichen Kriegsschauplatz der Leutnant d. R. Karl Franke, jüngster Sohn des Steinsetzmeisters und Stadtverordneten W. Franke, hier. Mit den trauernden Eltern wir die ganze Einwohnerschaft den Heldentod diese jungen hoffnungsvollen Kriegers beklagen. Nach bestandener Abiturientenprüfung zog er als Kriegsfreiwilliger voll Begeisterung in den Kampf auf dem westlichen Kriegsschauplatz. Er wurde noch rasch befördert und nachdem er an einem Offizierskursus teilgenommen, wurde er Leutnant der Reserve, als welcher er erst vor wenigen Tagen auf den östlichen Kriegsschauplatz zog.  (Autorin: Hannelore Deya)

 

22. Kalenderwoche

 

1. Juni
Heldentod. Auf dem Feld der ihre vielen am 24. Mai 1916 der Kriegsfreiwillige Student G. Ammer, Sohn des Kommissariatskanzlisten Johann Ammer. Es war an demselben Tage, an welchen er im vergangenen Jahr bei Ypern eine Verwundung erhielt. Während der Heilung seiner Wunden hatte der strebsame junge Mann hier das Abiturexamen gemacht. Jetzt nun, am 24. Mai wurde er in den Kämpfen um Verdun auf der Höhe 304 von einer Granate verschüttet und hat dort durch einen schnellen Tod sein Ende gefunden. In dem Schreiben an die Familie heißt es: „Wir beklagen den herben Verlust der Sie sowie auch uns getroffen. Ihr Sohn war ein stets ein guter Kamerad und sein Andenken werden wir immer in hoher Ehre halten. Gott tröstete sie in ihrem Schmerz.“
2. Juni
Worbis. Ein Unglücksfall trug sich hier auf der Landesstraße zu. Ein kleiner fünfjähriger Junge hängte sich hinten an einen in Fahrt befindlichen Kutschwagen. Dabei kam er mit dem Kopfe in das Wagenrad und wurde mehrmals herumgeschleudert. Straßenpassanten machten den Geschäftsführer sofort auf den Unfall aufmerksam und befreiten den schwer verletzten Jungen aus seiner gefährlichen Lage. Das Kind, dem sofort ärztliche Hilfe zuteil wurde, hat schwere Kopfwunden davongetragen, kommt aber hoffentlich mit dem Leben davon.
3. Juni
Arenshausen der älteste Sohn des Herrn Werkmeisters Christian Schilling hier, der Ersatzreservist Christel Schilling, hat bei den kämpfen im Westen durch Granatschuss den Heldentod gefunden. Ihre dem Andenken des Gefallenen.
4. Juni
Der Werleshausen vor etwa 14 Tagen waren drei Gefangene, zwei Russen und ein Belgier, die im nahen Dorfe Neuseesen in Arbeit standen, durchgegangen. Sie wurden zwar sofort verfolgt, konnten aber dennoch entkommen. Jedoch lange haben sie sich der goldenen Freiheit nicht erfreuen können, denn nach einer jetzt hier angelangten Nachricht sind sie alle drei bei Paderborn festgenommen worden. Hier kann man diesen ungestümen Freiheitsdrang nicht recht verstehen, bekommen doch die Leute satt zu essen und werden ganz gut behandelt. Jedenfalls viel besser als unsere Landsleute in deren Lande.
6. Juni
Rüstungen. Endlich ist es gelungen eine Diebesbande, die schon mehrere Einbrüche in Krombach und Rüstungen verübt hat, dingfest zu machen. Es ist dies der frühere Fürsorgezöglinge Franz Vikarius, der mit einem anderen von Kassel aus über Eschwege seine Streifzüge hier machte. Am Sonnabend sind die Gesellen wieder nach Rüstungen gekommen, wo der Vikarius früher in Pflege war bei I. Ständer. Am Sonntagmorgen, nach dem Leute zur Kirche waren, sollte der Beutezug gemacht werden. Durch einen anderen Fürsorgezögling und einen Gefangenen wurden sie aber in ihrem Vorhaben gestört. Der Eine suchte das Weite, Vikarius Koch unter einem Bett, wo ihn die Schwiegertochter später überraschte. Er wurde von der Polizei nach Krombach geführt.  (Autorin: Hannelore Deya)

23. Kalenderwoche

 

