Grimmen 1915

Wochenschau Grimmen 1915 - erlesen und recherchiert aus der Grimmer Zeitung


01. Kalenderwoche

Januar

 

Feuer. Am Dienstagnachmittag verkündeten, kurz vor 3 Uhr, die Hornsignale der Freiwilligen Feuerwehr Stadtfeuer. Es war auf dem Grundstück des Maurers Schuldt, Hafenstraße 348, ein Stallgebäude in Brand geraten. Nach dem Eintreffen der Feuerwehr konnte der Brand auf seinen Herd beschränkt bleiben. Wie wir erfahren, soll das Feuer durch Spielen der Kinder mit Streichhölzern entstanden sein. Es kann den Eltern nicht dringend genug ans Herz gelegt werden, die Streichhölzer so zu verwahren, dass sie Kindern nicht zugänglich sind. 
Familie Thürk-Dönnie teilte mit, dass in der Nacht vom 30. zum 31. Dezember 1914 ihr Sohn, der Reservist Carl Schuhknecht, fiel.
 

Tagelöhner-Leichengesellschaft. Die im Lokal des Herrn Drake anberaumte Generalversammlung war von 21 Mitgliedern besucht. Der worthabende Altermann Joh. Meinke eröffnete und leitete die Versammlung. Schriftführer H. Guth legte die Rechnung von 1914 vor. Die Gesellschaft zählte am Schluss des Jahres 487 Mitglieder, dabei wurden 5 neue Mitglieder aufgenommen. Die höchste Prämie, die im Berichtsjahr gezahlt wurde, betrug 64,31 Mark, die niedrigste 3 Mark. Ferner wurde bekannt gegeben, dass von den Mitgliedern bereits 66 im Feld stehen und 6 hiervon bereits gefallen sind. Es wurde ferner beschlossen, den Hinterbliebenen der bereits gefallenen Mitglieder und welche noch im Laufe des Krieges fallen, außer ihrer Prämie eine Unterstützung von je 10 Mark zu gewähren. 
 

Bekanntmachung. Die bisher von Herrn Professor Dr. Beumer sonntags in der Wohnung des Herrn Sanitätsrats Geißler hierselbst abgehaltene Sprechstunde wird am kommenden Sonntag ausfallen. - Am nächsten Donnerstag vormittags 9 Uhr wird auf dem hiesigen Bahnhof ein Stück Eichenstammholz 2 ½ m lang 60 cm Durchmesser öffentlich meistbietend versteigert. Der Bahnhofsvorsteher Bressel. (Autorin: Hannelore Deya)
 

02. Kalenderwoche

 

Bekanntmachung. Die im Jagen 28 A, a, b, des Schutzbezirks Stoltenhagen belegene 6,702 ha große Wiese soll auf weitere 6 Jahre bis 1. Oktober 1920 öffentlich meistbietend verpachtet werden, wozu der Termin am Montag vormittags 10 Uhr im hiesigen Geschäftszimmer anberaumt wird. Die Bedingungen können hier eingesehen werden. Oberförsterei Abtshagen. 
 

Landwirtschaftliches. Mit der Versammlung war gleichzeitig die Feier des 50jährigen Bestehens des landwirtschaftlichen Vereins Grimmen verbunden. Der Vorsitzende der Kreiskommission und des landw. Vereines Grimmen, Herr Ökonomierat Hecht, eröffnete die Versammlung, zu welcher 65 Mitglieder der verschiedenen Kreisvereine und ein Vertreter der Landwirtschaftskammer Stettin erschienen waren. Herr Hecht gab einen Rückblick auf die Gründung und gedachte besonders derjenigen Herren, die mit ihm zusammen am 11.1.1865 den Verein gegründet haben und zwar der bereits der längst verstorbenen Herren: Bürgermeister Brummer und Kreistierarzt Koch. 
 

Vortrag über „Frauenarbeit in der Kriegszeit“. Das sehr zahlreich erschienene Publikum, meist Damen, folgten mit großem Interesse den anregenden Ausführungen. Freiherr v. d. Goltz aus Greifswald hob hervor, dass es erst im neunzehnten Jahrhundert zur Gründung von Frauenvereinen, der Organisation des Roten Kreuzes und von der Evangelischen Frauenhilfe kam. Alle diese Vereine dürften sich in ihrer Tätigkeit nicht hinderlich sein, sondern müssen wie eine Armee zusammenstehen. Die Diskussion nahm auf die Wohlfahrtspflege Bezug und gab dem Wunsch Ausdruck, dass sich viele junge Mädchen in den Dienst der christlichen Frauen stellen möchten. Ein kleinerer Kreis der Versammelten blieb noch eine Weile beisammen. 
 

Reichswollwoche. Schon am morgigen Dienstag werden durch Mitglieder der hiesigen Jugendkompanie die für die Reichswollwoche von den freundlichen Spendern zurechtgelegten Sachen abgeholt werden. Der örtliche Wollausschuss, der besteht aus den Herren Landrat v. Kusserow, Bürgermeister Rueckert als Vertreter der Stadt, Superintendent Schlapp als Vertreter des Roten Kreuzes, Schneidermeister Lettow als Fachmann, und den Damen Frau Hecht, Frau v. Kusserow, Frau Schlapp, bittet die gestellten Sachen im hiesigen Brauereigebäude abgeben zu wollen. 
 

03. Kalenderwoche


 Alte Totenbeliebung. Der worthabende Altermann Rentier H. Bentzien eröffnete die Versammlung. Die gesamte Einnahme für das verflossene Jahr, einschließlich eines Kassenbestandes von 329,79 Mark betrug 1633,64 Mark. Die in dem letzten Jahr gezahlte höchste Sterbeprämie betrug 126,80 Mark, die niedrigste 29,24 Mark. Die Gesellschaft zählt zurzeit 306 Mitglieder, neu aufgenommen wurden 19 Mitglieder. Ein Antrag auf Befreiung auswärtiger Mitglieder von der Leichentrage wurde abgelehnt. 
Familie Schmietendorf aus Groß Lehmhagen teilte mit, dass am 30. Dezember 1914 ihr Sohn der Landwehrmann Johann Schmietendorf fiel.
 

Nachstehender Brief wird namentlich unsere Leser in Grimmen interessieren:

 „An den Vaterländischen Frauen-Verein Grimmen. Sehr viele Weihnachtsspenden des Vereins sind unserem Lazarett überwiesen und an die im Lazarett befindlichen Verwundeten und Kranken verteilt worden. Im Namen der Empfänger und des Lazaretts gestatte ich mir, für die so überaus reichlichen Gaben den herzlichsten Dank auszusprechen. Als geborener Grimmer gereicht es mir zur besonderen Freude, dem Verein diesen Dank übermitteln zu können. Franz Hückstädt/Feldlazarett-Inspektor beim Feldlazarett Nr. 2, 1. Armeekorps.“ 
 

Evangelischer Arbeiterverein. Von einer öffentlichen Weihnachtsfeier wurde mit Rücksicht auf die Zeitlage abgesehen; dafür wurden die Frauen der Kriegsteilnehmer, sowie die Witwen im Stillen mit Gaben bedacht. Der Provinzialverein für Innere Mission in Pommern hat dem Verein zur Instandhaltung seiner Bibliothek einen Betrag von 50 Mark überwiesen. Die ausscheidenden Vorstandmitglieder, die Herren Guth und Meinke, wurden einstimmig wiedergewählt. Darauf hielt Herr Lehrer Hoff einen plattdeutschen Vortrag, der allgemeines Interesse fand. 
 

Jugendkompanie. Die Organisation der noch nicht waffenfähigen Jugend zur militärischen Vorbereitung hat im Laufe der letzten Kriegsmonate einen sehr erheblichen Umfang und eine sehr straffe Form angenommen. Begeistert scharrt sich die Jugend, in den Kompanien zusammen, bestrebt, Körper und Geist für die große Aufgabe zu schulen und zu kräftigen. 
Dennoch stehen viele Tausende beiseite, die aus Bequemlichkeitsgründen und dergleichen oder weil Lehrherr, Meister und Arbeitgeber die freie Zeit nicht bewilligen wollen. Wohl an, Ihr Meister, Lehrherren und Arbeitgeber! Gewährt den Jungmannen die Zeit, an den Übungen teilzunehmen.  (Autorin: Hannelore Deya)
 

04. Kalenderwoche

 

Vaterländischer Frauenverein. Die Erträge der Reichswollwoche sind so groß, dass es der großen Anspannung bedürfen wird, dass die eingelieferten Sachen rechtzeitig zum Nutzen unserer Truppen verarbeitet werden können. Dringend geboten ist es, dass sich eine größere Anzahl von Damen bereitfinden lassen, bei der Sichtung und Ausgabe des Materials zu helfen. Der Frauenverein bittet Damen, welche mitwirken wollen, dies Frau Landrat von Kusserow oder Frau Superintendent Schlapp mitzuteilen. Die Herstellung von Muffen für die Heere des Ostens ist mit solcher Willigkeit aufgenommen worden, dass vom Kreis Grimmen bisher schon 522 Stück angefertigt und abgesendet wurden. 
 

Bürgermeister Rueckert eröffnete die Versammlung mit Einführung des zum Bürger-Repräsentanten gewählten Spediteurs Hermann Breese. Mit der Verlängerung des Mietvertrages mit dem Arbeiter Christian Thürk, bezüglich einer Wohnung in einem städtischen Haus, erklärten sich beide Kollegien einverstanden. – Die Entschädigung für die Frau eines zur Fahne einberufenen städtischen Beamten wurde festgesetzt. Außerhalb der Tagesordnung wurde die Übertragung des Pachtrechts mehrerer Ackerstücke von dem Molkereiverwalter Putzar auf den Maurermeister Höhne, dem Ackerbürger F. Vahl und dem Ackerbürger H. Diekelmann genehmigt.
 

Dem Abdeckereibesitzer M. Reinstein wurde das städtische Abdeckereigebäude für den Preis von 250 Mark verkauft. Das von der Witwe Ihlenfeldt hierselbst der Stadtgemeinde angebotene Gräberlegat wurde unter den von der Antragstellerin gestellten Bedingungen angenommen. – In einer sich anschließenden Sitzung des bürgerschaftlichen Kollegiums, welche anstelle des erkrankten Vorsitzenden von dessen Stellvertreter Herrn Ackerbürger Löding geleitet wurde, die Wahl eines Vorstehers und eines Stellvertreters wurde vorgenommen und die Herren Kaufmann Waberg und Ackerbürger Löding wiedergewählt.
 

Das Repräsentanten-Kollegium beschloss, das Pachtrecht einer Weiseparzelle am Trebelwiesenweg von dem verstorbenen Müllermeister Plötz auf den Müllermeister F. Ohls zu übertragen. - Der Uhrmacher Wilhelm Müns wurde zum Armenpfleger gewählt. Von den Protokollen der städtischen Sparkasse wurde Kenntnis genommen. Dem Arbeiter Christian Wahl und der Witwe Thurow wurde je eine Wohnung im städtischen alten Schulhaus überlassen. 
 

Reichswollwoche. Die Arbeiten in Grimmen schreiten unter fleißiger Mitarbeit einer großen Zahl helfender Kräfte gut voran. Es liegen schon an 700 Decken zur Absendung bereit. Sehr erwünscht ist, dass die Anfertigung warmer Westen und Jacken noch mehr gefördert wird. Die hiesigen Berufsschneiderinnen könnten da gute Dienste leisten. Wir verweisen auf die Anzeige, in der sie aufgefordert werden, sich bei Herrn Schneidermeister Lettow zu melden. Es werden angemessene Entschädigungen für die Arbeit gezahlt. 
 

Kursverlust beim Zurückhalten der Goldstücke. Wie verlautet, plant die Reichsbank, alle eingezogenen Goldstücke umzuprägen und mit einem Lorbeerkranz zu versehen, um sie als Mitkämpfer im Krieg kenntlich zu machen. Alle übrigen nach dem Krieg zum Vorschein kommenden Goldstücke sollen von den öffentlichen Kassen mit ganz erheblichem Kursverlust angenommen werden. Hierdurch wird es gelingen, diejenigen zu bestrafen, die während des Krieges in übertriebener Ängstlichkeit ihre Goldfüchse zurückgehalten haben. 
 

Aus der Verlustliste für den Kreis Grimmen:
Gefallen: Max Bünning (Voigtsdorf), Friedrich Ott (Görmin), Wilhelm Martens (Bretwisch Dorf), Karl Schuldt I (Strelow), Karl Suhrow (Seedorf), Franz Herberg (Bartmannshagen), Musketier Franz Woithy (Reinkenhagen), Ersatzreservist Johann Börst (Groß Rakow) verwundet, dann verstorben im Feldlazarett 78 in Jonkershove am 14. November 1914, Albert Schmidt (Jahnkow), Karl Nädler (Groß Miltzow), Wehrmann Franz Schwebke (Bretwisch Dorf), Reservist Bernhard Toddenhagen (Stremlow), Wehrmann Paul Stüve (Roloffshagen), Wehrmann Karl Kasch (Stoltenhagen).
 

Aus der Verlustliste für den Kreis Grimmen:
Gefreiter der Linie Hermann Plog (Medrow), Wehrmann Georg Harks (Bassin), Musketier Robert Klitzing schwer verwundet, dann verstorben im Reservelazarett Gotha am 11. Oktober 1914, Musketier Karl Franz (Trantow), Musketier Hermann Möller Rüstow, Reservist Fritz Kruse (Bassin), Tambour Wilhelm Franz (Jager), Musketier Emil Roog (Borgstedt), Ulan Friedrich Kämpfer (Wolthof), Wehrmann Paul Zepernick (Reinkenhagen), Reservist Max Burmann (Abtshagen), Reservist Max Kasch (Reinkenhagen), Reservist Karl Melcher (Groß Elmenhorst), Reservist Karl Lenter (Rakow), Wehrmann Wilhelm Pamperin (Stremlow), Reservist Wilhelm Thürkow (Grimmen), Reservist Ernst Müller (Fäsekow), Reservist Wilhelm Holz (Kirchdorf), Reservist Christian Mengdehl, tödlich verunglückt (Trantow).  (Autorin: Hannelore Deya)


 

05. Kalenderwoche

ebruar

 Vaterländischer Frauenverein. Nachdem die letzte Muff(en)sendung von hier abgegangen ist, sei hiermit allen freundlichen Spenderinnen dieser für unsere Truppen nötigen Ausrüstungsstücke herzlichster Dank gesagt. Ebenso allen, welche durch fleißige und immer erneute Arbeit die schnelle Abfertigung der Sendungen ermöglichten. Aus Grimmen konnten 482 Muffen abgesendet werden. Aus dem ganzen Kreis im Ganzen etwa 650 Stück. Muffen und Pelzsachen gingen ein u. a. von Frau Bebenitz, Frau Dieck, Frl. Westphal, Frau Waterstraat, Frau Rein, Frau Munz, Frl. Brodthagen, Frau Dr. Fischer, Elli Timanti, Frau Stahlberg, Frau Jakobi, Frau Gerbs, Frau Dr. Wüstenberg, Frl. Richert, Frau Reyer, Frau Hoffmann. Von verschiedenen Seiten wurden auch Federn zum Füllen der Muffen geschenkt. Auch dies war sehr willkommen. In den Quittungen über eingesandte Liebesgaben findet sich jetzt immer wieder ein Vermerk: Lebensmittel sehr erwünscht. Lebensmittel sind in letzter Zeit unserer Sammelstelle nicht mehr zugegangen. 
 

Schöffensitzung. Amtsanwalt: Herr Bürgermeister Rueckert. Wegen Bettelns waren die domizillosen Arbeiter August Kr. aus Altdamitzow und Albert P. aus Jastrow angeklagt. Letzterer wurde zu einer Haftstrafe von 14 Tagen und der Erstere zu einer Haftstrafe von 4 Wochen verurteilt. Nach verbüßter Haftstrafe ist derselbe der Landespolizeibehörde zu überweisen. Der wegen Diebstahl angeklagte Knecht Friedrich W. aus Tribsees war zur heutigen Hauptverhandlung nicht erschienen. Es wurde beschlossen, denselben zum nächsten Termin vorführen zu lassen. 
 

Schöffensitzung. Der Schneider Paul Tr. aus Tribsees hatte dem Gastwirt Tegge daselbst eine Quantität Cigarren entwendet und dieselben mit dem Arbeiter Adolf M., dem Maurer Paul D., dem Maurer Wilhelm Kr. und dem Maurerlehrling Heinrich D. geteilt. Tr. war wegen Diebstahls und die übrigen wegen Hehlerei unter Anklage gestellt. Das Gericht verurteilte Tr. und M. zu je 10 Tagen, Paul D. und Kr. zu einem Tag Gefängnis. Heinrich D. kam seines jugendlichen Alters wegen mit einem Verweis davon. Der im hiesigen Armenhaus wohnende Arbeiter Fritz B. war mit der ebenfalls dort wohnenden Witwe H. in Streit geraten und hatte dieselbe mit einem Handstock verhauen. Wegen gefährlicher Körperverletzung wurde er zu einer Gefängnisstrafe von 10 Tagen verurteilt.  (Autorin: Hannelore Deya)
 

06. Kalenderwoche


Krieg und landwirtschaftliche Haushaltungskunde. Durch den Krieg, der so viele männliche Kräfte der Landwirtschaft entzogen hat, gewinnt die Arbeit der Frauen und jungen Mädchen auf dem Land eine erhöhte Bedeutung. Hierzu gibt die staatlich anerkannte Frauenschule „Luisenhof“ bei Bärwalde in der Neumark eine vortreffliche Anleitung. Sie bildet vor allem Lehrerinnen der landwirtschaftlichen Haushaltungskunde aus, die einen sicheren lohnenden Beruf erwerben und mit dem Erlernten den jungen Mädchen auf dem Lande eine praktische Unterweisung geben. Ein neuer Lehrgang beginnt Ostern dieses Jahres. Bewerberinnen bitten wir baldigst sich an die Vorsteherin wenden zu wollen. 
 

Deyelsdorf
Am Mittwoch erfolgte auf dem hiesigen heimatlichen Friedhof die Beisetzung des gefallenen Offiziersstellvertreters Gustav v. Veit. Die Trauerfeier fand in der Kirche statt, in der sich mit der Mutter und den Geschwistern, sowie den Verwandten der Familie und die Gemeindemitglieder zu einer Trauergemeinde vereinigten. Pastor Hübner-Stettin, früher Seelsorger in Deyelsdorf, hielt die Trauerandacht. Pastor Fischer-Nehringen sprach Gebet und Segen am Grab. Der Tribseeser Kriegerverein erwies dem Kameraden die militärischen Ehren.
 

Reichswollwoche. Die Reichswollwoche hat wie in anderen Städten, so auch hier recht befriedigende Ergebnisse zu verzeichnen. Die gebende und helfende Hilfe war groß. Gewaltige Mengen von Wollsachen sind geliefert und in der Brauerei untergebracht. Bald erwiesen sich die Räume jedoch als zu klein, so dass die Sachen in den Kaisersaal geschafft werden mussten. Viele Damen waren dort unermüdlich von früh bis abends tätig, um das Eingegangene zu sortieren und zu verarbeiten. Es wurden im Ganzen rund 1000 Decken fertiggestellt und bereits zu der Abnahmestelle II beim Grenadier-Regiment Nr. 2 des Armeekorpses in Stettin abgesandt. Die bei der Verarbeitung der Wollsachen entstandenen Reste und Abfälle wurden hiesigen Händlern für ca. 400 Mark verkauft. Mit Hilfe der Summe konnte namentlich den bedürftigen Frauen, deren Männer im Feld stehen, die Arbeit vergütet werden. Gegenwärtig werden warme Westen und Jacken für unsere Truppen gefertigt. An Muffen sind aus der Stadt Grimmen 482 Stück nach dem Osten abgeschickt worden.  (Autorin: Hannelore Deya)
 

07. Kalenderwoche


Seit dem 1. Februar ist in der Stadt Grimmen Polizeistunde eingeführt worden. Die Gast- und Schankwirte dürfen nach 11 Uhr nachts einheimische Gäste in ihren Lokalen nicht mehr dulden. 
 

