Wochenschau Grimmen 1914 - erlesen und recherchiert aus der Grimmer Zeitung
1. Kalenderwoche
Das neue Jahr ist erst ein paar Tage alt. Als der erste Schlag zu jenen zwölf Schlägen, anhob die uns den Abschied des alten und den Gruß des neuen Jahres verkündeten, schallte es aus den Herzen: Prosit Neujahr! Es liegt im Schoß der Vergessenheit, dass alles was uns im Laufe des alten Jahres an Widerwärtigkeiten begegnete, in dem Bewusstsein: das neue Jahr beginnt, weit entfernt von uns ist. Auf ein glückliches Neues Jahr!
Ordentliche Generalversammlung des Grimmer Beamten-Wohnungs-Vereins, e. m. b. H. Nachdem die ordnungsmäßige Einladung festgestellt war, hielt der Vorsitzende des Vorstandes einen Vortrag über die Geschäftslage. Er berichtet, dass sie nicht ungünstig sei, da alle Wohnungen vermietet seien. Der Neubau des Sechsfamilienhauses würde allerdings etwas mehr Geld beanspruchen, als im Anschlag vorgesehen. Die Mehrkosten seien auf durchaus notwendige, im Kostenanschlag aber auf nicht, bzw. zu gering veranschlagte Anlagen zurückzuführen. Aus dem Aufsichtrat schieden satzungsmäßig die Herren Superintendent Schlapp, Kreisbaumeister Krenzien und Eisenbeamter Müller aus. Sie wurden einstimmig wiedergewählt und nahmen die Wahl an.
Am Montagnachmittag scheuten die vor der Kreissparkasse stehenden Pferde des Rittergutsbesitzers H. aus Wendisch-Baggendorf vor einem vorüberfahrenden Auto. Das Fuhrwerk raste die Straßen entlang. Auf demselben saß ein Mädchen, welchem während der Abwesenheit des Kutschers die Leine übergeben war. An einer Abbiegung kurz vor dem Greifswalder Tor stürzte eines der Pferde; der Wagen fiel auf die Seite und das Mädchen kam außer einigen Hautabschürfungen mit dem Schrecken davon.
Trantow
Feuer. Am 2. des Monats brannte 2 ½ Uhr nachmittags der Stall des Eigentümers Mehlberg nieder. Mitverbrannt sind 5 Kühe, 1 Stück Jungvieh, einige Hühner und einige Fuder Heu. Die polizeilichen Ermittlungen sollen ergeben haben, dass das Feuer durch den Sohn des Geschädigten verursacht worden ist, der in Abwesenheit seines Vaters im Stall Zigarren rauchte. (Autorin: Hannelore Deya)
2. Kalenderwoche
Es herrscht häufig die Sitte, dass bei Treibjagden Kinder Verwendung finden. Ganz abgesehen davon, in welcher Gefahr Eltern ihre Kinder bringen können, ist es von der königlichen Regierung verboten, dass Kinder im schulpflichtigen Alter zum Zweck ihrer Verwendung zu Treibjagden Urlaub erteilt werden darf.
Jahresstatistik des hiesigen Standesamtes. In den standesamtlichen Registern sind im Jahre 1913 eingetragen: Geburten 169, Eheschließungen 51, Sterbefälle 75 und 48 Aufgebote beantragt, während im Vorjahr 190 Geburten, 34 Eheschließungen, 43 Aufgebote und 96 Sterbefälle zu verzeichnen waren.
Aufruf des Vaterländischen Frauenvereins, Zweigverein Grimmen. Durch die Sturmfluten der letzten Wochen sind einem großen Teil, der an der Küste der Ostsee, des Haffs und der unteren Oder wohnenden Bevölkerung Pommerns außerordentlich schwere Schäden entstanden. Die Flut hat eine Wasserhöhe hervorgerufen, die die der schwersten des vergangenen Jahrhunderts vielfach nicht unerheblich überstiegen hat, so dass Äcker und Wiesen weithin überschwemmt, die Saaten vernichtet, Kartoffelmieten aufgeschwemmt, Gebäude zerstört oder unterspült, Fischereigeräte fortgespielt sind und viele Familien durch Vernichtung ihrer Vorräte für den Winter der bittersten Not gegenüberstehen.
Wir bitten Alle, die ein Herz haben für das Leid ihrer Mitmenschen um baldige Hilfe, besonders auch diejenigen, die in den Bädern und Sommerfrischen unserer Küste Gesundheit und Erholung suchen. Frau von Rußdorf.
Am Freitag hielt der Verein „Junger Kaufleute“ seine erste diesjährige Generalversammlung im Vereinslokal, Kaisersaal, ab. Der stellvertretende Vorsitzende, Herr Naatz, eröffnete dieselbe und gedachte des verzogenen Vorsitzenden, Bei der vorgenommenen Vorstandswahl wurde die Herren Geschäftsführer Naatz als Vorsitzender, Brenning als Schriftführer, Kossow als Kassierer, gewählt. (Autorin: Hannelore Deya)
3. Kalenderwoche
Der Maurer Friedrich Plötz sen. verkaufte von seinem Gartengrundstück vor dem Greifswalder Tor einen Bauplatz an den Maurer Wilhelm Nürnberg jun. Der Kaufpreis beträgt 600 Mk. Die Übergabe erfolgt in den nächsten Tagen.
Der hiesige Reiterverein hielt im Lokal des Restaurateurs Kruse eine Versammlung ab. Der vorsitzende, Schneidermeister Wichert, eröffnete dieselbe. Ein neues Mitglied wurde aufgenommen. Beschlossen wurde am 23. Januar eine Kaisergeburtstagsfeier mit Theateraufführung zu veranstalten.
Stenografenverein. Drei neue Mitglieder wurden in den Verein aufgenommen. Hierauf berichteten die Bücherrevisoren über die Revision der Bibliothek. Letztere besteht aus 125 Büchern. Bei der vorgenommenen Neuwahl des Vorstandes wurden der Vorsitzende und der Kassenführer per Akklamation wiedergewählt, während an Stelle des ausscheidenden Beisitzers, der eine Wiederwahl ablehnte, Buchhalter Fletrich gewählt wurde. Zum Übungsleiter wurde Bürogehilfe Bentzien gewählt.
Leichengesellschaft. Die hiesige Leichengesellschaft der Tagelöhner hielt im Lokal des Gastwirts Drake ihre diesjährige Generalversammlung ab. Erschienen waren 54 Mitglieder. Nach Eröffnung erstattete der Kassenführer, Arbeiter Guth, den Kassenbericht. Danach betrug die Einnahme 1633,87 Mark, die Ausgabe 1511,69 Mark. Das gesamte Vermögen beträgt 8562 Mark. Vom Reingewinn wurden 4 % an die Mitglieder verteilt. Die höchste Prämie betrug 61,16 Mark, die niedrigste 12,67 Mark. Mitgeteilt wurde, dass die Gesellschaft im diesem Jahr ihr 75jähriges Bestehen begehen werde. Sie wurde im Jahr 1838 durch den damaligen Bürgermeister Kirchhoff ins Leben gerufen. (Autorin: Hannelore Deya)
Mittelschule. Zur Beruhigung der interessierten Kreise sei in der Mittelschulfrage folgendes mitgeteilt: die Mittelschule ist seinerzeit von beiden städtischen Körperschaften beschlossen worden und kann auch nur aufgelöst werden, wenn sich Magistrat und Repräsentantenkollegium für den Abbau erklären. Da nun der Magistrat auf seinem Standpunkt beharrt, die Schule der Stadt zu erhalten, kann zu Auflösung nicht geschritten werden. Außerdem würde ein Abbau nicht plötzlich geschehen können. (Autorin: Hannelore Deya)
4. Kalenderwoche
Männerturnverein. Nach Absingen eines Turnerliedes erstattete der Schriftführer Bentzien den Jahresbericht, dem Folgendes zu entnehmen ist: Der Verein zählt am Jahresschluss 43 turnende und 41 passive und 2 Ehrenmitglieder. An Stelle des bisherigen Turnwart Praeckel, der sein Amt niedergelegt hatte, war Turner Volkmann getreten. Geturnt wurde an 110 Turnabenden von 3352 Turnern, durchschnittlich pro Abend von 30 Turnern.
Alte Totenbeliebung. Herr Altermann Bentzien eröffnete die Versammlung und erteilte dem Schriftführer, Herrn Ratssekretär a. D. Rätz das Wort zur Rechnungslegung. Die Ausgabe in Höhe von 906,79 Mark setzt sich zusammen aus: zinsbar angelegten Kapitalien 337,50 Mark, ausgezahlten Sterbeprämien 310,31 Mark. Im Berichtszeitraum sind 6 Sterbefälle zu verzeichnen gewesen. Die höchste gezahlte Prämie betrug in diesem Jahr 64,90 Mark, die niedrigste 1,04 Mark. Die Gesellschaft betrug am Schluss des Geschäftsjahres 304 Mitglieder.
Kommunales. Am Mittwoch nachmittags fand im Rathaussaal eine Sitzung des Repräsentantenkollegiums statt. Herr Vorsteher Haß eröffnete dieselbe mit einer Begrüßung zum neuen Jahr. Es erfolgte die sich alljährlich in der ersten Sitzung des Jahres wiederholende Wahl eines Vorstehers und Stellvertreters des Kollegiums. Die Wahl eines Vorstehers fiel auf den bisherigen Inhaber Herrn Gastwirt Haß, die des Stellvertreters auf Herrn Ackerbürger F. Löding. Das Kollegium nahm Kenntnis von der am 3. Januar vorgenommenen Revision der städtischen Sparkasse, sowie von den Verhandlungen des Deutschen Städtetags. Hierauf fand eine gemeinschaftliche Sitzung der städtischen Körperschaften statt, an welcher 5 Mitglieder des Magistrats und 12 Bürgerrepräsentanten teilnahmen.
Hausverkauf. Der Schuhmachermeister Fritz Dettmann verkaufte sein Langestr. 126 belegenes Wohnhausgrundstück nebst großem Hofraum und sämtlichen Stallungen an den Klempnermeister Herr Präske. Der Kaufpreis beträgt 17000 Mark. Die Übergabe erfolgt in den nächsten Tagen. (Autorin: Hannelore Deya)
5. Kalenderwoche
Neuendorf
Am Dienstag fand die ordentliche Generalversammlung der hiesigen Spar- und Darlehnskasse statt, an der 32 Mitglieder teilnahmen. Der Vorsitzende, Herr Lehrer Wroost, erstattete den Geschäftsbericht, aus dem hervorging, dass sie Kasse sich in erfreulicher Weise entwickelt hat. Fast alle Konten zeigen eine Steigerung. Herr Superintendent Schlapp, welcher der Versammlung beiwohnte, wies darauf hin, dass der Gedanke der Zusammengehörigkeit und Einigkeit, der im Genossenschaftswesen liegt, in der kleinen Genossenschaft Neuendorf in schöner Weise verwirklicht wird.
Besitzwechsel. Der Maurer Otto Plötz verkaufte sein hier in der Wilhelmstraße belegenes Wohnhausgrundstück mit dem danebenliegenden Bauplatz an einen Herrn Müller aus Berlin für den Preis von 7000 Mark.
Generalversammlung. Der landwirtschaftliche Verein kleiner bäuerlicher Wirte hielt seine diesjährige Generalversammlung im Deutschen Haus ab. Der Vorsitzende, Herr Domänenpächter Hoth-Stoltenhagen, hielt eine Ansprache, die mit einem Kaiserhoch endete. Nach Aufnahme zweier neuer Mitglieder erfolgte die Rechnungslegung durch den Kassenführer; danach zählt der Verein am 1. Januar des Jahres 76 Mitglieder. Die Einnahme des verflossenen Jahres betrug 577,99 Mark, die Ausgabe 537,31 Mark. Es war somit ein Kassenbestand von 40,68 Mark verblieben. Auf der Sparkasse hat der Verein noch ein Guthaben von 212,45 Mark, sodass das Gesamtvermögen 253,11 M. beträgt. Das diesjährige Wintervergnügen veranstaltete der Verein im Deutschen Haus durch eine Ballfestlichkeit und ein gemeinsames Abendessen, wobei Herr Höht eine Festrede hielt.
Stadtverordnetenversammlung. Der erste Punkt: die Hundesteuerordnung, die den städtischen Kollegen schon in der vorigen Sitzung vorgelegen hatte, musste noch einmal zur Beschlussfassung kommen. Nach längerer Debatte wurde beschlossen, die städtische Hundesteuer auf 9 Mark festzusetzen. Für Hüte- und Hofhunde, wenn letztere den ganzen Tag an der Kette liegen, tritt eine Ermäßigung auf 3 Mark ein. Außerdem ist für jeden Hund eine Kreissteuer in Höhe von 3 Mark zu zahlen. Die Ermäßigung soll nach Möglichkeit eingeschränkt werden. (Autorin: Hannelore Deya) (Autorin: Hannelore Deya)
6. Kalenderwoche
Hausverkauf. Der Postschaffner Meyer erwarb von dem Kaufmann Brüdgam das Strohstraße 323 belegene Wohnhausgrundstück mit Hausgarten. Der Kaufpreis beträgt 2700 Mark. Die Übergabe erfolgt am 27. April des Jahres. - Geschäftsabstand. Der Bierverleger Wedow hat seinen Bierverlag (Vertreter der Union-Brauerei) an den Bierverleger F. Breese abgetreten. Die Übergabe ist bereits erfolgt.
Grimmer Lichtspiele. Eine prachtvolle Bilderserie wurde gestern Abend im Kaisersaal den zahlreichen Besuchern der hiesigen Lichtspiele vorgeführt. Besonderen Beifall fand der 3-aktige Monopolschlager „Auf Abwegen“. Sämtliche Bilder zeichneten sich durch große Farbenschönheit und flimmerfreie Wiedergabe aus und ist ein Besuch der jeden Donnerstag geplanten Vorführungen sehr zu empfehlen. Die Zwischenpausen werden durch Konzertstücke der hiesigen Stadtkapelle angenehm ausgefüllt.
Ebenfalls zugestimmt wurde einem Beschluss der Elektrizitätskommission, wonach das Straßennetz der elektrischen Leitung in der Greifswalder Vorstadt bis zum Grundstück des Ackerbürgers Krügers ausgebaut werden soll. Ferner wurde beschlossen, den an der Stadt- und Mittelschule angestellten Lehrern und Lehrerinnen, soweit sie nach den Bestimmungen der Reichsversicherungsordnung, der Krankenversicherungspflicht unterliegen, für den Fall der Erkrankung, Krankheitshilfe in Höhe der Regelleistungen der Krankenkasse zu gewähren, oder das eineinhalbfache Krankengeld zu zusichern
Feuerversicherung. Die Gothaer Feuerversicherungsbank auf Gegenseitigkeit, eröffnet im Jahr 1821, hat mit dem Jahr 1913 das 93. Jahr ihrer gemeinnützigen Tätigkeit vollendet. Das Ergebnis des verflossenen Geschäftsjahres wird durch die Zahlen gekennzeichnet. Gleich der Mehrzahl der Feuerversicherungsgesellschaften betreibt die Gothaer Bank jetzt auch die Versicherung gegen Einbruchsdiebstahl und Beraubung und zwar ebenso wie die Feuerversicherung nach dem altbewährten Grundsatz der reinen Gegenseitigkeit. (Autorin: Hannelore Deya)
7. Kalenderwoche
Deckstation. Mit dem 3. Februar ist die hiesige Deckstation wiedereröffnet. Dieselbe befindet sich auf dem Grundstück des Gärtnereibesitzers Schulz. Vom königlich pommerschen Landgestüt in Labes sind für die Stadt Grimmen drei Beschäler entsandt und zwar die beiden Oldenburger „Paukenschläger“ und „Polizist“, jeder 15 Jahre alt, besonders schwere Hengste. Da sie schon mehrere Jahre hier stationiert waren, dürften sie den meisten Landwirten genügend bekannt sein. Als Dritter ist der Hannoveraner „Ingraban“ hinzugekommen. Die Hengste bleiben bis Ende Juni stationiert.
Bockbierfest, am kommenden Sonntag veranstaltet der Schützenwirt in seinen Räumen ein humoristisches Bockbierfest und hat dazu umfangreiche Vorbereitungen getroffen, um den Besuchern einige heitere Stunden zu verschaffen. Scherzartikel und eine Münchener Bedienung werden den schwarzbraunen Stoff doppelt würzen. Auch die hiesige Stadtkapelle wird mit den neuesten Schlagern wie: „Man lebt, man lacht, man liebt“, „Wie einst im Mai“ u. a. mit der gewohnten exakten Ausführung das Publikum erfreuen und Tanzmusik spenden.
Der am Freitag von der Stadtschule im Kaisersaal veranstaltete Unterhaltungsabend, dessen Reinertrag zur Vergrößerung des Fonds für Beschaffung eines Schulharmoniums bestimmt war, nahm einen recht befriedigenden Verlauf. Es waren durchweg Glanzleistungen diese Deklamationen, und man konnte es fühlen, wie sie von den vortragenden Schülern innerlich erlebt wurden. Auf gleicher Höhe standen die Schülerchöre. Die musikalischen Einlagen der hiesigen Stadtkapelle trugen wesentlich dazu bei, die rechte Stimmung zu erzeugen. Bei solch gelungenen Darbietungen konnte es nicht fehlen, dass das gut besetzte Haus reichen Applaus spendete. Trotz der geringen Eintrittspreise ist der ansehnliche Reinertrag von etwa 70 Mark erzielt worden, und die Stadtschule ist der Erfüllung ihres Wunsches, ein Harmonium zu besitzen, wieder einen guten Schritt näher gerückt. (Autorin: Hannelore Deya)
8. Kalenderwoche
Freiwillige Feuerwehr. Am Sonntagnachmittag um 3 Uhr wurden die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr durch Alarmsignale zu einer Übung zusammen berufen. Dieselbe fand mit Spritze und Leiter beim Steigerturm statt. Hieran anschließend wurde eine Versammlung im Lokal des Gastwirts Röpke abgehalten. Nach Verlesung der Anwesenheitsliste, nach welcher 35 Kameraden anwesend waren, wurden zwei Mitglieder auf die Satzungen verpflichtet. Es erfolgte darauf eine Besprechung über den Alarm am 13./12. vorigen Jahres bei dem Brand in Klein Rakow. Dem Wehrmann Heitmann wurde die II. Dienstliste für 15jährige Dienstzeit verliehen.
Am Mittwochnachmittag war ein Aufgebotstermin über das der Rentiere Frl. Stordelschen gehörige Grundstück anberaumt. Herr Ackerbürger Fritz Stordel gab das Höchstgebot im Betrag von 1000 Mark ab. Dasselbe ist derart baufällig, dass ein Abbruch unbedingt notwendig ist. Dem Vernehmen nach steht die Stadt mit Herr Stordel in Unterhandlung wegen Ankauf eines Teiles des Platzes. Der Magistrat beabsichtigt, ebenso wie auf der gegenüberliegenden Seite, einen Bürgersteig zu schaffen. Die Bürgerschaft kann die Absicht der Stadtvertreter nur anerkennen, da der jetzige Zustand der Passage sehr hinderlich und teilweise lebensgefährlich ist.