7. Juni
Dingelstädt. Die fünfzigjährige Gedenkfeier der Gründung des Franziskanerklosters auf dem Kerbschen Berge begann am Pfingstdienstag vormittags um 10 Uhr an dem vor der Klosterfront errichteten Altar. Der hochwürdige Herr Pater Provinzial der sächsischen Franziskaner, P. Beda Kleinschmidt, feierte unter Assistenz der hochwürdigen Herren Pfarrer Schuchardt, Pfarrer Dr. Kirchberg aus Büttstedt und Pfarrer Kirchberg aus Gerbershausen das feierliche Hochamt. Zahlreiche Mitglieder des Eichsfelder Klerus brachten persönlich Ihre Glückwünsche den Herren Pater, die sie in ihrer Seelsorge so eifrig unterstützten. Die Beteiligung des gläubigen Volkes, das in Scharen zum „Berge“ eilte, bewies seine Anhänglichkeit zum Franziskanerkloster. Nach Beendigung der kirchlichen Feier überreichten Magistrat und Stadtverordnete das Geschenk der Stadt Dingelstädt, einen silbernen vergoldeten Kelch.
8. Juni
Bernterode. Die für die Arbeiter der Aktiengesellschaft Deutsche Kaliwerke bestimmte erste Sendung Ferkel ist am vergangenen Sonnabend eingetroffen. Es gelangten vorläufig 34 Stück zur Verteilung. Wie man von den Arbeitern hört, waren es durchweg schöne kräftige Tiere. Sie fanden denn auch reißenden Absatz. 4 Wochen alte Ferkel kosteten 30 Mark, etwas ältere 33-36 Mark das Stück. Die Käufer waren alle sehr zufrieden über den Preis, leider mussten viele leer wieder nachhause.
9. Juni
Duderstadt eine unliebsame Entdeckung hat man hier auf den Roggenfeldern gemacht. Ein Getreidewurm tritt dort in erschreckender Weise auf und vernichtet die Hoffnung auf die viel versprechende Roggenernte. Die Ähren werden von den Tieren, von unten anfangen, abgefressen, so dass nur noch der Halm ohne Ähre dasteht.
10. Juni
Heiligenstadt auf der Stadtverordnetenversammlung wurde ein Schreiben verlesen, in welchem sich ein Bürger, der außerhalb der Stadt wohnt, darüber beschwert, dass das Rufen nur in der Stadt, soweit die Stadtmauer geht, nicht aber außerhalb der Stadt vorgenommen wurde. Allgemein war man der Ansicht, dass man hier wohl Grenzen nicht ziehen könne, dann hätten alle Bürger, wo dieselben wohnen das Recht, zu verlangen, dass auch dort ausgerufen werde. Angeregt wurde bei dieser Gelegenheit, dass ausrufen doch gänzlich einzustellen und sich der hiesigen Zeitungen zu bedienen, ferner Anschlagsäulen zu errichten, wo die Bekanntmachungen ausgehändigt werden könnten.
11. Juni
Wachstedt. Vom westlichen Kriegsschauplatz traf die Botschaft ein, dass der Landsturmmann Wilhelm Meyer von hier in den heißen Kämpfen bei Verdun den Tod für das Vaterland erlitten hat. Die Gefallene in hinterlässt eine Witwe und sieben unmündige Kinder. 
11. Juni
Küllstedt. Der Witwe Margarethe Dober hier selbst wurde die Nachricht zuteil, dass ihr Sohn der Jäger zu Pferde Georg Dobert im Jägerregiment zu Pferde Nr. 2, Langensalza, am 18. Februar des Jahres im Gefangenenlager Irkutsk in Sibirien ja im Jahr Alter von 22 Jahren gestorben ist.
13. Juni
Worbis. Der Musketiere Friedrich Sperling in Infanterieregiment Nummer 94 starb am 29. Mai im 23. Lebensjahre den Heldentod. In Russland war schon einmal vom Regiment als vermisst gemeldet. Jetzt traf ihn auf einem anderen Kriegsschauplatz die feindliche Kugel. Ein Bruder von ihm, der bereits dreimal verwundet wurde, befindet sich im hiesigen Lazarett. Am 3. Juni fiel im Alter von 21 Jahren bei den gleichen schweren Kämpfen der Füsilier Karl Reschwamm von hier im Grenadier-Regiment Nummer 1.  (Autorin: Hannelore Deya)

24. Kalenderwoche

 

14. Juni
Schwester Erika Wedekind, Tochter des aus Duderstadt gebürtigen Oberstadtsekretär Wedekind in Altona, erhielt in Anerkennung ein und einvierteljähriger Tätigkeit in verschiedenen Seuchenlazaretten des westlichen Kriegsschauplatz die Rote Kreuz-Medaille.
15. Juni
Hohengandern. Ein Unglücksfall mit tödlichem Ausgang hat sich Freitagmorgen auf der Bahn zwischen den Stationen Reichenberg und Friedland zugetragen. Der unverheiratete Wanderarbeiter Sippel Sohn, vom Schafmeister Sippel Hohengandern, welcher auf dem Bahnkörper zu tun hatte und über die Gleise schritt, war einem von Eichenberg kommenden Personenzug ausgewichen und in dessen Nebengleis getreten, als im nächsten Moment der nach Kassel fahrende Frühschnellzug herangesaust kam, ihn überfuhr und auf der Stelle tötete.
16. Juni
Heiligenstadt. 60 Verwundete vom westlichen Kriegsschauplatz trafen gestern Abend 9 Uhr hier ein. Davon erhielt die Krankenheilanstalt 38 und das Johanniterkrankenhaus 22 Verwundete. Mit einigen Flaschen Wein musste dankbar eine ungenannte edle Spenderin die tapferen Krieger in der Krankenheilanstalt. Herzlichen Dank der lieben Spenderin! 
17. Juni
Mackenrode. Den Heldentod fürs Vaterland starb am 18. Juni im Kampfe gegen Russland der Reservist Leonard Gille, Sohn von Heinrich Gille. Es ist dies der zehnte Gefallene aus unserem Dorfe. Gille hinterlässt Frau und ein unmündiges Kind. Ehre seinem Andenken.
18. Juni
Heiligenstadt. Seemannstod. Dem Bruder des in der großen Seeschlacht gefallenen Ober-Bottelier Heinrich Flucke, Ziegeleibesitzer Flucke, ging folgendes Schreiben und eine Skizze zu, wo der tapfere Held in der Nordsee ruht: „Ich erfülle eine traurige, schmerzliche Pflicht über den Tod unseres tapferen Kameraden Heinrich Lucke zu berichten: Er erlitt den Heldentod, tapfer streitend für unser geliebtes Vaterland. Mit meiner Versicherung, dass die ganze Besatzung der S. M. S. „Lützow“ ihrem tapferen, guten Kameraden stets das Beste Andenken bewahren wird, spreche ich Ihnen mein und aller Kameraden aufrichtiges Mitgefühlen aus. Hards, Kapitän zur See und Kommandant.
 
20. Juni
Neuseesen hiesige Einwohner bemerkten vorgestern Mittag ein Feuer im Walde daraufhin umzingelten ein Wachmann, welche hier arbeitende Gefangene beaufsichtigt, und Einwohner von ihren den Wald. Fünf gefangene Russen, welche in Hameln entwichen sein sollen, hielten sich darin versteckt. Sie wurden sofort nach Hameln zurückgefordert. Sie haben sich nicht lange der goldenen Freiheit erfreut.  (Autorin: Hannelore Deya)

25. Kalenderwoche

 

