Wochenschau Grimmen 1918 - erlesen und recherchiert aus der Grimmer Zeitung
03. Kalenderwoche
Richtigstellung. Für viele unserer Leser dürfte es von Interesse sein zu erfahren, dass der Pommersche Viehhandelsverband durchaus keine Monopolstellung im Aufkauf des Viehes erstrebt. Im Gegenteil, der Verband weiß sehr genau, dass er auf die Hilfe der Viehaufkäufer nicht verzichten kann. Zwar ist der bargeldlose Zahlungsverkehr durchaus im vaterländischen Interesse und auch für jedermann vorteilhaft, doch der Aufkauf des Schlachtviehes wird in der alten Weise gehandhabt.
Viele Befürchtungen sind laut geworden, dass der durch den Verkauf von Goldsachen oder Juwelen an die Goldankaufstellen erzielte Betrag kriegssteuerpflichtig werden könnte. Diese Auffassung ist im Allgemeinen nichtzutreffend. Nach dem Kriegssteuergesetz unterliegt der Vermögenszuwachs, der aus der Veräußerung von Schmucksachen usw. entsteht, nicht der Kriegssteuer. Es wird auch weiterhin angenommen, dass eine Veräußerung von Goldsachen oder Schmuck nicht der Steuerpflicht unterliegt.
Von der Stadt. Die in den Jahren 1854 bis einschließlich 1877 auf dem hiesigen Friedhof belegten Grabstellen sollen eingeebnet und wieder belegt werden. Wir fordern daher die Angehörigen der in obigen Jahren beerdigten Personen hierdurch auf, die auf und bei den Grabhügeln befindlichen Denkzeichen, Gitter, Bäume und Sträucher innerhalb 4 Wochen zu entfernen, andernfalls wir die Beseitigung der Denkzeichen usw. vornehmen und über die entfernten Gegenstände zum Nutzen der Stadt verfügen werden.
Postalisches. Die Zahl solcher Pakete, die bei irgendeiner Postanstalt oder in irgendeiner Bahnpost ohne Aufschrift vorgefunden werden, wächst von Monat zu Monat. Dies ist die Folge von ungenügender Befestigung der Anschrift, so dass sich eine schwierige Unterbringung der Pakete ergibt, in vielen Fällen ganz unmöglich wird. Es ist ratsam, in jedes Paket eine doppelte Aufschrift zu befestigen. (Autorin: Hannelore Deya)
04. Kalenderwoche
Jugendfürsorge. Gerade in diesen Kriegstagen bedarf es immer wieder hervorzuheben, dass wir auf Grund eines staatlichen Zuschusses einen Verein für Jugendfürsorge haben. Die Leitung liegt in den Händen des Herrn Landgerichtspräsidenten Blankmeister. Der Verein will der sittlich gefährdeten, weiblichen und männlichen Jugend, auf privatem Wege mit Rat und Tat helfen. In vielen Fällen ist es bereits gelungen, jungen Leuten, die sich in Nöten befanden, eine geeignete Unterkunft zu beschaffen und auf geordnete Wege zurückzuführen.
Neue Privat- Leichengesellschaft. Auf der diesjährigen Generalversammlung hatte Herr Altermann Griwahn gebeten, ihn von seinem Amt zu entbinden, da er seines hohen Alters wegen nicht mehr im Stande sei, die Geschäfte der Gesellschaft zu führen. Herr Griwahn führte seit dem Jahr 1867 das Amt eines Direktors der Gesellschaft mit ganzer Kraft. Herr Altermann Dettmann widmete ihm herzliche Worte des Dankes und betonte besonders die Verdienste während seiner langjährigen Tätigkeit. Es wurde beschlossen Herrn Griwahn eine besondere Ehrung zukommen zu lassen.
Säuglingspflegeschule. Dem Wunsch weiter Kreise nach beruflich ausgebildeten Säuglings- und Kinderpflegerinnen ist unlängst von der Regierung Rechnung getragen worden durch die Errichtung von staatlichen Säuglingspflegschulen. In Pommern sind die Universitäts- Kinderklinik und das Säuglingsheim in Greifswald als Säuglingspflegeschule staatlich anerkannt worden. Die Kurse beginnen am 1. April und 1. Oktober und hat die Anmeldung von Schülerinnen, Lehrerinnen und Hebammen bereits begonnen.
Aufklärungswoche für Landwirte und im öffentlichen Leben stehende Persönlichkeiten. Um Einblicke in die schwierigen Lebensverhältnisse der Arbeiterbevölkerung im Industriebezirk Westfalen zu erhalten, werden eine Reihe von Vorträge und Besichtigungen vor Ort durchgeführt. Etwa 200 Personen aus allen Provinzen Preußens sind geladen. Allerdings sind damit große Anstrengungen verbunden, namentlich die Einfahrt mit der Morgenschicht ins Bergwerk z. Bsp. Kein besseres Mittel gibt es, um der Entfremdung zwischen Stadt und Land entgegenzuwirken und einander zu unterstützen in der schweren Kriegszeit.
Fettkartenschwindel. Seit längerer Zeit wurde bemerkt, dass zwei auswärtige Schüler in den hiesigen Butterverkaufsstellen größere Mengen Butter gegen die vorgeschriebenen Fettkarten aufzukaufen versuchten. Am Sonnabend wurden sie erwischt, als sie auf einer Stelle für ca. 100 Fettkarten Butter eingekauft hatten. Dem Kaufmann haben die Schüler erklärt, dass sie vom Land seien und die Butter für andere Leute mitnahmen. Wie sich herausstellte waren sie Schüler höherer Lehranstalten, die auf die Weise ihre Geschäfte betrieben und die Butter teuer weiterverkauften. (Autorin: Hannelore Deya)
05. Kalenderwoche
Gr. Miltzow. In einer gut besuchten Versammlung des landwirtschaftlichen Vereins sprach Gartenbaudirektor Stobbe, Stralsund, über sämtliche gegenwärtigen Probleme des Feldgemüsebaus. Am Ende hieß es „Baue selbst, dann weißt Du was Du hast“ und es wurde empfohlen mindestens den eigenen Bedarf an Saatgut selbst zu ziehen und damit unabhängig zu sein. Dem durch viele Beispiele aus der Praxis belebten Vortrag folgte eine Besprechung.
Kaisers Geburtstag. Der diesjährige Geburtstag unseres Kaisers wurde vormittags durch einen gut besuchten Festgottesdienst in der Marienkirche gefeiert, an welchen die Behörden und patriotischen Vereine teilnahmen. Des Abends fand im Deutschen Haus ein Appell des Kriegervereins statt. In Stoltenhagen wurde neben einem Festgottesdienst ein öffentlicher Unterhaltungsabend im Schulhaus veranstaltet, an der sich viele Leute beteiligten.
Betrug. Vor einigen Tagen reiste eine hiesige aus Ostpreußen zugezogene Einwohnerin nach Greifswald, um dort in der Klinik ihrer Niederkunft entgegen zu sehen. Noch an demselben Tag kehrte sie mit einem Kind zurück und erklärte allen, dass sie wegen Überfüllung der Klinik entlassen worden sei. Auf Nachfragen hat sich herausgestellt, dass die Frau gar nicht geboren, sondern in Greifswald ein Ammenkind als eigen übernommen hat. Sie hat ihren Zustand geschickt vorzutäuschen gewusst, um Lebensmittelzusatzkarten zu erhalten und wird sich nun vor Gericht verantworten müssen.
Ackerverkauf. Der auf den Namen des Kaufmanns Friedrich Heiden im Grundbuch von Gremersdorf, Band II, Blatt 81, verzeichnete Acker zur Größe von 6 ha, 22 ar, 98 qm, gelegen in der Gremersdorfer Flur an der Grenze von Hohenbarnekow und an der Dorfstasse, soll an den Meistbietenden verlauft werden. Zu diesem Zweck ist im Gasthaus zu Gremersdorf ein Termin zur Abgabe von Geboten anberaumt worden. Kaufbedingungen liegen im Geschäftszimmer aus. Dr. Fischer, Rechtsanwalt u. Notar in Grimmen.
Evangelischer Arbeiterverein. Im Lokal des Gastwirts Drake hielt der Verein eine Generalversammlung ab, die vom Vorsitzenden Herrn Pastor Fischer mit einer Ansprache eröffnet wurde. Die Mitgliederzahl betrug am Schluss des Geschäftsjahres 157, drei Mitglieder sind auf dem Feld der Ehre gefallen. An Sterbegeld wurde im Jahr 1915 180 Mark, im Jahr 1916 225 Mark und im Jahr 1917 230 Mark ausgezahlt. Die statutenmäßig ausscheidenden Vorstandsmitglieder, die Herren Meinke und Guth wurden wiedergewählt
Diebstahl. In vergangener Nacht hatten dreiste Diebe dem Mühlenbesitzer G. Bentzien einen unerfreulichen Besuch abgestattet. Durch einfaches Eindrücken einer Fensterscheibe der Mühle gelang es ihnen aus einem Sack, der am Fenster stand und mit Roggen gefüllt war, ca. 1 ½ Zentner zu stehlen. Sofort angestellte Ermittlungen durch den Schutzmann verliefen ergebnislos, doch steht es fest, dass die Täter sich gut auskannten.
2. Februar
Zur Berufswahl junger Mädchen. Eltern und Vormünder sowie Mädchen, die vor einer Berufswahl stehen, möchten wir auf Heime des Vereins „Jugendschutz“ hinweisen. In den Heimen I und II Berlin werden Haushaltungsschulen und billige Kurse angeboten. Insbesondere für: Kochen, Servieren, Plätten, Schneidern und Weißnähen mit Schnittzeichnen. Es gibt auch Freistellen für Kriegskinder. - Laut ministerieller Verfügung wird der Besuch dieser Haushaltungsschulen als Ersatz für den Besuch des Hauswirtschaftlichen Unterrichts in der der Pflichtfortbildungsschule anerkannt. (Autorin: Hannelore Deya)
06. Kalenderwoche
Die Sammlungen unserer Schulen von Brennnesseln, Altpapier, Mehlbeeren, Obstkernen haben einen Reinertrag von 162,55 Mark ergeben. Diese Summe ist dem Roten Kreuz mit der Bitte um Verwendung für erblindete Krieger überwiesen worden. Allen Gebern wird gedankt, besonders aber der Schuljugend für ihre eifrige Kriegshilfe und ermuntern sie zu weiterer Sammeltätigkeit im Dienst des Vaterlandes.
Das Gold dem Vaterland! Dieser Ruf ergeht immer wieder an alle Bewohner von Stadt und Land. – Das Land braucht jetzt aber auch unser Silber, und da wenden wir uns an alle Männer und Frauen mit der dringenden Bitte, bringt uns eure silbernen Gebrauchs- und Schmuckgegenstände, dass wir letzten Endes als Sieger aus dem Krieg hervorgehen. Das Silber wird wie das Gold zu einem angemessenen Preis (1 Gramm 13 Pfennig) angekauft, geht in die Schmelzstätten und als Barren in die Reichsbank, um so im wirtschaftlichen Krieg eingesetzt zu werden.
Landwirtschaftlicher Verein. Der landwirtschaftliche Verein Grimmen hielt im Deutschen Haus seine erste Versammlung im neuen Jahr ab. An Stelle des krankheitshalber verhinderten Vorsitzenden, eröffnete Herr Amtsrat Kroos, Glashagen, die Versammlung. Nach Erledigung der geschäftlichen Angelegenheiten hielt Herr Rektor Uhsemann, Stralsund einen Vortrag über „Die Arbeitsverhältnisse nach dem Krieg“. Hierauf referierte der Vertreter der Firma Betcke, über „Kraftrohanlagen“. An den Vorträgen schloss sich eine rege Debatte mit 35 Mitgliedern.
Mehrere Büdner aus Siebertshagen waren einer landrätlichen Verfügung, ihre Milch an die Molkerei in Papenhagen abzuliefern, nicht nachgekommen und wurden wegen Übertretung einer Verfügung des Kreisausschusses mit einer Geldstrafe von zehn Mark bestraft.
Im November v. Js. wurde in Deutschen Haus durch Fahrlässigkeit des Hausdieners Str. der Tod des Kutschers Buck aus Hankenhagen verursacht. Der Hausdiener besaß einen Revolver und zeigte diesen dem Buck. Bei dieser Gelegenheit entlud sich der geladene Revolver und die Kugel drang dem B. in die Schläfe, worauf nach einigen Stunden der Tod eintrat. Str. hatte sich in der letzten Schöffensitzung zu verantworten. Wegen fahrlässiger Tötung wurde der Beschuldigte zu einer Gefängnisstrafe von drei Monaten verurteilt und auf die Einziehung des Revolvers erkannt.
Städtisches. Das bürgerschaftliche Kollegium hielt unter dem Vorsitz ihres Vorstehers eine Sitzung ab. Nach der Geschäftsordnung sind in der ersten Sitzung der Vorsteher, sowie dessen Stellvertreter neu zu wählen. Zum Vorsteher wurde Kaufmann Waberg und zu dessen Stellvertreter Ackerbürger Löding wiedergewählt. In die Repräsentations-Kommission für ausscheidende Kandidaten des Magistrats-Kollegiums wurden gewählt die Repräsentanten: Waberg, Geißler, Horst, Krohn und Ohts. (Autorin: Hannelore Deya)
07. Kalenderwoche
Nur ein Zentner! In diesen Tagen beginnt die Arbeit der Feststellungsausschüsse. Deren Aufgabe ist es die Getreidevorräte bei den Landwirten zu ermitteln. Das Ergebnis dieser Feststellung ist bestimmend dafür, wie sich unsere Brotversorgung in den letzten Monaten des laufenden Erntejahres gestalten wird. Nach den Berechnungen, die vorsichtig gemacht wurden, können wir die Versorgung in der bisherigen Weise durchführen. An den Landwirten wird es jetzt sein, zu beweisen, dass sie gewillt sind, ihre Pflicht im vollen Maße zu tun.
Feuer. In der Nacht brannten in Kaschow zwei dem Domänenpächter L. gehörige Strohmieten gänzlich nieder. Es wird Brandstiftung vermutet. In Verdacht die Mieten in Brand gesteckt zu haben, steht ein bei einem Ackerbürger bediensteten Knecht, welcher sich zu fraglichen Zeit in der Nähe der Brandstelle in auffallender Weise umhergetrieben hat. Er soll einige Nächte vorher in der Wohnung seiner Eltern in Elmenhorst einen Einbruch verübt und dort ca. 65 Mark bares Geld, einen Schinken und ein Fahrrad entwendet haben.
Treibriemendiebstahl. Durch die hiesige Gendarmerie wurden in Groß Lehmhagen zwei Schnitter verhaftet, welche einen Treibriemen, ein Knieleder und ein Paar Schuhe auf dem Rittergut Thurow, wo sie in Arbeit gestanden, gestohlen hatten. Einen Teil ihrer Diebesbeute hatten sie bereits schon nach Demmin weiter verschoben. Die gestohlenen Sachen wurden in Demmin beschlagnahmt.
Nähkursus für Straßenschuhe. Der Vaterländische Frauenverein hat einen 2tägigen Kursus zum Erlernen der Anfertigung haltbarer Straßenschuhe eingerichtet. Er wird Anfang März abgehalten. Es gelang eine besonders tüchtige Dame, Frau v. Strom, für diese Aufgabe zu gewinnen. Augenblicklich arbeitet sie in dieser Sache mit größtem Erfolg im Kreis Demmin. Das Lehrgeld wird 2 Mark betragen.
Ratsherrenwahl. An Stelle des aus dem Magistratskollegium ausgeschiedenen Ratsherrn Kaufmann Karl Börst, wurde in der am Sonnabend Nachmittag stattgefundenen Sitzung des Bürgerschaftlichen Kollegiums Ackerbürger Hermann Eich zum Ratsherr auf die Dauer von sechs Jahren gewählt.
Zum Zweck der Aufklärung wurde im Deutschen Haus eine Versammlung abgehalten, die Herr Landrat von Kusserow eröffnete. Herr Pastor Bettac hielt einen sehr interessanten Vortrag über die wirtschaftliche Lage und die notwendige Rationierung der Lebensmittel. Redner führte den Zuhörern vor Augen, wie wichtig es sei, durchzuhalten und dass unsere wirtschaftliche Lage entscheidend auf den Ausgang des Krieges wirke. Domänenpächter Hoth-Stoltenhagen, der an einer Aufklärungsreise im rheinischwestfälische Industriegebiet teilgenommen hatte, erklärte anschaulich wie schwer die Industriearbeiter unter der Kriegszeit zu kämpfen haben.
Unverhoffter Todesfall. Die Frau des Bierverlegers H. von hier reiste am Freitag geschäftlich nach Loitz. Als sie die Rückreise antreten wollte und sich bereits auf dem Bahnhof befand, wurde sie von einem plötzlichen Unwohlsein befallen. Ein Herzanfall hatte ihrem Leben ein Ende gemacht.
Schweineversicherungsverein. Schuhmachermeister Lube eröffnete die Versammlung mit der Rechnungslegung. Das Vereinsvermögen beträgt zurzeit 450,99 Mark, das zum Teil aus Kriegsanleihe und Sparkassenguthaben besteht. Die Rechnung wurde von den Mitgliedern Franz Behrens und Heinrich Henk geprüft und da Einwendungen nicht erhoben, der Kassenführer entlastet. Der Beitrag für das kommende Jahr wurde wiederum auf 2 Mark pro Schwein festgesetzt. Beschlossen wurde, dass diejenigen Mitglieder, welche die erforderliche Nachtragszahlung verweigern, für immer von der Mitgliedschaft ausgeschlossen werden sollen.
Loitz. Bekanntmachung. Alle Gräber, die bis zum 1. Mai des Jahres nicht in Ordnung gebracht sind, werden nach diesem Tag eingeebnet werden. Nur in solchen Fällen, wo mündlich oder schriftlich mitgeteilt wird, dass die Pflege eines Grabes aus stichhaltigen Gründen zurzeit nicht erfolgen kann, später aber wieder aufgenommen werden soll, wird von der Einebnung vorläufig Abstand genommen werden. Zugleich bitten wir, die Grabplätze nicht mehr mit Liguster einzufriedigen, auch die unschönen alten Ligusterhecken nach Möglichkeit zu entfernen und durch Lebensbaum oder Taxus zu ersetzen. Gemeindekirchenrat Loitz.
Die Witwe Johanna Rohrberg verließ nachmittags die Wohnung ihrer Tochter, bei der sie sich in Pflege befand, um angeblich ihre Schwiegertochter zu besuchen. Abends kehrte sie nicht heim und man nahm an, dass sie länger geblieben sei. Am Freitagnachmittag wurde die Vermisste auf der Chaussee nach Wendisch Baggendorf am Chausseegraben leblos aufgefunden.
Ältere Lehrer als Rektoren. Der Kultusminister hat angeordnet, dass ältere Lehrer ohne Vorprüfung zur Rektorprüfung zugelassen werden, damit künftig mehr Rektoren für kleinere Städte zur Verfügung stehen. In der Prüfung sollen die Fremdsprachen zurückgedrängt werde: die Pädagogik wird im Wesentlichen der Rektorprüfung zugewiesen.
Mit dem Fortschreiten des Winters mehren sich die Fälle, in den die Stadt genötigt sein wird, Brennstoffe bei Verbrauchern zu beschlagnahmen, die allzu hohe Bestände empfangen hatten und Heizmaterial horten. Als Übernahmepreis ist der jeweilige, aktuelle Tagespreis bestimmt, d. h., wenn Kohle im Keller beschlagnahmt wird, gilt der örtliche Tagespreis. (Autorin: Hannelore Deya)
08. Kalenderwoche
In diesem Jahr beginnt die Sommerzeit am 1. April und endet am 14. Oktober 1918. Die Erfahrungen, die man während des Krieges mit der Sommerzeit gemacht hat, sind überwiegend gut. Ihre Vorteile - vor allem die bedeutende Lichtersparnis - sind so unzweifelhaft, dass man über einige kleine Unannehmlichkeiten, die sich hier und da ergeben haben, gern hinweggehen kann. Vielleicht wird aus der Kriegserrungenschaft eine dauernde Einrichtung.