Vaterländischer Frauenverein. An Ausgaben sind im laufenden Jahr u. a. geleistet worden: für Unterhaltung der Diakonissenstationen 500 Mark; für Kochschule 30 Mark: für Unterhaltung der Wanderkörbe, Armenunterstützungen, Einsegnungen und Kleinkinderwäsche 373,45 Mark; an die Nähvereine 238,64 Mark; zu Weihnachtsbescherungen 467 Mark; Beiträge an Sanitätskolonnen und Ausbildung von Helferinnen 118,93 Mark; Beiträge für den Provinzialverein 134,35 Mark. Das Vermögen des Vereins hat sich gegen das Vorjahr um 2389,13 Mark vermehrt. Dasselbe ist bei der hiesigen Kreissparkasse zinsbar angelegt. Die Mitgliederzahl betrug am Ende des Jahres 1913 745. (Autorin: Hannelore Deya)
9. Kalenderwoche
Der Antrag auf Angliederung des Säuglingspflegevereins als besondere Abteilung des Vaterländischen Frauenvereins wurde zum Beschluss erhoben. Der Ausschuss dieser Abteilung besteht aus der ersten Vorsitzenden Frau v. Rußdorf-Schoenhof, der stellvertretenden Vorsitzenden Frau Schmidt-Rustow, Herrn Landrat v. Kusserow als Schriftführer, Herrn Mittelschullehrer Duchstein als Kassenführer, Frau Forstmeister Cleve Abtshagen und Frau Pastor Dumrath-Rolofshagen als Beisitzerinnen. Frau Dumrath und die Herren v. Kusserow und Duchstein treten auch in den Vorstand des Vaterländischen Frauenvereins ein. Die bisherigen Mitglieder des Säuglingspflegevereins werden gebeten, der Säuglingsfürsorge ihr Interesse und ihre Mitarbeit zu erhalten. Die Sache bleibt dieselbe. Nur die Form hat sich geändert.
Herr Rektor Balzer ist von der Königlichen Regierung zum Mitglied der Prüfungskommission für die endgültige Anstellung der Volksschullehrer ernannt worden. Die Lehrerin Frl. Brandt von der hiesigen Stadtschule ist zur Wiederherstellung ihrer Gesundheit von der Königlichen Regierung auf ¼ Jahr beurlaubt worden. Zu ihrer Vertretung wurde die Lehrerin Frl. Guhl aus Gramzow berufen.
Landwirtschaftliches. Der Verein kleiner bäuerlicher Wirte hielt im Hotel „Deutsches Haus“ eine Versammlung ab, die von 24 Mitgliedern besucht war. Gegen 5 Uhr eröffnete der Vorsitzende, Herr Domänenpächter Hoth-Stoltenhagen dieselbe. Nach Verlesung einiger von der Landwirtschaftskammer übersandter Schreiben, gelangte ein an den Vorstand gerichtetes Protestschreiben, betr. Wahl eines Vereinslokals, zur Beschlussfassung. Vor einiger Zeit war ein Antrag eingereicht, das Vereinslokal in das Hotel Deutsches Haus zu verlegen und bei einer in der folgenden Versammlung vorgenommenen Wahl stimmte die Mehrheit für das genannte Lokal. Hierauf wurde von Mitgliedern Protest erhoben. Bei der heutigen Abstimmung wurden die meisten Stimmen für Gastwirt Christian Haß, früheres Vereinslokal, abgegeben. Der Vorstand legte infolgedessen die Ämter nieder. (Autorin: Hannelore Deya)
10. Kalenderwoche
Der Bau einer Leichenhalle wurde sowohl vom Magistrat als auch vom Repräsentantenkollegium als ein großes Bedürfnis anerkannt. Es wurde beschlossen, noch in diesem Jahr das vorgelegte Projekt zur Ausführung zu bringen. Für die in der Provinz Pommern durch Hochwasser Geschädigten wurde eine Unterstützung in Höhe von 50 Mark bewilligt. Außerhalb der Tagesordnung wurde der Beschluss des Magistrats zur Kenntnis gebracht, wonach mit dem Ackerbürger Stordel ein Abkommen getroffen sei, dass die Stadt am Mühlentor einen ca. 3 m breiten Streifen zur Vergrößerung des Bürgersteigs erworben habe. Der Pachtübertragung eines von dem Ziegeleibesitzer Paul Meyer gepachteten Ackerstückes auf den Ackerbürger Fritz Löding wurde zugestimmt.
Feuer. Am Sonnabend, in der zehnten Stunde ertönten die Hornsignale unserer Freiwilligen Feuerwehr und verkündeten den erschreckten Einwohnern unserer Stadt ein Landfeuer. Obgleich dieses Signal abgegeben wurde, glaubte doch ein Teil der Bürgerschaft anfänglich, dass dasselbe in unserem Ort sein müsse. Es war bei der Witwe Grams-Kaschow ein auf dem Hof stehendes Fuder Stroh in Brand geraten. Das Feuer dehnte sich auf das Viehhaus und Scheune aus, welches infolge der weichen Bedachung und des leicht brennbaren Inhalts bald lichterloh brannten.
Landwirtschaftliches. Nach Beendigung des Vortrags gelangte die Frage zur Besprechung: „Ist der Warmblut- oder der Kaltblutzucht der Vorzug zu geben“. Im Kreis war vielfach der Wunsch laut geworden, den Kreis Grimmen, welcher bis zum Jahr 1916 der Warmblutzucht vorbehalten ist, wieder der Kaltblutzucht zu erschließen. Nach eingehender Erörterung kam die Versammlung zur Annahme einer Resolution, dass der Kreis Grimmen als Warmblutzüchtender bestehen bleibt und vor allem das z. Z. mangelnde Stutenmaterial verbessern muss.
Hausverkauf. Der Hilfsweichensteller Ernst Lorenz erwarb das in der Stralsunder Vorstadt belegene Dachdeckermeister Dinse gehörige Wohnhausgrundstück für den Preis von 12850 M. Die Übergabe erfolgt am 1. April des Jahres.
Unfall. Am Donnerstagnachmittag scheuten infolge eines Automobils die Pferde eines in der Stralsundischen Straße haltenden vierspännigen Lastfuhrwerks des Domänenpächters R. in Stoltenhagen. Das Gefährt raste durch das Stralsunder Tor, die Stralsunder Chaussee entlang, bis sie durch einen Baum ein Hindernis fanden und zum Stehen gebracht wurden. Die freien Vorderpferde setzten ihren Weg fort, bis sie von einem Automobil quer über die Chaussee gestellt, aufgehalten wurden. (Autorin: Hannelore Deya)
11. Kalenderwoche
Besitzwechsel. Der Schlossermeister F. Pickard von hier kaufte von dem früheren Bierverleger F. Wedow das demselben gehörige Wohnhausgrundstück Langestr. 122 nebst dazu gehöriger Erbenabfindung für den Preis von 18500 Mark. Die Übergabe erfolgt am 1. April des Jahres.
Der Hofbesitzer Otto Häser aus Segebadenhau verkaufte seine in gutem Zustand befindliche Landwirtschaft in Größe von ca. 194 Morgen gutem Acker, sowie sämtlichem toten und lebenden Inventar an den Landwirt Richard Schoen in Redefin i. Meckl. Der Kaufpreis beträgt 97000 Mark. Die Übergabe ist bereits erfolgt.
Gewerbeverein. An dem Unterhaltungsabend hielt Herr Lehrer Hoff einen sehr interessanten plattdeutschen Vortrag. Er trug außer mehreren kleinen Erzählungen Fritz Reuters, dessen so ulkig und drastisch geschriebene Urgeschichte von Mecklenburg vor. Der Schluss des Abends wurde durch musikalische und humoristische Vorträge der Herren Lehrer Mähl und Bast ausgefüllt.
Der heutige Markttag verlief, wie voraus zusehen war, äußerst ruhig. Auswärtige Händler waren verschwindend wenig erschienen und auch kaufendes Publikum vom Land war so gut wie gar nicht zu sehen. Die Märkte, wie sich in den letzten Jahren schon immer zeigte, sind überlebter Standpunkt, zumal ja das kaufende Publikum in hiesigen Geschäften alles genau so gut und billig kauft als von auswärtigen Händlern.
Brandstiftung. Am Montag Nachmittag fand in Caschow wegen eines stattgefundenen Brandes im Beisein des Ersten Staatsanwalts Hübschmann aus Greifswald ein Lokaltermin statt, wobei der Milchkutscher Kammin, welcher bei der Witwe Grams bedienstet war, einräumte, 2 auf dem Dunghof stehende Fuder Stroh angezündet zu haben. Er will von seinem Vater angestiftet worden sein, dem sowohl die Arbeit als auch die Wohnung daselbst gekündigt wurde. (Autorin: Hannelore Deya)
12. Kalenderwoche
Sitzung. Auf Anregung der Schuldeputation hatte der Magistrat beschlossen, das Schulgeld für drei oder mehr Kinder aus ein und derselben Familie, die die hiesige Mittelschule besuchen, in der Weise zu ermäßigen, dass das Schulgeld für das dritte Kind ohne Prüfung der Bedürftigkeit zu erlassen sei. Das Repräsentanten-Kollegium lehnte diesen Antrag ab, beschloss vielmehr, diesen Punkt bis zur endgültigen Klärung der Mittelschulfrage zurückzustellen.
Außerhalb der Tagesordnung wurde das abgeänderte Ortstatut für das Feuerlöschwesen in der Stadtgemeinde Grimmen genehmigt. - Gelegentlich einer Revision der Stadtschule durch den Schulrat wurde die Beleuchtung der Unterrichtsräume im Knaben- Schulhaus bemängelt. Der Magistrat beschloss, die vier oberen Klassen und das Rektoratszimmer mit elektrischer Beleuchtung zu versehen. Das Repräsentanten-Kollegiums lehnte die Vorlage ab.
Besitzwechsel. Der Schlossermeister Bernhard Roloff verkaufte sein Hafenstraße 358 belegenes Wohnhausgrundstück nebst großer Werkstatt und dazu gehöriger Erbenabfindung an den Malermeister Emil Suhr von hier für den Preis von 12500 Mark.
Pegoud! Wie wir erfahren ist dem Flieger bei seinem Flug das Benzin ausgegangen, so dass es zu seinem bedauern kehrtmachen musste, ehe er Grimmen erreichte. P. hat wahrscheinlich nicht gewusst, dass es in Grimmen so viele Benzins gibt.
Massenschlachtungen. Auf Anordnung der königlichen Regierung zu Stralsund sind sämtliche Rinder, Schafe, Schweine der von der Maul- und Klauenseuche betroffenen Güter Windebrak und Wilmshagen abgeschlachtet. Die Abschlachtung wird unter veterinär-polizeilicher Aufsicht von Berliner Schlächtern ausgeführt. Es darf erwartet werden, dass es diesem energischen Eingreifen im Interesse der heimischen Viehzucht gelingen wird, die Seuche wieder zu tilgen und eine Neuversuchung zu verhindern. (Autorin: Hannelore Deya)
13. Kalenderwoche
Am Sonntag traf auf dem Bahnhof hierselbst ein Trupp russischer Schnitter ein. Der Vorschnitter hatte sich unterwegs mit den Papieren der Schnitter entfernt, Er hatte für die Leute Fahrkarten bis Neubrandenburg während der Rest in Grimmen nachgezahlt werden sollte. Die Leute waren vollständig mittellos, kannten weder den Namen des Vorschnitters nach den des Gutes, wohin sie überführt werden sollten und mussten schließlich von der Polizei bis auf weiteres untergebracht werden. Nach den Feststellungen gehören die Schnitter nach Vorland, wohin sie bereits befördert sind.
Bürgermeister Rueckert eröffnete die Sitzung und gab bekannt, dass der Bezirks-Ausschuss in Stralsund die von den städtischen Körperschaften beschlossene Hundesteuer-Ordnung nicht genehmigt habe, da er sie für die Stadt Grimmen zu hoch erachte, da außerdem eine Kreissteuer von 3 Mark zu entrichten sei. – Bei der Beratung hob Vorsteher Haß hervor, dass der für Straßenpflasterung angesetzte Betrag in Höhe von 2000 Mark auch zu hoch sei. Er stellte den Antrag, dass die Position wie im vorigen Etat auf 1000 Mark ermäßigt werde. Nach der Debatte und später erfolgten Abstimmung wurde die Position auf 2000 Mark belassen.
Besitzwechsel. Der Zimmermann Albert Below verkaufte sein in der Greifswalder Vorstadt gelegenes neu erbautes Grundstück an den Arbeiter Karl Lilienthal hier. Der Kaufpreis beträgt 4300 M. Die Übergabe findet am 1. April statt.
Kreistag. Im Kreishaus fand eine Sitzung des Kreistages statt, an der 23 Kreistagsabgeordnete teilnahmen. Den Vorsitz führte Landrat Kussorow. Wesentlich höhere Aufwendungen gegen das Vorjahr erfordert die Chausseeunterhaltung. In dem Etatentwurf sind hierfür 159000 Mark (gegen 131000 Mark im Jahr 1913) vorgesehen, die auch bewilligt wurden. Dem Fonds zur Heilstättenbehandlung Lungenkranker wurden 3000 Mark überwiesen, und zur Errichtung eines Bismarckdenkmals der Provinz Pommern wurde die zweite Rate mit 100 Mark zur Verfügung gestellt. In den Nebenetat für den Stahlbroder Hafen sind Mittel zur Beseitigung der Sturmflutschäden vorgesehen. (Autorin: Hannelore Deya)
14. Kalenderwoche
Ein wesentliches Interesse beanspruchte die Vorlage des Kreisausschusses betreffend den Bau einer Chaussee von Rakow über Düvier, Nielitz, Gülzow Hof. Vorbein, Schwinge, Sassen, Kl. Und Gr. Zetelvitz bis zur Kreisgrenze. Der Kostenanschlag für die als Kunststraße auszubauende Wegstrecke, die rund 17,5, km lang ist, schließt mit 378000 Mark ab. Die Kunststraße soll nach Möglichkeit bis Ende 1918 fertig gestellt werden.
Handarbeitsausstellung. Am Sonntag veranstaltete die Volksschule in ihrer Aula eine Handarbeitsausstellung. Die Eltern mussten sich wirklich freuen über all den Fleiß und die Geschicklichkeit, von denen die Handarbeiten Zeugnis ablegten. Die Handarbeits- Lehrerinnen hatten die Sachen so aufgebaut, dass man leicht die Zunahme der Geschicklichkeiten von Klasse zu Klasse verfolgen konnte. Die Oberstufe zeigte ihre Kunst im Weißnähen. Viele Konfirmandinnen hatten ihre Wäsche zur Einsegnung selbst hergestellt. Man sah viel Hohlsaum an der weißen Wäsche. Manch ein Stück war so schön, dass man es am liebsten mit nach Hause genommen hätte, wenn es verkäuflich gewesen wäre.
Schüler in Vereinen. Schülervereine sind auch zu Zwecken, die an sich zu billigen sind, nur dann zulässig, wenn sie sich wirklich auf Schüler beschränken. Die Mitglieder müssen einer und derselben Anstalt angehören, so dass der Anstaltsleiter eine Verantwortlichkeit dabei übernehmen kann. Der Anschluss von Schülervereinen, Kränzchen usw. an Verbände außerhalb der Schule ist nicht statthaft.
Es wird erneut darauf hingewiesen, dass Beschädigungen von Marksteinen der trigonometrischen Punkte, Veränderungen der kreisförmigen Schutzflächen um den Markstein strafbar sind und dass den Schuldigen außerdem volle Ersatzpflicht des angerichteten Schadens trifft. Die Herren Lehrer bitte ich, die Kinder auf die Bedeutung der trigonometrischen Punkte aufmerksam zu machen und sie vor Beschädigungen zu warnen. Der königliche Landrat. (Autorin: Hannelore Deya)
15. Kalenderwoche
Die ersten Schwalben sind da! Die Ankunft der Schwalben nach langer Winterszeit gibt selbst dem Pessimisten die sichere Gewissheit, dass Frühling und Sommer nicht mehr fern ist. Denn die zierlichen „Segler der Lüfte“, denen man in Scheuern und Ställen gern ein wohnliches Obdach bietet, brauchen Insektennahrung, und Mücken und Fliegen treiben erst an wärmeren Tagen in den Lüften ihr Spiel.
Frühjahrskontrollversammlung. Am Donnerstagnachmittag fand auf dem Turnplatz hinter den städtischen Anlagen die Frühjahrskontrollversammlung statt. Dem Unteroffizier d. L. Stadtkassenrendant Rux wurde die Landwehrdienstauszeichnung verliehen. Nach Beendigung derselben mußte einer der Militärpflichtigen die unangenehme Wahrnehmung machen, dass ihm sein auf dem Hof des Kaisersaals untergebrachtes Fahrrad gestohlen war. Heute Vormittag wurde das gestohlene Rad in der Greifswalder Vorstadt in der Nähe der früheren Schlossmühle an einer Gartenhecke gefunden.
Schnittertransport. Nachdem die ausländischen Schnitter in unserer Gegend kaum festen Fuß gehabt haben, so beginnen auch schon wieder die Rücktransporte. Am Donnerstagmittag trafen ca. 20 Schnitter mit ihrer Bagage von dem nahegelegenen Rittergut Schweinewalde auf dem Marktplatz ein. Wie wir hören, sind dieselben kontraktbrüchig geworden und die Polizei musste sich ihrer erbarmen und Sie in ihre Heimat zurückbefördern.
In den April geschickt. Wir haben sie jetzt gottlob hinter uns. Die Jungen und die Mädels haben uns zum Narren gehalten, und das ist eine erziehliche Maßnahme, sie weist uns auf die Bescheidenheit hin. Wir halten und für so weise, dass es gut, wenn uns in harmloser Form wieder zum Bewusstsein gebracht wird, wie beschränkt. Gutgläubig wir im Grunde sind. Nun haben sich gar noch die Zeitungen des edlen Scherzes bemächtigt. Vor 100 Jahren wäre es ein Scherz gewesen zu schreiben, dass ein Mensch wie Pegaud fliegen kann. Heute ist es eine Tatsache. (Autorin: Hannelore Deya)
16. Kalenderwoche
Am gestrigen Sonntag wurden am Vormittag in der hiesigen St. Marienkirche die diesjährigen Konfirmanden des Herrn Superintendenten Schlapp und am Nachmittag die des Herrn Pastor Fischer eingesegnet. Am vorigen Sonntag hatten sie die Prüfung vor der Gemeinde abgelegt. Nach vollzogener Konfirmation nahmen sämtliche Konfirmanden an der Abendmahlsfeier teil. Konfirmiert wurden am Vormittag 16 und 22 Mädchen und nachmittags 21 Knaben und 30 Mädchen.
Gestern Abend kurz nach 10 Uhr wurden die hiesigen Einwohner durch die Alarmsignale der Feuerwehr aus dem Schlaf geweckt. Es war die in der Karlstraße gelegene Scheune des Ackerbürgers Karl Bentzien in Brand geraten. Durch die darin befindlichen Vorräte griff das Feuer schnell um sich, so dass ein Retten des Gebäudes unmöglich war. Die Feuerwehr beschränkte sich darauf, die danebenstehende Scheune zu schützen.
Molkereigenossenschaft. Die in der gemeinschaftlichen Sitzung beschlossenen Gewinnverteilung von 2 ½ Pf. pro Butteranteil wurde genehmigt. Hiernach entfallen auf 247699 Butteranteile 6192,47 Mark, welche zur Auszahlung gelangen. - Der § 7 der Geschäftsordnung betreffen Fütterung von Wrucken und Wruckenblättern wird von dem Vorsitzenden nochmals in Erinnerung gebracht. Nach lebhafter Diskussion wurde beschlossen. Dass die Fütterung von Wrucken bei Strafe bis zu 100 Mark verboten ist, sowie die Fütterung nicht strenger Wrucken 20 Pfd. Pro Kuh und Tag nicht überschritten werden dürfen.