1. Juni
Zur Generaloberin des Ordens der „Christlichen Schulen von der Barmherzigkeit“ wurde die Oberin des Mutterhauses der Schulschwestern zu Heiligenstadt, Schwester der Bernatha, geborene Agathe Hagemann aus Saerbeck, gewählt. 
Eine Revision in dem hiesigen Vereinslazarett fand gestern durch Herrn ober Generalsarzt Uvenweg aus Kassel statt.
22. Juni
Geismar. Die Wallfahrt nach dem Hülfersberg wies auch in diesem Jahre trotz der Kriegszeit eine starke Beteiligung vom ganzen Eichsfeld auf. Bei dem schönen Wetter waren besonders vorgestern Vormittag große Pilgerscharen auf den Hülfersberg versammelt.
Duderstadt. Eine Goldannahmestelle zum Zwecke der Hebung der Reichsbank-Goldvorräte ist hier im Hause des Justizrats Schmidt eingerichtet worden.
23. Juni
Die neue Leinemühle. Ein gewaltiges Feuer gestörte Ende vorigen Jahres die alte Leine- Mühle, ein für die Baugeschichte unserer Stadt sehr beachtenswertes Bauwerk mit geschnitzten Bandhölzern und Balkonbalkenköpfen; ganz von Eichenholz von so ungewöhnlicher Stärke, dass das Feuer wohl die Holzbestände zerstören, aber die Stücke nicht aufzehren konnte. Am linken Leineufer bei der Nadelfabrik liegen noch die Reste des starken und eigenartigen Eichenwerks, seine charakteristischen Formen bleiben durch Aufzeichnungen erhalten. 
Andere Zeiten! Früher schaffte die alte Mühle zum Brote für die Einwohner, jetzt hilft sie mit ihrer ganzen Kraft die Millionen kleiner Kunstwerke aus der Fabrik reinigen, glätten und glänzen, bevor sie ihren Weg nach allen Erdteilen antreten und damit hilft sie wiederum zu Brot für 400 fleißige Menschen. Allein in den hiesigen Gebäuden der Firma arbeiten jetzt, trotz des Krieges, über 300 Menschen. Um diese lohnenden Arbeitsstellen nicht einschränken zu müssen, errichtet die Firma soeben einen Neubau; trotz der Schwierigkeiten und trotz ganz erheblichen Mehrkosten für Material und Arbeit, welche der Krieg gebracht. Die Leinemühle wird also wieder erstehen als ein besonderer Teil der großen Anlage und in derselben Lage, aber sehr viel größer: In vier Geschossen von Stein und Eisenbeton werden neue Betriebe, Arbeitsstätten und Lagerräume neuzeitlich eingerichtet.
24. Juni
Bodenrode. Auf dem westlichen Kriegsschauplatz starb infolge Herzschusses bei einem Sturmangriff am 8. Juni 1916 den Heldentod fürs Vaterland Offiziersfeldwebel und Offiziersaspirant Paul Siebert, Schulamtsbewerber, Sohn des Lehrers Siebert hier, im Alter von 22 Jahren. Ehre seinem Andenken.
 
25. Juni
Duderstadt. Ein „Luft- und Badesportverein Eichsfeld“ zur Pflege sportliche Übungen und Beschaffung geeigneter Plätze für Luft- und Wasserbaden nach neuzeitlichen Grundsätzen zweckentsprechender Gesundheitspflege ist hier selbst von einer Anzahl junge Leute von hier und einer Reihe Ortschaften gegründet worden. Der Verein beabsichtigt Ortsgruppen zu bilden und sind Zuschriften an Herrn Wilhelm Rieger, Marktstraße 103, und Herrn Karl Oloth, Ecke Steintor, zu richten, von denen auch Satzungen, Werbeschriften versendet und Beitrittserklärungen (Jahresbeitrag drei Mark) entgegen genommen werden.
27. Juni
Dingelstädt. An einem trüben Tage, an dem auch die Landleute zuhause anzutreffen sind, wird der Magistrat durch Schulkinder eine Sammlung von Lebensmitteln für die Bedürftigen der Stadt veranstalten. Es sollen aber einheitlich gewährt werden: zwei Mark für das Pfund Speck, Gar- und Schlackwurst 0,15 Mark für das Ei. Wer darunter verkauft, dem wird der Restbetrag als Geschenk für die Armen angerechnet werden.  (Autorin: Hannelore Deya)

 

26. Kalenderwoche

 

28. Juni
Berlingerode. In einem Feldlazarett im Westen starb am 19. Juni 1916 der Schütze Franz Langlott infolge Verwundung und Gasvergiftung den Heldentod fürs Vaterland. Ehre seinem Andenken! 
29. Juni
Verhütung von Bränden. Gleich anderen macht auch das stellvertretende Generalskommando des 11. Armeekorps unter Aufführung einer Reihe von Vorbeugungsmaßnahmen auf die Notwendigkeit aufmerksam, namentlich auf dem Lande die Entstehung von Bränden zu verhindern. Es sei dringend notwendig, dass, solange der Krieg dauert, dass keine Scheune, kein Stall, keinen Wald, kein Moor, keine Vorräte durch Feuer vernichtet werden. Was vernichtet werde, helfe unseren Feinden den Krieg zu verlängern; was erhalten bleibe, helfe uns den Sieg zu erringen.
30. Juni
Zella. Hilfsschwester Dorothea Kaiser von hier erhielt in Magdeburg die Rote Kreuz-Medaille dritter Klasse.
Invalidenkarten-Revision. In Heiligenstadt findet gegenwärtig eine Revision so genannter Invalidenkarten statt. Wir empfehlen deshalb unseren Lesern dringend, die Karten sofort einer Nachprüfung zu unterziehen.

1. Juli
Westhausen. Den ersten weiblichen Bäckergesellen des Eichsfeldes dürfte unser Ort aufzuweisen haben. Fräulein Emilie Hackethal, welche bei ihrem Bruder dem Bäckermeister Otto Hackethal, eine dreijährige Lehrzeit zurücklegte, bestand vor der zuständigen Prüfungskommission ihre Gesellenprüfung mit gutem Erfolg. Seit Beginn des Krieges führt der neue Bäckergeselle infolge Einberufung des Meisters das Handwerk selbstständig.
2. Juli
Freienhagen. Bei dem Gewitter am Freitag schlug gegen 9 Uhr abends der Blitz in die Scheune und in den Pferdestall des Landwirts Franz Raub, die bald in hellen Flammen standen. Das Feuer griff auch den Kuhstall und das Wohnhaus des Genannten. Durch den Blitz wurde ein sehr wertvolles Pferd getötet. Das übrige Vieh konnte mit knapper Not in Sicherheit gebracht werden. Durch das tatkräftige Eingreifende der hiesigen und der Feuerwehr von Rohrberg gelang es schließlich, das Feuer auf seinen Herd zu beschränken. 
3. Juli
Bornhagen. Bei dem letzten Gewitter schlug der Blitz in die hiesige evangelische Kirche ein und richtete sehr erheblichen Schaden an. Der Turm sowie auch die Inneneinrichtung der Kirche wurden schwer beschädigt, so dass umfangreiche Reparaturarbeiten und hohe Kosten entstehen werden.
4. Juli
Bockelnhagen. Bei dem Gewitter, das am Donnerstag über das Eichsfeld zog, sind von hier drei Kühe auf der Weide vom Blitz erschlagen. Der Besitzer stand nicht weit entfernt davon und musste tatenlos sehen, wie seine drei Kühe durch einen Blitzschlag getötet wurden.  (Autorin: Hannelore Deya)