Im Kaisersaal wurde gestern Abend eine Vorführung von Lichtbildern aus dem jetzigen Krieg veranstaltet. Der Andrang zur Vorstellung war ein enormer, so dass ca. ½ Stunde vor Beginn der Saal polizeilich geschlossen wurde und ca. 150 Personen wieder umkehren mussten. Im ersten Teil wurden Bilder vom westlichen Kriegsschauplatz Belgien und Frankreich, im zweiten Teil von der See- und Luftschifffahrt und zum Schluss Bilder von Russland-Ostpreußen gezeigt, zusammen 300 Bilder. Der Unternehmer Herr Zemlin-Stralsund, hatte hierzu einen sehr interessanten Vortrag ausgearbeitet. 
 

Am 1. März 1915 wird der zwischen den Bahnhöfen Toitz-Rustow und Rakow rechts der Bahnstrecke Oranienburg-Stralsund gelegene Haltepunkt Düvier, welcher bisher dem Personenverkehr diente, als Bahnhof 4. Klasse auch für die Abfertigung von Stückgütern eröffnet werden. Die Abfertigung von Fahrzeugen, Sprengstoffen und Gegenständen zu deren Ver- und Entladung eine Kopframpe erforderlich ist, ist bis auf Weiteres ausgeschlossen. 
 

Groß Bisdorf
Die hier veranstaltete Sammlung für die Nationalstiftung zur Unterstützung der im Krieg Gefallenen ergab den Betrag von 195 Mark, diese Summe wurde von dem Gemeindevorsteher Hermann Bahls an die Kreissparkasse in Grimmen abgeliefert. 
 

Feldpost an den Vaterländischen Frauen-Verein Grimmen, Dank für Muffen: „Von den der Ostarmee gespendeten Muffen habe auch ich einen erhalten, welcher mir bei dem gegenwärtigen Frost von 12- 14° die vortrefflichsten Dienste leistet. Was bisher die vielen Versuche mit den verschiedensten Handschuhen nicht vermochten, das hat der Muff mit

08. Kalenderwoche

Leichtigkeit getan. Ich wollte nicht verfehlen, hierfür meinen herzlichsten Dank auszusprechen und gestatte mir gleichzeitig unbekannter Weise aus dem Schützengraben tausend Grüße zu senden. Br. Klossek, Offizier-Stellvertreter 10. Kompanie, Landwehr-Infanterieregiment, Landwehr-Division Königsberg. 
 

8. Kalenderwoche


Grimmer Lichtspiele. Die am gestrigen Sonntag im „Kaisersaal“ veranstalteten Lichtspiele erfreuten sich eines sehr guten Besuches. Die Einleitung des reichhaltigen Programms bildete der Film „Unsere Marine“. Hierauf folgte das Kriegsdrama „Der Überfall auf Schloss Bonkurt“. Viel Anklang fand der Film „Lieb Vaterland, magst ruhig sein“. In diesem Film wurde die Entwicklung unserer Truppenmacht von der Zeit Friedrichs des Großen bis zur Mobilmachung 1914 vorgeführt. Besonders angenehm wurde, im Gegensatz zu früheren Vorstellungen empfunden, dass im Saal die größte Ruhe herrschte. 
 

Nationalstiftung
In der kleinen Gemeinde Behnkenhagen bei Neuendorf (rund 140 Seelenzahl) sind für die Nationalstiftung zur Unterstützung der im Krieg gefallenen Hinterbliebenen 66,15 Mark gespendet. Außerdem sind hier, meist von den kleinen Besitzern insgesamt 50 Mark freiwillige Wehrbeiträge gezahlt worden. In der Stadt Grimmen wurden von den Bürgern 1038 Mark gespendet, Triebsees meldete 146 Mark. Zusammen gingen aus dem Kreis Grimmen 10620 Mark an Spendengeldern ein. 
 

Bei dem Provinzialverband des Vaterländischen Frauenvereins und dem Provinzialverein vom Roten Kreuz in Pommern ist aus dem Divisions-Stabsquartier der 3. Infanterie-Division ein Dank-Schreiben des Herrn Divisions-Kommandeurs eingegangen: „Der Abgeordnete des Roten Kreuzes von Stettin, Herr Eichsteadt, hat der Division heute die für sie bestimmten Liebesgaben zugeführt. Sie waren von solcher Reichhaltigkeit und Mannigfaltigkeit, dass kein Mann der Division leer ausgegangen ist.“ Freiherr von Hollen. Generalleutnant und Divisions-Kommandeur. 
 

Wieder künden die Fahnen Sieg. 50000 Russen gefangen. Diese Jubelworte liefen heute in den ersten Morgenstunden von Mund zu Mund und besiegelten aufs Neue unsere Siegesgewissheit. Als Schauplatz dieses großen Erfolges im Osten nennt die Meldung die Masurischen Seen. Dieser Schlachtname schlägt brausend an unser Ohr wie Glockenton und Orgelklang. Und vom Turm läuten die Glocken. Bemessen nach der Zahl der Gefangenen handelt es sich um einen gewaltigen Schlag, der den Russen an der ostpreußischen Grenze erteilt worden ist. 
 

Zur gefälligen Beachtung. Wie aus dem amtlichen Teil der Bekanntmachung zu ersehen ist, erfolgt am Sonnabend in dem Rathaus hierselbst die Ausgabe der Brotmarken an die Haushaltsvorstände. Dieselben werden dringend ersucht die in der Bekanntmachung angegebenen Zeiten genau einzuhalten. 
 

Brotversorgung der Stadt Grimmen mit Brotgetreide. Mit dem 22. Februar des Jahres hat im Kreis Grimmen die Gültigkeit der Brot- und Mehlmarken begonnen. Die Marken sind erstmalig für die Woche vom 22.-28. Februar des Jahres ausgestellt. Jeder Wechsel in der Haushaltung, jeder Zu- und Fortgang ist dem Magistrat unverzüglich anzuzeigen. Um eine Übereinstimmung der Brotkarten mit der Backware herbeizuführen, müssen die Bäcker die Backware zu einem bestimmten Gewicht herstellen. Die hiesige Bäckerinnung hat beschlossen, nur Brote im Gewicht von 4 Pfund und Semmel und Salzkuchen im Gewicht von 100 gr. herzustellen. Eine ganze Brotkarte berechtigt zum Ankauf eines ganzen Brotes zu 4 Pfund oder zu 20 Stück Kleingebäck zu je 100 gr. Beim Ankauf von Mehr müssen ebenfalls Brotmarken verwendet werden. Das Mehl kann infolgedessen nicht mehr Pfundweise verabfolgt werden, sondern muss, da die Brotmarken nur auf 400 und 80 gr. lauten, in diesen Gewichtseinheiten abgegeben werden. 
 

Personalien. Der Kassenassistent Ziesemann ist zum Büroassistenten in Bütow gewählt. Da der hiesige Magistrat einen Nachfolger noch nicht bestimmt hat, wird der Stadtkassenrendant a. D. Pietsch die Geschäfte der Stadtkasse bis auf weiteres übernehmen. – Die Lehrerin Fräulein Martha Brandt tritt mit dem 1. Mai d. Js. in den Ruhestand. Der Magistrat wählte an deren Stelle die zurzeit an der hiesigen Volksschule vertretungsweise beschäftigte Lehrerin Fräulein Margarete Westphal. Zum Lehrer an der hiesigen Mittelschule ist anstelle des hier vertretungsweise beschäftigt gewesenen Lehrers Dr. Dieckmann der Lehrer Poppendiek gewählt. 
 

Gefallen im Krieg: Max Meyer aus Grimmen aus dem Husarenregiment Nr. 13. Karl Stolp aus Kirchdorf aus dem Reserve-Infanterie-Regiment Nummer 3. Johannes Zander aus Trantow aus dem Infanterieregiment Nr. 42, 3. Bataillon. Unteroffizier Bruno Krauthoff aus Stoltenhagen aus dem Infanterieregiment Nummer 42, 3. Bataillon. Johannes Hübner aus Deyelsdorf, Grenadierregiment Nr. 2.
 

Die Schmiede-, Schlosser- und Klempnerzwangsinnung zu Grimmen gibt jetzt bekannt: Wegen Steigerung der Rohmaterialien sehen wir uns veranlasst, unsere Preise für Schmiedearbeiten um 20 % zu erhöhen, bis ist normale Verhältnisse eingetreten sind.  (Autorin: Hannelore Deya)


 

09. Kalenderwoche

März

 Unter den Rindviehbeständen der Güter Ungnade, Rustow und Schönhof sowie der Oberförsterei Abtshagen und bei dem Rentengutsbesitzer Drews in Zarnekia, bei dem Ackerbürger Eich und dem Händler Vahl in Grimmen, bei dem Hofbesitzer Brüdgam, Grimmen (Hohenwieden) und Hofbesitzer W. Bahls in Papenhagen, in Tribsees bei Darmer, Nordmannstraße 200, ist die Maul- und Klauenseuche ausgebrochen. 
 

Vortrag über Volksernährung. Wir weisen nochmals dringend auf den am Mittwoch nachmittags im Deutschen Haus stattfindenden Vortrag hin. Ganz besonders willkommen sind Frauen und Mädchen aller Stände. Die Verwertung unserer durch England stark eingeschränkten Lebensmittel ist eine überaus wichtige Aufgabe der deutschen Frauen. Wer Brotgetreide verfüttert, versündigt sich am Vaterland und macht sich strafbar! 
 

Bekanntmachung. Der umfangreiche Anbau von Frühkartoffel und Frühgemüse ist deshalb besonders geeignet einer etwa eintretenden Knappheit an Brotgetreide vorzubeugen, weil diese Erzeugnisse … in den der neuen Ernte unmittelbar vorausgehenden Monaten Juni, Juli und August anfallen. Es erscheint daher geboten, diese Kulturen nicht nur der landwirtschaftlichen Bevölkerung, sondern auch allen Besitzern von Gärten, Hausgrundstücken etc. dringend zu empfehlen. Es empfiehlt sich daher, durch entsprechende Behandlung des Saatgutes ein recht frühes Austreiben der Pflanzen zu bewirken, da jeder verlorene Tag eine spätere Ernte bedeutet.
 

Bericht über Pferdelazarette an der Front. Der Krieg frisst nicht nur Menschen, er verschlingt auch Pferde in riesigen Mengen. Zum ersten Mal befinden sich in diesem Krieg bei den Pferdedepots, die man an den Hauptetappenorten zu Ersatz und Umtausch hält, auch Pferdelazarette. Durch diese segensreiche Einrichtung wird es ermöglicht, leicht erkrankten und verwundeten Pferden das Leben zu retten und sie wieder gebrauchsfähig zu machen. Die Pferde werden, ebenso wie ihre verwundeten Herren, an der Front gesammelt und in die Lazarette geschafft. Zurück in der Heimat, auf Auktionen verkauft, können sie noch wertvolle Dienste bei der hiesigen Landwirtschaft leisten.  (Autorin: Hannelore Deya)
 


 10. Kalenderwoche


Feindliche Propaganda. Es wird uns ein Zettel zur Verfügung gestellt, den ein Landarbeiter, der gegenwärtig zur Belagerungs-Armee vor Warschau gehört, seinem Dienstherrn im hiesigen Kreis eingesendet hat, bestehend aus Seidenpapier, ist von einem russischen Flieger abgeworfen worden und enthält eine Ansprache an die deutschen Krieger, die mit folgenden Worten endet: „ …Es sind viele unter Euch gewesen, die ihre Pflicht erfüllt haben, da sie aber die erdrückende Übermacht der Russen sahen, es vorzogen ihr Leben sich und ihren Angehörigen zu erhalten - sie ergaben sich. Erfahrt jetzt deutsche Soldaten, dass dieselben es nicht bereut haben …“
 

Wohlfahrtsverein. Im Deutschen Haus hatten sich am Mittwoch etwa 130 Personen, meist Hausfrauen aus Grimmen, eingefunden. Herr Lehrer Krüger der in Berlin auf mehreren Versammlungen gewesen, hielt einen Vortrag über Volksernährung. Darin wurde hervorgehoben: Unsere Ernte sei im vorigen Jahr nur schwach mittel gewesen, in diesem Jahr, wo Menschen und Pferdekräfte fehlen, sei mehr kaum zu erwarten. Trotz aller Warnungen hat die Bevölkerung gelebt wie vor dem Krieg, deshalb sei weit mehr als die Hälfte von dem, was wir verbrauchen können, verzehrt. Es sei durchaus notwendig anders zu wirtschaften. Niemand solle überängstlich einkaufen und durch Selbstsucht die Preise verteuern. Auch solle man jedes Fleckchen Land nun zum Gemüseanbau nutzen. 
 

Schweineversicherungsverein. Der Verein zählt z. Z. 261 Mitglieder. Der bisherige Beitrag von 0,75 Mark für ein Ferkel und 1,50 Mark für ein Schwein wurde auch für das kommende Jahr beibehalten. Ein in der vorigen Versammlung gestellter Antrag, für gefallene Tiere eine höhere Entschädigung zu zahlen, wurde erörtert und beschlossen, den Betrag für eingegangene Schweine nach dem statutenmäßig festgesetzten Preis voll auszuzahlen, soweit es die bisherigen Kassenverhältnisse gestatten. Den Kriegsteilnehmern, die nach Beendigung des Krieges wieder Schweine anschaffen, soll das Eintrittsgeld bei späterem Wiedereintritt erlassen werden.  (Autorin: Hannelore Deya)
 

11. Kalenderwoche

Schöffensitzung. Zur Verhandlung kamen folgende Sachen: Wegen Diebstahls unter Anklage gestellt war der Schnitter Anton M. aus Nehringen. Dem Schnitter Stephan K. war während der Arbeitszeit aus der Schnitterwohnung seine Uhr gestohlen. Der Verdacht lenkte sich auf den Beschuldigten und wurde derselbe zu einer Woche Gefängnis verurteilt. – Das Dienstmädchen N. von hier hatte sich der Körperverletzung schuldig gemacht und wurde mit einem Verweis bestraft.
 

Schöffensitzung. Der Fleischergeselle Hermann Sch. aus Tribsees war angeklagt, sich dem Lehrer Köhler daselbst der Körperverletzung und der Beleidigung schuldig gemacht zu haben. Der Bruder des Angeklagten war von dem Lehrer bestraft worden, worüber der Beschuldigte dem Lehrer Vorhaltungen machte, ihn beleidigte und vor die Brust stieß. Das Gericht verurteilte ihn zu 20 Mark Geldstrafe wegen Beleidigung und 30 Mark Geldstrafe wegen Körperverletzung. Außerdem wurde dem Beleidigten die Publikationsbefugnis zugesprochen. 
 

Fleisch von Jungschweinen fordern! Wenn Schweinefleisch 60-70 Pfennig das Pfund kostet, so ist es billig; kostet es jedoch 80-90 Pf. so sagt man, es sei teuer. Ähnlich ist es mit dem Rind- und Kalbfleisch. – Wir sind jedoch gewohnt, letztere beiden Fleischsorten bedeutend höher einzuschätzen als das Schweinefleisch und betrachten deshalb einen Rindfleischpreis von 80-90 Pf. für das Pfund noch als normal und einen Kalbfleischpreis von 80-90 Pf. sogar als recht niedrig ein. - Unabhängig von dieser Wertschätzung der verschiedenen Fleischarten auf dem Markt ist ihr Wert für die Ernährung des Menschen. Augenblicklich besteht jedoch die Gefahr, dass der Konsum an Schweinefleisch zurückgeht, denn die Preise für ältere Schweine sind sehr gestiegen. Das Fleisch von jungen Schweinen ist aber immer noch besonders billig.
 

Zeichnet die neue Kriegsanleihe! Zum zweiten Mal ergeht der Aufruf an das deutsche Volk: Zeichnet Kriegsanleihen! Als im Herbst vorigen Jahres der erste Aufruf erging, stand mancher unter der Sorge, ob nicht doch etwa die Übermacht der Feinde Kraft über uns gewinnen könnte. Wer hätte den Erfolg der ersten Anleihezeichnung mit der Riesenziffer von fast 4 ½
Milliarden geahnt. So müssen auch wir, die Daheimgebliebenen, tapfer und opferfreudig durchhalten, wenn es jetzt erneut gilt, unsere Wehrkraft zu stützen, unseren Brüdern im Feld in reichem Maß zu geben, was sie an Nahrung, Bekleidung und jeglichem Unterhalt, auch was sie an Waffen und Pulver bedürfen. Darum: Wer zeichnen kann, der zeichne! 
 

12. Kalenderwoche


Feldpost. Trotz aller Bemühungen der Post, die auf sachgemäße Verpackung, richtige und deutliche Aufschrift usw. der Feldpostsendungen hinzielen, kommen viele Krieger nicht in den Besitz der ihnen zugedachten Liebesgaben. Diese sogenannten „faulen Sendungen“ machen der Feldpost viel Arbeit. In manchen Orten sind sogenannte Kriegsschreibstuben von privater Seite eingerichtet worden. In Grimmen hat Herr Rechtsanwalt Dr. Fischer eine solche Kriegsschreibstube seit Beginn des Krieges eingerichtet, deren Hilfe allerdings in letzter Zeit nur wenig in Anspruch genommen worden ist. Und doch sollten besonders weniger schreibgewandte Leute in ihrem eigenen Interesse die Kriegsschreibstube aufsuchen, die eine zeitgemäße und uneigennützige Einrichtung ist. 
 

Grimmer Lichtspiele. Vollen Erfolg hatten die gestrigen Vorstellungen der hiesigen Lichtspiele. Reiche und schöne Auswahl der Bilder kennzeichneten auch den gestrigen Abend, ein Zeichen, dass der Besitzer bemüht ist, nur wirklich gute Filme zur Vorführung zu beschaffe, ohne Rücksicht auf die dadurch entstehenden Unkosten. Auf der Ankündigung hin, bei Ablieferung eines Goldstückes eine Freikarte zu erhalten, waren 210 Mark eingegangen. 
 

Warnung! Vom Ministerium des Innern ging uns folgende Warnung zu: Wie festgestellt worden ist, versendet der Pastor Quistorp in Liepe auf Usedom ein Flugblatt „Kehrt zur Natur zurück! an Angehörige der im Feld stehenden Krieger, in dem er zur Heilung aller Wunden und Hautleiden Verbände mit feuchter Erde empfiehlt. Mit Rücksicht auf eine derartige Behandlung ergeben sich Gefahren zur Entstehung von Starrkrampf, Verunreinigungen der Wunden usw. So wird auf die Gemeingefährlichkeit des Flugblattes aufmerksam gemacht. Bei etwaigem Verbreiten des Flugblattes ist den Behörden unverzüglich Mitteilung zu machen. 
 

Spar- und Darlehnskasse. Der Vorsitzende Herr Ökonomierat Hecht eröffnete die Generalversammlung, er wies auf die ernste Zeit hin und gedachte unserer tapferen Truppen im Feld. Als Verbandsbeirat war Herr Superintendent Schlapp erschienen. Der Geschäftsbericht und die Bilanz gelangten zur Verlesung. Nach Ersterem wurde die Kasse im Jahr 1895 mit 21 Genossen gegründet. Am Schluss des Geschäftsjahres gehörten derselben 162 Genossen an, die 1272 Geschäftsanteile mit Haftsumme. In den Vorstand wurde Herr Domänenpächter Hoth-Stoltenhagen und in den Aufsichtsrat die Herren Rentier o. Sohm wieder und Fleischermeister Hartig neu gewählt. Auch wurde Vertreter auf dem Verbandstag und der Generalversammlung der Pommerschen Genossenschaften in Stettin benannt. 
 

Bekanntmachung. Die ständige Pferde-Ankaufskommission des II. Armeekorps beabsichtigt im Kreis Grimmen einen öffentlichen Markt zum Ankauf von Truppenpferden abzuhalten. Zu diesem Markt hätten die Landwirte ihre Pferde vorher verbindlich anzumelden. 4jährige und jüngere Pferde sind vom Ankauf ausgeschlossen. 5jährige Pferde werden nur ausnahmsweise gekauft. Sollte der Versuch mit einem öffentlichen Markt fehlschlagen, so muss wieder zu den höchst unerwünschten zwangsweisen Pferdeaushebungen geschritten werden. Der Landrat. 
 

Weshalb werden wir siegen. Ein Lehrer einer Landschule des Kreises Grimmen lässt seine Schulkinder eines Tages sogenannte Niederschriften machen. Als Aufgabe stellt er die Frage: Weshalb werden wir siegen. Ein etwa 12jähriges Mädchen schreibt kurz und gut: „Weil wir auf Gott vertrauen und Hindenburg haben. Das haben wir vor den anderen voraus.“ Was zur Sache zu bemerken ist, konnte kaum besser und kürzer gesagt werden. 
 

