Wochenschau Grimmen 1917 - erlesen und recherchiert aus der Grimmer Zeitung
01. Kalenderwoche
Januar 1917
Auszeichnung. Der Bataillonstambour, Vizefeldwebel Otto Godow, Sohn des Gastwirts Godow hierselbst, und der Unteroffizier W. Maleski wurde mit dem Eisernen Kreuz und der Meldereiter Steinbildhauermeister Otto Lada mit der österreichischen Tapferkeitsmedaille ausgezeichnet.
Frecher Einbruchsdiebstahl. Reiche Beute machten Diebe, welche in der Nacht in die Räucherkammer des Rentengutsbesitzers Bahr in Bartmannshagen eindrangen. Mittels einer Leiter, die sich die Diebe aus der Scheune geholt hatten, stiegen sie durch das Giebelfenster, öffneten die Kammer und entwendeten ca. 40 Mettwürste und eine Seite Speck im Gewicht von etwa 30 Pfund. Als dann begaben sich die Diebe in den Hühnerstall, schlachteten einige 20 Hühner und ließen sie mitgehen. Der Besitzer ist zum Heeresdienst eingezogen. Die Diebe müssen mit den örtlichen Verhältnissen sehr vertraut gewesen sein, sie hätten sonst von den Bewohnern gehört werden müssen.
Zur vornehmsten Geschenkliteratur, die nicht nur der Laune oder dem Vergnügen des Augenblicks dienen, sondern einen schönen Besitz von Dauer bilden soll, gehören „Meyers Klassiker-Ausgaben“. Sie verdanken ihre Beliebtheit und ihre allgemeine Wertschätzung ebenso der schönen Ausstattung und dem billigen Preis wie der sorgfältigen, ja mustergültigen kritischen Bearbeitung. Bei Anschaffung von Klassikern, die ja in jedes Haus gehören, sollten „Meyers Klassiker-Ausgaben“, die die Leipziger „Illustrierte Zeitung“, als die besten für ein gebildetes Publikum bezeichnen, in erster Linie berücksichtigt werden.
Spar- und Darlehnskasse. Der Vorsitzende des Aufsichtsrates, Herr Ökonomierat Hecht, begrüßte die Anwesenden und leitete die Verhandlungen. Das Ableben des Rendanten Westphal und des auf dem Feld der Ehre gefallenen Gutsbesitzers Stuth aus Gerlachsruh wurde durch Erheben von den Sitzen geehrt. Am Schluss des Geschäftsjahres gehörten 175 Mitglieder der Kasse an. Der Geschäftsverkehr war sehr lebhaft. Bei den vorgenommenen Wahlen wurde Rendant Martens in den Vorstand und Rentier Dettmann und Domänenpächter Ahrens aus Kaschow zu den Mitgliedern des Aufsichtsrats wieder und Schuhmachermeister Stabenow neu gewählt.
Operetten-Abend. Um denen, die verhindert sind, das neue Stadttheater Stralsund zu besuchen, auch einen Kunstgenuss zu verschaffen, hat sich Herr Regisseur Otto Meschner entschlossen, mit Operetten-Mitgliedern ein Gastspiel stattfinden zu lassen. Der Tribseeser Anzeiger lässt sich bereits in Lobeshymnen auf die Bühnenkünstler aus: „Es ist den talentvollen stimmbegabten Künstlern gleich mit ihrem ersten Auftreten hier gelungen, sich die Sympathie der Musik- und Theaterfreunde zu erringen.“ Gleiches hoffen wir natürlich auch für die Grimmer interessierten Bürger.
02. Kalenderwoche
Kartoffelschalenverwerter mit Handbetrieb. Die Firma Schütt und Ahrens in Stettin hat einen Apparat in den Handel gebracht. Der mit der Hand zu bewegende Apparat ist geeignet, Kartoffelschalen und schadhafte Kartoffeln zur Gewinnung lohnender Mengen des sehr wertvollen Kartoffelmahls herzustellen. Der Apparat dürfte sich auch für Kartoffeln- Verbrauchsstellen mittleren Umfangs eignen.
Gewerbeverein. In dem am Mittwoch veranstalteten Vortragsabend im „Deutschen Haus“ bot Herr Rezitator Richard Duski aus Berlin den Mitgliedern und Gästen wieder einen unterhaltsamen Abend mit ernstem und heiterem Inhalt. Die zahlreich erschienenen Zuhörer dankten mit großer Aufmerksamkeit vom Anfang bis Ende. Unter den heiteren Dichtungen wurden mit besonderem Beifall „die humoristischen Kleinigkeiten“ von Baumbach aufgenommen.
Jugendkompanie. Am Sonntag findet zum 2. Mal auf vielfachen Wunsch im Kaisersaal die Theateraufführung der hiesigen Jugendkompanie statt, worauf wir besonders an dieser Stelle aufmerksam machen. Da der Preis nur 50 Pfennig beträgt, ist jedem Gelegenheit geboten der Vorstellung beizuwohnen. Bereits am Nachmittag findet eine Generalprobe statt zu der auch Kinder Zutritt haben. Hoffentlich wird den jungen Leuten, welche die Stücke mit Mühe und Not eingeübt haben, erneut ein volles Haus beschert.
Der Postscheckverkehr des Reichs-Postgebiets weist für den Monat Dezember 1916 den bisher größten Umsatz von 6,4 Milliarden Mark auf; davon sind 4 Milliarden Mark bargeldlos beglichen worden. Die Zahl der Postscheckkunden hat im Dezember um rund 3600 zugenommen und am Jahresschluss nahezu 149000 betragen. Trotz dieses günstigen Ergebnisses muss aber noch eine größere Beteiligung erreicht werden, um den Bargeldverkehr zu verringern. Anträge zur Eröffnung eines Postscheckkontos sind bei jeder Postanstalt erhältlich.
Nach einer neuen Verordnung über die Reglung des Verkehrs mit Web-, Wirk-, Strick- und Schuhwaren ist es verboten, in Schaufenstern, Verkaufsräumen und Zeitungen in einer für die Öffentlichkeit erkennbaren Weise auf die Bezugsscheinfreiheit oder die Bezugsscheinreglung hinzuweisen. Es wird daher an dieser Stelle noch besonders auf diese Bestimmung aufmerksam gemacht. Der Wortlaut der Verordnung ist in unserer Zeitung veröffentlicht worden.
03. Kalenderwoche
Verminderung der Kartoffelration in Preußen. Nach einer amtlichen Bekanntmachung macht die Knappheit an Kartoffeln eine möglichst starke Heranziehung der Kohlrüben erforderlich. Die Kohlrübe hält sich im Gegensatz zur Kartoffel für den menschlichen Genuss im Allgemeinen nur bis Mitte März. Deshalb muss, um für später genug Kartoffeln zu haben, mit Nachdruck auf möglichst reichliche Verwendung der Kohlrüben in den nächsten Monaten hingewirkt werden. Daher wurde in Preußen die Kartoffelkopfmenge auf 3 Pfund Kartoffeln herabgesetzt.
Wie in allen Kreisen der Provinz, wird auch in unserem Kreis in den nächsten Tagen ein Redner aus dem rheinischwestphälischen Industriegebiet, Herr Bürgermeister Dr. Deitner aus Veldert, Vorträge über die wirtschaftlichen Verhältnisse halten und zwar in Grimmen, Loitz und Tribsees. Ebenso wird über geldwirtschaftliche Fragen informiert. Die Vorträge werden für den Besucher ein Wegweiser sein, wie jeder seinen Teil dazu beitragen kann, unser Vaterland auch hier zu Haus zu stärken.
Unfall. Einen schweren Unfall erlitt der Arbeiter Johann Pruchnow von hier. Er hatte morgens 1 Fuder Dung nach dem Ackerstück seines Arbeitgebers gefahren und als er mit dem leeren Wagen zurückfahren wollte, trieb er die Tiere mit der Leine so kräftig an, dass sie erschraken und durchgingen. Bei gefrorenem, holprigem Weg stürzte Pr. vom Wagen und wurde überfahren. Die Pferde jagten weiter und verloren schließlich auch den Hinterwagen, Mit dem Vorderwagen rasten die Tiere der Stadt zu. In der Nähe des Zimmermeister Berg´schen Grundstückes stürzte eines der Pferde, wodurch es gelang die Tiere zu stoppen. Pr. wurde in das städtische Krankenhaus Stralsund geschafft.
Männer-Turnverein. Nach dem Jahresbericht, den der Vorsitzende erstattete, waren zu Anfang des Jahres 1916 94 über 14 Jahre alte Mitglieder im Verein. Davon 16 im Alter von 17 bis 20 Jahren und 17 im Alter von 14 bis 17 Jahren. Zum Heeresdienst waren 45 Mitglieder eingezogen. Auf dem Feld der Ehre fiel im vergangenen Jahr der Turner Baumgardt, mithin zählte der Verein 112 Mitglieder. Auf Kriegsanleihe sind 500 Mark gezeichnet worden, in Sparkassenbüchern stehen 26,85 Mark. Das Turnblatt der Pommern und das Gemeindeblatt des Kirchenkreises Grimmen wird regelmäßig allen zum Heeresdienst eingezogenen Mitgliedern gesandt. Zu Vorturnern wurden die Turner Rischow und Bresemann gewählt.
04. Kalenderwoche
Grundstücksverkauf. Der Handelsmann Karl Koepke erwarb von Frau Rentiere Bader hierselbst das Wohnhausgrundstück in der Greifswalder Vorstadt 21 für den Preis von 7500 Mark. Die Übergabe ist bereits erfolgt. - Der Arbeiter Fritz Burmeister kaufte von dem Ziegler Jabusch das Wohnhaus Quebbe 156 mit dazugehöriger Erbenabfindung für den Preis von 3350 Mark. Die Übergabe erfolgt im April dieses Jahr.
Neue Privat-Leichengesellschaft. In Vertretung des Altermanns Senator Griwahn eröffnete dessen Stellvertreter, Rentier Dettmann, die Generalversammlung. Die Gesellschaft zählt zurzeit 880 Mitglieder. Verstorben sind im vergangenen Jahr 18 Mitglieder, an deren Hinterbliebenen zusammen 1645 Mark an Sterbeprämien gezahlt wurden. Das älteste Mitglied der Gesellschaft datiert vom Jahr 1851 mit einer Prämie von 252,30 Mark. In die Geldkommission wurden die Herren Zimmermeister Berg und Rentier th. Behrends neu gewählt. Der Antrag das Eintrittsgeld für Personen, welche das 70. Lebensjahr überschritten haben, zu erhöhen, wurde vertagt.
Wirtschaftsvortrag. Annähernd 300 Personen besuchten am Abend die Veranstaltung im Kaisersaal, die von Herrn Landrat eröffnet wurde, indem er auf den bitteren Ernst der Zeit hinwies. Hierauf gab Bürgermeister Dr. Deiter aus Veldert einen Überblick über die Notlage im rheinischwestfälischen Industriegebiet. Anschließend dankte Herr Landrat von Kusserow und ermahnte die Anwesenden, dem Aufruf Hindenburgs zu folgen und möglichst viele Mengen an Speck und Fett den Sammelstellen zur Ablieferung an die Industriegebiete zuzuführen.
Unter der Leitung des Oberpräsidenten ist eine Pommersche Gemüsebau- und Verwertungs-Gesellschaft gegründet worden, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, den Feldgemüsebau sowie den Gemüseverbrauch in der gesamten Provinz zufördern. Am Stammkapital sind die meisten Kommunalverbände sowie die Landwirtschaftskammer und namhafte Gemüse-Anbauer in Pommern beteiligt. Die Gesellschaft stellt die erforderlichen Sämereien und Düngemittel für die Bauern zur Verfügung.
Im verflossenen Jahr wurden in unserer christlichen Stadt- und Landgemeinde 92 Kinder geboren und zwar 41 Knaben und 51 Mädchen, von ihnen 79 eheliche und 13 uneheliche, ein Kind wurde tot geboren und einmal kamen Zwillinge zur Welt. Getauft wurden 99 Kinder und 7 gehen ungetauft ins neue Jahr hinein. Getraut wurden 25 Paare, 5 Männer und 4 Frauen wurden zum zweiten Mal getraut. 10 Bräute trugen den jungfräulichen Ehrenschmuck, von diesen trug eine denselben mit Unrecht. Der Schuhmachermeister Christian Sorge erreichte mit 92 Jahren 8 Monaten 22 Tage das höchste Alter. Im Kampf für König und Vaterland fielen 30 Mitglieder der Gemeinde.
Bei der jetzigen großen Knappheit an geeigneten Brotaufstrich sollte der gelben Wurzel (Mohrrübe) ihres großen Zuckergehalts wegen größere Beachtung geschenkt werden, als bisher. Aus dem Saft der Wurzel gewinnt man auf die einfachste Weise einen wundervollen Sirup, dem feinsten Zuckersirup vollständig ähnlich. Das ausgepresste Fleisch gibt, ohne jeden Zuckerzusatz, eine gut schmeckende billige Marmelade.
05. Kalenderwoche
In der vergangenen Woche wurden von der Provinz Pommern die Rüstungsindustriewerke der Stadt Duisburg mit Fettwaren beliefert. Es konnte die stattliche Anzahl von 12205 Pfund Speck, Schinken und Schmalz dorthin versendet werden. In dieser Woche werden die Rüstungswerke des Landkreises Bochum von Pommern aus versorgt, in der nächsten Woche die des Stadtkreises Stettin und des Kreises Randow. Wer von den Landwirten noch im Zweifel ist, wo er seine Fettspenden abliefern soll, frage beim zuständigen Landratsamt nach.
Februar
Stenographenverein. Herr Mittelschullehrer Duchstein eröffnete die diesjährige Hauptversammlung. Nach dem Bericht beendete der Verein sein 14. Geschäftsjahr mit 57 Mitgliedern, von denen 37 aktiv stenographieren. Zum Heeresdienst sind 24 Mitglieder einberufen, 10 mit dem eisernen Kreuz ausgezeichnet und 2 während des Krieges gefallen. Die Bücherei verfügt über 165 Bücher und befindet sich in gutem Zustand. Im verflossenen Jahr konnten mehrmals Liebesgaben an die im Feld stehenden Mitglieder gesandt werden.
Gastspiel. Wir weisen nochmals auf das dritte Gastspiel der Stralsunder Künstler unter Herrn Brauers Leitung hin, das am Sonntag im deutschen Haus stattfindet. Wie angekündigt, bringt es die Aufführung des Lustspiels „Nur ein Traum“ von dem derzeit modernsten Lustspiel-Dichter Lothar Schmidt. Seine Heiterkeitswirkung hat dieses Stück in der Darstellung unserer Stralsunder Gäste bereits anderweitig erprobt. Trotzdem die Kosten sich um das Doppelte der früheren Vorstellungen gesteigert haben, hat die Gastspielleitung für diesmal von einer Preiserhöhung abgesehen.
Strenge Kälte in Sicht. Nach den letzten ungesunden nassen Tagen ist überall reichlich Schnee gefallen, und das Quecksilber im Wetterstandglas ist recht bedeutend unter dem Gefrierpunkt gegangen. Die Schneedecke des Neuschnees dürfte 5 cm betragen. Aus fast allen Gegenden unserer Provinz, ebenso aus Nord- und Süddeutschland liegen Berichte über starken Schneefall und Frost, sowie über Verkehrsstörungen vor, während viele Ortschaften vom Verkehr fast gänzlich abgeschnitten sind.
06. Kalenderwoche
Genaue Adressierung an Kriegsgefangene. Die Klagen darüber, dass Postsendungen an Deutsche Kriegsgefangene in Russland nicht in die Hände der Empfänger gelangen, wollen nicht verstummen. Wenn auch die Schuld daran häufig den Zuständen in Russland zuzuschreiben sein wird, muss doch von den hiesigen Absendern alles aufgeboten werden, um die richtige Überschrift der Postsachen zu ermöglichen. Die peinliche Beachtung der genauen Anschrift ist dringend notwendig.
An der Zeichnung der 5. Kriegsanleihe haben sich die öffentlichen Sparkassen der Provinz Pommern rege beteiligt. Bei der Zeichnung der 1. Kriegsanleihe an 8. Stelle stehend, bei der 2.,3. und 4. Kriegsanleihe zur 7. Stelle aufrückend, stehen sie bei der 5. Kriegsanleihe wiederum an 8. Stelle. Dieses Ergebnis ist umso erfreulicher als nach der Bevölkerungsziffer Pommern unter der Monarchie erst die elfte Stelle einnimmt.
Ermittlung unbekannt Verstorbener. Es wird erneut darauf hingewiesen, dass zur Unterstützung der Ermittlung vom Zentralnachweisbüro des Kriegsministeriums in Berlin Photographien solcher Verstorbener in den zeitweise veröffentlichen Sonderverlustlisten herausgegeben werden. Diese Listen können ständig bei allen Ortspolizeibehörden, militärischen Kommandobehörden usw. und Lazaretten eingesehen werden.
10. Februar
Eine Sonnenfinsternis von der nichts zu sehen war. Dienstagmorgen sollte eine Sonnenfinsternis zu beobachten sein. In unserer Gegend lag die Beobachtungszeit von Sonnenaufgang bis 9 Uhr vormittags. Da aber bedeckter Himmel herrschte, war von der Finsternis nichts zu entdecken.
Bekanntmachung. Um einen Überblick über die im Land vorhandenen Kohlrüben (Wrucken) zu gewinnen, ist angeordnet, diejenigen Mengen Wrucken festzustellen, die sich in Besitz folgender Stellen befinden: der Kommunen, von öffentlich-rechtlichen Unternehmen, in deren Betrieben Kohlrüben geerntet oder verarbeitet werden und aller, die Kohlrüben aus Anlass ihres Handelbetriebes oder sonstigen Erwerbes wegen in Gewahrsam haben. Damit soll in jedem Fall eine gerechte Verteilung gesichert werden.
Städtische Holzauktion. Am Freitag im Hotel des Herrn Jacobi findet eine Holzauktion über 5 rm Eichen-Nutzkloben, 159 rm Eichen- und Buchenkloben, 97 rm Eichen-, Buchen- und Weichholz, Knüppel, 64 rm Eichen-, Buchen- und Weichholz Reiser 1. L., 59 Eichenstangen 1. Kl. (Wagendeichsel), 40 Eichenstangen 2. Kl. (Wagendeichsel), 14 Eichenrollen 1. Kl., 2 m lang (Koppelpfähle, 15 rm Eichenreiser 2. Kl. in Haufen, 10 Fichtenstangen 1. Kl. Kämmerei-Verwaltung.
07. Kalenderwoche
Kein Brot nach Frankreich senden! Ausreichende Versorgung unserer Kriegsgefangenen in Frankreich und der französischen Kriegsgefangenen bei uns mit Brot, ist durch besondere Abmachungen mit der französischen Regierung sichergestellt. Infolgedessen ist die Versendung von Brot, Biskuit oder Zwieback, die trotz des Verbotes den Kriegsgefangenen- Paketen beigefügt werden, nicht zulässig und wird den Empfängern nicht ausgehändigt.
Der Flieger, Mitglied einer Kampfeinsitzer-Abteilung, Adolf Fust, Sohn des Rittergutspächters Fust, Turow, ist das Eiserne Kreuz 1. Klasse verliehen worden. – Das Eiserne Kreuz II. Klasse erhielten: Der Grenadier Hermann Wiedemann aus Grimmen und der Unteroffizier Wilhelm Kollmorgen aus Gr. Lehmhagen.
Kommunales. Zu der anberaumten gemeinschaftlichen Sitzung beider städtischer Kollegien waren 4 Mitglieder des Magistrats und 8 Bürgerrepräsentanten erschienen. Die fehlenden 4 Bürgerrepräsentanten sind zum Heeresdienst einberufen. Beide Kollegien beschlossen den Erwerb kleinerer Flächen zwecks Erweiterung des Weges nach der früheren Meierschen Ziegelei und erklärten sich mit der Ermäßigung eines der Stadtgemeinde ausgesetzten Gräberlegats einverstanden. Die für die Baulichkeiten im Stadtwald zu zahlende Pacht wurde auf die Hälfte ermäßigt. Die Verlängerung des elektrischen Straßennetzes in der Greifswalder Vorstadt wurde genehmigt. Zur Unterstützung der Angehörigen der Kriegsteilnehmer wurden weitere 6000 Mark zur Verfügung gestellt. Eine neue Hundesteuer wurde beschlossen.
Den Lehrpersonen der Mittelschule wurde einmalig eine Teuerungszulage gewährt und beschlossen. Ihnen werden nunmehr auch die laufenden Zulagen, wie den Volksschullehrern, gezahlt. Berücksichtigt wurden auch die städtischen Beamten und Angestellten, denen für ihre Mehrarbeit eine einmalige Zulage gewährt wurde.