Der Raureif. Durch Raureif sind eine größere Anzahl Fernsprechleitungen nach außerhalb gestört, sodass Verzögerungen im Fernsprechverkehr unvermeidlich sind. – Der Raureif hat uns in diesem Jahr besonders unangenehm heimgesucht und stellenweise die Obstbäume aufs schwerste beschädigt, indem die jungen Zweige vielfach auf viele Strecken hin niedergebrochen worden sind. Jetzt droht noch die Beschädigung des jungen Baumnachwuchses durch Frost. Die Obstzüchter sind in schwerer Sorge.
Kohlenenteignung. Mit dem Fortschreiten des Winters mehren sich die Fälle, in den vor allem die kommunalen Behörden genötigt sind, Brennstoffe bei Verbrauchern zu beschlagnahmen, die allzu hohe Bestände empfingen. Hierbei erhebt sich nicht selten Streit darüber, welchen Preis derjenige, zu dessen Gunsten die Beschlagnahme erfolgt, an den bisherigen Besitzer zu zahlen hat. Als vorläufiger Übernahmepreis ist der Tagespreis bestimmt, d. h., wenn Kohle im Keller beschlagnahmt wird, gilt der örtliche Tagespreis.
15 Pfund Bienenzucker für jedes überwinternde Volk soll im Jahr 1918 der Imker erhalten, der sich verpflichtet, einen Teil seiner Honigernte zu gemeinnützigen Zwecken abzugeben, namentlich für den Lazarett- und Krankenhausbedarf. Jeder Imker, der Bienenzucker unter dieser Bedingung zu kaufen wünscht, trage sich sofort in die Ortsliste ein. Die Eintragungen werden später zum Zwecke der Ausstellung der zollamtlichen Berechtigungsscheine nachgeprüft werden. Durch seine Namensunterschrift übernimmt der Imker die Verpflichtung, eine dem dritten Teil der erhaltenen Zuckermenge entsprechende Honigmenge zur Verfügung der staatlichen Honig-Vermittlungsstelle abzugeben.
Jugendwehr-Unterhaltungsabend. Am Sonntag veranstalteten die Mitglieder der hiesigen Jugendwehr im Deutschen Haus einen Unterhaltungsabend, der sich eines überaus zahlreichen Besuches erfreute. Anwesend waren der Herr Landrat von Kusserow, der angesichts der derzeitigen schwierigen wirtschaftlichen Lage eine aufrüttelnde Rede hielt und die jungen Leute aufforderte das ihrige in der Kriegszeit zu leisten. Lebende Bilder wurden von der Jugend gezeigt und turnerische Übungen, wovon die Leiter-Pyramiden viel Beifall fanden. Mit einem Schlusswort des Herrn Superintendenten Schlapp, Vertreter des Ortsausschusses für Jugendpflege, dankte er der Jugend für ihre gelungenen Leistungen.
Baut Frühkartoffeln an. Ein möglichst umfangreicher Anbau der Frühkartoffeln in allen Gegenden, die sich dazu eignen, ist auch in diesem Jahr ganz besonders privat geboten. Wie im vergangenen Jahr werden die frühesten Sorten geboten, die in Mistbeeten, Treibhäusern und gartenmäßigen Kulturen gezogen sind, von der Festsetzung eines einheitlichen Höchstpreises wird abgesehen. Mit dem 1. Juli muss jedoch in Rücksicht auf die Lage der Vorräte die öffentliche Bewirtschaftung der Frühkartoffeln einsetzen.
Landwirtschaftliche Versammlung im Deutschen Haus. Die Besprechung der Frage, ob der Kreis Grimmen künftig weiter dem Warmblutzuchtgebiet der Provinz Pommern zugeteilt werden soll, wird von der Tagesordnung abgesetzt, da die jetzige Körordnung bis zum Jahr 1920 Gültigkeit hat und die Frage erst im Jahr 1919 erörtern werden kann.
Dr. Strömer-Stettin hielt einen Vortrag über „Unsere landwirtschaftlich-kriegswirtschaftliche Lage“. Referent besprach unsere letztjährige Missernte im Körnergetreide, die Herabsetzung der Brotselbstversorgerrationen, die Zwangslieferungen von Getreide, Kartoffeln, Heu und Stroh, das Fehlen der künstlichen Düngemittel und forderte den verstärkten Kartoffel- und Gemüsesortenanbau. Anschließend folgte eine rege Debatte. (Autorin: Hannelore Deya)
09. Kalenderwoche
Städtische Kollegien-Schulisches. Nach gründlicher Aussprache beschlossen beide Körperschaften die gesamten Unterhaltungskosten der Mittelschule auf die Stadtgemeinde bedingungslos, d. h. unabhängig von der Bewilligung Staatszuschusses, zu übernehmen, die Schule vorschriftsmäßig einzurichten und für Beschaffung geeigneter Schulräume zu sorgen. Mehrere Hausgrundstücke wurden in Vorschlag gebracht, welche sich zur Einrichtung von Schulräumen sehr gut eignen würden. Es wurde angeregt, die hier bestehende Privatschule zugleich in dem zu erwerbenden Schulhaus unterzubringen.
Das Repräsentanten-Kollegium trat dem Magistratsbeschluss bei, wonach die Entschädigung für Reparatur der städtischen Brunnen vom 1. April 1918 auf die Dauer des Krieges auf 400 Mark erhöht wird. In einer nachfolgenden Sitzung des Repräsentanten-Kollegiums wurde Herr Löding zum stellvertr. Repräsentanten-Vorsteher gewählt. Ferner wurden in die Deputation des Feldwesens die Repräsentanten Giertz und Löding, für extraordinäre Besorgungen Repräsentant Kroos und in die Feuerlöschdeputation die Repräsentanten Kroos und Löding gewählt.
Vereinigte kirchliche Körperschaften. Die Gemeindevertretung erteilte ihre Zustimmung zu der Neuverpachtung einer zur Barkower Kapelle gehörigen Ackerparzelle an den Gutsbesitzer Erich Müller, Appelshof, für eine jährliche Pacht von 130 Mark, bisher 90 Mark, sowie einer zur zweiten Pfarrstelle gehörigen Wiesenparzelle an den Ackerbürger Moritz Praeckel für eine jährliche Pacht von 300 Mark, bisherige Pachtsumme 103 Mark. Es wird beschlossen die Kirchensteuern im Etatjahr 1918 wiederum wie im Vorjahr auf 15 % der staatlichen Einkommensteuer einschließlich der fingierten Steuern zum Satz von 4 Mark festzusetzen.
Schleichhandel. Am Freitagabend gelang es der Polizei ein Hamsternest auszunehmen. Eine Berlinerin, welche sich häufig bei ihrer hier wohnenden Mutter besuchsweise aufhielt, stand seit längerer Zeit in Verdacht, sich Lebensmittel gegen Zahlung von Wucherpreisen zu beschaffen. Die Polizei nahm nun eine unvermutete Revision der Wohnräume der Mutter vor und siehe da: vorgefunden und beschlagnahmt wurden 170 Eier, 6 Pfund Butter, 8 Pfund Gänseschmalz, 9 Pfund Fleisch, 6 Pfund Speck, 35 Pfund Mehl und 10 Pfund Grütze. Sämtliche Lebensmittel wurden über die Höchstpreise hinaus erworben.
Auf dem Bahnhof zu Rakow wurde vor einigen Tagen ebenfalls ein Hamsterer gefasst, als er im Begriff stand, seine Beute, bestehend in Eiern, Butter und Speck, auf schnellstem Weg nach ihrem Bestimmungsort, Berlin, zu schaffen. Die Lebensmittel wurden sämtlich beschlagnahmt und der Hamsterer zur polizeilichen Anzeige gebracht. (Autorin: Hannelore Deya)
10. Kalenderwoche
Landwirtschaftliches. Am Sonnabend wurde eine Versammlung abgehalten, zu der sämtliche landwirtschaftliche Vereine des Kreises eingeladen waren. Ökonomierat Hecht, Vorsitzender des Vereins Grimmen, eröffnete die Versammlung zu dem Hauptpunkt die landwirtschaftliche Notlage des Kreises Grimmen. Als dann besprach Herr Briest Einzelheiten der gegenwärtigen Situation, wie hauptsächlich fehlende Futtermittel, Kunstdünger, Kohlen und die scharfe Erfassung aller Erzeugnisse. Der anwesende Herr Landrat von Kussow versprach sich für eine Lösung der Probleme einzusetzen, letztlich ginge es um die Sicherung der diesjährigen Ernte.
Gründung. Gemäß der Anregung der Behörden, insbesondere des Kriegsernährungsamtes zum Zusammenschluss des Handels folgten sämtliche Landesproduktenhändler der Provinz Pommern. In der Versammlung am 7. März in Stettin wurde der „Handelsverband der Provinz Pommern für landw. Erzeugnisse und Bedarfsstoffe mit beschränkter Haftung“ gegründet. Es wird beabsichtigt ebensolche Kommunalverbände zu schaffen. Zweck der Organisation ist der Ein- und Verkauf aller landw. Erzeugnisse und Bedarfsstoffe und deren Verteilung.
Einbruchsdiebstahl. Ende vergangener Woche wurde im Cafe Moldenhauer ein überaus dreister Einbruchsdiebstahl verübt. Die Diebe waren von dem Garten aus in die Küche eingedrungen und stahlen dort hauptsächlich die begehrten Lebensmittel. Dem Besitzer ist durch die Diebe daher ein ziemlich großer Schaden entstanden.
Beschädigung städtischen Eigentums. Das Städtische Elektrizitäts-Werk bittet uns, die Bürger der Stadt darauf hinzuweisen, dass durch mutwillige Beschädigungen der elektrischen Leitungen durch die Schuljugend der Stadt ein nicht unerheblicher Schaden entstanden ist. Abgesehen davon, dass die Stadt die Eltern für jeden Schaden haftbar machen wird, liegt es doch im Interesse der Bürger, zum Schutz ihrer eignen Anlagen nach Möglichkeit beizutragen.
Sämtliche Reichsbankanstalten geben zurzeit gebührenfrei Reichsschatzanweisungen mit einer Laufzeit bis zu 90 Tagen ab unter Vergütung von 1 ¼ % Zinsen in Abschnitten von 500 Mark, 1000 und höheren Beträgen, die an dem vom Käufer bestimmten Tag mit vollem Nennwert zur Rückzahlung gelangen. – Jedermann, sollte daher durch vorübergehende Anlage seines Geldes in Reichsschatzanweisungen für sein Teil die Kriegsfinanzierung des Reiches unterstützen.
Stadtkinder auf dem Land. Wie ist die Versorgung? Die Vorarbeit für die Aufnahme von Stadtkindern bei Landwirten ist bereits in großem Umfang betrieben worden, und es wäre dankenswert, wenn eine recht große Zahl von erholungsbedürftigen Stadtkindern in den Sommermonaten auf dem Lande sein könnten. Leider sind die Verpflegungsverhältnisse noch gänzlich ungeklärt. Hinsichtlich der Versorgung mit Brot steht soviel fest, dass die Landwirte kein Brotgetreide zurückhalten dürfen. Auch in diesem Fall werden Brotbücher und Zusatzkarten von der Behörde überwiesen. (Autorin: Hannelore Deya)
11. Kalenderwoche
Industriekinder. Wie uns von zuständiger Seite mitgeteilt wird, haben die Industriekreise, die Kinder in den Kreis Grimmen entsenden werden, das tägliche Pflegegeld von 50 auf 75 Pfennig erhöht. Hieran wird die erneute Bitte geknüpft, auch in diesem Jahr möglichst viele Kinder aus den notleidenden Gebieten bei uns aufzunehmen. Es ist sehr bedauerlich, dass den Landwirten die Versorgung der erholungsbedürftigen Stadtkinder so schwergemacht wird. Wie die Dinge liegen, wäre es besser, mit der Werbung für den Landaufenthalt der Stadtkinder solange zu warten, bis deren ausreichende Verpflegung durchaus gesichert ist.
Die Kosten des Weltkrieges werden bis zum Ende des Jahres 1917 im Ganzen auf 37 Milliarden Mark veranschlagt. Auf unsere Feinde kommen 326,4 und auf uns 100,6 Milliarden. Deutschland soll 95 und unsere Verbündeten sollen 65,6 Milliarden aufgewendet haben. Nach der bisherigen Entwicklung des Kriegsgeschehens werden die Gesamtkosten bis zum Ende des vierten Jahres, dem 1. August 1918, etwa 622 Milliarden Mark betragen.
Konfirmation.
Am Sonntag, Judika, 17. März fand die Konfirmation durch Pastor Fischer in der Sankt Marienkirche statt, und zwar wurden 26 Jungen und 28 Mädchen eingesegnet. Nach der Konfirmation nahmen sämtliche junge Christen nebst ihren Angehörigen am Heiligen Abendmahl teil.
Es liegt äußerst dringender Bedarf der Bevölkerung der größten deutschen Industriebezirke und mehrerer Großstädte an Kohlrüben für den Frischverzehr vor, außerdem müssen noch große Mengen an Rübensauerkraut hergestellt werden. Endlich sind für den Heeresbedarf, namentlich an der Front, für die Marmeladenstreckung und für die Kaffeeersatzfabriken, unbedingt noch Runkelrüben erforderlich. Unter Bezugnahme auf die Bekanntmachung ersuche werde daher alle Anbauer von Kohl- und Runkelrüben um schleunigste Ablieferung der noch verfügbaren Mengen an die bekannten Kommissionäre. (Autorin: Hannelore Deya)
12. Kalenderwoche
Am Montag, den 25. März 1918, mittags 1Uhr, lasse ich in Demmin bei den Stallungen der Ostkaserne circa 20 dreijährige starke hannoversche Pferde bester Abstammung, darunter zur Zucht geeignete gedeckte Stuten, sowie circa 4-6 volljährige starke Gespannpferde meistbietend versteigern. Die dreijährigen Pferde sind sämtlich angespannt, zum Teil Passpferde und zusammengefahren, Verzeichnisse der Pferde stehen vom 20. des Monats zur Verfügung. H. Plate, Voigtdorf, Kreis Grimmen in Pommern.
Eine Winterlandschaft zeigte sich nach dem nächtlichen Schneefall heute früh. Die Märzluft dürfte wohl mit der Schneedecke bald wieder aufräumen, damit wir hoffentlich nicht „weiße Ostern“ erhalten, denn da wir weiße Weihnachten hatten, sollen wir ja nach der Bauernregel auch grüne Ostern erhalten.
Wie die königliche Eisenbahndirektion Stettin uns mitteilt, werden während des Osterverkehrs auf den größeren Bahnhöfen in der Zeit vom 27. März bis 3.April einschließlich Karten zum Betreten des Bahnsteiges (Bahnsteigkarten) nicht ausgegeben.
Der vom Vaterländischen Frauenverein Grimmen veranstaltete Kursus zur Anfertigung von Straßenschuhen musste abgesagt werden, da sich nur acht Teilnehmer gemeldet haben. Im Interesse der Sache ist dies ein schlechtes Zeugnis, da die Schuhknappheit noch größer werden wird.
Die hier durch ihre vortrefflichen Aufführungen bestens bekannte und beliebte Theaterdirektion Herwig gibt heute Abend wiederum ein Gastspiel und zwei gelangt als Sudermann-Abend Dichters meisterlich gearbeitetes interessantes Schauspiel „Johannisfeuer“ zur Aufführung. Die Richtung, die Hermann Sudermann in seinen Stücken eingeschlagen hat, die realistische Darstellung wirklichen Lebens, die wirksame Behandlung und Betonung sozialer Fragen, die scharfe Gegenüberstellung verschiedener Gesellschaftsschichten, hat ihn von Erfolg zu Erfolg geführt und zum beliebtesten Dramatiker der Gegenwart gemacht. (Autorin: Hannelore Deya)
13. Kalenderwoche
Bekanntmachung. Plakate und Flugblätter politischen Inhalts dürfen nach den früheren Bekanntmachungen vom 31. Juli 1914 und 1. März 1915 ohne Genehmigung der Ortspolizeibehörden weder gedruckt noch verbreitet werden. Verbreitung ist es auch, wenn eine oder mehrere solcher Schriften auch nur leihweise, zum Durchlesen auf der Stelle, zur vertraulichen Einsichtnahme oder irgendwie sonst vorsätzlich zur Kenntnis eines anderen gebracht werden, um auf diese Weise für den Inhalt des Flugblattes Propaganda zu machen.
Am 18. März starb plötzlich Herr Domänenpächter Ludwig Wasmund in Stoltenhagen. Der Verstorbene war Mitbegründer und seit 1901 Aufsichtsratsmitglied unsere Genossenschaft. Wir verlieren in ihm ein tätiges Mitglied, welches durch seine reichen Erfahrungen und seine gerechte, menschenfreudige Gesinnung uns die wertvollsten Dienste geleistet hat. Sein Andenken wären wir stets in Ehren halten. Der Vorstand und Aufsichtsrat des Grimmer landwirtschaftlichen Ein- und Verkaufsvereins.
Mittelschule. Die städtischen Körperschaften haben in der vergangenen Woche für unsere Mittelschule wichtige Beschlüsse gefasst. Die Übernahme der Schule in den Stadtetat bedeutet ihre Sicherstellung. Das Lehrerkollegium umfasst neben dem Rektor drei Lehrer und zwei Lehrerinnen. Hat die Schülerzahl sogar während der Kriegsjahre ständig ein Wachstum gezeigt, so wird die Vergrößerung des Lehrkörpers erst recht dem Gedeihen der Schule förderlich sein. Die in Aussicht genommene Vorschule in dasselbe Haus bringt auch einen organischen Zusammenhang. Die Mittelschule kann sich als ebenbürtig mit den Schulen größerer Städte ansehen.
Fortbildungsschule. Mit dem Schluss des Schuljahres stand in der hiesigen Fortbildungsschule am Montag dem 25. März im Beisein des hiesigen Magistrats, des Kuratoriums und des Lehrerkollegiums der gewerblichen Fortbildungsschule gleichzeitig die Entlassungsfeier für die abgehenden Schüler statt. Als Abschiedsgruß und Segenswunsch der Lehrer und Lehrherren gab der Redner den scheidenden Schülern den Wahlspruch eines bedeutenden Feldherrn „Niemals zurück“ mit auf dem Lebensweg. Danach erhielten die Schüler mit guten Leistungen Prämien in Form von wertvollen Büchern überreicht. (Autorin: Hannelore Deya)
14. Kalenderwoche
Frühjahrs-Quartale. Bäckerinnung. Am Vormittag legten fünf Lehrlinge die praktische Prüfung vor der Prüfungskommission ab, am Nachmittag fand im Restaurant „Zum Greif“ unter dem Vorsitz des Bäckermeisters Schulz die Innungsversammlung, verbunden mit der theoretischen Prüfung der Lehrlinge ab. Sämtliche Lehrlinge wurden nach bestandener Prüfung zu Gesellen gesprochen. Drei Lehrlinge wurden in die Lehrlingsrolle eingeschrieben. - Fleischerinnung. Unter Leitung ihres Altermanns Fleischermeisters Hastig, begannen nachmittags die Innungsverhandlungen. Vier Prüflinge wurden nach bestandener Prüfung zu Gesellen gesprochen, fünf Lehrlinge wurden in die Lehrlingsrolle eingetragen.
Neugründung. Auch in unserem Städtchen scheint die Bedeutung der Lichtspiele erkannt, denn unternehmungsfreudige Herren wollen mit allen Mitteln ein der Neuzeit entsprechendes Kino errichten. Ob dies neue Unternehmen als Aktiengesellschaft oder in Form einer G. m. b. H. entstehen wird, ist vorläufig unentschieden. Ebenfalls blieb die Frage offen, ob mit einem der Saalbesitzer ein Pachtvertrag abgeschlossen oder ein Neubau aufgeführt werden soll. Die meisten Herren waren für einen Neubau. Bisher sind für das Unternehmen bereits 20000 Mark gezeichnet, doch soll die Grundlage ausgestaltet werden, damit wirklich etwas Gediegenes geboten werden kann.