Kriegsanleihe. Für die 2. Kriegsanleihe sind bei der hiesigen Kreissparkasse Mark 760600 gezeichnet worden. Dieser Betrag ist fast das Dreifache gegen die Zeichnung für die erste Kriegsanleihe bei der genannten Kasse. Bei dem hiesigen landwirtschaftlichen Ein- und Verkaufs-Verein wurden auf die genannte Anleihe 280000 Mark gezeichnet, also für Grimmen über 1 Million Mark. Ein recht erfreuliches Ergebnis! 
 

Feldpost. In dankenswerter Weise haben Kriegsschreibstuben eingerichtet die Herrn Rechtsanwalt Dr. Fischer-Grimmen, Pastor Meylahn-Abtshagen, Lehrer Zihn-Deyelsdorf, Lehrer Schulz-Nehringen, Lehrer Wroost-Neuendorf und Frau Kruse-Grammendorf. Es kann nur immer wieder empfohlen werden, die Feldpostsendungen dauerhaft zu verpacken und mit richtiger Aufschrift zu versehen, damit endlich die große Zahl der unanbringlichen Sendungen abnimmt. Mögen die Kriegsschreibstuben ihren Teil dazu beitragen. 
 

13. Kalenderwoche


Reichswollwoche. Das Ergebnis der Reichswollwoche ist auch in der Provinz Pommern dank der Tätigkeit der Vaterländischen Frauenvereine und der vom Roten Kreuz angeschlossenen Organisationen sehr erfolgreich gewesen. 
An diesem Ergebnis waren beteiligt die Sammelstellen Grimmen, Loitz und Tribsees mit 1000, 235 und 133 zusammen 1368 Decken, 200, 46, 33 Ärmelwesten, 114, 15, 84 Jacken zusammen 492 Unterjacken, 388, 32, 59 zusammen 479 Hosen. Ferner wurden abgesendet Unterhosen und wollene Hemden. 
 

Schöffensitzung. Der Fuhrmann B. und der Büdner Rudolf St. aus Gr. Elmenhorst waren beschuldigt, vom Grubenholz, welches auftragsgemäß aus dem Wald abgefahren wurde, einige Stücke abgestoßen und in Sicherheit gebracht zu haben. Das Gericht verurteilte B. zu 2 Tagen Gefängnis und der Angeklagte St. wurde freigesprochen.

 

Fortbildungsschule. Am Montagnachmittag fand im Zeichensaal des neuen Mädchenschulhauses die Jahresschlussfeier in der hiesigen Fortbildungsschule, verbunden mit der Feier des 10. Geburtstages des Reichskanzlers Fürsten Bismarck statt. Zu dieser Feier waren die Mitglieder des Magistrats, des Kuratoriums der Schule und Lehrherrn bzw. Arbeitgeber geladen. Nach einer Deklamation, gesprochen von dem Schüler der 1. Klasse Schumacher, hielt Herr Lehrer Häwert, die Festrede, der das herrliche Bismarck-Wort: „Wir Deutsche fürchten Gott, sonst nichts in der Welt“ zugrunde legte. Redner entwickelte auf Grund dieses Wortes in kurzen Zügen ein Charakterbild des große Bismarck de Begründer des Deutschen Reiches und gab dieses markige Wort zugleich den abgehenden Schülern auf den Weg. 
 

Öffentliche Ausschreibung. Erweiterungsbau am Wohnhaus des Förstergehöfts zu Segebadenhau (Kr. Grimmen). Die Arbeiten und Lieferungen sollen im Wege öffentlicher Ausschreibung auf Grund der Bedingungen vom 23.12.1905 vergeben werden. Vertragserfüllung zum 1. August 1915. Anschlag und Bedingungen sind gegen porto- und bestellgeldfreie Einsendung von 2 Mark zu beziehen, die Berechnungen und Zeichnungen werktäglich im Dienstzimmer des kgl. Hochbauamts einzusehen. Die Angebote nebst anerkannten Bedingungen sind in versiegeltem Umschlag mit der Aufschrift „Angebot Segebadenhau“ zum Eröffnungstermin einzusenden.  (Autorin: Hannelore Deya)
 

14. Kalenderwoche


Bekanntmachung. Wir beabsichtigen aus unserer Stadtforst die unentgeltliche Entnahme von Gras und Streu zu gestatten, und stellen den hiesigen Einwohnern anheim, sich dieserhalb mit unserer Kämmereiverwaltung in Verbindung zu setzen. Der Magistrat, Rueckert.
 

Bekanntmachung. In nächster Zeit wird im Kreis eine Sammlung von altem Gummi, Kupfer, Messing und Zinn vorgenommen werden. Ich bitte die Kreisgesessenen, schon jetzt alles entbehrliche Altmaterial sammeln zu wollen, damit es demnächst den Sammlern ohne wesentlichen Zeitverlust ausgehändigt werden kann. Der Landrat
 

Vaterländischer Frauen-Verein. In dieser schweren Kriegszeit, die über unser Vaterland hereingebrochen ist, vermag uns das Gefühl der Zusammengehörigkeit zu einem Volk trostreich zu stärken. Der Vortragsabend soll allen Kreisen der Bevölkerung unserer Stadt und des Landes Gelegenheit zu einer gemeinsamen vaterländischen Feier geben. Das Thema des Vortrages lautet: „Im Kampf für Kaiser, Volk und Vaterland“. Mit zahlreichen Lichtbildern wird Herr Dr. Klausius, welcher durch sein Wirken als Leiter des Märkischen Wandertheaters hier wohl bekannt ist, den Kampf unserer Feldgrauen und blauen Jungs vorführen. 
 

Privat-Pakete für die Truppen des östlichen Kriegsschauplatzes. Der Privat-, Packet- und Privatgüterverkehr nach und von den auf dem östlichen Kriegsschauplatz befindlichen Truppen - mit Ausnahme der in Galizien und den Karpaten verwendeten- ist vom 29. März ab zugelassen. In Zweifelsfällen empfiehlt es sich, wenn der Absender beim nächsten Militär- Paketdepot unter Verwendung einer grünen Doppelkarte, die bei Postschalter erhältlich ist, Auskunft darüber einholt, wo der Empfänger steht. 
 

Für die Aufbewahrung der Kartoffeln. Bei den gegenwärtigen Wirtschafts-Verhältnissen ist es mehr denn je Pflicht, alle Vorräte, aber auch alle, tauglich zu erhalten und nicht durch falsche Behandlung verderben zu lassen. Es ist allgemein bekannt, dass angestoßene Früchte leicht verderben, das trifft aber in fast noch höherem Maß für die Kartoffel zu. Infolge des Krieges ist mit mannigfachen Versandschwierigleiten zu rechnen. Es empfiehlt sich nur kleine Mengen zu kaufen, und es ist dringend notwendig, dass Höchstpreise auch für den Kleinverkauf wieder überall festgelegt werden.
 

15. Kalenderwoche

Bretwisch
Die hiesige Pferdezucht-Genossenschaft. Da im vorigen Jahr der Genossenschaftshengst „Lullu“ plötzlich an Kolik einging, hat man nunmehr einen neuen Beschäler angekauft. Es ist ein dreijähriger Rotschimmelhengst, groß und kräftig gebaut, der direkt aus Belgien nach hier eingeführt wurde. Die Ankörung als Genossenschaftshengst erfolgte in Grimmen durch die Körkommission für Kaltblutzucht. 
 

Der Gewerbeverein veranstaltet im Deutschen Haus einen vaterländischen Unterhaltungsabend. Herr Richard Duski-Wegner aus Berlin, der schon seit längerer Zeit als Rezitator und Lehrer der Vortragskunst in der Gesellschaft für Verbreitung von Volksbildung tätig ist und die Gabe eines vollendeten künstlerischen Vortrages besitzt, wie diejenigen Kriegsdichtungen zu Gehör bringen, welche an z. B. in Berlin, Posen und Breslau mit großem Beifall aufgenommen wurden.
 

Unserer verehrlichen Kundschaft zeigen wir höflichst an, dass wir durch die gewaltige Preissteigerung in Gerste und Malz und in vielen anderen Bedarfsmaterialien gezwungen sind, ab 10. April des Jahres unsere Bierpreise zu erhöhen und Flaschenpfand einzuführen, zumal die staatliche Einschränkung der Biererzeugung eine weitere außerordentliche Belastung bedeutet. 
 

Hauskollekte im Kreis Grimmen. Die vom Herrn Oberpräsidenten genehmigte Hauskollekte für unser Pommersches Taubstummenheim soll in der Zeit vom 9. April bis 11. Mai durch den beglaubigten Boten eingesammelt werden. In der Provinz Pommern sind über 200 Taubstumme vorhanden, welche auch in dieser ernsten Zeit barmherzige Herzen bitten, auch für sie ein Scherflein zu spenden. 
 

Eine eindringliche Warnung erlässt der Landrat des Kreise Lübben im Spreewald. Sie lautet: „Noch immer gehen Anzeigen ein über Verfütterung von Brotgetreide. Die Täter haben Gefängnisstrafe zu erwarten. Ich werde ihre Namen außerdem auf eine Liste bringen und überall aushängen, damit unsere siegreich heimkehrenden Krieger mit Finger auf diese Leute zeigen, denen ihre Schweine lieber sind als ihre Brüder auf dem Feld der Ehre!“
 

16. Kalenderwoche

Schöffengericht. Der Kutscher Franz L. aus Dönnie und der Schmiedelehrling Sp. aus Klein Rakow hatten sich unbefugterweise in dem Garten des Rittergutsbesitzers Briest in Boltenhagen aufgehalten. Ein Gutsarbeiter hatte dies beobachtet und wollte die beiden Beschuldigten aus dem Garten vertreiben. Bei dem Zusammentreffen kam es zu einer Schlägerei. L. feuerte 3 Schüsse ab, durch die jedoch niemand zu Schaden kam. Der Angeklagte L. wurde wegen Hausfriedensbruch und wegen Schießen in der Nähe von Gebäuden zu 5 Mark Geldstrafe, der Mitangeklagte S. wegen Übertretung mit einem Verweis bestraft.
 

Der Arbeiter Franz H. aus Triebsees, hatte von einer auf dem Feld stehenden Miete Wrucken entwendet und wurde zu einer Geldstrafe von 5 Mark verurteilt. – Die Rentengutsbesitzerfrau Kr. aus Rekentin war wegen Übertretung des Gesetzes betr. Reglung des Verkehrs mit Brotgetreide und Mehl unter Anklage gestellt. Da die heutige Beweisaufnahme eine strafbare Handlung nicht ergab, musste die Sache vertagt werden, zwecks Ladung weiterer Zeugen. 
 

Kartoffel-Einkauf. Laut Bundesratsverordnung vom 25. Februar 1915 kann die zuständige Behörde auf Antrag der Trockenkartoffel-Verwertungs-Gesellschaft m. b. H. Berlin ihr oder einem von ihr bezeichneten Trockner oder Stärkefabrikanten das Eigentum an Frischkartoffeln übertragen. Um die Härten, welche mit der Enteignung verbunden sind, zu vermeiden, beabsichtigen wir zunächst, freihändig zu kaufen und haben der Handelsgesellschaft ländlicher Genossenschaften den Einkauf von Kartoffeln in der Provinz Pommern für unsere Rechnung übertragen. Trockenkartoffel-Verwertungs-Gesellschaft m. b. H. Berlin. 
 

Kriegs-Koch- und Sparkursus. Sonntag wird Fräulein Schmidt, geprüfte Haushaltungslehrerin, im Deutschen Haus einen Vortrag halten über die Frage: Warum und wie müssen wir sparen? Im Zusammenhang mit dem Vortrag wird später eine praktische Unterweisung vor sich gehen. Das erste Mal wird das Stopfen einer Kochkiste und das Einlegen der Speisen in diese vorgeführt und geübt. Am Dienstag werden die eingelegten Speisen probiert und das Kochen von Kriegsgerichten vorgenommen werden. Die Teilnahme an diesem Koch- und Sparkurs wird ganz besonders den Hausfrauen von Grimmen und Umgebung sehr empfohlen. 
 

17. Kalenderwoche

Wir wollen nicht unterlassen, auch an dieser Stelle auf den heute im „Deutschen Haus“ hierselbst beginnenden „Zuschneidekursus für Damen“ hinzuweisen. Der Unterricht wird in leicht fasslicher Form erteilt, ohne jede Bruchrechnerei. In dieser ernsten Zeit ist es wohl vorteilhaft für jeden Haushalt, wenn die Frau des Hauses in der Lage ist, ihre eigene Kleidung und die ihrer Kinder selbst herstellen zu können. 
 

Die hiesige Gastwirtsvereinigung hielt im Lokal des Restaurateurs Kruse eine Versammlung ab, zu welcher zu der seitens der Brauereien Vorpommerns vorgenommenen Erhöhung der Bierpreise Stellung genommen wurde. Die Versammlung beschloss folgende Preise festzusetzen: Für den Schnitt, 2 und 2 ½ Zehntel Liter, 15 Pfg., für zwei Gläser 25 Pfg. und für den Schoppen, 7 Zwanzigstel Liter 20 Pfg. Ferner soll bei der Polizeibehörde der Antrag auf gleichmäßige Festsetzung der Polizeistunde gestellt werden. 
 

Die zur Unterbringung des ostpreußischen Flüchtlingsviehs auf dem Bentzien´schen Acker an der Tribseeser Chaussee erbaute Holzbaracke hat der Spediteur Breese für den Preis von 3010 Mark gekauft. 
 

Marktbericht. Auf dem heutigen Wochenmarkt wurden Eier, Butter, Fische, Räucherware zum Verkauf gestellt. Es wurden gezahlt für: Eier pro Stiege 1,60 M., Butter per Pfund 1,40-1,50 M., Hechte Pfund 1,00 M, Barsche Pfund 70 Pfg., Kaulbarsche Pfund 40 Pfg., Plötzen Pfund 40 Pfg., grüne Heringe 4-5 Stück 20 Pfg., Bücklinge 3-4 Stück 20 Pfg. Verlauf: Der Markt war spärlich beschickt. Die zum Verkauf gestellten Artikel wurden nach und nach abgesetzt. 
 

Remontemarkt. Auf dem Schützenplatz wurde der diesjährige Remontemarkt abgehalten. Der Auftrieb war sehr gering. Es wurden im Ganzen nur 14 Pferde vorgeführt, wovon die Kommission zwei anzukaufen beabsichtigte, sich jedoch nicht mit dem Besitzer über den Preis einigen konnte. Es ist das erste Mal, dass der Markt so schwach beschickt wurde und die Kommission kein Pferd ankaufte. Der geringe Auftrieb ist darauf zurückzuführen, dass an demselben Tag zum ersten Mal Remontemarkt in dem nahe gelegenen Ort Voigstdorf anberaumt war. Da dieser Platz für die meisten Züchter bequemer liegt, hatten diese ihre Pferde anstatt nach Grimmen nach Voigstdorf gebracht. Es wurden dort 44 Pferde gestellt, wovon sieben von der Kommission angekauft wurden. Ein Kommando des Demminer Ulanen-Regiments überführte die angekauften Pferde in das Remontedepot in Ferdinandshof. 
 

Eine unangenehme Begleiterscheinung des gegenwärtigen Weltkrieges ist die Verteuerung fast aller im Haushalt zur Verwendung gelangenden Artikel. Da wird es unsere Leserinnen interessieren zu erfahren, dass das bereits in Millionen von Familien im ausschließlichen Gebrauch befindliche selbsttätige Sauerstoff-Waschmittel Persil nicht nur nicht teuerer, sondern auch in gleicher Güte und zum vollen Gewicht wie früher verkauft wird. 
 

Dank der 3. Infanterie-Division. Wiederum hat der Abgeordnete des Roten Kreuzes von Stettin, Herr Eichsteadt, der Division eine reiche Menge von Liebesgaben zugeführt. Eure Exzellenz bitte ich, den herzlichsten Dank der mir unterstellten Truppen entgegenzunehmen und, soweit möglich, allen Spendern zu übermitteln. Die große Sorgfalt und Liebe, mit der die einzelnen Spenden zusammengestellt sind, ist ein Beweis der Treue und Dankbarkeit, mit welcher man in der Heimat der im Felde stehenden Truppe gedenkt. 
 

Unter Vorsitz von Frau von Russdorf-Schönhof fand eine Sitzung des geschäftsführenden Ausschusses der Säuglings-Pflege-Abteilung des Vaterländischen Frauen-Vereins, in der die Tätigkeit der Abteilung im verflossenen Jahr erörtert wurde, statt. Danach ist an minderbemittelte Mütter in 27 Fällen ein Geschenk von 3 Mark für Selbststillen während mindestens 6 Monaten ausbezahlt worden. In einer großen Zahl von Fällen sind Erstlingspakete abgegeben und die Wöchnerinnen-Wanderkörbe zur Verfügung gestellt worden. Ausnahmsweise sind auch Mütter, die nachgewiesenermaßen nicht selbst stillen konnten, durch Bewilligung von Milch unterstützt worden.
 

Mai

 

 


Feuer. Gestern Abend in der zehnten Stunde verkündeten die Hornsignale der Freiwilligen Feuerwehr Stadtfeuer. Es brannte die an der Rakower Landstraße stehende Scheune des Müllermeisters J. Waterstradt. Trotzdem die Feuerwehr mit ihren Löschgeräten ziemlich schnell auf der Brandstelle erschien, war an eine Rettung des Gebäudes nicht mehr zu denken und nach kurzer Zeit stürzte die Scheune in sich zusammen. Außer einigen Heu- und Strohgeräten wurden einige Ackergeräte, die sich in der Scheune befanden, ein Raub der Flammen. Die Scheune war bei der Pommerschen Feuer-Sozietät versichert. Über die Entstehungsursache ist bisher nicht bekannt. Man vermutet Brandstiftung. 
 

17. Kalenderwoche

In vielen Geschäften werden mit Benzin gefüllte Gelatinekapseln und Streichhölzer in Blechbehältern feilgehalten und dem Publikum als zur Versendung mit der Feldpost geeignet angepriesen. Demgegenüber wird erneut darauf hingewiesen, dass die Versendung feuergefährlicher Gegenstände wie Streichhölzer, Benzin, Äther, mit der Feldpost unter allen Umständen, selbst unter besonderer Verpackung, verboten ist. Bei dieser Gelegenheit wird darauf aufmerksam gemacht, dass die Industrie Feuerzeuge auf den Markt gebracht hat, die gebrauchsfähig und ungefährlich sind. 
 

Bekanntmachung. Pferdehändler, deren Aufkäufer und Beauftragte, welche ohne die vorgeschriebene Erlaubnis Pferde ankaufen, auf der Bahn transportieren lassen oder ausführen, werden mit Gefängnis bis zu einem Jahr bestraft. Die Verordnung tritt sofort mit der Verkündung in Kraft.
 

Am Mittwoch hielt der Hebammenverein seine Frühjahrsversammlung ab, an welcher auch Frau v. Rußdorf-Schönhof und Herr Landrat v. Kusserow teilnahmen. Frau Sponheim-Demmin eröffnete die Versammlung, worauf ein Vortrag über Säuglingspflege gehalten wurde. Besonders legte sie den Anwesenden ans Herz, ihr Hauptaugenmerk auf die Zieh- und Haltekinder zu legen, damit dieselben gute Pflege erhielten, was häufig bei diesen Säuglingen nicht der Fall sei. Hierauf hob Herr Landrat von K. hervor, dass die Sterblichkeit der Säuglinge besonders stark zugenommen habe und dieses vielfach auf die Ernährung derselben zurückzuführen sei. Die Hebammen könnten in dieser Sache mehr auf die Mütter einwirken, als die Wohlfahrtsvereine. Denn viele Mütter schenkten den Hebammen größeres Vertrauen. Den Müttern, welche ihre Säuglinge ½ Jahr selbst genährt hätten, könnten Prämien vom Säuglingspflegeverein gewährt werden. 
 

Feuer. Kurz nach Mittag wurden die Mitglieder der hiesigen freiwilligen Feuerwehr durch Alarmsignal zur Tätigkeit gerufen. In Bartmannshagen in einem der Landbank gehörigen Katen war Feuer entstanden und dehnte sich mit großer Schnelligkeit auf weitere 3 Katen und ein Stallgebäude aus, die sämtlich in Schutt gelegt wurden. Da die Gebäude mit Stroh gedeckt waren, konnte bei der Schnelligkeit des Umsichgreifens des Feuers nur wenig gerettet werden, und da die Bewohner außerdem nicht gegen Feuergefahr versichert waren, trifft den Beteiligten großer Schaden. 
 