Bekanntmachung Denkmalpflege. Wie die Erfahrung ergeben hat, sind im Laufe der Zeit zahlreiche wertvolle Denkmale dadurch der Vernichtung anheimgefallen, dass die zu ihrem Schutz erlassenen Gesetzte und Verwaltungsvorschriften unbeachtet geblieben sind, und es versäumt ist, die zu ihrer Erhaltung erforderlichen Schritte rechtzeitig zu unternehmen. Es wir erneut darauf hingewiesen, dass nach den bestehenden Bestimmungen jede beabsichtigte Veränderung eines Kunstdenkmals der Genehmigung der zuständigen Aufsichtsbehörde bedarf, ohne Unterschied, ob es sich um Baulichkeiten, Bildwerke, Gemälde, Kunstgeräte etc. handelt. Der Provinzialkonservator für Pommern. (Autorin: Hannelore Deya)
17. Kalenderwoche
Schon wieder ein Fahrraddiebstahl. Am Donnerstagabend wurde einem Melker aus Wendisch-Baggendorf ein Fahrrad gestohlen. Der Bestohlene hatte das Rad vor ein Friseurgeschäft gestellt und sich in letzteres begeben. Bei seiner Rückkehr war das Rad verschwunden. Das Rad war ein Renner, führte vorne ein Schild „Zerbst, Anhalt“.
Innungsquartal. Die hiesige Schmiede-, Schlosser- und Klempner-Innung hielt ihr diesjähriges Frühjahrsquartal im Kaisersaal unter dem Vorsitz ihres Obermeisters, J. Präske, ab. Im Laufe des Vormittags wurden die Prüfungsarbeiten der fünf Prüflinge durch die Kommission abgenommen. Die theoretische Prüfung wurde von dem Leiter der Fortbildungsschule, Herrn Lehrer Häwert, abgenommen. Als Vertreter der Aufsichtsbehörde wohnte Herr Bürgermeister Rueckert den Innungsverhandlungen bei. 8 Schmiedelehrlinge wurden in die Lehrlingskontrolle neu eingetragen. Beschlossen wurde, der Preisvereinigung für Vorpommern beizutreten, deren nächste Sitzung in Richtenberg stattfinden wird. Nach Beendigung nahmen die Meister an einem Abendessen teil.
Warnung vor Abfallsalz. Unter dem Namen Abfallsalz bietet die Häuteverwertungs-Gesellschaft Berlin in letzter Zeit ein meist sehr feuchtes, bräunlich gefärbtes Salz, welches zur Konservierung der Häute …, für Zwecke der Düngung von Äckern und Wiesen an. Nach Untersuchungen der Agrikulturchemie-Versuchsanstalt Köslin enthält das Abfallsalz unzulässige Substanzen. Eigentliche düngende Bestandteile als Stickstoff, Phosphorsäure und Kaliverbindungen sind im Abfallsalz nicht oder nur in Spuren vorhanden. Es kann also mit seiner Verwendung als Düngemittel auf Äckern und Wiesen auch keine düngende Wirkung erzielt werden. Es wird deshalb vor dem Ankauf dieses Abfallproduktes für gedachte Zwecke eindringlich gewarnt. Mag es noch so billig sein. (Autorin: Hannelore Deya)
18. Kalenderwoche
Fleischerquartal. Nachdem im Laufe des Vormittags 3 praktische Gesellenprüfungen stattgefunden hatten, vereinigten sich die Mitglieder am Nachmittag im Kaisersaal. Obermeister Hartwig eröffnete und leitete die Verhandlungen. Von 12 Mitgliedern waren 11 erschienen. Nachdem drei neue Mitglieder in die Innung aufgenommen waren, fand die Prüfung im theoretischen statt. Dieselbe hielt der Leiter der Fortbildungsschule, Herr Lehrer Häwert ab. Seitens der Handwerkskammer wohnte ein Vertreter bei. Alle drei Prüflinge bestanden die Prüfung, wurden darauf zum Gesellen gesprochen. In die Lehrlingskontrolle wurden 4 Lehrlinge eingeschrieben. Ein gemeinsames Abendessen hielt die Anwesenden noch lange in gemütlicher Stimmung zusammen.
Schulfrequenz. Die hiesige Stadtschule hat in dem neuen Schuljahr wieder an Schülerzahl zugenommen. Es wurden vor Ostern im Ganzen 70 Kinder entlassen und zwar 27 Knaben und 43 Mädchen. Nach den Osterferien fand die Aufnahme die Aufnahme der neuen Zöglinge statt. Die Gesamtzahl beträgt 86. von denen 45 auf die Knaben und 41 auf die Mädchen entfallen. Die siebenklassige Knabenschule begann das neue Schuljahr mit 322, die sechsklassige Mädchenschule mit 319 Kindern. Die sechs Mädchenklassen haben also fast dieselbe Zahl von Schülern, wie die sieben Knabenklassen, woraus hervorgeht. Dass in Kürze auch für die Mädchen sieben Stufen eingerichtet werden müssen. Die Klassen der Stadtschule werden von 11 Lehrern und 2 Lehrerinnen unterrichtet.
Theater. Die noch von früher bekannte Theaterdirektion F. Schneider ist hier eingetroffen, um im Deutschen Haus einen Zyklus von Vorstellungen zu veranstalten. Als Eröffnungsveranstaltung gelangte am Mittwochabend „Der Raub der Sabinerinnen“ zur Aufführung. Die Künstler spielten mit vollendeter Sicherheit und errangen beim Publikum großen Beifall. Der Besuch war nur mäßig. Wünschen wir der Direktion zur nächsten Vorstellung einen besseren Erfolg, damit sie nicht entmutigt wird und ihr bestes Können zu Befriedigung des hiesigen Publikums einsetzt.
Am Dienstagabend hielt der hiesige Stenographenverein nach Stolze-Schrey im Restaurant „Zum Greif“ seine Monatsversammlung ab, zu welcher 23 Mitglieder anwesend waren. Nach Verlesung des Protokolls wurden 4 neue Mitglieder aufgenommen. Der Vorsitzende Herr Mittelschullehrer Duchstein berichtete über die Verbreitung der Kurzschrift bei Behörden und erörterte sonstige stenographische Fragen. Der Fortbildungskursus soll am Donnerstag nach Ostern beginnen. (Autorin: Hannelore Deya)
19. Kalenderwoche
Die hiesige Spar- und Darlehenskasse hielt eine außerordentliche Generalversammlung ab, wozu 10 Mitglieder erschienen waren. Herr Ökonomierat Hecht eröffnete dieselbe und teilte mit, dass die Mitglieder verfassungsmäßig eingeladen wären und die Beschussfähigkeit durch die anwesenden Mitglieder, welche Anteile in Höhe von 32000 Mark vertraten, vorhanden sei. Herr Prozessagent Martens wurde zum Schriftführer ernannt. Der Hauptpunkt der Tagesordnung betraf die Änderung der Satzung. Im Anschluss folgte eine Besprechung über die Bewertung des in Zwangsversteigerung erworbenen früher Bunner’schen Brauereigrundstücks.
Bekanntmachung über die Hundesteuer. Aufgrund des Beschlusses der städtischen Kollegien von Grimmen vom 25. November 1908 ist Hundesteuer zu bezahlen. Wer einen nicht mehr an der Mutter saugenden, oder einen mehr als 2 Monaten alten Hund hält, hat für denselben jährlich eine Steuer von 6 Mark in halbjährlichen Raten und zwar in den ersten 14 Tagen der Monate Mai und November an die hiesige Stadtkasse zu entrichten. Von der Steuer sind die Besitzer solcher Hunde frei, die zur Bewachung oder zum Gewerbe unentbehrlich sind.
Unfall. Der Bierverleger Niedermeyer aus Grimmen erlitt heute Nachmittag in der Bahnhofstraße einen Unfall. Er stieg vom Wagen, glitt aus, kam zu Fall und zog sich einen Unterschenkelbruch zu. Auf Anraten des Arztes wurde der Verletzte in das Krankenhaus Stralsund gebracht.
Krankenversicherung. Wegen des jetzigen Umzugstermins der Dienstboten wird von dieser Stelle noch besonders darauf hingewiesen, dass die Krankenkassen gesetzlich verpflichtet sind. Die Kassenbeiträge bis zum Tage der Abmeldung bis zum letzten Tage der Abmeldung zu erheben, wenn letzte nicht innerhalb der vorgeschriebenen Frist von drei tagen bewirkt wird. Die Arbeitgeber werden daher gut tun die Abmeldungen auf den vorgegebenen Formularen korrekt zu bewirken. (Autorin: Hannelore Deya)
20. Kalenderwoche
Besitzwechsel. Der Dachdeckermeister Dinse erwarb von dem Maurermeister Höhne einen in der Friedrichstraße belegenen Bauplatz in einer Größe von etwa 500 qm. Der Kaufpreis beträgt pro qm 3 Mark. Herr Dinse beabsichtigt ein zweistöckiges Wohnhaus zu errichten.
60 Mark Geldstrafe für die ungeschützte Hutnadel. Vorsicht für alle pommerschen Damen, die jetzt nach Berlin fahren. Nachdem alle Verordnungen des Berliner Polizeipräsidenten wenig oder gar nichts genutzt haben, um die spitzigen Dinger, die der lieben Nächsten Antlitz gefährdeten, geht man nun schärfer gegen die Damen vor mit folgender Polizeiverordnung: „Das Tragen ungesichert hervorstehender Hutnadeln ist verboten. Zuwiderhandlungen gegen dies Verordnung werden, mit Geldstrafe bis zu 60 Mark, im Unvermögensfall mit Haft bestraft.“
Schöffengericht. Zur Verhandlung kamen folgende Sachen: 1. Der Arbeiter August G. und Fleischer Aug. H. wurden wegen Bettelns und Landstreichens zu 4 Wochen Haft verurteilt. Beide sind nach verbüßter Haftstraße der Landespolizeibehörde zu überweisen. 2. Der Inspektor L. in Rolofshagen war von der hiesigen Polizeiverwaltung mit 3 Mark Geldstrafe bestraft, weil er auf dem Bahnhof Schützenplatz mit einem Tesching geschossen haben soll, ohne dass ihm die polizeiliche Genehmigung hierzu erteilt war. Da L. nachweisen konnte, dass er an dem Tag gar nicht in Grimmen gewesen ist, erreichte er seine Freisprechung.
Die Pferdeknechte Wilhelm M., Karl R. und Albert B., sämtlich aus Bretwisch, sollen dort selbst in einem Pferdestall mit einem Terzerol geschossen haben. Als der Knecht Franz Rock, welcher aus der Stadt zurück war, seine Pferde in den Stall bringen wollte, krachte plötzlich ein Schuss, die Kugel durchschlug die Stalltür und drang dem Rock in den Hinterkopf. F. R. musste auf Anordnung des herbeigerufenen Arztes in die Universitätsklinik zu Greifswald überführt werden. Die Angeklagten wurden wegen fahrlässiger Körperverletzung bestraft und zwar M. zu einer Geldstrafe von 30 Mark ev. 6 Tagen Haft, R. zu einer Geldstrafe von 5 Mark ev. 1 Tag Haft und B. mit einem Verweis.
Rentengüter. Müggenwalde bei Grimmen. Es sind noch mehrere Bauernstellen zu verkaufen, Anzahlung von 6000 Mark ab, Besichtigung und Kaufabschluss jederzeit bei der Gutsverwaltung Müggenwalde, Kreis Grimmen i. Pom., Post- und Bahnstation Grimmen.
Das Kindermädchen Charlotte Sch. in Demmin war früher beim Rittergutspächter Dieckmann in Schönenwalde beschäftigt und soll dort selbst mehrere geringfügige Gegenstände entwendet haben. Sie wurde vom Schöffengericht mit einem Verweis bestraft.
Grimmen
Konzert. Seit einer Reihe von Jahren finden während des Sommerhalbjahres auf dem hiesigen Schützenplatz Konzerte von Militärkapellen statt. Auch in diesem Jahr ist es dem Schützenwirt Haß gelungen, das Trompertekorps der Demminer Ulanen und die Kapelle des Infanterie-Regiments Nr. 43 für einige Konzerte zu gewinnen. Am letzten Sonntag wurde von der Ulanen-Kapelle das erste Konzert veranstaltet. Der Besuch war zufriedenstellend, jedoch nicht so rege, wie wir es von derartigen Konzerten gewöhnt sind. Ein großer Teil des Publikums hatte sich nach dem Hohen Holze begeben, woselbst die hiesige Stadtkapelle konzertierte. (Autorin: Hannelore Deya)
21. Kalenderwoche
Turnerisches. Eine sehr rege Tätigkeit entwickelt in diesem Jahr der hiesige Männerturnverein. Durch Errichtung einer Sportriege und Einführung einer gleichen Spielkleidung hat derselbe wieder mehr Interesse unter der turnerischen Jugend erregt. Sonntags nachmittags kann man die Turner auf dem Spielplatz sehen. Durch die Sportpflege des Vereins werden aber auch jetzt solche Kreise erfasst. Die sich vielleicht für das Turnen nicht hätten begeistern können. Es kann nicht jeder ein guter Turner sein. Wer in seinem Beruf an das Zimmer gebunden ist, der sollte bestimmt einen Sport betreiben.
Die Anfuhr von 333 cbm Schotter vom Greifswalder Hafen zur Stralsund-Greifswalder Chaussee km 23,1 (Kirchhof) bis 27,5 (Mesekenhagen) ist ganz oder geteilt zu vergeben. Sie ist Ende dieses oder im Laufe nächsten Monats je nach Eingang der einzelnen Schiffsladungen zu bewirken. Angebote mit Preisforderung sind bis zum 10. des Monats einzureichen. Der Kreisbaumeister zu Grimmen.
Wehrbeitrag und Rotes Kreuz. Angesichts des großen Sammelunternehmens, das Seitens des Roten Kreuzes zur Durchführung seiner vaterländischen Aufgaben in seinem Jubiläumsjahr in die Wege geleitet worden ist, wird nicht selten auf den Wehrbeitrag hingewiesen, der dem Erfolg der Sammlungen vor allem hindernd im Weg stehen soll. Allein es doch auch erfreulich zu beobachten, dass verhältnismäßig wenig Lärm um die Tatsache, dass diese Steuer bezahlt werden soll, von den Betroffenen erhoben worden ist. Mehr noch aber wird man billigerweise von denen, die von der Wehrsteuer befreit werden, voraussetzen dürfen, dass sie sich nicht weigern werden, einen kleinen Tribut - 10 bis 20 Pfennig - von jedem - für das Werk des Roten Kreuz zu erbringen.
Feuer. Gestern Abend in der 12. Stunde wurden die hiesigen Einwohner durch die Alarmsignale der Freiwilligen Feuerwehr aus dem Schlaf geweckt. Auf dem Zimmerplatz des Zimmermeisters Höfliger war ein Haufen Abschnitte in Brand geraten. Durch die nebenan liegenden Hölzer fand das Feuer reichliche Nahrung. Es drang nach kurzer Zeit in die auf dem Platz stehenden Gebäude und zwar zunächst in die oberen Stockwerke gelegene Tischlerwerkstatt. Bald darauf standen auch ein daran liegendes Bretterlager und das gesamte Sägewerk in Flammen. Nach dem Eintreffen der Feuerwehr konnte das Feuer bald auf seinen Herd beschränkt werden. Auch bei diesem Brand machte sich der Wassermangel wieder sehr bemerkbar.
Verhütung von Waldbränden. Die an Waldbränden reichsten Monate sind April und Mai, die zeit, die dem Waldbesitzer leicht verhängnisvoll werden kann. Neben Funkenflug durch Eisenbahn und Fabriken, durch Betriebe feuergefährlicher Anlagen und vorsätzliche Brandstiftung ist hauptsächlich menschliche Fahrlässigkeit die Ursache des Brandes. Dem wandernden Publikum sei dringend Vorsicht und Rücksichtnahme anempfohlen. Auch die Lehrer sollten aufklärend in der Schule wirken. (Autorin: Hannelore Deya)
22. Kalenderwoche
Bekanntmachung. Es ist in letzter Zeit vorgekommen, dass von Nichtfachleuten elektrische Beleuchtungskörper angebracht worden sind. Durch Verfügung der Überlandzentrale darf dieses jedoch nur von den zugelassenen Firmen ausgeführt werden. (In hiesiger Stadt von der städtischen Elektrizitätsverwaltung). Wir machen wiederholt darauf aufmerksam, dass wir Anlagen, welche von unberufenen Personen installiert oder auch erweitert sind, für die Folge einfach stromlos setzen werden. Zur Vermeidung von Verletzungen und Unannehmlichkeiten ersuchen wir, in jedem Fall den Rat der hiesigen Elektrizitätsverwaltung einzuholen.
Ins Ministerium berufen. Der frühere Landrat des Kreises Grimmen Frhr. v. Maltzahn, ist bekanntlich im vergangenen Jahr als Regierungsrat nach Magdeburg versetzt worden. Jetzt wurde er als Geh. Regierungsrat ins Landwirtschaftsministerium berufen.
Von zuständiger Seite wird uns mitgeteilt, dass der hiesigen Freiwilligen Feuerwehr für die Erhaltung des Stall- und Scheunengebäudes des Herrn Maurermeisters Höhne bei dem jüngst stattgefundenen Bentzien´schen Brand von der Preußischen Nationalversicherungs-Gesellschaft in Stettin und auch von Herrn Höhne je 20 Mark als Prämie überwiesen worden sind.
Der Flieder blüht. Die anhaltend milde Witterung der letzten Tage, sowie die wiederholten durchdringenden Regenniedergänge haben nun auch den Flieder zur Blüte gebracht, die jetzt in den Gärten neben einer ganzen Reihe Kinder Floras seinen erfrischen Duft verströmen. Der herrliche Anblick, den ein blühender Fliederbusch bietet, dauert leider nur verhältnismäßig kurze Zeit.
Männer-Turnverein. Beschlossen wurde ein Turnmarsch nach Jakobsdorf am Himmelfahrtstag, woselbst sich die Stralsunder, Franzburger, Richtenberger und Elmenhorster Turnvereine versammeln. Da es unbedingt erforderlich ist, dass sich alle Turner und Zöglinge an diesem Turnmarsch beteiligen, so werden die Lehrherren und Arbeitgeber schon heute gebeten, die Lehrlinge hierzu zu beurlauben; auch Freunde der guten Turnersache sind zu diesem Marsch herzlich willkommen.
Am Sonntag feiert der Verein „Junger Kaufleute“ in den Räumen des Schützenhauses sein erstes Stiftungsfest. Wir erinnern uns noch an die angenehmen Stunden, die uns dieser Verein in seinen Wintervergnügungen bot. Wie damals, so hat auch jetzt der Verein weder Kosten noch Mühen gescheut, seinen werten Gästen genussreiche Stunden zu bieten. Außer dem reichhaltigen Konzert findet am Nachmittag ein Preisschießen für Herren und Damen statt. Ein Ball abends mit Fackelpolonaise und Brillantfeuerwerk wird das schöne Fest beschließen.
Schöffensitzung. 1. Auf dem Gut Stremelow befanden sich vor einiger Zeit mehrere Knechte und Schweizer in der Leutestube daselbst. Einer von ihnen besaß einen Tesching, mit welchem der Knecht Blumenthal Griffe machte. Später wollten sie einmal sehen, ob das Geschoss wohl durch die Tür dringen würde. Als die Waffe geladen war, kam B. unvorsichtigerweise zu früh in den Abzug, der Schuss ging los. Die Kugel drang dem Knecht Zechlin in den Oberschenkel. Wegen fahrlässiger Körperverletzung wurde B. unter Anklage gestellt und zu einer Geldstrafe von 30 Mark ev. 6 Tage Haft.
Triebwagen auf der Nordbahn. Wie man hört, ist die Eisenbahnverwaltung nicht abgeneigt, auch auf der Nordbahn einen Triebwagenverkehr einzureichen. Es würde sich empfehlen, wenn die hiesigen gemeinnützigen Vereine sich mit dieser Frage beschäftigen wollten und der Verwaltung gleich etwaige besondere Wünsche vortrügen. Es steht eventuell in Aussicht, 2 Zugpaare verkehren zu lassen. Im Interesse der über 50 Schüler, welche morgens von Grimmen, Wittenhagen, Elmenhorst, Alt Zarrendorf und Voigdehagen aus nach Stralsund fahren, würde es liegen, wenn sie etwa um 2 Uhr statt erst 3 Uhr von Stralsund nach Hause fahren könnten.