Reiseausweise! In letzter Zeit ist vielfach vorgekommen, dass Personen in den Zügen ohne jegliche Ausweispapiere angetroffen worden sind. Im Interesse des Publikums und um Erweiterungen zu vermeiden, wird darauf aufmerksam gemacht, dass sich jeder vor Antritt einer Reise mit Ausweispapieren versieht. Im militärpflichtigen Alter stehende Personen müssen sich jederzeit über ihr Militärverhältnis ausweisen können. Dieser Hinweis gilt sowohl für sämtliche Reisen auch auf den Neben- und Kleinbahnen. (Autorin: Hannelore Deya)
15. Kalenderwoche
Großfeuer in Stralsund. Nach bisherigen Feststellungen brach der Brand auf dem Modellboden, in der Langestraße 21, stehenden Lagerhaus der Pommerschen Eisengießerei aus. In diesem Raum waren der hier im Hilfsdienst tätige Malermeister Dettloff aus Franzburg und ein Lehrling tätig. Angestellte der Fabrik berichten, dass man eine starke Explosion gehört habe, wahrscheinlich ein Kessel mit Malerlacken. Dettloff und der Lehrling mussten fliehen, der Lehrling sprang aus einem Fenster des dritten Stockwerkes und konnte im Sprungtuch aufgefangen werden. Der Maler war auf das Dach der Gießerei geflüchtet, zog sich starke Brandwunden zu und wurde ins Krankenhaus eingeliefert.
Hunde an die Front! Bei den ungeheuren Kämpfen an der Westfront haben die Hunde durch stärkeres Trommelfeuer die Meldungen aus vorderster Linie in die rückwärtige Stellung gebracht. Hunderten unserer Soldaten ist durch die Abnahme des Meldeganges durch die Meldehunde das Leben erhalten worden. Militärisch wichtige Meldungen sind durch die Hunde rechtzeitig an die richtige Stelle gelangt. Obwohl ihr Nutzen im ganzen Land bekannt ist, gibt es noch immer Besitzer von kriegsbrauchbaren Hunden, welche sich nicht entschließen können, ihr Tier der Armee und dem Vaterland zu leihen! An alle Besitzer ergeht die dringende Bitte: Stellt Eure Hunde in den Dienst des Vaterlandes!
Der Kriegsliederabend des Vaterländischen Frauenvereins am letzten Sonntag war aus Grimmen recht gut besucht. Leider fehlte die Landbevölkerung fast gänzlich, obwohl die Zeit des Beginns der Feier nachmittags 5 Uhr gerade für Landbesuch bequem gelegt war. Der junge, unter der festen Leitung des Herrn Lehrer Darmer, stehende Kirchenchor von Heilgeist verdient Anerkennung. Er wird sich zweifellos schnell durchsetzen. Alle Beteiligten boten in dem wohl ausgewählten Programm ihr Bestes. (Autorin: Hannelore Deya)
16. Kalenderwoche
Besitzwechsel. Der Händler Karl Dobbertin verkaufte sein Neuberliner Straße 62 gelegenes Wohnhaus an den Kaufmann Robert Brüdgam hierselbst. Der Kaufpreis beträgt 3000 Mark. Die Übergabe erfolgt demnächst. – Der Schlächter Eduard Schmidt erwarb die dem Händler Dobberthin gehörige, vor dem Stralsunder Tor gelegene Scheune für den Preis von 2750 Mark. – Der Arbeiter Friedrich Ohl kaufte von den Ihlenfeld´schen Erben das in der Badstüberstraße 373 gelegene Wohnhausgrundstück mit dazu gehöriger Erbenabfindung für den Preis von 3000 Mark. Die Übergabe ist bereits erfolgt.
Verpachtung. In dem auf Dienstag im Rathaus anberaumten Verpachtungstermin mehrerer Wiesenkaveln bei der früheren Tannenfläche für einen zehnjährigen Zeitraum wurde von dem bisherigen Pächter, Viehhändler Magnus Kreis, das Höchstgebot von 520 Mark abgegeben. Die bisherige Pacht betrug 200 Mark für das Jahr. -
Stenographenverein. Der Stolze-Schrey Verein hielt im Restaurant Köpke seine Monatsversammlung mit 33 Mitgliedern ab. Nach Erledigung mehrer geschäftlicher Angelegenheiten fand die Preisverteilung der eingereichten Preisarbeiten statt. Eingegangen sind 23 Arbeiten, von denen 7 Preise erhielten. In einer Schlussansprache ermahnte der stellvertretende Vorsitzende die Mitglieder, die Übungsabende recht zahlreich zu besuchen und fleißig an der Fortbildung zu arbeiten.
Wie schont man seine Wäsche? Aus dem herausgegeben Merkblatt wird entnommen: - Wascht nicht nach gewohnter Frist - Sondern nur, wenn´s nötig ist! - Sammelt Regenwasser im Fass! - Seife spart durch Himmelsnass! – Wascht und bleicht nicht scharf; denn wisst - Chlor die Löcher frisst! - Weicht gut ein, spült gut zum Schluss, Doppelt reinigt´s, spart Verdruss! - Sengt den Stoff beim Bügeln nicht, Meidet dass die Falte bricht!- „Kriegsreinigung das genüge heut- „Schneeweiß“ bleibt für die Friedenszeit! -
Betreffend der Kriegsgefangenen-Reglung. Infolge des Friedensschlusses mit Großrussland, Finnland und der Ukraine wird mit Genehmigung des königlichen Kriegsministeriums für die Kriegsgefangenen, soweit sie Angehörige des ehemaligen russischen Reiches sind, bestimmt: a) Landwirtschaftliche Kommandos betreffend. Der Mindestlohn wird auf 50 Pfg. für den Gemeinen und 75 Pfg. für den Unteroffizier erhöht. Der Verpflegungszuschuss von 60 Pfg. täglich für Wachtmannschaften und Gefangene bleibt bestehen, wenn der Arbeitgeber seinen Verpflichtungen nachkommt.
Aus der Satzung des Deichverbandes Frätow-Karrendorf in Frätow/Kreis Grimmen
§ 1. Der Deichverband führt den Namen: „Deichverband Frätow-Karrendorf“ und hat seinen Sitz in Frätow. § 2. Der Deichverband bezweckt die Unterhaltung des nach dem allgemeinen Plan des Landmessers Springmeier, Berlin, vom 3. August 1914 zum Schutz der Wiesen und Weiden in den Gemarkungen Frätow und Karrendorf gegen Sommerhochwasser errichteten Deiches sowie den Ausbau der Binnenentwässerung in diesem Gebiet.
Kriegsanleihe. Zur 8. Kriegsanleihe wurden bei den hiesigen Zeichnungsstellen insgesamt, (soweit bekannt) 2329100 Mark gezeichnet, welche sich auf die einzelnen Zeichnungsstellen wie folgt verteilen: bei der Kreissparkasse: 1138600 Mark, bei der Stadtsparkasse: 37400 Mark, bei der ländl. Spar- und Darlehnskasse; 91400 Mark, beim landw. Ein- und Verkaufsverein: 1036400 Mark, bei der Agentur der Neuvorpommerschen Spar-Kreditbank: 20000 Mark und beim Kaiserl. Postamt 5000 Mark.
Treibriemendiebstahl. Dem Mühlenbesitzer Gustav-Bentzien sind aus seiner Mühle drei Treibriemen gestohlen worden. Die Diebe haben die hintere Tür der Mühle erbrochen und die Riemen zerschnitten. Dem Bestohlenen erwächst dadurch ein größerer Schaden, da eine Neubeschaffung zurzeit ausgeschlossen und der Betrieb dadurch für längere Zeit zwangsweise stillgelegt ist.
Kartoffeln für Bäckereibetriebe. Auf die in unserm Blatt erscheinende Bekanntmachung über Brotstreckung mit Frischkartoffeln wird noch besonders aufmerksam gemacht. Danach haben die Bäckereibetriebe, soweit ihnen die zur Brotstreckung erforderlichen Kartoffeln fehlen, die benötigten Mengen spätestens bis zum 25. April 1918 bei der Kreis-Kartoffelstelle Grimmen zu beantragen und dabei anzugeben, von wem die Kartoffeln bezogen werden sollen.
Rückwanderer. Wie wir hören, wird sich in nächster Zeit die Rückwanderung vollziehen. Diejenigen Deutsch-Russen, die in der alten Heimat nicht unterkommen, werden nach Deutschland gebracht. Wegen Wagenmangels der Eisenbahn kommt der Transport zu Wasser in erster Linie in Betracht. Auch für unsern Kreis ist eine Belegung mit den Rückwanderern ins Auge gefasst und werden für Familien zunächst die Güter und Landstädte in Betracht kommen, für einzelne Personen namentlich die Gemeinden mit ihren Höfen. (Autorin: Hannelore Deya)
17. Kalenderwoche
Vaterländischer Frauen-Verein. Willkomm für die Kriegsgefangenen! Für die heimkehrenden Kriegs- und Zivilgefangenen hat der Kaiser die Summe von 250000 Mark gestiftet. Es werden größere Summen nötig sein. Aber diejenigen, jahrelang die Nöte der Gefangenschaft duldeten, haben es wahrlich verdient, dass wir ihnen Liebes erweisen, wenn sie den Boden des Vaterlandes betreten. Wir bitten deshalb um schleunige Geldgaben. Wir brauchen reichliche Spenden. Alle Vorstand- und Bezirksdamen des Vereins werden bereit sein, Gaben anzunehmen und zu befördern. Herr Schatzmeister Rechnungsrat Link Grimmen nimmt ebenfalls Spenden an. Der Vorstand. Frau von Russdorf, Vorsitzende. - Superintendent Schlapp, Schriftführer.
Bargeldloser Verkehr. Ein in allerneuester Zeit veröffentlichtes Flugblatt mit der Überschrift „Bargeldloser Verkehr“ wird zur Werbetätigkeit und Aufklärung eingesetzt. Namentlich sollten Postscheckkunden an der Einschränkung des Bargeldverkehrs durch Postüberweisungen im Scheckverkehr förderlich mithelfen. Es werden Postschecke entgegengenommen durch Einzahlungen auf Postanweisungen und Zahlkarten. Für den Einkauf von Wertzeichen im Betrag von mindestens 20 Mark bei Einrichtung von Zeitungsgeld und Begleichung von Fernsprech- und Schließfachgebühren gilt dies ebenso. Nähere Bestimmungen können am Postschalter eingesehen werden.
Besitzwechsel. Der Fleischermeister August Schultz erwarb von der Fischer´schen Holzhandlung, Inhaber Gebrüder Druckrey in Greifswald, den in Grimmen, Tribseeser Vorstadt, belegenen früheren Maurermeister Höhne´schen Zimmerplatz. Er soll nun als Bauplatz Verwendung finden mit den darauf befindlichen Gebäuden, Kontor und Werkstätte für den Preis von 11250 Mark. Die gerichtliche Auflassung und Übergabe erfolgt in diesen Tagen.
Diebstahl. In der Nacht vom Freitag wurde ein Bahnbeamter durch die hiesige Militärpolizei abgefasst, wie er im Begriff stand, einen angeblich vom Waggon heruntergefallenen Ballen Heu, welcher für die Heeresverwaltung verladen war, beiseite zu schaffen. Eine am nächsten Tag vorgenommene Durchsuchung förderte verschiedenes Gut zutage, welches aller Wahrscheinlichkeit nach von der hiesigen Verladestation entwendet ist.
Evangelischer Arbeiterverein. Der Vortragsabend wurde im Lokal des Gastwirts Drake durchgeführt. Der Vorsitzende, Herr Pastor Fischer, gedachte zunächst mehrere gestorbener und gefallener Mitglieder, deren Andenken die Versammlung durch Erheben von den Plätzen ehrte. Dann hielt Herr Redakteur Max Radeke einen Vortrag mit dem Thema: „Deutschlands Erneuerung“ unter Bezugnahme auf den Krieg und die Arbeiterschaft. Redner zeigte den Hörern an Hand von Betrachtungen über die Fragen der Neuorientierung nach dem Krieg und der Verzichtsfriedensresolution verschiedene Möglichkeiten auf, worauf sich eine rege Diskussion entfaltete.
Zur Beschaffung von Männerkleidung durch die Reichsbekleidungsstelle. Die darüber bekannt gewordenen Pläne sind in letzter Zeit Gegenstand schärfster Kritik geworden. Wie mitgeteilt wird, geht es um die Erhaltung der Arbeitsfähigkeit unserer Heimarmee. Wer nichts hat, dem ist noch nie etwas genommen worden, dem schnüffelt niemand den leeren Schrank aus. Es gibt aber viele in Stadt und Land, deren Schränke gefüllt sind, die durchaus Anzüge entbehren können. An diese Personen wendet sich der Aufruf: Spendet Männerkleidung! (Autorin: Hannelore Deya)
18. Kalenderwoche
Verpachtung. In dem in der letzten Woche auf dem Rathaus anberaumten Termin, zwecks zehnjähriger Verpachtung der städtischen Teichwiesen hinter der Post wurde von dem Rossschlächter Eduard Schmidt das Höchstgebot von 465 Mark abgegeben.
Eine Hindenburg-Plakette für Schulkriegshilfe. Prof. Ludwig Manzel hat im Auftrag der Zentrale für Kriegshilfe der Schule eine Plakette mit dem Bildnis Hindenburgs geschaffen, zu dem der Generalfeldmarschall selbst gesessen hat. Sie zeigt Hindenburgs Bildnis im Profil auf der Vorderseite und trägt auf der Rückseite sein Wort: „Vergesst den Geist von 1914 nie“ sowie „Für Schulkriegshilfe im Weltkriege“. Sie soll Schüler und Schülerinnen für ihre Sammeltätigkeit oder in der Arbeit für die Kriegsanleihe verliehen werden.
Himmelfahrt. In vollem Festkleid begrüßt die Natur den diesjährigen Himmelfahrtstag, der seit alten Zeiten in deutschen Landen als Begrüßungs- und Freudefeier für den zur Herrschaft gelangten Frühling begangen wurden. Wenn wir heute diesen Tag auf uns wirken lassen, so sind wir erfüllt mit Gefühlen des Dankes und der Hoffnung auf glücklichere Tage, in denen goldener Frieden wieder in unserem Vaterland wohnen wird. Und der Brüder gedenken wir, die in unerschütterlicher Pflichterfüllung ihr Leben für uns dahingaben.
Unentgeltliche Impfung. Hiermit wird zur allgemeinen Kenntnis gebracht, dass der für den ganzen hiesigen Stadtbezirk angestellte Impfarzt, Herr Sanitätsrat Geißler, die unentgeltliche Impfung derjenigen Kinder, die ihm zu diesem Zweck vorgestellt werden, und zwar - die der Erstimpflinge am 25. Mai d. Js. nachmittags - und die der Widerimpflinge am 25. Mai d. Js.- im Zeichensaal des Mädchenschulhauses, vornehmen wird. Die Revisionen der Erstimpflinge und die der Widerimpflinge finden eine Woche später statt. Der Magistrat. Rueckert.
Den Kolonialwarenhändlern des Kreises stehen Graupen, Weizengrieß, Schnittnudel-Auszug und Gerstenmehl zur Verfügung. Auf die weißgrauen und blauen Nahrungsmittelkarten Nr.49 kommen 200 gr Graupen oder Weizengrieß oder Schnittnudel-Auszug oder ein Paket Gerstenmehl-250 Gramm, zur Ausgabe. Der Verkaufspreis beträgt: für 200 gr Graupen 15 Pfg., Weizengrieß 13 Pfg., Schnittnudel-Auszug 33 Pfg., 1 Paket-250 gr-Gerstenmehl 38 Pfg. Die Ortsbehörden ersuche ich, die Kolonialwarenhändler auf die Abgabe der Nahrungsmittel auf die weißgrauen und blauen Nahrungsmittelkarten noch besonders hinzuweisen. Der Landrat. (Autorin: Hannelore Deya)
19. Kalenderwoche
Ein von der Stadtgemeinde angebotenes Gräberlegat wird auch seitens des bürgerlichen Kollegiums unter den gestellten Bedingungen angenommen. Zur Unterhaltung der Mittelschule wurde vom Kreisausschuss der Stadtgemeinde ein einmaliger Ergänzungszuschuss von 1000 Mark und vom 1. April 1918 ab, ein laufender Ergänzungszuschuss von jährlich 100 Mark bewilligt. Das Kollegium erklärte sich mit der Erteilung des Zuschlags für ein Pachtgebot des Viehhändlers Magnus Kreis auf die Wiesenkaveln Nr. 1-7 bei der früheren Tannenfläche auf die Zeit vom 1.1.19 bis dahin 1929 einverstanden.
Beschlossen wurde, dem an der Mittelschule angestellten Lehrer Rupnow seine durch den Zuzug nach hier entstandenen Umzugskosten zu erstatten. - Zur Ludendorffspende wurde aus der Stadtkasse ein Betrag von 100 Mark bewilligt. Die für das städtische Elektrizitätswerk aufgestellte Inventur wurde bekannt gegeben. Das Kollegium gab sein Einverständnis zur der Verpachtung der städtischen Wiesen im neuen Teich auf eine zehnjährige Periode an den Rossschlächter Eduard Schmidt für eine Jahrespacht von jährlich 465 Mark. – Dem hiesigen Turnverein wird die jährliche Miete für Mitbenutzung der städtischen Turnhalle bis zur Wiederaufnahme der Turnstunden erlassen. -
Ausweise auf Reisen. Die Überwachung des Reiseverkehrs durch Kriminalbeamte soll dazu dienen, die Spionagetätigkeit unserer Feinde, vor allem aber die Fluchten von Kriegsgefangenen zu bekämpfen. Im Verfolg der Verpflichtung des Gesetzes über das Passwesen müssen sich daher alle Einheimische wie Ausländer „auf amtliches Anfordern über ihre Person genügend ausweisen“. Kann daher ein Reisender, sei es eine Zivil- oder Militärperson, sei es Mann oder Frau, über seine Persönlichkeit dem Kriminalbeamten gegenüber nicht genügende Ausweise beibringen, so läuft er Gefahr einstweilen festgenommen zu werden. Jeder Reisende tut daher gut daran, sich mit Personalpapieren zu versehen.
Auszeichnung. Am 1. April d. Js. hatte der Steuererheber Ferdinand Dieck in Grimmen nach 30jähriger Amtstätigkeit im 83. Lebensjahr sein Amt niedergelegt. Für seine langjährigen Dienste wurde demselben am Tag vor Pfingsten das Kreuz des Allgemeinen Ehrenzeichens (Verdienst um den Staat) durch den Landrat von Kusserow persönlich überreicht. Im Jahr 1911 wurde ihm für 30jährige Dienste als Kanzlist auf dem hiesigen Landratsamt das Allgemeine Ehrenzeichen verliehen.
Himmelfahrt. In vollem Festkleid, begrüßt die Natur den diesjährigen Himmelsfahrtstag, der seit alten Zeiten in deutschen Landen als Begrüßungs- und Freudefeier für den Frühling begangen wurde. Die christliche Kirche hält diesen 40. Tag nach Ostern besonders hoch. Wir gedenken der Brüder die in unerschütterlicher Pflichterfüllung ihr Leben für uns dahingaben. Wir hoffen auf glücklichere Tage, wo der goldene Friede in unserm Vaterland wieder herrschen wird. So gewinnt der Himmelsfahrtstag seinen wahren Inhalt für uns.