Feuerversicherung. Der Jahresbericht er Gothaer Feuerversicherung auf Gegenseitigkeit über das 96. Geschäftsjahr 1916 weist folgende Zahlen auf: Feuerversicherung. Versicherungssummen: 7.794.711.700 Mark, Beiträge: 25.347.386,50 Mark, Schäden: 2.663.429 Mark. Hinzu kommt die Einbruchsdiebstahlversicherung, die in der Rückzahlung an die Versicherten rund 25 % der eingezahlten Beiträge betragen. In der Feuerversicherung werden 74 % der eingezahlten Beiträge an die Betroffenen erstattet.
08. Kalenderwoche
Einbruchdienstahl. Endlich gelang es, die Einbrecher, welche sich in letzter Zeit die hiesige Umgegend als Arbeitsfeld ausersehen hatten, dingfest zu machen. Nachdem bei dem Rentengutsbesitzer Bar in Bartmannshagen die Räucherkammer durch Einsteigen in die Bodenkammer geleert wurde, versuchten die Einbrecher einige Tage später in die Räucherkammer des Rentengutsbesitzer Wokersin einen Besuch abzustatten. Sie stiegen durch das Kellerfenster ein und leerten die halbe Speisekammer. Die Gendarmerie wurde in Kenntnis gesetzt und bei Nacht wurden sie gemeinschaftlich festgesetzt.
Landwirtschaftliches. Im Deutschen Haus zu Grimmen tagte die landwirtschaftliche Kreiskommission des Kreises Grimmen. Der Vorsitzende, Herr Ökonomierat Hecht, gab einen Rückblick auf das abgelaufene Kriegsjahr. Herr Dr. Birschel-Stettin hielt einen Vortrag zum dem Thema „Arbeiter- und Schnitterfragen.“
Nach einer dreiviertel Stunde entfachte sich eine lebhafte Diskussion. Danach sprach Herr Dr. Strömer über „Fragen der gegenwärtigen Kriegswirtschaft“. Darin wurde die Ernte der drei Kriegsjahre geschilderte und der letzten Friedensjahre. Auch diese Ausführungen folgte eine lebhafte Diskussion.
Die Bewirtschaftung der getragenen Kleidungs- und Wäschestücke sowie die getragenen Schuhwaren sind von jetzt ab den Kommunalverbänden übertragen. Im Kreis Grimmen sind eingerichtet: Für Kleidung und Wäsche: Schneidermeister Brodthagen in Grimmen, Schneidermeister Kähler in Loitz, Schneidermeister Peters in Tribsees.
Für Schuhwaren: Schuhmachermeister Heiden in Grimmen, Schuhmachermeister Wolter in Loitz, Schuhmachermeister Pauels in Tribsees. Niemand sonst darf getragene Kleidung geldlich veräußern.
Unter dem Vorsitz des Landrats von Kusserow fand eine Versammlung statt, an welche Gutsherren, Pastoren und Lehrer teilnahmen, zwecks Unterbringung von Kindern aus den Industriegebieten im Kreis Grimmen. An der Versammlung nahmen auch der Landrat des Kreises Franzburg und viele Guts-Damen teil. Kusserow schilderte, wie der Gedanke, Kinder der Munitionsarbeiter aus dem Westen nach hier aufzunehmen, sich entwickelt hatte. Gutsbesitzer Putzier-Nehringen hatte den Vorschlag eingebracht, statt der Versendung von Speck, Schmalz und Wurst in die Not leidenden Gebiete, doch lieber die Kinder auf einige Monate hier aufzunehmen.
Hindenburgspende. In der vergangenen Woche sind durch Vermittlung der Landwirtschaftskammer über 45000 kg Fettwaren den Rüstungsarbeitern von Remscheid, Siegburg, Mülheim. Rhein, Dortmund und Landkreis Saarbrücken zugeführt worden. Herr Oberbürgermeister von Gelsenkirchen übersandte ein Dankschreiben nach Pommern. Darin forderte er auf nicht nachzulassen mit der Spende an die Rüstungsarbeiter. - Gebt unseren Rüstungsarbeitern das unumgänglich notwendige Fett!
Warnung vor Bestürmen der Post mit Einsendeschreibe- und Wertpaketsendungen. Es war wegen angeblicher Zunahme der Diebstähle an Postsendungen dem Publikum geraten worden, diesen Weg zu beschreiten. Es sei leicht nachzuweisen, dass die Zahl der Diebstähle nicht größer geworden ist, als sie im Frieden war. Andererseits würden durch den vermehrten Postverkehr in Kriegszeiten die bestehenden Schwierigkeiten noch vergrößert.
09. Kalenderwoche
Zuckerabgabe an Imker. Der Bezug und die Verteilung des Zuckers zu Sonderpreisen haben durch die örtlichen Imkervereine zu erfolgen. Die Anmeldungen sind sowohl von Vereinsmitgliedern wie auch von Nichtmitgliedern bis Mitte Februar entgegenzunehmen. Die Anmeldungen sind zu richten an: Imkervereines Elmenhorst: Pastor Himburg, Elmhorst, Kr. Grimmen. Reinberg: Lehrer Sprenger, Tremt bei Reinberg. Grimmen: Lehrer Burgaß, Rolofshagen, Kr. Grimmen. Loitz: Lehrer Boye, Vorbein bei Loitz, Kr. Grimmen. Miltzow: Lehrer Schmidt, Ahrendsee bei Brandshagen. Tribsees: Lehrer Krüger, Rekentin, bei Tribsees. Gr. Bisdorf: Lehrer Krüger, Gr. Bisdorf, Kr. Grimmen.
März
Von Pommerns Hindenburgspende. In der vergangenen Woche sind durch Vermittlung der Landwirtschaftskammer über 46300 Pfund Fettwaren den Rüstungsarbeitern von Remscheid, Siegburg, Mülheim-Rhein, Dortmund und Landkreis Saarbrücken zugeführt worden. Der Oberbürgermeister von Gelsenkirchen bittet allen Spendern folgendes mitzuteilen: „Für den Waggon Wurst- und Fettwaren an die Schwerarbeiter unserer Heeresindustrie, gestatte ich mir, den verbindlichsten Dank auszusprechen.“
Das Verzeichnis der Teilnehmer an den Fernsprechnetzen im Ober-Postdirektionsbezirk Stettin wird im April neu herausgegeben werden. Änderungen sind den Vermittlungsanstalten baldigst, spätestens aber bis 10. März zuzustellen. Nach diesem Tag eingehende Anträge können nur ausnahmsweise berücksichtigt werden. Später eingehende Anträge können nur ausnahmsweise berücksichtigt werden. Die Eintragungen sind kurz zu fassen; auf die Ersetzung der Fremdwörter durch deutsche Ausdrücke wird Wert gelegt.
Kinder aus dem Industriegebiet. Die Zahl der Kinder, die für die Aufnahmestellen im Kreis Grimmen angemeldet sind, beläuft sich auf 2922. Die Kinder werden etwa in 2 Wochen hier eintreffen, jedenfalls nicht vor dem 15. des Monats. Wegen der sorgfältig zur treffenden Auswahl der Kinder werden wahrscheinlich nicht alle Aufnahmestellen zugleich belegt. Die Magistrate, die Gemeinde- und Gutsvorsteher wenden sich daher an die in Frage kommenden Haushaltungen, damit die nötigen Vorbereitungen rechtzeitig getroffen werden können.
Zu der 24. Bullenversteigerung der Pommerschen Herdbuchgesellschaft in Stettin, sind 119 Bullen angemeldet. Für die Gewährung einer Beihilfe der Landwirtschaftskammer zur Beschaffung von Privatdeckbullen unter Übernahme der Zuchtverpflichtung kommen die Viehhalter im Betracht, die zum Kleingrundbesitz zu rechnen sind. Die Beihilfe beträgt ¼ des Ankaufspreises.
10. Kalenderwoche
Anordnung. Die Anordnung vom 18. August 1916, festgesetzte Verbrauchsmenge von 90 Gramm Fett für die Versorgungsberechtigten wird für die Zeit vom 4. bis 17. März des Jahres auf 80 Gramm für die Woche herabgesetzt. Auf den Wochenabschnitt der Fettkarte für die vorgenannten beiden Wochen sind also nur 80 Gramm Butter oder Fett abzugeben. Der Kreisausschuss.
Kriegsbettag. Der Evangelische Oberkirchenrat hat für den Bereich der preußischen Landeskirche einen allgemeinen Kriegsbettag, Sonntag den 11. März 1917, angeordnet.
Für deutsche Soldatenheime und Marineheime sind anlässlich des Geburtstags des Kaisers von den Kreiseingesessenen gespendet und an die Kreissparkasse oder den Schatzmeister des Vaterländischen Frauenvereins, Kreiszweigvereins Grimmen, Herrn Rechnungsrat Link abgegeben worden u. a.: Glashagen 3300 Mark, Gierwitz 145.00 Mark, Görmin 69.50 Mark, Göslow 13.00 Mark, Grabow 7.80 Mark, Grammendorf 191.00 Mark, Grellenberg 63.80 Mark, Gremersdorf 180.00 Mark, Griebenow 200.60 Mark und Grimmen 538.89 Mark.
Bestandsaufnahme von Schuhwaren. Nicht zu melden sind hauptsächlich Schuhwaren die sich in Gebrauch befinden oder in den Haushaltungen liegen und deren gewerbsmäßige Verwertung nicht in Aussicht genommen ist. Dagegen haben die zur Meldung verpflichteten Personen alle Bestände an Arbeitsschuhen, Straßenschuhen, Reitstiefel, Tanz- und Gesellschaftsschuhen, Sandalen, Hausschuhen und Pantoffeln sowie Sportschuhen anzugeben. Spediteure und Lagerhalter sind verpflichtet, die erforderlichen Auskünfte über ihre Bestände zu erteilen.
Mein Wohnungsgrundstück, Langestraße 326, mit Erbenabfindung, großer Wertstatt, für jedes Geschäft passend; Stallungen, Holzschuppen und großem Garten hintern Haus, wünsche ich unter günstigen Bedingungen zu verkaufen. Außerdem 2 Drehbänke, eingerichtet für Fuß- und Kraftbetrieb, mit sämtlich dazugehörigem Werkzeug, u. a. auch für Stellmacher Löffelbohrer von 2 bis ½ Zoll schneidend, auch Schrauben, Schneidezeug für Hobelbankschrauben in allen Größen. H. Kaiser.
11. Kalenderwoche
Bekanntmachung. Für die deutschen Soldatenheime und Marineheime hinter der Front gingen weiter ein: vom Gutbezirk Wüstenfelde 68,50 Mark, von Rektor Balzer, Grimmen, (gesammelt von Mittelschüler Fritz Baumann) 25,50 Mark. Das sehr erfreuliche Gesamtergebnis der Sammlung beträgt 12828,01 Mark, die dem Arbeitsausschuss der Spende für deutsche Soldaten- und Marineheime in Berlin überwiesen worden sind. Ich bin beauftragt allen Gebern zu danken. Der Landrat.
Da das zur Verteilung gelangende Ausgleichspetroleum für die Monate März und April erheblich geringer ist, als in den Vormonaten, wird wahrscheinlich das Petroleum für die beiden Monate den Kleinhandelsstellen zusammen geliefert werden. Wie viel Petroleum auf den Monat entfällt, ist aus den Bezugsscheinen ersichtlich. Der Landrat.
Ratten- und Mäusebekämpfung. Die Bekämpfung der Ratten und ganz besonders der Feldmäuse ist in der Kriegszeit noch notwendiger als sonst. Sie stößt aber jetzt auf große Schwierigkeiten dadurch, dass die gebräuchlichsten Mittel, wie Phosphor, Schwefelkohlenstoff, sowie Strychninweizen zurzeit entweder gar nicht, oder nur in unzureichender Menge ausgelegt werden können.
In der vergangenen Woche gelang es dem wegen Diebstahl von Lebensmitteln in unserer Gegend festgesetzten Händler Krull aus dem Gefängnis zu entkommen. Die Demminer Polizei, die sofort informiert wurde, hatte seine in Stuterhof liegende Wohnung beobachten lassen. Tatsächlich suchte Krull nach einigen Tagen die Wohnung auf und wurde von der Polizei erneut festgenommen und überführt.
Seitens der königlichen Oberförsterei Poggendorf wurde dem hiesigen Magistrat zur Linderung der bestehenden Not an Heizmaterial eine größere Menge Brennholz zur Verfügung gestellt, welches an Kriegerfrauen und hilfsbedürftige Personen zu Taxpreisen abgegeben worden ist. Die Höhe der Gebote bei den Holzauktionen war derartig hoch, dass minderbemittelte Personen keine Kaufmöglichkeiten hatten. Die Nachfrage nach diesem Holz war sehr groß und ist auch weitem nicht gedeckt worden. Anderen Personen sind bestimmte Plätze im Wald angewiesen worden, wo sie selbst Holz für sich fällen dürfen.
12. Kalenderwoche
Mittelschule. Trotz der Kriegszeit nimmt die Zahl der Schüler, welche die Mittelschule besuchen von Jahr zu Jahr zu. Seitdem die Schule ausgebaut ist, muss jährlich mit einem größeren Abgang gerechnet werden, da die oberste Klasse nach den Bestimmungen nicht weitergeführt werden kann. Leider ist es den abgehenden Schülern nicht möglich, vor Vollendung des 17. Lebensjahres sich der Prüfung für Einjährige zu unterziehen, solange die Schule nicht anerkannt ist. Die Schüler sind also genötigt, zu einer anerkannten Mittelschule zu gehen, wenn sie in einem jüngeren Alter zur Prüfung zugelassen werden wollen.
Zu Ostern verlassen ca. 15 Schüler die Anstalt. Diesem Abgang steht eine Aufnahme von 20 Schülern gegenüber, so dass die Zahl der Mittelschüler voraussichtlich auf 90 steigen wird. Die hohe Zahl der Zugänge verbürgt das Bestehen der Schule und die Gesamtzahl der Schüler erweist ihre Notwendigkeit.
Versuchsweise werden demnächst auch die Eisenbahnkassen der preußisch-hessischen Staatsbahnen die Zinsscheine der Reichskriegsanleihen in Zahlung nehmen und in kleineren Mengen, soweit möglich, gegen bar umtauschen. Es soll dadurch besonders auf dem flachen Land bessere Gelegenheit für die Einlösung von kleineren Zinsscheinen geschaffen und damit die Zeichnung von Kriegsanleihen erleichtert werden.
Kriegsanleihezeichnung bei der Post. Es scheint weiten Kreisen unbekannt zu sein, dass jede Postanstalt und jeder Postbote (Orts- und Landbriefträger) Zeichnungen auf die 6. Kriegsanleihe entgegennehmen. Für die Zeichner kleiner Beiträge auf dem flachen Land ist die Zeichnung bei der Post der bequemste Weg. Man kann den Zeichnungsschein verlangen, ihn auf den zur Verfügung stehenden Betrag ausfüllen und sofort unterschrieben zurückgeben. Alles Übrige, wie die Abholung und Absendung des gezeichneten Betrages, besorgt ohne weiteres die Post. Termin ist der 27. April.
Zurückverlegung der Kreiskasse. Mit dem 1. Mai dieses Jahres wird die königliche Kreiskasse, die seit der Pensionierung des Verwalters, Herrn Rechnungsrat Link, mit der Kreissparkasse in Franzburg vereinigt war, wieder nach Grimmen verlegt. Die Verwaltung der Kreiskasse ist dem Regierungssekretär Beulshausen in Hannover übertragen worden.
13. Kalenderwoche
Besitzwechsel. Der landwirtschaftliche Ein- und Verkaufsverein erwarb das dem Getreidehändler Friedrich Heiden gehörige Wohnhausgrundstück mit großem Garten und zwei Kornspeicher. Der Kaufpreis beträgt 54000 Mark. Ferner das in der Strohstraße belegene, der ländlichen Spar- und Darlehnskasse gehörige Brauereigrundstück, mit einer hinter den städtischen Anlagen befindlichen Koppel und Obstgarten.
Was tun bei erfrorener Kohlrüben. In letzter Zeit werden des Öfteren Klagen aus dem Publikum über erfrorene Kohlrüben laut. Bei dem außergewöhnlich starken Frost lässt sich das Erfrieren der Kohlrüben nicht vermeiden. Selbst wenn bei der Verladung die größtmögliche Sorgfalt beachtet wird. Das Nachrichtenamt vom Magistrat macht darauf aufmerksam, dass die erfrorenen Kohlrüben wie erfrorene Kartoffeln behandelt werden: nämlich sofort möglichst mehrere Stunden in kaltes Wasser gelegt werden, wodurch der Frost herausgezogen und die Rübe unbedingt genussfähig gemacht wird.
Zuchtpreise für Ferkelwürfe. An alle Viehhalter, auch an städtische Arbeiter und sonstige Schweinehalter, die zum Kleingrundbesitz rechnen, sind im vergangenen Monat in zunehmendem Maße von der Landwirtschaftskammer Prämien bewilligt worden; für nahezu 15000 Ferkelwürfe wurden Preise von je 10 Mark ausgezahlt. Wegen unvollständiger Anträge sei wiederholt darauf hingewiesen, dass der Tag des Ferkelwurfs amtlich mit Unterschrift und Siegel bescheinigt und neben dem Wohnort auch der Postort sowie der Name und der Stand angegeben werden müssen.
Sämtliche Metallsammelstellen sind auch zur Entgegennahme freiwillig abgegebener Bronzeglocken verpflichtet. Für jedes Kilogramm abgelieferter, von Beschlägen oder Bestandteilen aus anderen Materialien als Bronze freigemachter Bronzeglocken werden 2,50 Mark pro Kilo vergütet.
Die Inhaber von Gast- und Schankwirtschaften sowie von anderen Betrieben, die Bier offen oder in Flaschen im Kleinverkauf abgeben, haben durch deutlich sichtbaren Anschlag in den Wirtschaftsräumen und Verkaufsstellen die Verkaufspreise für Bier in den zum Ausschank oder Verkauf kommenden Maßen bekannt zugeben.
14. Kalenderwoche
Stockholm meldet, dass dort verschleppte Preußen eingetroffen sind. Sie wurden von den Russen bei ihrem schnellen Rückzug aus Ostpreußen verschleppt und jetzt von der russischen Regierung freigegeben. Im Ganzen sind dort 180 Personen notdürftig untergebracht, darunter 80 Kinder unter 8 Jahren. Der deutsche Konsul sorgt für Verpflegung und Unterkunft.
Durchgehendes Fuhrwerk. Als am Donnerstagmittag ein Einspänner-Fuhrwerk des Domänenpächters Anton von Kaschow die Langestraße entlangfuhr, wurde das junge Pferd plötzlich scheu und raste in wildem Tempo durch die Straße. Mit der vom Wagen gelösten Schere rannte das Pferd weiter und stieß gegen einen Rollwagen vor dem Geschäft des Kaufmanns Dudde, welcher mit konservierten Kohlrüben beladen war. Durch den Zusammenprall wurde eine der Tonnen demoliert und ein Teil des Innern fiel auf die Straße.
Weil das Pferd innere Verletzungen erlitten hatte, musste es als Schlachtpferd verkauft werden.
Durch Vermittlung der Landwirtschaftskammer in Stettin wurden im Kreis Grimmen 50 Pferde überwiesen, welche am Freitag an kleinere Landwirte abgegeben wurden. Es waren größtenteils kleinere Tiere. Die Preise bewegten sich zwischen 770 und 1760 Mark und waren von der Landwirtschaftskammer festgesetzt.
Keine Lebensmittelsendungen ins Feld! Die wärmere Jahreszeit naht. Doppelt damit die Mahnung: Sendet keine Lebensmittel nach der Front und den Etappengebieten! Warum? Einmal verderben sie zu leicht; sodann sind solche Sendungen überflüssig, da für die Truppen draußen reichlich gesorgt ist. Die Heimat braucht ihre Lebensmittel heute selbst und durch unnötige Feldsendungen wird sie geschädigt. Darum behaltet sie zu Hause.
Entlassungsfeier. In der gewerblichen Fortbildungsschule fand im Beisein des Kuratoriums und des Lehrerkollegiums die Schlussfeier des zu Ende gehenden Schuljahres statt. Es wurden gleichzeitig 15 abgehende Schüler durch den Leiter der Schule, Lehrer Häwert, entlassen. Dabei wurden auch Prämien in Form von wertvollen Büchern gegeben. Es erhielten u. a. Prämien: Aus der 1. Klasse die Schüler Kaufmann Hermann Müller (Kaufhaus Ramelow), Bürogehilfe Hermann Harcks (Prozessagent Martens), Schuhmacher August Noske (Meister Gerds).