18. Kalenderwoche

Schöffensitzung: Der Schüler Willi S. aus Tribsees hat einem anderen Schüler ein Reißzeug entwendet und wurde mit einem Verweis bestraft. – Der Schüler Paul P. aus Tribsees hat die Schülerin Else Wachtel dortselbst mit einem Stein geworfen, wodurch letztere eine Verletzung erlitten hat. Auch dieser Angeklagte wurde mit einem Verweis bestraft. – Der Hofbesitzer Friedrich R. aus Wittenhagen war angeklagt worden, einem Arbeiter den Beitrag zur Krankenkasse bei der Lohnzahlung in Abzug gebracht, aber nicht an die Kasse abgeführt zu haben. R. will den Betrag jedoch an die Kasse abgeführt haben. Die Sache wurde vertragt. 
 

Schöffensitzung: Die Arbeiterfrauen Martha M., Hedwig F. und Anna L. sämtlich aus Alt Zarrendorf waren angeklagt, Kuchen gebacken zu haben, zu welchem Weizenmehl verwandt war. Die Angeklagten hatten sich sämtlich der Übertretung des Gesetzes betr. Regelung des Verkehrs mit Brotgetreide und Mehl schuldig gemacht. Sie hatten sich von ihren Brotkarten Marken abgespart und sich dafür Mehl gekauft. Sie glaubten nun über das Mehl frei verfügen zu können. Nach dem Gesetz darf jedoch zur Bereitung von Kuchen und Konditorwaren, Weizen-, Roggen-, Hafer- und Gerstenmehl nicht verwandt werden. Jeder der Beschuldigten wurde zu einer Geldstrafe von 10 Mark ev. 2 Tage Gefängnis bestraft. 
 

Für Reisende. Vom Sonntag ab werden versuchsweise Sonntagskarten wieder ausgegeben; diese können auch wie früher am Mittwochnachmittag benutzt werden, soweit sie für einzelne Stationen auch für die Mittwochnachmittage eingeführt sind. Sonntagskarten können ferner nur mit der Maßgabe ausgegeben werden, dass Reisenden mit Fahrkarten für den Fernverkehr den Vorzug vor den Reisenden mit Sonntagskarten haben. 
 

Bekanntmachung. Spargel wird, wenn als Frachtgut aufgegeben und der Frachtbrief den Vermerk enthält „zur Verwendung im Inland“, in der Zeit vom 6. Mai bis 15. Juli des Jahres mit den Personenzügen oder Eilgüterzügen zu den Frachtgutsätzen befördert, soweit die Eisenbahnverwaltung nach den Betriebseinrichtungen und den Fahrplanbestimmungen die Benutzung dieser Züge für zulässig erklärt.
 

19. Kalenderwoche

Silberne Hochzeit. Am Sonnabend den 8. Mai beging Herr Bäckermeister, jetzige Rentier Robert Diekermann, das Fest der Silbernen Hochzeit im Kreis seiner Angehörigen. Seitens der hiesigen Bäckerinnung, deren Obermeister der Jubilar ist, war eine Deputation zwecks Überreichung eines silbernen Andenkens beauftragt. Zahlreiche Geschenke und Gratulationen wurden den Jubilaren zuteil. 
 

Aus Anlass vorgekommener Bauunfälle in unserer Stadt, die durch die übermäßige Belastung von Decken entstanden sind, wird darauf hingewiesen, dass Decken nur in dem Maße belastet werden dürfen, als baupolizeilich genehmigt worden ist. Sollten in dieser Beziehung Zweifel obwalten, so werden die Baupolizeibehörden die nötige Auskunft bereitwillig erteilen. Die Hausbesitzer und Geschäftsinhaber werden guttun, alle übermäßigen Belastungen aus ihren Räumen schleunigst zu entfernen und sich selbst wie ihr Personal davon in Kenntnis zu setzen, welche Lasten unbedenklich sind.
 

Vaterländischer Frauen-Verein. Für das demnächst zu eröffnende Genesungsheim in Holthof, in welchem 20 Verwundete gepflegt werden sollen, fehlen nicht 3 bis 4 Bettstellen mit Strohsack oder Matratze. Sollte in Grimmen oder Umgebung die gewünschten Bettstellen zur Verfügung gestellt werden können, so wird gebeten, dies dem Schriftführer des Vaterländischen Frauenvereins, Herrn Superintendenten Schlapp, mitzuteilen. Die Betten werden nur leihweise erbeten für die Dauer der Belegung des Genesungsheims. 
 

Am Himmelfahrtstag mittags gegen 1 Uhr wurde die hiesige Feuerwehr durch Alarm-Signale zu neuer Tätigkeit gerufen. Es ist dies bereits zum dritten Mal in kurzer Zeit. Auf dem Rittergut Gr. Lehmhagen, dem Fabrikbesitzer Carl Leitner gehörig, war eine Strohmiete in Brand geraten. Nach kurzer Zeit fuhren dann auch Spritze und Mannschaftswagen zur Bandstelle. Beim Eintreffen der Wehr war an eine Rettung der Miete nicht mehr zu denken. Die Hauptaufgabe bestand darin, eine in der Nähe stehende Scheune und einige andere Gebäude, welche mit Stroh gedeckt waren vor den Flammen zu schützen, was auch gelang. Man vermutet Brandstiftung. 
 

20. Kalenderwoche

Feuer. Heute Vormittag entstand auf dem Rittergut Leyerhof ein größeres Schadenfeuer. Es wurde das Schulgebäude nebst Lehrerwohnung sowie ein zum Schmiedegrundstück gehöriges Stallgebäude in Schutt gelegt und außerdem das Wohnhaus des Schmiedemeisters stark beschädigt. Die hiesige Freiwillige Feuerwehr wurde zur Hilfe gerufen und rückte mit Spritze und Wagen ab, außerdem waren auch mehrere Spritzen der umliegenden Dörfer zur Stelle. 
 

Genesungsheim Holthof. Von den eisernen Bettstellen nebst Matratzen, welche für die in dem Genesungsheim erwarteten, verwundeten oder nach überwundener Krankheit genesenden Soldaten erbeten waren, sind leider bisher erst 2 angeboten worden. Es werden noch 3 nötig sein. Besitzer solcher Bettstellen, welche diese für einige Monate entbehren können, werden deshalb nochmals gebeten, sich freundlichst an den Schriftführer des Vaterländischen Frauen-Vereins, Herrn Superintendent Schlapp, zu wenden. Die Bettstellen werden abgeholt.
 

Zur Warnung für die Absender von Feldpostpäckchen. Bei verschiedenen Geschäften, die Feldpostpäckchen herstellen und unseren Kriegern im Auftrag ihrer Angehörigen ins Feld senden, war seit geraumer Zeit wahrgenommen worden, dass viele dieser Sendungen entweder ihr Ziel überhaupt nicht erreichten oder den Empfängern nur mit einem Teil des Inhalts zugingen. Die Geschäfte ließen es nicht dabei bewenden, einfach der Post die Schuld zuzuschreiben. Es muss dringend geraten werden, die Sendungen nur von zuverlässigen Personen zur Post bringen zu lassen und bei Verlust ihr Augenmerk auch auf die eigenen Angestellten zu richten. Die Postanstalten jedenfalls unterstützen diese Ermittlungen. 
 

Der Landrat des Kreises Grimmen, Herr v. Kusserow, hat heute eine Versammlung zur Bildung eines Kreisausschusses für Kriegsbeschädigtenfürsorge nach Grimmen ins Hotel „Deutsches Haus“ einberufen. Die Aufgaben, die sich der Provinzialausschuss gesetzt habe, bestehen in der Nachbehandlung im Heilverfahren, der Berufsberatung, der Berufsausbildung und der Arbeitsvermittlung der Kriegsgeschädigten. Die Erschienenen waren sich darüber einig, dass es bei den örtlichen Verhältnissen des Kreises Grimmen in dem sich ein Lazarett nicht befindet, für den zu bildenden Kreisausschuss nicht möglich sein werde, seine Tätigkeit auch auf die Fürsorge der Kriegsbeschädigten zu erstrecken und dass man sich daher darauf beschränken müsse, mit diesen in Verbindung zu treten, sobald sie sich nach der Entlassung aus den Lazaretten im Kreis aufhalten. 
 

21. Kalenderwoche

Aufgaben des Kreisausschusses für Kriegsbeschädigte wird im Kreis Grimmen sein, festzustellen, ob für diese Kriegsbeschädigten eine Nachbehandlung zu erstreben ist und darauf einzuwirken, auch die in Betracht kommenden Arbeitgeber für die Beschäftigung der Beschädigten zu interessieren. Zur Erfüllung dieser Aufgaben wurde ein Kreisausschuss gewählt, der aus den Herren Landrat v. Kusserow als Vorsitzenden, Rechtsanwalt Dr. Fischer als Schriftführer und Sanitätsrat Geißler als ärztlichen Berater (alle aus Grimmen) besteht. 
   

Juni

Jubiläum. Am Sonnabend konnte der Steuererheber Ferdinand Dieck auf den Tag zurückblicken, an welchem er vor 50 Jahren als Mitglied in die hiesige Schützengilde eintrat. Aus diesem Anlass begab sich der Vorstand in die Wohnung des Jubilars, woselbst der Altermann ihn mit einer Ansprache beglückwünschte und als Zeichen der Anerkennung für treue Kameradschaft einen goldenen Orden überreichte. 
 

Gewitter. Am Sonntagnachmittag entlud sich in hiesiger Gegend ein ziemlich starkes Gewitter. Der Blitz schlug in Vorland in die Scheune des Hofbesitzers Alter und setzte dieselbe in Brand. In Rolofshagen wurden 2 Bullen in der Koppel vom Blitz erschlagen. 
 

Feuer. Gegen 7 ¾ Uhr wurde die hiesige Feuerwehr wiederum alarmiert. Auf bisher noch nicht festgestellte Weise war im Viehstall des der Landbank gehörigen Restgutes Müggenwalde Feuer entstanden. Dasselbe griff ziemlich schnell um sich. Die Wehr rückte mit Spritze und Mannschaftswagen zur Bandstelle, konnte jedoch nur die Nachbargebäude schützen. Der Viehstall brannte fast gänzlich nieder. Das im Stall befindliche Vieh wurde gerettet. 
 

Ausflug. Das gestrige herrliche Sommerwetter benutzten die hiesigen Schulen zu einem Ausflug nach dem Hohen Holz. Viele Eltern und Familienangehörige begleiteten die Kinder, und bald entwickelte sich auf dem Festplatz ein lebhaftes Treiben. Nachdem der Kaffee eingenommen war, wurden verschiedene Spiele vorgenommen, wobei sich die Jugend trefflich belustigte. Mit großer Begeisterung wurde kurz von dem Abmarsch die nach dem Festplatz gelangte Siegesdepesche aufgenommen. Gegen 8 ½ Uhr trafen die Kinder wohl behalten mit Gesang unter Führung der Spielleute der Jugendwehr auf dem Marktplatz ein, woselbst Direktor Baltzer eine Ansprache hier, die mit einem Kaiserhoch endete. Froh beglückt gingen die Kinder nach Hause mit dem Bewusstsein einen herrlichen Nachmittag verlebt zu haben. 
 

22. Kalenderwoche

Man lese die amtlichen Bekanntmachungen. Nicht nur an den Tagen, an denen man etwas Wichtiges unter ihnen vermutet, sondern täglich. Unter den amtlichen Bekanntmachungen werden fast Tag für Tag Bestimmungen wirtschaftlichen Inhalts verzeichnet, die man in dieser ernsten Zeit wissen und befolgen muss - einmal im Interesse des allgemeinen Wohls und dann auch, um sich vor Strafe zu schützen. 
 

Schülerhilfe. Auf Anordnung des Oberpräsidenten der Provinz Pommern sind im Interesse der Landwirtschaft, und um den älteren Schülern die Hilfeleistung bei der Einbringung der diesjährigen Ernte zu ermöglichen, die Sommerferien für die höheren Lehranstalten und die Lehrer- und Lehrerinnen-Seminare sowie für die mit diesen Unterrichtsanstalten an den gleichen Orten befindlichen Volksschulen auf die Zeit vom 18. Juni bis 17. August d. Js. verlegt worden.
 

Der Arbeiter Fritz Melms von hier kaufte von den Erben der verstorbenen Zimmermann Schmidt´schen Eheleute das Neuberlinerstr. 78 belegene Wohnhaus-Grundstück für den Preis von 3150 Mark. Die Übergabe findet am 1. Oktober statt. 
 

Gemeinnütziger Arbeitsnachweis. Im gemeinnützigen Arbeitsnachweis wurden im Laufe des Monats Mai 1915 in der weiblichen Abteilung 72, in der männlichen Abteilung 262, zusammen 334 offene Stellen von Arbeitgebern gemeldet. Dagegen meldeten sich als Arbeitnehmer 53 weibliche und 171 männliche, zusammen 224 Personen. Zugewiesen wurden im Ganzen 102 Personen. Die übrigen Angebote und Nachfragen erledigten sich zum Teil durch Zurücknahme, zu Teil durch Fristablauf der Gesuche. 
 

Das Missionsfest wurde von unserer Kirchengemeinde am letzten Sonntag gefeiert. Etwaige Bedenken, ob man in der schweren Kriegszeit ein Missionsfest halten solle, hat die überaus rege Beteiligung der Gemeindemitglieder an sämtlichen Feiern des Tages als hinfällig erwiesen. Bei herrlichem Sommerwetter fand man sich am Nachmittag auf dem Schützenplatz zusammen. Noch niemals waren es so viele Teilnehmer seit dem Bestehen des Missionsfestes in der Gemeinde Grimmen. Etwa 600 Anwesende wurden gezählt. Unter ihnen auch eine ganze Anzahl in der feldgrauen Uniform. Die Pfleglinge des Genesungsheims Holthof waren vollzählig herbeigekommen. Auch die hiesige Jugendkompanie nahm geschlossen an der Feier teil.
 

24. Kalenderwoche

Am Montag fand auf dem Schützenplatz ein Ankauf für den Militärdienst geeigneter Pferde statt. Gestellt wurden im Ganzen 43 Pferde. Hiervon kaufte die Kommission 25 Pferde. Die Pferde wurden durch ein Kommando, bestehend aus einem Unteroffizier und acht Gemeinen des Kürassierregiments in Pasewalk, in das Depot nach Landsberg überführt. 
 

Vereitelter Fluchtversuch. In der Nacht versuchten zwei im hiesigen Gerichtsgefängnis untergebrachte Gefangene zu entfliehen. Sie waren beide in einer Zelle eingeschlossen und hatten während der Nacht mit einer Feile eine vor den Fenstern angebrachte Eisenstange durchfeilt. Aus den beiden Bettlaken und den wollenen Decken hatten sie sich ein Seil hergestellt. Durch die Geräusche wurde der Aufseher aufmerksam und konnte rechtzeitig eingreifen. Mehrer aufeinander gestellte Hauklötze sollten sie über das letzte Hindernis, die Gefängnismauer, bringen. 
 

Kriegsbeschädigtenfürsorge! Der Kreisbaumeister des Kreises Schievelbein hat sich bereit erklärt, geeignete Kriegsbeschädigte zu Strom- und Wegemeistern auszubilden. Die Ausbildungszeit beträgt 6 Monate. Es ergibt sich daraus die erfreuliche Bereitwilligkeit aller Kreise den Kriegsbeschädigten möglichst bald wieder eine geeignete Arbeitsgelegenheit zu bieten. Der Kreisausschuss für Kriegsbeschädigtenfürsorge, Schriftwart Herr Rechtsanwalt Dr. Fischer, nimmt Anträge auf Beschäftigung entgegen. 
 

Für die Stadt Grimmen findet in der Turnhalle die Nacheichung der Wagen, Gewichte und sonstige Messgeräte statt. Um eine möglichst gleichmäßige Belastung anzustreben und zur Bequemlichkeit des Publikums sind für die einzelnen Beteiligten Marken ausgegeben, auf welche sich das Datum, der Tag und die Stunde der Anlieferung befindet. Diese Marken werden von den Polizeibeamten an die Interessenten ausgegeben. Erst nach Aufforderung hat die Anlieferung der Messgeräte in der Nacheichungsstelle zu geschehen. 
 

25. Kalenderwoche

Feuer. Am Sonntagnachmittag verkündeten die Hornsignale der hiesigen Freiwilligen Feuerwehr Landfeuer. Auf der Domäne Stoltenhagen war ein größeres Schadenfeuer entstanden, dem ein Katen nebst Stall, sowie das gesamte Pfarrgrundstück und eine Strohmiete zum Opfer fielen. Da die Gebäude sämtlich mit Strohdächern gedeckt waren und die Windrichtung ungünstig stand, weitete es sich mit Schnelligkeit aus, so dass im Nu alle Gebäude in Flammen standen. Gerettet konnte gar nichts werden. Als Entstehungsursache wird Fahrlässigkeit angenommen. Wahrscheinlich haben die Schnitter, in deren Wohnung das Feuer aufgegangen ist, durch Fortwerfen eines Streichholzes den Brand hervorgerufen. 
 

Besitzwechsel. Der Rentengutsbesitzer Jacht aus Neuendorf verkaufte seine 72 Morgen große Wirtschaft an den Landwirt Eick aus Gragzow für den Preis von 49000 Mark. 
 

Jugendkompanie. Am gestrigen Sonntag fand eine Besichtigung der hiesigen Jugendkompanie durch die Herren Regierungsrat Braunbehrens und Oberleutnant Haltermann vom Infanterie-Regiment Nr. 42 aus Stralsund statt. An der Besichtigung nahmen außerdem die Herren Landrat von Kusserow und Superintendant Schlapp, sowie der Ortsausschuss für Jugendpflege teil. Das gute Wetter und die Nähe des Übungsplatzes hatte eine große Anzahl Zuschauer aus Grimmen und Kaschow herbeigelockt, die das militärische Schauspiel mit Interesse verfolgten. Es wurden vorgeführt: Exerzierbewegungen in geschlossener und geöffneter Ordnung, Parademarsch und Gefecht. 
 

Tribsees
Luftballon. Am Donnerstagvormittag halb 10 Uhr landete auf hiesiger Feldmark in der Nähe des Stadtwaldes der Luftballon „Adler“ von der Luftschiffer-Ersatzabteilung 1 Berlin- Reinickendorf W. Der Ballon war um 4 ½ Uhr früh in Tegel zu einer Instruktionsfahrt aufgestiegen und hat nach einer Zwischenlandung vor dem Kummerower See bei Malchin die Fahrt bis hier fortgesetzt. Bemannt war derselbe mit einem Oberleutnant, einem Unteroffizier und dem Führer. Die Ballonhülle, Korb und Zubehör wurden mittels Wagen zur Rückbeförderung zur Bahn geschafft. 
 

Siegesjubel. Die amtliche Nachricht über die Wegnahme Lembergs, die kurz vor 9 Uhr gemeldet wurde, löste helle Begeisterung aus. Auf vielen Geschäfts- und Privathäusern wurden alsbald die Flaggen hochgezogen und die Glocken unserer Kirche gaben das Siegesgeläut. Die hiesige Jugendkompanie versammelte sich auf dem Marktplatz zu einem Zapfenstreich. Nach Beendigung desselben und nach Absingen des Lides „Nun danket alle Gott“ hielt Herr Superintendent Schlapp eine entsprechende Ansprache, die mit einem Kaiserhoch endete. 
 

Besichtigung von Privatgewässern durch den Fischereibeamten des Pommerschen Fischereivereins in Köslin. Wahrscheinlich wird der Rat des Sachverständigen jetzt umso erwünschter sein, als vielfach die Besitzer der Fischereiwirtschaften oder deren Leute im Felde stehen. Es ist aber nötiger als zuvor, dass auch die Fischereibetriebe regelrecht weitergeführt werden, damit die Gewässer den größtmöglichen Ertrag an Fischfleisch zur Volksernährung hervorbringen. – Diejenigen Besitzer, welche den Rat des Fischereisachverständigen wünschen, wollen einen Antrag beim Pommerschen Fischereiverein in Köslin stellen.
 