Besitzwechsel. Der Viehhändler Magnus Kreis von hier erwarb die dem Gutsbesitzer Karl Brüdgam, Grimmen Ausbau, gehörige Landwirtschaft mit sämtlichem lebenden und toten Inventar und voller Ernte. Der Kaufpreis beträgt 185000 Mark. Die Übergabe erfolgt in nächster Zeit. – Der Maurer Karl Lewerenz verkaufte sein Norderhinterstraße 186 belegenes Wohnhausgrundstück mit dazu gehöriger Erbenabfindung an den Viehhändler Magnus Kreis für den Preis von 3300 Mark. (Autorin: Hannelore Deya)
20. Kalenderwoche
Ludendorff-Spende. Von dem Grimmer landwirtschaftlichen Ein- und Verkaufsverein wurden für die Ludendorff- Spende 5000 Mark überwiesen; außerdem spendete er der Nationalstiftung für die Hinterbliebenen der im Krieg gefallenen Krieger 10000 Mark.
Tilgung der Rindertuberkulose. Die Pommersche Herdbuchgesellschaft hat bereits im Jahr 1902 die Tuberkulosetilgung bei ihren Beständen eingeführt und seit Übernahme der Tuberkulosetilgung durch den Staat sich diesem Verfahren mit ihren Beständen unterstellt. Selbst während des Krieges hat sie an der Tuberkulosebekämpfung festgehalten, obwohl das staatliche Verfahren durch den Krieg unterbrochen wurde. Auch bei der diesjährigen Versteigerung gelangen nur Tiere aus solchen Herden zum Verkauf, die ständig der tierärztlichen Aufsicht unterstellt waren. Alle Tiere werden vor der Versteigerung tierärztlich untersucht.
Zahlungsverkehr mit dem Ausland. Nach neusten Friedensverträgen ist vorgesehen, dass Geldforderungen, deren Bezahlung im Laufe des Krieges auf Grund von Kriegsgesetzen verweigert werden konnte, u. a. zwischen Deutschen und Russen nicht vor Ablauf von 6, zwischen Deutschen und Finnländern, zwischen Deutschen und Ukrainern und zwischen Deutschen und Rumänien nicht vor Ablauf von 3 Monaten nach der Ratifikation bezahlt zu werden brauchen. Das gilt auch für den Verkehr mit den nannten bisher uns feindlichen Ländern.
Verkürzung der Brotration vom 16. Juni ab. Es lässt sich nun doch nicht vermeiden, dass in diesem Jahr für den Rest des Wirtschaftsjahres, bis etwa Mitte oder Ende August, die Brotmenge gekürzt werden muss, was noch amtlich bekannt gegeben wird. Die zur Brotherstellung notwendige Mehlmenge für den Tag und Kopf wird von 200 Gramm auf 160 Gramm herabgesetzt. Mit Streckungsmitteln wir die tatsächliche Menge 180 Gramm betragen. Im vorigen Jahr gab es ebenfalls eine Kürzung, aber ohne Streckungsmittel.
Die Ursachen der Verkürzung ergeben sich teilweise aus der mäßigen Getreide- und schlechten Futtermittelernte und die Hoffung auf ukrainische und rumänische Zufuhren hat sich nicht erfüllt.
Freiwillige Ablieferung von Herren-Oberbekleidung. Die Abgabe geschieht zunächst freiwillig. Für jedes abgelieferte Stück gibt es eine Bescheinigung. Falls die vom Kommunalverband geforderten Anzüge nicht aufgebracht werden, sind strenge Maßnahmen zu erwarten. Diejenigen Ablieferer, die in der ersten drei Wochen nach Bekanntgabe abliefern, erhalten außerdem ein Zuschlag von 10 v. Hdt. des Schätzungswertes. Die Annahme erfolgt im Kreis Grimmen: Schneidermeister Brodthagen in Grimmen, Schneidermeister Kähler in Loitz und Schneidermeister Peters in Tribsees. Bezahlung und Bescheinigung erfolgt nur in Stralsund und wird durch die Annahmestellen vermittelt.
Hafernot beim Feldheer. Diese bedrohliche Situation muss nach Mitteilung des Kriegsministers durch sofortige Erfassung der noch vorhandenen Bestände an Hafer abgeholfen werden. Infolgedessen werden sowohl auf dem platten Land wie auch in den Städten militärische Kommandos eingesetzt um Hartfutter zu besorgen. Diese militärische Maßnahme ergibt sich aus der großen Not und möge jeder mit Ernst prüfen, was er dem Heer abgeben kann, unter dessen Schutz er sich des ungestörten Besitzes von Haus und Hof erfreuen kann.
18.5.
Polizeihund-Einsatz. Bei Ermittlung von Diebstählen, die sich in größerer Zahl ereignen, wird die erfolgreiche Suche des Polizeihundes dadurch vereitelt, dass der Tatort von dem Bestohlen, seinen Angehörigen oder sonstigen Personen regelrecht zertreten wird. Dadurch ist es dem Hund unmöglich auf die richtige Spur zu setzten und die Tat aufzuklären. Im Interesse der öffentlichen Sicherheit und im Interesse der Bestohlenen wird deshalb gebeten den kompletten Tatort abzusperren. Die Polizeiverwaltung. (Autorin: Hannelore Deya)
21. Kalenderwoche
Das Ziel der Ludendorff-Spende! Die Versorgung unserer Kriegsbeschädigten ist in erster Linie eine Aufgabe des Reichs und muss es bleiben. Sie will den Kriegsbeschädigten ins Wirtschaftsleben zurückführen, seine Kraft wiedergeben. Ihr umfangreiches Arbeitsgebiet umfasst: Berufsberatung, Berufsausbildung, Arbeitsbeschaffung, ergänzende Heilbehandlung, Ansiedlung, Wohnungs- und Familienfürsorge sowie Geldunterstützung bei besonderer Hilfsbedürftigkeit. Dafür sind gewaltige Summen erforderlich, jeder steuere seinen Anteil bei.
Die Städtische Frauenschule und Kindergärtnerinnen-Seminar in Stralsund. Nach langem Harren ist endlich die hiesige Frauenschule mit ihren Nebeneinrichtungen vom Minister anerkannt worden. Das Ziel, das die städtischen Behörden sich mit der vor wie Jahren erfolgten Begründung der Hausfrauenschule setzten, kann also vorläufig als erreicht gelten; die Anstalt, die unseren jungen Mädchen die Möglichkeit gewähren soll, sich auf hauswirtschaftlichen, erzieherischem und sozialem Gebiet, also dem eigentlichen Wirkungsfeld der Frau, auszubilden hat die Anerkennung der kgl. Staatsregierung gefunden.
Ludendorff-Spende! Morgen beginnt die Opferwoche, deren beide erste Tage auch bei uns eine Straßensammlung bringen werden. Wer auch nur ein Fünkchen von Dankespflicht im Herzen trägt, wird diese Gelegenheit nicht ungenutzt lassen. Die Sammlerinnen, die uns die Sammelbüchse entgegenstrecken, sollen nicht umsonst gebeten haben. Die Postkarten von General Ludendorff und die hübschen Bild-Postkarten, die eigens für diesen Zweck geschaffen wurden, werden ein bewährtes Sammelobjekt sein. Für jede Spende wird die Erinnerungsnadel gegeben und ein jeder sollte sie tragen.
Heuernte 1918. Der Bedarf hat sich gegenüber den Vorjahren bedeutend erhöht, da die früher in den besetzten Gebieten der Ostens verfügbaren Futtermengen im kommenden Jahr nur in geringem Umfang nutzbar gemacht werden können. Wie bisher werden auch im kommenden Wirtschaftsjahr die ausgeschriebenen Heumengen im Wege der Landlieferung aufgebracht. Um ihren rechtzeitigen Eingang sicherzustellen, ist vorgeschrieben, dass die Unterverteilung bis zum 1. Juni durchgeführt sein muss. Die Heupreise für das nächste Wirtschaftsjahr werden vor Beginn des ersten Lieferungsabschnittes bekannt gegeben.
Kleiderabgabe für landwirtschaftliche und Industriearbeiter. Es wird nochmals auf die Kleiderabgabe hingewiesen. Es werden sich in vielen Fällen getragene Kleidungsstücke finden, die zum Teil zwecklos in den Kleiderschränken herumhängen und für den Besitzer keine Verwendung finden, für unsere Kriegswirtschaft aber dringend notwendig sind. So werden z. B. bei Sterbefällen vielfach Kleidungsstücke übrige werden, sie finden ihre beste Verwendung darin, dass sie abgegeben werden. Es wird darauf hingewiesen, dass statt langer Hosen auch kurze Hosen, insbesondere Sporthosen abgegeben werde. – Der von einer Person abgelieferte Anzug braucht nicht von ein und demselben Stoff und Farbe zu sein.
Gewährung von Beihilfen zur Beschaffung von Privatdeckbulle. Auf der Mittwoch in Stettin stattfindenden 28. Bullenversteigerung der Pommerschen Herdbuchgesellschaft für das schwarzweiße Tieflandrind ist wiederum beste Gelegenheit zur Beschaffung von Privatdeckbullen geboten. Die Landwirtschaftskammer gewährt Mitgliedern von Kleingrundbesitz, die auf der Versteigerung Bullen erstehen und sie zur öffentlichen Zuchtbenutzung in der Provinz aufstellen, auf Antrag einen Zuschuss bis zur Preishöhe von 1200 Mark. (Autorin: Hannelore Deya)
22. Kalenderwoche
Versorgung von Kriegsgefangenen. Die stellvertretende Intendantur des II. Armeekorps hat die von den Arbeitsgebern zu zahlende monatliche Leihgebühr für wollene Decken für Kriegsgefangene auf 18 Pfennig pro Decke und Monat festgesetzt.
Der Rossschlächter Eduard Schmidt von hier erwarb von der verwitweten Frau Oberpostassistent Steffen das Hafenstraße 357 belegene Wohnhausgrundstück mit dazugehöriger Erbenabfindung für den Preis von 15.000 Mark. Die Übergabe erfolgt am 1. Oktober des Jahres.
Das Eiserne Kreuz II. Klasse erhielten: der Schütze Emil Lange, Sohn des Weichenstellers A. Lange und der Schütze Max Peters, Sohn des Arbeiters Peters. – Der Musketier Max Lembke, der Grenadier Wilhelm Schulz, der Artillerist Fritz Domke, alle aus Grimmen und der Grenadier Franz Köpping aus Holtdorf. – Der Sergeant Wahl aus Grimmen und der Gefr. August Peters aus Gr. Lehmhagen. – Mit dem Verdienstkreuz für Kriegshilfe wurden ausgezeichnet: der Statthalter Fritz Schünemann und der Gutsarbeiter Carl Kriews, beide aus Glashagen.
Nach dreijährigen Kämpfen für sein Vaterland entriss mir der grausame Krieg im Westen am 29. April nach kurzem Eheglück meinen über alles heiß geliebten Mann, herzensguten Vater unseres kleinen Kindes, unseren einzigen sonnigen Jungen und zärtlich geliebtes und unvergessliches Brüderchen, guten Schwiegersohn, Schwager und Onkel: den Kaufmann Max Naatz, Gefreiter in einem Artillerieregiment, Inhaber des Eisernen Kreuzes. In unsagbaren Schmerz und Weh Annie Naatz, geborene Vahl. Grimmen, den 14. Mai 1918.
Verkürzung der Brotration. Es hat sich nun doch nicht vermeiden lassen, dass auch in diesem Jahr für den Rest des Wirtschaftsjahres, vom 16. Juni bis Mitte Mai oder Ende August, die auf den Kopf entfallene Brotmenge verkürzt werden muss, was amtlich bekannt gegeben wird. Vom 16. Juni ab wird die zur Brotherstellung dienende Mehlmenge für den Tag und Kopf von 200 g auf 160 g herabgesetzt. Eine Verteilung von Fleisch als Ersatz ist in diesem Jahr nicht möglich.
Laubsammlung. Jeder Mann und jede Frau, die nicht andere dringende Arbeiten haben, und jedes Kind können und müssen Laub sammeln. Die Arbeit ist leicht, wird gut bezahl und ist im Interesse der Heeresverpflegung dringend erforderlich. Jeder Wald muss zum Sammeln von Laub zur Verfügung gestellt werden. Jedoch hat der Sammler von dem Waldbesitzer vorher einen schriftlichen Erlaubnisschein anzufordern. Im Kreis Grimmen wird nur Frischlaub angenommen: Für Frischlaub 5 Mk. pro Ztr. / für Fuhrlohn -,50 Mk. pro Ztr. u. 1 Mark für Auf- und Abladen, -,20 Mk. pro Ztr. für Entschädigung für den Waldbesitzer. Das Frischlaub ist sofort, da es sich leicht erhitzt, an die nächst gelegene Darre (Grimmer landw. Ein- und Verkaufs-Verein Grimmen oder Stärkefabrik in Loitz) zu befördern. (Autorin: Hannelore Deya)
23. Kalenderwoche
Hausverkauf. Der Rossschlächter Eduard Schmidt von hier erwarb von der verw. Frau Oberpostassistent Steffen das Hafenstraße 357 belegene Wohnhausgrundstück mit dazu gehöriger Erbenabfindung für den Preis von 15000 Mark. Die Übergabe erfolgt am 1. Oktober dieses Jahres.
Zusammenstoß zweier Eisenbahnzüge. Gestern hielt der fahrplanmäßige Zug der Nebenbahn Greifswald-Grimmen-Tribsees auf der Station „Grimmen Schützenplatz“. Die Lokomotive war vom Zug losgelöst und zur Pumpstation gefahren, um Wasser aufzunehmen. Plötzlich tauchte hinter diesem Zug, auf demselben Gleis ein Kieszug auf. Der Zugführer gab sogleich Gegendampf und stellte sämtliche Bremsen an. Die zehn mit Kies beladenen Wagen konnten aber nicht rechtzeitig zum Stehen gebracht werden und rollten in den Personenzug, wobei die letzten Wagen in einander geschoben wurden. Dabei wurde ein junges Mädchen aus Grimmen am schwersten verletzt, andere erlitten leichte Verletzungen.
Baut Ölfrüchte an! Einen Weg, die Futternot zu lindern zeigt der Kriegsausschuss für pflanzliche und tierische Öle und Fette in seinem heutigen Inserat. Die Ölsaaten, für den Anbau kommen jetzt zunächst Winterraps und Winterrüben in Betracht, sind vorzügliche Vorfrüchte für Wintergetreide. Die frühe Räumung der Felder ermöglicht eine rechtzeitige Ackerbestellung für Folgefrüchte. Frühe Aussaat und frühe Ernte führen zur günstigen Arbeitsverteilung für die Betriebe. Zu diesen Vorteilen treten die Erleichterungen, die den Anbauern von Ölsaaten auf den Antrag gewährt werden: Herstellung oder Bezug von Öl zur eigenen Versorgung, die Lieferung von Stickstoffdünger und Anspruch auf Rückgabe von 40 kg Ölkuchen für je 100 kg abgelieferte Winterölsaaten.
Postscheckverkehr. Seit dem 1. April 1918 ist der Postscheckverkehr viel billiger geworden als früher! Alle Briefe zwischen dem Postscheckkunden und dem Postscheckamt sind jetzt portofrei. Die Gebühr für die bargeldlose Überweisung ist beseitigt. Bei Überweisungen auf ein anderes Postscheckkonto genießt also der Postscheckkunde völlige Porto- und Gebührenfreiheit. Im Bezirk des Postamtes Grimmen sind z. Zt. 22 Postscheckkunden, die zum Teil einen sehr regen Gebrauch von ihrem Postscheckkonto machen.
Nachtrag zur Milchverordnung. In Zukunft unterliegen sämtliche Kuhhalter, gleichgültig, ob Ein- oder Mehrkuhhalter der Verpflichtung, alle Milch bzw. Butter, die nicht nach den festgesetzten Selbstversorger-Rationen für sich und die eigenen Wirtschaftsangehörigen, soweit diese als Selbstversorger gelten, verbraucht werden darf, an die von der Kreisfettstelle Grimmen noch zu benennenden Empfangsstellen abzuliefern. (Autorin: Hannelore Deya)
24. Kalenderwoche
Grundstücksauflassungen. Am 10. Juni des Jahres tritt ein Gesetz in Kraft, nach welchem die Grundstücksauflassungen wie dies bisher schon im Links-Rheinischen Gebiet üblich war, von jetzt ab in ganz Preußen auch bei den Notaren stattfinden können. Diese sind daher nunmehr nicht nur für die Beurkundungen der Kaufverträge, sondern auch für die Vornahme der Auflassungen zuständig und es wird dadurch der Gang zum Gericht erspart, den sie bei der Erfüllung des Kaufvertrages zum Zweck der Auflassung zum Gericht machen mussten.
Amtliches. Den Kolonialwarenhändlern des Kreises steht Kandis-Zucker zu Einmachzwecken zur Verfügung. Auf die weißgrauen und roten Nahrungsmittelkarten Nr. 4 kommt ½ Pfund Kandis-Zucker bei den Kolonialwarenhändlern zur Ausgabe. Auf die Lebensmittelkarte Nr. 3 kommt Zucker zur Ausgabe, die hierauf abzugebende Menge wird demnächst bekannt gegeben. Die im Kreis beschäftigten Kriegsgefangenen haben auf diesen Zucker keinen Anspruch. Die Lebensmittelkarte Nr. 3 von Kriegsgefangenen ist daher, wie bekannt gegeben, nach hier zurückzugeben. Der Landrat.
Bekanntmachung. Über Reglung des Verkehrs mit Brotgetreide und Mehl aus dem Erntejahr 1917 ist angeordnet, dass der Mehlverbrauch von 16. Juni ab für den Kopf und die Woche 1120 Gramm Mehl oder 1600 Gramm Brot beträgt. – Es wird des Weiteren darauf hingewiesen, dass die für die Woche vom 17. bis 23. des Monats gültigen Brotkarten noch über 1400 Gramm Mehl oder 2000 Gramm Brot lauten, dass hierauf aber vom 15. des Monats ab nur 1120 Gramm Mehl oder 1600 Gramm Brot ausgegeben werden dürfen. Bei Übertretung muss mit Schließung gerechnet werden. Der Landrat.
Besitzwechsel. Der Spediteur Hermann Breese von hier erwarb die dem Senator und Ackerbürger Hermann Eick gehörige Ackerwirtschaft und Posthalterei mit sämtlichen toten und lebenden Inventar und voller Ernte. Der Kaufpreis beträgt 80000 Mark. Die Übergabe erfolgt am 1. Juli des Jahres.
Wiesenverpachtung. In der vergangenen Woche fand die Versteigerung des ersten Schnittes der städtischen Wiesen statt. Es hatten sich Kauflustige in größerer Zahl eingefunden. Gebote wurden abgegeben, wie noch nie zuvor. Der Gesamtertrag Überstieg den des Vorjahres um mehr als 3500 Mark und den des Jahres 1916 um mehr als 5000 Mark.
Feuer. Signale der Freiwilligen Feuerwehr verkündeten am Mittwoch in der Mittagsstunde ein Landfeuer. Auf dem Gut Borgstedt brannte die Schnitterkaserne. Das Gebäude war mit Strohdach bedeckt und brannte gänzlich nieder. Die herbeigeeilten Spritzen mussten größtenteils die Nachbargebäude schützen, welche ebenfalls Strohdächer trugen. Von dem in dem Gebäude befindlichen Mobiliar konnten nur wenige Sachen gerettet werden. Über die Entstehungsursache ist nichts bekannt. (Autorin: Hannelore Deya)
25. Kalenderwoche
Auszeichnung. Die Auszeichnung treuer landwirtschaftlicher Arbeiter und Arbeiterinnen findet, wie die Landwirtschaftskammer für die Provinz Pommern mitteilt, am 27. Juni des Jahres statt. Landwirtschaftliche Arbeitgeber, die Auszeichnungsanträge in diesem Jahr noch einreichen wollen, werden gebeten, die Anträge umgehend an den Vorsitzenden der landwirtschaftlichen Kreiskommission abzusenden. Vordrucke für die Anträge sind bei der Landwirtschaftskammer zu erhalten.