15. Kalenderwoche
Vaterländischer Vortragsabend. Am Donnerstag hielt Herr Rektor Balzer einen Lichtbildervortrag über die Wirtschaftskräfte Deutschlands. Herr Landrat von Kusserow eröffnete den Abend. Im Vortrag, dessen Anschaulichkeit noch durch Lichtbilder erhöht wurde, führte der Rektor u. a. folgendes aus: Das Deutsche Reich haben in den fünf Kriegsanleihen 47 Milliarden aufgebracht, ein Beweis seiner Stärke auf wirtschaftlichem Gebiet.
Besitzwechsel. Das zum Stadtbezirk gehörige Gut „Gerlachsruh“ wurde von der bisherigen Besitzerin, Frau Stuth, an den Rittergutsbesitzer Peters Jessin verkauft. Über den Kaufpreis verlautet nichts Bestimmtes. Die Übergabe ist bereits erfolgt. Der Rentengutsbesitzer Vorköper in Heidebrink verkaufte seine dort belegene Wirtschaft an den Kastellan Krause zu Bartmannshagen für den Preis von 42000 Mark. Die Übergabe ist bereits erfolgt.
Es wird dringend geraten, keine Lebensmittel an die deutschen Heeres- und Marineangehörigen in der Türkei zu senden. Abgesehen davon, dass ein großer Teil der Gegenstände infolge der langen Beförderung und des Klimas verdorben sind in die Hände der Empfänger gelangt, liegt auch keine Notwendigkeit für die Sendungen vor, da die Verpflegung der deutschen Truppen in der Türkei besonders reichlich sind und dort billiger als hier zu haben sind.
Die Sommerzeit und die Schule. Ein Erlass des Unterrichtsministers ordnet an, dass die Zeit für den Beginn des Schulunterrichts nach den örtlichen Verhältnissen geregelt werden soll. Es bleibt also den Schulvorständen überlassen, ob der Unterricht während der Sommerzeit um 7 oder um 8 Uhr beginnt.
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Vom Einberufungsausschuss Stralsund. Obwohl die Frühjahrsbestellung in vollem Gang ist und anzunehmen sein dürfte, dass noch viele Kräfte dabei gebraucht werden können, laufen die Meldungen über offene Stellen aus landwirtschaftlichen Kreisen überaus spärlich bei den Arbeitsnachweisen und Hilfsdienstmeldestellen ein. Landwirte sollten ihren Bedarf zügig melden. Hilfsdienstmeldestellen befinden sich auch beim Magistrat zu Grimmen, Loitz und Tribsees.
16. Kalenderwoche
Sitzung der vereinigten kirchlichen Körperschaften. Im Deutschen Haus wurde eine gemeinschaftliche Sitzung des Gemeinde-Kirchenrates und der Gemeinde-Vertretung abgehalten. Herr Superintendent Schlapp eröffnete die Sitzung, an der 7 Mitglieder des Gemeinde-Kirchenrats und 16 Mitglieder der Gemeinde Vertretung teilnahmen. Der Etat der zweiten Pfarrstelle wurde in der bisherigen Festsetzung genehmigt. An Kirchensteuern wurden 15 Prozent der staatlich veranlagten Einkommen einschließlich der fingierten Einkommen zum Satz von 4 Mark festgesetzt.
Die Pachtübertragung der der Kirche gehörenden Ackerstücke, welche an Frau Gutsbesitzer Stuth in Gerlachsruh verpachtet waren, wurde auf deren Besitznachfolger Rittergutsbesitzer Peters-Jessin, genehmigt. An Stelle des verstorbenen Müllermeisters Fritz Bentzien wählte die Versammlung den Maurermeister Wilhelm Krakow zum Mitglied des Gemeinde-Kirchenrates. Kreisausschuss-Assistent Green wurde in die Gemeinde-Vertretung gewählt.
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Die vom Provinzialverband der Provinz Pommern verwaltete Pommersche Feuersozietät hat auf die 6. Kriegsanleihe 500000 Mark gezeichnet, im Ganzen auf alle sechs Kriegsanleihen 3 ½ Millionen Mark. Die vom Provinzialverband der Provinz Pommern verwaltete Provinzial- Lebensversicherungsanstalt hat infolge der von ihr eingeführten Kriegsanleiheversicherung auf die 6. Kriegsanleihe 300000 Mark gezeichnet. Damit sollen die späteren Ansprüche der Versicherungsnehmer gesichert werden.
Der Mangel an kleinen Zahlungsmitteln im Geldverkehr ist u. a. darauf zurückzuführen, dass in der Landbevölkerung das Kleingeld in den Händen der Landwirte und der kleinen Händler verbleibt. Ursache ist die Einschränkung der Verkehrsverbindungen mit der Stadt, die sonst durch Bierfahrer, Mehlfuhrleute, Petroleumskutscher usw. die Gelegenheit hatten, das Kleingeld wieder abzugeben. Auf dem Land besteht daher ein Überfluss an Kupfer und Nickelgeld. Landbesteller und Postanstalten nehmen das Kleingeld jetzt in Zahlung oder tauschen es gegen Papiergeld um.
Amtliches. Bekanntmachung über Zusatzfleischkarten. Vom 16. April 1917 an bis auf weiteres sind neben der Reichsfleischkarte von den Kommunalverbänden Zusatzfleischkarten auszugeben, die nur dort gelten. - Die Höchstmenge an Fleisch- und Wurstwaren, die wöchentlich auf die Zusatzkarte entnommen werden darf, wird auf 250 Gramm Schlachtviehfleisch mit eingewachsenen Knochen festgesetzt. Selbstversorger erhalten eine Zusatzfleischkarte nur, soweit sie ihren Fleischverbrauch nur teilweise durch Selbstversorgung decken.
17. Kalenderwoche
Wir machen darauf aufmerksam, dass für alle bis jetzt gezeichneten Schrotschweine sofern sie bei der Ablieferung mindestens 210 Pfd. wiegen, die alten Vertragspreise (ohne Prämien) auch nach dem 1. Mai weitergezahlt werden, aber nur für Ablieferung bis 31. August 1917. Nach dem 31.8. kommen voraussichtlich andere Preise zur Anwendung. Schweine, für welche wir Futter geliefert haben, müssen bei der Ablieferung mindestens 210 Pfd. wiegen; werden Schweine mit einem niedrigeren Gewicht abgeliefert, so können wir diesen auf den Mastvertrag nicht anrechnen. Grimmer landw. Ein- und Verkaufs-Verein.
Besitzwechsel. Der Postaushelfer Karl Wienholz von hier erwarb von der Witwe Sodemann das Neuberlin 77 liegende Wohnhausgrundstück für den Preis von 3800 Mark. Die Übergabe ist bereits erfolgt. - Der Fleischermeister Wilhelm Wahl verkaufte sein Sundische Straße 184 liegendes Hausgrundstück, nebst dazu gehöriger Erbenabfindung, an den Fleischermeister Wilhelm Ziemssen. Der Kaufpreis beträgt 21000 Mark.
Wild gewordene Kuh. Am Montagnachmittag sollte eine Kuh des Fleischermeisters Burmeister auf der Verladestelle gewogen werden. Auf der Wage wurde das Tier plötzlich wild und lief nach der Stadt zu. In der Bahnhofstraße wurde ein Knabe umgerissen, kam aber mit dem Schrecken davon. Die Kuh lief dann zum Schützenplatz und von dort zurück in die Stadt. Nachdem sie durch verschiedene Straßen gelaufen war und die Leute in Aufregung versetzt hatte, kehrte sie im Mädchenschulhause ein. Dort gelang es einigen beherzten Männern das Tier mittels Stricken und Schlingen zu fesseln.
Bekanntmachung. Zur Neuwahl eines Bürgerrepräsentanten aus der ersten Bürgerklasse an Stelle des am 17. Mai 1917 ausscheidenden Repräsentanten Hagemeister, wozu als Kandidaten Kaufmann Robert Hagemeister, Kaufmann Peter Horst, Rechtsanwalt und Notar Dr. Fischer vom Repräsentanten-Kollegium Rezess mäßig gewählt worden sind, haben wir einen Termin auf Freitag, den 18. Mai 1917, nachmittags 5 Uhr auf dem Rathaus anberaumt. Hierzu werden die Wähler der ersten Bürgerklasse eingeladen, um ihre Stimmen vor der Wahl-Deputation persönlich zu Protokoll abzugeben. Der Magistrat. Rueckert.
18. Kalenderwoche
Aus der Knabenvolksschule in Demmin haben sich etwa 90 Schüler gemeldet, die geeignet sind, in Gruppen von 10 Mann leichtere Arbeiten wie Aussammeln von Kartoffeln, Pflanzen der Kartoffeln und Wrucken, Unkrautbekämpfung usw. zu verrichten. Jeder Gruppe wird ein Lehrer zur Beaufsichtigung der Kinder mitgegeben. Landwirte, die von diesem Angebot Gebrauch machen wollen, ersuche ich, sich mit Herrn Rektor Goetze in Demmin, ins Benehmen zu setzen. Bei dem großen Mangel an Arbeitskräften empfehle ich von dem Angebot weitgehendst Gebrauch zu machen. Grimmen. Der Landrat.
Dienstbotenwechsel. Anlässlich des bevorstehenden Dienstbotenwechsels werden die Arbeitgeber darauf aufmerksam gemacht, dass die An- und Abmeldung zur Krankenversicherung binnen 3 Tagen nach Beginn und Ende der Beschäftigung unter Benutzung des vorgeschriebenen Vordrucks zu erfolgen hat. Wer seiner Meldepflicht nicht genügt, macht sich strafbar. Bei nicht rechtzeitiger Abmeldung werden die Beiträge bis zum Tag der Abmeldung erhoben.
Aus Mangel an technischem Personal müssen von 16. April ab auf der Greifswald Grimmener Eisenbahn zwischen Grimmen und Greifswald die Abendzüge 7 und 8 fortfallen (6.20 aus Greifswald an Grimmen 7.55 und aus Grimmen 8.00, an Greiswald 9.15). Zug 6 wird statt 3.50 erst 5.00 aus Grimmen gehen und statt 4.47 erst 7.15 Uhr in Greifswald ankommen.
Teilweise Aufhebung der Gütesperre. Von sofort an ist der volle Wagenladung- und Stückgutverkehr nach den Bezirken Stettin, Königsberg, Danzig, Bromberg, Posen, Altona, Generaldirektion Schwerin und Lübeck-Büchener Eisenbahn frei. Der Direktionsbezirk Berlin ist aber weiterhin gesperrt.
Briefmarken als Zahlungsmittel bei der Post. Infolge des Mangels an Kleingeld hat die Reichspostverwaltung die Schalterbeamten angewiesen, ungebrauchte, noch in sauberem Zustand befindliche Briefmarken in beschränkten Mengen in Zahlung zu nehmen.
Seit gestern zeigen sich hier die ersten Schwalben. Auch Schmetterlinge beginnen schon wieder zu flattern. Der Monat Mai kündigt sich an und scheint also endlich das Frühlingsregiment zu übernehmen
Nach schwerem Leiden starb am 31. März 1917 infolge schwerer Verwundung unser einziger Sohn und Bruder der Reservist Emil Gülzow im 26. Lebensjahr. Dies zeigen betrübt an Carl Gülzow und Familie. Klein Lehmhagen.
Am 2. April erhielt ich die traurige Nachricht, dass mein lieber unvergesslicher Mann, meiner Kinder liebevoller Vater, der Rangierer Robert Meyer, im blühenden Alter von 31 Jahren an seinen schweren Verletzungen, die er im Dienste des Vaterlandes erhalten hatte, in Wilna gestorben ist. Dies zeigt im Namen aller Hinterbliebenen tiefbetrübt an, Frau Emilie Meyer, geb. Haak, und Kinder. Grimmen im April 1917.
19. Kalenderwoche
Die Landräte und die Polizeiverwaltungen kreisfreier Städte, werden ermöglicht an Sonn- und Feiertagen die landwirtschaftlichen und zum Betrieb des Gartenbaus gehörigen Bodenbestellungs- und Erntearbeiten, welche zur Gewinnung von menschlichen und tierischen Nahrungsmitteln außerhalb der Stunden des Hauptgottesdienstes auf Äckern, Grünlandflächen, in Gärten oder auf vorübergehend zum Anbau von Pflanzen verwendeten Grundstücke ausgeführt werden, zuzulassen.
Einen schulfreien Tag hatte heute die gesamte Grimmer Schuljugend aus Anlass der Übergabe der von den Türken eingeschlossenen englisch-indischen 13.300 Mann starken Armee. Für Berlin und die Provinz Brandenburg hatte der Kaiser selbst Befehl zum Flaggen und zum Ausfall des Schulunterrichts gegeben der glänzende militärische Erfolg unserer türkischen Bundesgenossen über den englischen Erzfeind dürfte auch politisch hoch zu bewerten sein.
Landschaftswahlen. Auf Anordnung der kgl. Departements Direktion zu Anklam sind von den Besitzern der bepfandbrieften Güter des Kreises Grimmen folgende Wahlen vorzunehmen:1.Wahl eines Landschaftsrates für den verstorbenen Landschaftsrat Frhrn. von Seckendorf-Brook. 2.Wahl eines Deputierten für den Kreis Grimmen, für Herrn Anders-Groß Rakow, der sein Amt wegen Krankheit niedergelegt hat. 3.Wahl eines Hilfsdeputierten für den Kreis Grimmen, für Herrn Wodarg-Zarrentin, der aus der Landschaft ausgetreten ist.
Ein Merkblatt über den Postcheckverkehr mit einliegendem Vordruck zum Antrag auf Eröffnung eines Postscheckkontos wird in der nächsten Zeit durch die Briefträger verteilt werden. Hierdurch bietet sich allen eine bequeme Gelegenheit, sich ein Postscheckkonto eröffnen zu lassen. Durch den Beitritt zum Postscheckverkehr erlangen sie die im Merkblatt angegebenen Vorteile und erfüllen zugleich eine vaterländische Pflicht, indem sie zur Verringerung des Umlaufs an barem Geld und zur Förderung des bargeldlosen Zahlungsausgleichs beitragen.
20. Kalenderwoche
Sperrzeiten für Tauben. Da eine Schädigung der Saatbestellung durch feldernde Tauben mit Rücksicht auf die Volksernährung mit allen zu Gebote stehenden Mitteln verhindert werden muss, hat das Kriegsministerium in Berlin den nachgeordneten militärischen Behörden empfohlen, bei Festsetzung der Sperrzeiten für Tauben die Interessen der Landwirtschaft im weitesten Maße zu berücksichtigen. Auch gegen die Ausdehnung der Sperre auf Militärbrieftauben (Tauben der Militärverwaltung und der Brieftauben-Liebhabervereine) auf mehr als zehn Tage sei dann nichts einzuwenden, wenn diese Tauben nach der allgemeinen Kriegslage für die militärische Nachrichtenübermittlung nicht in Betracht kommen.
Zum Kohlenmangel. Infolge des langen und strengen Winters ist der Brikettverbrauch in sehr erheblichem Maße gestiegen, dagegen der Bedarf durch Wagenmangel und Produktionsrückgang zum größten Teil nicht gedeckt worden. Um nun den Bedarf an gutem Heizmaterial nicht ganz in Frage zu stellen, wird infolge verminderter Produktion der Briketts die Rohbraunkohle zum Versand kommen. Der Preis beträgt bei Abnahme ganzer Wagenladungen 1,07 Mark pro Zentner frei ab Bahnhof Grimmen. Proben sind bei der Kohlenhandlung Wilh. Langkavel zu besichtigen.
Die Feldfluren Obstbaumpflanzungen in Pommern gewähren zurzeit ein recht erfreuliches Bild. Die Wintersaaten stehen im Großen und Ganzen so vorzüglich, dass man sich den besten Hoffnungen hingeben kann. Das so genannte auswintern des Getreides ist erfreulicherweise nur selten zu sehen und von Ungezieferfraß ist dieses Jahr wenig zu hören. Die Futterbestände haben sich so ausgezeichnet entwickelt, dass verschiedentlich schon jetzt mit dem ersten Hieb begonnen werden konnte
Bekanntmachung. Bei Einsendung der Zusatzkreisfleischkarten hat sich herausgestellt, dass ein großer Teil dieser Karten nicht wie durch die Anordnung des Kreisausschusses vorgesehen, den Namen und Wohnort des Karteninhabers tragen. Ich mache darauf aufmerksam, dass Fleischereiinhaber, die fortan auf solche ungültigen Karten Fleisch abgeben, auf eine Zahlung des Staatsausschusses nicht zu rechnen haben. Der Landrat.
Am Sonntag waren 25 Jahre vergangen, seit Herr Bürgermeister Rueckert in Grimmen in sein Amt eingeführt worden war. Wer Grimmen vor 20 und mehr Jahren kannte, weiß, welchen Aufschwung unsere alte Stadt seitdem genommen hat. Dass dies in der Hauptsache das Verdienst ihres Bürgermeisters ist, unterliegt keinem Zweifel. Mit Tatkraft und Besonnenheit hat er durchgesetzt, was zum Guten der Stadt gereichte. Es wird aber kaum einen seiner Mitbürger geben, der nicht dankbar anerkennen müsste, was die Stadt ihrem Bürgermeister für sein unermüdliches Wirken schuldet.
21. Kalenderwoche
Die diesjährige Maikäferplage muss mit aller Energie bekämpft werden. Andererseits gewinnen wir durch das Einsammeln der Schädlinge ein gutes Futtermittel für Schweine und Geflügel, das gerade jetzt besonders wertvoll ist. Es darf aber nicht eine wüste Maikäferjagd ausbrechen, die den Bäumen mehr schadet als nützt. Ferner ist es von großer Wichtigkeit, in diesen Tagen auch auf andere Schädlinge unseres Obstbaues zu achten.
Esst mehr Spargel! Vom Lebensmittelamt. Bei der jetzigen Fleisch- und leider auch Eierknappheit sind wir in der jetzigen Zeit mehr denn je in unserer Ernährung auf Gemüse angewiesen. Neben Spinat, kommt nun jetzt für die nächsten Wochen der Spargel in Betracht, der infolge des Mangels an Konservierungsstoffen in diesem Jahr in größerem Umfang zum Frischverkauf gebracht werden muss, als es sonst geschehen ist. Infolgedessen sind die Preise erheblich niedriger, als in der gleichen Zeit der Vorjahre und werden noch weiter sinken.
Zu der 25. Zuchtviehversteigerung der Pommerschen Herdbuchgesellschaft für das schwarzweiße Tieflandrind, die in Stettin auf dem städtischen Viehhof stattfindet, sind bereits gegen 160 Anmeldungen von Zucht- und Stammbullen, sowie tragende Färsen eingegangen. Mitgliedern des Kleingrundbesitzes, die auf der Versteigerung Bullen erstehen und sie als Privatdeckbullen zur öffentlichen Zuchtbenutzung in der Provinz aufstellen, kann ein Zuschuss von 25 v. H. des Ankaufpreises bis zu einer Höhe von 1200 Mark (statt früher 600 Mark) gewährt werden.
Friedrich Köpke†. Am 7. März starb in französischer Gefangenschaft unser Schriftfreund und Vereinswirt Herr Bäckermeister Friedrich Köpke. Seit der Gründung des Vereins am 14. Februar 1904 war er ein eifriges Mitglied und ein tätiger Förderer unserer Kurzschrift. Viele Jahre gehörte er dem Vorstand an und hat unsere Bücherei verwaltet. In seinem Haus hatte der Verein ein gastliches Heim gefunden. Sein freundliches Wesen, seine Treue und Aufrichtigkeit machten ihn uns allen zum Freund. Wie der Verein, so wird auch jedes der Mitglieder ihn in dankbarer Erinnerung behalten. Der Vorstand.
Sommerzeit in Dänemark. Die dänische Regierung wird den Reichstag um Ermächtigung ersuchen, die Sommerzeit von Mitternacht des 14. und 15. Mai an einzuführen. Die Regierung glaubt dem deutschen, schwedischen und norwegischen Beispiel folgen zu müssen.
An die Einwohner des Kreises Grimmen, welche Kinder aus den Industriebezirken aufgenommen haben. Für das Herbringen der Kinder in unserm Kreis sind zwei Punkte maßgebend: die Industriebezirke zu entlasten und die Kinder unserm Vaterland zu erhalten. Ist es schon in Friedenszeiten mit Schwierigkeiten verbunden, hier für die Ernährung zu sorgen, wie viel mehr jetzt. Die Kinder werden durch die kräftige Nahrung hier und unsere reine, herbe Luft gesund erhalten und können später unserm Vaterland nützen.