27. Kalenderwoche

 

6. Juli
Bodensee. In den letzten acht Tagen sind drei Bodenseeer Kriegsteilnehmer auf dem Felde der Ehre gefallen und zwar die Unteroffiziere der Reserve Becker und Ernst Breithaupt, sowie der Gardemann Heinrich Kühne. Im Ganzen sind bis jetzt 13 aus Bodensee gefallen.
7. Juli
Duderstadt. An den hiesigen Seminarkursen fand in diesen Tagen die Entlassungsprüfung statt. Alle zehn zugelassenen Zöglinge bestanden die Prüfung. Alle zehn Prüflinge traten in das Heer ein, sieben davon als Kriegsfreiwillige.
Am 20. Juni empfingen 22 Schüler des hiesigen königlichen Gymnasiums die erste heilige Kommunion. Der Kirchenvorstand der evangelisch-lutherischen Gemeinde erlässt einen Aufruf mit der Bitte um Gaben zur Wiederherstellung der abgebrannten Sankt Servatius-Kirche.
8. Juli
Schilfrohr als Futter. Der preußische Landwirtschaftsminister gibt folgendes bekannt: Der trockene Sommer dieses Jahres hat zur Folge gehabt, dass der erste Schnitt der Heuernte mancher Orts der Menge nach wenig befriedigte, auch das Stroh, namentlich das Sommerstroh, wird trotz der inzwischen eingetretenen Niederschläge kurz bleiben. Man wird also mit darauf Futter sparsam wirtschaften müssen. Es sei deshalb darauf aufmerksam gemacht, dass das Schilfrohr, auch Reet genannt, sowohl grün als getrocknet ein recht brauchbares Futter darstellt, nur muss es bei Zeiten, d.h. vor der Blüte, spätestens Anfang Juli zum ersten Mal geschnitten werden. Es liefert gewöhnlich noch zwei Nachschnitte. 
9. Juli
Dingelstädt. Den Heldentod starb der Ersatzreservist Heinrich Frankenberg, Sohn vom Pferdehändler Frankenberg hier selbst, nachdem er erst vor einigen Wochen ausgerückt war.
10. Juli
Rüstungen. Bald nach der Nachricht von dem Heldentode des Jünglings Xaver Misgenski, der im April dem östlichen Kriegsschauplatz gefallen ist, kommt die Trauerkunde, dass der Jüngling Karl Döhring von hier am 16. Juni in Frankreich auf dem Felde der Ehre gefallen ist. Das ist bereits der vierte Krieger aus unserer kleinen Gemeinde, der den Tod für das Vaterland erduldet hat. Ein anderer Krieger, der Wehrmann Johann Döring, der seit etwa zwei Jahren verheiratet ist, wird seit Anfang des Monats vermisst und ist wahrscheinlich in russische Gefangenschaft geraten.
11. Juli
Auf dem Felde der Ehre fiel der Einjährig-Freiwillige Fritz Würke, der jüngste von drei im Felde stehenden Söhnen des Provinzial-Straßenmeisters Würke aus Heiligenstadt. Bei Ausbruch des Krieges verließ er seine Ausbildungsstätte, um mit patriotischer Begeisterung für das Vaterland zu kämpfen. Nachdem er auf dem westlichen Kriegsschauplatz verwundet war, rückte er nach seiner Wiedergenesung wieder aus. In den Kämpfen in Galizien fand jetzt den Heldentod.  (Autorin: Hannelore Deya)
 