Futtersorgen der Kleintierzucht. Auch in diesem Jahr können die Kleintierzüchter schwerlich darauf rechnen, dass ihnen für die Winterfütterung ein freier Ankauf von Heu und Stroh möglich sein wird. Die schlimmen Erfahrungen im vergangenen Winter zwingen dazu, dass ein jeder sich das erforderliche Winterfutter jetzt im Sommer beschafft. Den städtischen Tierhaltern kann nur geraten werden, dass sie in ihrer ländlichen Umgebung mit Viehbesitzern zwecks Überlassung von Grünfutter zur Trocknung und mit Waldbesitzern wegen der Sammlung von Baumlaub sofort verhandeln. Es ist in dieser ernsten Sache keine Zeit zu verlieren.
Grundstücksverkäufe. Der Landwirt August Seyer von hier kaufte das der verwitweten Frau Medizinalrat Dr. Lemcke gehörige Wohnhausgrundsstück, Bahnhofstr. 16, für den Preis von 28000 Mark. – Der Klempnermeister Friedrich Gerds erwarb von den Erben des verstorbenen Kommissionärs Wilhelm Felgenhauer das Norderhinterstraße 232 gelegene Wohnhausgrundstück mit dazu gehöriger Erbenabfindung für den Preis von 5500 Mark. Die Übergabe erfolgt am 1. Oktober dieses Jahres.
Vaterländischer Frauenverein. Es werden in Stettin voraussichtlich in nächster Zeit Helferinnen-Kurse für den freiwilligen Krankenpflegedienst veranstaltet, an denen auch Helferinnen-Schülerinnen teilnehmen können, die in der Lage sind sich während des Kurses aus eigenen Mitteln zu unterhalten. Meldungen werden erbeten an Frau v. Russdorf, Schönhof b. Brandshagen.
Molkerei Alt Zarrendorf. Ich gebe hierdurch nochmals bekannt, dass ich durch Neueinrichtung mit Dampf- und elektrischer Kraft jedes Quantum Milch aufnehmen kann. Durch Verordnung des Herrn Landrats müssen alle Kuhhalter freiwillig oder zwangsweise ab 1. Juli liefern. Ich verpflichte mich, den höchstmöglichen Preis zu zahlen, bei 3 Prozent Fettgehalt 30 Pfennig pro Liter, oder den durch Verfügung festgesetzten Preis. Die Milch wird mit Geschirr abgeholt. Wer keine eigenen Milchkannen besitzt, kann solche von mir erhalten. Bemerken möchte ich noch, dass ich zur Sicherheit meiner Lieferanten 3000 Mk. bei der hiesigen Spar- und Darlehnskasse hinterlegt habe. Fridolin Maier.
Postalisches. Die Gebührenvergünstigungen im Feldpostverkehr werden nach den bestehenden Bestimmungen nur in Privatangelegenheiten der Heeresangehörigen selbst gewährt, nicht aber, wenn weder Absender noch Empfänger Heeresangehörige sind. Es ist daher auch unzulässig, dass Militärpersonen usw. von ihren Angehörigen ausgehende Sendungen mit dem Vermerk „Feldpostbrief“ versehen auch dann, wenn sie selbst kurze Zusätze beifügen. Wir machen darauf aufmerksam, dass Verstöße gegen die bestehenden Bestimmungen wegen Portohinterziehung strafrechtlich verfolgt werden. (Autorin: Hannelore Deya)
26. Kalenderwoche
Verbot der Brennnessel-Verfütterung. Brennnessel dürfen weder verfüttert noch als Gemüse verwendet werden. Sobald die Brennnessel abgeerntet sind unterliegen sie der Meldepflicht an das Webstoff-Meldeamt der Kriegs-Rohstoff-Abteilung des kgl. Preußischen Kriegsministeriums, unter der Aufschrift „Nesselbeschlagnahme“. Zuwiderhandlungen werden mit Gefängnis bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bis zu 10000 Mark bestraft.
Wer Ölkuchen haben will, muss Ölfrüchte anbauen. – Schon jetzt ist es Zeit, Vorbereitungen für den Anbau von Raps und Rüben zu treffen, die von allen Ölfrüchten die höchsten und sichersten Erträge bringen. Für 100 kg abgelieferten Raps bzw. Rübsen erhält man 85 bzw. 83 Mark und Anrecht auf 30 kg Ölkuchen. Zur Förderung des Anbaues stehen größere Mengen Ammoniak zur Verfügung, aus denen für jeden zum Anbau gelangenden Hektar Ölsaaten der Bezug von 80 kg voraussichtlich für den gesamten Herbstanbau vermittelt werden kann.
Vaterländischer Frauen-Verein, Kreis-Zweig-Verein Grimmen. Wir bitten unsere Mitglieder, wie in den Vorjahren, herzlich für die Verwundeten in den benachbarten Lazaretten Obst einzukochen. Gläser, einschließlich Deckel, Gummiring und Verschlussbügel werden geliefert. Man wende sich bei Bedarf an Frau von Russdorf. Desgleichen bitten wir für einige sehr erholungsbedürftige Hilfsschwestern des Verbandes Reuß j. L. um Aufnahme auf einige Wochen. Damen, die hierzu bereit sind, wollen sich ebenfalls an unsere Vorsitzende, Frau von Russdorf-Schönhof wenden. Der Vorstand.
Erster Schnitt. Gelegentlich des Grasverkaufs der Oberförsterei Abtshagen am kommenden Sonnabend werde ich dort selbst den ersten Schnitt von etwa 100 Morgen meiner neu angesäten Dienstwiese (Kampswiese Jagen 135) in Kaveln öffentlich ausbieten. Vorzeigen der Kaveln am Donnerstag und Freitag vorher, abends 7 Uhr. Eine Besichtigung ist vorab gestattet. Der Forstmeister Cleve.
Missionsfest. Das diesjährige Missionsfest muss verschoben werden, da es nicht gelang, zu dem üblichen Tag des Festes einen Prediger und Berichterstatter zu gewinnen. Im Übrigen ist die Fürsorge für die Heidenmission jetzt nicht überflüssig, wie mancher vielleicht glaubt, da so viel Not in der Heimat zu lindern ist. Denn beim Aufbau eines neuen deutschen Kolonialreiches kann kaum jemand wertvollere Dienste tun und wird es, als die deutsche Mission. Es ist darum erfreulich, dass die diesjährige Missionshaussammlung einen Ertrag gebracht hat, wie seit Jahren nicht.
Der Absatz von Pferdefleisch. Die im Pferdefleischhandel in letzter Zeit hervorgetretenen Missstände haben den Staatssekretär des Kriegsernährungsamts veranlasst, in Verordnungswege vom 1. August 1918 ab für den Ankauf von Pferden zur Schlachtung für den Betrieb des Rossschlächtereigewerbes und den Handel mit Pferdefleisch den Genehmigungszwang einzuführen. Die Verordnung gibt den Landeszentralbehörden die Befugnis ihrerseits die erforderlichen Ausführungsbestimmungen zu erlassen. (Autorin: Hannelore Deya)
27. Kalenderwoche
Aufruf! Im Juli findet in der Provinz Pommern erneut eine Goldankaufswoche statt. Wir bitten alle Kreiseingesessenen dringend, ihre Juwelen und Goldsachen, die in dieser ernsten Zeit dem Vaterland gehören, an die Goldankaufsstelle in Grimmen (Kreishaus) oder an eine der Hilfsankaufsstelle in Abtshagen Dorf, Brandshagen, Elmenhorst, Glewitz, Gristow, Groß Bisdorf, Gülzow Hof, Horst, Klein Rakow, Loitz, Reinberg, Reinkenhagen Dorf, Rolofshagen, Sassen, Trantow, Tribsees, Vorland oder Wotenick Dorf abzuliefern, um dadurch die Geldwirtschaft des Deutschen Reiches zu kräftigen.
Infolge der vielen Differenzen, welche in letzter Zeit bei den Rinderablieferungen entstanden sind, machen wir die Herrn Viehhalter darauf aufmerksam, dass es uns nur möglich ist, Differenzen, welche bei der Abnahme des Viehes entstehen, mit den Herrn Aufkäufern zu verhandeln, und wenn sie nicht bei der Abnahme zugegen sind, dann müssen wir ohne Verständigung mit ihnen handeln und etwaige Differenzen erledigen. Grimmer landw. Ein- und Verkaufs-Verein.
Gefährlicher Salzersatz. An Stelle von Kochsalz oder Chlornatrium hat man neuerdings versucht, Chlorkalium als „1a Kalistein-Speisesalz“ für den menschlichen Genuss in Umlauf zu bringen. Jedoch lässt sich Kochsalz in der Nahrung des Menschen durch Chlorkalium nicht ersetzen. Kochsalz ist keine entbehrliche und ersetzbare Würze, ist für die Tätigkeit des menschlichen Körpers unerlässlich. Durch Chlorkalium wären schwere Gesundheitsschädigungen zu befürchten.
Das Eiserne Kreuz I. Klasse erhielten der Vizewachtmeister W. Hentze, Sohn des Rentengutsbesitzers Hentze aus Grammendorf, und der Gefreite Albert Koch (z. Zt. in französischer Gefangenschaft). Das Eiserne Kreuz II. Klasse erhielten der Gefreite Karl Salchow, der Grenadier Wilhelm Drews, der Gefreite Wilhelm Peters, sämtlich aus Grimmen, und der Gefreite Hahn aus Grellenberg.
Das Eiserne Kreuz erhielt der Wehrmann August Reppenhagen aus Grimmen. Das Österreichische silberne Verdienstkreuz mit der Krone am Band der Tapferkeitsmedaille erhielt der Sanitätsfeldwebel Max Ritter aus Grimmen, Inhaber des Eisernen Kreuzes II. Klasse und des Türkischen Verdienstordens (Halbmond). Das Verdienstkreuz für Kriegshilfe wurde dem Schuhmachermeister C. Stabenow verliehen.
Wertlose Rezepte. Wahre Hexenmeister hat uns der Krieg in einer gewissen Sorte von Geschäftemachern beschert, die da vorgeben, im Besitz von Rezepten zu sein, nach denen man alle erdenklichen Bedarfsartikel mit wenigem Aufwand herstellen kann. So empfiehlt ein Herr aus Bayern gegen Vorauszahlung! von 10 Mark mehr als 50 „Praxis-Rezepte“, nach denen Schmieröl, Schmierfett, Rüböl-, Baumöl, Tran- und Talg-Ersatze herzustellen seien. Taugten die Rezepte, so ist es wirklich nicht zu verstehen, warum heute noch an allen Bedarfsartikeln so großer Mangel herrscht. (Autorin: Hannelore Deya)
28. Kalenderwoche
Bekanntmachung. Es entstehen alljährlich durch Funkenflug der Lokomotiven von Klein- und Nebenbahnen Brandschäden in Waldungen an Getreide und anderen Bodenerzeugnissen, die im Interesse der Allgemeinheit und der Sicherstellung unserer Volksernährung unbedingt vermieden werden müssen. Zu diesem Zweck ist es erforderlich, dass die Feuerschutzstreifen in den Waldungen gereinigt und erneuert werden. Der Landrat.
In letzter Zeit häufen sich die Meldungen über das Entweichen von Kriegsgefangenen. Ursache ist auch ungenügende Beaufsichtigung der Gefangenen und die Vertrauensseligkeit der Arbeitgeber. Die Gefangenen bewegen sich meistens Sonntag frei und gehen von Ort zu Ort um sich gegenseitig zu besuchen. Die Aussprache untereinander führt zur gemeinsamen Flucht. - Wachleute, die ihren Dienst versäumen, werden von mir zwecks Ablösung gemeldet werden. Der Landrat.
Ungültigkeit der gelben Fettkarten. Aus bestimmten verwaltungstechnischen Gründen werden neue Fettkarten herausgegeben. Die gelben Fettkarten (mit blauen Überlinien) werden für ungültig erklärt und es gelten nur die neuen rosa Fettkarten (mit gelben Überlinien). Die Magistrate und Herrn Guts- und Gemeindevorsteher, werden ersucht die Butterverkaufsstellen auf die Änderung aufmerksam zu machen. Kreisfettstelle Grimmen.
Futterversorgung der heimischen Hunde. Zur Sicherstellung der Versorgung des Feldheeres mit Diensthunden und zur Förderung ihrer Nachzucht hat die Heeresverwaltung Futter für die Kriegshunderassen: Deutsche Schäferhunde, Dobermann. Pinscher, Airedale-Terrier, Rottweiler und rauhaarige Jagdhundstämme gegen Bezahlung bereitgestellt. Die Tiere müssen eine Schulterhöhe von 48 bis 64 cm besitzen und dürfen das Alter 6 Jahre nicht überschreiten. - Anträge sind an die Kriegshundestelle Stralsund zu senden.
Die Ortsbehörden ersuche ich dringend dafür zu sorgen, dass in der laufenden Woche das Schlachtvieh, welches bis zum 1. kommenden Monats voll zur Ablieferung gebracht sein muss, unter allen Umständen restlos angeliefert wird. Zur Versorgung der Heeresangehörigen und der Zivilbevölkerung ist unter allen Umständen die Anlieferung des Schlachtviehs erforderlich. Der Landrat.
Versorgung mit Frühkartoffeln. Jegliche Versendung von Frühkartoffeln, gleichgültig, ob der Versand innerhalb des Kreises Grimmen oder nach auswärts stattfindet, bedarf fortan der schriftlichen Genehmigung der Kreis-Kartoffelstelle Grimmen. Mit der Bahn, gleichgültig, ob der Versand in ganzen Wagenladungen oder im Stückgutverkehr stattfindet, darf die Versendung nur auf Grund eines von hier abgestempelten Frachtbriefes erfolgen. Kreis- Kartoffelstelle Grimmen. (Autorin: Hannelore Deya)
29. Kalenderwoche
Gemäldeverlosung für Gold-Ablieferung. Am Donnerstag findet in der hiesigen Goldankaufstelle zur Erinnerung an die Goldschmucksammlung der Reichsbank eine Verlosung einer Anzahl Gemälde von A. Kampf statt. Berücksichtigt werden alle Personen, die bis um 12 Uhr ihre Goldsachen abgeliefert haben. Die Goldankaufstelle Grimmen.
Die zunehmende Knappheit an Baumwollfaser hat es nötig gemacht, den Verkauf von Verbandstoffen aus baumwollener Web-, Wirk- und Strickware auf die Apotheken und solche Kleinhandlungen, die an Krankenkassen liefern, zu beschränken und dem Rezeptzwang zu unterwerfen. Dadurch wird zwar bereits weitgehend der Verbrauch gespart, jedoch werden Ersatzverbandstoffe notwendig. Für Mullbinden werden Krepppapierbinden eingesetzt, die sich auch bereits in Lazaretten bewährt haben. Als Ersatz für Verbandwatte wird Zellstoffwatte empfohlen.
Beerensammlung. Die Ausgabe der beantragten Beerenzettel erfolgt am Sonnabend vormittags, von 10-12 Uhr in Zimmer Nr. 4 des Rathauses. Jeder Beerenzettel kostet 5 Pfennig und dieser Betrag ist abgezählt mitzubringen. Der Magistrat.
Ein Paar 9-jährige Arbeitspferde, mehrere leichte Pferde, sowie 3-jährige Hannoveraner Füllen stehen zum Verkauf und Tausch. Carl Meyer, Grimmen.
Brotkarten-Versorgung. Die Ausgabe der Brotkarten erfolgt auf dem Rathaus an die jeweiligen Haushaltungsvorstände wie folgt: Die Häuser Nr. 1-140 von 8 -9 Uhr, die Häuser Nr. 141-280 von 9-10 Uhr, die Häuser Nr. 281-390 von 11-12 Uhr. Die Vorstädte und Ausbauten von 11-12 Uhr. Später werden keine Karten ausgegeben. Wir ersuchen diese Zeiten einzuhalten. Der Magistrat.
Wollabgabe. Zum Ankauf der Wolle von Schafhaltern mit weniger als 30 Schafen sind Bezirksaufkäufer bestellt werden. Sammelstelle ist die Firma Kleesattel & Lewerenz, Stralsund. An diese Sammelstellen sollen die Schafhalter ihre Wolle zur Abschätzung durch den Bezirksaufkäufer senden. Der Bezirksaufkäufer kauft diese Wolle gegen eine Provision für die Kriegswollbedarf Akt.-Ges., also nicht für seine Rechnung; er ist angewiesen, für das rohe ungewaschene Produkt den höchsten Preis zu zahlen unter Zugrundelegung des für gewaschene Wolle festgesetzten Höchstpreises.
Oberförsterei Abtshagen. Holz-Versteigerung in Schweins Gasthaus zu Abtshagen. Schutzbezirke: Wittenhagen, Jagen 41, 43 und Sammelhieb; Elmenhorst, Jagen 58; Krummenhagen, Jagen 78, 79, 90, 91; Ungnade, Jagen 46, 47, 51, 100; Abtshagen, Jagen 97, 117, 124, 125 und Sammelhieb; Sievertshagen, Jagen 138, 143, 151, 147; Kronhorst. Hegemeister Mahnke Abtshagen. (Autorin: Hannelore Deya)
30. Kalenderwoche
Ehrentafel. Den Heldentod im Kampfe für König und Vaterland starben aus dem Kreise Grimmen: Landsturmmann Ernst Zander aus Wolthof fiel am 22. Juli 1918. Postassistent Marquardt aus Grimmen fand den Heldentod. Sergeant Ludwig Baresel aus Groß Rakow fiel am 18. Juli 1918 am 27. Lebensjahr. Musketier Heinrich Möller aus Grimmen fiel am 27. Juli 1918 im Westen im Alter von 24 Jahren.
Sammelt Laub! Die Bedingungen sind bekannt. Die Arbeit ist leicht, wird gut bezahlt und ist im Interesse der Heeresverpflegung dringend erforderlich. Brauchbares Laub liefern alle Laubbäume und Sträucher. Jedes Quantum wird angenommen von der Darre im Grimmer landwirtschaftlicher Ein- und Verkaufs-Verein sowie in der Loitzer Stärkefabrik.
Sammelt Brennnessel. 4 kg trockene Brennnesselstängel liefern ein Soldatenhemd. Es werden folgende Preise gezahlt: Für völlig trockene entblätterte Stängel 14 Mark pro 1 Zentner, für völlig trockene Blätter 10 Mark pro 1 Zentner, für völlig trockene Samen 1000 Mark pro 1 Zentner, frei ab hiesiger Abnahmestelle. Die Trocknung kann erfolgen im Freien oder auf Scheunendielen und Tennen und schließlich in Kesselhäusern von Kraftwerken, Ringöfen von Ziegeleien und ähnlichen Einrichtungen. Die Besitzer derartiger Einrichtungen werden gebeten, dieselben den Sammlern zur Verfügung zu stellen.
Die Stängel müssen mindestens 60 cm lang sein. Die Stängel müssen sorgfältig behandelt und dürfen nicht geknickt sein. Es wird geliefert und unentgeltlich ohne Bezugsschein für 10 kg eingelieferte, trockene Stängel ein Wickel Nähgarn weiß oder schwarz aus Brennnesselmischgarn. Die Kreisstelle. Grimmer landwirtschaftlicher Ein- und Verkaufs-Verein
Landwirte, Molkereiverwalter, Milchhändler! Wer angesäuerte Milch liefert, wo er gute liefern kann, schädigt die Volksgesundheit und versündigt sich am Vaterland!
Für die Landwirte. Von der Reichsgetreidestelle werden dem Kriegswirtschaftsamt in Stettin demnächst bis zu 20000 kg Bindegarn zur Verfügung gestellt, die zum Preis von 11 Mark je kg zuzüglich Fracht und Unkosten abgegeben werden können. Die Herren Landwirte des Kreises mache ich hierauf aufmerksam und ersuche den Bedarf sofort anzumelden. Der Versand erfolgt gegen Nachnahme des Betrages. Der Landrat.