Verhaftet. Vor einigen Tagen gelang es dem Gendarmerie-Wachtmeister Lüdtke von hier, einen Schwindler festzunehmen, der verschiedentlich Zechprellereien und dgl. Begangen hatte. Einige Tage vorher hatte er in Demmin Gastrollen gegeben. Auch in Grimmen versuchte er derartige Manöver. Er mietete bei einer Kriegerfrau ein möbliertes Zimmer, gab sich als Bahnbeamter aus und wollte hier Vermessungsarbeiten ausführen. Er versprach ihr Briketts zu beschaffen und verlangte dafür Geld im Voraus. Da er die Mütze eines Bahnbeamten trug und sicher auftrat, gelangen ihm häufig derartige Schwindeleien.
22. Kalenderwoche
Unfall. Am Mittwoch wurde der dreijährige Sohn des Arbeiters Wienke in Gerlachsruh, als er mit einem anderen Kind in der Nähe des Bahndammes spielte, von einem Zug zur Seite gestoßen und erlitt schwere Verletzungen am Kopf, so dass seine sofortige Überführung nach Greifswald notwendig war.
Zwei nette Früchtchen. Am Mittwoch meldeten sich bei der Polizei zwei konfirmierte Knaben aus Swinemünde und baten um Geld für die Rückreise. Angeblich sind sie mit einem Freund bis Züssow mit der Bahn gefahren und von dort zu Fuß nach dem Gut Wend gegangen. Ohne Wissen der Eltern hatten sie die Reise am vorigen Donnerstag angetreten. Während der Nacht wollen sie in leeren Eisenbahnwagen oder bei Schnittern geschlafen haben. Ihre Nahrung bestand aus Getreidekörnern, die sie von Feldmieten entwendeten. Vollständig müde und ausgehungert kamen sie hier an. Am Himmelfahrtstag wurden die beiden Ausreißer dann wieder ihrer zu ihren Eltern gebracht.
Der Kriegsausschuss für Ersatzfutter hat bekanntlich die Herstellung von Strohkraftfutter in großem Umfang in Angriff genommen und zu diesem Zweck teils mit bestehenden industriellen Anlagen die Aufnahme der Erzeugung als Betriebszweig vertraglich vereinbart, teils die Neugründung von Fabriken in die Wege geleitet. Die Herren Landwirte ersuche ich dringend, der Bezugsvereinigung möglichst viel Stroh zum Ankauf anzubieten; für das zu liefernde Stroh wird eine Anfuhrprämie von 2 Mark je Doppelzentner gewährt. Andernfalls würde zu der Beschlagnahme des Strohes geschritten werden müssen. Der Landrat.
Besitzwechsel. Der Uhrmacher Wilhelm Müns von hier kaufte das in der Friedrichstraße belegene Grundstück des Oberbahnassistenten Kalian für den Preis von 14500 Mark. Die Übergabe erfolgt am 1. Juli d. Js. – Das zur Meier´schen Konkursmasse gehörige, in der Greifswalder Vorstadt gelegene Wohnhausgrundstück ist für den Preis von 8500 Mark an den Händler Breuhansen, hierselbst, verkauft worden.
Kriegspfingsten 1917. Das friedliche Walten der zu neuen Leben erwachten Natur steht in grellem Gegensatz mit dem gleichzeitigen blutigen Ringen der Völker. Und so kann es nicht sein, dass der fröhliche Charakter des Pfingstfestes zur Geltung kommt. Heute erstarrt Europa, erstarrt die Welt abermals in Waffen. Wir feiern die dritten Kriegspfingsten. Und selten war eine Zeit so ernst, als diese Pfingsttage. Mehr denn je bedürfen wir des Pfingstgeistes, der uns mit Hoffnung, Mut und Zuversicht erfüllt.
Zu dem anberaumten Termin zwecks Neuwahl eines Bürgerrepräsentanten der ersten Bürgerklasse waren nur sechs Wähler erschienen. Als Kandidaten waren aufgestellt: die Herren Kaufmann Hagemeister, Kaufmann Peter Horst und Rechtsanwalt Dr. Fischer. Von den abgegebenen Stimmen erhielten Kaufmann Horst vier und Rechtsanwalt Dr. Fischer zwei Stimmen. Erstere ist somit auf die Dauer von sechs Jahren zum Bürgerrepräsentanten hiesiger Stadt gewählt.
Wiederaufnahme des öffentlichen Wetternachrichtendienstes. Der öffentliche Aushang der Wetterkarten ist am 1. des Monats aufgenommen und wird mit dem 31. Oktober des Jahres eingestellt werden. Alle bisherigen Einrichtungen werden unverändert beibehalten soweit nicht die Einwirkungen des Krieges Änderungen erheischen. Auch im letzten Kriegsjahr hat sich die Einrichtung des Wetterdienstes wieder gut bewährt. Die Herren Guts- und Gemeindevorsteher mache ich hierauf aufmerksam. Der Landrat.
23. Kalenderwoche
Hanfanbau. Zur Sicherung der Fasererzeugnisse für Heer und Marine, sowie das ganze deutsche Volk ist der Anbau von Hanf auf größeren Flächen dringend erforderlich. Die Bedingungen hier sind die denkbar günstigsten. Der Anbau von Hanf wird gut bezahlt, außerdem sollte er die Pflicht eines jeden Landwirtes sein, so viel wie möglich anzubauen. Die Deutsche Hanfbaugesellschaft hat sich entschlossen, Verträge hierüber zu schließen und die Werbung dem hiesigen landwirtschaftlichen Ein- und Verkaufsverein zu übergeben. Anleitung sowie alle erforderlichen Formulare stehen zur Verfügung.
Freigabe von Kaffee und Tee. Der Kriegsausschuss Kaffee, Tee und deren Einsatzmittel GmbH teilt mit, dass die bisher nicht übernommenen Kaffee und Teemengen zum Verkauf an Verbraucher direkt oder Wiederverkäufer, die ihrerseits direkt an Verbraucher liefern, freigegeben werden. Kaffeemischungen müssen mindestens die Hälfte Kaffeeersatzmittel enthalten und zwar im Einzelfall nur ein halbes Pfund gerösteter Kaffee (mit höchstens der gleiche Menge Zusatz) gerechnet werden.
Vaterländischer Frauenverein Grimmen. Der Verein hat sich auch im letzten Jahr gut weiterentwickelt. Die Mitgliederzahl hat sich gegen das Vorjahr um 73 erhöht und betrug am Schluss 992, einschließlich 86 ordentliche Mitglieder. Leider finden sich in manchen Orten noch immer keine Mitglieder. Hoffentlich gelingt es der rührigen Werbetätigkeit der Vorstandsdamen, dass nicht nur 1000 Mitglieder erreicht werden, sondern noch erheblich darüber.
Die Wanderkörbe mit Wöchnerinnenwäsche wurden auch in diesem Jahr fleißig genutzt. Allerdings sind die Kosten erheblich gestiegen. Der Näherinnenverein hat in gewohnter Weise fleißig gearbeitet und notwendige Sachen für die Soldaten und den Lazarettzug verschickt. Die geforderten 3000 Weihnachtspakete für Heeresangehörige konnten vom Verein nicht vollständig aufgebracht werden, es gingen aus dem Kreis insgesamt 1862 Pakete ein.
24. Kalenderwoche
Erfassung der Frühgetreide-Ernte. Da wir in diesem Jahr nicht, wie in den bisherigen Kriegsjahren mit genügenden Reserven in das neue Erntejahr hineingehen können, müssen umfassende Vorbereitungen zur sofortigen Nutzbarmachung der Ernte, vor allem der Getreideernte getroffen und durchgeführt werden. Vertreter der Landwirtschaftskammer und der Kriegswirtschaftsstellen werden sich in den Orten einen Überblick verschaffen.
Kreissynode. Am Donnerstag vor Pfingsten tagte im „Deutschen Haus“ die diesjährige Kreissynode. Nach einer Begrüßung erstatte der Vorsitzende Superintendent Schlapp, den Ephoralbericht über das kirchliche und sittliche Leben in den Gemeinden des Kirchenkreises. - Sodann berichteten Pastor Meylahn, Abtshagen, über die Arbeiten der inneren Mission, Pastor Dumrath, Rolofshagen, über die Arbeiten der Äußeren Mission, Pastor Dabis Gristow, über den Gustav-Adolf. Verein und Pastor Bettac, Vorland, über die kirchliche Jugendpflege.
Kampf mit Wilddieben. Der Revierförster Peters in Bremerhagen bemerkte seit längerer Zeit, dass in seinem Revier gewildert wurde. Auf seinem Kontrollgang früh bemerkte er im Wald zwei verdächtige Personen, die Gewehre trugen. Der Aufforderung, die Gewehre fortzuwerfen, kamen sie nicht nach Der eine ergriff vielmehr die Flucht, während der andere die Waffe auf den Förster richtet. Der Forstbeamte kam dem Wilderer zuvor und verletzte ihn schwer. Wie wir hören, handelt es sich um einen gewissen Schmidt aus Alt Zarrendorf, der in der Klinik seinen Verletzungen erlag.
Neuverpachtung kirchlicher Ländereien. Rittergutsbesitzer Peters-Jessin hat als Käufer des Gutes Gerlachsruh den Antrag gestellt, ihm die angrenzenden Ländereien, deren Pachtperiode im Jahr 1923 abläuft, auf 12 Jahre weiter zu verpachten. Er ist bereit, an Stelle der bisherigen Pacht von 1400 M. für die neue Pachtperiode 2000 Mark zu zahlen. Die kirchlichen Körperschaften stimmten dem Antrag nach kurzer Besprechung zu.
Kommunales. Die Sitzung wurde um 5 Uhr von Herrn Bürgermeister Rueckert mit der Einführung und Verpflichtung des anstelle des aus dem Kollegium ausgeschiedenen Kaufmanns R. Hagemeister neu gewählten Kaufmanns Peter Horst, eröffnet. –
Nachdem im letzten Jahr mehrfach über Feld- und Gartendiebstähle geklagt wurde und anzunehmen ist, dass auch in diesem Jahr die Diebstähle nicht abnehmen werden, hält der Magistrat es für geboten zwei Hilfskräfte für den Flurwärter anzustellen. In Aussicht genommen sind die Schuhmachermeister Ruthenberg und Jülich. Das Kollegium hält ebenfalls den Flurschutz für notwendig und stimmt zu.
Der Provinzialausschuss von Pommern tagte am 6. Juni im Landeshaus zu Stettin unter Leitung seines Vorsitzenden des Grafen Behr auf Behrenhof. Zum stellvertretenden Mitglied der Provinzialkommission zur Erhaltung und Erforschung der Denkmäler in der Provinz Pommern für die Zeit bis Ende Juni 1921 wurde Professor Haas in Stettin gewählt.
Das höhere Wochengeld für Kriegswöchnerinnen. Die Steigerung des täglichen Wochengeldes auf 1,50 Mark wurde angenommen. Die Maßnahme wird dadurch begründet und gerechtfertigt, dass die Nahrungs- und Stärkungsmittel, für deren Beschaffung das Wochengeld verwendet werden soll, ganz erheblich im Preis gestiegen sind. Eine Verordnung des Bundesrates vom 2. Juni 1917 trägt diesem Bedürfnis Rechnung, um die Familien zu unterstützen.
25. Kalenderwoche
Bienenzuchtverein. Der Vorsitzende gab einen Überblick über das verflossene Jahr, das seit einem Menschalter wohl das schlechteste Bienenjahr war. Der Verein zählte im Vorjahr 51 Mitglieder, jetzt 54. Von 46 Imkern wurden 682 Bienenvölker eingewintert, die 330 Schwärme, 50,80 Zentner Honig um 114 Wachs lieferten. In guten Jahren haben diese Mitglieder mindestens das 4-5fache an Honig geerntet. Trotz des schlechten Jahres erhöhte sich die Zahl der Völker auf 739. Zur Fütterung der Bienen wurden 102 Zentner Zucker von der Landwirtschaftskammer geliefert. Es wurde mitgeteilt, dass der Honig nicht beschlagnahmt sei und der Preis auf 3 Mark das Pfund festgesetzt werde. Beschlagnahmt ist das Wachs.
Am 13. Juni haben wir unserem verehrten Amtsbruder und Senior, Herr Pastor em. D. theolog. Flos zu Grabe geleitet. Jahrzehntelang hat er unserer Synode angehört und den größten Teil seiner amtlichen Wirksamkeit in unserer Mitte zugebracht. Gewiss reichte seine Tätigkeit sehr viel weiter. Sein Name hatte in ganz Deutschland einen guten Klang. Seine Verdienste um die Kirche, um den deutschen Pfarrerstand und die Pfarrhäuser werden nicht vergessen. Wir werden sein Gedächtnis in Ehren halten. Schlapp, Superintendent.
Zur Beschlagnahme der Treibriemen. Es scheint in den beteiligten Kreisen vielfach nicht bekannt zu sein, dass seit dem 15. März des Jahres alle Treibriemen beschlagnahmt worden sind. Sie dürfen zwar weiterverwendet werden, die Veräußerung und Lieferung ist jedoch, soweit sie sich im Besitz eines Händlers oder Verbraucher befinden, nur an die Kriegsleder- Aktiengesellschaft in Berlin zulässig. Gleichzeitig mit der Beschlagnahme ist eine Bestanderhebung aller Treibriemen angeordnet worden. Das bedeutet, die amtlichen Meldescheine sind von der Riemenfreigabestelle zu beziehen und die Meldungen auch dorthin zu erstatten.
Alte Versicherungsmarken werden am Postschalter nur noch in diesem Monat zum Verkauf bereits gehalten. Wer also noch Versicherungsbeiträge für die Zeit bis zum 31. Dezember 1916 zu entrichten hat, hole das Versäumte schleunigst nach.
Fernsprechanschlüsse. Fernsprechanschlüsse, deren Herstellung noch im laufenden Rechnungsjahr in Aussicht genommen werden sollen, müssen spätestens bis zum 1. August bei den zuständigen Fernsprech-Vermittlungsanstalten angemeldet werden. Wenn die Anmeldung später erfolgt, können diese Anschlüsse frühestens nach dem 1. April 1918 hergestellt werden, oder die Antragsteller müssen, wenn die besondere Entsendung eines Bautrupps sich überhaupt ermöglichen lässt, die entstandenen Mehrkosten übernehmen.
18. Juni
Konservenbüchsen. Es wird beabsichtigt, die bisher schon bestehende Organisation zur Sammlung von alten Weißblechdosen weiter auszubauen, um möglichst restlos die Zinnmengen in diesem Material wieder erfassen zu können. Schon jetzt ist es vaterländische Pflicht, die in den Haushalten entbehrlichen alten Konservendosen und Weißblech sorgfältig zu sammeln und für die Ablieferung bereitzustellen.
26. Kalenderwoche
Am Dienstag wird Herr Gymnasialdirektor Krause aus Greifswald vormittags in der Stadtschule einen Vortrag über wildwachsende Küchenpflanzen und Wildgemüse mit anschließender Wanderung, im Auftrag der königlichen Regierung, durchführen. Wenn die Veranstaltung auch in erster Linie für die Lehrerschaft der Stadt und Umgebung bestimmt ist, so sind interessierte Zuhörer willkommen. Bei der Knappheit der Lebensmittel kann es nur von Nutzen sein über die heimischen Pflanzen und Wildgemüse informiert zu werden.
Theater im Hotel „Deutsches Haus“. Die Nachfrage nach Eintrittskarten zum „Dreimäderlhaus“ am Sonntag ist eine so große, dass sich die Direktion veranlasst sieht, die rechtzeitige Entnahme der Karten im Vorverkauf dringend zu empfehlen. Es wird dies eine Operetten- Aufführung werden, wie sie in gleicher Vorzüglichkeit bisher nur selten bei uns geboten wurde. Die Wiener Gäste bringen uns diesen wirklich neuesten Operettenschlager erstklassig zur Aufführung.
Repräsentationswahl. Am Freitag voriger Woche wurde im Sitzungszimmer des Magistrats eine Repräsentationswahl dreier Kandidaten für den bisherigen Senator Kaiser vorgenommen. Da Senator Kaiser eine Wiederwahl ablehnte, wurden die Herren Maurermeister W. Krakow, Spediteur Breese und Sattlermeister W. Krohn als Kandidaten aufgestellt. Bei der Wahl durch das bürgerliche Kollegium erhielten Maurermeister Krakow 5, Sattlermeister Krohn 3 Stimmen. Ersterer ist auf die Dauer von 6 Jahren zum Ratsherrn der Stadt gewählt.
In der gemeinschaftlichen Sitzung der städtischen Körperschaften wurden die Kriegsteuerungszulagen für städtische Beamte bewilligt. Ferner wurden die mit den Arbeitern Galitz und Thürk vereinbarten Wohnungs-Mietsverträge um ein Jahr verlängert und beschlossen dem Händler F. Vahl die vor seinem Scheunengrundstück an der Quebbe belegene Fläche für 30 Mark zu verkaufen.
Sitzung der kirchlichen Körperschaften. Der Vorsitzende teilte mit, dass die Glocken unserer Kirche St. Marien-Kirche für die Kriegs-Ablieferung vorläufig zurückgestellt sind, weil das Geläut nach dem Gutachten des Universitäts-Musikdirektors Zingel-Greifswald einen großen kunsthistorischen Wert hat.
27. Kalenderwoche
Nachdem der Betrieb der städtischen Gasanstalt eingestellt worden ist, hat die Gas und Elektrizitätskommission beschlossen, die entbehrlichen Gerätschaften zu verkaufen. Der Etatansatz für Bauten und Reparaturen an den Pfarrgebäuden pp. für das Etatjahr 1916 um 271,77 Mark erhöht.
Vorsicht beim Ankauf von Walderdbeeren. Es ist in letzter Zeit wiederholt vorgekommen, dass Walderdbeeren, die zu Saft verarbeitet worden sind, ein Erzeugnis mit scharfem, unangenehmen Beigeschmack lieferten. Der Verdacht, dass der Erdbeersaft zinkhaltig sein könnte, fand sich durch das Ergebnis der chemischen Untersuchung bestätigt. Es wurden dabei so erhebliche Mengen festgestellt, dass der Saft leichte Vergiftungen hervorrufen kann.
Ehrentafel. Der Reservist Helmut Schmietendorf aus Grimmen ist am 7. Februar 1917 infolge einer schweren Brustfellentzündung in französischer Gefangenschaft gestorben.
Der Musketier Wilhelm Drews aus adlig Boltenhagen starb am 8. Juni 1917 im Alter von 19 Jahren durch eine Granate den Heldentod für das Vaterland.
Landsturmmann Wilhelm Kross aus Gremersdorf im Infanterie-Regiment Nr. 42 fiel im 35. Lebensjahr im Kampf für das Vaterland.
Schutz den Vögeln. Dem aufmerksamen Beobachter wird es nicht entgangnen sein, dass auf dem Turm unserer Kirche schon seit mehreren Jahren ein Turmfalkenpaar nistet. Der Turmfalke gehört zu den nützlichen Raubvögeln. Das Vogelschutzgesetz hat den Turmfalken unter gesetzlichen Schutz zugesprochen. Leider ist dem nützlichen Vogel auch hier nachgestellt worden. Zwei junge Leute sind kürzlich auf dem Kirchplatz mit einem Tesching nach den Turmfalken schießend beobachtet worden. Einer von ihnen ist sogar unter dem Vorwand, die Glocken zu fotografieren, auf den Turm gestiegen und hat dort einen Falken erlegt. Es sei darauf aufmerksam gemacht, dass zukünftig das Besteigen des Turmes nur mit Erlaubnis gestattet ist.
Altgummi und Gummiabfälle. Bekanntlich sind Altgummis, Gummiabfälle usw. beschlagnahmt, so weit mehr als 1 kg sich im Besitz einer Person befinden. Wie frühere Sammlungen von Gummi gezeigt haben, finden sich immer wieder Gummiabfälle aller Art in Haushaltungen und Betrieben an. Im Interesse einer weiteren Versorgung der Industrie mit Material für die Herstellung neuer Gummiwaren liegt es, alle, auch kleine Mengen von Gummiabfällen den Sammellagern für Gummi zuzuführen. Die Gemeinden legen zweckmäßig Sammelstellen an.