Volksfest. Am letzten Donnerstag und Sonntag veranstaltete der hiesige Schützenwirt auf dem Schützenplatz das diesjährige Volksfest. Auf dem Festplatz war für die Belustigung des Publikums hinreichend gesorgt. Dort sah man Würfel-, Schieß- und Kuchenbuden, Schaukel- und Karussell. Im Saal des Schützenhauses war für die tanzlustige Jugend gesorgt. Schienen auch der bedeckte Himmel und die Niederschläge am Donnerstag wenig verheißungsvoll. So zerstreute doch der Wind im Laufe des Vormittags die Regenwolken und das warme Wetter lockte viel Publikum zum Festplatz.
Bezirksbutterprüfung in Stralsund. In einigen Wochen soll für den westlich der Oder gelegenen und außerdem für die Kreise Kammin, Naugard, Saatzig und Pyritz umfassenden Bezirk der Provinz, eine Bezirksbutterprüfung in Stralsund abgehalten werden. Alle diejenigen Molkereien und zwar gleichviel, ob Genossenschaft-, Sammel- oder Gutmolkereien, welche sich an der Butterprüfung beteiligen wollen, werden aufgefordert, dies der milchwirtschaftlichen Anstalt zu Greifswald anzuzeigen. Es wird ihnen alsdann der Tag der Butterprüfung mitgeteilt und eine Versandschachtel nebst Fragebogen zugeschickt werden. Zur Prüfung sind 5 Pfund Butter einzusenden. Die Gebühr beträgt 5 Mark.
Sitzung des bürgerschaftlichen Kollegiums. Da die Dienstzeit des Bürgerrepräsentanten Waberg am 13. Juni d. J. abläuft, wurde zur Repräsentation dreier Kandidaten der ersten Bürgerklasse geschritten. Die Wahl fiel auf die Herren Kaufmann Alfred Waberg, Kaufmann Robert Brüdgam und Kaufmann Max Rossow. Hierauf wurde die Neuwahl eines Schiedsmanns und eines Stellvertreters vorgenommen und die Herren Musikdirektor Albert Krüger zum Schiedsmann und Klempnermeister Friedrich Gerds zu dessen Stellvertreter gewählt. (Autorin: Hannelore Deya)
23. Kalenderwoche
Das bürgerschaftliche Kollegium trat dem Magistratsbeschluss, betreffend Verpachtung der städtischen Anschlagsäulen an den Töpfermeister Pense bei. Eine Verfügung des Herrn Regierungspräsidenten zu Stralsund betreffen Klärung der Mittelschulfrage wurde bekannt gegeben. Eine vom Ackerbürger Malling gerichtete Eingabe, betreffend Instandsetzung eines am Garten des Bittstellers entlangführenden Grabens wurde an den Magistrat zur weiteren Veranlassung abgegeben. Kollegium nahm Kenntnis von der Einladung zum diesjährigen Pommerschen Städtetag der in Bergen tagt, hält aber eine Beschickung seinerseits nicht für erforderlich.
Theater. Mit der gestrigen Vorstellung beendete Herr Direktor Schneider seine diesmalige Saison hier und verabschiedeten sich die beliebten Künstler von unserm Publikum mit dem Lustspiel „Jung-Heidelberg“. Ein besserer Abschluss konnte es wohl nicht sein, um der Direktion Schneider hier in Grimmen ein dauerndes schönes Andenken zu bewahren, denn der Besuch war zu dieser Abschiedsvorstellung nochmals sehr gut. Man möchte wirklich sagen wahre Tränen wurden gelacht. Donnernder Applaus ertönte im Saal. Wir sagen der Gesellschaft Schneider unsern besten Dank für die schönen Kunstgenüsse.
Bundesfest. Am kommenden Sonntag wird in Grimmen der Bundestag der vereinigten Reitervereine des Kreises Grimmen gefeiert werden. Hieran werden die Vereine Grammendorf, Gremersdorf und Tribsees teilnehmen. Um 3 Uhr erfolgt ein Ummarsch durch die Stadt. Hieran wird sich nach kurzer Pause ein Tonnenschlagen auf dem Schützenplatz anschließen, wozu seitens des hiesigen Vereins mehrere Preise gestiftet sind. Die Preise sind in einem Schaufenster der Firma Gustav Ramelow zur Ansicht aufgestellt. Wir bitten unsere liebe Bürgerschaft höflichst, wenn irgend möglich, um Beflaggen der Gebäude.
Grundstücksverkauf. Der Fleischermeister Otto Horn von hier kaufte dass an der Wallpromenade belegene Wohnhausgrundstück der Tischlermeister Hartig´schen Erben nebst dazu gehörigen Garten für den Preis von 5000 Mark. Die gerichtliche Auflassung und Übergabe erfolgen in den nächsten Tagen.
Stenographenverein. Der Vorsitzende, Herr Mittelschullehrer Duchstein, eröffnete die Monatsversammlung mit einer Begrüßungsansprache. Von der Einladung zur Bundesversammlung des Pommerschen Stenographen-Bundes in Kolberg wurde Kenntnis genommen. Von der Vertretung durch einen Delegierten soll der weiten Entfernung wegen abstand genommen werden. Dem Kösliner Verein soll zu seinem 25jährigen Stiftungsfest ein Glückwunschschreiben übersandt werden. (Autorin: Hannelore Deya)
24. Kalenderwoche
Schöffensitzung. Zur Verhandlung gelangten folgende Sachen: 1. Der Schweizer Wilhelm B. aus Vorland soll im vorigen Jahr in Mecklenburg ein Fahrrad auf Abzahlung gekauft, und bevor es in sein Eigentum übergegangen, weiterverkauft haben. B. hatte sich hierdurch der Unterschlagung schuldig gemacht und wurde mit 5 Tagen Gefängnis bestraft. 2. Der Arbeiter K. hatte in der hiesigen Herberge dem Arbeiter Johann Drews einen Regenrock entwendet und denselben sodann weiterverkauft. Wegen Diebstahls verurteilte ihn das Gericht zu 5 Tagen Gefängnis.
Die Melkerlehrlinge Ernst F. zu Gr. Elmenhorst und Heinrich K. zu Boockhagen hatten sich der Sachbeschädigung schuldig gemacht, indem sie dem Hofbesitzer Fehlhaber in Behnkenhagen mehrere Fensterscheiben zertrümmert hatten. Die beiden Beschuldigten wurden infolge ihres jugendlichen Alters mit einem Verweis bestraft. Der Arbeiter Johann Br. zu Papenhagen hatte Gegenstände, die von dem Gerichtsvollzieher Kosanke in Grimmen gepfändet waren, beiseitegeschafft und dieselben so der Vollstreckung entzogen. Das Gericht verurteilte denselben zu zwei Wochen Gefängnis.
Unglücksfall. Ein bedauerlicher Unglücksfall ereignete sich am Sonnabend früh auf dem Bahnhof Grimmen. Als morgens früh kurz nach 7 Uhr ein Kieszug die Strecke passierte, wollte der dort angestellte Eisenbahnwärter Daberkow auf den in Fahrt befindlichen Zug aufspringen und bis zur nächsten Weiche mitfahren. Daberkow konnte den Handgriff des Wagens nicht erreichen, stürzte ab und kam unter die Räder des Wagens. Schwer verletzt wurde der Verunglückte nach Greifswald befördert, wo er auf dem Weg zur Klinik verstarb.
Bekanntmachung. Die unterzeichnete Kammer veranstaltet unter der Leitung eines Berliner Fachlehrers einen Damenschneiderei-Kursus. Zugelassen werden Damen aus dem Kammerbezirk, die mindestens 21 Jahre alt sind und nachweislich seit längerer Zeit das Damenschneiderhandwerk selbstständig als Gewerbe betreiben oder darin als Direktrice oder als Gehilfin tätig sind. Die Zahl der Zuzulassenden ist beschränkt; bei stärkerem Andrang erhalten diejenigen den Vorzug, die eine Gesellen- oder Meisterprüfung abgelegt haben oder die seit mindestens 8 Jahren das Schneiderhandwerk selbstständig betreiben. Handwerkskammer zu Stralsund.
Stadtverordnetenwahl. Am Nachmittag fand auf dem Rathaus die Neuwahl eines Bürgerrepräsentanten der ersten Bürgerklasse statt. Vom Repräsentanten-Kollegium waren nachstehende drei Kandidaten aufgestellt, die Herren Kaufleute Alfred Waberg, Robert B. und Max Rossow. Die meisten Stimmen vereinigten sich auf Herr Kaufmann Waberg, welcher somit auf weitere 2 Jahre als Bürgerrepräsentant gewählt ist. (Autorin: Hannelore Deya)
25. Kalenderwoche
Die Mittagspost traf gestern mit einstündiger Verspätung ein. Wie uns mitgeteilt wurde, sollen von dem Hilfszug, hinter dem die von Berlin in der 11. Mittagsstunde hier eintreffenden Züge liefen, einige Wagen angeblich in der Gegend von Gülz entgleist sein. Indessen sollen sämtliche Züge gestanden haben.
Meisterprüfung. Der Schuhmacher R. Krüger legte am 18. des Monats vor der Handwerkskammer zu Stralsund die Meisterprüfung ab. Der Prüfling bestand in allen Fächern und erhielt das Prädikat „gut“.
Der Gewerbeverein hielt auf dem Schützenplatz sein Sommervergnügen ab. In Behinderung des 1. Vorsitzenden, Herrn Pastor Fischer, eröffnete Herr Müllermeister Bentzien das Fest. Für Herren war ein Gewinnschießen, für Damen ein Taubenwerfen veranstaltet.
Am Dienstag kam die Brandstiftungssache in Kaschow zur Verhandlung. Angeklagt war der Arbeiter J. Kamin aus Kaschow, sowie dessen Sohn, welche sich wegen Brandstiftung resp. Anstiftung zu verantworten hatten. Die Angeklagten waren auf dem Gramsschen Gehöft als Hofgänger beschäftigt. Dem Vater Joh. wurde, da er sich mancherlei Unregelmäßigkeiten zuschulden kommen ließ, gekündigt. Um am Arbeitgeber Rache zu nehmen, überredete er seinen Jungen, eine Strohmiete, die zwischen einer Scheune und einem großen Stallgebäude stand, anzustecken. Dem Besitzer ist ein erheblicher Schaden entstanden. Sämtliches Ackergerät und Maschinen sind verbrannt, das Vieh konnte noch rechtzeitig gerettet werden. Das Gericht verurteilte den jungen K zu einem Jahr Gefängnis, den Vater zu fünf Jahren und einem Monat Zuchthaus, zur Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte auf zehn Jahre und zur Stellung unter Polizeiaufsicht.
Besitzwechsel. Der Hofbesitzer Schmidt aus Splietsdorf verkaufte seine daselbst belegene Wirtschaft in einer Größe von 82 Morgen mit voller Ernte und sämtlichen lebenden und toten Inventars für den Preis von 6500 Mark an den Landwirt Suhr aus Bergen. Die Übergabe erfolgt am 1. Juli des Jahres. (Autorin: Hannelore Deya)
26. Kalenderwoche
Am Dienstag wurde unser ältestes Magistrats- und Kirchenratsmitglied, Herr Kamerar Homeyer, unter großem Geleit zu Grabe getragen. Der Verstorbene hat eine große Zeit seines Lebens seine Kräfte in den Dienst der Kirche und des allgemeinen Stadtwohls gewidmet. Er wurde am 24. September 1828 in Duvendiek (Kreis Franzburg) geboren. Zum Senator wurde er am 18. Dezember gewählt. Das Amt des städtischen Kämmerers bekleidete er seit dem 13. Januar 1882. Seine vielseitige und auch segensreiche Tätigkeit für unsere Stadt wurde von Allerhöchster Stelle anerkannt durch Verleihung des Roten Adlerordens IV. Klasse. Sein Andenken bleibe in Ehren.
Abtshagen
Fahnenweihe. Der Arbeiter-Bildungsverein Abtshagen und Umgebung beging gestern das Fest seiner Fahnenweihe. Am Vormittag fand gemeinsamer Kirchgang mit Musik, an dem sich auch andere Vereine beteiligten statt. Hierauf wurde der Frühschoppen im Vereinslokal (Schwerins Gasthaus) eingenommen, bei welchem Herr Oberamtmann Kroos eine Ansprache hielt, die mit einem Hoch auf den Verein endigte. Nachdem Nachbarvereine aus Stralsund, Grimmen, Brandshagen, Reinkenhagen, Franzburg und Alt- Zarrendorf empfangen worden waren, begann am Nachmittag die offizielle Feier im Wald.
Die hiesige Schmiedeinnung hat den früheren Schmiedemeistern Otto Sohm und Karl Kellermann Abtshagen ein Ehrendiplom verliehen, welches ihnen durch den Obermeister Praeske überreicht worden ist. – Dem Brandmeister Heinrich Auer wurde von der Schornsteinfegerinnung anlässlich seines 25jährigen Meisterjubiläums ebenfalls ein Diplom überreicht. An dem vom 29. Juni bis 1. Juli in Barth stattfindenden Provinzialschützenfest nehmen aus der Grimmer Schützengesellschaft 20 Mann teil.
Neuendorf. Bei dem Gewitter fuhr ein Blitzstrahl in das Anwesen des Mühlenbesitzers Eggers. Eine Scheune und ein Stallgebäude sind niedergebrannt. Das Vieh wurde gerettet. Der Hagel richtete erheblichen Schaden an. Namentlich das Gebäude am Kreuzweg hat stark gelitten.
Grimmen. Am Dienstag wurde auf dem Schützenplatz die diesjährige militärische Pferdemusterung durchgeführt. Es wurden einschließlich der einige Tage früher gemusterten Pferde des Gutes Appelshof 199 Pferde gemustert. (Autorin: Hannelore Deya)
27. Kalenderwoche
Bekanntmachung. In dem Konkursverfahren über das Vermögen des Klempnermeisters Albert Kronstoth, früher Grimmen, soll die Schlussverteilung vorgenommen werden. Zu berücksichtigen sind 42829,49 Mark, nicht bevorrechtigte Forderungen. Der verfügbare Massebestand beträgt 3639,23 Mark. Dr. Fischer, Rechtsanwalt, Konkursverwalter.
Der Maschinenmeister Ludwig Harts kaufte das früher dem Fabrikbesitzer Karl Seidler gehörige Wohnhausgrundstück für den Preis von 11250 Mark.
Lotterieverein. Am Dienstagabend hielt der hiesige Lotterieverein im Lokal des Gastwirts Röpke eine Generalversammlung ab. Der Vorsitzende eröffnete dieselbe und teilte mit, dass sich der Verein an der 330. Ziehung der Preußischen Klassen-Lotterie mit einem halben, 5 viertel und 4 achtel Losen beteiligt habe. Hiervon sind 5 Nummern mit einem Freilos gezogen worden. Zur Verteilung gelangen 240 M an 96 Mitglieder. Nach der Rechnungslegung beträgt die Einnahme 842,77 Mark und die Ausgabe 700,80 Mark, so dass ein Kassenbestand von 141,93 Mark zu verzeichnen war. Nachdem die Rechnung revidiert und für richtig befunden war, wurde der Kassierer entlastet. Beschlossen wurde, an der nächsten Ziehung mit 2 halben, 6 viertel und 3 achtel Losen teilzunehmen.
Sonntag feierte der hiesige Postunterbeamten-Verein sein diesjähriges Sommervergnügen. Gegen 3 Uhr versammelten sich die Mitglieder im Kaisersaal. Unter den Klängen der Musikkapelle wurde die Fahne abgeholt und nach einem Ummarsch durch die Stadt in Kruses Garten marschiert. Dort selbst fand ein Konzert statt. Für Herren war ein Gewinnschießen, für Damen ein Tauben werfen veranstaltet. Als bester Schütze erwies sich Briefträger Böttcher, während Frl. Elisabeth Hoch den ersten Gewinn erzielte. Ein Ball im Kaisersaal bildete den Abschluss.- Zur selben Zeit hatte der hiesige Radfahrerverein sein Sommerfest, bestehend in Konzert, Gewinnschießen und Ball veranstaltet. (Autorin: Hannelore Deya)
28. Kalenderwoche
Am Mittwoch war eine Kommission von einigen 30 Herren (Mitglieder des Abgeordnetenhauses und der Landbank) zwecks Besichtigung der Rentengüter Düvier, Zarnekla, Bartmannshagen und Heidebrink anwesend. An derselben nahmen der Herr Oberpräsident v. Waldow und Herr Oberregierungsrat Erxleben teil.
Stenografen-Verein. Am Donnerstagabend hielt der hiesige Stenografen-Verein nach Stolze-Schrey im Restaurant Köpke seine Monatsversammlung ab, welche von 24 Mitgliedern besucht war. Der Vorsitzende, Herr Mittelschullehrer Duchstein, eröffnete dieselbe. Nach Aufnahme eines neuen Mitgliedes wurde in eine Besprechung über die Vertretung unseres Vereins auf dem Pommerschen Stenografen-Bundestag in Kolberg eingetreten, an dessen Verhandlungen der hiesige Verein der hohen Kosten wegen nicht teilnehmen kann. Der Stralsunder Verein hat die Vertretung übernommen. Bei der vorgenommenen Vorstandswahl wurden die Mitglieder Bürogehilfe Müller zum Schriftführer, Restaurator Köpke zum Bücherwart, Buchhalter Claven und Kaufmann Fletrich zu Beisitzern wiedergewählt.
Jubiläum. Am Montag begingen der Steuererheber Ferdinand Dieck und der frühere Ackerbürger Johann Giertz ihr fünfzigjähriges Bürgerjubiläum. Im Auftrag der städtischen Körperschaften wurde den Jubilaren je ein Diplom überreicht. – Der Flurwärter Hans Meinke hierselbst ist als Nachtpolizeisergeant in Grimmen gewählt und bestätigt worden.
Kommunales. Im Rathaussaal fand am Nachmittag eine gemeinschaftliche Sitzung der städtischen Kollegien statt. An derselben nahmen 3 Mitglieder des Magistrats und 9 Bürgerrepräsentanten teil. Vor Eintritt in die Tagesordnung widmete Herr Bürgermeister Rueckert dem verstorbenen Kamerar Homeyer einige ehrende Worte und erhoben sich die Anwesenden. Der auf weitere sechs Jahre wieder gewählte Repräsentant Waberg wurde mittelst Handschlag verpflichtet und in sein Amt eingeführt. (Autorin: Hannelore Deya)
29. Kalenderwoche
Die Errichtung einer neuen Hundesteuerordnung wurde abgelehnt. Seit Jahren ist von hiesigen Geschäftsleuten über die ihnen durch Errichtung von entstandenen Konkurrenz-Filialen Klage geführt worden. Infolgedessen hat der Magistrat den Entwurf einer Filialsteuerordnung für die Stadt Grimmen vorgelegt, welcher von beiden Körperschaften genehmigt wurde.
Der Händler Edmund Vahl hatte beantragt, den Pachtvertrag über die an ihn verpachteten städtischen Ländereien auf weitere zehn Jahre zu verlängern. Der Pächter verpflichtet sich, den Acker in bessere Kultur zu bringen. Das Repräsentantenkollegium beschließt, entgegen dem Beschluss des Magistrats die Pacht von 240 Mark nicht auf 300 Mark, sondern auf 350 Mark zu erhöhen und im Übrigen dem Antrag stattzugeben. Der Magistrat tritt diesem Beschluss bei.