Schuhversorgung. Gewerbetreibende sind verpflichtet, sämtliche erledigte Bezugsscheine und Schuhbedarfsscheine an die zuständigen Behörden abzuliefern. Zuständig sind für die Städte die Polizeiverwaltungen und für das Land das Bekleidungsamt Landbezirk Grimmen, hier. Die Polizeiverwaltungen ihrerseits sind nach Prüfung der Bezugsscheine und nachdem sie den Gewerbetreibenden eine Bescheinigung über die gelieferte Anzahl erteilt haben, verpflichtet, die Bezugsscheine gleichfalls dem Bekleidungsamt Landbezirk Grimmen zu übersenden. Der Landrat. (Autorin: Hannelore Deya)
31. Kalenderwoche
Ehrentafel. Den Heldentod im Kampfe für König und Vaterland starben aus dem Kreise Grimmen: Gefreiter Karl Kenning aus Rekentin, Inhaber des Eisernen Kreuzes, starb am 9. Juni 1918 im 39. Lebensjahr. Musketier Walter Bandelin aus Abtshagen fiel mit 20 Jahren in Folge Bauch- und Schulterschusses am 11. Juni 1918. Schütze Otto Roock aus Stoltenhagen starb im 20. Lebensjahr. Der Musketier Franz Stöhr aus Grimmen starb im Alter von 20 Jahren durch Volltreffer am 28. Juni 1918.
Ehrentafel. Den Heldentod im Kampfe für König und Vaterland starben aus dem Kreise Grimmen: Landsturmmann Hugo Pietzer aus Grimmen starb im Alter von 30 Jahren in einem Reservelazarett. Der Fahrer Karl Plötz aus Vietlipp starb im Alter von 36 Jahren. Am 2. Juni 1918 starb in russischer Gefangenschaft der Gastwirt und das Mitglied in der Freiwilligen Feuerwehr Otto Gierke aus Grimmen.
Grimmen. Zwangsversteigerung. Vor dem königlichen Amtsgericht fand heute Vormittag die Zwangsversteigerung über das auf den Namen der verstorbenen Witwe Karoline Gantzkow, geb. Waterstrat eingetragene Wohnhausgrundstück, Norderhinterstraße 210, statt. Herr Kamerar Haß blieb als Vertreter des Magistrats mit einem Gebot von 837 Mark Meistbietender.
Grimmen. Geschlossene Mühle. Vor längerer Zeit wurde bei dem Mühlenbesitzer Junge hierselbst eine Revision durch einen Beamten der Reichsgetreidestelle vorgenommen und dort eine größere Menge Getreide, welches nicht mit gültigen Mahlkarten belegt werden konnte, beschlagnahmt. Auf Anordnung der königlichen Regierung ist der Betrieb des Junge auf die Dauer von 3 Monaten stillgelegt worden. Das beschlagnahmte Getreide ist für verfallen erklärt.
Schöffensitzung. Die Schnitter Stanislaus C. aus Wendisch Baggendorf und Franz und Stephan R. aus Holtdorf haben ihren Arbeitgeber eine Quantität Erbsen entwendet. Sie wurden je zu drei Tagen Gefängnis verurteilt. - Die Eheleute D. von hier haben ohne Erlaubnis des Besitzers die Koppel des Ackerbürgers Löding als Durchgang benutzt und hatten deshalb ein polizeiliches Strafmandat in Höhe von drei Mark erhalten. Hiergegen wurde auf richterliche Entscheidung die Strafe auf 2 Mark ermäßigt. (Autorin: Hannelore Deya)
32. Kalenderwoche
Sammelt Obstkerne! Die Zeit, in der das Steinobst zur Reise kommt, steht bevor. Die Kerne der Kirsche, der Pflaume dürfen nicht achtlos weggeworfen werden; sie enthalten ein wertvolles Öl. das in der Kriegswirtschaft nötig gebraucht wird. Tausende von Kilogramm Öl sind im verflossenen Jahre aus den Obstkernen gewonnen worden. Dies Jahr muss die Sammlung noch besser werden. Sammelstellen sind die Schulen an allen Orten des Kreises. Die Schule Grimmen ist zugleich Kreissammelstelle und nimmt jede Menge entgegen.
Bekanntmachung. Durch die neueste Verordnung sind die Preise für Heu aus der Ernte 1918 und zwar für a) Kleeheu von 180 auf 220 Mark je Tonne und b) Wiesenheu von 160 auf 200 Mark je Tonne verändert. Soweit es sich um Erfüllung der ausgeschriebenen vorläufigen Lieferung handelt, wird der erhöhte Preis nachgezahlt. Der Landrat.
Um dem Überhandnehmen von Entweichung von russisch- polnischen Arbeitern von ihren Arbeitsstellen wirksamer als bisher entgegen zu können, ist bei der Militärpolizeistelle in Stralsund eine besondere Fahndungsstelle eingerichtet worden. Daher sollen künftig Entweichungen der russisch- polnischen Arbeiter von ihrer Arbeitsstelle und ihrer Rückführung nicht mehr an das stellv. Generalkommando, sondern an die neue Fahndungsstelle in Stralsund zu richten. Der Landrat.
Reglung des Verkehrs mit Brotgetreide und Mehl aus dem Erntejahr 1918 für den Landkreis Grimmen. Der Kreis übernimmt die Reglung der Versorgung der Einwohner des Kreises mit Brotgetreide. - Den einzelnen Haushaltungen des Kreises werden wöchentlich für den Kopf der Haushaltung 1400 Gramm Mehl zugeteilt. Die Zuteilung erfolgt durch Ausgabe von Brotkarten durch die Vermittlung der Magistrate, Guts- und Gemeindevorsteher. Brot und Mehl darf nur gegen Brotkarten verabfolgt werden. Dabei erhalten Kinder bis zu einem Alter von einem Jahr nur eine halbe Brotkarte. Die Brotkarten lauten über insgesamt 2000 Gramm Brot oder 1400 Gramm Mehl und berechtigen zur Abnahme der entsprechenden Menge Brot oder Mehl.
Hunde an die Front! Bei den gewaltigen Kämpfen im Westen haben die Hunde durch stärkeres Trommelfeuer die Meldungen aus vorderster Linie in die rückwärtigen Stellungen gebracht. Hunderten unserer Soldaten ist das Leben erhalten, weil Hunde ihnen den Meldegang abnahmen. Militärisch wichtige Meldungen sind durch Hunde rechtzeitig an die richtige Stelle gelangt. Obwohl der Nutzen der Meldehunde überall bekannt ist, gibt es noch immer Besitzer kriegsbrauchbarer Hunde, welche sich nicht entschließen können, ihr Tier dem Vaterland zu leihen! Die Anmeldungen sind an die Inspektion der Nachrichtentruppen zu melden.
Den Gefallenen zum Gedächtnis - den Lebenden zum Segen. Um die Pflege der Kriegsbeschädigten und der Verwundeten und Kranken zu sichern, wird die Einrichtung einer „Zentralanstalt zur Fortbildung von Krankenpflegerinnen“ verfolgt. Der Vaterländische Frauenverein, Kreiszweigverein Grimmen, richtet an seine Mitglieder und Gönner die Bitte, sich durch Spenden nach Verhältnis ihrer Vermögensverhältnisse an der Aufbringung der für die Anstalt erforderlichen Mittel zu beteiligen und den Geldbetrag entweder dem Konto des Vereins bei der Grimmer Kreissparkasse oder an den Schatzmeister des Vaterländischen Frauenvereins, Herrn Rechnungsrat Link, zu überweisen. Es wird ferner gebeten, die Namen des oder der gefallenen Angehörigen, deren Gedächtnis durch die Spende geehrt und wachgehalten werden soll, der Überweisung beizufügen.
Wichtig für Schweinemäster! Schweineabnahme findet bis auf weiteres jeden Montagvormittag auf unserer Abnahmestelle Grimmen (Hauptbahnhof) statt. Wer Schlachtschweine abliefern will, wird dringend gebeten, uns spätestens bis Donnerstag vor dem Abnahmetermin die Stückzahl mitzuteilen. Erfolgt die Ablieferung auf einen mit dem Pommerschen Viehverwertungsverband geschlossenen Mastvertrag, so ist dies bei der Anmeldung ebenfalls anzugeben, damit die Ablieferung auf den Mastvertrag angerechnet wird. - Ohne vorherige Anmeldung dürfen Schweine nicht abgeliefert werden. Grimmer landwirtschaftlicher Ein- und Verkaufs-Verein. (Autorin: Hannelore Deya)
33. Kalenderwoche
Brikettlieferung. Um eine Übersicht der Brikettlieferungen zu haben, bitte ich diejenigen Haushaltungen, welche durch mich ihre Briketts beziehen wollen, zwecks Eintragung in die Lieferungsliste bei mir anzumelden und die Brikettkarten abzugeben. Die landwirtschaftlichen Haushaltungen bitte ich, sich telefonisch oder schriftlich anzumelden und die Karten per Post zu übersenden. Die Belieferung erfolgt nach der Reihe der Anmeldungen, welche nur noch bis zum 1. September angenommen werden. Kohlenhändler Wilhelm Langkavel.
Graswuchsversteigerung. Von den städtischen Wiesen soll die Grasnutzung (2. Schnitt) am Montag öffentlich versteigert werden. Anfang nachmittags beim Tribseeser Tor: Müllerwiese, Neuer Teich, Bleichwiese, Turnplatz Bullenwiese. Hieran anschließend von 5 Uhr an, die Kaveln Hintertrebel. Die Versammlung findet wie immer bei den Wiesen in der Nähe von Giertz statt. Die Kämmereiverwaltung.
Krankenversicherung für Militärurlauber. Bezüglich der Krankenversicherung der Militärurlauber bestehen noch sehr oft Zweifel. Es sei daher noch darauf hingewiesen, dass alle Reklamanten und Urlauber zur Krankenkasse angemeldet werden müssen, falls sich der Arbeitgeber nicht einer Bestrafung aussetzen will. Dagegen sind die Militärpersonen zur Krankenkasse nicht zu melden, die zur Arbeitsleistung abkommandiert sind.
Wollablieferung. Wie die Kriegswollbedarf A.- G. Berlin mitteilt, haben die Kleinzüchter den ganzen Schurertrag an die Sammelstellen anzuliefern und ist die Zurückhaltung selbst des kleinsten Teiles ein Verstoß gegen das Gesetz. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Kriegsamtsstellen die Lieferungen jedes Kleinzüchters an Hand der bestehenden Schafbestandlisten später vornehmen lassen werden, so dass Schafhalter, welche einen Teil der Wolle selbst benutzen, stets den Folgen ihrer ungesetzlichen Handlungen ausgesetzt sind.
Felddiebstähle. Auch in unserer Gegend mehren sich in letzter Zeit die Feld- und Gartendiebstähle in großem Maße. U. a. wurden in den letzten Nächten einem Gartenbesitzer seine sämtlichen Äpfel vom Baum gestohlen und einem anderen über 100 Gurken vom Feld entwendet. - Ein Hofbesitzer bemerkte auf seinem Roggenfeld, dass von einer großen Anzahl Hocken die Ähren abgeschnitten waren.
Am Montag fand die Versteigerung des 2. Schnittes der Grasnutzung auf den städtischen Wiesen statt. Die Nachfrage war wiederum sehr groß. Infolgedessen waren die abgegebenen Höchstgebote höher wie zuvor.
Grundstücksverkauf. Der Arbeiter Karl Streufert erwarb das den Maurer Plötzschen Erben gehörige, in der Greifswalder Vorstadt gelegene Wohnhausgrundstück mit größerem Hausgarten für den Preis von 3000 Mark. (Autorin: Hannelore Deya)
34. Kalenderwoche
Diebstahl aufgeklärt. Gelegentlich einer Durchsuchung bei den Schnittern in Wendisch Baggendorf wurden ca. 10 Zentner Gerste ausgedroschen vorgefunden. Nach polizeilichen Ermittlungen stellte sich heraus, dass die Schnitter tatsächlich das Korn nachts von den Hocken abgeschnitten und auf dem Feld ausgedroschen hatten. Der Besitzer hatte noch keine Gerste einfahren lassen. Letztere sollte wahrscheinlich im Schleichhandel veräußerst werden.
Das Eiserne Kreuz erhielten: Landsturmmann Emanuel Benger aus Grimmen, Musketier Alfred Lange, Sohn der Tischlermeisterwitwe Lange, hierselbst, Wehrmann August Wiese aus Stoltenhagen, Musketier Hermann Schultz, Sohn des Rentengutsbesitzers August Schulz in Düvier.
Das Verdienstkreuz für Kriegshilfe erhielt die Postagentin und Rendantin der ländlichen Spar- und Darlehnskasse des Kirchspiels Glewitz, Frau Alma Kruse, geb. Falck in Grammendorf.
Gartendiebstähle und Polizeihund. Die Gartenräubereien nehmen zurzeit überhand. Von verschiedenen Seiten werden uns Fälle hiervon mitgeteilt. Auf Veranlassung eines bestohlenen Gartenbesitzers wurde die Hilfe eines Polizeihundes in Anspruch genommen. Der Hund arbeitete insofern gut, als er gute Hinweise überbrachte, die hoffentlich zur Entdeckung der Täter führen. Es wäre dies sehr zu wünschen damit solche Räubereien aufhören.
Fortbildungsschule. Der Unterricht der gewerblichen Fortbildungsschule beginnt, den 3. September 1918 nachmittags 6 Uhr und findet für die Klassen 1, 2 und 3a montags und donnerstags von 5-8 Uhr, für die 3 b Klasse mittwochs und freitags und für die Zeichenschüler der 3. Klasse dienstags von 6-8 Uhr nachmittags statt. Wir fordern alle Gehilfen, Lehrlinge und gewerblichen Arbeiter, die die hiesige Fortbildungsschule noch nicht besucht haben, auf zur Aufnahme am Dienstag beim Leiter der Fortbildungsschule, Herrn Lehrer Häwert im Mädchenschulhaus, Zimmer Nr. 4 zu melden. Der Magistrat.
In den letzten Tagen und Wochen werden im Korpsbezirk wilde und unwahre Gerüchte verbreitet über die Lage an der Front. Dies wird benutzt, um durch Verteilung aufreizenden Inhalts und Weitertragen, sowie maßloses Übertreiben solcher Gerüchte die allgemeine Stimmung zu beunruhigen. - Es wird darauf hingewiesen, dass sich die Verbreiter unwahrer Gerüchte strafbar machen, ebenso Gastwirte, welche in ihren Räumen Tanzlustbarkeiten ohne Genehmigung der Ortspolizeibehörde gestatten.
Unter dem Namen „Wildfrucht“ haben wir eine Abteilung errichtet, welche folgendes bearbeitet: 1. Laubheu. Preise und Bedingungen sind bekannt. Lieferungen nehmen entgegen die Darre des Grimmer landwirtschaftlicher Ein- und Verkaufsvereins und die Loitzer Stärkefabrik. - 2. Brennnessel. Neuerdings sind neue Preise bewilligt. - 3. Bucheckern. Bedingungen und Preise geben wir in den nächsten Tagen bekannt. - 4. Sammlung von Wildfrüchten. Wildgemüse, Teeblätter und Arznei- Pflanzen. Hagebutten, Schlehen. Wir beabsichtigen in unserm Kreis noch einige Unterkommissäre, welche die Abnahme bewerkstelligen, anzunehmen. (Autorin: Hannelore Deya)
35. Kalenderwoche
Reisen zu den deutschen Kriegergräbern in Österreich-Ungarn. Die Schwierigkeiten der Reisen zum Besuch deutscher Kriegergräber in Österreich-Ungarn und den von Österreich- Ungarn besetzten Teilen Polens und Serbiens werden vielfach unterschätzt. Deshalb wird darauf aufmerksam gemacht, dass zur Unterstützung der Militärbehörden in der Fürsorge für die deutschen Kriegergräber deutsche Offiziere kommandiert sind. Es wird dringend empfohlen vor Antritt der Reise ausführliche Erkundigungen einzuziehen.
Postverkehr mit Kriegsgefangenen. Eine Reihe von neuen wichtigen Bestimmungen über den Verkehr mit den deutschen Krieggefangenen wird jetzt amtlich bekannt gemacht. So müssen Postsendungen an die in der Gewalt des amerikanischen Heeres in Frankreich befindlichen deutschen Kriegsgefangenen in der Aufschrift neben den sonst erforderlichen Angaben den Zusatz tragen: Care of Central Records Office. France.
Männerturnverein. Vor einigen Tagen hielt der hiesige Männerturnverein unter Leitung des vom Heeresdienst entlassenen Vorsitzenden, Lehrer Hoff, seine Hauptversammlung im Kaisersaal ab. Der Vorsitzende bedauerte, dass der Verein während seiner Tätigkeit eingestellt habe, hoffe jedoch, dass, nachdem er nunmehr die Leitung wieder übernommen, die Turnerei wieder zu fördern. Mehreren seit der letzten Versammlung auf dem Feld der Ehre gefallener Mitglieder wurde gedacht. Der Verein zählt insgesamt 95 Mitglieder. 32 Turner sind mit dem E. K. II ausgezeichnet und 10 gefallen.
Unliebsame Folgen der Frühdruschprämie. Obwohl der Reichsgetreidestelle sehr daran gelegen sei, möglichst große Mengen Getreide zu erhalten, müsse sie es doch ablehnen, feuchtes und nicht mahlfähiges Getreide abzunehmen. Wer unreifes und nicht mahlfähiges Getreide nur zum Zwecke der Erlangung der Druschprämie abliefert, handele unverantwortlich und gefährde die Interessen der Volksernährung auf das Gröbste.
Zu viele Schweine. Die Viehzählung vom 1. Juni 1918 hat eine erhebliche Zunahme von Ferkeln und Läufern ergeben. Wenngleich diese in der Hauptsache auch für Haushaltsschlachtungszwecke beansprucht werden, so ist ihre Zahl doch schon so groß, dass daneben noch eine Anzahl zur Verfügung stehen wird, um den dringendsten Bedarf von Heer und Marine zu decken. So erfreulich dies an und für sich ist, und so unbedenklich es gefördert werden kann, weil die Jungschweine derzeit mit Grünfutter und auf der Weide ernährt werden, demnach keine Nahrungsmittelkonkurrenten zum Menschen sind, wird die weitere Mästung der Tiere schwierig, sobald im Herbst die natürlichen Futterquellen versiegen. Es ist dann nicht ausgeschlossen, dass zur Sicherung der Brot- und Kartoffelversorgung wieder eingegriffen und eine Enteignung aller nicht notwendigen Schweine angeordnet werden muss.
Dem Kommunalverband Grimmen sind Damenhemden und Beinkleider zugewiesen worden. Der Verkauf erfolgt durch die Kaufleute Horst Grimmen, Lindow in Loitz und Mihr in Triebsees.
Bekanntmachung. Der russische Arbeiter Michael Zittlau, 52 Jahre alt, hat sein Arbeits- und Dienstverhältnis in Groß Bremerhagen widerrechtlich verlassen. Es wird gebeten, den jetzigen Aufenthaltsort nach hier zu ermitteln. Groß Bremerhagen, der Amtsvorsteher Peters.(Autorin: Hannelore Deya)
36. Kalenderwoche
Besitzwechsel. Der Maurer Hermann Rakow von hier erwarb die in Angerode gelegene Wirtschaft des Landwirts Koepke dort selbst mit sämtlichem lebenden und toten Inventar für den Preis von 20000 Mark. Die Übergabe erfolgt sogleich. – Der Bahnwärter Albert Schulz von hier kaufte das dem Maurer Hermann Rakow gehörige Wohnhausgrundstück Neuberlin 88. Der Kaufpreis beträgt 3500 Mark. Die Übergabe erfolgt sogleich.
Einbruchdiebstahl. In der Nacht vom Freitag zum Sonnabend wurde in der Moldenhauerschen Konditorei ein Einbruchsdiebstahl verübt, wobei mehrere Torten, Kuchen, Zigaretten, 1 Flasche Rum und verschiedene Kleinigkeiten den Dieben in die Hände fielen. Am Sonnabendnachmittag wurde von Spaziergängern das gestohlene Kaninchen, welches noch im Moldenhauerschen Garten abgeschlachtet worden ist, in einer Dornhecke gefunden. Allem Anschein nach sind die Diebe durch den früher Plötzschen Garten in den Moldenhauerschen Garten und weiter in die inneren Räume gelangt.