28. Kalenderwoche
Juli 16
Der heiße Juni. Der diesjährige Juni gehörte zu den wärmsten Juni-Monaten seit dem Jahr 1848: er ist um volle 3 Grad zu warm gewesen und kommt unmittelbar nach dem bisher wärmsten Juni, dem von 1889, der eine mittlere Monatstemperatur von 21,7 Grad aufwies. Der Juni 1917 dürfte - und das gilt für den größten Teil Deutschlands- hinter ihm höchstens mit 1/10 Grad durchschnittlicher Wärme zurückbleiben; sein Monatsmittel lässt sich auf etwa 21,6 Grad Celsius berechnen.
70000 Kirchenglocken für Munitionszwecke. Die Firma Hofglockengießerei Franz Schilling und Söhne in Apolda hat jetzt ungefähr 70000 Kirchenglocken zur Beschaffung von Munitionsstoffen abzurüsten.
Postalisches. In der Postkasse sind in den letzten Juni- und ersten Julitagen erhebliche Minderbeträge aufgetreten. Die Behörden, Kassen und das Publikum werden gebeten, ihre Ein- und Auszahlungen eingehend nachzuprüfen und etwa erhaltene Mehrbeträge am Postschalter zurückzuzahlen oder an das Postamt einzusenden. Vielleicht sind auch Postanweisungen nach ihrer Auszahlung dem Zahlungsempfänger evtl. wieder zurückgegeben worden, so dass sie nunmehr hier fehlen. Minderbeträge muss in jedem Fall der betreffende Beamte zulegen.
Einen schwarzen Gedenkstein bedeutet der 1. Juli für die deutsche Raucherwelt. Mit dem Tag tritt der Kriegsaufschlag auf Zigaretten in Kraft, der alle Sorten, auch die billigen trifft und ganz auf die Verbraucher abgewälzt werde soll. Die billigen Preislagen werden danach um ½ Pfg., die mittleren um 1 Pfg., die besseren um 2 und 2 ½ Pfg. das Stück teurer werden. Da die Zigaretten im Allgemeinen mit Massenverbrauch rechnen dürfen, werden sich selbst die kleinen Zuschläge am Geldbeutel der Zigarettenraucher stark bemerkbar machen.
In der jetzigen heißen Jahreszeit muss ganz besonders davor gewarnt werden, rohe Eier und weiche saftige Früchte an die deutschen Kriegsgefangenen in den feindlichen Ländern oder an unsere Truppen im Feld zu schicken. Infolge der langen Beförderungsdauer gelangen die Sachen meist verdorben in die Hände der Empfänger und können daher besser in der Heimat verwendet werden. Es sei erneut darauf hingewiesen, dass die Versendung von rohen Eiern usw. in Päckchenbriefen an die Gefangenen überhaupt verboten ist.
29. Kalenderwoche
Postalische. An der Schalterkasse des Postamts Grimmen ist in der Zeit vom 1. bis 2. Juli ein erheblicher Minderbetrag aufgetreten. Vielleicht handelt es sich um eine abhanden gekommene ausgezahlte Postanweisung im ungefähren Betrag von 290 M. Empfänger von Postanweisungen, die in der angegebenen Zeit solche Beträge erhalten haben, werden gebeten, sich beim Postamt zu melden um eine Nachprüfung vornehmen zu können.
Gegen Wucherpreise bei Fuhrlöhnen. In dem Schreiben wird ausgeführt, dass Rollgeld und Fuhrlohn nicht als Gegenstände des täglichen Bedarfs im Sinne der Bekanntmachung gegen übermäßige Preissteigerung anzusehen sind. So kann z. B. eine strafbare Umgehung der Preiswuchervorschriften vorliegen, wenn der Verkäufer zwar die Ware einen angemessenen, für ihre Anfuhr jedoch einen übermäßigen Preis verlangt. Es scheint nicht ausgeschlossen, dass die Gemeinden eine Preisreglung für Transporte von Möbeln und anderen Sachen des notwendigen Lebensbedarfs anordnen.
Repräsentantenwahl. Am Dienstagnachmittag fand im Rathaus die Wahl eines Bürgerrepräsentanten der II. Bürgerklasse, Abteilung der Handwerker, an Stelle des ausgeschiedenen Mühlenbesitzers F. Dahms statt. Die Kandidaten waren die Herren Uhrmacher Müns, Gärtnereibesitzer Schulz und Mühlenbesitzer Stein. Die Wahlbeteiligung war nur sehr gering, nur zwei Wähler hatten sich eingefunden. Beide Stimmen wählten Uhrmacher Müns, der so auf die Dauer von 6 Jahren zum Mitglied des Bürger-Kollegiums wurde.
Zur Beschaffung von Lesestoff für Krieger im Feld und in Lazaretten ist auch in unseren Schulen gesammelt worden. Mittel- und Stadtschule haben insgesamt 111,75 M. aufgebracht, wovon 43,90 M. auf die Mittelschule, 67,85 M. auf die Stadtschule entfallen. Auch die Sammlung von Altpapier und Konservendosen, die noch nicht abgeschlossen ist, verspricht einen guten Erfolg zu werden. Unsere Schuljugend ist sehr eifrig unterwegs.
30. Kalenderwoche
Der Reingewinn der Kirchenmusik betrug nach Abzug sämtlicher Unkosten 50 M. Diese Summe ist der Berliner Missionsgesellschaft für die Mission im deutschen Schutzgebiet Ostafrika zugeführt worden. Zum Konzert hatten sich viele Besucher eingefunden und wünschen, dass die Greifswalder Gäste mit ihrem hoch verdienten Leiter, Herrn Musikdirektor Zingel, bald wieder einmal nach Grimmen kommen.
Kommunales. Um 5 Uhr eröffnete Herr BM Rückert die Sitzung mit der Einführung des zum Ratsherrn gewählten Maurermeisters Wilhelm Krakow.- Beide Kollegien genehmigten die nach der Rechnungslegung der Stadtkasse für das Rechnungsjahr 1915 vorgekommenen Etatüberschreitungen, soweit diese noch nicht durch frühere Beschlüsse genehmigt waren. – Nach dem Beschluss der Generalversammlung der Überlandzentrale Stralsund ist der Strompreis für die Abnehmer von Licht und Kraft erhöht worden. Beide Kollegien waren der Ansicht, demgemäß auch eine Erhöhung des Strompreises für die städtischen Abnehmer eintreten zu lassen. Es wurde beschlossen, den Strompreis um 7 Pfg. für Licht, also von 40 auf 47 Pfg. und für Kraft von 20 auf 27 Pf. Zu erhöhen.
In der letzten Sitzung des Bürgerschaftlichen Kollegiums wurden die Repräsentanten Gutsbesitzer Giertz, Ackerbürger A. Diekelmann, Ackerbürger F. Löding, Schuhmachermeister K. Jülich und Kaufmann P. Horst in die Präsentationskommission zur Wahl eines Ratsherrn an Stelle des ausscheidenden Senators Appel gewählt.
Besitzwechsel. Der Abdeckereibesitzer Moritz Reinstein hat die zur Meyer´schen Konkursmasse gehörige Ziegelei und Landwirtschaft mit voller Ernte, vorbehaltlich der Genehmigung des Pachtabstandes der 46 ½ Morgen gepachteten Ackers seitens der Stadtgemeinde, käuflich erworben. Mit verkauft sind beide Wohnhäuser, sowie eine beim Schützenplatz gelegenen Koppel und sämtliches noch vorhandenes Inventar. Der Kaufpreis beträgt 55 000 Mark. Die Übergabe erfolgt in den nächsten Tagen.
31. Kalenderwoche
Wildversorgung. Um die Frage zu klären, wie Wild besser als im Vorjahr zum Verbraucher gelangen kann wurde eine Rahmenverordnung erlassen. Das Ziel der Versorgung der Städte mit Wild soll auf dem in Bayern und Sachsen erprobten Weg einer Ablieferungspflicht von Teilen der Jagd an staatlich bestimmte Abnahmestellen erreicht werden. Treibjagden werden jetzt anzeigepflichtig macht und die Ablieferungspflicht von Wildarten festgelegt.
Bekanntmachung zur Versorgung der Landwirtschaft mit Benzol. Die Landwirte werden bei ihren Anträgen ersucht folgende Angaben aufzunehmen: Die Art der Landwirtschaftlichen Maschinen, für welche die Betriebsstoffe angefordert werden, Maschinenstärke und voraussichtliche monatliche Arbeitszeit, bei Motorpflügen die zu pflügende Fläche nach Morgen. Anträge sind bei der Ortspolizeibehörde einzureichen. Der Landrat
Von den Elberfelder Industriekindern. Der Oberbürgermeister von Elberfeld schreibt an seine kleinen Mitbürger, den „Industriekindern“, an Herrn Lehrer W. aus Elberfeld, z. Zt. in Bretwisch (zur Erholung hier). Elberfeld, den 18. Juli 1917/ Sehr geehrter Herr W.! / Die fröhlichen Zeilen unserer Elberfelder Jungens haben mich recht erfreut. Ich sage Ihnen und ihren Schutzbefohlenen dafür besten Dank und bitte Sie, die Letzteren freundlichst zu grüßen. Möge Ihnen allen ferneres Wohlergehen und gute Erholung beschieden sein, damit Sie gesundet und gekräftigt im Herbst nach hier zurückkehren. Auch den freundlichen Wirten unserer Jungen bitte ich meinen Dank und meine Grüße zu übermitteln.“
Die Lederknappheit wird zur Folge haben, dass in Zukunft für die Besohlung des Schuhwerks der Zivilbevölkerung nur Ersatzsohlen zur Verfügung stehen werden. Die Ersatzsohlen werden teils aus zusammengesetzten Lederstücken, größtenteils aber aus Holz bestehen. Diese Sohlen erfüllen bei trockenem Wetter den gleichen Zweck wie gute Ledersohlen. Um die Sohlen zu schonen, sollten in der warmen Jahreszeit die Kinder weitgehend barfuß gehen. So wird für die kalte Jahreszeit vorgesorgt.
32. Kalenderwoche
Kommunales. Nachdem der Abdeckereibesitzer Reinstein von dem Konkursverwalter Rechtsanwalt Dr. Fischer, die Meyer´sche Ziegelei käuflich erworben hat, erklärten sich beide Kollegien mit der Übertragung des Pachtrechts der an Meyer verpachteten städtischen Länderein an den Abdeckereibesitzer Reinstein einverstanden. – Für die Wahl dreier Kandidaten der 1. Bürgerklasse für den ausscheidenden Repräsentanten Kaufmann Kasten wurde die Herren Kaufmann Otto Kasten, Rechtsanwalt Dr. Fischer und Hotelier Jacobi nominiert. Als Beisitzer bei der Wahl agierten Kaufmann P. Horst und Spediteur H. Breese und als Ersatzmann Uhrmacher W. Müns. Zum Mitglied der Brunnenverwaltung wurde Repräsentant Müns gewählt. Schließlich wurde die Wahl eines Schiedsmanns für den Stadtbezirk Grimmen vorgenommen und der Musikdirektor A. Krüger als Schiedsmann und der Klempnermeister F. Gerds als dessen Stellvertreter wiedergewählt.
Besitzwechsel. Herr Sanitätsrat Geißler erwarb von der Frau Margarete Krüger geb. Bader das am Markt gelegene Wohnhausgrundstück mit dazu gehöriger Erbenabfindung für den Preis von 54 000 Mark.
Reformationsausstellung. Eine Ausstellung zur Erinnerung an die 400jährige Wiederkehr des Reformationsjahres veranstaltet die Greifswalder Universität. Eine besondere Abteilung ist den Drucken der Reformationszeit in niederdeutscher Sprache gewidmet. Den Mittelpunkt bildet der figurenreiche Croy-Teppich mit den lebensgroßen Gestalten Luthers, Melanchthons, Bugenhagens und sächsischen und pommerschen Fürsten der Reformation.
Vorsicht bei Mitteilungen an deutsche Kriegsgefangene im Ausland! Immer wieder wird die Beobachtung gemacht, dass in Briefen an die deutschen Kriegsgefangenen im Ausland von ihren Angehörigen Mitteilungen über Ereignisse in Deutschland (z.B. Bahnbauten, Errichtung besonderer Fabriken usw.) gemacht werden, deren Bekannt werden bei unseren Feinden im Interesse der Landesverteidigung höchst unerwünscht ist. Es kann nur auf das Eindringlichste ermahnt werden, Angaben, die irgendwie mit unseren militärischen Maßnahmen in Zusammenhang stehen könnten, zu vermeiden.
33. Kalenderwoche
Kriegspatenschaft. Die Fürsorge für die Hinterbliebenen der auf dem Feld der Ehre gefallenen Krieger tritt immer mehr in den Vordergrund. Ganz besonders gilt es sich der Kinder anzunehmen, denen der Vater fehlt. Ein sehr wirksames Mittel, für die Kriegswaisen zu sorgen, bietet die Kriegspatenversicherung. Geringe monatliche Beiträge gewährleisten den Kindern die Auszahlung einer Summe, die sie bei ihrer Schulentlassung oder Verheiratung erhalten. Wie wir hören, hat es sich auch der hiesige Frauenverein zur Aufgabe gemacht, in dieser Sache vermitteln.
Aus Imkerkreisen wird mitgeteilt, dass wir bezüglich der Honigernte vor einem völligen Misserfolg stehen. Auf den nassen kalten Mai ist ein noch viel schlechterer Ertrag in der Lindenblüte gefolgt, die das Eintragen der Hauptblüte fast zur Unmöglichkeit machte. Regen und Gewitterschauer wechselten fast jeden Tag miteinander ab, so dass wir uns auf erheblich höhere Honigpreise gefasst machen müssen.
Einen neuen Erwerbszweig hat der Krieg unserer Jugend gebracht. Wir haben da vor allem die Kleinsten im Auge, die unermüdlich die Straßen auf- und abgehen, um die Kirschenkerne, die von anderen weggeworfen werfen, aufzulesen und in Tüten zu sammeln. Sie erfüllen ihre Pflicht und verdienen ein paar Pfennige. – Wer die Knappheit an Fetten und Ölen so am eigenen Leib verspürt wie wir alle, wird sammeln. Zehn Kirschensteine ergeben reichlich Fett für Seife, hundert Kirschensteine Öl für eine Portion Salat.
Die Aushändigung von Geldbeträgen durch die Post an Familienangehörige des Empfängers erstreckte sich bisher nur auf die Summe von 400 Mark. Jetzt ist der Betrag, bis zu welchem Sendungen mit Wertangabe oder die zugehörigen Ablieferungsscheine und Paketkarten sowie Postanweisungen und Zahlungsanweisungen an ein erwachsenes Familienmitglied des Empfängers gestellt werden können, auf 800 Mark erhöht worden.
34. Kalenderwoche
Fotografische Apparate am Strande der Ostseeküste verboten. Das Tragen von fotografischen Apparaten jeder Art, sowie das Fotografieren, Malen und Zeichnen ist verboten: erstens am ganzen Ostseestrand, zweitens an beiden Swine-Ufern vom Eisenbahndreieck bis zur Mündung und 100 m landeinwärts, drittens auf dem Swine-Strom selbst mit seinen Inseln und auf den ihn befahrenden Schiffen, viertens von See aus.
Zuwiderhandlungen werden, soweit nicht aufgrund bestehender gesetzlicher Bestimmungen höhere Strafe verwirkt ist, mit Geldstrafe bis zu 30 Mark und Haft bis zu drei Tagen belegt. Außerdem kann die Einziehung der Apparate erfolgen.
Es ist in letzter Zeit wiederholt die Beobachtung gemacht, dass sich Kriegsgefangene an Sonn- und Feiertagen und nach Feierabend stundenlang ohne Begleitung von Wachtmannschaften auf den Dorfstraßen und Plätzen frei umhergehen und doch sonst in jeder Hinsicht mangelhaft beaufsichtigt werden. Die Folge davon ist, dass bei den Gefangenen die Neigung zum Entweichen hervortritt und hierdurch der Landwirtschaft die gerade in der jetzigen Zeit zu dringend nötigen Arbeitskräfte ganz oder doch auf längere Zeit entzogen werden. Wenn auch die entwichenen Gefangenen fast ausnahmslos schon nach einigen Tagen wiederergriffen werden, so ist es doch im Interesse der Volksernährung dringend erwünscht, dass die Entweichungen ganz aufhören oder doch nach Möglichkeit auf ein Mindestmaß beschränkt werden.
Dies wird sich namentlich auf den Stellen, wo militärische Wachtleute vorhanden sind, erreichen lassen; aber auch auf denjenigen Stellen, wo zur Beaufsichtigung der Gefangenen Hilfswachtleute gestellt sind, muss es bei einigermaßen gewissenhafter Durchführung der Aufsicht möglich sein, den Gefangenen jede Gelegenheit zum Entweichen zu nehmen.
Ich mache auch an dieser Stelle wiederholt darauf aufmerksam, dass jeder Verkehr der auf den einzelnen Arbeitsstellen befindlichen Gefangenen untereinander strengstens untersagt ist.
Die Arbeitgeber von Kriegsgefangenen mache ich drauf aufmerksam, dass die Ortspolizeibehörden und Gendarmen angewiesen sind, mir jeden Fall von mangelhafter Beaufsichtigung der Gefangenen anzuzeigen.
Ich werde nötigenfalls die Entziehung der Gefangenen beim Lager beantragen; den betreffenden Arbeitgebern können dann für die Folge wegen Unzuverlässigkeit keine Gefangenen gestellt werden.
Die Kreiseingesessenen mache ich darauf aufmerksam, dass sie sich nach Paragraph 120 R. St. G. B. strafbar machen, wenn sie den Kriegsgefangenen Zivilkleider (auch Hüte und dergleichen) verkaufen oder geben und damit der Flucht Vorschub leisten.
Auch möchte ich die Arbeitgeber davor warnen, Leute, die ohne Papiere sind, in Arbeit zu nehmen, da es vorgekommen ist, dass entwichene Gefangene sich auf diese Weise der Verfolgung entzogen haben. Der Landrat.
35. Kalenderwoche
Bekanntmachung. Bei der herrschenden Knappheit an Papier wird, um den Verbrauch nach Möglichkeit einzuschränken, im Interesse der öffentlichen Sicherheit aufgrund der Paragraphen 4 und 9 des Gesetzes über den Belagerungszustand vom 4. Juni 1851 für den Bereich des zweiten Armeekorpses mit Ausnahme des Festung Swinemünde hierdurch angeordnet: Erstens die im Korpsbereich erscheinenden Zeitungen dürfen keine Geschäftsanzeigen bringen, die mehr als ein Viertel einer Druckseite einnehmen. Mehrere gleichzeitige Anzeigen desselben Einsetzers gelten zusammen als eine Anzeige.
Zweitens. Zuwiderhandlungen werden nach Paragraph 9 des Gesetzes über den Belagerungszustand bestraft. Stettin den 28. Juli 1917. Der stellvertretende kommandierende General des zweiten Armeekorpses.
In einigen Haushaltungen befinden sich immer noch beschlagnahmte Wirtschaftsgegenstände aus Kupfer, Messing oder Reinnickel, wie Kessel, genauso usw. Ich ersuche alle Kreiseingesessenen, die noch im Besitz von derartigen beschlagnahmten Wirtschaftsgegenständen sind oder sie in Verwahrung haben, diese Gegenstände schleunigst dem Kreisausschuss wieder zu übersenden. Wenn nach dem 15. August des Jahres in einem Haushalt noch beschlagnahmte Gegenstände aus Kupfer, Messing, Reinnickel gefunden werden, so werde ich gegen die Betreffenden, da diese Metallmengen notwendig zur Verteidigung des Vaterlandes gebraucht werden, ohne Nachsicht vorgehen und ihre Bestrafung mit Gefängnis beantragen. Grimmen den 30. Juli 1917. Der Vorsitzende der Kreis des Kreisausschusses.
In sämtlichen Land- und Stadtkreisen des Korpsbezirks ist die Verladung von Heu aus den Jahren 1916 und 1917, mit Ausnahme des für die Proviantämter des Korpsbezirks bestimmten Heus, an die Genehmigung der betreffenden Landräte bzw. der Magistrate der kreisfreien Städte gebunden. Bahnwagen und Wasserfahrzeuge dürfen für die private Heuverladung ohne Genehmigung des Landrats oder des Magistrats des betreffenden Land- und Stadtkreises nicht gestellt werden. Stettin, den 22. Juli 1917.