Vermisst ist der Ersatzreservist im Grenadier-Reg. Nr. 9 Karl Zander aus Fäsekow.
Gefallen am 26. Mai 1915 ist der Leutnant d. Reserve Karl Kleinowsky im Infanterie-Regiment Nr. 42 (5. Komp.). 
Vermisst ist der Ersatzrekrut im Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 213 Heinrich Wulff aus Tribsees. 
Gefallen sind der Musketier Ernst Knüppel, Loitz, und der Reservist Richard Kostbahn, Reinkenhagen sowie Grenadier Hermann Kurth aus Beestland.



26. Kalenderwoche

 

Der Rentier Otto Haesert von hier erwarb das der Witwe des im Krieg gefallenen Bierverlegers Max Wittscheck gehörige Grundstück in der Greifswalder Vorstadt, auf welchem sich seit Jahren eine Niederlage der Greifswalder Herkules-Brauerei befand, mit sämtlichem dazu gehörigen Inventar. Der Kaufpreis betrug 29000 Mark. Die Übergabe erfolgt sogleich. 
 

Bekanntmachung. Im Betrieb der Feldpost macht sich in weitem Umfang der Übelstand geltend, dass die aufgeklebten Aufschriften der Sendungen unterwegs abfallen, wodurch die Sendungen unbestellbar werden. Besonders sind es die Umhüllungen aus Ölpapier, auf denen die Aufschriftzettel schlecht haften. Auf solche Umhüllungen muss die Aufschrift mit Tinte niedergeschrieben werden, 
 

Nicht so viel klagen! Neulich sagte eine einfache Frau zu mir: „Wir deutschen Frauen dürfen nicht so viel klagen und stöhnen, wir haben es doch wirklich nicht so schwer, und es ist doch unserm Vaterland bisher so gut als möglich ergangen. Sollen denn unsere Männer, wenn sie ernst und elend aus dem Feld kommen, zu Hause ein verjammertes Volk finden? Nein, wir Frauen müssen trotz der ernsten Zeit fröhlich bleiben, denn nur dann können wir den zurückkehrenden Helden das Leben sonnig machen. Sie haben doch entsetzlich Trauriges gesehen! 
 

Bienenzuchtverein. Bei der vorgenommenen Vorstandswahl wurden wieder bzw. neu gewählt: Lehrer Burgaß-Rolofshagen Vorsitzender, Lehrer Becker-Müggenwalde Schriftführer, Lehrer Friedrichs-Zarnekow dessen Stellvertreter und Kantor Flos-Stoltenhagen Kassenführer. Der wichtigste Punkt der Tagesordnung war die Festsetzung des Honigpreises. Es wurde betont, dass infolge des Krieges sämtliche Lebensmittel im Preis bedeutend gestiegen seien, besonders Butter und Schmalz. Es sei sicher, dass für die beiden Artikel die Preise noch höher werden. Honig bietet Ersatz für Butter und Schmalz. Der Verein beschloss nur eine kleine Erhöhung eintreten zu lassen, damit auch Minderbemittelte Honig kaufen können.  (Autorin: Hannelore Deya)


27. Kalenderwoche

 

Marktbericht. Auf dem heutigen Wochenmarkt wurden Eier, Butter, Fische und Gartenerzeugnisse zum Verkauf gestellt. Es wurden gezahlt für Eier pro Stiege 2,50 bis 2,60 Mark, Butter pro Pfund 1,60-1,80, Ale Pfund 1,20-1,30 M., Flundern Pfund 40-60 Pf., Erbsen Liter 15-20 Pf., Wurzel Bund 10 Pf., Zwiebel Bund 10 Pf., Kohlrabi Bund 4 Stück 10 Pf., Rhabarber Bund 10 Pf., frische Kartoffeln Liter 20 Pf., 5 Liter 90 Pf, Johannisbeeren Liter 15 Pf., Blaubeeren Liter 60 Pf., rheinische Kirschen 30, schwarze 40-45 Pf. – Der Markt war nur schwach beschickt, Eier und Butter waren trotz der hohen Preise schnell vergriffen. Im Übrigen war der Handel schleppend. 
 

Feuer. Auf dem Gut Gerlachsruh war ein Viehhaus in Brand geraten. Glücklicherweise war das darin untergebrachte Rindvieh Ende der vergangenen Woche in die Koppel gebracht worden. Es befanden sich außer mehreren Ochsen noch einige Kälber im Stall. Mit Ausnahme eines Kalbes konnte sämtliches Vieh gerettet werden. Die Wehr rückte mit Spritze und Mannschaftswagen zur Brandstelle, auch mehrere Landspritzen waren erschienen. Da die Wasserverhältnisse ungünstig waren, gelang es nur die übrigen Gebäude zu schützen, während das Viehhaus gänzlich niederbrannte. 
 

Volksernährung. Jetzt, wo das ausländische Gemüse unseren Märkten fern bleibt, sollten unsere Hausfrauen es besonders begrüßen, wenn sie von sachverständiger Seite darauf hingewiesen werden, dass es eine große Anzahl von Küchenpflanzen gibt, die an Wegen, Zäunen, Feldrainen, Weiden, Wiesen usw. häufig wachsen und in der Küche verwendet werden können. Zum Teil gemeine Unkräuter sind doch gut zubereitet, ein wohlschmeckendes Blatt- und Wurzelgemüse und geben bekömmliche Salate her. 
 

Arbeit des Polizeihundes Tell. Vor einiger Zeit waren dem Bäckermeister Heine von hier mehrere junge Gänse spurlos verschwunden und heute Morgen lagen wieder 3 tote Gänse in der Koppel. Zwecks weiterer Aufklärung benachrichtigte H. den Gendarmerie-Wachtmeister Wilke aus Elmenhorst, der im Laufe des Vormittags mit seinem Polizeihund „Tell“ hier eintraf. Nachdem der Hund an Ort und Stelle Witterung genommen hatte, verfolgte er eine Spur, welche an den Torweg des Böttchermeisters Bentzien, Neuberlin führte. Der hier wohnende Schlächtermeister Meier ist im Besitz von mehreren Hunden, die wahrscheinlich nachts die Gänse zerfleischt haben. Als der Bäckermeister mit einer Klage drohte, hielt M. es für ratsam sich mit dem Geschädigten zu einigen und den Schaden zu bezahlen. (Autorin: Hannelore Deya)
 

28. Kalenderwoche

Schöffensitzung. Der Müllergeselle Hermann T. aus Tribsees soll vor einiger Zeit mit mehreren anderen Personen in Tribsees eine Prügelei angezettelt haben, wobei der Beschuldigte ruhestörenden Lärm verursachte. Als der hinzukommende Nachtwächter Timm ihn zur Ruhe aufforderte, beschimpfte er den Wächter und widersetzte sich ihm. Wegen öffentlicher Beamtenbeleidigung und Widerstand hatte sich T. heute zu verantworten. 
 

Dem Rentengutsbesitzer Dehward in Grammendorf waren aus einer Kartoffelmiete mehrere Zentner Kartoffeln entwendet worden. In Verdacht, den Diebstahl ausgeführt zu haben, stand die Arbeiterfrau Anna B. daselbst. Letztere hatte sich heute wegen Diebstahls zu verantworten. Das Gericht hielt dieselbe für überführt und verurteilte sie zu 2 Tagen Gefängnis. 
 
Wegen Beamtenbeleidigung in drei Fällen musste der Händler Kr. aus Tribsees auf der Anklagebank Platz nehmen. Der Beschuldigte war von dem Nachtwächter Timm wegen einer Übertretung zur Anzeige gebracht worden. Einige Tage später begegnete Kr. dem Beamten nachts auf seinem Dienstweg, rempelte ihn an und beschimpfte ihn. Bei späteren Begegnungen stieß Kr. wiederum Beleidigungen aus, so dass er sich heute in 3 Fällen dafür zu verantworten hatte und für jeden Fall zur einer Geldstrafe von 30 M ev. 6 Tage Gefängnis verurteilt wurde. 
 

Bekanntmachung. Noch immer werden Erdbeeren, Kirschen, Honig, Butter usw. in einfachen Pappkistchen, ja sogar in bloßer Papierumhüllung bei den Postanstalten abgegeben. Bei aller Würdigung der Absender, muss entschieden darauf hingewiesen werden von derartigen Lebensmittelsendungen abzusehen. Mindestens aber hat die Versendung von frischen und auch eingemachten Früchten und ähnlichen Waren in Blechbehältern mit fest verschließbaren Deckeln zu erfolgen. 
 

Scheunenverkauf. Die zur Konkursmasse des Maurermeisters Höhne gehörige Scheune an der Karlstraße (Tribseeser Vorstadt) ist an den Gärtnereibesitzer C. Schulz hierselbst für den Preis von 3500 Mark verkauft worden. Die Übergabe ist bereits erfolgt. Bekanntmachung. (Autorin: Hannelore Deya)

 

29. Kalenderwoche

 

Wermutwein gehört zu den alkoholischen Getränken. Gegen den Korpsbefehl vom 14. Dezember 1914 soll der Gastwirt Otto P. aus Garz verstoßen haben, dass er an einem Sonntag an einen russischen Schnitter Kognak verkauft habe. Der Angeklagte erklärte, dass er an dem betreffenden Tag an einen Schnitter, der zu ihm gekommen sei und über Magenschmerzen geklagt habe, ein kleines Glas Wermutwein verkauft habe, den er von seinem Lieferanten unter der Zusicherung gekauft habe, dass der Wein keinen Alkohol enthalte. Die chemische Untersuchung des Weines hat aber nun ergeben, dass er stark alkoholartig ist. Das Gericht verurteilte P., der als Gastwirt sicher alkoholhaltige von alkoholfreien Getränken unterscheiden müsse, zu einem Tag Gefängnis. 
 

Am 1. August jährt sich der Tag, an dem unser Kaiser sein deutsches Volk zu den Waffen rief. In unser aller Erwartung steht noch der Gottesdienst am 2. August, in dem wir den Lenker der Schlachten um seinen Beistand anriefen. Ein ganzes Jahr ist seitdem verflossen, und Großes ist in der Zeit geschehen; noch immer tobt der Weltkrieg. Aber die Entscheidung naht. – Da soll uns der 1. August, der kommende Sonntag, ein Tag der Erinnerung und des gemeinsamen Gebetes sein. Der hiesige Kriegerverein beabsichtigt einen gemeinsamen Kirchgang und hofft, dass sich auch andere anschließen werden. 
 

Feuer. Heute Mittag entstand auf dem benachbarten Gut Hoikenhagen durch plötzlich heftigen Blitzschlag ein Feuerbrand. Ein Zweiwohnungskaten brannte gänzlich nieder. Gerettet konnte bei dem schnellen Umsichgreifen der Flammen nur sehr wenig werden.
Auf dem Feld der Ehre blieb Haak, Rudolf, Brandshagen, Landw.-Inf.-Rgt. Nr. 2. Der Tod von Nehls, Fritz, Bookhagen, Res.-Inf.-Rgt. Nr. 99, wird gemeldet. Gefallen ist Hennings, Paul, Loitz, Landw.-Inf.-Reg. Nr. 78. (Autorin: Hannelore Deya)
 

 

30. Kalenderwoche

 

Warnung. Todesstrafe für Brandstiftung. Angesichts des Reifens des Getreides auf unseren Feldern sei warnend hingewiesen, dass das vorsätzliche Anstecken von Getreidefeldern wie jede andere vorsätzliche Brandstiftung während des Krieges mit dem Tod bestraft wird. 
 

Von der Postanstalt. Neuerdings sind Zigarren zur Versendung ins Feld in den Handel gebracht worden, die an ihrem vorderen Ende mit einer durch Reibung entzündbaren Masse versehen sind. Diese sogenannten Selbstzünder-(Eszet-)Zigarren gehören zu den leicht entzündlichen Gegenständen, die wegen Feuergefährlichkeit von der Postbeförderung ausgeschlossen sind. Die Postanstalten nehmen Sendungen mit derartigen Zigarren nicht an. 
 

Gefallen ist der Musketier Franz Dürkopp, Ob. Hinrichshagen, Grenadier-Regiment. Nr.2. 
Sein Leben ließ Hermann Ihlenfeldt, Segebadenbau. Auf dem Feld der Ehre blieb Unteroffizier Albert Witt, Grimmen, Landwehr-Inf.-Rgt. Nr. 2. Gefallen ist Nehls, Friedrich aus Stahlbrode.
Der Tod von Blohm, Max, Bretwisch, wird gemeldet. Gefreiter Otto Fischer II, Seedorf, fiel für das Infanterie-Regiment Nr. 68.

 

Der Gedenktag des Kriegsbeginns wurde am Wochenende auch in unserm Städtchen durch einen Dankgottesdienst gefeiert, an dem der Krieger-Verein, die Sanitätskolonne, die Freiwillige Feuerwehr, der Postunterbeamten-Verein, die Schützengesellschaft, der Arbeiter-Verein und die Jugendkompanie geschlossen teilnahmen. Ein langer Zug bildete sich auf dem Marktplatz und unter Vorantritt der Jugendkompanie ging es mit wehenden Fahnen zum Gotteshaus, wo Herr Superintendent Schlapp eine schöne zu Herzen gehende Predigt hielt. 
 

In der Nacht wurde beim Gastwirt Pahnke in Abtshagen ein Einbruchsdiebstahl verübt. Am Morgen bemerkte Pahnke, dass ein Fenster gewaltsam erbrochen war und dass ihm mehrere Kisten Zigarren, Zigaretten und einige Flaschen Rum entwendet waren. Auch fehlten verschiedene Kleidungsstücke, die im Gastzimmer aufbewahrt waren. Zwecks weiterer Aufklärung wurde der Gendarmerie-Wachtmeister Wilke-Elmenhorst zum Tatort gerufen, welcher mit seinem Polizeihund eine Spur ausarbeitete, die bis zum Wald ging. (Autorin: Hannelore Deya)
 


 31. Kalenderwoche

 

Gestern gegen Abend wurde im Groß-Lehmhagen ein Mann festgenommen, der Zigarren und Zigaretten bei den Schnittern verkaufen wollte. Er war dem Gefängnis entlaufen, als er zu Feldarbeiten geschickt worden war. 
 

Es ist nun ein Jahr verflossen, seit die deutschen Truppen zum Kampf aufgerufen wurden. Gott hat uns schwere Opfer auferlegt aber auch gewaltige ungeahnte Erfolge erleben lassen. Am Jahrestag der Kriegserklärung ein Dankopfer zu bringen, soll uns eine liebe Pflicht sein. Wir helfen unsern Soldaten am besten, wenn wir das Rote Kreuz unterstützen. Wir bitten herzlich um Geldspenden. Alle Vorstandsdamen und Bezirksdamen des Vaterländischen Frauen-Vereins nehmen sie an. Am einfachsten übersendet man sie dem Schatzmeister, Herrn Rechnungsrat Link in Grimmen. Doppelt gibt, wer rasch gibt. Der Vaterländische Frauen-Verein, Kreis-Zweig-Verein Grimmen. Frau v. Russdorf, Vorsitzende, Superintendent Schlapp, Schriftführer, Der Landrat. V. Kusserow
 

Schöffensitzung. Zur Verhandlung kamen folgende Sachen: Der Landwirt Friedrich R., sowie dessen Sohn Willy R. und der Arbeiter Urban R. aus Wittenhagen waren angeklagt, im Forstrevier unrechtmäßig Holz abgefahren zu haben. Wegen Holzdiebstahls resp. Hehlerei wurde jeder Beschuldigte zu einer Geldstrafe von 7,50 Mark eventuell je 2 Tagen Gefängnis verurteilt und der erstere Angeklagte für die beiden anderen für haltbar erklärt. 
 

Der Schlosser Johann L. aus Stralsund hat in Abtshagen das Gewerbe eines Scherenschleifers im Umherziehen ausgeübt, ohne im Besitz eines Wandergewerbescheines zu sein. L. hatte sich heute wegen Gewerbevergehens zu verantworten und wurde zu einer Geldstrafe von 24 Mark ev. 5 Tagen Gefängnis verurteilt. 
 

Der Knecht Otto W. aus Brönkow hat von der Gartentür des Rentengutsbesitzers Stöber mehrere Latten abgebrochen und verschiedene Ackergeräte verschleppt und auseinandergenommen. Wegen Sachbeschädigung und Verübung groben Unfugs erkannt das Gericht auf eine Geldstrafe von je 5 M. ev. 1 Tag Haft. (Autorin: Hannelore Deya)
 

31. Kalenderwoche

 

Selbstmord. Gestern erschoss sich mit seiner Dienstwaffe der Gendarmeriewachtmeister Vollert. Bevor er die Waffe auf sich richtete, verletzte er seine Tochter durch einen Schuss in die Brust. Auf ärztliche Anordnung wurde die Tochter in die Universitätsklinik nach Greifswald gebracht.
 

Ein vor einigen Tagen von dem Gut Treuen entwichener kriegsgefangener Russe wurde heute Nachmittag in dem Gehölz in der Nähe von Toitz-Rustow von einem Forstbeamten erschossen. 
 

Nach einer Mitteilung der schweizerischen Postverwaltung sind in letzter Zeit Postanweisungen an deutsche Kriegsgefangene in Frankreich infolge ungenügender Aufschrift, insbesondere wegen Fehlens der militärischen Bezeichnung, an Unberechtigten gleichen Namens oder gar nicht ausgezahlt worden. Es wird daran erinnert, dass in der Aufschrift der Sendungen an Kriegsgefangene im feindlichen Ausland außer dem Namen, Dienstgrad und Bestimmungsort, die Kompanie und des Regiments anzugeben sind. Weitere Angaben über Brigade usw. sind unstatthaft. 
 

Jugendwehrübung. Bei zweifelhaftem Wetter rückte nachmittags um 3 Uhr die Kompanie einschließlich der Radfahrabteilung durch die Stadt in Richtung Poggendorf, wo die Vereinigung mit der Jugendkompanie Loitz stattfand. Führung und Mannschaften beider Abteilungen gaben, wie unparteiliche Zuschauer mitteilten, ihr Bestes her, um die Übung so feldmäßig wie irgend möglich zu gestalten. Man konnte sehen, dass die Ausbildung der jungen Leute in den letzten Monaten im Felddienst erheblich vorwärtsgeschritten ist. Nach Abbruch des Gefechtes wurde mit Rücksicht auf die bestellten Felder zum Sammeln geblasen. 
 

Schuhmacherinnung. Der Obermeister Blietz besprach im Laufe der Verhandlung die Lederpreise vor 15 Mitgliedern. In auswärtigen Zeitungen sei berichtet, dass die Preise bedeutend billiger geworden seien. Dieses sei nicht der Fall, denn im Gegenteil seien die Preise noch weiter gestiegen. Bei dem jetzigen Stand des Ledermarktes gerate der Schuhmacher leicht in den Verdacht, zu hohe (so genannte Wucherpreise) zu fordern. In Wirklichkeit verdiene der Schuhmacher heute weniger wie früher, weil er dem Steigen der Lederpreise nicht zu folgen vermag. Für Sohlleder zahlte man früher 2,00 bis 2,50 M., heute jedoch 6,50 bis 7,50 Mark pro Pfund. (Autorin: Hannelore Deya) 
 

32. Kalenderwoche

 

Jugendkompanie. Im Gegensatz zu der verhältnismäßig geringen Zahl der Übungsteilnehmer am Sonntag auf dem Gelände fällt dem aufmerksamen Beobachter die viel zu große Zahl der Jugendlichen auf, die planlos in den Straßen der Stadt und deren nächster Umgebung, dahinschlendern. Diese gehören vornehmlich der schulentlassenen gewerblichen Jugend an, die nur selten die für Körper und Gemüt richtige Erholung ihres freien Sonntagnachmittags sucht. Solche jungen Leute sollten etwas mehr vom Geist der vaterländischen Pflicht unserer Zeit durchdrungen sein, sich auf die Militärdienstzeit vorzubereiten.
 

Marktbericht. Auf dem heutigen Wochenmarkt wurden Eier, Butter, Fische und Gartenerzeugnisse zum Verkauf gestellt. Es wurden u. a. gezahlt für Eier pro Stiege 2,00-2,10 M., Butter pro Pfund 1,80-1,90 M., Hechte pro Pfund 1,10 M., Aale pro Pfund 1,10-1,30 M., Flundern Pfund 50-70 Pf., grüne Bohne Liter 10 Pf., Blumenkohl Kopf 20-40 Pf., Wirsingkohl Kopf 10 Pf., Wurzel Bund 10 Pf., Zwiebel Liter 20 Pf. - Der Markt war nur mäßig beschickt, der Handel schleppend. Eier und Butter wurden wie immer schnell verkauft. Alle anderen Artikel fanden allmählich Absatz. 
 