Zwangsversteigerung. Im Wege der Zwangsvollstreckung soll das in Groß Elmenhorst belegene im Grundbuch von Groß Elmenhorst, zur Zeit der Eintragung des Versteigerungsvermerkes auf den Namen des Arbeiters Gustav Gabbert in Groß Elmenhorst, jetzt in Stralsund, am 2. November dieses Jahres versteigert werden. Das Grundstück ist eine Büdnerstelle bestehend aus: Hofraum mit den darauf errichteten Gebäuden und Hausgarten zum jährlichen Nutzungswert von 15 Mark (im Jahr 1895) nebst Anteil an den ungetrennten Hofräumen. Königliches Amtsgericht Grimmen.
Grundbesitz gesucht - wie Güter und Landwirtschaften in jeder Größe, Ziegeleien, Mühlen, Gasthöfe, Villen und sonstigen Stadtgrundstücke, zwecks Zuführung von ca. 5000 vorgemerkten kapitalkräftigen Käufern, bei höchster Anzahlung und voller Auszahlung. Angebote erbittet die Immobilien Propaganda-Gesellschaft Berlin.
Leuchtstoffverteilung. In Loitz: Verteilungsstelle für Petroleum, Lichter und Karbid Firma Schröder und Büssow. In Tribsees: Verteilungsstelle für Petroleum Kaufmann A. Michaelsen, Verteilungsstelle für Lichter, Kaufmann Westphal. Verteilungsstelle für Karbid Kaufmann Wehenkel. Die Magistrate und Herren Ortsvorstände des Kreises ersuche ich die Bezieher von Leuchtstoffen aufzufordern, ihre Karten bestimmt bei den 3 Verteilungsstellen für Petroleum zur Eintragung in die Kundenliste abzugeben. Der Landrat. Petroleumstelle.
Bezugsscheine für ausländische Arbeiter. Die Ausfertigungsstellen sind darin angewiesen, bei Bezugscheinanträgen ausländischer Arbeiter die Bedürfnisfrage strengstens zu prüfen und Bezugscheine nur für den dringendsten Bedarf auszustellen, gleichviel ob nach den neuen Richtlinien größere Mengen bewilligt werden könnten. Die Bezugscheine können nur gegen Vorlegung des polizeilichen Arbeitsausweises (Arbeiterlegitimationskarte) erfolgen.
In der letzten Zeit mehren sich die Fälle, wo bei mir die Ausfertigung eines Jagdscheines für irgendeine außerhalb des Kreises wohnende unbekannte Person beantragt wird, ohne Angabe des Vornamens, des Standes und des Lebensalters. Ich werde für die Folge alle Anträge dieser Art kurzerhand zurückschicken, wenn nicht für hier unbekannte Personen die vorgeschriebene polizeiliche Bescheinigung zur Beantragung eines Jagdscheines, beigebracht wird. Der Landrat. (Autorin: Hannelore Deya)
37. Kalenderwoche
Durch die vorgenommenen Mühlennachprüfungen hat sich herausgestellt, dass verschiedene Landwirte den Mühlen nur einen Teil der auf der Mahl- und Schrotkarte verzeichneten Menge angeliefert haben und anscheinend nach erfolgter Verarbeitung dieser Menge den weiteren Teil liefern. Die ist unter keinen Umständen zulässig. Die Mühlenbesitzer sind verpflichtet, bei einer teilweisen Anlieferung der Getreidemenge jede weitere Annahme abzulehnen.
Der Landrat.
Die Ablieferung der beschlagnahmten Metalle in der Stadt Grimmen hat kommenden Freitag zu erfolgen: Diejenigen Einwohner, die für die beschlagnahmten Gegenstände wie Fenstergriffe, Türklinken usw. Ersatzbeschaffung beanspruchen, und auch den Ausbau in ihren Gebäuden und Wohnungen behördlich wünschen, haben uns dies anzuzeigen. Vordrucke zu den Anträgen sind bei uns anzufordern. Der Magistrat.
2000 Mark Belohnung. Am 12. August 1918, morgens 3 ½ Uhr sind auf dem Gutshof Engelswacht, des Rittergutsbesitzers Krause, der Kuhstall und der Schweinestall, letzterer mit 66 Schweinen aller Art, abgebrannt. Am 30. August 1918, gegen 11 ¼ Uhr nachts, brannten wieder ein Stall und die mit Getreide gefüllte Scheunen in Engelswacht ab. Vorsätzliche Brandstiftung muss in beiden Fällen vorliegen. Wer den Brandstifter eines oder beider Brände so nachweist, dass, dass seine Bestrafung erfolgt, erhält für jeden Brand eine Belohnung bis zu 1000 Mark - für beide Brände also bis zu 2000 Mark Belohnung.
Grundstücksverkauf. Im Auftrag des Gutsbesitzers und Viehhändlers Magnus Kreis in Grimmen sollen durch mich folgende Grundstücke an den Meistbietenden verkauft werden: Das in Tribsees in der Heilgeiststr. Nr. 98 belegene Wohnhaus nebst Anteil an den ungetrennten Hofräumen.
Steckbrief. Gegen den unten beschriebenen Ersatzreservisten Karl Hubbert, geboren am 27.10.1885 in Wendorf bei Grimmen, von Beruf Tischler in Hamburg, von Essenstraße 112, welcher flüchtig ist, ist die Untersuchungshaft wegen unerlaubter Entfernung verhängt. Jetzt wird ersucht ihn zu verhaften und in die Militärarrestanstalt in Schwerin oder an die nächste Militärbehörde abzuliefern. Beschreibung: Alter: 32 Jahre. Größe: 1,71 m. Statur: Mittel. Haare: blond. (Autorin: Hannelore Deya)
38. Kalenderwoche
Annonce. Überführung von und nach dem In- und Ausland, auch von Gefallenen. Beerdigungsinstitut Julius Grieneisen. Eigene Sargfabrik. Eigener Fuhrpark. Kostenlose Beratung. Zentralbüro Berlin-Schöneberg, Belziger Straße 56. Lieferant der Offiziers- und Beamten Vereine.
Bezugnehmend auf meine Bekanntmachung vom 2. September des Jahres, Kreis Wochenblatt Nummer 106, Nummer 871, betreffend Rückreise der Industriekinder, gebe ich hierdurch zur weiteren Aufklärung bekannt, dass die Kinder auf den bekannten Aussteigestationen bei der Ankunft, die Rückreise anzutreten haben. Der Sonderzug geht erst von Grimmen ab. Der Landrat.
Versetzung. Der Oberassistent Rönnspieß ist von Grimmen nach Stargard, der Postassistent Degner von Grimmen nach Stralsund versetzt worden.
Eicheln und Kastanien unterliegen der gesetzlichen Beschlagnahme. Alle eingesammelten Früchte dieser Art müssen im hiesigen Bezirk an den von uns bestellten Ankäufer, die Firma G. Reincke, Grimmen abgeliefert werden. Reichsfuttermittelstelle Berlin.
Bekanntmachung. In den letzten Tagen und Wochen werden im Korpsbezirk wilde und unwahre Gerüchte verbreitet über die Lage an der Front und Vorkommnisse hinter der Front. Dies wird benutzt, um durch Verteilung von Flugblättern aufreizenden Inhalts und Weitertragen, sowie durch maßloses Übertreiben solcher Gerüchte die allgemeine Stimmung so beunruhigen. Ich weise darauf hin, dass sich die Verbreiter unwahrer Gerüchte strafbar machen, ebenso Gastwirte, welche in ihren Räumen Tanzlustbarkeiten ohne Genehmigung der Ortspolizeibehörde veranstalten. Die tiefe Trauer, welche in so vielen Familien herrscht und das täglich an der Front fließende Blut, sollten Tanzlustbarkeiten überhaupt ausschließen.
Bekanntmachung. Den Kolonialwarenhändlern der drei Städte des Kreises steht Kunsthonig zur Verfügung. Auf die weißgrauen Nahrungsmittelkarten Nummer 16 kommen 125 g Kunsthonig zur Ausgabe, solange der Vorrat reicht. Der Verkaufspreis beträgt für ein Paket, 500 g Kunsthonig, 75 Pfennig.
Kommunales. In der am Freitag, den 20. September, stattgefundenen Sitzung beider städtischen Körperschaften wurde Folgendes beschlossen: Die Verlängerung mehrerer Mietverträge in städtischen Gebäuden auf ein weiteres Jahr wurde seitens des bürgerschaftlichen Kollegiums zugestimmt. Das kürzlich im Wege der Zwangsversteigerung erworbene Wohnhausgrundstück der verstorbenen Witwe Ganzow soll dem Tischlermeister Hermann Roloff käuflich überlassen werden.
Beide Kollegen bewilligten zur Kolonialkriegerspende den Betrag von 160 Mark. Mit der Übernahme eines Gräberlegats erklärten sich beide Kollegien unter den gewünschten Bedingungen einverstanden. (Autorin: Hannelore Deya)
39. Kalenderwoche
Das Eiserne Kreuz Erster Klasse erhielt Pastor Dabis aus Gristow, Divisionspfarrer der 224. Infanterie-Division. Das Eiserne Kreuz Zweiter Klasse erhielten der Kanonier Wilhelm Schumacher aus Grimmen, der Kanonier Hans Peter und der Pionier Kasch aus Hohenwarth. Das Verdienstkreuz für Kriegshilfe erhielt der Vorarbeiter Kasch aus Hohenwarth.
Hundertmark demjenigen, der mir die bekannte Frau, die Diebin meiner Hühner, so nachweist, dass ich sie gerichtlich anfassen kann. Dieselbe Belohnung erhält die Spitzbübin, falls sie mir verspricht, mir meine Hühner zu belassen. Peter John, Bahnmeister, Bahnhof Grimmen-Schützenplatz.
Am 16. September 1918 erhielt ich die traurige Nachricht, dass mein herzensguter Mann, meines Kindes lieber Vater, mein lieber Sohn, Bruder, Schwager und Schwiegersohn und Onkel. der Schütze Fritz Stoll, 3. Maschinengewehr-Kompanie, Inhaber des Eisernen Kreuz 1. Klasse, nach vierjährigen bitteren Kämpfen ein Opfer des Krieges wurde. Dies zeigt in großen Schmerzen an: Ida Stoll, geborene Nagel, Grimmen.
Abendmusik. Auf die Abendmusik in der Sankt Marienkirche Sonnabend abends 8 Uhr weisen wir nochmals empfehlend hin. Um 9 Uhr wird Schluss sein. Auswärtige Besucher werden also zur Rückreise noch die Züge in Richtung Stralsund und Greifswald benutzen können. Bemerkt sei noch, dass der Eingang nur durch das Westportal der Kirche (Turm) genommen werden kann. Infolge Erkrankung des Herrn Pastor Gudopp wird Fräulein Gutteck für ihn eintreten und das Bußlied von Beethoven und die Arie von Haydn: „Nun heute die Flur“ singen.
Jugendsonntag. Am Michaelistag, Sonntag den 29. September, wird in den Kirchen Pommerns ein besonderer Jugendpflege-Sonntag gehalten werden. Da soll der Jugend, der Hoffnung unseres Volkes, gedacht werden. Wohl ein Volk, dessen Jugend früh die rechte Lebensquelle sucht. Es wird erhofft, dass die heranwachsende Jugend unserer Gemeinde, insbesondere auch alle Jugendvereinigungen, möglichst zahlreich sich am Gottesdienst beteiligen. Alle Meister, Lehrherren, sowie alle Dienstherrschaften werden gebeten, ihre Pflegebefohlenen anzuhalten, am kommenden Sonntag die Kirche zu besuchen.
Nachdem es dem Magistrat nicht gelungen ist, ein für die Mittelschule geeignetes Grundstück zu erwerben, musste der Bau eines neuen Schulhauses in Erwägung gezogen werden. Es wurde beschlossen, mit den Vorarbeiten schon jetzt zu beginnen, damit der Bau gleich nach Beendigung des Krieges in Angriff genommen werden kann. Es sollen zunächst Zeichnungen und ein Kostenanschlag angefertigt werden. Die hierdurch entstehenden Kosten sollen aus der Stadtkasse bewilligt werden. (Autorin: Hannelore Deya)
40. Kalenderwoche
In einer darauffolgenden Sitzung des bürgerschaftlichen Kollegiums wurde von den Protokollen der städtischen Sparkasse für die Monate Juli und August des Jahres Kenntnis genommen. Ferner wurde die notwendig gewordenen Wahlen der Mitglieder und Stellvertreter der Einkommenssteuer-Voreinschätzungskommission vorgenommen und anstelle des Ziegeleibesitzers Paul Meyer und Rentier Hermann Kroos, die Herren Kaufmann Horst und Hotelier Jacobi und zum Stellvertreter für den verstorbenen Müllermeister Plötz Herr Müllermeister Ohls gewählt.
Bekanntmachung. Der Mühlenbesitzer Spierling in Mühlenkamp hat mir angezeigt, dass er für Selbstversorger Brotgetreide nicht mehr abmahlen will. Ferner sind die Mühlen der Mühlenbesitzer: Eggebrecht in Loitz, Lewerenz in Gr. Miltzow, Werner in Angerode, Räth in Rheinberg und Junge in Grimmen geschlossen. Sofern die Selbstversorger, die bisher bei diesen Mühlen haben arbeiten lassen, mir keine andere Mühle aufgeben, werden Mahlkarten für diese Selbstversorger nicht wieder ausgestellt. Der Landrat.
Jubiläum. Am 1. Oktober konnte Herr Lehrer Herr wird auf eine 25-jährige Tätigkeit als Leiter der hiesigen gewerblichen Fortbildungsschule zurückblicken.
Verschüttet. Nach den harten Kämpfen der Abwehrschlacht an der Aisne und Champagne sollte das Regiment, das unter dem Artilleriefeuer sehr gelitten hatte, abgelöst werden. Drei Schützen der Maschinengewehr-Kompanie: Riesenbeck aus Grimmen, Neitzel aus Piepenburg Pomm., und Witt aus Poseritz a. Rg., war durch das rasende Artilleriefeuer das den ganzen Graben einebnete, das Gewehr verschüttet worden. Die drei jungen Burschen wollten nun unter keinen Umständen ohne ihr Maschinengewehr zur Kompanie zurückgehen. Sie fingen an mit allen Kräften, das verschüttete Gewehr zu bergen. Erst in der dritten Nacht gelang es ihnen und stolz meldeten sich die drei bei ihrer Kompanie mit dem Gewehr zur Stelle. Für ihr tapferes Verhalten wurden die drei Schützen zu Gefreiten ernannt und ihnen das Eiserne Kreuz II. Klasse verliehen.
Verpflegungsgelder für Industriekinder. Gemeinde- und Gutsvorstände werden ersucht, ausstehende Forderungsnachweise über Industrie-Verpflegungsgelder ungesäumt an Herrn Rechnungsrat Link in Grimmen einzusenden. Damit werden die Auszahlung der Gelder und die Abrechnung mit den beteiligten Kommunalverbänden des Industriebezirks gesichert. Bei denjenigen mit Industrie-Kindern belegt gewesen oder noch belegten Ortschaften, die keine Forderungsnachweise einreichen, wird angenommen, dass auf Verpflegungsgelder verzichtet wird. Für die Remscheider Kinder bedarf es keine Forderungsnachweise, da die Verpflegungsgelder direkt von der Stadt Remscheid zur Zahlung gelangt sind. Der Landrat. (Autorin: Hannelore Deya)
41. Kalenderwoche
Die Anträge auf Wandergewerbescheine für das Jahr 1919 sind unter der Vorlage des im Gebrauch befindlichen Scheines und eines aufgezogenen Lichtbildes aus neuster Zeit umgehend bei uns einzureichen. Die Polizei-Verwaltung.
In letzter Zeit mehren sich die Klagen darüber, dass unverlesene, kleine und ungesunde Kartoffeln angeliefert werden. Ich mache darauf aufmerksam, dass die Abnahme solcher Kartoffeln unter Umständen verweigert werden muss. Die Bedarfsstellen müssen unbedingt einwandfreie Ware geliefert erhalten, da sonst die allgemeine Kartoffelversorgung in Frage gestellt wird. Ich vertraue darauf, dass die Herren Landwirte des Kreises wie im Vorjahr so auch jetzt wieder für Anlieferung verlesener, guter und gesunder Kartoffeln Sorge tragen werden. Kartoffelstelle Grimmen.
Vaterländischer Frauen-Verein. Weihnachtsgaben für Heer und Flotte! Es ist auch im fünften Kriegsjahr Ehrenpflicht, unseren Kriegern am Weihnachtsfest eine Freude zu bereiten. Wir bitten daher dringend und herzlich um Liebesgaben. Wer selbst nichts beschaffen kann, möge uns durch eine Geldspende ermöglichen, für passende Geschenke zu sorgen. Pakete wolle man der Vorstands- oder Bezirksdame des Vaterländischen Frauenvereins zuweisen. Geldgaben werden mit möglichster Beschleunigung an unseren Schatz Meister, Herrn Rechnungsrat Link in Grimmen, erbeten. Der Vorstand. Frau J. v. Rußdorf. Superintendent Schlapp.
In letzter Zeit ist wiederholt die Genehmigung für größere Mengen Obst zur Ausfuhr an Verwandte usw. nachgesucht worden. Ich mache darauf aufmerksam, dass die Ausfuhrgenehmigung nur eine Ausnahme bleiben muss und dass der größte Teil des Obstes an den Kreiskommissionär, den landwirtschaftlichen Ein- und Verkaufs-Verein, abgeliefert werden muss. Die Ausfuhrgenehmigungen werden nur noch in den dringendsten Fällen erteilt werden können. Der Landrat. Kreisgemüsestelle.
Die bei der Landwirtschaftskammer täglich eingehenden Gesuche um Pferdevermittlung, die als dringend bezeichnet und zur vorzugsweisen Berücksichtigung empfohlen werden, sind so zahlreich, dass ist äußerst ungewiss ist, ob trotz der Dringlichkeitsbescheinigung den Gesuchen in absehbarer Zeit aus Mangel an verfügbaren Pferden Folge gegeben werden kann. Den Antragstellern empfehle ich daher sich bei bietender Gelegenheit im freien Handel Pferde zu erwerben. Der Landrat.
Feuer. Heute Morgen wurde die Bürgerschaft durch Signalhörner der Freiwilligen Feuerwehr wie auch durch Feuerrufe aus dem Schlaf geweckt. Ein großer Feuerschein machte sich in der Richtung nach dem Stralsunder Tor bemerkbar. In der Backstube der in der Sundischen Straße belegenen Diekermannschen Bäckerei war Feuer ausgebrochen. Der im oberen Stockwerk schlafende Lehrling befand sich in einer üblen Lage, da die Treppe bereits in Brand geraten war. Es gelang ihm mit viel Mühe aus dem Haus zu kommen. Die Bäckerei brannte bis auf die massiven Wände nieder.
Sammelt Bucheckern. Sammellohn für ein kg brauchbare Buchäckern Mark 1,65. Außerdem hat jeder Sammler Anspruch auf eine Anweisung zum Bezug von 55 g Speiseöl gegen Bezahlung für jedes abgelieferte kg Buchäckern. Lieferungen nehmen entgegen: Erstens jeder Lehrer. Zweitens: Darre Loitzer Stärkefabrik, Station Loitz. Drittens: Darre Grimmer landwirtschaftlicher Ein- und Verkaufsverein, Station Grimmen, Schützenplatz.(Autorin: Hannelore Deya)
42. Kalenderwoche
Alt-Heidelberg. Das erfolgreichste Schauspiel wird Sonnabend hier zur Aufführung gelangen. Für die Aufführung macht sich ein lebhaftes Interesse bemerkbar, so dass wir nur raten können, sich rechtzeitig mit Eintrittskarten zu versehen. Die Aufführung ist auch noch besonders interessant, dass vor 15 Jahren hier bei uns in Grimmen das Stück zum ersten Mal gegeben wurde. In der Aufführung spielte der jetzige Direktor Herwig die Hauptrolle. Es ist diese Aufführung am Sonnabend gewissermaßen eine Jubiläumsaufführung.