36. Kalenderwoche
Die Anstalten D. Zöckler in Stanislaus in Galizien. Nach hier eingegangener telegrafischer Nachricht sind die Anstalten des Pfarrers D. Zöckler in Stanislaus, für die sich auch in Grimmen manche Freunde interessieren, während der zweiten langen russischen Besetzung wohl erhalten geblieben. Ebenso fand D. Zögler, der bereits in Stanislaus angekommen ist, die evangelische Gemeinde sowie die dortigen Schwestern und alles Hilfspersonal unversehrt vor. Während in Stanislaus die Russen sonst große Verwüstungen angerichtet haben, sind die gesegneten evangelischen Anstalten unter Gottes gnädigen Schutz freundlich gehütet worden.
Fort mit den Ohrringen. Zur Stärkung seiner finanziellen und wirtschaftlichen Rüstung verlangt das Vaterland von uns das Gold in jeder Form. Erfreulicherweise wird jetzt an den Goldankaufstellen der Goldschmuck in stärkerem Maße zugeführt. Bei dieser Gelegenheit sei daran erinnert, dass das Vaterland auch die goldenen Ohrringe unserer Damen braucht.
Auszeichnung: Der Abteilungsvorsteher vom Grimmer landwirtschaftlichen Ein- und Verkaufsverein Herr Ihmann wurde mit Kriegsverdienstkreuz ausgezeichnet.
Auszeichnung: Der Gefreite Willy Krüger, Sohn des Schmiedemeisters Krüger, Kaschow und der Landsturmmann Pionier Carl Starke wurden mit dem Eisernen Kreuz 1. Klasse ausgezeichnet. Dem Superintendenten Schlapp hier selbst und dem Pastor Fickert in Triebsees ist das Verdienstkreuz für Kriegshilfe verliehen worden.
Besitzwechsel. Der Bauunternehmer Theodor Martens kaufte von dem Fleischer Johannes Bentzien dass bei den Anlagen gelegene frühere Tischlermeister Hartigsche Wohnhaus für den Preis von 7800 Mark.
Die Erben der verstorbenen Witwe Wiedemann verkauften das Badstüberstraße 368 gelegene Hausgrundstück an den Bauunternehmer Martens für den Preis von 5000 Mark. Die Übergabe der beiden Grundstücke ist bereits erfolgt. Die Erben der verstorbenen Witwe Krause verkaufen das Buddelinerstraße 98 gelegene Wohnhaus mit der zugehörigen Erbenabfindung an den Fleischer Johannes Bentzien für den Preis von 5000 Mark. Der Bäckereibesitzer Moritz Reinstein verkaufte das Neuberlin 65 gelegene Wohnhaus, nebst dazugehöriger Erbenabfindung an den Fleischer Karl Meier hier selbst für den Preis von 11.000 Mark. Übergabe erfolgt am 1. Oktober des Jahres.
37. Kalenderwoche
Lehrgang für Obst und Gemüsebau. Mit zwei Lichtbildervorträgen über Obst und Gemüsebau und Pilzkunde beginnt am 14. August nachmittags 4 Uhr in der Stadthalle in Greifswald ein mehrtägiger Lehrgang des Garten- und Obstbauamtes der Landwirtschaftskammer zu Stralsund. Die Reichsstelle für Gemüse und Obst in Berlin wird zur Eröffnung durch einen Redner vertreten sein, und außerdem am 15. August in der Stadthalle einen öffentlichen Lichtbildervortrag über den Wert der Wildgemüse und Unkräuter für die Ernährung veranstalten. Zu diesem Vortrag hat jedermann kostenlosen Zutritt. Für den Lehrgang beträgt der Beitrag drei Mark. Den Lehrplan sendet das Garten- und Obstbauamt zu Stralsund auf Wunsch.
Unter den Schweinen des Hofbesitzers Otto Schade in Vorbein ist der Ausbruch der Rotlaufseuche amtstierärztlich festgestellt worden. Unter den Schweinen des Rittergutsbesitzes Fabricius in Passow ist ebenfalls Rotlaufseuche festgestellt. Die Sperrmaßregeln sind angeordnet.
Wir haben die Feststellung machen müssen, dass teilweise auf Gütern, auf denen Leute auf Antrag des Arbeitgebers von der Krankenversicherungspflicht befreit worden sind, der Arbeitgeber also die gleichwertigen Leistungen unsere Kasse übernommen hat, den Wöchnerinnen die ihnen gesetzlich zustehende Wochenhilfe nicht gewährt wird. Dies ist teils darauf zurückzuführen, dass die Beschäftigten sich scheuen ihre Arbeitgeber um Auszahlung der gesetzlichen Leistungen zu ersuchen, teils auch darauf, dass die Arbeitgeber der Ansicht sind, dass die Wöchnerinnen in anderer Form (Kriegsfamilienunterstützung usw.) bereits hinreichend von anderer Seite unterstützt werden und da eine weitere Unterstützung nicht notwendig wird.
Eisernes Kreuz erster und zweiter Klasse. 1. Klasse: der Unteroffizier Hermann Koch aus Grimmen. 2. Klasse: der Disponent im landwirtschaftlichen Ein- und Verkaufsverein hier selbst Unteroffizier Heckel; der stellvertretende Kreisbote Unteroffizier Johann Lemke; der Bäcker, ehemaliger Musketier Hans Buhr hier und der Einsatzreservist Karl Burmeister aus Neu-Zarrendorf.
Versetzung. Der königliche Rentmeister Bölshausen von hier ist in gleicher Eigenschaft zum 1. September des Jahres nach Labes versetzt.
38. Kalenderwoche
Mit der Gültigkeit vom 15. August des Jahres wird der Paragraph 31 der Eisenbahnverkehrsordnung dahingehend erweitert, dass jedes Gepäckstück, welches bei den Gepäckabfertigungen zur Auslieferung kommt, die genaue und dauerhaft befestigte Adresse des Reisenden (Name, Wohnort und Wohnung) sowie den Namen der Aufgabe und Bestimmung Station tragen muss. Nicht derartig gekennzeichnete Gepäckstücke können zurückgewiesen werden. Wir haben zur Bequemlichkeit der Reisenden Anhänger auf Kartonpapier mit Metallöse versehen als Vordrucke für die Ausfüllung obige Angaben erstellen lassen. Sie sind bei den Gepäckabfertigungen zum Preis von fünf Pfennig für richtig erhältlich.
Vertilgung der Raupen. Das trockene Wetter hat die Entwicklung des Kohlweißlings sehr begünstigt. Ganze Schwärme dieses Falters umflattern die Kohlpflanzen, auf deren Blättern sie ihre Eier ablegen. Der Kohl ist der Vernichtung preisgegeben, wenn nicht zugleich der Kampf gegen den Schmetterling, seine Eier und Raupen aufgenommen wird. Hier ist wieder ein Arbeitsfeld für die Schuljugend, die hiermit aufgefordert wird zur allereifrigen Bekämpfung des Schädlings. Landwirte aus Grimmen und Umgegend, die Schulkinder zur Vertilgung der Raupen wünschen, mögen sich an Herrn Rektor Balzer wenden.
Todeserklärung Kriegsverschollener. Wer als Soldat, der deutschen oder einer verbündeten Armee am Kriege teilgenommen hat und vermisst worden ist, kann durch Aufgebotsverfahren für tot erklärt werden, wenn von seinem Leben ein Jahr lang keine Nachricht eingegangen ist. Dass gleiche gilt für andere Personen, die sich bei der Armee aufgehalten oder in die Gewalt des Feindes geraten sind. Die Aufgebotsfrist beträgt mindestens einen Monat. Als Zeitpunkt des Todes ist der Zeitpunkt anzunehmen, indem die Todeserklärung zulässig geworden ist, es sei dem, das besondere Ereignisse (Gefecht usw.) für ein anderes Datum sprechen. Das Aufgebot braucht nicht durch die Zeitung zu erfolgen. Das Verfahren ist gebührenfrei. Wenn sich der Verschollene wieder einfindet, kann er die Aufhebung der Todeserklärung beantragen.
Preise für Rassezuchtgänse. Der Präsident des Kriegsernährungsamtes hat angeordnet, dass für hochwertige Rassezuchtgänse höhere Preise als in der Verordnung festgesetzt sind, dann zugelassen werden, wenn der Verkauf durch staatlich zugelassene und kontrollierte Züchterorganisationen erfolgt oder vermittelt wird. Hierbei ist in geeigneter Weise sicherzustellen, dass die Tiere tatsächlich zur Zucht verwendet werden.
39. Kalenderwoche
Keine Beschränkung des Obstankaufs beim Erzeuger. Mit Rücksicht auf die durchweg besser gewordene Versorgung der Großmärkte mit Obst hat das preußische Landesamt für Gemüse und Obst jetzt die Verordnung vom 30. Juni aufgehoben. Jene Verordnung bestimmte, dass der Absatz unmittelbar an Verbraucher nur in den Morgenstunden erfolgen und nur bis zwei Kilo von Obst abgegeben werden dürfte.
Eisernes Kreuz. Der Füsilier Paul Stabenow, Sohn des Schuhmachermeisters Stabenow von hier, wurde mit dem eisernen Kreuz ausgezeichnet.
Im Interesse der Viehhaltung und somit der Ernährung der Bevölkerung Deutschland ist es unbedingt nötig, dass sämtliche Kastanien und Eicheln gesammelt und an die beauftragten Sammelstellen abgeliefert werden. Für den Regierungsbezirk Stralsund ist die Sammelstelle der Firma Karl Hermann Schulz, Stralsund, Heiliggeiststraße 43, von der Bezugsvereinigung übertragen worden. Die Bezugsvereinigung hat die Preise für schalentrocken abgelieferte Kastanien auf fünf Mark, für schalentrockene Eicheln auf 6,50 Mark je Zentner festgesetzt. Es ist dringend erwünscht, dass durch die Lehrer sämtlichen Kindern bekannt gemacht wird, welche Preise sie bei der Ablieferung von Kastanien und Eicheln erzielen können, und dieselben somit veranlasst werden, in ihrer freien Zeit und besonders in den Herbstferien alle nur erreichbaren Kastanien und Eicheln zu sammeln.
Die Erfassung der Obsternte. Mit dem 24. August treten die angekündigten Zwangsmaßnahmen der Reichsstelle für Obst und Gemüse zur Erfassung der Obsternte in Kraft. Im Gebiete des Deutschen Reichs dürfen Äpfel, Birnen, Pflaumen und Zwetschgen nur noch mit Genehmigung der zuständigen Landesstelle für Obst und Gemüse (in Preußen der Landesstelle oder der zuständigen Provinzial- oder Bezirksstelle) abgesetzt werden. Die Genehmigung wird, soweit es sich um Beförderung mit Eisenbahn, Kahn, Wagen, Karren oder Tieren handelt, vom 1. September ab durch Ausstellung eines Beförderungsscheins erteilt. Von den vorstehenden Beschränkungen bleibt unberührt der Absatz an Verbraucher, wenn nicht mehr als 1 kg an den gleichen Verbraucher abgesetzt wird.
40. Kalenderwoche
Graswuchsversteigerung. In der vergangenen Woche fand die Versteigerung der Nachmahd der städtischen Wiesen statt. Die Nachfrage war eine sehr große. Während schon die Gebote beim ersten Schnitt außerordentlich hoch waren, wurden sie bei der Nachmahd noch übertroffen.
Feuer vor einigen Tagen brannte eine Strom Mitte des Ackerbürger Fritz Wiedemann gänzlich nieder. Wie wir hören, soll ein Knabe der Nähe gespielt haben, welcher den Brand verursacht hat. Wahrscheinlich kommt auch hier wieder das Spielen mit Streichhölzern tragen
Diebstahl. Dem Fabrikbesitzer Seidler hier selbst wurden während der Nacht die Treibriemen seiner auf dem Felde stehenden Dreschmaschine, welche in einem verschlossenen Kasten aufbewahrt waren, gestohlen. Der Dieb muss genau Bescheid gewusst haben, da der Kasten am Morgen ordnungsgemäß verschlossen gewesen ist, also muss ein Nachschlüssel benutzt worden sein. Einige Tage zuvor bemerkte Seidler, als er die Maschine anheizen wollte, dass der Kessel ohne Wasser war. Von unbefugter Hand war während der Nacht der Wasserhahn geöffnet. Es handelt sich hier wahrscheinlich um einen Racheakt, um den Besitzer zu schädigen.
Das Reichspostamt macht nochmals ausdrücklich darauf aufmerksam, dass es wegen der jetzt im Verteilungsdienst wenig geübten Hilfskräfte unbedingt erforderlich ist, dass die Absender von Paketen den Bestimmungsort sorgfältig deutlich mit hervortretenden Schriftzeichen und unter genauer Bezeichnung der Lage angeben (Kreis, Provinz, Bundesstaat, Fluss, Gebirge oder dergleichen). Weitere unliebsame Unzuträglichkeiten im Paketverkehr verursacht die oft völlig ungenügende Verpackung der gewöhnlichen Pakete.
Die zunehmende Knappheit an Leder, und damit an Schuhwarenausbesserungsmaterial für Schuhzeug zwingt zu größter Sparsamkeit im Gebrauch von Lederschuhen. Es müssen daher alle Ersatzmittel angewandt werden, um in den Sommer- und Herbstmonaten das Schuhzeug möglichst zu schonen. Es wird sich deshalb empfehlen Holzschuhe, Sandalen oder sonstige Ersatzschuhe zu tragen, damit das Lederschuhzeug für die Wintermonate geschont wird.
41. Kalenderwoche
Den Heldentod für das Vaterland starb am 16. August 1917 in treuer Pflichterfüllung durch Brustschuss, unser guter Sohn, Bruder, Schwiegersohn, Schwager Onkel, der Krankenträger Erich Knebel im Alter von 25 Jahren. Diesen schmerzlichen Verlust zeigt tief betrübt an Anna Knebel, geborene Lewerenz, Grimmen, genommen den 29. August 1917. Ruhe sanft in Feindesland, bis wir uns wiedersehen.
Beschlagnahme der Ernte 1916. Die Beschlagnahmevorschriften bezüglich der Ernte 1916 sind im Allgemeinen dieselben wie für die Ernte 1915. Beschlagnahmt sind also: Roggen, Weizen, Hafer, Gerste, Ölfrüchte, Hülsenfrüchte. Die Einzelbestimmungen sind im Reichsgesetzblatt bekannt gegeben. Abdrücke der verschiedenen Anordnungen werden den Ortsbehörden nach Fertigstellung zu gehen und können dort eingesehen werden.
Repräsentantenwahl. Bei der auf dem Rathaus stattgefundenen Wahl eines Bürgerrepräsentanten der ersten Bürgerklasse an Stelle des aus dem Kollegium ausscheidenden Kaufmann Otto Kasten, vereinigten sich sämtliche abgegebenen Stimmen auf den Hotelier Karl Jacobi. Er wurde auf die Dauer von sechs Jahren zum Mitglied gewählt. Als Kandidaten waren die Herren Kaufmann Otto Kasten, Rechtsanwalt Dr. Fischer und Hotelier Karl Jacobi nominiert.
Die U-Boot-Flasche. Ein jeder hat gewiss gern sein Scherflein zur U-Bootspende beigetragen, um unseren Kämpfern zur See ein Liebeszeichen für ihre schwere Arbeit zum Schutz unseres Vaterlandes zu geben und für die Hinterbliebenen der Soldaten zu sorgen. Die Spende kann wesentlich erhöht werden durch die U-Boot Flasche. Viele Flaschen, besonders Weinflaschen liegen nutzlos im Keller. Diese sollen nun gesammelt und der Erlös zur U-Bootspende verwendet werden. Schulknaben werden in den kommenden Tagen die Flaschen abholen.
Aufruf! An die Bürger von Grimmen und die Hofbesitzer der Umgebung. Kammerjäger Niedek aus Bielefeld kommt dieser Tage nach Grimmen um Ratten und Mäuse, Feldmäuse, Hamstermäuse in den Gärten zu vertilgen durch Auslegen von Rattenpest- Bazillus, welcher für Menschen und Haustiere unschädlich ist, aber unter den Nagetieren eine ansteckende Krankheit bewirkt. Auch Schwaben, Wanzen und Ameisen werden unter Garantie vertilgt zu billigsten Preisen.
42. Kalenderwoche
Besitzwechsel. Der Büdner Johann Drews aus Klein Miltzow verkaufte seine Wirtschaft ca. 20 Morgen Acker und Wiesen, mit sämtlichem toten und lebenden Inventar für den Preis von 13000 Mark an den Kriegsinvaliden Karl Block aus Zarrendorf. Die Übergabe erfolgt am 1. Oktober des Jahres.
Der Hofbesitzer Hermann Zwar aus Wittenhagen verkaufte seine va. 43 ½ Morgen große Wirtschaft mit sämtlichem lebenden und toten Inventar an den Statthalter Karl Brandenburg aus Dönnie für den Preis von 40000 Mark. Die Übergabe erfolgt am 1. Oktober des Jahres.
Der zukünftige Einheitsschuh. Die deutschen Schuhfabrikanten, die etwa 1400 betragen, sind auf etwa 400 Betriebe zusammengelegt worden. Zurzeit ist man dabei, Schuhe nach einem einheitlichen Modell herzustellen, deren Schäfte bestehen aus Ersatzstoffen und deren Sohlen aus Holz mit Lederabfällen. Die Einheitsschuhe werden derart imprägniert, dass sie weder Regen noch Schnee durchlassen, außerdem sorgt die Holzsohle für warme Füße.
Nachforschung nach Vermissten. Für die Angehörigen Vermisster und Gefangener, die gegen England gekämpft haben, dürfte es von Interesse sein, dass auf Grund einer Vereinbarung zwischen den deutschen Rote-Kreuz-Vereinen und dem Londoner offiziellen Nachweisbüro regelmäßige Listen nach Deutschland gesandt werden. Diese Listen enthalten nicht nur die Namen, sondern Informationen über den Gesundheitszustand, Internierung, Verlegung, Austausch usw.
Aufruf zur Leistung von Holzfällerarbeiten. Der Winter naht heran und mit ihm die Not, den erforderlichen Brennvorrat zu beschaffen. Die Kohle wird nur in sehr geringen Mengen ausgeliefert werden können; Brennholz muss aus den Forsten an ihre Stelle treten. Das Holz ist da, aber es fehlt an Arbeitskräften zum Einschlagen. Wie ich das schon im Vorjahr getan habe, fordere ich auch in diesem Jahr alle dem Wald benachbarten Gemeinden, Besitzer, Pächter usw. hiermit auf, sich im Dienst der Gesamtheit wie zu ihrem eigenen Wohl demnächst am Holzeinschlag zu beteiligen. Schnitter wie Gefangene wolle man über Winter behalten und zum Holzeinschlag einstellen. Kgl. Oberförsterei Abtshagen, Forstmeister Cleve
43. Kalenderwoche
Säuglingsfürsorge. Am Sonntag wird in Grimmen eine Ausstellung eröffnet, die von höchster Wichtigkeit ist. Die Wanderausstellung für Säuglingspflege des Vaterländischen Frauenvereins umfasst ein gerade in der jetzigen Kriegszeit im Mittelpunkt stehendes Gebiet: Pflege und Fürsorge für die Wöchnerinnen und Neugeborenen. Alle damit auftretenden Fragen sind leicht verständlich und in anschaulicher Weise dargestellt, außerdem gibt es auch praktische Vorführungen.
Hausschuhkursus. Es wird beabsichtigt einen Näherinnenkursus für Hausschuhanfertigung durchzuführen. In einigen Nachbarstädten wurden solche Kurse bereits mit Erfolg durchgeführt. In Greifswald haben über 700 Frauen und Mädchen aller Stände daran teilgenommen. Die Schuhe werden aus Resten aller Art hergestellt, wie sie wohl in jedem Haushalt zu finden sind. Der Unterricht soll Mitte Oktober im deutschen Haus an zwei Nachmittagen stattfinden, Preis 2 M. Unbemittelten kann das Lehrgeld erlassen werden. Vaterländischer Frauenverein.
Roggensaat. Mehrfache mikroskopische Untersuchungen haben ergeben, dass der Roggen dieses Jahres in unserem Kreis wieder von dem Pilz „Fusarium“ befallen ist. Es sind von den Körnern 9-10 % als befallen festgestellt worden. Der „Fusarium“ beeinträchtigt nicht die Keimfähigkeit des Roggens, schwächt aber die junge Pflanze und zerstört sie oft im Laufe des Winters und Frühlings völlig. Es dürfte deshalb angebracht sein das Saatgut zu beizen oder stärker wie gewöhnlich zu säen.