Herr Müllermeister F. Bentzien konnte heute am 17. August auf den Tag zurückblicken, an welchem er vor 50 Jahren den Bürgereid der Stadt Grimmen leistete. 
 

Evangelischer Arbeiterverein. Nach Verlesung und Genehmigung des Protokolls der letzten Versammlung wurde bekannt gegeben, dass die Verlosung einen Ertrag von rund 60 Mark ergeben habe. Hierfür sollen den Mitgliedern, die zum Heeresdienst eingezogen sind, Liebesgaben gesandt werden. Die zu diesem Zweck gewählte Kommission wird zunächst die Adressen neu feststellen. Es kommen 28 Mitglieder in Betracht. Nachdem die augenblickliche Kriegslage besprochen worden war, wurde die Versammlung geschlossen. (Autorin: Hannelore Deya)
 

33. Kalenderwoche

 

Die Fünfundzwanzig-Pfennigstücke werden nunmehr eingezogen. Die kgl. Kassen sind angewiesen worden, die eingehenden Fünfundzwanzig-Pfennigstücke nicht wieder zu verausgaben, sondern der nächsten Reichsbankstelle zuzuführen. Bemerkt sei aber dazu, dass die Geldstücke vorläufig noch durchaus ihre Zahlkraft behalten. 
 

Die Mitglieder des Lehrervereins Grimmen-Rakow brachten bis jetzt durch dreimalige Sammlung 955 Mark als Kriegsspende zusammen. Davon wurden verteilt: 100 M. an das Rote Kreuz (Zweigstelle Grimmen), 100 M. an die Krüppelfürsorge für Krieger, 100 M. an die Blindenfürsorge für Krieger 205 M. an Liebesgaben für das Soldaten-Erholungsheim in Waldesruh, 150 M. an den Pestalozziverein Ostpreußen für geschädigte ostpreußische Lehrer, 150 M. an den Deutschen Lehrerverein als Kriegshilfe für geschädigte Lehrer. Die Sammlung wird fortgesetzt. 
 

Vor 14 Tagen wurde einem Schnitter auf dem Schützenplatz ein Fahrrad gestohlen. Die sogleich von der Polizei angestellten Ermittlungen blieben erfolglos. Am vergangenen Sonntag musterte der Bestohlene die in Grimmen auf der Straße stehenden Räder. Bei dieser Gelegenheit bemerkte er, wie ein vorbereitender Radfahrer das ihm gestohlene Rad fuhr. Er verfolgte ihn bis nach Abtshagen, wo das Rad von der zuständigen Behörde beschlagnahmt und die Personalien des Radfahrers festgestellt wurden. Letzterer will das Rad von einem Unbekannten gekauft haben. 
 

Firmenbetrug. Dem Agenten Karl H. aus Stralsund war von der Firma Ratzow und Papenhagen in Schwerin der Verkauf von Margarine übertragen. Im März des Jahres erschien er in Elmenhorst, um dort seinen Geschäften nachzugehen. Bei der Frau Sch. dort selbst erhielt er als Vertreter der Firma einen Geldbetrag für gelieferte Waren, den er an der Firma abführen sollte. Er nahm den Geldbetrag zwar an, lieferte ihn jedoch nicht an seine Firma ab, sondern verbrauchte ihn für sich, da er an die Firma noch eine höhere Forderung haben will. Eine Anklage wegen Unterschlagung führte ihn heute auf die Anklagebank. (Autorin: Hannelore Deya)
 

34. Kalenderwoche

 

Bei dem Hofbesitzer Poggendorf aus Klein Rakow soll Ende Februar ein Einbruchsdiebstahl verübt worden sein, wobei dem Dieb 300 Mark in die Hände gefallen sein sollen. Die angestellten Ermittlungen führten zu keinem Erfolg. Es erweckte vielmehr den Anschein, als ob der Bestohlene, welchen gegen Einbruchdiebstahl verschert ist, diesen selbst fungiert habe. Infolgedessen wurde gegen denselben das Strafverfahren wegen Betruges eingeleitet. Das Gericht hielt den Beschuldigten für nicht überführt und sprach denselben frei. 
 

Spart beim Bindfaden. Auch in einem Artikel, der bisher wenig beachtet wurde, ist Sparsamkeit wohl am Platz; das ist der Bindfaden. Bei dem großen Verbrauch von Hanfwaren, die aus Hanf hergestellt werden, also auch in Bindfaden, mit der Zeit Knappheit eintreten musste; denn die Einfuhr ist unterbunden. Manchen geht nun mit dem Bindfaden nicht sparsam um. Heute werden vielfach die Bindfäden der einlaufenden Pakete mit der Schere aufgeschnitten. Möge auch hier der Krieg erzieherisch wirken und zu der alten sparsamen Gewohnheit zurückführen!


Durch eine mit ihrer Verkündung in Kraft tretende Bekanntmachung wird eine Bestandserhebung von „Schlafdecken und Pferdedecken (Woilachs)“ angeordnet. Hiernach sind alle nicht in Gebrauch befindlichen Vorräte an 1. Schlafdecken aus Wolle, 2. Schlafdecken gemischt mit Baumwolle oder anderen pflanzlichen Spinnstoffen, 3. Schlafdecken aus Baumwolle, 4. Haardecken, 5. Pferdedecken (Woilachs) und nach dem Bestand zu melden. Die amtlichen Meldescheine sind bei den örtlich zuständigen Vertretungen des Handels usw. anzufordern. 
 

Unglücksfall. Am Sonnabend verunglückte die Arbeiterfrau Stöwsand von hier. Sie war vom Feld beim Ausdreschen von Getreide behilflich und hatte die von der Strohpresse heraus geworfenen Ballen zu einer Miete zusammenzulegen. Gegen kurz nach Mittag ging Regen nieder, das wollte Frau St. unter der im vollen Betrieb befindlichen Strohpresse Schutz suchen, wurde aber von einer Arbeiterin wegen der damit verbundenen Gefahr daran gehindert. Kurze Zeit darauf wiederholte sie ihr Vorhaben, sie wurde von dem Nadelbalken der Presse erfasst und fiel in die Öffnung zwischen Verbindungsstange und Nadelbalken. Noch ehe die Maschine zum Stehen gebracht werden konnte, wurde die Frau zu Tode gequetscht. (Autorin: Hannelore Deya)
 

35. Kalenderwoche

 

Nunmehr sind auch die letzten ostpreußischen Kreise für die Heimkehr der Flüchtlinge freigegeben. Wie der Landeshauptmann bekannt gibt, sind auch die Kreise Neidenburg, Ortelsburg, Johannisburg, Lyck, Oletzko, Goldap, Stallupönen, Pillkallen, Memel, Landkreis Tilsit nördlich des Memelflusses sowie ein Teil des Kreises Ragnit, nunmehr allen Flüchtlingen, welche sich ein Unterkommen in der Heimat beschaffen können, freigegeben. Zur Klarstellung der Frage, ob Unterkunft vorhanden ist, haben sich die Flüchtlinge an den Bürgermeister der Heimatstadt bzw. an die Landräte des Heimatkreises zu wenden. 
 

Verbot der Milch- und Sahne-Verwendungen für Bäckereien und Konditoreien. Es ist verboten: 1.Vollmilch oder Sahne in gewerblichen Betrieben zum Backen zu verwenden: 2. geschlagene Sahne, allein oder in Zubereitungen im Kleinhandel, insbesondere in Milchläden, Konditoreien, Bäckereien, Gast-, Schank- und Speisewirtschaften sowie in Erfrischungsräumen zu verabfolgen. Die Geschäftsräume können von den beauftragten Beamten auf Innehaltung des Verbots kontrolliert werden. Zuwiderhandlungen werden mit Geldstrafen bis zu 1500 Mark oder mit Gefängnis bis zu drei Monaten geahndet. Auf Haushaltungen bezieht sich das Verbot nicht. 
 

Eisernes Kreuz. Dem Trompeter Carl Münz aus Neuendorf, Sohn des Hofmühlenbesitzers Karl Münz daselbst, ist das Eiserne Kreuz verliehen. Anlässlich des Sedantages hatten gestern viele Gebäude unserer Stadt Flaggenschmuck angelegt. In den Schulen wurden Gedenkfeiern abgehalten. An der gestern stattgefundenen Kriegsbetstunde nahm auch die Jugendkompanie teil. 
 

Übergroßer Andrang von Feldpostpaketen nach dem Osten. Es wird bekannt gegeben: Die Versendung der Feldpostpäckchen (Feldpostbriefe über 50 Gramm Gewicht) nach dem Osten hat einen solchen Umfang angenommen, dass die Feldpost bei den schwierigen Wegeverhältnissen in Russland die ordnungsmäßige Zustellung nicht mehr leisten kann. Von einigen Dienststellen ist deshalb bereits beantragt worden, den Päckchenverkehr vollständig zu sperren. Die Angehörigen sollten ihre Gebefreudigkeit im Interesse der Truppen einschränken. (Autorin: Hannelore Deya) 
 

36. Kalenderwoche

 

Jugendkompanie. Am Sonnabend konnte die hiesige Jugendkompanie auf ihr einjähriges Bestehen zurückblicken. Von einer besonderen Feier musste infolge der ernsten Zeit abgesehen werden. Um 9 ½ Uhr abends versammelte sich die Kompanie auf dem Marktplatz zu einem gemeinsamen Abkochen. Dort hielt Herr Superintendant Schlapp an die Jungmannen eine Ansprache, welche in einem begeisterten Kaiserhoch endete. Nachdem dann die Lampions angezündet waren, wurde nach dem Biwakplatz an der Straße nach Holthof marschiert. Eine große Anzahl Zuschauer, besonders Damen, begleiteten die Kompanie dorthin. Auf dem Platz entwickelte sich ein reges Leben und Treiben. 
 

Schöffensitzung. Der Hofbesitzer Albert Br. aus Splietsdorf war wegen Jagdvergehens angeklagt. Er hatte während der gesetzlichen Schonzeit ein Schmalreh geschossen. Er gab heute an, das Reh für einen Bock gehalten zu haben. Das Gericht erkannt auf eine Geldstrafe von 20 Mark, eventuell 4 Tage Haft. 2. Dem Schneidermeister W. aus Tribsees war ein polizeiliches Strafmandat in Höhe von 5 Mark zugestellt, weil eine seiner Kühe die neben seiner Koppel liegende Wiese des Fleischermeisters R. betreten haben soll. Hiergegen hatte der Bestrafte auf richterliche Entscheidung angetragen. Das Gericht hielt den Beschuldigten für strafbar und setzte eine Geldstrafe von 3 Mark gegen ihn fest. 
 

Schöffensitzung. Eine Anklage wegen Jagdvergehens war gegen den Administrator R. aus Kirch-Baggendorf erhoben, weil er an einem Ort, an welchem er nicht berechtigt gewesen, die Jagd ausgeübt haben soll. Nach der heutigen Beweisaufnahme wurde der Beschuldigte freigesprochen. Wegen gefährlicher Körperverletzung hatte sich der Vorschnitter W. aus Kirch-Baggendorf zu verantworten, weil er, als eines Abends sich mehrere Schnitter in dem Mädchenzimmer aufgehalten haben und auf seine Aufforderung das Zimmer nicht gleich verlassen haben, dem einen Schnitter mit einem Schlagring geschlagen zu haben. Der Angeklagte will sich in Notwehr befunden haben und erreichte heute seine Freisprechung. (Autorin: Hannelore Deya)
 

37. Kalenderwoche

 

 Schöffensitzung. Dem Kaufmann Wenzel in Elmenhorst waren vor einiger Zeit aus einem, im Laden stehenden, Glaskasten verschiedene Schmucksachen, wie Halsketten, Broschen und dgl. entwendet worden. Nach den angestellten Ermittlungen des Gendarmeriewachtmeisters sollen der Dienstjunge Wilhelm Sch. aus Elmenhorst und das Dienstmädchen B. aus Crummenhagen diese Diebstähle ausgeführt haben. Infolgedessen hatten sie sich heute wegen Diebstahls zu verantworten. Gleichzeitig waren die Dienstmädchen Emma W. und Johanna H. aus Crummenhagen wegen Hehlerei angeklagt, weil sie einige dieser Sachen, obgleich sie wussten, dass sie von einem Diebstahl herrührten, an sich genommen hatten. Sämtliche Angeklagte wurden für überführt gehalten und verurteilt. 
 

Säuglingsheim. Das von dem Zweckverband zur Errichtung von Wohlfahrtsanstalten in Vorpommern erbaute Säuglingsheim in Greifswald wird im Oktober d. J. in Betrieb eröffnen. Der Pflegesatz für selbst zahlende Wöchnerinnen beträgt, wie wir hören, 1 Mark pro Tag; für Säuglinge, die auch ohne Mutter in das Säuglingsheim aufgenommen werden können, täglich 50 Pfg. = 15 Mark pro Monat. Das Säuglingsheim soll bekanntlich in erster Linie der Massenbelehrung dienen. Zu diesem Zweck können, ebenso wie bisher, in der Universitätsklinik Lehrschülerinnen auf drei bis zwölf Monate zur Erlernung der Säuglingspflege eingestellt werden. 
 

Am nächsten Sonntag gibt der allerwärts als ein Meister seines Faches anerkannte Oper- und Konzertsänger Herr Hand Weinberg aus Berlin im Kaisersaal einen vaterländischen Kunstabend, dessen Programm dem Ernst der Zeit entsprechend nur deutsche, teilweise während der Kriegszeit entstandene Kompositionen enthält. Ein Einnahmeteil ist für wohltätige Kriegszwecke hierselbst bestimmt. 
 

Anlässlich des hundertjährigen Gedenktages der Zugehörigkeit Neuvorpommerns und Rügens zu Preußen hatten die öffentlichen, sowie auch viele Privatgebäude, Flaggenschmuck angelegt. Als Antwort auf ein Huldigungstelegramm des Herrn Regierungs-Präsidenten Blomeyer ging ein Danktelegramm ein. (Autorin: Hannelore Deya)
 

38. Kalenderwoche

 

Die Gas- und Elektrizitätskommission hatte beschlossen, das elektrische Straßennetz in der Greifswalder Vorstadt bis zum Grundstück des Schmiedemeisters L. Wiedemann zu erweitern. 
Das Kollegium erklärte sich damit einverstanden und bewilligte die entstehenden Kosten. 
Von den Verhandlungen des Pommerschen Städtetages wurde Kenntnis genommen. Der Annahme eines Gräberlegats von Fräulein Hasenkamp in dem mit dem Magistratsbeschluss bezeichneten Umfang wurde zugestimmt.
 

Die Aufstellung dreier Kandidaten aus der ersten Bürgerklasse anstelle des aus dem Kollegium ausgeschiedenen Ziegeleibesitzers Paul Meyer wurde durch Stimmzettel vorgenommen und die Herren Kaufmann Plate, Sanitätsrat Geißler und Kaufmann Brüdgam gewählt. Es wurden gewählt: 1. für die Gas- und Elektrizitätskommission die Repräsentanten Krohn und Breese, 2. in die Kommission für Revision der Stadtkasse Repräsentant Jülich und der demnächst neu gewählte Bürgervertreter. 
 

Am nächsten Sonntag, den 19. September, gibt der allerwärts als ein Meister seines Faches anerkannte Opern- und Konzertsänger Herr Hans Weinberg aus Berlin im Kaisersaal einen vaterländischen Kunstabend, dessen Programm dem Ernste der Zeit entsprechend nur deutsche, teilweise während der Kriegszeit entstandene Kompositionen enthält. Ein Einnahmeteil ist für wohltätige Kriegszwecke hierselbst bestimmt. Mithin hat man Gelegenheit, sich einen erlesenen Kunstgenuss zu verschaffen und zugleich ein gutes Werk zu verrichten.
 

Goldene Hochzeit. Am gestrigen Tag feierte der Arbeiter Voß mit seiner Frau das seltene Fest der goldenen Hochzeit. Die beiden alten Leute erfreuen sich trotz ihres Alters noch einer guten Gesundheit. Am Vormittag erfolgte in der hiesigen Kirche durch Herrn Superintendanten Schlapp die kirchliche Einsegnung. Am Anschluss hieran wurde dem Jubelpaar das Allerhöchste Gnadengeschenk von 50 Mark sowie von dem Gemeindekirchenrat eine goldene Bibel überreicht. Eine kleine Feier vereinigte das Jubelpaar mit seinen Kindern und Enkelkindern. (Autorin: Hannelore Deya)
 

39. Kalenderwoche

 

 Am Sonnabend feierte Herr Christian Sorge seinen 92. Geburtstag. In Reinkenhagen im Jahr 1823 geboren, betrieb er etwa 50 Jahre in Grimmen das Schuhmacherhandwerk. Er ist der älteste Bürger der Stadt Grimmen. Der alte Herr erfreut sich trotz seines hohen Alters der besten Rüstigkeit und geistigen Frische. Im Jahr 1912 konnte er sein 50jähriges Bürgerjubiläum feiern. Gegenwärtig versieht er die Botenstellen der Landkranken- und gemeinsamen Ortskrankenkasse für den Stadtbezirk Grimmen. 
 

Am Mittwoch fand, wie alljährlich an diesem Tag, hier der diesjährige Gänsemarkt statt. Der Auftrieb war noch viel geringer wie in den Vorjahren. Es wurden nur sehr wenige und kleine Herden angetrieben. Die geforderten Preise bewegten sich zwischen 13 und 16 M. Die Nachfrage war eine äußerst rege, so dass der Bedarf bei Weitem nicht gedeckt wurde. 
 

Mahnung für Reisende Soldaten sind jetzt auf dem Bahnhof veröffentlicht worden. Es heißt darin: Vorsicht, Soldaten, bei Abgabe von Briefschaften und Postkarten während der Eisenbahnfahrt. Verratet nicht aus Unvorsichtigkeit oder Vertrauensseligkeit die militärischen Geheimnisse, ohne dass ihr es wollt. Verboten ist jede Mitteilung über das Woher und Wohin des Transports. Übergebt nichts unbekannte Person, denn es könnten feindliche Nachrichtensammler sein.
 

Schutz der Stranddiestel. Es ist verboten, unbefugterweise die am Strande der Ostsee, deren Boddengewässer und auf den Dünen wachsende Stranddistel auszugraben oder auszureißen, ganz oder teilweise abzuschneiden oder abzupflücken.
 

Liebesgaben-Schund. Der Krieg hat eine Menge von Artikeln auf den Markt gebracht, die zwar mit beträchtlichem Reklameaufwand angepriesen werden, denen gegenüber aber das größte Misstrauen angebracht ist. So kommen Kaffee-Pastillen in Blechröhrchen in den Handel, die aus nichts weiterbestehen, als aus zusammengepressten, gemahlenen Kaffee mittlerer Güte. Gewöhnlich enthalten diese Röhrchen 12 Stück Pastillen und kosten 40 Pf. Ähnlich steht es mit so genannten Teebomben und Kakaowürfeln. Das ergibt eine schlimme Übervorteilung des Käufers. (Autorin: Hannelore Deya)
 

40. Kalenderwoche

 

Am Donnerstagnachmittag wurde der fünfjährige Knabe Erich Röpke in der Strohstraße überfahren. Er spielte auf der Straße und lief gerade über dieselbe, als ein Fuhrwerk mit einem zweiten angekoppelten Wagen vorüberfuhr. Der Knabe sah den zweiten Wagen nicht und fiel hinter dem Ersten zur Erde. Die Räder des zweiten Wagens gingen über den Jungen hinweg, ohne einen Schaden zu verursachen. Mit großem Schreck kam der Knabe davon!

 

Wir verfehlen nicht, unseren werten Kunden davon Kenntnis zu geben, dass eine Lieferung von Briketts zum Sommerpreis, im Oktober und später, unter keinen Umständen erfolgen kann. Sie werden zu dem als dann gültigen Preis, d. h. pro Zentner 5 Pfennig teurer als bisher berechnet, einerlei, wann und per wann dieselben bestellt sind. Diejenigen unserer Kunden, die bereits bestellt hatten und mit der Lieferung zu dem erhöhten Preis nicht einverstanden sind, stellen wir anheim, die Aufträge, welche bis jetzt nicht ausgeführt werden konnten, rechtzeitig abzubestellen. Der Verein der Kohlenhändler von Grimmen und Umgebung. 
 