Die Erneuerungswahlen für die kirchlichen Körperschaften finden Sonntag nach dem Gottesdienst in der Sakristei in der Kirche statt. Es scheiden fünf Mitglieder des Gemeindekirchenrates und 15 Mitglieder der Gemeindevertretung aus. Wahlberechtigt sind alle in die Wählerlisten eingetragenen Gemeindemitglieder. Nach der Wahlhandlung erfolgt die Sitzung der vereinigten Körperschaften. Der Gemeindekirchenrat. Schlapp.
In Anbetracht des weiten Rückstandes der Kartoffel- und sonstigen Hackfruchternte und der damit verbundenen Gefahr für unsere Volksernährung, bringe ich vorstehende Polizeiverordnung hiermit erneut zur allgemeinen Kenntnis. Gemäß § 2 der Verordnung sind die folgenden Sonntage für die Hackfruchternte auszunutzen unter Ausnutzung aller verfügbaren in- und ausländischen Arbeitskräfte. Der Landrat.
Die Herren Wegebaupflichtigen des Amtsbezirks Brandshagen werden hiermit ersucht, die öffentlichen Wege ihres Guts- bzw. Gemeindebezirks schleunigst gründlich instandsetzen zulassen. Fehlende Bäume an den Wegen sind zu ergänzen, schadhafte Wegweiser sind auszubessern oder zu erneuern. Das Aufbringen des Grabenauswurfs auf die Wege ist jetzt unzulässig. Wüstenfelde. Der Amtsvorsteher. Albrecht.
Wegen Übertretung der für Müllereibetriebe geltenden kriegsgesetzlichen Bestimmungen wird der Müllereibetrieb des Müllermeisters Fritz Gierke, Brandshagen, bis einschließlich 21. Januar 1919 geschlossen. Wüstenfelde. Der Amtsvorsteher. Albrecht. (Autorin: Hannelore Deya)
43. Kalenderwoche
Veranlagung zur Kriegsabgabe für 1918. Mit Bezug auf die Veranlagung zur Kriegsabgabe für 1918 weise ich darauf hin, dass nur diejenigen Personen mit einem Vermögen von mehr als 100000 Mark zur Abgabe einer Erklärung verpflichtet sind, bei denen eine Vermögensfeststellung am 31. Dezember 1918 nicht stattgefunden hat oder die nach dem 31. Dezember eine Erbschaft oder Schenkung von mehr als 5000 Mark erworben haben. Alle übrigen Personen sind zur Abgabe der Erklärung nicht verpflichtet. Grimmen. Der Vorsitzende der Veranlagungskommission. Besitzsteueramt.
Konservativer Verein. In der Zeit vaterländischer Not und Gefahr wendet sich der konservative Verein für den Kreis Grimmen an die Öffentlichkeit. Die Regierung ist dem allgemeinen Friedensgefühl folgend mit einem Friedensangebot hervorgetreten, dass einen weitgehenden Verzicht Deutschlands bedeutet. In den Antworten der Feinde ist bisher nur der Vernichtungswille hervorgetreten. Unser ehrlicher Versuch ist misslungen. Wir fordern die Regierung auf, nun mehr zur Organisationen der nationalen Verteidigung zu schreiten. Deutschland steht ungebrochen da und bedarf der Einigkeit und starken Führung. Wir fordern daher alle zum Zusammenhalt auf.
Die Karriolpost Grimmen Vorland-Papenhagen wird vom 1. November umgelegt und fährt dann von Grimmen über Papenhagen nach Vorland mit folgenden Fahrzeiten: Grimmen ab 7 Uhr, Papenhagen ab 8 Uhr, Vorland an 9 Uhr. Rückfahrt: A) Werktags: Vorland ab 4:30 Uhr. Papenhagen ab 5:35 Uhr, Grimmen an 6:30 Uhr. B) sonntags: Vorland ab 1:15 Uhr, Papenhagen ab 2:20 Uhr, Grimmen an 3:15 Uhr. Die Post kann einen Fahrgast befördern; bei Berechnung des Personengeldes ist der Satz von zehn Pfennig pro Kilometer zugrunde gelegt.
Reiseerlaubnis nach Elsass-Lothringen. Von zuständiger Stelle wird eindringlich vor Reisen nach Elsass-Lothringen gewarnt, ohne dass vorher die Genehmigung dazu eingeholt ist, da Reisende ohne genügenden Ausweis an den Durchlassstellen ausnahmslos zurückgewiesen werden und dann in Folge der Unterkunfts- und Ernährungsschwierigkeiten bis zur nachträglichen Einholung der Reiseerlaubnis in sehr unangenehme Lagen kommen können oder womöglich wieder zurückreisen müssen.
Wichtig für Schweinemäster! Die Anmeldungen sind bei den bekannten Zeichnungsstellen, nämlich dem landwirtschaftlichen Spar- und Darlehenskasse und dem Grimmer Ein- und Verkaufsverein zu bewirken. Auch für die bereits früher zum erhöhten Schweinepreis von 130 Mark angemeldeten Schweine kann Futter geliefert werden, wenn die Schweinehalter sich nachträglich verpflichten, für je vier Zentner Kleie bis zum 31. August 1919 ein Schwein in Mindestgewicht von 1,80 Zentner abzuliefern. Die Kleie wird in Kürze geliefert.
Sammelt Obstkerne! Die Sammlung von Obstkernen es außerordentlich wichtig. Die Knappheit an Öl und Fett ist Austin Obstkernen kann eine beträchtliche Menge Öl gewonnen werden, wenn jeder zur Sammlung beiträgt. Bei dem geringen Ergebnis der Steinobsternte darf kein Kern verloren gehen. In Verbindung mit einer eifrigen Sammlung von Buchäckern kann die Obstkernsammlung die Beibehaltung der jetzigen Verträge bewirken. Abnehmer sind die Schulen im Kreis. Für das Kilogramm Kerne werden zehn Pfennig gezahlt. (Autorin: Hannelore Deya)
44. Kalenderwoche
Beschlagnahme der Runkelrüben. Seit dem 1. Oktober des Jahres sind auch Runkelrüben beschlagnahmt und unterliegen der öffentlichen Bewirtschaftung, genau wie das übrige Herbstgemüse und Herbstobst.
Schlachtviehanlieferung. Die Herren Ortsvorsteher des Kreises ersuche ich dafür zu sorgen, dass das noch rückständige Schlachtvieh unter allen Umständen geliefert wird. Die bisherige Anlieferung ist so ungenügend, dass der Kreis erheblich im Rückstand ist. Diejenigen Landwirte, die nicht unbedingt in der kommenden Woche abliefern, haben mit der Enteignung zu rechnen. Das Vieh wird eventuell auf Kosten des Landwirts der Viehabnahmestelle zwangsweise zugeführt werden. Der Landrat.
Anordnung einer allgemeinen Volkszählung für den 4. Dezember 1918. Für die praktische Durchführung der Versorgungsregelung ist eine regelmäßige einwandfreie Feststellung der Bevölkerungszahl des Reichs, der Bundesstaaten, der kleineren Verwaltungsbezirke und der Gemeinden unerlässlich. Es sind für diesen Zweck bereits am 1. Dezember 1916 und am 5. Dezember 1917 Uhr allgemeine Volkszählungen vorgenommen worden. Die im Laufe eines Jahres eintretenden Verschiebungen und Veränderungen im Bevölkerungszustand der einzelnen Gebietsteile sind aber so erheblich, dass die im Dezember 1917 ermittelten Zahlen nicht mehr als zuverlässige Unterlagen für die Verteilungsmaßnahmen des nächsten Jahres angesehen werden können.
Grimmen. Am Sonnabend voriger Woche wurden bei vier Schnittern, welche in Wendisch-Baggendorf aus der Arbeit entlassen waren und nach Stettin fahren wollten, auf dem hiesigen Bahnhof eine Durchsuchung ihre Sachen vorgenommen. Ein Zentner Roggen und etwa fünf Pfund Runkelsamen, die sie anscheinend ihrem früheren Arbeitgeber entwendet haben, wurden ihnen abgenommen und beschlagnahmt.
Franzburg. Das Postamt musste wegen Erkrankung fast des gesamten Personals vorübergehend ganz geschlossen werden.
Heute ich hielten wir die traurige Nachricht, dass unser einziger, lieber hoffnungsvoller Sohn, mein herzensguter Bruder, Schwager, der Unteroffizier Carl Dietrichs, Inhaber des Eisernen Kreuzes, im blühenden Alter von 26 Jahren, am 10. Oktober für sein teures Vaterland gefallen ist. Im tiefen Schmerz Carl Dietrichs und Frau, geb. Lewerenz. Gremersdorf und Vorland. (Autorin: Hannelore Deya)
45. Kalenderwoche
Jeder Mann und jede Frau, die nicht andere dringende Arbeit haben, und jedes Kind kann, und muss Bucheckern sammeln. Für jedes Kilogramm frische brauchbare Bucheckern bekommt der Sammler 1,65 Mark pro Kilo. Außerdem hat jeder Sammler ohne Anrechnung auf die Vertragsmenge für jedes abgelieferte Kilogramm Bucheckern Anspruch auf eine Anweisung zum Bezug von 50 g Speiseöl, gegen Bezahlung von 80-90 Pfennig.
Keine Banknotenhamsterei. Es gibt ganz törichte Menschen, die glauben, wenn unser deutsches Vaterland einen schlechten Frieden schließen sollte, dann wäre es gut, wenn man sich das Papiergeld in bar vorher unter das Kopfkissen legt. Diese Menschen machen sich nicht klar, das Papiergeld an sich keinen Wert hat. Sie schädigen mit ihrer törichten Geldhamsterei in direkter Weise die Allgemeinheit. Es ist hierdurch eine so große Knappheit an Zahlungsmitteln eingetreten, dass bei sämtlichen Banken, Genossenschaft und Sparkassen, vor allen Dingen bei der Reichsbank selbst, die Bestände an Papiergeld ganz erheblich zusammengeschmolzen sind.
Das Spiel Herrtwich. Am Montag ist jetzt wieder Direktor Herwig mit seinen Berliner Künstlern. Es ist dies die letzte Aufführung vor Weihnachten, da Direktor Herrtwich vom Generalkommando eingeladen wurde, in der Etappe und an der Front Vorstellungen für unsere Feldgrauen zu geben. Zur Aufführung gelangt das gegenwärtige Zugstück „360 Frauen“, ein liebenswürdig amüsantes Spiel, welches auch zurzeit in Stralsund und Greifswald mit großem Erfolge gegeben wird.
Von Krankenversicherten wird vielfach die Zusendung der Arzneien seitens der Apotheken auf Kassenkosten gefordert. Wir machen hiermit öffentlich bekannt, dass die ärztlich verordneten Arzneien aus den Apotheken abzuholen sind und dass eine Zusendung auf Kassenkosten künftig nicht erfolgen wird. Wer die Zusendung durch die Post wünscht, muss die Kosten für das Porto und Verpackung selbst tragen. (Autorin: Hannelore Deya)
46. Kalenderwoche
Bekanntmachung. Telegramm aus Stettin vom 4. November 1918 an den Landrat. Bis 14. November einschließlich ist für die Ostfront außer Heeresgruppe Kiew (also Russland, außer Ukraine) Urlaubssperre verfügt. In der Heimat befindliche Angehörige des Ostheeres, die innerhalb der Sperrzeit Rückreise antreten müssen, erhalten 14 Tage Nachurlaub und haben sich dies durch die Ortspolizeibehörden bescheinigen zu lassen. Offiziere, Beamte und Angehörige von Eisenbahntruppen werden durch diese Sperre nicht betroffen.
Von der Kriegsmetallaktiengesellschaft in Berlin ist uns eine Anzahl Türdrücker und Fenstergriffe zugegangen, die beim zwangsweisen Ausbau von Türdrückern und Fenstergriffen aus Messing oder Rotguss als Ersatz geliefert werden. Die Drücker und Fenstergriffe können im Büro des Kreisausschusses oder bei den Magistraten der drei Städte im Kreise besichtigt werden.
Es ist Aussicht vorhanden, dass dem Kreis noch Kriegsgefangene zur Hackfruchternte überwiesen werden. Anträge auf Überweisung von Kriegsgefangenen sind hier bis zum neunten des Monats schriftlich oder mündlich zu stellen, unter Angabe der Größe der abzuerntenden Fläche, getrennt nach Fruchtarten und Morgenzahl, und der zu Verfügung stehenden Arbeitskräfte.
Goldene Hochzeit. Der frühere Ackerbürger und jetzige Rentier Johann Hübner feierte am 13. November mit seiner Gattin das seltene Fest der goldenen Hochzeit. Herr Superintendent Schlapp nahm die Einsegnung vor und überreichte die zu diesem Zwecke gestiftete Ehe-Jubiläumsmedaille, während Herr Kreisbaumeister Krenzien im Auftrage des Gemeindekirchenrats eine goldene Bibel übergab. Viele Glückwünsche und Geschenke erfreuten das Jubelpaar zu ihrem Ehrentag.
Grundstücksverkauf. Der frühere Ziegler Heinrich Mietzner von hier verkauft sein Neuberlin 110 gelegenes Grundstück mit Erbenabfindung an den Postboten Holzerland aus Abtshagen für den Preis von 12.500 Mark. Die Übergabe ist bereits erfolgt.
Der Fleischermeister Albert Burmeister verkaufte sein in der Bahnhofstraße gelegenes Wohnhaus an den Installateur Parke aus Stralsund. Der Kaufpreis beträgt 50.000 Mark. Die Auflassungsübergabe erfolgt in den nächsten Tagen.
Verkehrseinschränkungen. Vom Sonnabend, den 16. November ab verkehren auf der Staatsbahn nur noch die Züge 11:43 Uhr vormittags nach Stralsund und 3 Uhr nachmittags nach Berlin. (Autorin: Hannelore Deya)
47. Kalenderwoche
Postscheckverkehr. Seit dem 1. April 1918 ist der Postcheckverkehr viel billiger geworden als früher. Alle Briefe zwischen dem Postscheckkunden und dem Postscheckamt sind jetzt portofrei. Die Gebühr für die bargeldlose Überweisung ist beseitigt. Bei Überweisung auf ein anderes Postscheckkonto genießt also der Postscheckkunde völlige Porto- und Gebührenfreiheit. Stammeinlage nur 25 Mark. Nähere Auskunft an den Postschaltern.
Öffentliche Volksversammlung. Am Donnerstag den 14. November hatte der Liberale Verein des Kreises Grimmen im Kaisersaal eine öffentliche Volksversammlung anberaumt. Der Einladende, Gutsbesitzer Becker aus Bartmannshagen, hielt die Eröffnungsrede: „Infolge unserer verkehrten Eroberungspolitik, die unsere Feldgrauen über ganz Europa verteilte, konnte dieser Krieg, den wir als Verteidigungskrieg zu führen glaubten, nichts anderes als ein verlorener Eroberungskrieg enden. Immer aber wird das, was unsere Brüder im Schützengraben geleistet haben, jetzt und ewig einzig in der Geschichte bestehen.“
Als einziger Gutsbesitzer ergriff in der Diskussion von Gaza aus Kandelin das Wort und stimmte dem Referenten zu.
Die Versammlung verabschiedete eine Resolution: Die heute im Kaisersaal zu Grimmen tagende öffentliche Volksversammlung von 800 deutschen Männern und Frauen erklärt: „Die Aufrechterhaltung von Ruhe und Ordnung ist unsere erste Pflicht. Wir wollen der im Amt befindlichen deutschen Regierung, wie es guten Staatsbürgern zukommt, Gehorsam leisten und treu und redlich helfen das Vaterland hinüberzuretten in die Zeit der Ruhe und des Aufbaus.“ Auf der Versammlung erfolgte dann der Vorschlag einen Arbeiter- und Bauernrat für Grimmen zu gründen.
Bekanntmachung. Roggenbrot: Als Roggenbrot dürfen nur Brote im Gewicht von 2000 g und 1400 g hergestellt werden. Zu einem Roggenbrot im Gewicht von 200 g dürfen nicht mehr als 1350 g und zu einem Roggenbrot im Gewicht von 1400 g Gramm nicht mehr als 945 g Getreide mehr verwendet werden und zwar sind zu verwenden: 90 Teile Roggenmehl und zehn Teile Kriegsweizenmehl. Außerdem müssen zu einem Roggenbrot von 2000 g mindestens 270 g und höchstens 400 g und so ein Roggenbrot von 1400 g mindestens 180 g und höchstens 280 g frische Kartoffeln verwendet werden.
An alle Eisenbahnbeamten und Arbeiter! Allen Staatsbeamten und Staatsarbeitern ist das Recht uneingeschränkter Koalitionsfreiheit gewährleistet. Es ist daher jeder Versuch zu unterlassen, zu Gunsten einzelner Verbände gewaltsam und mit Drohungen Propaganda zu machen. (Autorin: Hannelore Deya)
48. Kalenderwoche
Heimatschutz Ost. Der Schutz der östlichen Provinzen gegen die aus den Gebieten östlich der Reichsgrenze drohenden Gefahren wird unter einheitlicher Leitung unterstellt. Hierfür wird in Gemeinschaft mit dem zuständigen Arbeiter- und Soldatenrat des Armeeoberkommandos der „Heimatschutz Ost“ gebildet. Der Unterstaatssekretär, gez. Goere. Der Kriegsminister, gez. Scheuch.
Am vergangenen Freitag begingen die Zimmerer Johann Buchinschen Eheleute das Fest der goldenen Hochzeit. Zahlreiche Glückwünsche und Geschenke erfreute das Jubelpaar an seinem Ehrentag.
Grimmen. Feuer. In der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag wurde die hiesige Einwohnerschaft durch Feuerlärm aus dem Schlaf geschreckt. Auf unbekannterweise war in einem Wachwaschhause Feuer ausgebrochen. Der stadtkräftigen Jugend griff helfend ein und einige junge Leute konnten das Feuer innerhalb 1 Stunde gelöscht werden.
Gefährliche Zinkkannen. Verzinkte Kannen zur Beförderung von Milch sind in erheblichen Umfang zum Verkauf angeboten worden. Solche Kannen gefährden die Gesundheit, insbesondere Säuglinge. Der Minister des Inneren hat deshalb die Beamten und Sachverständigen für den Lebensmittelverkehr darauf hinweisen lassen. Jetzt soll kein Verkäufer mehr Zinkkannen anbieten und alle Verbraucher seien in geeigneter Weise gewarnt.
Für die Erwerbslosenfürsorge ist bekanntlich eine neue Verordnung des neuen Reichsamts für die wirtschaftliche Mobilmachung ergangen. In den Berichten darüber ist zum Teil mitgeteilt worden, dass für die Unterstützung in eine Höchstfrist von drei Monaten vorgesehen sei. Dies trifft aber nicht zu. Die Zuwendungen sind eine keine Frist gebunden. Nur für die Geltung der ganzen Verordnung ist ein Jahr vorgesehen.
Die Hausbesitzer werden mit dem Wiederbeginn der Kälteperiode darauf Aufmerksam gemacht, dass die Wassermesser laut Polizeiordnung in geeigneter Weise gegen Frost zu schützen sind.
In einer zum 26. November im Konzerthaus „Schwedemann“ einberufenen Versammlung wurde von Beamten und Arbeitern der Stralsund-Triebseeser und Greifswald-Grimmer Eisenbahn ein Angestelltenausschuss gebildet. In der Resolution heißt es: „Wir wollen eure wirtschaftlichen und menschlichen Interessen vertreten und in Sonderheit darüber wachen, dass in allen Dingen gerade und gerecht durchgegangen wird. Keine Bevorzugung, keine persönliche Günstlingswirtschaft, insonderheit Wuchertum dürfen mehr Erfolge feiern.“
Von der Bildung des Ausschusses sind alle Beteiligten wie die oberste Betriebsleitung, die Direktionen beider Bahnen, und die politischen nach dem Bahngebiet ausübenden Arbeiter- und Soldatenräte von Stralsund, Greifswald und Stettin benachrichtigt. (Autorin: Hannelore Deya)