Eine Unterbeamtenwitwe wurde zur Deckung der durch die Krankheit ihres verstorbenen Mannes entstandenen Kosten eine einmalige Unterstützung von 200 Mark bewilligt. – Mit dem Bau der städtischen Leichenhalle nach den vorgelegten Zeichnungen erklärten sich beide Kollegien einverstanden. Das Repräsentantenkollegium tritt dem Magistratsbeschluss, betreffend Erwerb der Mitgliedschaft zum Pommerschen Provinzialverein zur Bekämpfung der Tuberkulose zu Stettin, mit einem Jahresbeitrag von 10 Mark bei.
Turnverein. Am Montag fand im Kaisersaal die Versammlung des Männerturnvereins statt, die von dem Vorsitzenden Herrn Lehrer Hoff geleitet wurde. Es soll im Hohen Holze ein Waldfest stattfinden, bestehend aus Ausmarsch nach dem Hohen Holze dortselbst volkstümliches und Wettturnen, abends Einmarsch mit Fackeln. Hierauf fand eine Besprechung über die Teilnahme an dem in Straßburg i. Uckm. stattfindenden Gauturnfest statt. Zum Schluss wurde angeregt, auf dem früheren Turnplatz hinter den städtischen Anlagen eine Laufbahn für Sprung- und Laufübungen zu errichten. (Autorin: Hannelore Deya)
30. Kalenderwoche
Bienenzucht. Am Sonntag war der Bienenzuchtverein Grimmen zu einer Wanderversammlung vom Mitglied Herrn Förster Wagner-Poggendorf eingeladen. Sein Musterbienenstand bot nach Anlage und Betriebsweise sehr viel des Interessanten und Lehrreichen. Nachdem die Mitglieder unter den schattigen Bäumen den freundlichst dargebotenen Kaffee eingenommen hatten, wurde der geschäftliche Teil der Sitzung erledigt. Trotz der mittelmäßigen Ernte wurde der Honigpreis auf 90 Pf. pro Pfund festgesetzt. Es wurde den Imkern Gelegenheit geboten, einen nach alter Methode bewirtschafteten Korbbienenstand zu besichtigen, dessen starke Völker lebhafte Bewunderung hervorriefen.
Bekanntmachung. Anstelle des Herrn Senators Griewahn, der sein Amt aus Gesundheitsrücksichten niedergelegt hat, ist Herr Schuhmachermeister Carl Stabenow zum Vorsitzenden der Allgemeinen Ortskrankenkasse für den Stadtbezirk Grimmen gewählt worden. Derselbe hat die Amtsgeschäfte übernommen. Der Vorstand der Allgemeinen Ortskrankenkasse für den Stadtbezirk Grimmen
Einquartierung. Heute Vormittag rückte ein Kommando des II. Pommerschen Ulanen-Regiments Nr.9 aus Demmin in einer Stärke von 1 Offizier, 2 Unteroffizieren, 15 Gemeinen und 15 Pferden in unsere Stadt ein, um für diese Nacht hier Quartier zu beziehen. Das Kommando wird morgen seinen Weg nach Stralsund fortsetzten, um dort beim Infanterieregiment 42, bei größeren Felddienstübungen als Meldereiter zu fungieren.
Hebammenverein. Der genannte Verein hielt vorgestern im Kreishaus eine Versammlung ab. Von den 22 Mitgliedern des Vereins waren 14 erschienen. Nach Begrüßung durch die Vorsitzende, Frau Hebamme Manfraß, gab Frau Konrad den Kassenbericht und da Beanstandungen nicht erhoben, wurde derselben die Entlastung erteilt. Nunmehr hielt Herr Kreisarzt Dr. Stein einen Vortrag über Interessen des Hebammenberufes. (Autorin: Hannelore Deya)
31. Kalenderwoche (27.07.-2.8.)
Der Gärtner Otto M. zu Stralsund stand unter Anklage, der Gutsherrschaft von Kirch-Baggendorf eine Anzahl Säcke entwendet zu haben und hat dieselben später wieder zurückgeben wollen. Das Gericht schenkte dem Angeklagten in beschränktem Maße Glauben und verurteilte ihn wegen Unterschlagung zu einer Geldstrafe von 5 Mark ev. 1 Tag Gefängnis.
Turnverein. Am gestrigen Sonntag machte der Turnverein einen Ausflug nach dem Hohen Holz. Mit Fahne und Spielleuten wurde gegen 2 ½ Uhr vom Vereinslokal durch die Stadt zum Festplatz marschiert. Dortselbst wurde von Vorsitzenden eine Ansprache gehalten und nach kurzer Kaffeepause fand ein volkstümliches Wettturnen bestehend aus Weit-, Hoch-, Dreisprung, Steinstoßen und 100 m Laufen statt. Die einzelnen Leistungen waren sehr gute. Wie wir erfahren, beabsichtigt der hiesige Männerturnverein eine Altersriege zu gründen, an welcher Herren von über 25 Jahren teilnehmen können.
Rohe Raufbolde. Am Sonnabend abends entstand in der Norderhinterstraße vor der Herberge eine wüste Schlägerei. Ein zugereister Bäckergeselle geriet mit einem hiesigen Arbeiter in Streit, bei dessen Verlauf fünf weitere Arbeitskollegen, bewaffnet mit Billardstöcken, hinzueilten, und auf den Wanderer einschlugen. Als der Letztere zu Fall kam, wurde er noch mit Füßen getreten, so dass er bewusstlos liegen blieb. Der Hilflose wurde auf Anordnung des Arztes dem hiesigen Krankenhaus zugeführt, wo er erst am Sonntagmorgen die Besinnung wiedererlangte. Die Polizei hat die Namen der Raufbolde festgestellt und werden dieselben ihrer Bestrafung nicht entgehen.
Remontemarkt. Am Montag fand auf dem Schützenplatz der diesjährige Remontemarkt statt. Der Auftritt war besonders groß. Von 97 gemusterten Pferden wurden 25 Stück angekauft. Die gezahlten Preise schwankten 1100 und 1300 Mark. Am Sonntag Nachmittag war ein Schleppkommando in einer Stärke von 1 Unteroffizier, 15 Gemeinen vom Ulanen-Regiment 9 Demmin hier eingetroffen, um die auf dem Markt angekauften Pferde für das Remontedepot Vehlefanz zu transportieren.
Schützenfest. Am Mittwochabend wurde das diesjährige Schützenfest durch den üblichen Zapfenstreich eingeleitet. Heute, Donnerstag früh, versammelten sich die Schützen im Rathaus. Unter den Klängen der hiesigen Stadtkapelle erfolgte nach Abholung der Fahnen und des Königs, Bäckermeister Köpke, ein Rundmarsch durch die Stadt, deren Häuser Flaggenschmuck angelegt, und darauf gings hinaus zum Schützenplatz. Nach gemeinsamer Frühstückstafel begann das Schießen um die Königswürde und um die ausgesetzten Preise. Als bester Schütze erwies sich Herr Kaufmann Kankel, nächst diesem folgten Sattlermeister Wulff und Landwirt Töppner, welche die erste, resp. die zweite Ritterwürde erreichten.
Besitzwechsel. Der Gutsbesitzer Wilhelm Strübing verkaufte sein Gut Gerlachsruh, Größe ca. 450 Morgen eigenen und 150 Morgen Pachtacker, mit sämtlichem lebenden und toten Inventar an den Landwirt Herrn Stuth in Devendieck. Der Kaufpreis beträgt 321 000 Mark. Die Übergabe erfolgt in den nächsten Tagen.
Infolge der enormen Hitze in den letzten Tagen sind in der hiesigen Umgegend mehrere Unfälle vorgekommen. So sollen in Hohenwarth am Mittwoch ein Mädchen und in Wendisch Baggendorf ein Schnitter am Hitzschlag verstorben sein. Am Tag vorher sollen in Barkow 4 Leute durch Hitzschlag erkrankt sein, sich aber bereits auf dem Weg der Besserung befinden.
Fahrraddiebe. Am Sonntag wurde einem zum Schützenfest anwesenden ländlichen Arbeiter sein Rad entwendet. Letzterer war an der Aufbewahrungsstelle gegen eine Kontrollmarke abgegeben. Als der Mann das Rad abends abholen wollte, war dasselbe fort. Denn die Gegenmarke war abgegeben worden. Bei näherer Besichtigung wurde festgestellt. Dass die eine Marke aber gefälscht war. An dem entwendeten Rad befinden sich Handgriffe, welche mit dem Namen der Firma „Holzfeller-Demmin“ versehen waren.
Ackerverpachtung. Auf dem Rathaus hierselbst fand die anderweitige Verpachtung für die am 1. Januar resp. Michaelis 1915 aus der Pacht fallenden Kämmereigrundstücke statt. Zum Aufgebot gelangten 12 Parzellen im schlesischen Teich, die bisher eine Jahrespacht von 1183 Mark brachten. Die Parzellen einzeln aufgeboten, erreichen eine Jahrespacht von 2853 Mark. Bei dem Aufbieten des ganzen Ackerstückes. Ca. 150 Mark Morgen groß, wurde von Herrn Gutsbesitzer Schwickert-Appelshof das Höchstgebot von 4335 Mark abgegeben. Für 2 Parzellen an der Tribseeser Chaussee wurden von Herrn Zimmermeister Höflinger ein Gebot von 211 Mark.
Das Bekanntwerden der schon lange erwarteten Mobilmachung hatte am Sonnabend eine große Ansammlung von Menschen hervorgerufen. Von der Krüger´schen Stadtkapelle wurden auf dem Marktplatz mehrere vaterländische Lieder gespielt. An die Nationalhymne schloss sich ein begeistert aufgenommenes Kaiserhoch. Es war auf allen Gesichtern zu lesen, dass der Bann gebrochen und die quälende Ungewissheit vorüber war. Die Kundgebungen wurden bis in die Mitternachtsstunde fortgesetzt. Man merkte, dass die Mobilmachung die Herzen aller höherschlagen ließ, das bezeugte auch der am Sonntag gut besuchte Gottesdienst.
(Autorin: Hannelore Deya)
32. Kalenderwoche
Durchgehende Pferde. Am Sonnabendmittag hielt ein Fuhrwerk des Gutspächters Dieckmann-Schönenwalde in der Mühlenstraße. Während der Kutscher sich auf einige Minuten in das Wabersche Geschäft begeben hatte, gingen die Pferde durch und rannten in rasendem Tempo die Straße entlang. Beim Passieren des Tribseeser Tores lief das eine gegen dasselbe, prallte zurück und drückte die Fußwand des Wagens ein. Dem Tiere waren dabei sämtliche Sehnen zerrissen. Nach Herbeiholung eines Tierarztes wurde festgestellt, dass eine Heilung ausgeschlossen sei. Infolgedessen wurde das Tier abgeschlachtet.
Verstärkte Beschränkungen für den Post-, Telegrafen- und Fernsprechverkehr mit dem Ausland. Der Postverkehr zwischen Deutschland und Russland und Frankreich ist gänzlich eingestellt und findet auch auf dem Weg über andere Länder nicht mehr statt. Es werden daher keinerlei Postsendungen nach den angegebenen Ländern mehr angenommen, bereits vorliegende oder durch die Briefkästen zur Einlieferung gelangende Sendungen werden den Absendern zurückgegeben. Der private Telegrafen- und Fernsprechverkehr zu und von diesen Ländern ist ebenfalls eingestellt.
Bekanntmachung. In verschiedenen landwirtschaftlichen Betrieben ist großer Mangel an Erntearbeitern. Männer und Frauen aus allen Berufen können hier helfend eingreifen. Von den Magistraten in Grimmen, Loitz und Tribsees sind gemeinnützige Arbeitsnachweise errichtet, bei denen Arbeitgeber und Arbeitnehmer sich melden können. In Grimmen befindet sich der gemeinnützige Arbeitsnachweis bei dem Rechtsanwalt und Notar Dr. Fischer, Friedrichstraße, in Loitz und Tribsees im Magistratsbüro. Der Landrat.
Bekanntmachung. Auf Ermächtigung des Herrn Regierungspräsidenten in Stralsund werde ich alle Geschäfte, Wirtschaften, Hotels usw. unverzüglich polizeilich schließen lassen, in denen Reichskassenscheine und Reichsbanknoten nicht zum vollen Wert in Zahlung genommen oder für notwendige Nahrungsmittel unverhältnismäßige Preise gefordert werden. Binnen Kurzem wird die Festsetzung von Höchstpreisen erfolgen. Der Landrat. (Autorin: Hannelore Deya)
33. Kalenderwoche
An die Landwirte des Kreises Grimmen. Der Wandervogel F. B. und der Deutsche Pfadfinderbund haben sich in dankenswerter Weise bereit erklärt, ihre Mitglieder zur Hilfe bei den dringenden Erntearbeiten zur Verfügung zu stellen und die Provinzialschulbehörden sind auf Anordnung Seiner Majestät des Kaisers angewiesen worden. Anträge auf Befreiung vom
Schulunterricht stattzugeben. Den Landwirten ist dadurch Gelegenheit gegeben, wenn auch nicht geübte, so doch sehr willige Arbeitskräfte zur Verwendung in der Erntearbeit zu erlangen. Ich habe es übernommen, die Anträge von Landwirten des Kreises Grimmen den zuständigen Stellen zu übermitteln. Dr. Fischer, Rechtsanwalt und Notar, Grimmen.
Kriegerverein. Von den eingezogenen Kameraden soll während des Feldzuges kein Beitrag erhoben werden. Zur Unterstützung zurückgelassener Frauen und Kinder eingezogener Kameraden und etwaiger Witwen und Waisen soll der Reservefonds angegriffen werden. Dem Vorstand wird die Bestimmung in einzelnen Fällen überlassen, Kameraden, welche bereits sind, zum Schutz für Stadt und Land auch gegen Übergriffe russischer Schnitter durch Wachen und dergl. einzutreten, werden gebeten, sich beim Vorsitzenden oder Schriftführer zu melden.
Bei der Landwirtschaftskammer haben sich in den letzten Tagen aufgrund von Aufrufen, die von verschiedenen Seiten an die Bevölkerung gerichtet waren, bereits weit über 1000 Personen gemeldet, die in der Landwirtschaft arbeiten wollen. Demgegenüber, sind von landwirtschaftlicher Seite verhältnismäßig wenig Gesuche um Überweisung von Arbeitskräften eingegangen.
Wir machen unsere Mitbürger darauf aufmerksam, dass Geldspenden für Zwecke des Roten Kreuzes direkt beim Schatzmeister Rechnungsrat Link einzureichen sind, da eine Haussammlung in der hiesigen Stadt aus besonderen Gründen vorläufig nicht stattfindet.
Während der Dauer des Feldzuges werden von den beiden Pfarrern unserer Gemeinde abwechselnd an jedem Donnerstag abends 8 Uhr Kriegsbetstunden in der Kirche abgehalten werden. Die erste findet am Donnerstag, den 13. August statt. Die Gemeinde wird zur Beteiligung hiermit eingeladen. (Autorin: Hannelore Deya)
34. Kalenderwoche
Rotes Kreuz. Die Arbeitsverteilung der Organisationen des Roten Kreuzes ist genauso geregelt, wie die militärische Mobilmachung. Es werden daher zur rechten Zeit auch alle willigen Frauenhände Arbeit bekommen. Inzwischen hat der Kreiszweigverein Grimmen des Vaterländischen Frauenvereins auf höhere Anweisung im ganzen Kreis Sammlungen eingerichtet. Die Stadtkassen in Loitz und Tribsees haben für die Städte die Annahme der Gaben freundlichst übernommen. Auf dem Land werden es in jedem Ort Vertrauenspersonen sein.
Als ein recht erfreuliches Zeichen können wir Einwohner von Grimmen es ansehen, dass sich zu dem vom Kriegerverein angeregten und organisierten Schießübungen, eine so große Anzahl Teilnehmer gefunden haben und zwar Leute des verschiedensten Lebensalters und aller Berufszweige. Zweck dieser Übungen ist, ungeübte Schützen im Hantieren und Schießen mit dem Militärgewehr auszubilden. Wenn man bedenkt, wie wenig Jünglinge und Männer hier z. Zt. noch anwesend sind, so ist es hoch erfreulich, dass die Teilnehmerzahl schon am dritten Tag 43 Mann betrug.
Theater. Am nächsten Sonntag gibt Herr Direktor Schneider, der unserem Publikum genügend bekannt ist, im Deutschen Haus eine patriotische, den jetzigen Verhältnissen entsprechende Theatervorstellung, worauf wir an dieser Stelle empfehlend hinweisen wollen. Zur Aufführung gelangt ein großes militärisches, vaterländisches Schauspiel, betitelt „Mit Gott für
König und Vaterland“. Herr Schneider hat zu diesem Zweck verschiedene auswärtige Künstler engagiert. Die Preise sind ermäßigt und wünschen wir der Direktion Schneider ein recht volles Haus.
Wir machen darauf aufmerksam, dass an jedem Donnerstag, abends 8 Uhr, in der Kirche eine Kriegsbetstunde abgehalten wird. Die Andachten werden die Dauer einer knappen halben Stunde nicht überschreiten. Es versteht sich von selbst, dass jedermann in dem Anzug kommen mag, den er gerade trägt. Die Scharen der Beter in der Heimat, die unser Kaiser aufrief, werden in diesem gerechten Krieg eine gewaltige Macht bedeuten. (Autorin: Hannelore Deya)
35. Kalenderwoche
Das am 3. August zusammengetretene Kriegsgericht hat bisher in 39 Fällen Erkenntnisse gefällt, fast ausschließlich wegen Spionageverdachts. In keinem dieser Fälle hat sich Verdacht bestätigt, und es haben daher ausnahmslos Freisprechungen erfolgen müssen. Um eine unnötige, nicht erhebliche Arbeit für die Zukunft zu beseitigen, würde in geeignet erscheinender Weise bekannt zu geben sein, dass Verhaftungen auf diesem Gebiet etwas vorsichtiger und nicht ohne genügende Grundlage in Zukunft vorgenommen werden.
Jubiläum. Am Donnerstag beging der Sattlermeister Herr Carl Blasse sein fünfzigjähriges Meisterjubiläum. Im Auftrag der Handwerkskammer wurde dem Jubilar ein Ehrendiplom und im Auftrag der Riemer. Und Sattlerinnung ein Blumenarrangement überreicht. Zahlreiche Blumenspenden, Telegramme und Glückwunschschreiben erfreuten dem Jubilar zu seinem Ehrentag.
Der Gärtner Hubert K. und der Obermeister Kornelius M., beide aus Horst, standen wegen gemeinschaftlicher Ausübung der Jagd während der Schonzeit und ohne im Besitz des erforderlichen Jagdscheins zu sein, unter Anklage. Die Angeklagten wollten gänzlich unschuldig sein. Nach dem Ergebnis der Hauptverhandlung wurden die in der Anklage angegebenen Straftaten festgestellt, auch bei dem Angeklagten M. ein auseinandergenommenes Gewehr vorgefunden, aus welchem erst kürzlich geschossen war, und beschlagnahmt. Beide Angeklagten wurden, da sie wegen Jagdvergehens bereits vorbestraft, zu je 100 Geldstrafe ev. 10 Tagen Gefängnis verurteilt.
Der Gärtnerlehrling Franz W. zu Stettin, früher Schönwalde, erhielt eines Tages von seinem Dienstherrn, Rittergutsbesitzer Dieckmann, einen Geldbetrag von 400 Mark zum Einwechseln. Er lieferte jedoch nur 300 Mark ab. Auch soll er verschiedene Geldbeträge, die er zum Ankauf von Waren erhalten hatte, unterschlagen haben. Der Beschuldigte, welcher vom Erscheinen entbunden war, wurde wegen Unterschlagung in mehreren Fällen zu einer Gefängnisstrafe von 3 Wochen verurteilt.