28. Kalenderwoche


28. Juli
Aus der Verlustliste Nr. 262 vom 30. Juni 1915. Unterofizier Fiedler aus Kella, vermisst. Wehrmann Hieronymus Ballhausen Hülferode, vermisst. Wehrmann Michael Schuchardt aus Dingelstädt, vermisst. Unteroffizier Clemens Stolze Goschenrode, vermisst. Wehrmann August Große aus Breitenworbis in Gefangenschaft. Musketier Johann Hertung Geisleden, bisher vermisst, jetzt in Gefangenschaft. Gefreiter Johann Scholz aus Reudelstein, gefallen. Musketiere Karl Dölle aus Gernrode, leicht verwundet. Kriegsfreiwilliger Theodor Lindemann aus Heiligenstadt, gefallen.
14. Juli
Das Einjährige für Kriegs-Seminaristen. Durch kaiserlichen Erlass aus dem Hauptquartier wird eine Erweiterung der Möglichkeit angeordnet, im Felde stehenden Zöglingen von Lehrerseminaren das Einjährig-Freiwilligen Zeugnis zu erteilen. Ausnahmsweise kann das Zeugnis jetzt schon erteilt werden, soweit diese Schüler während des gegenwärtigen Krieges bereits in den Heeresdienst eingetreten sind und beim Eintritt das 17. Lebensjahr vollendet hatten.
15. Juli 
Mengerode. Auf seiner Firmenweihe- und Visitationsreise kam der Hochwürdige Herr Weihbischof am Mittwochabend hier an. Die Häuser und Straßen waren zum Empfang des hohen Gastes mit Büschen und Girlanden festlich geschmückt. Jung und Alt hatte sich am Dorfeingang eingefunden, von wo der Kirchenfürst dann in feierlicher Prozession zur Kirche geleitet wurde. Nach einer kurzen Ansprache des Herrn Weihbischofs wurde dieser wieder in Prozession nach der Pfarrei geführt. Am Donnerstag früh wurde für etwa 100 Firmlinge von hier und aus der Filialgemeinde Steinheuterode das heilige Sakrament gespendet. Nachmittags gegen 5:00 Uhr erfolgte nach kurzem Aufenthalt in Uder die Weiterfahrt nach Rustenfelde.
16. Juli
Aus der Verlustliste Nr. 263 vom 1. Juli 1915: Schütze August Görres aus Heiligenstadt leicht verwundet. Infanterist Anselm Mühlhaus aus Gernrode leicht verwundet. Infanterist Wilhelm Hosbach aus Mengelrode leicht verwundet. Infanterist Zacharias Werner aus Heiligenstadt, schwer verwundet. Infanterist Philipp Klosik aus Wingerode, vermisst. Unteroffizier Christian Berglink aus Freienhagen leicht verwundet. Jäger Johann Volkwein aus Hohengandern schwer verwundet. Jäger zu Pferde Ferdinand Krefeld aus Geismar vermisst.
17. Juli
Lichtspielpalast, erstklassiges Theater am Platze: Im Saale des Hotel Reichshof finden morgen Sonntag, den 4. Juli, nachmittags 3:00 Uhr und abends 8:00 Uhr die ersten Aufführungen statt. Zur Aufführung kommen: „Das Gesicht am Fenster“. Drama in drei Akten. „Die Tochter des Arztes“ Drama. „Trapezkünstlerinnen“ Tänzerinnen. Die Truppe „Solo-Kraft“ Künstler. „Flugzeugbau“ - lehrreiche Naturaufnahmen. Die Darbietungen werden durch einen erstklassigen Ernemann-Imperatorapparat bewirkt, welche ein plastisches und vielmehr freies Bild wiedergibt. Die Einrichtung ist mit allen Neuerungen versehen und es kann für eine stets befriedigende, dezente Aufführung garantiert werden.
18. Juli
Die Verwendung von Dummdummgeschossen. Die Norddeutsche Allgemeine Zeitung meldet über die Verwendung von Dummdummgeschossen bei den Russen: Bei der Gefangenenvernehmung sagte ein gefangener Russe ohne Zwang und Einfluss aus, dass er gesehen habe, wie der Offizier seiner Rotte von 15 Geschossen die Spitze abgeschnitten hätte und könne beschwören, dass auf Befehl des Offiziers zwei Leute das gleiche taten.  (Autorin: Hannelore Deya)
 

29. Kalenderwoche

 

20. Juli
Ein glücklicher U-Boot-Tag. Wie die Nachrichtenagentur Reuter meldet, ist der britische Dampfer Weihbury (3591 t) mit Zuckerladung von Kuba nach England unterwegs, von einem deutschen Unterseeboot an der irischen Küste versenkt worden. Die Besatzung ist gerettet.
21. Juli
Arenshausen. Herr Lehrer Rasemann, bisher Offiziersstellvertreter in einem Landsturmbataillon, ist zum Leuten Leutnant befördert.
Kreuzgeber. Der Ersatzreservisten Bernhard Börner von hier starb am 23. Juni im Westen den Heldentod fürs Vaterland. Auf dem Militärfriedhof im Walde Mort-Mare südwestlich Essey fand er seine Ruhestätte.
22. Juli
Niederorschel. Zum Assistenzarzt befördert wurde Dr. Neuberg von hier beim Reserve-Artillerieregiment Nr. 18. Der bisherige Schulze für den Ort hat aus Gesundheit Gründen sein Amt niedergelegt.
Vizeweltmeister Leo und hart Siegel Silberhausen erhielt auf dem westlichen Kriegsschauplatz das Eiserne Kreuz.
23. Juli
Aus der Verlustliste Nummer 264 vom 2. Juli 1915: Gefreiter Josef Schütze, Wingerode, gefallen. Unteroffizier Hermann Jacobi, Bickenriede, schwer verwundet und vermisst. Unteroffizier Hans Beckmann, Westerode, gefallen. Grenadier Alys Zapfe, Geulingen, gefallen. Grenadier Johann Goldmann, Seeburg, gefallen. Grenadier August Joß, Lindau, leicht verwundet. Gefreiter Blank, Bernterode, leicht verwundet.
Presse und Krieg. Schon über 800 Zeitungen in Deutschland haben, veranlasst durch die riesigen Anforderungen der Kriegszeit, ihr Erscheinen eingestellt.
24. Juli
Siemerode. Der hochwürdige Herr Weihbischof traf gestern Früh gegen 8:00 Uhr auf seiner Firmenreise von Günterode kommend hier ein. Am Eingang des Dorfes wurde der hohe Gast von Herrn Pfarrer Dölle empfangen und in feierlicher Prozession zur Kirche geführt, wo er etwa 100 Firmlingen von hier und Bischhagen die heilige Firmung spendete. Gegen 3:00 Uhr begab sich der Herr Bischof nach Mengelrode, wo ebenfalls feierlich empfangen wurde. Nachdem er an ca. 90-100 junge Christen von Mengelrode und Streitholz das heilige Sakrament ausgeteilt hatte, erfolgte um 8:00 Uhr abends die Weiterfahrt nach Rengelrode.
25. Juli
Kreuzgeber. Die Familie Maurer August Schneemann erhielt die Nachricht, dass ihr Sohn Karl Schneemann in Galizien am 12. Juni den Heldentod gestorben ist. Vor Ausbruch des Krieges war er Architekt in Düren.
 