Vom Landeshauptmann der Provinz Pommern werden wir auf die Kriegsanleiheversicherung aufmerksam gemacht. Jeder, der Kriegsanleihestücke erwerben will, auch derjenige, dem zurzeit die geringste Zeichnungssumme von 100 Mark nicht zur Verfügung steht, kann dies durch den Abschluss einer Kriegsanleiheversicherung bei der Pommerschen Provinzial- Lebensversicherungsanstalt erreichen. Wer dies will muss auf 100 Mark sofort 10 Mark anzahlen und einen Lebensversicherungsvertrag abschließen.
44. Kalenderwoche
Rakow. Abschied. Auch unsere letzten kleinen Gäste aus dem Wuppertal rüsten nun zur Abreise aus unserem Kreis. Deshalb veranstaltete Herr Lehrer Witte im Behrend´schen Saal eine Elternabschiedsfeier. Lange vor Begin füllte sich der Saal mit allen Beteiligten und ein unterhaltsames Programm wurde vorgeführt. Zum Schluss ergriff Herr Witte das Wort und dankte den Pflegeeltern, ganz besonders den Pflegemüttern, die sich wahrhaft mütterlich ihrer kleinen Gäste angenommen hatten.
Silberne Hochzeit. Der Musikdirekter Albert Krüger feiert mit seiner Gemahlin am Sonntag den 28. Oktober das Fest der Silbernen Hochzeit. Zahlreiche Geschenke und Gratulationen erfreuten das Jubelpaar zu ihrem Ehrentag.
Reformationsfeier. Am Mittwoch den 31. Oktober vormittags 10 Uhr, wird in unsere Kirche, wie alle Orte, ein Festgottesdienst zur Erinnerung an den 31. Oktober 1517 gehalten werden. Der Glaubensmut, welcher den schlichten Augustinermönch Martin Luther erfüllte, als er seine weltbewegenden 95 Sätze an der Schlosskirche in Wittenberg aufschlug, ist auch jetzt das, was wir brauchen. Das Gedächtnis an den großen Reformator soll uns hier heilsamen Dienst tun. Dass lauter alte Luther-Lieder gesungen werden sollen, wird den Gottesdienst sehr beleben und bereichern.
Besitzwechsel. Der Drechslermeister H. Kaiser verkaufte sein Langestr. 326 gelegenes Wohnungsgrundstück mit dazu gehörigem Hausgarten an den Wirtschafter Rühr aus Buchholz. Der Kaufpreis beträgt 8000 Mark. Die Übergabe erfolgt am 1. Oktober d. Js.
Der hiesigen Stadtverwaltung war es gelungen von der pommerschen Obstzentrale einen Waggon Herbstpflaumen zu beschaffen. Es waren schon vorher Bestellungen darauf angenommen. Am Donnerstag wurden dieselben verkauft. Die Ware war durchweg schön und bedauerte mancher, dass er nicht größere Posten bestellt habe. Der Verkaufspreis betrug 25 Pfg. Die Nachfrage war ziemlich groß und konnte bei weitem nicht gedeckt werden. Die Behörde will versuchen eine weitere Sendung zu beschaffen, um auch diejenigen, welche bisher nicht berücksichtigt werden konnten zu beteiligen.
45. Kalenderwoche
Am Sonnabendnachmittag wurden in der Nähe des Zimmermeister Berg´schen Bauplatzes drei Säcke mit Getreide gefunden. Aller Wahrscheinlichkeit nach rühren die drei Säcke, welche im Gebüsch derartig versteckt waren, dass sie vom Weg aus nicht zu sehen waren, von einem Diebstahl her und sollten in der kommenden Nacht in Sicherheit gebracht werden. Ermittlungen werden von der Polizei angestellt.
Bretwisch
Auch unsere kleinen Wuppertaler Gäste ließen es sich nicht nehmen, unter Leitung ihres Lehrers ihren lieben Pflegeeltern eine Abschiedsfeier zu bereiten. Sie begann nachmittags im Ohlerts´schen Saal, der übervoll mit den Erschienenen gefüllt war. Nach einem unterhaltsamen Programm dankte Herr Lehrer Witte den Pflegeeltern mit freundlichen Worten für die geleisteten Bemühungen. Dank zollte er dem Herrn Pastor und Schulinspektor Redlin aus Rakow, der den Wuppertaler Konfirmanden durch den Konfirmandenunterricht nahe war.
Hindenburgfeier. Unserm Hindenburg, dessen 70. Geburtstag wir am 2. Oktober im Deutschen Haus feiern werden, soll auch in unserer Stadt zu bleibenden Erinnerung und Ehrung eine Eiche gepflanzt werden. Am Sonntag, den 7. Oktober d. Js. werden Schule und Vereine dem Gottesdienst beiwohnen und im Anschluss daran hinausziehen zu der Höhe links der Straße nach Kaschow, wo ein Platz zur Pflanzung des Baumes von der Stadt bereitwilligst zur Verfügung gestellt worden ist.
Bekanntmachung. Viele Personen, darunter sehr viele zahlungsfähige, sind mit dem Schulgeld sogar aus früheren Jahren rückständig. Da an Arbeitskräften und ferner Papier gespart werden soll, so wäre es dringend erwünscht, wenn das rückständige Schulgeld ohne Mahnungsschreiben an unsere Stadthauptkasse gezahlt würde. Sollte dies nicht umgehend geschehen, so werden die Schüler bzw. Schülerinnen der Volksschule überwiesen, außerdem werden die rückständigen Beträge eingeklagt werden.
46. Kalenderwoche
Sammelt Kerne. Der Kriegsausschuss für Öle und Fette hat den Vaterländischen Frauenvereinen die Sammlung von Steinobstkernen übertragen, aus denen Öl gewonnen werden kann. Hierfür kommen die Kerne von Kirschen, Pflaumen, Zwetschgen, Mirabellen, Reineclauden und Aprikosen (nicht Pfirsiche) in Betracht. Aus 1000 kg Kerne lassen sich höchstens 50 kg Öl gewinnen; nur die große Menge aller Kerne kann die Arbeit lohnen.
Gut schäumende Seife aus Rosskastanien. Gegenwärtig fallen die Kastanien wie wild von den Bäumen. Daraus kann man vorzügliche Seife herstellen. Sechs ungeschälte Kastanien werden auf dem Reibeisen fein gerieben. Der Brei wird mit vier Liter Regenwasser übergossen und 24 Stunden stehen gelassen. Dann wird er durch ein feines Sieb durchgeseiht. Zum Waschen wird das Kastanienwasser gut erhitzt, es schäumt und reinigt wie die beste Seifenlauge.
Infolge im Felde zugezogener Krankheit starb in der Klinik zu Greifswald unser lieber, guter, ältester Sohn und Bruder August im 36. Lebensjahr. Dies zeigen tiefbetrübt an: August Schulz und Frau nebst vier im Felde stehenden Söhnen und zwei Töchtern. Düvier bei Rakow.
In letzter Zeit sind überaus zahlreiche Porzellanglocken der Reichstelegrafen- und Fernsprechleitung von Schulkindern und jugendlichen Personen durch Steinwürfe so gut wie zertrümmert worden. Hierdurch wird der in der Kriegszeit besonders wichtige Telegrafen- und Fernsprechbetrieb gestört und beeinträchtigt.
Die Anlieferung von Hafer aus der neuen Ernte ist bisher so gering gewesen, dass der aller notwendigste Bedarf an Hafer, insbesondere für die Heeresverwaltung auch nicht annähernd hat gedeckt werden können. Der Kreiskommunalverband muss daher unter allen Umständen für eine schnelle Anlieferung von Hafer sorgen. Da in den abgelaufenen Wirtschaftsjahren die Anlieferung des geforderten Getreides ohne Enteignung möglich gewesen ist, hoffe ich mit Bestimmtheit, dass ich auch für die Folge zu diesen Zwangsmitteln nicht zugreifen brauche. Der Landrat.
46. Kalenderwoche
Kleinbahnidyll. Auf eine harte Geduldsprobe wurden die Fahrgäste am Sonntagnachmittag von Grimmen nach Tribsees gestellt. Der Zeiger der Bahnhofsuhr stand bereits auf ½ 4 Uhr, alles hatte seine Plätze eingenommen, nur einige die Verkehrstechnik Interessierende beobachteten noch den Fortgang der Kohlenübernahme seitens der Maschine. Dann begaben sich auch die Letzten in ihre Abteile, ein schriller Pfiff ertönte und die Lokomotive sauste mit einem Güterwagen von dannen, während das bis auf den letzten Platz gefüllte Zügle, welches man vergessen hatte anzukuppeln, auf der Strecke stehen blieb. Nach einer Stunde Verspätung wurde der Fahrplan wiederaufgenommen.
Elberfelder Kinder sagen Danke an die Pflegeeltern im Kreis Grimmen. Herr Rektor Jung aus Fohwinkel schreibt uns: Sehr schnell sind die Monate verstrichen, in denen unsere Kinder die Gastfreundschaft der Bevölkerung des Kreises Grimmen genossen. Mit großer Freude höre ich, dass alle gesund und frisch, gestärkt und froh wieder in die Heimat zurückreisen können. Die neuen Kräfte werden helfen, die Entbehrungen des Winters umso besser zu ertragen. Der Dank gilt allen mitwirkenden Organisatoren und besonders den Pflegeeltern für all ihre Mühe und Sorge für die Pfleglinge.
Hindenburgfeier. Der Saal im Deutschen Haus war zu klein, um die Volksmenge zu fassen, und viele Besucher mussten leider umkehren. Herr Landrat von Kusserow brachte ein Kaiserhoch aus und eröffnete den Abend. Die Festrede wurde von Herrn Superintendent Schlapp gehalten, der über die Persönlichkeit Hindenburgs referierte. Im Schlusswort zeigte Herr Rektor Balzer den einzigen Weg zum glücklichen Frieden: Durchhalten und Hindenburg die Mittel zur Vollendung seines Werkes leihen!
Rückkehr der Barmer Kinder aus Pommern. Am Mittwoch sind die nach Pommern ausgesandten Kinder wohlbehalten im Hauptbahnhof eingetroffen. In den pommerschen Dörfern brachten die Familien ihre Pfleglinge zur Heimreise von allen Seiten. Das Gepäck der Kinder war mit allen erdenklichen Hamsterwaren durch Fuhrwerk besorgt worden. Großer Trubel herrschte auf dem Bahnhof in Grimmen und alle warteten auf den Stralsunder Sonderzug.
Kleinbahnidyll. Am Sonnabendabend hat in einem Akt ausgleichender Gerechtigkeit auch die Strecke Grimmen-Greifswald ihr Teil bekommen. Der Zug wurde bei der Weiche zwischen Horst und Bremerhagen treulos von der Maschine verlassen. Alle Signale des Zugführers wurden schnöde übersehen und überhört. Das Dampfross fuhr lustig nach Grimmen. Die Insassen des Zuges jedoch mussten warten, bis nach längerer Zeit sich der Ausreißer wieder einfand.
Besitzwechsel. - Herr Rittergutsbesitzer Dr. Wendorff-Toitz verkaufte sein Rittergut, welches über 80 Jahre im Familienbesitz gewesen ist, an Herrn Dr. Seiben aus Berlin. Die Übergabe erfolgt unverzüglich. - Der Maurer- und Zimmermeister Fütterer zu Stralsund verkaufte seine in Horst gelegene Landwirtschaft an den Kriegsinvaliden Scholz von hier. Die Wirtschaft ist ca. 30 Morgen groß. Der Kaufpreis beträgt 16500 Mark. Die Übergabe erfolgt demnächst.
Innungsquartale. Die hiesige Schuhmacher-Innung hielt im Röpke´schen Lokal ihr diesjähriges Herbstquartal ab. Herr Obermeister Blietz leitete die Verhandlungen. Ein Lehrling wurde ein- und ein Lehrling ausgeschrieben. Zur Hindenburggabe bewilligte die Innung den Betrag von 20 Mark.
Auf den Hausschuhnähunterricht, Donnerstag nachmittags, welchen der Vaterländische Frauenverein im Deutschen Hause veranstaltet, sei auch an den Zeitverhältnissen entsprechend an dieser Stelle hingewiesen.
Durch den Tod des Kammerherrn von Heyden-Leistenow ist die Wahl eines Direktors des Anklamer Landschaftsbezirks notwendig geworden. Wahlberechtigt sind die Besitzer sämtlicher bepfandfähiger Güter. An alle Wahlberechtigten ergeht hierdurch die Aufforderung, ihre Wahlstimmen schriftlich einzusenden. Wer dieser Aufforderung nicht nachkommt, hat sich der Abstimmung der Mehrzahl unterwerfen. Der Landschaftsdeputierte des Kreises Grimmen. Albrecht.
Den Zeitverhältnissen Rechnung tragend, werden wir ab Montag, den 15. des Monats, unser Ladengeschäft pünktlich 6 Uhr abends schließen. Gleichzeitig richten wir an unsere verehrlichen Inserenten die dringende Bitte, alle Anzeigen bis spätestens 10 Uhr des Erscheinungstages einzusenden, da wir infolge der ständig steigenden Auflage bereits um 1 Uhr mittags mit dem Druck beginnen müssen. Grimmer Kreis-Wochenblatt.
Die hiesige Schmiede-Innung hielt ihr Herbstquartal im Kaisersaal ab. Ein Lehrling wurde nach bestandener Prüfung zum Gesellen gesprochen. Als Vertreter der Aufsichtsbehörde wohnte Herr Bürgermeister Rueckert den Prüfungsverhandlungen bei. Die theoretische Prüfung wurde von dem Leiter der Fortbildungsschule, Herrn Lehrer Häwert abgenommen.
Vortrag. Im Auftrag der Kirchenbehörde und im Einverständnis mit den zuständigen Dienststellen der Heeresleitung hält Herr Pastor Lindow am kommenden Montag einen Vortrag über seine Erlebnisse an der Westfront. Unsere Gedanken sind dauernd bei den Kämpfern draußen. Es wird uns lieb sein und guttun, über ihre Stimmung und Haltung etwas zu hören, was unbedingt zuverlässig ist.
Herzliche Bitte! Unter der Teuerung leidet unser Waisenhaus besonders hart. Die Einnahme hält sich auf gleicher Höhe wie in Friedenszeit, damit sind die Ausgaben nicht mehr zu bestreiten, ja selbst wenn wir das Geld hätten, denn was wir notwendig zum Unterhalt der Jungen gebrauchen, ist für uns gar nicht käuflich. Helfen Sie uns, 24 Jungen satt zu machen und zu kleiden. Franzburg, Erntedankfest 1917. Das Waisenhaus für Neuvorpommern und Rügen. Graf Behr-Negendank (Vorsitzender).
Kriegsanleihe-Versicherung. Die von der Pommerschen Provinzial-Lebensversicherungsanstalt eingeführte Kriegsanleiheversicherung hat infolge der mit ihr verbundenen Vorteile bereits in weiten Kreisen unserer Bevölkerung großen Anklang gefunden. Wer bisher eine Kriegsanleihe-Versicherung noch nicht abgeschlossen hat, versäume daher nicht, noch in letzter Stunde die günstige Möglichkeit zu nutzen, dem Vaterland flüssige Mittel zur Verfügung zu stellen.
Siebente Kriegsanleihe. Auf die siebente Kriegsanleihe wurden in unserm Städtchen im Ganzen 2257800 Mark gezeichnet. Diese verteilen: sich auf die einzelnen Zeichnungsstellen wie folgt: Landwirtschaftlicher Ein- und Verkaufsverein 1070500 Mark, Kreissparkasse 1064800 Mark, Ländlicher Spar- und Darlehnskasse 54500 Mark, Städtische Sparkasse 28500 Mark, Neu-Vorpommersche Spar- und Kreditbank 27000 Mark, Kaiserliches Postamt 12000 Mark und Königliche Kreiskasse 500 Mark.
Kriegsanleihe-Nachtrag. Von der Schule der Stadt Grimmen sind für die 7. Kriegsanleihe 3471,50 Mark aufgebracht worden. Herr Rektor Balzer hat außerdem für 422000 Mark. Kriegsanleihe-Versicherungen bei der Pommerschen Provinzial-Versicherungsanstalt abgeschlossen. Diese Summe ist in der bisherigen vermeldeten Aufstellung für Grimmen nicht enthalten. Die Gesamtzeichnung der Stadt erhöht sich demnach auf 2300000 Mark.
Einführung. Am Mittwoch wurde der zum Lehrer in Kaschow gewählte und von der Kgl. Regierung zu Stralsund bestätigte Lehrer Manfraß aus Luisenhof bei Anklam in Gegenwart des Schulvorstandes durch den Ortsschulinspektor von Grimmen-Land, Herrn Pastor Fischer, in sein Amt eingeführt. Herr Manfraß tritt an Stelle des im Lazarett zu Stettin im Dienst des Vaterlandes verstorbenen Lehrers Kaiser. Gleichzeitig wird er vertretungsweise die Schulstelle in Clevenow verwalten.
47. Kalenderwoche
Jahrmarkt. Der am Donnerstag in unserer Stadt abgehaltene Jahrmarkt bot ein wenig belebtes Bild. Auch hier zeigte sich wieder die oft ausgesprochene Wahrheit, dass die Märkte von Jahr zu Jahr zurückgehen. Es waren nur einige Tische und zwei Buden aufgestellt. Schuld daran war höchstwahrscheinlich, dass in Demmin, einem größeren Platz, an demselben Tag Krammarkt abgehalten wurde. Schon am frühen Morgen setzte Sturm und Regen ein, so dass einerseits die Geschäftsleute ihre Ware nicht auspacken konnten und andererseits konnten die Landsleute nicht in die Stadt kommen.
Vaterländischer Frauen-Verein. Wir bitten die geehrten Vorstands- und Bezirksdamen, diesmal die Weihnachtsgaben für die Soldaten direkt an die Abnahmestelle I/II Stettin, zu senden. Die Sendungen gehen frei! Freizettel liegen bei. Auf jedes Gepäckstück sind zwei zu kleben. Die kleineren Freizettel wolle man auf dem Frachtbrief rechts oben aufkleben. Der Frachtbrief ist nur mit einem Zettel zu versehen. - Die Sendungen müssen Mitte November in Stettin sein. Ich bitte eine Mitteilung über die Zahl der Einzelgaben an mich zu machen. Gesamtsumme muss weitergemeldet werden. Schriftführer Schlapp, Superintendent.
Eisernes Kreuz. Der Gefreite Ernst Medrow, Sohn des Hof Besitzers Karl Medrow in Groß Bistorf, ist mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet worden.
Das Eiserne Kreuz erster Klasse erhält der Spielmann Max Köpping, Sohn von David Köpping aus Holthof. Das Eiserne Kreuz Zweiter Klasse erhielt der Unteroffizier Ernst Lada aus Grimmen.
Bekanntmachung. Es hat sich herausgestellt, dass sich bei der Ausführung der für russisch-polnische Arbeiter geltenden Bestimmungen über das Ortswechselverbot Missstände insofern gezeigt haben, als häufig russisch-polnischen Seifenarbeitern von den Ortsvorstehern Reiseerlaubnisscheine ausgestellt werden, die nicht auf den Namen des Inhabers lauten. Es besteht die Gefahr, dass diese Scheine unbefugt benutzt werden. Der Landrat.
48. Kalenderwoche
Ein Opfer dieses furchtbaren Weltkrieges wurde am 1. Oktober des Jahres unser guter, hoffnungsvoller Sohn, treuer Bruder, Neffe, Vetter, mein innig geliebter Verlobter, unser lieber Schwiegersohn Robert Brassen, Ritter des Eisernen Kreuzes erster und zweiter Klasse, etatmäßiger Feldwebel in Infanterie Regiment Nummer 42, zweite Maschinengewehr-Kompanie, im 24. Lebensjahr. Dies zeigt im Namen aller Hinterbliebenen in Abwesenheit ihres Mannes, der sich seit drei Jahren in russischer Kriegsgefangenschaft befindet, in tiefsten Schmerz an: Frau Karla Brassen.
Sitzung der städtischen Kollegien. Der Magistrat hat beschlossen, infolge der stetig zunehmenden Teuerung der Lebensmittel pp. die Entschädigung der Krankenwärterin für die im Krankenhaus untergebrachten Person von 1,25 Mark auf 1,50 Mark. zu erhöhen. – Nachdem der Abdeckereibesitzer Zillmann in Loitz seine Abdeckerei an den Kaufmann Köhler, Demmin verkauft hat, beschloss der Magistrat, den mit Zillmann abgeschlossenen Vertrag über Beseitigung der Tierkadaver in der Stadt Grimmen aufzuheben und mit dem Abdeckereibesitzer Reinstein einen gleich lautenden Vertrag abzuschließen.