Kriegsversammlung des Vaterländischen Frauenvereins. Die Sammlungen des Vereins haben ergeben, dass bis im Kreis Grimmen beinahe 15000 Mark gesammelt wurden. So erfreulich es ist, so muss doch immer noch weiter gesammelt werden. Jede Gabe, auch die kleinste, ist willkommen. Haussammlungen sind nicht beabsichtigt. Die Hälfte der Summe wird nach Stettin abgeführt zur freien Verwendung des Hauptvereins, während über die andere Hälfte vom Vorstand in Grimmen die Verfügung getroffen wird. Diese Hälfte wird zweifellos in der Hauptsache für bedürftige Familien in der Heimat angewandt.
Sitzung der städtischen Körperschaften. Beide Kollegien erteilten den Zuschlag, bezüglich der in dem Aufgebotstermin am 28. Juli des Jahres zur Verpachtung gelangten Acker- und Wiesenflächen und zwar an Herrn Gutsbesitzer Schwickert-Appelshof, die im schlesischen Teich und Hopfenhof liegenden Parzelle für den Preis von 4335 Mark, die Königswiese für den Preis von 106 Mark an den Fleischermeister Herrn August Schultz. Zwei an der Tribseeser Chaussee belegene Parzellen an den Zimmermeister Herrn Höflinger bzw. Ackerbürger Ernst Meyer für 211 Mark bzw. 76 Mark. Zwei in der Hintertrebel befindliche Wiesenkaveln an den Schlächtermeister Herrn August Schultz für 50 Mark.
Die Erbenabfindung des Armenhauses an den Fuhrmann Herrn Putzar wurde für 40 Mark bestätigt. Dem Ackerbürger Herrn Wilhelm Ohl soll die Mitbenutzung eines Weges zwischen einem Ackerstück des Ohl und den an den Ziegeleibesitzer Herrn Paul Meyer verpachteten städtischen Ackerparzellen für eine Entschädigung von 15 Mark pro Jahr widerruflich gestattet werden.
Infolge der schlechten Wasserverhältnisse in hiesiger Stadt hatte der Magistrat beschlossen, Vorprojekte für die Kanalisation und Wasserversorgung aufstellen zu lassen. Das Repräsentantenkollegium lehnte den Beschluss mit der Begründung ab, dass die Stadtverwaltung bei den jetzigen Kriegswirren sich an ein derartiges, mit großen Kosten verknüpftes Projekt nicht heranwagen dürfe. Außerhalb der Tagesordnung wurde die Entschädigung an den Krankenwärter für Beköstigung der im Krankenhaus untergebrachten Personen von 85 auf 90 Pfennig pro Tag und Kopf erhöht.
Zur Unterstützung der hier zurückgebliebenen Familien der zur Fahne einberufenen Männer beschließen beide Kollegien dem Magistrat einen Betrag von 100 Mark zur Verfügung zu stellen und beschließen ferner die Armenpflege-Deputation durch Hinzuziehung zwei der Arbeiterklasse angehörenden Personen zu verstärken. (Autorin: Hannelore Deya)
36. Kalenderwoche
Auf Anordnung des Herrn Kultusministers sollen die größeren Mädchen für unsere im Feld stehenden Truppen Strümpfe pp. stricken. Da einzelne Kinder die Wolle selbst liefern müssen, bleibt noch ein großer Teil übrig, deren Eltern zur Beschaffung der Wolle die nötigen Mittel nicht übrighaben. Beide Kollegien bewilligen den Betrag von 30 Mark, welcher dem Herrn Rektor Balzer zur Beschaffung der Wolle zur Verfügung gestellt werden soll.
Durch eine mit ihrer Verkündung in Kraft tretende Bekanntmachung wird eine Bestandserhebung von „Schlafdecken und Pferdedecken (Woilachs)“ angeordnet. Hiernach sind alle nicht in Gebrauch befindlichen Vorräte an 1. Schlafdecken aus Wolle, 2. Schlafdecken gemischt mit Baumwolle oder anderen pflanzlichen Spinnstoffen, 3. Schlafdecken aus Baumwolle, 4. Haardecken, 5. Pferdedecken (Woilachs) und nach dem Bestand zu melden. Die amtlichen Meldescheine sind bei den örtlich zuständigen Vertretungen des Handels usw. anzufordern.
Unglücksfall. Am Sonnabend verunglückte die Arbeiterfrau Stöwsand von hier. Sie war vom Feld beim Ausdreschen von Getreide behilflich und hatte die von der Strohpresse herausgeworfenen Ballen zu einer Miete zusammenzulegen. Gegen kurz nach Mittag ging Regen nieder, das wollte Frau St. unter der im vollen Betrieb befindlichen Strohpresse Schutz suchen, wurde aber von einer Arbeiterin wegen der damit verbundenen Gefahr daran gehindert. Kurze Zeit darauf wiederholte sie ihr Vorhaben, sie wurde von dem Nadelbalken der Presse erfasst und fiel in die Öffnung zwischen Verbindungsstange und Nadelbalken. Noch ehe die Maschine zum Stehen gebracht werden konnte, wurde die Frau zu Tode gequetscht.
Nunmehr sind auch die letzten ostpreußischen Kreise für die Heimkehr der Flüchtlinge freigegeben. Wie der Landeshauptmann bekannt gibt, sind auch die Kreise Neidenburg, Ortelsburg, Johannisburg, Lyck, Oletzko, Goldap, Stallupönen, Pillkallen, Memel, Landkreis Tilsit nördlich des Memelflusses sowie ein Teil des Kreises Ragnit, nunmehr allen Flüchtlingen, welche sich ein Unterkommen in der Heimat beschaffen können, freigegeben. Zur Klarstellung der Frage, ob Unterkunft vorhanden ist, haben sich die Flüchtlinge an den Bürgermeister der Heimatstadt bzw. an die Landräte des Heimatkreises zu wenden.
Verbot der Milch- und Sahne-Verwendungen für Bäckereien und Konditoreien. Es ist verboten: 1.Vollmilch oder Sahne in gewerblichen Betrieben zum Backen zu verwenden: 2. geschlagene Sahne, allein oder in Zubereitungen im Kleinhandel, insbesondere in Milchläden, Konditoreien, Bäckereien, Gast-, Schank- und Speisewirtschaften sowie in Erfrischungsräumen zu verabfolgen. Die Geschäftsräume können von den beauftragten Beamten auf Innehaltung des Verbots kontrolliert werden. Zuwiderhandlungen werden mit Geldstrafen bis zu 1500 Mark oder mit Gefängnis bis zu drei Monaten geahndet. Auf Haushaltungen bezieht sich das Verbot nicht.
(Autorin: Hannelore Deya)
37. Kalenderwoche
Eisernes Kreuz. Dem Trompeter Carl Münz aus Neuendorf, Sohn des Hofmühlenbesitzers Karl Münz daselbst, ist das Eiserne Kreuz verliehen. Anlässlich des Sedantages hatten gestern viele Gebäude unserer Stadt Flaggenschmuck angelegt. In den Schulen wurden Gedenkfeiern abgehalten. An der gestern stattgefundenen Kriegsbetstunde nahm auch die Jugendkompanie teil.
Übergroßer Andrang von Feldpostpaketen nach dem Osten. Es wird bekannt gegeben: Die Versendung der Feldpostpäckchen (Feldpostbriefe über 50 Gramm Gewicht) nach dem Osten hat einen solchen Umfang angenommen, dass die Feldpost bei den schwierigen Wegeverhältnissen in Russland die ordnungsmäßige Zustellung nicht mehr leisten kann. Von einigen Dienststellen ist deshalb bereits beantragt worden, den Päckchenverkehr vollständig zu sperren. Die Angehörigen sollten ihre Gebefreudigkeit im Interesse der Truppen einschränken.
Jugendkompanie. Am Sonnabend konnte die hiesige Jugendkompanie auf ihr einjähriges Bestehen zurückblicken. Von einer besonderen Feier musste infolge der ernsten Zeit abgesehen werden. Um 9 ½ Uhr abends versammelte sich die Kompanie auf dem Marktplatz zu einem gemeinsamen Abkochen. Dort hielt Herr Superintendant Schlapp an die Jungmannen eine Ansprache, welche in einem begeisterten Kaiserhoch endete. Nachdem dann die Lampions angezündet waren, wurde nach dem Biwakplatz an der Straße nach Holthof marschiert. Eine große Anzahl Zuschauer, besonders Damen, begleiteten die Kompanie dorthin. Auf dem Platz entwickelte sich ein reges Leben und Treiben.
Schöffensitzung. Der Hofbesitzer Albert Br. aus Splietsdorf war wegen Jagdvergehens angeklagt. Er hatte während der gesetzlichen Schonzeit ein Schmalreh geschossen. Er gab heute an, das Reh für einen Bock gehalten zu haben. Das Gericht erkannt auf eine Geldstrafe von 20 Mark, eventuell 4 Tage Haft. 2.Dem Schneidermeister W. aus Tribsees war ein polizeiliches Strafmandat in Höhe von 5 Mark zugestellt, weil eine seiner Kühe die neben seiner Koppel liegende Wiese des Fleischermeisters R. betreten haben soll. Hiergegen hatte der Bestrafte auf richterliche Entscheidung angetragen. Das Gericht hielt den Beschuldigten für strafbar und setzte eine Geldstrafe von 3 Mark gegen ihn fest. (Autorin: Hannelore Deya)
38. Kalenderwoche
Schöffensitzung. Eine Anklage wegen Jagdvergehens war gegen den Administrator R. aus Kirch-Baggendorf erhoben, weil er an einem Ort, an welchem er nicht berechtigt gewesen, die Jagd ausgeübt haben soll. Nach der heutigen Beweisaufnahme wurde der Beschuldigte freigesprochen. Wegen gefährlicher Körperverletzung hatte sich der Vorschnitter W. aus Kirch-Baggendorf zu verantworten, weil er, als eines Abends sich mehrere Schnitter in dem Mädchenzimmer aufgehalten haben und auf seine Aufforderung das Zimmer nicht gleich verlassen haben, dem einen Schnitter mit einem Schlagring geschlagen zu haben. Der Angeklagte will sich in Notwehr befunden haben und erreichte heute seine Freisprechung.
Schöffensitzung. Dem Kaufmann Wenzel in Elmenhorst waren vor einiger Zeit aus einem, im Laden stehenden, Glaskasten verschiedene Schmucksachen, wie Halsketten, Broschen und dgl. entwendet worden. Nach den angestellten Ermittlungen des Gendarmeriewachtmeisters sollen der Dienstjunge Wilhelm Sch. aus Elmenhorst und das Dienstmädchen B. aus Crummenhagen diese Diebstähle ausgeführt haben. Infolgedessen hatten sie sich heute wegen Diebstahls zu verantworten. Gleichzeitig waren die Dienstmädchen Emma W. und Johanna H. aus Crummenhagen wegen Hehlerei angeklagt, weil sie einige dieser Sachen, obgleich sie wussten, dass sie von einem Diebstahl herrührten, an sich genommen hatten. Sämtliche Angeklagte wurden für überführt gehalten und verurteilt.
Säuglingsheim. Das von dem Zweckverband zur Errichtung von Wohlfahrtsanstalten in Vorpommern erbaute Säuglingsheim in Greifswald wird im Oktober d. J. in Betrieb eröffnen. Der Pflegesatz für selbst zahlende Wöchnerinnen beträgt, wie wir hören, 1 Mark pro Tag; für Säuglinge, die auch ohne Mutter in das Säuglingsheim aufgenommen werden können, täglich 50 Pfg. = 15 Mark pro Monat. Das Säuglingsheim soll bekanntlich in erster Linie der Massenbelehrung dienen. Zu diesem Zweck können, ebenso wie bisher, in der Universitätsklinik Lehrschülerinnen auf drei bis zwölf Monate zur Erlernung der Säuglingspflege eingestellt werden.
Am nächsten Sonntag gibt der allerwärts als ein Meister seines Faches anerkannte Oper- und Konzertsänger Herr Hand Weinberg aus Berlin im Kaisersaal einen vaterländischen Kunstabend, dessen Programm dem Ernst der Zeit entsprechend nur deutsche, teilweise während der Kriegszeit entstandene Kompositionen enthält. Ein Einnahmeteil ist für wohltätige Kriegszwecke hierselbst bestimmt. (Autorin: Hannelore Deya)
39. Kalenderwoche
Anlässlich des hundertjährigen Gedenktages der Zugehörigkeit Neuvorpommerns und Rügens zu Preußen hatten die öffentlichen, sowie auch viele Privatgebäude, Flaggenschmuck angelegt. Als Antwort auf ein Huldigungstelegramm des Herrn Regierungs-Präsidenten Blomeyer ging ein Danktelegramm ein.
Die Gas- und Elektrizitätskommission hatte beschlossen, das elektrische Straßennetz in der Greifswalder Vorstadt bis zum Grundstück des Schmiedemeisters L. Wiedemann zu erweitern.
Das Kollegium erklärte sich damit einverstanden und bewilligte die entstehenden Kosten.
Von den Verhandlungen des Pommerschen Städtetages wurde Kenntnis genommen. Der Annahme eines Gräberlegats von Fräulein Hasenkamp in dem mit dem Magistratsbeschluss bezeichneten Umfang wurde zugestimmt.
Die Aufstellung dreier Kandidaten aus der ersten Bürgerklasse anstelle des aus dem Kollegium ausgeschiedenen Ziegeleibesitzers Paul Meyer wurde durch Stimmzettel vorgenommen und die Herren Kaufmann Plate, Sanitätsrat Geißler und Kaufmann Brüdgam gewählt. Es wurden gewählt: 1. für die Gas- und Elektrizitätskommission die Repräsentanten Krohn und Breese, 2. in die Kommission für Revision der Stadtkasse Repräsentant Jülich und der demnächst neu gewählte Bürgervertreter.
Am nächsten Sonntag, den 19. September, gibt der allerwärts als ein Meister seines Faches anerkannte Opern- und Konzertsänger Herr Hans Weinberg aus Berlin im Kaisersaal einen vaterländischen Kunstabend, dessen Programm dem Ernste der Zeit entsprechend nur deutsche, teilweise während der Kriegszeit entstandene Kompositionen enthält. Ein Einnahmeteil ist für wohltätige Kriegszwecke hierselbst bestimmt. Mithin hat man Gelegenheit, sich einen erlesenen Kunstgenuss zu verschaffen und zugleich ein gutes Werk zu verrichten.
Goldene Hochzeit. Am gestrigen Tag feierte der Arbeiter Voß mit seiner Frau das seltene Fest der goldenen Hochzeit. Die beiden alten Leute erfreuen sich trotz ihres Alters noch einer guten Gesundheit. Am Vormittag erfolgte in der hiesigen Kirche durch Herrn Superintendanten Schlapp die kirchliche Einsegnung. Am Anschluss hieran wurde dem Jubelpaar das Allerhöchste Gnadengeschenk von 50 Mark sowie von dem Gemeindekirchenrat eine goldene Bibel überreicht. Eine kleine Feier vereinigte das Jubelpaar mit seinen Kindern und Enkelkindern. (Autorin: Hannelore Deya)
40. Kalenderwoche
Am Sonnabend feierte Herr Christian Sorge seinen 92. Geburtstag. In Reinkenhagen im Jahr 1823 geboren, betrieb er etwa 50 Jahre in Grimmen das Schuhmacherhandwerk. Er ist der älteste Bürger der Stadt Grimmen. Der alte Herr erfreut sich trotz seines hohen Alters der besten Rüstigkeit und geistigen Frische. Im Jahr 1912 konnte er sein 50jähriges Bürgerjubiläum feiern. Gegenwärtig versieht er die Botenstellen der Landkranken- und gemeinsamen Ortskrankenkasse für den Stadtbezirk Grimmen.
Am Mittwoch fand, wie alljährlich an diesem Tag, hier der diesjährige Gänsemarkt statt. Der Auftrieb war noch viel geringer wie in den Vorjahren. Es wurden nur sehr wenige und kleine Herden angetrieben. Die geforderten Preise bewegten sich zwischen 13 und 16 M. Die Nachfrage war eine äußerst rege, so dass der Bedarf bei Weitem nicht gedeckt wurde.
Mahnung für Reisende Soldaten sind jetzt auf dem Bahnhof veröffentlicht worden. Es heißt darin: Vorsicht, Soldaten, bei Abgabe von Briefschaften und Postkarten während der Eisenbahnfahrt. Verratet nicht aus Unvorsichtigkeit oder Vertrauensseligkeit die militärischen Geheimnisse, ohne dass ihr es wollt. Verboten ist jede Mitteilung über das Woher und Wohin des Transports. Übergebt nichts unbekannte Person, denn es könnten feindliche Nachrichtensammler sein.
Schutz der Stranddiestel. Es ist verboten, unbefugterweise die am Strande der Ostsee, deren Boddengewässer und auf den Dünen wachsende Stranddistel auszugraben oder auszureißen, ganz oder teilweise abzuschneiden oder abzupflücken.
Liebesgaben-Schund. Der Krieg hat eine Menge von Artikeln auf den Markt gebracht, die zwar mit beträchtlichem Reklameaufwand angepriesen werden, denen gegenüber aber das größte Misstrauen angebracht ist. So kommen Kaffee-Pastillen in Blechröhrchen in den Handel, die aus nichts weiterbestehen, als aus zusammengepressten, gemahlenen Kaffee mittlerer Güte. Gewöhnlich enthalten diese Röhrchen 12 Stück Pastillen und kosten 40 Pf. Ähnlich steht es mit so genannten Teebomben und Kakaowürfeln. Das ergibt eine schlimme Übervorteilung des Käufers.
Am Donnerstag Nachmittag wurde der fünfjährige Knabe Erich Röpke in der Strohstraße überfahren. Er spielte auf der Straße und lief gerade über dieselbe, als ein Fuhrwerk mit einem zweiten angekoppelten Wagen vorüberfuhr. Der Knabe sah den zweiten Wagen nicht und fiel hinter dem Ersten zur Erde. Die Räder des zweiten Wagens gingen über den Jungen hinweg, ohne einen Schaden zu verursachen. Mit großem Schreck kam der Knabe davon!
Wir verfehlen nicht, unseren werten Kunden davon Kenntnis zu geben, dass eine Lieferung von Briketts zum Sommerpreis, im Oktober und später, unter keinen Umständen erfolgen kann. Sie werden zu dem als dann gültigen Preis, d. h. pro Zentner 5 Pfennig teurer als bisher berechnet, einerlei, wann und per wann dieselben bestellt sind. Diejenigen unserer Kunden, die bereits bestellt hatten und mit der Lieferung zu dem erhöhten Preis nicht einverstanden sind, stellen wir anheim, die Aufträge, welche bis jetzt nicht ausgeführt werden konnten, rechtzeitig abzubestellen. Der Verein der Kohlenhändler von Grimmen und Umgebung.
Dienstjubiläum. Herr Lehrer Burgaß in Rolofshagen feiert heute sein 25jähriges Dienstjubiläum. Seit nahezu 14 Jahren wirkt Herr Burgaß an der Schule zu Rolofshagen im Kreis Grimmen. - Dem Postschaffner F. Ganzow wurde nach 30jähriger Dienstzeit der Titel Ober-Postschaffner verliehen. Das 25jährige Dienstjubiläum feierten die Briefträgen Behrens, Postschaffner Meyer und Postschaffner Hacker.
Bürgerrepräsentantenwahl. In der heute auf dem Rathaus stattgefundenen Wahl eines Bürgerrepräsentanten 1. Bürgerklasse, wozu die Herren Sanitätsrat Carl Geißler, Kaufmann Hans Plate und Kaufmann Brüdgam nominiert waren, wurde Ersterer mit sämtlichen 14 abgegebenen Stimmen gewählt. (Autorin: Hannelore Deya)
41. Kalenderwoche
Verkauf von Kriegsmarken. Der Einwohnerschaft wird hiermit zur Kenntnis gebracht, dass von heute ab Damen die „Deutsche Kriegsmarke“ den hiesigen Einwohnern zum Kauf anbieten werden. Der Reinertrag aus dem Erlös dieser Marke fließt in erster Linie für die Unterstützung der Hinterbliebenen unserer tapferen Krieger bestimmt. Der hohen Gemeinnützigkeit des Unternehmens wegen darf wohl auf eine tatkräftige Unterstützung auch von unserer Einwohnerschaft gerechnet werden.