Dienstjubiläum. Herr Lehrer Burgaß in Rolofshagen feiert heute sein 25jähriges Dienstjubiläum. Seit nahezu 14 Jahren wirkt Herr Burgaß an der Schule zu Rolofshagen im Kreis Grimmen. - Dem Postschaffner F. Ganzow wurde nach 30jähriger Dienstzeit der Titel Ober-Postschaffner verliehen. Das 25jährige Dienstjubiläum feierten die Briefträgen Behrens, Postschaffner Meyer und Postschaffner Hacker. 
 

Bürgerrepräsentantenwahl. In der heute auf dem Rathaus stattgefundenen Wahl eines Bürgerrepräsentanten 1. Bürgerklasse, wozu die Herren Sanitätsrat Carl Geißler, Kaufmann Hans Plate und Kaufmann Brüdgam nominiert waren, wurde Ersterer mit sämtlichen 14 abgegebenen Stimmen gewählt. 
 

Verkauf von Kriegsmarken. Der Einwohnerschaft wird hiermit zur Kenntnis gebracht, dass von heute ab Damen die „Deutsche Kriegsmarke“ den hiesigen Einwohnern zum Kauf anbieten werden. Der Reinertrag aus dem Erlös dieser Marke fließt in erster Linie für die Unterstützung der Hinterbliebenen unserer tapferen Krieger bestimmt. Der hohen Gemeinnützigkeit des Unternehmens wegen darf wohl auf eine tatkräftige Unterstützung auch von unserer Einwohnerschaft gerechnet werden. (Autorin: Hannelore Deya)
 

41. Kalenderwoche

 

Die Kommandantur des Gefangenenlagers in Altdamm teilt uns mit, dass für die Ergreifung und Anzeige über den Aufenthalt von entflohenen Gefangenen Belohnungen bis zur Höhe von 20 Mark gezahlt werden. – Auf das Gesuch um Erhöhung der Unterstützungen für die Familien der Kriegsteilnehmer ist die Nachricht eingegangen, dass eine Erhöhung vom 1. November ab in Aussicht genommen ist. 
 

Fleischer-Innung. Im Laufe des Vormittags wurden zwei praktische Gesellenprüfungen abgehalten. Nachmittags leitete Herr Altermann Hartig die Innungsverhandlungen im Kaisersaal. Der Leiter der Fortbildungsschule Herr Lehrer Häwert prüfte die Junggesellen theoretisch und nachdem sie auch diese bestanden hatten, wurden beide zum Gesellen gesprochen. Herr BM Rückert wohnte den Verhandlungen als Vertreter der Aufsichtsbehörde bei. Ein Abendessen hielt die Mitglieder noch längere Zeit beisammen. 
 

Schuhmacher-Innung. 19 Mitglieder waren anwesend. Herr Schuhmachermeister Blietz leitete die Verhandlungen. 2 Lehrlinge wurden in die Lehrlingskontrolle eingetragen. Der Haushaltsetat für 1916 wurde in der vorgelegten Aufstellung angenommen. Bei der Neuwahl des Vorstandes wurde Schuhmachermeister Henk wiedergewählt und anstelle des Schuhmachermeisters Joh. Jülich, der eine Wiederwahl seines hohen Alters wegen ablehnte, der Schuhmachermeister Heiden gewählt. Nach Erledigung einiger interner Angelegenheiten wurde die Versammlung geschlossen. 
 

Zigeuner. Am Dienstagabend bemerkte man im Kammerholz bei Caschow Zigeuner, welche sich an einem Lagerfeuer erwärmten. Am nächsten Morgen machte sich die Gendarmerie auf und entdeckte sie im Wittenhäger Gehölz. Sobald die Beamten sichtbar wurden, ergriffen mehrere männliche Personen dieser braunen Gesellen die Flucht. Wahrscheinlich handelt es sich bei diesen um Entziehung der Heerespflicht. Die noch ca. 20 Köpfe zählende Zigeunerbande wurde zunächst nach dem hiesigen Rathaus gebracht und wo 3 im militärischen Alter stehende Personen interniert wurden. Die Frauen und Kinder wurden mit dem 4 Uhr Zug nach Stralsund abgeschoben, während 2 männliche Personen mit ihren Hundefuhrwerken den Weg nach Stralsund per Achse zurücklegen mussten. (Autorin: Hannelore Deya)
 

42. Kalenderwoche

 

 Rotes Kreuz. Es wird nochmals auf den Aufruf der Vereinigten Vaterländischen Frauenvereine und der Vereine vom Roten Kreuz hingewiesen. In diesem Aufruf war um Gaben für die deutschen Kriegsgefangenen in Russland gebeten. Die erbetenen Gegenstände sind zum größten Teil geschenkt worden. Das Fehlende wurde angekauft. Die Sendung ist abgegangen. Geldgaben werden aber noch dankend angenommen. Außer den Vorstands- und Bezirksdamen des vaterländischen Frauenvereins nimmt Herr Rechnungsrat Link, sowie die Spar- und die Kreiskommunalkasse Geldspenden entgegen. 
 

Metallablieferung. Die Frist der freiwilligen Ablieferung der beschlagnahmten Gegenstände aus Kupfer, Messing und Nickel läuft am Sonnabend ab. Wer bis dahin die in seinem Besitz befindlichen Gegenstände, soweit sie der Beschlagnahme unterliegen, nicht freiwillig abgeliefert hat, muss dieselben zur Abmeldung bringen. Die vorgeschriebenen Formulare sind auf dem hiesigen Polizeibüro in Empfang zu nehmen. Wer infolgedessen die Umstände der Anmeldung und Enteignung vermeiden will, hat noch bis Sonnabend Zeit. 
 

Stoltenhagen
Vor einigen Monaten wurde das Pfarrhaus in Stoltenhagen durch Feuer gänzlich zerstört. Wie aus dem Bericht der Kreissynode hervorgeht, hat dies beklagenswerte Vorkommnis weitere wichtige Maßnahmen bezüglich der Gliederung in der Synode Grimmen im Gefolge gehabt. Das Kirchenregiment hat nach Anhörung der kirchlichen Körperschaften beschlossen, die Pfarrstelle von Stoltenhagen aufzuheben. Die großen Opfer an Geld, welche jetzt der Bau eines neuen Pfarrhauses fordern würde, ließ den Zeitpunkt für geeignet erscheinen, die Aufhebung der Stelle in die Wege zu leiten. 
 

Das Hohenzollernjubiläum wurde im ganzen Reich namentlich aber in Berlin festlich begangen. In allen Schulen wurde in entsprechender Weise auf die Bedeutung des Tages hingewiesen, an dem vor 500 Jahren die Mark Brandenburg an das Haus Hohenzollern kam. Auch unser Städtchen prangte im Flaggenschmuck. In den Schulen fanden Feiern statt. Als Gäste waren erschienen die Herren Superintendent Schlapp, Bürgermeister Rueckert und Kamerad Haß. Mit der Verlesung des Wort Gottes eröffnete Herr Rektor Balzer die Feier. Die Festrede hielt Herr Mittelschullehrer Durchstein. In die Rede eingeflochten waren Gedichtvorträge der Schüler und Schülerinnen. (Autorin: Hannelore Deya)
 

43. Kalenderwoche

 

 Krammarkt. Der am Mittwoch stattgefundene Herbstmarkt war sehr spärlich besucht, Am Abend vorher, wo sonst schon der größte Teil der Plätze vergeben war, waren erst drei Verkaufsstände aufgeschlagen. Einige Geschäftsleute gesellten sich am nächsten Tag dazu. Gegen Mittag und am Nachmittag herrschte ein lebhafter Verkehr und scheinen die wenigen Geschäftsleute gute Einnahmen gehabt zu haben. Fast gestürmt wurde eine Greifswalder Kuchenbude, da die Konkurrenz der Ware nicht rechtzeitig erhielt. Sehr begehrt waren die Grünkramartikel besonders stark war die Nachfrage nach Kohl, die bei weitem nicht gedeckt wurde. Großen Zuspruch hatte auch das im Kaisersaal spielende Kinematographen-
Theater. 
 

Schöffensitzung. Zur Verhandlung kamen folgende Sachen: Wegen Übertretung der Polizeistunde war die Gastwirtin H. aus Tribsees mit einer Geldstrafe in Höhe von 5 Mark von der dortigen Polizeiverwaltung bestraft. Die Beschuldigte hatte richterliche Entscheidung angetragen. Nach der heutigen Beweisaufnahme wurde jedoch nicht festgestellt, dass dieselbe Gäste über die Polizeistunde hinaus in ihrem Lokal geduldet habe und sie erreichte die Freisprechung. 
 

Der Arbeiter Wilhelm M. aus Gr. Elmenhorst soll dem Büdner Genz dortselbst mehrere Hafergarben entwendet haben, wofür er zu einer Gefängnisstrafe von 8 Tagen verurteilt wurde. Der Lokomotivführer August W., dessen Frau und die Arbeiterfrau B. sämtlich aus Tribsees waren wegen gemeinschaftlicher Körperverletzung angeklagt. Nach der heutigen Beweisaufnahme wurde jedoch nur die Frau W. für schuldig befunden und zu einer Geldstrafe von 10 Mark ev. zwei Tagen Gefängnis verurteilt. Die beiden anderen Angeklagten wurden freigesprochen. 
 

Der Scherenschleifer Johann L. aus Stralsund hat verschiedentlich im Kreis Grimmen den Gewerbebetrieb eines Scherenschleifers ausgeübt, ohne den dazu erforderlichen Gewerbeschein besessen zu haben. Der Beschuldigte wurde zu einer Geldstrafe von 24 Mark ev. 3 Tagen Gefängnis verurteilt. (Autorin: Hannelore Deya)
 

44. Kalenderwoche

 

 Gefangene Russen. Dem Gendarmerie-Wachtmeister von hier gelang es am Montag in der Nähe von Leyerhof wiederum 2 russische Gefangene zu ergreifen, welche aus dem Gefangenlager bei Güstrow entwichen waren. Die Gefangenen wurden dem Garnison-Kommando in Stralsund zugeführt. 
 

Kommunales. Die Frist zur Bebauung eines dem Zimmermeister Fütterer zu Stralsund gehörigen Bauplatzes, Ecke Karl- und Friedrichstraße, läuft mit dem Ende dieses Jahres ab. Auf Ersuchen wird dem Bittsteller dieselbe um die Dauer des gegenwärtigen Krieges verlängert. Das Kollegium nimmt Kenntnis von dem Anschluss der Rathausräume an das städtische Elektrizitätsnetz und gibt seine Zustimmung, dass die beiden Laternen vor dem Rathaus zu elektrischer Beleuchtung eingerichtet werden. 
 

Es wird beschlossen, einen Waggon Äpfel aus Brüssel zu beziehen und diese, wenn irgend möglich, durch einen hiesigen Geschäftsmann verkaufen zu lassen. Auf Anregung wird beschlossen, mit Rücksicht auf den Petroleummangel den Rathaussaal von jetzt ab in den Abendstunden der ärmeren Bevölkerung als Aufenthaltsraum herzugeben. Herr Geißler wurde zum Mitglied der Gas- und Elektrizitätskommission gewählt. 
 

Gefasster Wilddieb. Am Dienstag bemerkte Herr Hegemeister Weißenborn im Grimmer Stadtwald einen Menschen, der aus einer Schonung herauskam und auf seinen Rücken einen gefüllten Rucksack trug. Auf Anrufen des Forstbeamten ergriff er die Flucht und rannte nach dem gegenüberliegenden Kammerholz. Als er sich unbemerkt glaubte, lief er von dort nach der früheren Schinderkuhle und versteckte sich dort. Die Untersuchungen ergaben, dass es sich um den in der Neuberlinerstr. wohnenden Maurer Wilhelm Sch. handelte. Nachdem der Beschuldigte aus seinem Versteck nach Hause zurückkam, wurde er einem Verhör unterzogen, in kessem Verlauf er zugab, in seinem Rucksack ein Reh gehabt zu haben. (Autorin: Hannelore Deya)
 

45. Kalenderwoche

 

 Versorgung der Bevölkerung mit Spiritusglühlicht. Trotz aller Bemühungen kann der Bedarf der Zivilbevölkerung an Petroleum nur zu einem Teil gedeckt werden. Da die zurzeit im Handel befindlichen Karbidlampen zum Teil von minderwertiger Konstruktion sind und Gefahren mit sich bringen gibt es neue Bemühungen zur Versorgung mit Spiritus. Es wird die Gründung einer „Spiritus-Glühlicht-Kriegs-Gesellschaft m. b. H.“ mit Sitz in Berlin veranlasst. Der Zweck ist die Versorgung mit Kleinbeleuchtungsmitteln für Spiritus- Glühlicht, der Vertrieb von Spiritusbrennern einschließlich Docht wird zum Kleinhandelspreis von 4 Mark vertrieben. 
 

Erweiterung der Metallbeschlagnahme (Nickel). Die bestehende Verordnung über 
Bestandsmeldung und Beschlagnahme von Metallen, die sich nur an Gewerbe- und Handelstreibende (nicht an Privatpersonen) wendet, wurde zum ersten Mal am 14. August 1915 ergänzt in Bezug auf Aluminium in Fertigfabrikaten. Es ist von jetzt ab verboten, Nickel nach den Bestimmungen der Hauptverfügung zu Kriegslieferungen im eigenen oder fremden Betrieb, zu notwendigen Ausbesserungen in einem mit Kriegslieferungen beschäftigten Betrieb oder zur Aufrechterhaltung eines landwirtschaftlichen Betriebes zu verwerten. Für Nickelverwendung ist eine Freigabe notwendig.
 

An die Landwirte. Die pommersche Herdbuchgesellschaft für das schwarz-weiße Tieflandrind veranstaltet in Stettin auf dem städtischen Viehhof ihre 20. Bullenversteigerung, wofür 82 Anmeldungen erfolgt sind. Eine Preisverteilung auf die besten Tiere findet vor der Versteigerung statt. Versteigerungsverzeichnisse sind kostenlos und postfrei von der Herdbuchgesellschaft in Stettin, Werderstraße 32, erhältlich.
 

In Vorpommern machen sich seit einigen Jahren Störungen im Fernsprechbetrieb bemerkbar, die zu ausgedehnten Untersuchungen Anlass geben. In den letzten Monaten war es besser geworden. Vor einigen Tagen aber haben sich die Störungen wiedereingestellt. Die Ursache ist, wie von zuständiger Stelle mitgeteilt wird, auch jetzt wieder auf elektrische Fernwirkungen aus Hochspannungsanlagen der Stralsunder Überlandzentrale zurückzuführen.
 

Goldmünzen heraus! Auf den Bahnhöfen liest man jetzt auf roten Zetteln folgende Mahnung: „Goldmünzen heraus! Für alle Personen, die noch im Besitz von Reichs-Goldmünzen sind, ist es eine vaterländische Pflicht, sie den Reichsbankstellen oder Postanstalten in Papiergeld umzutauschen. Wer es nicht tut, schädigt das Vaterland.“ (Autorin: Hannelore Deya)


 

46. Kalenderwoche

 

Vaterländischer Frauenverein. Die für die deutschen Kriegsgefangenen in Russland vom Provinzialverband aus dem Kreis- Zweigverein Grimmen erbetenen Liebesgaben sind in vollem Umfang abgesandt worden. An Geldgaben sind einschließlich einer Spende des Kreises Grimmen im Betrag von 400 Mark im Ganzen 2000 Mark eingegangen und abgeführt. Gewiss ein sehr erfreuliches Ergebnis. Die Obstsammlung des Vereins aus Anlass des Geburtstags I. M. der Kaiserin ergab 171 kg sterilisierte Früchte, 923 l Obstsaft, 58.5 kg Honig, 88 Pfund rohes Obst, einen großen Korb Weintrauben, einen großen Korb Birnen und Äpfel und einen Beutel Nüsse. Auch diese Gaben sind sämtlich teils ins Feld, teils an die Lazarette gesandt. Als neue Mitglieder sind in den letzten Tagen 157 in den Vaterländischen Frauen-Verein Grimmen eingetreten. Der Bestand ist danach von 834 auf 991 gestiegen. 
 

Feuer. Am Montagvormittag brannte die Scheune des Hofbesitzers und Müllermeisters Rossow-Vorland nieder. Das Gebäude sowie der gesamte aus diesjähriger Ernte stammende Inhalt wurden ein Raub der Flammen. Die Entstehungsursache ist nicht bekannt. 
 

Belgisches Obst. Am Dienstag traf der von dem Magistrat bestellte Waggon belgischer Äpfel auf dem Hauptbahnhof ein. Der Verkauf geschah direkt aus dem Eisenbahnwagen. Der Andrang war groß; es dauerte nicht ganz 3 Stunden, so war der geräumige Eisenbahnwagen geleert. Der Zentner wurde mit 9 und 10 Mark verkauft. Obgleich ein großer Teil der Einwohner seinen Bedarf gedeckt hat, mussten verschiedene unverrichteter Weise wieder von dannen ziehen. Der Magistrat hat einen 2. Waggon telegraphisch bestellt.
 

Abtshagen
Herr Lehrer und Kantor Heuter konnte am heutigen Tag auf eine 25jährige gesegnete Amtstätigkeit in unserer Gemeinde zurückblicken. Wegen des Ernstes der Zeit war von einer öffentlichen Feier Abstand genommen. Jedoch hatten es sich der Gemeindekirchenrat und der Schulvorstand nicht nehmen lassen, im Schulhaus Glückwünsche zu überbringen. Der Gemeindekirchenrat schenkte einen wunderhübschen Schreibtisch nebst Ledersessel und Teppich. Der Schulvorstand überbrachte ebenso ein Geschenk. (Autorin: Hannelore Deya)
 

47. Kalenderwoche

 

 Schöffensitzung. Der Arbeiter Johann L. aus Horst war angeklagt, dem Landwirt Schmidt in Horst eine Quantität Hafer entwendet zu haben. L. bestritt aufs Entschiedenste seine Schuld. Den durch Gendarmeriewachtmeister Wilke bei dem Beschuldigten mithilfe seines Polizeihundes vorgefundenen Hafer will derselbe von einem Unbekannten gekauft haben. Das Gericht verurteilte zu einer Woche Gefängnis. 
 

Wegen Betrugs hatte sich die Ehefrau des Pantoffelmachers Sch., jetzt in Stettin wohnhaft, zu verantworten. Sie hatte dem Händler Hauschild in Germersdorf Pantoffeln zu liefern, brachte aber nur einen Teil der Ware, ließ sich aber von der Frau den Betrag für die ganze Bestellung geben, mit dem Bemerken, dass sie den Rest am nächsten Tag bringen würde und Herr Hauschild, dem sie unterwegs begegnet sei, ihr dies gesagt habe. Sie erhielt eine Geldstrafe von 20 Mark. 
 

Heute Vormittag wurden von der hiesigen Polizei 32 Schnitter und Schnitterinnen festgenommen. Selbige hatten auf dem Rittergut Ungnade die Arbeit niedergelegt. Nach kurzer Zeit wurden sie, nachdem der Rädelsführer in Haft genommen war, durch zwei Gendarmerie-Wachtmeister wieder zu ihrer alten Arbeitsstelle zurückgeführt. 
 

Weihnachtsgaben-Vaterländischer Frauenverein. Jedes Mitglied, so ist es gedacht, soll wieder 5 Soldaten bedenken. Aber für jeden Krieger nur 2 Gaben. Die Sachen für die fünf bittet der Frauen-Verein in ein Paket zusammenzupacken und 5 Kärtchen mit dem Namen der Spenderin beizufügen. Die Kärtchen erhalten die Mitglieder von der zuständigen Bezirksdame. Die Pakete können ebenfalls dorthin, aber auch an die Hauptstelle Superintendentur Grimmen abgeliefert werden. 
 