Der Ausschuss für die Hindenburgfeier beabsichtigt, auf dem an dem Damm nach Kaschow belegenen städtische Ackerstück, in der Nähe der Dahm´schen Mühle in diesem Jahr eine Hindenburgeiche pflanzen zu lassen und dort für spätere Unternehmungen eine Fläche in Anspruch zu nehmen. Der bisherige Pächter ist bereit, die erforderliche Fläche gegen einen Pachterlass zu diesem Zweck herzugeben
Postalisches. Wie wir hören, können jetzt wieder einige Postschließfächer abgegeben werden. Die sind insofern recht praktisch, als sie auch außerhalb der Schalterdienststunden zugänglich sind und die Kunden auf Abfertigung am Schalter nicht zu warten brauchen. Da Zeit Geld ist, wird die für ein Normalfach zwölf Mark betragende Jahresgebühr durch die Vorteile reichlich eingespart.
49. Kalenderwoche
Bekanntmachung. Ich habe Veranlassung auf den Korpsbefehl, Abteilung Z Nr. 57034 vom 10. September 1916 hinzuweisen, nach welchen öffentliche politischen Versammlungen im Korpsbezirke untersagt, dagegen Mitgliederversammlungen aller politischen Parteien und Gruppen gestattet sind. Die Polizeiverwaltungen sind hier für verantwortlich, dass dieser Befehl unter allen Umständen ausgeführt wird. Der stellvertretende kommandierende General des 2. Armeekorpses Freiherr von Viethinghoff.
Es ist uns nun zur Gewissheit geworden, dass unser ältester Sohn und Bruder der Schütze Karl Schulz, Infanterie Regiment Nummer 42, zweite Maschinengewehr-Kompanie, im 21. Lebensjahr am 21. September an seinen im Felde zugezogen den Krankheiten in einem Feldlazarett verstorben ist. Diesen herben Verlust zeigen tief betrübt an die trauernden Eltern Johann Schulz und Frau. Boltenhagen.
Diebstahl. Eine Arbeiterfrau auf dem Rittergut Grellenberg hatte bemerkt, das am Stallgebäude 6 Sack mit Gerste standen, die jedoch am nächsten Morgen verschwunden waren. Da nun Diebstahl vorlag, wurden von dem Gendarmerie-Wachtmeister Lüdke, Grimmen, Ermittlungen angestellt. Der Verdacht lenkte sich auf die Schnitter, reichte aber nicht zur deren Überführung. Am nächsten Tag kam der Gendarmerie-Wachtmeister Witte, Elmenhorst, mit dem Polizeihund Tell an den Tatort. Der Hund verfolgte die Spur nach dem Schnitterhaus und verbellte doch zwei Schnitter. Beide bestritten anfangs den Diebstahl, da der Hund aber nicht abließ bequemten sie sich zu einem Geständnis.
Städtisches. Da die für reservierte Grabstellen auf dem hiesigen Friedhof bestimmten Flächen vergriffen sind, beschließt der Magistrat, die Reihengräber der im Jahre 1854 bis 1857 Beerdigten für reservierte Grabstellen herzugeben. Die auf diesen Flächen zu reservierenden Grabstellen sollen auf eine Zeit von 80 Jahren gegen eine Entschädigung von 30 Mark, statt bisher 15 Mark von der Wiederbelegung ausgeschlossen werden.
50. Kalenderwoche
Vom Einberufungsausschuss Stralsund wird uns geschrieben: Es mehren sich die Fälle, das Arbeitgeber Hilfsdienstpflichtige einstellen, die nicht im Besitz des erforderlichen Abkehrscheines sind. Gegen diese Arbeitsgeber muss gerichtlich vorgegangen werden, denn die Hilfspflichtigen zeigen ihre Meldepflicht, d. h. sie zeigen ihren Wohnungs- und Arbeitswechsel dem zuständigen Einberufungsausschuss nicht an. Zeitraubende Ermittlungen müssen dann angestellt werden. Es liegt im eigenen Interesse eines jeden Hilfsdienstpflichtigen und Arbeitsgebers die vollständigen Angaben zu hinterlassen. Bei den Ortsbehörden liegen Informationen im „Merkblatt für Hilfsdienstpflichtige“ aus.
Deutsche Vaterlandspartei. Wenn auch das besonders schlechte Wetter die meisten Mitglieder gezwungen hatte, der Versammlung fernzubleiben, hatten sich etwa 50 Teilnehmer eingefunden. Herr Redakteur Bentlage, Greifswald, hielt einen Vortrag über unsere Kriegslage und Aussichten auf einen baldigen Sieg. Seine Ausführungen stützten sich auf umfangreiches statistisches Material und Karten, die Zuversicht verbreiteten. – In den großen geschäftsführenden Ausschuss der Ortsgruppe wurden die Herren Rechtsanwalt Dr. Fischer, Superintendent Schlapp, Rechnungsrat Link, Viehhändler Hartig, Gutsbesitzer Prützmann, Hoikenhagen, Lehrer Haß, Bretwisch und Arbeiter Gut hineingewählt.
Bitte um Christbaum Kerzen. Der große Mangel an Kerzen wird bewirken, dass viele Familien in diesem Jahre keinen Weihnachtsbaum haben werden. Gerne würden wir wie immer in der Kirche zur gemeinsamen Feier für alle Weihnachtslichter anzünden. Umso lieber, als in diesem Jahr auch sonstige allgemeine Feier nicht gehalten werden können, weil überall die Lichter fehlen. Sicherlich sind aber eine ganze Anzahl von Gemeindemitgliedern im Besitz von aufgesparten Christbaumkerzen. Wenn jeder Besitzer eine Kerze stiften möchte oder zwei, dann wäre vielen Menschen eine große Freude bereitet. Und das Opfer wäre doch nur klein. Gerne und sei dankbar würde ich an den beiden kommenden Adventssonntagen nachmittags solche Kerzen der Liebe entgegen. Superintendent Schlapp.
51. Kalenderwoche
Der aufgestellte Etat der Sparkassenverwaltung für das Rechnungsjahr 1918 wird in Einnahme und Ausgabe auf 110000 Mark festgesetzt und genehmigt. Das Repräsentanten- Kollegium hat beschlossen mit 5 gegen 4 Stimmen vorläufig nicht in den Verkauf eines in der Nähe der früheren Meyerschen Ziegelei belegenen städtischen Gartens zu willigen, er wird vielmehr zum öffentlichen Aufgebot gebracht.
Bürgerschaftliches Kollegium. Unter dem Vorsitz des Vorstehers, Kaufmann Waberg wurde eine Sitzung abgehalten, bei der je drei Kandidaten aufgestellt wurden für die ausscheidenden Präsentanten Giertz und Hückstädt. Es wurden aufgestellt: a) Gutsbesitzer Wilhelm Giertz, Ackerbürger Wilh. Kroos und Ackerbürger Gustav Malling: b) Ackerbürger Albert Hückstädt, Müllermeister Fritz Ohlas und Ackerbürger Wilhelm Ohl. Als Deputierte bei der Wahl wurden die Repräsentanten Löding und Diekelmann, als Ersatzmann Repräsentant Jülich bestimmt. Repräsentant Jacobi wurde zum Mitglied der Promenaden- und Anlagendeputation und der Elektrizitätskommission, Prozessagent Martens sowie die Kaufleute Davidsohn, Waberg und Kasten zu Mitgliedern der Servisdeputation, Sattlermeister Krohn und Schuhmachermeister Dettmann zu deren Stellvertretern, die Repräsentanten Breese und Jakobi zu Mitgliedern der Armenpflegedeputation, die Kaufleute Waberg, Brüdgam, Horst und Heiden zu Mitgliedern der Sparkassendeputation, die Kaufleute Rossow, Blohm und Sattlermeister Krohn zu Mitgliedern der Urkunden-Prüfungskommission gewählt.
Verkürzung des Gottesdienstes. Im Kreis Grimmen haben die Kirchen leider keine Kohlen zugewiesen erhalten. Sie können daher nicht geheizt werden. Der hiesige Gemeinde- Kirchenrat hat daher beschlossen, dass in den kältesten Monaten der Gottesdienst abgekürzt wird. Durch Kürzung der Predigt und Liturgie wird die Dauer etwa ¾ Stunde nicht überschreiten. Hoffentlich wird durch diese Maßnahme erreicht, dass der Kirchenbesuch auch in der kalten Zeit nicht nachlässt. Es ist ja auch noch gar nicht so lange her, dass geheizte Kirchen zu den Seltenheiten gehörten. Man zog sich entsprechend wärmer an und hielt es so auch in ungeheizter Kirche aus.
Gewerbeverein. Der hiesige Gewerbeverein hielt im „Deutschen Hause“ seine diesjährige Hauptversammlung ab. Nach der Rechnungslegung beträgt die Einnahme 187,14 Mark, die Ausgabe 121,13 Mark, so dass ein Kassenbestand von 66,01 Mark verbleibt. Der Verein besitzt außerdem noch ein Guthaben von 304,12 Mark. Das Gesamtvermögen beträgt 370,13 Mark. Die Bücherei befindet sich in gutem Zustand. Sie besteht aus 473 Bänden und wurden im Berichtsjahr 215 Bücher entliehen. Außerdem stehen den Mitgliedern noch 105 Bände der Wanderbibliothek zur Verfügung, welche in 119 Fällen benutzt wurden. Bei der Vorstandswahl wurden die Herren Pastor Fischer, zum Vorsitzenden, Kreisbaumeister a. d. Krenzien, zum Stellvertreter gewählt.
Abkürzung der dreimonatigen Haltefrist für Hausschlachtungsschweine. Viele Besitzer eines zur Hausschlachtung zugelassenen Schweins glauben trotz vorliegenden Futtermangels unter allen Umständen die Ausschlachtung erst nach der dreimonatigen Frist vornehmen zu dürfen. Es sei deshalb darauf hingewiesen, dass die Landeszentralbehörden von dieser Haltungs- und Mästungspflicht Ausnahmen zulassen können. Da die schleunige Vornahme der Hausschlachtungen, deren überwiegende Zahl vor Weihnachten stattfindet, namentlich bei Mangel oder gar Fehlen erlaubten Schweinefutters gar unumgänglich notwendig ist und von den Kommunalverbänden gefordert werden muss, so hat der Staatsekretär des Kriegsernährungsamtes die Landeszentralbehörden ersucht, von der ihnen übertragenen Befugnis, Ausnahmen von der Haltefrist zuzulassen, Gebrauch zu machen und diese Befugnis den Kommunalverbänden für alle Hausschlachtungen zu übertragen, in denen die Schlachtung eines Hausschlachtungsschweins üblich gewesen ist.
Der im Hotel „Deutsches Haus“ angeblich erkrankte und kurz darauf verstorbene Kutscher Buck aus Hankenhagen sollte nach einer späteren Zeitungsnotiz nicht eines natürlichen Todes gestorben sein. Diese Ansicht trifft, wie wir aus sicherer Quelle erfahren, zu. Buck hat tatsächlich durch eine Schussverletzung das Leben eingebüßt. Als Täter ist der bedienstete 16jährige Hausdiener Wilhelm Streufert festgestellt worden. Er hat inzwischen eingeräumt, Buck beim Zeigen eines Revolvers fahrlässig durch einen Schuss verletzt zu haben. Es war notwendig diesen Fall aufzuklären, da einem Unbeteiligten bereits ein Strick gedreht wurde.
Städtische Kollegien. In der am Sonnabend im Rathaus abgehaltenen gemeinschaftlichen Sitzung wurden die neu gewählten Bürger-Repräsentanten, Müllermeister Fritz Ohls und Ackerbürger Wilhelm Kroos durch den Bürgermeister Rueckert nach Vorschrift des Stadtrezesses verpflichtet und in ihr Amt eingeführt. - Auf Veranlassung der kgl. Regierung zu Stralsund wurde nach Anhörung der Schuldeputation beschlossen, eine Lehrerstelle in eine Lehrerinnenstelle umzuwandeln. - Dem Viehhändler Max Hartig wird der Zuschlag für sein Höchstgebot von 425 Mark für einen Garten in der Nähe der früheren Meyer´schen Ziegelei erteilt. - Zur Unterstützung der Familien zur Fahne einberufener Mannschaften wird ein weiterer Betrag von 10000 Mark zur Verfügung gestellt.
Nach eingehender Besprechung beschließen beide Kollegen, den städtischen Beamten vom Oktober des Jahres ab, nehmen den bisherigen Teuerungszulagen auch eine solche nach den Bestimmungen für Staatsbeamte zu gewähren. Außerhalb der Tagesordnung wurde beschlossen, das Gehalt des Elektrizitätsmeisters Storbeck bis auf weiteres bestehen zu lassen.
Von der Schule. Der Magistrat wählte in der letzten Sitzung den Lehrer Prieß, früher in Abtshagen, jetzt in Barth wohnhaft, zum Lehrer an der hiesigen Mittelschule. Ferner soll für die neu errichtete Stelle einer Lehrerin an der Mädchenschule, die seit längerer Zeit an derselben aushilfsweise beschäftigte Lehrerin, Fräulein Vogel, vorgeschlagen werden.
Grundstücksverkauf. Das den Dau´schen Erben gehörige Wohnhausgrundstück, Knochstr. 385, mit dazu gehöriger Erbenabfindung ist an den Ackerbürger E. Vahl, hierselbst, verkauft worden. Der Kaufpreis beträgt 4000 Mark. Die Übergabe erfolgt am 1. Oktober 1918.
Das Eiserne Kreuz 2. Klasse erhielten der Husar Max Jabusch, der Landwehrmann Wilhelm Kluth und der Grenadier Max Scharlau aus Grimmen.
Der Amtsrichter Doktor Braun hier selbst ist zum Amtsgerichtsrat ernannt.
Am Sonntagnachmittag feierte der hiesige Stenographen-Verein im Vereinslokal seine Weihnachtsfeier. Als Geschenke wurden nützliche Gegenstände verlost, die zum größten Teil dauernden Wert besitzen und auch einem einfachen Geschmack gerecht wurden. Besonders verschönt wurde die Feier durch den blinden Rezitator Beuci aus Demmin, dessen Vorträge aus Reuters, Bandlows und Tarnows Dichtungen viel zu einer frohen Stimmung beitrugen.
Von der hiesigen Hilfsdienststelle wird uns mitgeteilt, dass die neuen Bestimmungen über den Vaterländischen Hilfsdienst vielfach nicht die genügende Beachtung finden. Wir machen unsere Leser darauf aufmerksam, dass jetzt alle männlichen Deutschen, die nach dem 31. März 1858 geboren sind und das 17. Lebensjahr vollendet haben, meldepflichtig sind, soweit sie nicht zum aktiven Heer oder der aktiven Marine gehören. Dazu gehören auch die Arbeiter aus der Land- und Forstwirtschaft und einzelnen kriegswirtschaftlichen Betrieben, die bisher von der Meldepflicht befreit waren.
Der Evangelische Arbeiterverein hielt im Lokal des Herrn Drake eine außerordentliche Generalversammlung ab. Der Vorsitzende gab von einem Schreiben des Nordostbundes Evangelischer Arbeitervereine Kenntnis, wonach die Anforderungen an die Sterbekasse während der Kriegszeit auf das doppelte gestiegen sind. Es wurde beschlossen, den Monatsbetrag vom 1. Januar 1918 ab für jedes Mitglied um 10 Pfennig zu erhöhen. – Von einer Feier des 25jährigen Bestehens des Vereins wurde Abstand genommen.
Während des Weihnachtsverkehrs werden auf den größeren Bahnhöfen in der Zeit vom 22. Dezember bis 2. Januar einschließlich Karten zum Betreten des Bahnsteiges (Bahnsteigkarten) nicht ausgegeben. Des Weihnachtfestes wegen erscheint die nächste Nummer unseres Blattes am 28. Dezember.
Am Freitag den 28. Dezember gibt die Berliner Theatergesellschaft Herrtwich hier wieder ein Gastspiel. Zur Aufführung gelangt die über aus lustige Operette „Die schöne vom Strand“ mit der Musik von Victor Holländer, den berühmten Hauskomponisten des Berliner Metropol-Theaters. Über 100 Aufführungen am Berliner Künstlertheater und weitere 192 Aufführungen am Residenztheater sind die beste Beweiskraft für die Volkstümlichkeit und Zugkraft dieses Schlagers. Bei dem guten Ruf, den sich diese vorzügliche Gesellschaft hier erworben hat und in Verbindung mit dieser überaus zugkräftigen Operette, dürfte der Besuch ein überaus starker werden, so dass es ratsam erscheint, sich Plätze, besonders die besseren, rechtzeitig zu sichern.
52. Kalenderwoche
Ein großer Mangel an kleinen Gewichten macht sich seit einigen Monaten im Geschäftsverkehr unangenehm bemerkbar. Messing, das Material, aus dem die Gewichte von 500 g abwärts früher meist hergestellt wurden, ist seit vielen Monaten beschlagnahmt und wird für diese Zwecke nicht freigegeben, so dass die Gewichtefabrikation seitdem gänzlich ruht. Durch die Rationierung der meisten Lebensmittel und durch die kleinen Mengen zum Beispiel von Butter, Fett, Teigwaren und so weiter, die auf je eine Karte entfallen, hat sich der Bedarf an Gewichtssätzen und einzelnen Ergänzungsgewichten (für verloren gegangene) erheblich vermehrt, ohne Deckung zu finden. Dieser Mangel an kleinen Gewichten erschwert und verzögert in vielen Lebensmittelgeschäften die Bedienung der Kundschaft. Es wird zwar schon seit einigen Monaten von der Anfertigung von Ersatzgewichten gesprochen, zumal die Beschlagnahme aller im Gebrauch befindlichen Messinggewichte von Kriegsamte beschlossen worden ist, aber auf dem Markt ist bis jetzt noch kein Grammstück gekommen.
Bekanntmachung. Diejenigen Einwohner hiesiger Stadt. Die auch in diesem Jahr die üblichen Neujahrsglückwünsche abzulösen wünschen, werden gebeten, etwaige Spenden für die Angehörigen der Kriegsteilnehmer auf unserer Ratskanzlei einzuzahlen. Die Namen der Spender werde ich durch das Kreis-Wochenblatt bekannt machen. Der Bürgermeister. Rückert
Der pommersche Viehhandelsverband wird vom 1. Januar 1918 ab die Zahlung für geliefertes Schlachtvieh selbst in die Hand nehmen und nicht mehr wie bisher durch Aufkäufer erfolgen lassen. Die Zahlung erfolgt bargeldlos an einer vom Viehhalter anzugebenden Kasse, die der Aufkäufer auf die Kaufanzeige zu schreiben verpflichtet ist. Kein Viehhalter versäume, sich bei einer Genossenschaftskasse, einer Spar- und Darlehenskasse, einer Bank oder Kreissparkasse ein Konto einzurichten, auf das der Betrag angewiesen wird. Zur Stärkung unserer Kriegsrüstung muss der Zahlungsverkehr ohne bares Geld erfolgen. Jeder Pfennig, der durch Banküberweisung bezahlt wird, trägt Zinsen und hilft die Reichsbank zu stärken. Pommerscher Viehhandelsverband
Nach dreijähriger Ungewissheit wurde mir die schmerzliche Nachricht überbracht, dass mein lieber Mann und unser guter Vater, der Reservist Max Bressen im Alter von 31 Jahren den Heldentod fürs Vaterland erlitten hat. Dies zeigen tief betrübten Herzens an Auguste Bressen, Greta und Robert Bressen. Grimmen im Dezember 1917.
Für die Pachtgebote auf städtische Ländereien werden folgende Zuschläge erteilt: Dem Spediteur H. Breese, für eine Parzelle ca. 1 ½ Morgen groß, für ein Gebot von 91 Mark, bisher 21 M., dem Ackerbürger H. Diekelmann, für eine Parzelle ca. 20 Morgen groß, für ein Gebot von 705 Mark, bisher 148 Mark, dem Ackerbürger A. Diekelmann für ein Parzelle ca. 10 Morgen groß, für ein Gebot von 415 Mark, bisher 136 Mark, wird der Zuschlag auf die von ihnen abgegebenen Höchstgebote erteilt
Bekanntmachung betreffend die Entrichtung des Warenumsatzstempels für das Kalenderjahr 1917. Auf Grund der Ausführungsbestimmungen zum Reichsstempelgesetz werden die zur Abgabe verpflichteten gewerbetreibenden Personen und Gesellschaften in der Stadt Grimmen aufgefordert den gesamten Betrag ihres Warenumsatzes im Kalenderjahr 1917 bis spätestens Ende des Monats Januar 1918 der Städtischen Steuerkasse schriftlich oder mündlich anzumelden und die Abgabe gleichzeitig mit der Meldung einzuzahlen. Der Magistrat.