 

27. Juli
Großtöpfer. Das Eisfelder Missionsfest des evangelischen Kirchenkreises Heiligenstadt, das am Dienstag hier abgehalten wurde, nahm vom Wetter begünstigt einen schönen Verlauf. Zahlreiche Gäste vom Ober- und Untereichsfeld hatten sich dazu eingefunden. Das Fest wurde um halb 12:00 Uhr mit dem Gottesdienst eröffnet. Die Liturgie hielt Herr Pfarrer Blumenthal aus Großtöpfer, die Festpredigt Herr Missionar Pate aus Berlin.
28. Juli
Eine Bekanntmachung Betreff Herstellungsverbot für Baumwollstoffe wird amtlich veröffentlicht. Es dürfen in des infolgedessen vom 1. August 1915 bis auf weiteres nachstehend aufgeführte, ausschließlich oder vorwiegend aus Baumwolle zu fertigende Web- und Wirkwaren nicht mehr hergestellt werden: Stoffe für Leib- und Bettwäsche, Stoffe für Haus- und Tischwäsche, Kleider- und Futterstoffe, Stoffe für Inneneinrichtung, Stoffe für technische Artikel, Bänder, Litzen, Riemen, Gurte, Besatzartikel, Posamenten und Wirkwaren jeder Art.
29. Juli
Bekanntmachung. Das in Gemäßheit des Gerichtsverfassungsgesetzes vom 27. Januar 1877 für den hiesigen Stadtbezirk aufgestellte Verzeichnis der in hiesiger Gemeinde wohnhaften Personen, welche zum Schöffenamt oder als Geschworene berufen werden können, liegt vom 1. August des Jahres ab eine Woche zu jedermanns Einsicht offen. Einsprüche gegen die Richtigkeit oder Vollständigkeit dieser Urliste können erhoben werden. 
30. Juli
Im Privathaushalt täglich Kuchen backen zu können, ermöglicht eine erneute Änderung der Brotordnung für die hiesige Stadt. Durch die Neureglung wird bestimmt, dass in Bäckereien und Konditoreien nur am Montag und am Donnerstag Kuchen gebacken werden darf. Daraus ergibt sich die oben erwähnte Erleichterung für den Privathaushalt. 
31. Juli
Zum Barfußgehen der Kinder hat der preußische Kultusminister folgende Verfügung erlassen: Es ist zu meiner Kenntnis gekommen, das Kindern einer Landschule von ihrem Lehrer verboten worden ist, immer barfuß zur Schule zu kommen. Ein derartiges Verbot mag in Friedenszeiten in Fällen, in denen eine besondere Veranlassung vorliegt, gerechtfertigt sein. Während der Kriegszeit, zumal auf dem Lande und in den ländlichen Verhältnissen, ist von einem solchen Verbot schon deshalb abzusehen, weil es den Eltern wegen der gesteigerten Preise nicht immer leicht fallen wird ihre Kinder mit dem notwendigen Schuhwerk zu versorgen.

1. August
Beuren
Bei dem am Sonnabend hier niedergehenden Gewitter wurde ein polnischer Knecht des Klostergutes Beuren oberhalb des Gutes bei der Feldscheune beim Strohaufladen vom Blitz getroffen und getötet. 
 

30. Kalenderwoche

 

3. August
Schlagsahne-Verbot. Auch das Generalkommando unseres 11. Armeekorps hat ein Verbot gegen die Herstellung und den Verkauf von Schlagsahne erlassen. Zuwiderhandlungen gegen dieses Verbot werden mit Gefängnisstrafe bis zu einem Jahr bedroht. Diese Verfügung ist veranlasst durch die Sorge um die Milchversorgung. Durch die Knappheit und die hohen Preise für die Futtermittel ist die Milchversorgung der städtischen Bevölkerung erheblich erschwert. Trotzdem aber diente bislang immer noch ein erheblicher Bruchteil der Milch zur Gewinnung von Schlagsahne. 
4. August
Den Heldentod fürs Vaterland erlitt der zweite Sohn des Herrn Werkführers Wilh. Lampe, Ersatzreservist Albert Lampe, bis zum Oktober Lehrer in Halle a. S. Ein Kamerad schreibt: „… Am 20. d. M. kam unser Bataillon zum Gefecht unweit Swolens bei dem Dorf Jadnikow. Mit viel Begeisterung, wenn auch vom Marsch ermüdet, griffen wir an. Beim zweiten Sprung in der Schützenlinie hatte Ihr Sohn Albert das Unglück, durch einen sofort tötenden Kopfschuss getroffen zu werden.“ Alle vier Söhne stehen im Feld, der dritte Sohn, Hermann Lampe, zuletzt Lehrer in Worbis, ist seit März d. J. sehr schwer verwundet. 
5. August
Worbis
Gestern früh trafen aus dem Gefangenenlager 30 russische und französische Kriegsgefangene hier ein, die auf Gut Neumühle als Erntearbeiter beschäftigt werden. 
Breitenworbis 
Im verflossenen Kriegsjahr sind aus unserer Gemeinde bis jetzt ca. 300 Mann zum Heeresdienst eingezogen; davon sind 20 Mann auf dem Feld der Ehre gefallen; einige gelten als vermisst. 9 Mann haben das Eiserne Kreuz erhalten. Verschiedene sind zu Unteroffizieren ernannt u. einige zum Feldwebel befördert. 
6. August
Witzenhausen
Dienstagabend ereignete sich hier ein schwerer Unglücksfall. Die Kleider der bei dem Dentisten Limmeroth beschäftigten 20jährigen Gehilfin gerieten bei Arbeiten, bei denen sie einen Spiritusapparat gebrauchte, durch Explosion des Apparates in Brand. Das junge Mädchen glich binnen einigen Minuten einer Feuersäule und erlitt so schwere Brandwunden, dass sie denselben in der Klinik in Göttingen erlag. 
7. August
Heiligenstadt
Schöffengericht. Vergehen gegen die Verordnung betr. Bereitung von Backwaren, war der Ehefrau des Schachtmeisters Dornieden von Bleckenrode zur Last gelegt worden, die aber am 16. April vom Schöffengericht Heiligenstadt freigesprochen wurde. Sie hat bei der Zubereitung von Brot, das sie in der Gemeindebäckerei backen lassen wollte, Streumehl verwendet. Das Schöffengericht kam zur Freisprechung, das nach dem Gesetz das Verbot der Verwendung von Streumehl nur für gewerbliche Betriebe in Betracht komme. 
8. August
Haferlieferung. Der Kreis hat der Heeresverwaltung baldigst größere Hafermengen zur Verfügung zu stellen, die im Wege der Enteignung erworben müssen, wenn nicht freihändiger Ankauf erfolgt. Der königliche Landrat ersucht die Landwirte, soweit irgend möglich, den Hafer sofort nach der Aberntung, möglichst unmittelbar vom Erntewagen zu dreschen und diejenigen Mengen, welche nicht zurückbehalten werden dürfen, sofort durch den Gemeinde- oder Gutsvorstand zu liefern.  (Autorin: Hannelore Deya)
 