Die Kommandantur des Gefangenenlagers in Altdamm teilt uns mit, dass für die Ergreifung und Anzeige über den Aufenthalt von entflohenen Gefangenen Belohnungen bis zur Höhe von 20 Mark gezahlt werden. – Auf das Gesuch um Erhöhung der Unterstützungen für die Familien der Kriegsteilnehmer ist die Nachricht eingegangen, dass eine Erhöhung vom 1. November ab in Aussicht genommen ist.
Fleischer-Innung. Im Laufe des Vormittags wurden zwei praktische Gesellenprüfungen abgehalten. Nachmittags leitete Herr Altermann Hartig die Innungsverhandlungen im Kaisersaal. Der Leiter der Fortbildungsschule Herr Lehrer Häwert prüfte die Junggesellen theoretisch und nachdem sie auch diese bestanden hatten, wurden beide zum Gesellen gesprochen. Herr BM Rückert wohnte den Verhandlungen als Vertreter der Aufsichtsbehörde bei. Ein Abendessen hielt die Mitglieder noch längere Zeit beisammen.
Schuhmacher-Innung. 19 Mitglieder waren anwesend. Herr Schuhmachermeister Blietz leitete die Verhandlungen. 2 Lehrlinge wurden in die Lehrlingskontrolle eingetragen. Der Haushaltsetat für 1916 wurde in der vorgelegten Aufstellung angenommen. Bei der Neuwahl des Vorstandes wurde Schuhmachermeister Henk wiedergewählt und anstelle des Schuhmachermeisters Joh. Jülich, der eine Wiederwahl seines hohen Alters wegen ablehnte, der Schuhmachermeister Heiden gewählt. Nach Erledigung einiger interner Angelegenheiten wurde die Versammlung geschlossen.
Zigeuner. Am Dienstagabend bemerkte man im Kammerholz bei Caschow Zigeuner, welche sich an einem Lagerfeuer erwärmten. Am nächsten Morgen machte sich die Gendarmerie auf und entdeckte sie im Wittenhäger Gehölz. Sobald die Beamten sichtbar wurden, ergriffen mehrere männliche Personen dieser braunen Gesellen die Flucht. Wahrscheinlich handelt es sich bei diesen um Entziehung der Heerespflicht. Die noch ca. 20 Köpfe zählende Zigeunerbande wurde zunächst nach dem hiesigen Rathaus gebracht und wo 3 im militärischen Alter stehende Personen interniert wurden. Die Frauen und Kinder wurden mit dem 4 Uhr Zug nach Stralsund abgeschoben, während 2 männliche Personen mit ihren Hundefuhrwerken den Weg nach Stralsund per Achse zurücklegen mussten.
Rotes Kreuz. Es wird nochmals auf den Aufruf der Vereinigten Vaterländischen Frauenvereine und der Vereine vom Roten Kreuz hingewiesen. In diesem Aufruf war um Gaben für die deutschen Kriegsgefangenen in Russland gebeten. Die erbetenen Gegenstände sind zum größten Teil geschenkt worden. Das Fehlende wurde angekauft. Die Sendung ist abgegangen. Geldgaben werden aber noch dankend angenommen. Außer den Vorstands- und Bezirksdamen des vaterländischen Frauenvereins nimmt Herr Rechnungsrat Link, sowie die Spar- und die Kreiskommunalkasse Geldspenden entgegen.
Metallablieferung. Die Frist der freiwilligen Ablieferung der beschlagnahmten Gegenstände aus Kupfer, Messing und Nickel läuft am Sonnabend ab. Wer bis dahin die in seinem Besitz befindlichen Gegenstände, soweit sie der Beschlagnahme unterliegen, nicht freiwillig abgeliefert hat, muss dieselben zur Abmeldung bringen. Die vorgeschriebenen Formulare sind auf dem hiesigen Polizeibüro in Empfang zu nehmen. Wer infolgedessen die Umstände der Anmeldung und Enteignung vermeiden will, hat noch bis Sonnabend Zeit. (Autorin: Hannelore Deya)
42. Kalenderwoche
Stoltenhagen
Vor einigen Monaten wurde das Pfarrhaus in Stoltenhagen durch Feuer gänzlich zerstört. Wie aus dem Bericht der Kreissynode hervorgeht, hat dies beklagenswerte Vorkommnis weitere wichtige Maßnahmen bezüglich der Gliederung in der Synode Grimmen im Gefolge gehabt. Das Kirchenregiment hat nach Anhörung der kirchlichen Körperschaften beschlossen, die Pfarrstelle von Stoltenhagen aufzuheben. Die großen Opfer an Geld, welche jetzt der Bau eines neuen Pfarrhauses fordern würde, ließ den Zeitpunkt für geeignet erscheinen, die Aufhebung der Stelle in die Wege zu leiten.
Das Hohenzollernjubiläum wurde im ganzen Reich namentlich aber in Berlin festlich begangen. In allen Schulen wurde in entsprechender Weise auf die Bedeutung des Tages hingewiesen, an dem vor 500 Jahren die Mark Brandenburg an das Haus Hohenzollern kam. Auch unser Städtchen prangte im Flaggenschmuck. In den Schulen fanden Feiern statt. Als Gäste waren erschienen die Herren Superintendent Schlapp, Bürgermeister Rueckert und Kamerad Haß. Mit der Verlesung des Wort Gottes eröffnete Herr Rektor Balzer die Feier. Die Festrede hielt Herr Mittelschullehrer Durchstein. In die Rede eingeflochten waren Gedichtvorträge der Schüler und Schülerinnen.
Krammarkt. Der am Mittwoch stattgefundene Herbstmarkt war sehr spärlich besucht, Am Abend vorher, wo sonst schon der größte Teil der Plätze vergeben war, waren erst drei Verkaufsstände aufgeschlagen. Einige Geschäftsleute gesellten sich am nächsten Tag dazu. Gegen Mittag und am Nachmittag herrschte ein lebhafter Verkehr und scheinen die wenigen Geschäftsleute gute Einnahmen gehabt zu haben. Fast gestürmt wurde eine Greifswalder Kuchenbude, da die Konkurrenz der Ware nicht rechtzeitig erhielt. Sehr begehrt waren die Grünkramartikel besonders stark war die Nachfrage nach Kohl, die bei weitem nicht gedeckt wurde. Großen Zuspruch hatte auch das im Kaisersaal spielende Kinematographen-Theater.
Schöffensitzung. Zur Verhandlung kamen folgende Sachen: Wegen Übertretung der Polizeistunde war die Gastwirtin H. aus Tribsees mit einer Geldstrafe in Höhe von 5 Mark von der dortigen Polizeiverwaltung bestraft. Die Beschuldigte hatte richterliche Entscheidung angetragen. Nach der heutigen Beweisaufnahme wurde jedoch nicht festgestellt, dass dieselbe Gäste über die Polizeistunde hinaus in ihrem Lokal geduldet habe und sie erreichte die Freisprechung.
Der Arbeiter Wilhelm M. aus Gr. Elmenhorst soll dem Büdner Genz dortselbst mehrere Hafergarben entwendet haben, wofür er zu einer Gefängnisstrafe von 8 Tagen verurteilt wurde. Der Lokomotivführer August W., dessen Frau und die Arbeiterfrau B. sämtlich aus Tribsees waren wegen gemeinschaftlicher Körperverletzung angeklagt. Nach der heutigen Beweisaufnahme wurde jedoch nur die Frau W. für schuldig befunden und zu einer Geldstrafe von 10 Mark ev. zwei Tagen Gefängnis verurteilt. Die beiden anderen Angeklagten wurden freigesprochen.
Der Scherenschleifer Johann L. aus Stralsund hat verschiedentlich im Kreis Grimmen den Gewerbebetrieb eines Scherenschleifers ausgeübt, ohne den dazu erforderlichen Gewerbeschein besessen zu haben. Der Beschuldigte wurde zu einer Geldstrafe von 24 Mark ev. 3 Tagen Gefängnis verurteilt.
Gefangene Russen. Dem Gendarmerie-Wachtmeister von hier gelang es am Montag in der Nähe von Leyerhof wiederum 2 russische Gefangene zu ergreifen, welche aus dem Gefangenlager bei Güstrow entwichen waren. Die Gefangenen wurden dem Garnison-Kommando in Stralsund zugeführt. (Autorin: Hannelore Deya)
43. Kalenderwoche
Kommunales. Die Frist zur Bebauung eines dem Zimmermeister Fütterer zu Stralsund gehörigen Bauplatzes, Ecke Karl- und Friedrichstraße, läuft mit dem Ende dieses Jahres ab. Auf Ersuchen wird dem Bittsteller dieselbe um die Dauer des gegenwärtigen Krieges verlängert. Das Kollegium nimmt Kenntnis von dem Anschluss der Rathausräume an das städtische Elektrizitätsnetz und gibt seine Zustimmung, dass die beiden Laternen vor dem Rathaus zu elektrischer Beleuchtung eingerichtet werden.
Es wird beschlossen, einen Waggon Äpfel aus Brüssel zu beziehen und diese, wenn irgend möglich, durch einen hiesigen Geschäftsmann verkaufen zu lassen. Auf Anregung wird beschlossen, mit Rücksicht auf den Petroleummangel den Rathaussaal von jetzt ab in den Abendstunden der ärmeren Bevölkerung als Aufenthaltsraum herzugeben. Herr Geißler wurde zum Mitglied der Gas- und Elektrizitätskommission gewählt.
Gefasster Wilddieb. Am Dienstag bemerkte Herr Hegemeister Weißenborn im Grimmer Stadtwald einen Menschen, der aus einer Schonung herauskam und auf seinen Rücken einen gefüllten Rucksack trug. Auf Anrufen des Forstbeamten ergriff er die Flucht und rannte nach dem gegenüberliegenden Kammerholz. Als er sich unbemerkt glaubte, lief er von dort nach der früheren Schinderkuhle und versteckte sich dort. Die Untersuchungen ergaben, dass es sich um den in der Neuberlinerstr. wohnenden Maurer Wilhelm Sch. handelte. Nachdem der Beschuldigte aus seinem Versteck nach Hause zurückkam, wurde er einem Verhör unterzogen, in kessem Verlauf er zugab, in seinem Rucksack ein Reh gehabt zu haben.
Versorgung der Bevölkerung mit Spiritusglühlicht. Trotz aller Bemühungen kann der Bedarf der Zivilbevölkerung an Petroleum nur zu einem Teil gedeckt werden. Da die zurzeit im Handel befindlichen Karbidlampen zum Teil von minderwertiger Konstruktion sind und Gefahren mit sich bringen gibt es neue Bemühungen zur Versorgung mit Spiritus. Es wird die Gründung einer „Spiritus-Glühlicht-Kriegs-Gesellschaft m. b. H.“ mit Sitz in Berlin veranlasst. Der Zweck ist die Versorgung mit Kleinbeleuchtungsmitteln für Spiritus- Glühlicht, der Vertrieb von Spiritusbrennern einschließlich Docht wird zum Kleinhandelspreis von 4 Mark vertrieben.
Erweiterung der Metallbeschlagnahme (Nickel). Die bestehende Verordnung über
Bestandsmeldung und Beschlagnahme von Metallen, die sich nur an Gewerbe- und Handelstreibende (nicht an Privatpersonen) wendet, wurde zum ersten Mal am 14. August 1914 ergänzt in Bezug auf Aluminium in Fertigfabrikaten. Es ist von jetzt ab verboten, Nickel nach den Bestimmungen der Hauptverfügung zu Kriegslieferungen im eigenen oder fremden Betrieb, zu notwendigen Ausbesserungen in einem mit Kriegslieferungen beschäftigten Betrieb oder zur Aufrechterhaltung eines landwirtschaftlichen Betriebes zu verwerten. Für Nickelverwendung ist eine Freigabe notwendig. (Autorin: Hannelore Deya)
44. Kalenderwoche
An die Landwirte. Die pommersche Herdbuchgesellschaft für das schwarz-weiße Tieflandrind veranstaltet in Stettin auf dem städtischen Viehhof ihre 20. Bullenversteigerung, wofür 82 Anmeldungen erfolgt sind. Eine Preisverteilung auf die besten Tiere findet vor der Versteigerung statt. Versteigerungsverzeichnisse sind kostenlos und postfrei von der Herdbuchgesellschaft in Stettin, Werderstraße 32, erhältlich.
In Vorpommern machen sich seit einigen Jahren Störungen im Fernsprechbetrieb bemerkbar, die zu ausgedehnten Untersuchungen Anlass geben. In den letzten Monaten war es besser geworden. Vor einigen Tagen aber haben sich die Störungen wiedereingestellt. Die Ursache ist, wie von zuständiger Stelle mitgeteilt wird, auch jetzt wieder auf elektrische Fernwirkungen aus Hochspannungsanlagen der Stralsunder Überlandzentrale zurückzuführen.
Goldmünzen heraus! Auf den Bahnhöfen liest man jetzt auf roten Zetteln folgende Mahnung: „Goldmünzen heraus! Für alle Personen, die noch im Besitz von Reichs-Goldmünzen sind, ist es eine vaterländische Pflicht, sie den Reichsbankstellen oder Postanstalten in Papiergeld umzutauschen. Wer es nicht tut, schädigt das Vaterland.“ (Autorin: Hannelore Deya)
Vaterländischer Frauenverein. Die für die deutschen Kriegsgefangenen in Russland vom Provinzialverband aus dem Kreis Zweigverein Grimmen erbetenen Liebesgaben sind in vollem Umfang abgesandt worden. An Geldgaben sind einschließlich einer Spende des Kreises Grimmen im Betrag von 400 Mark im Ganzen 2000 Mark eingegangen und abgeführt. Gewiss ein sehr erfreuliches Ergebnis. Die Obstsammlung des Vereins aus Anlass des Geburtstags I. M. der Kaiserin ergab 171 kg sterilisierte Früchte, 923 l Obstsaft, 58.5 kg Honig, 88 Pfund rohes Obst, einen großen Korb Weintrauben, einen großen Korb Birnen und Äpfel und einen Beutel Nüsse. Auch diese Gaben sind sämtlich teils ins Feld, teils an die Lazarette gesandt. Als neue Mitglieder sind in den letzten Tagen 157 in den Vaterländischen Frauen-Verein Grimmen eingetreten. Der Bestand ist danach von 834 auf 991 gestiegen. (Autorin: Hannelore Deya)
45. Kalenderwoche
Feuer. Am Montag Vormittag brannte die Scheune des Hofbesitzers und Müllermeisters Rossow-Vorland nieder. Das Gebäude sowie der gesamte aus diesjähriger Ernte stammende Inhalt wurden ein Raub der Flammen. Die Entstehungsursache ist nicht bekannt.
Belgisches Obst. Am Dienstag traf der von dem Magistrat bestellte Waggon belgischer Äpfel auf dem Hauptbahnhof ein. Der Verkauf geschah direkt aus dem Eisenbahnwagen. Der Andrang war groß; es dauerte nicht ganz 3 Stunden, so war der geräumige Eisenbahnwagen geleert. Der Zentner wurde mit 9 und 10 Mark verkauft. Obgleich ein großer Teil der Einwohner seinen Bedarf gedeckt hat, mussten verschiedene unverrichteter Weise wieder von dannen ziehen. Der Magistrat hat einen 2. Waggon telegraphisch bestellt.
Abtshagen
Herr Lehrer und Kantor Heuter konnte am heutigen Tag auf eine 25jährige gesegnete Amtstätigkeit in unserer Gemeinde zurückblicken. Wegen des Ernstes der Zeit war von einer öffentlichen Feier Abstand genommen. Jedoch hatten es sich der Gemeindekirchenrat und der Schulvorstand nicht nehmen lassen, im Schulhaus Glückwünsche zu überbringen. Der Gemeindekirchenrat schenkte einen wunderhübschen Schreibtisch nebst Ledersessel und Teppich. Der Schulvorstand überbrachte ebenso ein Geschenk.
Schöffensitzung. Der Arbeiter Johann L. aus Horst war angeklagt, dem Landwirt Schmidt in Horst eine Quantität Hafer entwendet zu haben. L. bestritt aufs Entschiedenste seine Schuld. Den durch Gendarmeriewachtmeister Wilke bei dem Beschuldigten mithilfe seines Polizeihundes vorgefundenen Hafer will derselbe von einem Unbekannten gekauft haben. Das Gericht verurteilte zu einer Woche Gefängnis.
Wegen Betrugs hatte sich die Ehefrau des Pantoffelmachers Sch., jetzt in Stettin wohnhaft, zu verantworten. Sie hatte dem Händler Hauschild in Germersdorf Pantoffeln zu liefern, brachte aber nur einen Teil der Ware, ließ sich aber von der Frau den Betrag für die ganze Bestellung geben, mit dem Bemerken, dass sie den Rest am nächsten Tag bringen würde und Herr Hauschild, dem sie unterwegs begegnet sei, ihr dies gesagt habe. Sie erhielt eine Geldstrafe von 20 Mark.
Heute Vormittag wurden von der hiesigen Polizei 32 Schnitter und Schnitterinnen festgenommen. Selbige hatten auf dem Rittergut Ungnade die Arbeit niedergelegt. Nach kurzer Zeit wurden sie, nachdem der Rädelsführer in Haft genommen war, durch zwei Gendarmerie-Wachtmeister wieder zu ihrer alten Arbeitsstelle zurückgeführt. (Autorin: Hannelore Deya)
46. Kalenderwoche
Weihnachtsgaben-Vaterländischer Frauenverein. Jedes Mitglied, so ist es gedacht, soll wieder 5 Soldaten bedenken. Aber für jeden Krieger nur 2 Gaben. Die Sachen für die fünf bittet der Frauen-Verein in ein Paket zusammenzupacken und 5 Kärtchen mit dem Namen der Spenderin beizufügen. Die Kärtchen erhalten die Mitglieder von der zuständigen Bezirksdame. Die Pakete können ebenfalls dorthin, aber auch an die Hauptstelle Superintendentur Grimmen abgeliefert werden.
Bekanntmachung betreffend die Herbst-Kontrollversammlung im Jahr 1914 im Landwehrbezirk Stralsund. Zu den Kontrollversammlungen erscheinen: 1. sämtliche noch nicht eingestellten Mannschaften des Beurlaubtenstandes des Heeres und der Marine, 2. alle ausgebildeten, noch nicht eingestellten Mannschaften des Landsturms II. Aufgebots, 3. alle Rekruten und ausgehobenen, unausgebildeten Landsturmpflichtigen, einschl. der Jahresklasse 1896, sowie alle bei der Musterung der früher dauernd Untauglichen ausgehobenen, unausgebildeten und alle als tauglich bezeichneten ausgebildeten Landsturmpflichtigen.
Kontrollversammlungsplatz Grimmen, Schützenhaus.
Am Sonntagabend hielt Herr Bergrat a. D. Gothein im Kaisersaal einen Vortrag über „Den Misserfolg des englischen Handelskrieges.“ Über 200 Personen hatten sich eingefunden, darunter mehrere Damen. Dem folgenden etwa zweistündigen Vortrag folgte man mit gespanntem Interesse. Redner legte dar, dass nichts England in den Krieg getrieben habe, als nur Deutschlands beständig wachsender Einfluss in Handel und Industrie. Wie bisher auf dem Meer wolle England auch auf dem Land, die erste Stelle einnehmen. Das Mittel dazu sei Deutschlands Vernichtung, besonders durch Aushungerung.