Bekanntmachung betreffend die Herbst-Kontrollversammlung im Jahr 1915 im Landwehrbezirk Stralsund. Zu den Kontrollversammlungen erscheinen: 1. sämtliche noch nicht eingestellten Mannschaften des Beurlaubtenstandes des Heeres und der Marine, 2. alle ausgebildeten, noch nicht eingestellten Mannschaften des Landsturms II. Aufgebots, 3. alle Rekruten und ausgehobenen, unausgebildeten Landsturmpflichtigen, einschl. der Jahresklasse 1896, sowie alle bei der Musterung der früher dauernd Untauglichen ausgehobenen, unausgebildeten und alle als tauglich bezeichneten ausgebildeten Landsturmpflichtigen.
Kontrollversammlungsplatz Grimmen, Schützenhaus. (Autorin: Hannelore Deya)
 

48. Kalenderwoche

 

 Am Sonntagabend hielt Herr Bergrat a. D. Gothein im Kaisersaal einen Vortrag über „Den Misserfolg des englischen Handelskrieges.“ Über 200 Personen hatten sich eingefunden, darunter mehrere Damen. Dem folgenden etwa zweistündigen Vortrag folgte man mit gespanntem Interesse. Redner legte dar, dass nichts England in den Krieg getrieben habe, als nur Deutschlands beständig wachsender Einfluss in Handel und Industrie. Wie bisher auf dem Meer wolle England auch auf dem Land, die erste Stelle einnehmen. Das Mittel dazu sei Deutschlands Vernichtung, besonders durch Aushungerung. 
 

Gewerbeverein. Der Verein vollendete Ende September d. J. sein 30. Geschäftsjahr. Es fanden zwei Versammlungen, 2 Vorstandsitzungen statt. Zu gemeinnützigen Zwecken stiftete der Verein im verflossenen Jahr 50 Mark für das Rote Kreuz, 40 Mark für bedürftige Kriegerfamilien und 20 Mark für bedürftige Kriegerfamilien und 20 Mark für die Not leidenden Ostpreußen. Am Schluss des Berichtsjahres zählte der Verein 105 Mitglieder, von denen 30 zum Heeresdienst eingezogen sind. 
 

Es ist wahrgenommen worden, dass die Heeresangehörigen vielfach in gewöhnlichen Briefen Papiergeld nach der Heimat versenden. Sollten solche gewöhnlichen Briefe in Verlust geraten, so wird keinerlei Ersatz geleistet. Es wird den Heeresangehörigen empfohlen, von dieser Unsitte zu lassen und Übermittlung von Geldbeträgen (bis 800 Mark) nach der Heimat Postanweisungen zu benutzen. Dies geschieht kostenfrei und erfolgt vollkommen sicher. 
 

Schöffensitzung. Der Ackerbürger Wilhelm M. aus Tribsees hatte auf dem dortigen Bahnhof mehrere Zentner Schnitzel von einem Waggon entwendet. Wegen Diebstahls wurde er mit einem Tag Gefängnis bestraft. – Der Knecht Otto Kerbs aus Zarnekow hatte seinen Dienstherren, welcher ihn für Vernachlässigung in seiner Arbeit Vorhaltungen gemacht hatte, mit einer Dunggabel bedroht, ihn zur Erde gestoßen und geschlagen. Wegen gefährlicher Körperverletzung erhielt er eine Gefängnisstrafe von 14 Tagen. (Autorin: Hannelore Deya)
 

49. Kalenderwoche

 

 Vor einigen Tagen kehrte der Arbeiter Th. von hier, welcher seit Beginn des Krieges zum Heeresdienst einberufen war, auf Urlaub zurück. Seine Frau, welche die Kleider reinigen wollte, fand in seinem Rock ein Geschoss, welches sie dem Th. Zurück gab. Letzterer ging damit in ein anderes Zimmer und auf bisher nicht bekannter Weise entlud sich dasselbe und verletzte den Th. ziemlich schwer an beiden Händen. Nach Anlegung eines Notverbandes musste er sich sogleich in das Garnisonslazarett zu Stralsund begeben. 
 

Belgisches Obst. Nachdem nunmehr auch der zweite Waggon belgischer Äpfel eingetroffen und die Nachfrage bei Weitem noch nicht gedeckt ist, hat der Magistrat einen dritten Waggon bestellt. Der Preis betrug für den Zentner wieder 9 Mark. 
 
Die Klevenower Kapelle erhielt durch Güte der Freifrau v. d. Lancken-Wakenitz eine praktische geschmackvolle Heizung, die beim Gottesdienst am Buß- und Bettag allgemein wohltuend und dankbar empfunden wurde. Von derselben Spenderin wurden gleichzeitig dem Altar zwei neue Lichter gestiftet. 
 

Personalien. Am Montagvormittag wurde die an der hiesigen Stadtschule vertretungsweise angestellte Lehrerin, Fräulein Hilde Vogel aus Greifswald, durch Herrn Rektor Balzer in ihr Amt eingeführt. – Dem Lehrer Schnur in Leyerhof ist bis auf Weiteres die Verwaltung der Lehrerstelle in Alt-Zarrendorf übertragen worden. Die Schule in Leyerhof wird von Lehrer Jahnke in Grellenberg vertretungsweise verwaltet. Da infolge des Schulhausbrandes in Leyerhof kein geeigneter Unterrichtsraum zur Verfügung steht, werden die Kinder im Grellenberger Schulhaus unterrichtet. Mit dem Neubau in Leyerhof ist bisher noch nicht begonnen worden. 
 

Störung an der elektrischen Leitung. Am Freitagabend gegen 5 Uhr geriet die Hochspannungsleitung beim hiesigen Transformatorenhaus ins Glühen, so dass der Strom für kurze Zeit in der Stadt abgeschaltet werden musste, um einem Weiterumsichgreifen entgegenzutreten. Um nicht vollständig im Dunkeln zu sitzen, mussten Lichte und die alten Petroleumlampen wieder zum Vorschein gebracht werden. (Autorin: Hannelore Deya)
 

50. Kalenderwoche

 

 Gemeinschaftliche Sitzung beider städtischer Körperschaften. Beide Kollegien beschließen, den in der Verhandlung vom 6. November d. J., an welcher teilgenommen haben: Herr Regierungsrat Hildebrandt als Spezialkommissar, Vertreter der Landbank, Aktiengesellschaft in Berlin, der Stadtgemeinde Grimmen und des Felddepartements der Stadt Grimmen, gemachten Abmachungen über das Eigentum, die Nutzung und Unterhaltung der im Aufteilungsgebiet des Vorwerks Heidebrink vorhandenen Wege, Gräben und Brücken durchweg beizutreten. 
 

Alkoholverbot. Der stellvertretende kommandierende General Freiherr von Viethinghoff hat folgende Anordnung getroffen. Den Schankwirten und Gastwirten sowie den Kleinhändlern mit Branntwein ist verboten: In Städten und auf dem Land an Sonn- und Feiertagen bis Mitternacht oder dem späteren Eintreten der Polizeistunde sowie an Sonnabenden und den Feiertagen vorhergehenden Tagen von abends 6 Uhr ab Alkohol auszuschenken oder zu verkaufen.
 

 Über bevorstehende Beschlagnahme der Schweinebestände laufen in der Stadt Gerüchte herum und die Folge davon ist, eine übereilte gewaltsame Einschlachtung. Wie uns behördlicherseits mitgeteilt wird, ist an eine Beschlagnahme der Schweine gar nicht zu denken und die Schweinebesitzer, die frühzeitig schlachten, schaden sich nur selbst.
 

Weniger Süßigkeiten. Für alle Liebhaber von Süßigkeiten sowie für Geschäftsleute, insbesondere für Konditoren dringt eine betrübliche Nachricht in die Öffentlichkeit. Die Herstellung von Süßigkeiten, Konfekt und dergleichen mit Verwendung von Sahne, Milch und Kakao und Zucker soll im nächsten Jahr noch weiter eingeschränkt werden. (Autorin: Hannelore Deya)


 

51. Kalenderwoche

 

 An den Postschaltern wird eine von den deutschen Vereinen vom Roten Kreuz ausgegebene „Deutsche Kriegskarte“, die den Freimarkenstempel von 5 Pf. eingedruckt trägt, für 10 P. verkauft. Den Überschuss von 5 Pf. für jede abgesetzte Karte erhält das Rote Kreuz zur Förderung seiner segensreichen Aufgaben. 
 

Der evangelische Arbeiterverein hielt unter dem Vorsitz des Herrn Pastor Fischer, im Lokal des Herrn Drake eine Versammlung ab, in welcher die Kriegerheimstättenbewegung einer eingehenden Besprechung unterzogen wurde. Der Verein schloss sich mit einem angemessenen Jahresbeitrag dem Hauptausschuss für Kriegerheimstätten an, der ein Reichsgesetz erstrebt, durch das den heimkehrenden Kriegern die Errichtung einer Heimstätte möglich wird. 
 

Unter den Kindern in der hiesigen Privatschule sind in letzterer Zeit mehrere Scharlacherkrankungen vorgekommen, infolgedessen ist die Schule bis auf Weiteres geschlossen worden. - Der an der hiesigen Volksschule angestellte Lehrer Dietherr ist als Lehrer zu Landberg a. W. gewählt und von der königlichen Regierung bestätigt worden. Herr D. wird sein neues Amt am 1. Januar 1916 antreten. 
 

Spar- und Darlehnskasse. Die diesjährige ordentliche Generalversammlung im Behrns´schen Gasthaus wurde von 35 Mitgliedern und mehreren Gästen, darunter Verbandsbeirat Superintendent Schlapp-Grimmen und Direktor Harder-Stralsund, besucht. Das 20. Geschäftsjahr umfasst 11 Kriegsmonate. Trotz des Krieges entwickelte sich das Geschäft gut. Das Vertrauen zur Kasse hat sich glänzend bewährt. Der Umsatz ist höher als der vorherige. Die Mitgliederzahl stieg auf 109. Die seit dem 1. Januar 1914 eingeführten Zinssätze haben den Geldeingang günstig beeinflusst. Kleinsparverkehr und Heimsparkassen wurden fleißig benutzt. Von den Mitgliedern tragen 24 den feldgrauen Rock. 
 

Wo steckt das Gold? Dass noch immer Goldgeld im Land ist, beweist folgender Fall: Herr Lehrer Burgaß in Rolofshagen hatte zu Anfang des Krieges in der dortigen Gemeinde eine Sammlung von Goldgeld vorgenommen und es gelang ihm über 800 Mark zusammenzubringen. Vor einigen Tagen hatte der Gendarmeriewachtmeister in Elmenhorst dienstlich bei den Schnittern im Ort zu tun. Bei dieser Gelegenheit hielt er eine Inspektion und fand reichlich Münzen. 
 

Schöffensitzung. Der Kaufmann Karl Lange aus Breslau, z. Zt. ohne festen Wohnsitz wurde aus der Untersuchungshaft vorgeführt und war unter Anklage gestellt, weil er in hiesiger Stadt gebettelt und den ihn verhaftenden Beamten beleidigt haben soll. Er gab die ihm zur Last gelegte Übertretung zu und wurde wegen Bettelns zur Haftstrafe von einer Woche und wegen öffentlicher Beamtenbeleidigung zur Gefängnisstrafe von 14 Tagen verurteilt. 
 

Die Händlerin Elisabeth Sch., zurzeit in Stralsund wohnhaft, soll in Stoltenhagen mit Leinen und Wäschestücke gehandelt haben, ohne im Besitz des dazu gehörigen Wandergewerbescheins gewesen zu sein. Wegen Gewerbevergehens wurde sie zur Geldstrafe von 24 M. verurteilt. 
 

In einer Stettiner Zeitung sind neuerdings von einer Forma für Sendungen an Krieger „Blechbüchsen zum Beifügen von Streichhölzern“ angeboten. Mit Bezug hierauf weist die Oberpostdirektion erneut darauf hin, dass Streichhölzer und sonstige feuergefährliche Gegenstände mit der Post unter keinen Umständen, auch nicht in der angepriesenen Verpackung, versandt werden. Wer diese Vorschrift nicht befolgt, mach sich nach § 367 des Reichs-Strafgesetzbuches strafbar. 
 

Vaterländischer Frauenverein. Die Zahl der Mitglieder ist von 834 auf 991 gestiegen. Es fanden mehrere Kriegsabende statt, an denen Vorträge und Kurse über zeitgemäße Kochkunst gehalten wurden. Musikaufführungen wurden veranstaltet, für Krieger und Kriegerfrauen wurde eifrig gearbeitet. - Während der Wollwoche im Februar sind 1368 Decken beschafft worden. Auch die Obstwoche hat reiche Einträge ergeben. 
 

Der Vereinslazarettzug W. 2 (Pommern) ist seit Anfang des Monats ein Jahr in Betrieb und hat in dieser Zeit eine überaus segensreiche Tätigkeit entfaltet. In 30 Fahrten, während deren rund 50000 Kilometer zurückgelegt wurden, konnten nunmehr 7000 verwundete oder kranke Offiziere und Mannschaften von dem östlichen Kriegsschauplatz in Heimatlazarette befördert werden, zum Teil in weit entfernt gelegene Städte z. B. Hamburg, Emden, Duisburg, Mannheim, Speyer. Der Provinzialverband der Vaterländischen Frauenvereine und der Provinzialverein vom Roten Kreuz hatten kurz nach Ausbruch des Krieges den Lazarettzug gestiftet. 
 

Zur Herstellung Pfeffernüssen zur diesjährigen Weihnachtszeit ist den hiesigen Bäckern eine Quantität Weizen- und Roggenmehl überwiesen. Der Verkauf der Pfeffernüsse darf ohne Brotmarken erfolgen. 
 

Mit Rücksicht auf die zahlreichen Hausschlachtungen hat der Kreisausschuss von den ihm zu Verfügung stehenden Vorräten an zwei hiesige Kaufleute Weizenmehl überwiesen, das zum vorgenannten Zweck ohne Brotmarken abgegeben werden darf. 
 

Den hiesigen Kaufleuten ist ein größeres Quantum Petroleum überwiesen, der für Heimarbeiter und andere dringende Zwecke gegen eine von der Polizeibehörde ausgestellte Bescheinigung verabfolgt werden darf. 
 

Weihnachtsfeier der Soldatenfrauen und Soldatenkinder. Eine Anzahl freundlicher Geber und Geberinnen hatte es ermöglicht, dass auch in diesem Jahr die Frauen und Kinder der Krieger aus Grimmen sich zu einer gemeinsamen Weihnachtsfeier vereinigen konnten. Geladen waren Angehörige aller Stände, beinahe 100 Teilnehmer, Kinder eingerechnet, fanden sich ein. Da der Saal des „Deutschen Hauses“ solche Mengen nicht fasst, wurden 2 Feiern gehalten. Bedürftigen Familien konnten nützliche Gaben überreicht werden. Die anderen bekamen wenigstens kleine Erinnerungszeichen. 
 

Landwirtschaftliches. Der Referent Herr Dr. Kreitz vom Viehverwertungsverband Schievelbein sprach über den Zweck der Sache, wonach vom preußischen Staat dem Viehverwertungsverband in Pommern eine größere Menge Futtermittel zur Verfügung gestellt sei, welches jedoch nur zur Mästung von Schweinen verwendet werden dürfe. Er erörterte die näheren Bedingungen über die Lieferung von Schweinen an den Staat. Der Verband liefert an die Mäster Schrot zum Preis von 14,25 Mark pro Zentner und zwar 5 Zentner für jedes Schwein. Die Mäster müssen sich verpflichten, die Schweine (Gewicht von 225 Pfund aufwärts) bis 15. April 1916 abzuliefern. (Autorin: Hannelore Deya)
 

52. Kalenderwoche


Der Knecht Otto B. hatte sich trotz des Verbotes seines Arbeitgebers, Gutspächter Bernes-Thomashof durch den Milchfahrer Zigaretten mitbringen lassen. Als Herr B. darüber Vorhaltungen machte, beschimpfte er seinen Dienstherrn und drohte ihn mit der Forke zu durchstechen. Wegen Beleidigung wurde B. zu einer Gefängnisstrafe von 14 Tagen und wegen Bedrohung zu einer solchen von einer Woche verurteilt. 
 

Keine Geheimschrift bei Mitteilungen an Kriegsgefangene in Feindesland. Der Schriftverkehr der in Gefangenschaft geratenen deutschen Soldaten unterliegt in Feindesland einer scharfen Prüfung, auch auf das Vorhandensein unsichtbarer Schrift. Der Gefangene selbst wird den schwersten Nachteilen in Bezug auf seine Behandlung und seinen Briefverkehr ausgesetzt sein. Deshalb muss dringend davor gewarnt werden, bei Mitteilungen Geheimschrift anzuwenden. 
 

Jagddieb. Der Maurer Wilhelm Sch. von hier war von dem Hegemeister Weißenborn aus Kaschow eines Tages im Grimmer Stadtwald mit einem gefüllten Rucksack angetroffen. Als er von dem Förster angerufen wurde, ergriff er die Flucht. Trotz der sogleich aufgenommenen Verfolgung war es nicht möglich, seiner habhaft zu werden. Er war jedoch erkannt und eine in der Wohnung seiner Mutter vorgenommene Haussuchung förderte zerkleinertes Rehwild zutage, welches ebenfalls aus unrechtem Weg erlegt war. Er wurde wegen Jagdvergehens angeklagt. 
 

Der „goldene Sonntag“ war leider vom Wetter nicht gerade begünstigt. Dieser Umstand mag viel dazu beigetragen haben, dass sich die von der hiesigen Geschäftswelt auf diesen Tag gehegten Hoffnungen nicht voll erfüllten. Immerhin war der Verkehr in den Straßen wohl in den Vormittagsstunden als auch des Nachmittags bis zum Abend ein ziemlich lebhafter und im Allgemeinen hört man doch, dass der Weihnachtsverkauf als gut zu bezeichnen ist, in Anbetracht der Zeitverhältnisse. Es sind nur noch einige Tage bis zum Feste und da ist doch immer Gelegenheit geboten, den diesjährigen Weihnachtsbedarf zu decken.
 

Von amtlicher Seite wird mitgeteilt, dass Mitte Dezember eine Bekanntmachung der Heeresverwaltung über Einschränkung der Neujahrglückwünsche zu erwarten sei und dass der Austausch von Neujahrskarten zwischen der Heimat und dem Felde unterbleiben müsse, weil durch derartige Massenauslieferungen nicht nur den Dienstbriefverkehr, sondern auch der gewöhnliche Privatverkehr leidet und weil es im Kriege nicht möglich ist, Aushilfspersonal einzustellen, um die Mehrzahl zu bewältigen. Die Kompaniechefs haben die ihnen unterstellten Mannschaften in geeigneter Weise über die Gründe dieser Maßregel zu belehren und die Durchführung zu überwachen.
 

Der Kaufmann Paul B. aus Stettin kaufte in der hiesigen Gegend für eine Rostocker Firma Kartoffeln für einen Preis von 1,75 Mark. Seiner Firma gab er aber 2 Mark als Kaufpreis an. Durch Zufall bekam die Firma Kenntnis von dem Verkäufer, welcher einige Zentner weniger verladen, hatte als gekauft und bezahlt waren. Die Firma erfuhr nun den wirklich gezahlten Preis und erstattete Anzeige. Wegen Betruges wurde der Beschuldigte zu einer Geldstrafe von 50 Mark verurteilt. 
 

Aus der Untersuchungshaft vorgeführt wurde der schon wiederholt vorbestrafte Arbeiter Helmut Kl. von hier. Er war angeklagt vor längerer Zeit, als er auf dem Gut Gerlachsruh in Arbeit stand, einen Sack mit Kokoskuchen, welcher ihm zum Füttern der Kühe übergeben war, unterschlagen und verschenkt zu haben. Das Urteil lautete auf 4 Wochen Gefängnis wegen Unterschlagung.
 

140 Pferde französischer Herkunft, meist im Alter von 1 ½ bis 2 ½ Jahren, werden in Stettin versteigert. Die Tiere werden nur an pommersche Landwirte, die sich als solche durch Bescheinigung ausweisen, für den eigenen Wirtschaftsbetrieb abgegeben. Weiterverkauf ist nur durch Genehmigung der Landwirtschaftskammer während der Kriegsdauer gestattet. 
 

Für die deutschen Gefangenen wurden vom Vaterländischen Frauenverein seit Herbst eine Menge Wollsachen hergestellt und Geld gesammelt. Sammelstellen für Liebesgaben wurden in Grimmen, Loitz und Tribsees errichtet. Von der Hauptsammelstelle Grimmen wurden 34 Säcke und 273 Kisten mit Liebesgaben ins Feld gesandt. An Weihnachtspaketen wurden erbeten 3500, doch konnten 4500 ins Feld gesandt werden. (Autorin: Hannelore Deya)
 
 

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