 

31. Kalenderwoche

 

10. August
Gründung einer Kornhaus-Genossenschaft. Nächsten Sonntag findet hier in Heiligenstadt im „Reichshof“ eine Versammlung zwecks Gründung einer Kornhaus-Genossenschaft statt. Die Notwendigkeit einer derartigen Einrichtung für unseren Kreis ist von allen beteiligten Kreisen der Landwirtschaft bereits anerkannt worden und das leider anhaltende Regenwetter beweis von neuem schlagend, wie ungemein wichtig für das Eichsfeld die Schaffung einer mit den nötigen Lagerräumen verbundenen, guten und ausreichenden Getreidetrocknungsanlage ist. 
11. August
Teistungen
Eine eigenartige Siegesfeier leistete sich eine Einwohnerin des Dorfes Teistungen. Sie lebte seit Jahren mit dem Nachbarn in Unfrieden, der sehr oft kritische Formen annahm. Als nun der Nachbar jetzt starb, beflaggte die Frau ihr Haus und gab auf Befragen die Antwort: „Jetzt sei Friede, und bei Friedensfeiern müssen die Fahnen heraus!“
12. August
Gernrode
Seit Anfang des Krieges weilen 15 Alexianderbrüder aus dem Mutterhaus zu Aachen auf dem westlichen Kriegsschauplatz und schon seit Ende August in den Kriegslazaretten in Frankreich. In unermüdlicher Tätigkeit widmen sich dieselben seit einem Jahr der Pflege der verwundeten Soldaten, Sieben Brüder davon sind schon ausgezeichnet worden mit der Verdienstmedaille vom Roten Kreuz, davon auch ein Eichsfelder: Bruder Ladislaus Breitenstein von hier. 
13. August
Geheimer Justizrat-Landgerichtsrat v. Strombeck gestorben. Er gehörte dem Abgeordnetenhaus seit 33 Jahren, dem Reichstag seit 31 Jahren an, als Vertreter der Kreise Heiligenstadt und Worbis. Stets war er ein eifriger Verfechter der Interessen des Eichsfeldes und seiner Bewohner, um die er sich große Verdienste erworben hat. Mit gleichem Eifer betätigte er sich im Übrigen vor allem in juristischen Fragen, die die Parlamente beschäftigten. Wegen seiner Gewissenhaftigkeit war er bei Freund und Gegnern geachtet und geschätzt. 
14. August
Heiligenstadt 
Siegesstimmung herrschte heute wieder in unserer Stadt. Nachdem der Draht die bedeutungsvolle Meldung von der Eroberung der Festung Nowo Georgiewsk, dem letzten russischen Bollwerk in Polen, nach hier gebracht hatte, ertönte von den Türmen der hiesigen Kirchen Siegesgeläut. Die Beflaggung der Häuser war ziemlich allgemein. In den hiesigen Schulen versammelten sich die Schulkinder auf den Höfen. Es wurden vaterländische Lieder gesungen und Hochs auf den Kaiser ausgebracht. Der Unterricht fiel aus und die Böller der Schützenkompanie krachten und verkündeten laut den Sieg im Osten. 
15. August
Heiligenstadt
Gründung eines Konsumvereins. Gestern Nachmittag fand im „Eichsfelder Hof“ eine gut besuchte Versammlung zwecks Gründung eines Konsumvereins statt. Dieselbe war von Herrn Bauunternehmer Gries einberufen und wurde auch von ihm geleitet. Herr Direktor Ernst vom Verband der Konsumvereine der Provinz Sachsen hielt zunächst einen Vortrag über die Bedeutung der Konsumvereine und deren wirtschaftliche Seite. Herr Kaufmann Mühlhaus erklärte, dass er kein grundsätzlicher Gegner eines Konsumvereins sei, wies aber auf Nachteile hin. Herr Kaufmann Osburg empfahl, die Gründung wenigstens bis nach dem Krieg zu verschieben. Bei Abstimmung stimmten alle Anwesenden mit Ausnahme der erschienen Kaufleute für einen Konsumverein. Nachdem die Satzungen verlesen waren meldeten sich sofort 62 Teilnehmer als Mitglieder.  (Autorin: Hannelore Deya)
 

32. Kalenderwoche

 