Gewerbeverein. Der Verein vollendete Ende September d. J. sein 30. Geschäftsjahr. Es fanden zwei Versammlungen, 2 Vorstandsitzungen statt. Zu gemeinnützigen Zwecken stiftete der Verein im verflossenen Jahr 50 Mark für das Rote Kreuz, 40 Mark für bedürftige Kriegerfamilien und 20 Mark für bedürftige Kriegerfamilien und 20 Mark für die Not leidenden Ostpreußen. Am Schluss des Berichtsjahres zählte der Verein 105 Mitglieder, von denen 30 zum Heeresdienst eingezogen sind. (Autorin: Hannelore Deya)
47. Kalenderwoche
Es ist wahrgenommen worden, dass die Heeresangehörigen vielfach in gewöhnlichen Briefen Papiergeld nach der Heimat versenden. Sollten solche gewöhnlichen Briefe in Verlust geraten, so wird keinerlei Ersatz geleistet. Es wird den Heeresangehörigen empfohlen, von dieser Unsitte zu lassen und Übermittlung von Geldbeträgen (bis 800 Mark) nach der Heimat Postanweisungen zu benutzen. Dies geschieht kostenfrei und erfolgt vollkommen sicher.
Schöffensitzung. Der Ackerbürger Wilhelm M. aus Tribsees hatte auf dem dortigen Bahnhof mehrere Zentner Schnitzel von einem Waggon entwendet. Wegen Diebstahls wurde er mit einem Tag Gefängnis bestraft. – Der Knecht Otto Kerbs aus Zarnekow hatte seinen Dienstherren, welcher ihn für Vernachlässigung in seiner Arbeit Vorhaltungen gemacht hatte, mit einer Dunggabel bedroht, ihn zur Erde gestoßen und geschlagen. Wegen gefährlicher Körperverletzung erhielt er eine Gefängnisstrafe von 14 Tagen.
Vor einigen Tagen kehrte der Arbeiter Th. von hier, welcher seit Beginn des Krieges zum Heeresdienst einberufen war, auf Urlaub zurück. Seine Frau, welche die Kleider reinigen wollte, fand in seinem Rock ein Geschoss, welches sie dem Th. Zurück gab. Letzterer ging damit in ein anderes Zimmer und auf bisher nicht bekannter Weise entlud sich dasselbe und verletzte den Th. ziemlich schwer an beiden Händen. Nach Anlegung eines Notverbandes musste er sich sogleich in das Garnisonslazarett zu Stralsund begeben.
Belgisches Obst. Nachdem nunmehr auch der zweite Waggon belgischer Äpfel eingetroffen und die Nachfrage bei Weitem noch nicht gedeckt ist, hat der Magistrat einen dritten Waggon bestellt. Der Preis betrug für den Zentner wieder 9 Mark.
Die Klevenower Kapelle erhielt durch Güte der Freifrau v. d. Lancken-Wakenitz eine praktische geschmackvolle Heizung, die beim Gottesdienst am Buß- und Bettag allgemein wohltuend und dankbar empfunden wurde. Von derselben Spenderin wurden gleichzeitig dem Altar zwei neue Lichter gestiftet. (Autorin: Hannelore Deya)
48. Kalenderwoche
Personalien. Am Montag Vormittag wurde die an der hiesigen Stadtschule vertretungsweise angestellte Lehrerin, Fräulein Hilde Vogel aus Greifswald, durch Herrn Rektor Balzer in ihr Amt eingeführt. – Dem Lehrer Schnur in Leyerhof ist bis auf Weiteres die Verwaltung der Lehrerstelle in Alt-Zarrendorf übertragen worden. Die Schule in Leyerhof wird von Lehrer Jahnke in Grellenberg vertretungsweise verwaltet. Da infolge des Schulhausbrandes in Leyerhof kein geeigneter Unterrichtsraum zur Verfügung steht, werden die Kinder im Grellenberger Schulhaus unterrichtet. Mit dem Neubau in Leyerhof ist bisher noch nicht begonnen worden.
Störung an der elektrischen Leitung. Am Freitagabend gegen 5 Uhr geriet die Hochspannungsleitung beim hiesigen Transformatorenhaus ins Glühen, so dass der Strom für kurze Zeit in der Stadt abgeschaltet werden musste, um einem Weiterumsichgreifen entgegenzutreten. Um nicht vollständig im Dunkeln zu sitzen, mussten Lichte und die alten Petroleumlampen wieder zum Vorschein gebracht werden.
Gemeinschaftliche Sitzung beider städtischer Körperschaften. Beide Kollegien beschließen, den in der Verhandlung vom 6. November d. J., an welcher teilgenommen haben: Herr Regierungsrat Hildebrandt als Spezialkommissar, Vertreter der Landbank, Aktiengesellschaft in Berlin, der Stadtgemeinde Grimmen und des Felddepartements der Stadt Grimmen, gemachten Abmachungen über das Eigentum, die Nutzung und Unterhaltung der im Aufteilungsgebiet des Vorwerks Heidebrink vorhandenen Wege, Gräben und Brücken durchweg beizutreten.
Alkoholverbot. Der stellvertretende kommandierende General Freiherr von Vietlinghoff hat folgende Anordnung getroffen. Den Schankwirten und Gastwirten sowie den Kleinhändlern mit Branntwein ist verboten: In Städten und auf dem Land an Sonn- und Feiertagen bis Mitternacht oder dem späteren Eintreten der Polizeistunde sowie an Sonnabenden und den Feiertagen vorhergehenden Tagen von abends 6 Uhr ab Alkohol auszuschenken oder zu verkaufen.
Unsinnige Gerüchte über bevorstehende Beschlagnahme der Schweinebestände laufen in der Stadt herum und die Folge davon ist, eine übereilte gewaltsame Einschlachtung. Wie uns behördlicherseits mitgeteilt wird, ist an eine Beschlagnahme der Schweine gar nicht zu denken und die Schweinebesitzer, die frühzeitig schlachten, schaden sich nur selbst.
Weniger Süßigkeiten. Für alle Liebhaber von Süßigkeiten sowie für Geschäftsleute, insbesondere für Konditoren dringt eine betrübliche Nachricht in die Öffentlichkeit. Die Herstellung von Süßigkeiten, Konfekt und dergleichen mit Verwendung von Sahne, Milch und Kakao und Zucker soll im nächsten Jahr noch weiter eingeschränkt werden. (Autorin: Hannelore Deya)
49. Kalenderwoche
An den Postschaltern wird eine von den deutschen Vereinen vom Roten Kreuz ausgegebene „Deutsche Kriegskarte“, die den Freimarkenstempel von 5 Pf. eingedruckt trägt, für 10 Pf. verkauft. Den Überschuss von 5 Pf. für jede abgesetzte Karte erhält das Rote Kreuz zur Förderung seiner segensreichen Aufgaben.
Der evangelische Arbeiterverein hielt unter dem Vorsitz des Herrn Pastor Fischer, im Lokal des Herrn Drake eine Versammlung ab, in welcher die Kriegerheimstättenbewegung einer eingehenden Besprechung unterzogen wurde. Der Verein schloss sich mit einem angemessenen Jahresbeitrag dem Hauptausschuss für Kriegerheimstätten an, der ein Reichsgesetz erstrebt, durch das den heimkehrenden Kriegern die Errichtung einer Heimstätte möglich wird.
Unter den Kindern in der hiesigen Privatschule sind in letzterer Zeit mehrere Scharlacherkrankungen vorgekommen, infolgedessen ist die Schule bis auf Weiteres geschlossen worden. - Der an der hiesigen Volksschule angestellte Lehrer Dietherr ist als Lehrer zu Landberg a. W. gewählt und von der königlichen Regierung bestätigt worden. Herr D. wird sein neues Amt am 1. Januar 1916 antreten.
Rakow
Spar- und Darlehnskasse. Die diesjährige ordentliche Generalversammlung im Behrns´schen Gasthaus wurde von 35 Mitgliedern und mehreren Gästen, darunter Verbandsbeirat Superintendent Schlapp-Grimmen und Direktor Harder-Stralsund, besucht. Das 20. Geschäftsjahr umfasst 11 Kriegsmonate. Trotz des Krieges entwickelte sich das Geschäft gut. Das Vertrauen zur Kasse hat sich glänzend bewährt. Der Umsatz ist höher als der vorherige. Die Mitgliederzahl stieg auf 109. Die seit dem 1. Januar 1914 eingeführten Zinssätze haben den Geldeingang günstig beeinflusst. Kleinsparverkehr und Heimsparkassen wurden fleißig benutzt. Von den Mitgliedern tragen 24 den feldgrauen Rock.
Wo steckt das Gold? Dass noch immer Goldgeld im Land ist, beweist folgender Fall: Herr Lehrer Burgaß in Rolofshagen hatte zu Anfang des Krieges in der dortigen Gemeinde eine Sammlung von Goldgeld vorgenommen und es gelang ihm über 800 Mark zusammenzubringen. Vor einigen Tagen hatte der Gendarmeriewachtmeister in Elmenhorst dienstlich bei den Schnittern im Ort zu tun. Bei dieser Gelegenheit hielt er eine Inspektion und fand reichlich Münzen. (Autorin: Hannelore Deya)
50. Kalenderwoche
Schöffensitzung. Der Kaufmann Karl Lange aus Breslau, z. Zt. ohne festen Wohnsitz wurde aus der Untersuchungshaft vorgeführt und war unter Anklage gestellt, weil er in hiesiger Stadt gebettelt und den ihn verhaftenden Beamten beleidigt haben soll. Er gab die ihm zur Last gelegte Übertretung zu und wurde wegen Bettelns zur Haftstrafe von einer Woche und wegen öffentlicher Beamtenbeleidigung zur Gefängnisstrafe von 14 Tagen verurteilt.
Die Händlerin Elisabeth Sch., zurzeit in Stralsund wohnhaft, soll in Stoltenhagen mit Leinen und Wäschestücke gehandelt haben, ohne im Besitz des dazu gehörigen Wandergewerbescheins gewesen zu sein. Wegen Gewerbevergehens wurde sie zur Geldstrafe von 24 M. verurteilt.
In einer Stettiner Zeitung sind neuerdings von einer Forma für Sendungen an Krieger „Blechbüchsen zum Beifügen von Streichhölzern“ angeboten. Mit Bezug hierauf weist die Oberpostdirektion erneut darauf hin, dass Streichhölzer und sonstige feuergefährliche Gegenstände mit der Post unter keinen Umständen, auch nicht in der angepriesenen Verpackung, versandt werden. Wer diese Vorschrift nicht befolgt, mach sich nach § 367 des Reichs-Strafgesetzbuches strafbar.
Vaterländischer Frauenverein. Die Zahl der Mitglieder ist von 834 auf 991 gestiegen. Es fanden mehrere Kriegsabende statt, an denen Vorträge und Kurse über zeitgemäße Kochkunst gehalten wurden. Musikaufführungen wurden veranstaltet, für Krieger und Kriegerfrauen wurde eifrig gearbeitet. - Während der Wollwoche im Februar sind 1368 Decken beschafft worden. Auch die Obstwoche hat reiche Einträge ergeben.
Der Vereinslazarettzug W. 2 (Pommern) ist seit Anfang des Monats ein Jahr in Betrieb und hat in dieser Zeit eine überaus segensreiche Tätigkeit entfaltet. In 30 Fahrten, während deren rund 50000 Kilometer zurückgelegt wurden, konnten nunmehr 7000 verwundete oder kranke Offiziere und Mannschaften von dem östlichen Kriegsschauplatz in Heimatlazarette befördert werden, zum Teil in weit entfernt gelegene Städte z. B. Hamburg, Emden, Duisburg, Mannheim, Speyer. Der Provinzialverband der Vaterländischen Frauenvereine und der Provinzialverein vom Roten Kreuz hatten kurz nach Ausbruch des Krieges den Lazarettzug gestiftet. (Autorin: Hannelore Deya)
51. Kalenderwoche
Zur Herstellung Pfeffernüssen zur diesjährigen Weihnachtszeit ist den hiesigen Bäckern eine Quantität Weizen- und Roggenmehl überwiesen. Der Verkauf der Pfeffernüsse darf ohne Brotmarken erfolgen.
Mit Rücksicht auf die zahlreichen Hausschlachtungen hat der Kreisausschuss von den ihm zu Verfügung stehenden Vorräten an zwei hiesige Kaufleute Weizenmehl überwiesen, das zum vorgenannten Zweck ohne Brotmarken abgegeben werden darf.
Den hiesigen Kaufleuten ist ein größeres Quantum Petroleum überwiesen, der für Heimarbeiter und andere dringende Zwecke gegen eine von der Polizeibehörde ausgestellte Bescheinigung verabfolgt werden darf.
Weihnachtsfeier der Soldatenfrauen und Soldatenkinder. Eine Anzahl freundlicher Geber und Geberinnen hatte es ermöglicht, dass auch in diesem Jahr die Frauen und Kinder der Krieger aus Grimmen sich zu einer gemeinsamen Weihnachtsfeier vereinigen konnten. Geladen waren Angehörige aller Stände, beinahe 1000 Teilnehmer, Kinder eingerechnet, fanden sich ein. Da der Saal des „Deutschen Hauses“ solche Mengen nicht fasst, wurden 2 Feiern gehalten. Bedürftigen Familien konnten nützliche Gaben überreicht werden. Die anderen bekamen wenigstens kleine Erinnerungszeichen.
Landwirtschaftliches. Der Referent Herr Dr. Kreitz vom Viehverwertungsverband Schievelbein sprach über den Zweck der Sache, wonach vom preußischen Staat dem Viehverwertungsverband in Pommern eine größere Menge Futtermittel zur Verfügung gestellt sei, welches jedoch nur zur Mästung von Schweinen verwendet werden dürfe. Er erörterte die näheren Bedingungen über die Lieferung von Schweinen an den Staat. Der Verband liefert an die Mäster Schrot zum Preis von 14,25 Mark pro Zentner und zwar 5 Zentner für jedes Schwein. Die Mäster müssen sich verpflichten, die Schweine (Gewicht von 225 Pfund aufwärts) bis 15. April 1916 abzuliefern. (Autorin: Hannelore Deya)
52. Kalenderwoche
Der Knecht Otto B. hatte sich trotz des Verbotes seines Arbeitgebers, Gutspächter Bernes-Thomashof durch den Milchfahrer Zigaretten mitbringen lassen. Als Herr B. darüber Vorhaltungen machte, beschimpfte er seinen Dienstherrn und drohte ihn mit der Forke zu durchstechen. Wegen Beleidigung wurde B. zu einer Gefängnisstrafe von 14 Tagen und wegen Bedrohung zu einer solchen von einer Woche verurteilt.
Keine Geheimschrift bei Mitteilungen an Kriegsgefangene in Feindesland. Der Schriftverkehr der in Gefangenschaft geratenen deutschen Soldaten unterliegt in Feindesland einer scharfen Prüfung, auch auf das Vorhandensein unsichtbarer Schrift. Der Gefangene selbst wird den schwersten Nachteilen in Bezug auf seine Behandlung und seinen Briefverkehr ausgesetzt sein. Deshalb muss dringend davor gewarnt werden, bei Mitteilungen Geheimschrift anzuwenden.
Jagddieb. Der Maurer Wilhelm Sch. von hier war von dem Hegemeister Weißenborn aus Kaschow eines Tages im Grimmer Stadtwald mit einem gefüllten Rucksack angetroffen. Als er von dem Förster angerufen wurde, ergriff er die Flucht. Trotz der sogleich aufgenommenen Verfolgung war es nicht möglich, seiner habhaft zu werden. Er war jedoch erkannt und eine in der Wohnung seiner Mutter vorgenommene Haussuchung förderte zerkleinertes Rehwild zutage, welches ebenfalls aus unrechtem Weg erlegt war. Er wurde wegen Jagdvergehens angeklagt.
Der „goldene Sonntag“ war leider vom Wetter nicht gerade begünstigt. Dieser Umstand mag viel dazu beigetragen haben, dass sich die von der hiesigen Geschäftswelt auf diesen Tag gehegten Hoffnungen nicht voll erfüllten. Immerhin war der Verkehr in den Straßen wohl in den Vormittagsstunden als auch des Nachmittags bis zum Abend ein ziemlich lebhafter und im Allgemeinen hört man doch, dass der Weihnachtsverkauf als gut zu bezeichnen ist, in Anbetracht der Zeitverhältnisse. Es sind nur noch einige Tage bis zum Feste und da ist doch immer Gelegenheit geboten, den diesjährigen Weihnachtsbedarf zu decken. (Autorin: Hannelore Deya)
53. Kalenderwoche
Ein Landherr aus der hiesigen Umgebung stiftete für die hiesigen bedürftigen Kriegerfrauen 40 Zentner Kartoffeln, welche heute zur Verteilung gelangten. Ferner stellte der Vorstand des hiesigen Landwirtschaftlichen Ein- und Verkaufsverein für die hiesige ärmere Bevölkerung 200 Zentner Kartoffeln und 300 Zentner Briketts zur Verfügung, die demnächst zur Verteilung kommen.
Von amtlicher Seite wird mitgeteilt, dass Mitte Dezember eine Bekanntmachung der Heeresverwaltung über Einschränkung der Neujahrglückwünsche zu erwarten sei und dass der Austausch von Neujahrskarten zwischen der Heimat und dem Felde unterbleiben müsse, weil durch derartige Massenauslieferungen nicht nur den Dienstbriefverkehr, sondern auch der gewöhnliche Privatverkehr leidet und weil es im Kriege nicht möglich ist, Aushilfspersonal einzustellen, um die Mehrzahl zu bewältigen. Die Kompaniechefs haben die ihnen unterstellten Mannschaften in geeigneter Weise über die Gründe dieser Maßregel zu belehren und die Durchführung zu überwachen.
Der Kaufmann Paul B. aus Stettin kaufte in der hiesigen Gegend für eine Rostocker Firma Kartoffeln für einen Preis von 1,75 Mark. Seiner Firma gab er aber 2 Mark als Kaufpreis an. Durch Zufall bekam die Firma Kenntnis von dem Verkäufer, welcher einige Zentner weniger verladen, hatte als gekauft und bezahlt waren. Die Firma erfuhr nun den wirklich gezahlten Preis und erstattete Anzeige. Wegen Betruges wurde der Beschuldigte zu einer Geldstrafe von 50 Mark verurteilt.
Aus der Untersuchungshaft vorgeführt wurde der schon wiederholt vorbestrafte Arbeiter Helmut Kl. von hier. Er war angeklagt vor längerer Zeit, als er auf dem Gut Gerlachsruh in Arbeit stand, einen Sack mit Kokoskuchen, welcher ihm zum Füttern der Kühe übergeben war, unterschlagen und verschenkt zu haben. Das Urteil lautete auf 4 Wochen Gefängnis wegen Unterschlagung.
140 Pferde französischer Herkunft, meist im Alter von 1 ½ bis 2 ½ Jahren, werden in Stettin versteigert. Die Tiere werden nur an pommersche Landwirte, die sich als solche durch Bescheinigung ausweisen, für den eigenen Wirtschaftsbetrieb abgegeben. Weiterverkauf ist nur durch Genehmigung der Landwirtschaftskammer während der Kriegsdauer gestattet.
Für die deutschen Gefangenen wurden vom Vaterländischen Frauenverein seit Herbst eine Menge Wollsachen hergestellt und Geld gesammelt. Sammelstellen für Liebesgaben wurden in Grimmen, Loitz und Tribsees errichtet. Von der Hauptsammelstelle Grimmen wurden 34 Säcke und 273 Kisten mit Liebesgaben ins Feld gesandt. An Weihnachtspaketen wurden 1914 erbeten 3500, doch konnten 4500 ins Feld gesandt werden. (Autorin: Hannelore Deya)