17. August
Heiligenstadt 
Beutegeschütze fürs Rote Kreuz. Die Aufgabe des Roten Kreuzes im Krieg ist so überaus wichtig, dass sie gar nicht überschätzt werden kann. Deshalb ist es eine der vornehmsten Pflichten des Volkes, den Roten Kreuz Gaben und immer wieder Gaben zuzuführen. An Veranstaltungen zugunsten dieser Einrichtung hat es ja erfreulicherweise auch in Heiligenstadt nicht gefehlt, aber es kann nicht genug dafür getan werden. Wie wir Zeitungsnachrichten entnehmen, sind jetzt in Magdeburg Beute-Geschütze eingetroffen, die das Kriegsministerium zur Verfügung gestellt hat. Sie sind im Hof des Kaiser-Friedrich-Museums aufgestellt worden und können dort vom Publikum gegen Eintrittsgeld besichtigt werden. Der Betrag findet für Zwecke des Roten Kreuzes Verwendung. Eine solche Ausstellung würde gewiss auch in Heiligenstadt zahlreiche Besucher finden. 
18. August
Der Karussellbesitzer Düwel, welcher hier seit einiger Zeit sein Doppelkarussell aufgestellt hatte, hat dadurch, dass er bei der Ablieferung eines Goldstücks 25 Freikarten zur Benutzung des Karussells gab, 100 Mark an Gold eingenommen, welches er dem hiesigen Postamt ablieferte. Am Montagnachmittag konnten die Kinder, deren Väter im Feld sind und sich beim Karussell eingefunden hatten, kostenfrei fahren. Freudige Gesichter konnte man unter diesen Kindern sehen, die bisher nicht die Mittel hatten Karussell zu fahren. 
19. August
Frisches Petroleum. Wie die „M. Z.“ erfährt, wird vom 1. September ab wieder Petroleum an Händler zum Weiterverkauf abgegeben werden. In der letzten Zeit ist das Petroleum zurückgehalten worden. Das Leuchtöl, das man bei den Händlern erhielt, stammte aus Vorräten, über die die Händler noch von früher her verfügten. Jetzt aber soll wieder Petroleum den Händlern zur Verfügung gestellt werden. Diejenigen Gegenden, in denen die Gas- und elektrische Beleuchtung noch nicht ausreichend vorhanden ist, werden reicher bedacht. 
20. August
Heiligenstadt 
Rabattsparverein zur Gründung des Konsumvereins. Wir sind der Ansicht, dass das Entgegenkommen des Rabattsparvereins bei dem hiesigen einlaufenden Publikum Befriedigung finden dürfte und dass das gezeigte Entgegenkommen eine Grundlage bilden könnte, auf der ein Ausgleich geschaffen werden kann. Namentlich wäre die Bildung eines Konsumentenausschusses ein Mittel, das die Interessen der Verbraucher genügend vertritt, so dass sich die Gründung des Konsumvereins in der jetzigen Kriegszeit vermeiden ließe. 
21. August
Worbis
Ein geachteter Mitbürger, der frühere Prozessagent Ignaz Gertler, ist an den Folgen einer Lungenentzündung im hohen Alter von 86 Jahren entschlafen. Mit ihm ist einer der ältesten Bürger gegangen. Dem ehrenamtlichen Dienst seiner Vaterstadt widmete er sich 36 Jahre in Treue und Eifer. Im Juli 1914 trat er von seinem Amt als Beigeordneter zurück, das er 1903 begonnen hatte. 1908 wurde ihm außer sonstigen Ehrungen der Titel eines Stadtältesten verliehen. 
22. August
Ein Verwundeten-Transport kam heute Vormittag gegen 9 Uhr hier an. Insgesamt wurden 87 Verwundete vom östlichen Kriegsschauplatz hier abgesetzt und auf die hiesigen Lazarette verteilt. 
Plötzlicher Todesfall. Der Packmeister a. D. Meister, der seit einer längeren Reihe von Jahren Insasse des Krankenhauses der Barmherzigen Schwestern hier, erlitt gestern beim Mittagbrotessen einen Schlaganfall und verstarb im Alter von 75 Jahren.  (Autorin: Hannelore Deya)
 

 

33. Kalenderwoche

 

24. August
Der Eisenbahnfahrplan der Eisenbahndirektion Cassel. Gültig vom 1. Oktober 1915, bringt für Heiligenstadt und die übrigen eichsfeldischen Stationen an der Strecke Halle Cassel und Heiligenstadt-Eschwege keine größeren Veränderungen gegenüber dem jetzt gültigen Sommerfahrplan. Der Eilzug Göttingen-Gotha, der jetzt 1 Uhr 32 Min. hier abfährt, fährt ab 1. Oktober 1 Min. später, also 1 Uhr 33 Min. von Heiligenstadt ab. Personenzug 577 ebenfalls eine Minute später, statt 6.26 Uhr, 6 Uhr 27 Min. Personenzug 319 Eschwege-Leinefelde und Personenzug 344 Leinfelde- Eschwege fallen aus. 
25. August
Die Zugvögel rüsten sich zur Abreise nach dem Süden. Auf den Telegraphendräten sitzen die Schwalben, treffen ihre Vorbereitungen und beraten das Reiseziel. Ob sie noch mehr als früher in Sorge sind, zu den vogelstellerischen Italienern hinab zu fliegen? Stein- und Sturmschwalben sind die ersten, die uns verlassen und tatsächlich teilweise schon fortgezogen sind, Pirol, Bachstelze und Mauerschwalbe folgen bald nach. Diesen schließen sich der Storch, Fliegenschnäpper und Grasmücke ab, während die Haus- oder Rauchschwalben im September ziehen. 
26. August
Heiligenstadt
Machtvolles Läuten der Kirchenglocken und allgemeiner Flaggenschmuck der Stadt verkündeten gestern Nachmittag die so rasch nicht erwartete Erstürmung und Besetzung der starken russischen Festung Brest-Litowsk durch die deutsch-österreichische Truppen. Diese Ruhmestat erregte in der ganzen Bevölkerung Freude und Begeisterung. Abends zog die Jugend, Vaterlandslieder singend, durch die Stadt. Um ihrer Freude Ausdruck zu verleihen. 
(Nur wäre zu wünschen, dass die Siegesfeiern in Heiligenstadt von maßgebender Stelle arrangiert würden und dass bei großen Ereignissen ein offizieller Redner bestimmt würde.
27. August
Tannenberg vor einem Jahr gefallen. Die Schulen hiesiger Stadt waren heute aus Anlass des Falles von Brest-Litowsk geschlossen. Das war eine besonders große Freude bei dem heutigen schönen Wetter. Heute jährt sich der erste Tag der Schlacht bei Tannenberg. Würdiger konnte der große Sieger im Osten ihn nicht begehen! 
28. August
Das Erntewetter scheint nun endlich mit Wärme und Trockenheit günstiger zu werden, nachdem die Hundstage, man könnte fast annehmen unter dem Einfluss des Siebenschläfers gründlich verregnet sind. Mag auch manche Feldfrucht infolge dieser ständigen Feuchtigkeit verdorben sein, so ist doch noch zu hoffen, dass die Ernte jetzt im großen Ganzen glücklich geborgen werden kann. 
29. August
Die Feld- und Gartendiebstähle nehmen noch immer überhand. Bald werden Kartoffeln, bald Ähren, bald wird Gemüse gestohlen. Dadurch entsteht eine Schädigung der Allgemeinheit, die nicht scharf genug verurteilt werden kann. Aber auch jeder einzelne Bestohlene wird natürlich dort genug betroffen. Handelt es sich doch vielfach um Feldfrüchte, die von den Frauen unter Aufbietung aller Kraft allein bearbeitet worden sind. Jetzt werden die Frauen um ihren wohl verdienten Lohn gebracht.  (Autorin: Hannelore Deya)
 
 
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